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Fundi-Debatte

ChristlicheFundamentalismus  im  Fokus:  Theologische  Beiträge,  Perspektiven  und  Analysen
Christ

​​Copyright Thomas Plaßmann​

Die Beiträge von Werkstattgespräche Theologie beleuchten das Thema des christlichen Fundamentalismus, jeweils beginnend mit progressiven bis hin zu konservativen Perspektiven. Die Überschriften im oberen grünen Feld ordne ich der theologischen Triage zu, die Unterpunkte über dem ersten Bild hingegen als bedeutsam. ​ > Literaturverzeichnis

"In der Öffentlichkeit redet man vom Fundamentalismus erst seit etwa Ende der siebziger Jahre. … Ursprünglich wurde der Begriff »Fundamentalismus« im bejahenden Sinne von Leuten verwandt, die sich selber Fundamentalisten nannten. Sie prägten das Wort im Jahre 1910 in den USA, um damit ihre eigene Form von christlicher Gläubigkeit zu kennzeichnen. 

Der polemische Gebrauch des Wortes »Fundamentalismus« wiederum hatte ursprünglich nichts mit dem zu tun, was man heute unter »Fundamentalismus« versteht; er bezog sich nicht auf die beiden Bereiche, in denen man ihn heute meist ansiedelt: auf Religion und Politik, sondern auf die Wissenschaftstheorie und geht auf Hans Albert zurück, einen Vertreter der philosophischen Schule des Kritischen Rationalismus.

Albert verstand unter Fundamentalisten Philosophen, die seinen radikalen Skeptizismus in Bezug auf endgültige Wahrheitserkenntnis nicht teilten und die im Gegensatz zu ihm behaupteten, es dürfe für jeden Erkenntnisbereich nur eine wahre Theorie geben.

Inzwischen hat sich das negative Vorzeichen für das Wort »Fundamentalismus« weitgehend durchgesetzt. Heute benutzt man den Begriff hauptsächlich als (aggressiv oder ironisch gehandhabte) geistige Keule, die man seinen Gegnern um die Ohren schlägt, entweder um sie wegen ihrer vermeintlichen Rückständigkeit lächerlich zu machen oder um ihre angebliche Gefährlichkeit zu kennzeichnen.

Dabei operiert man oftmals mit bloßen äußerlichen Analogien. Auf diese Weise ist zum Beispiel der Begriff »islamischer Fundamentalismus« in die Welt gesetzt worden, wobei man von gewissen angeblichen Gemeinsamkeiten zum amerikanischen Fundamentalismus ausging, obwohl dem sorgfältigen Beobachter eher die Unterschiede ins Auge springen. …

Angesichts der Tatsache, dass man inzwischen bereits vom christlichen, islamischen, zionistischen, hinduistischen, marxistischen, ökologischen und nationalistischen Fundamentalismus spricht, wobei sich diese Aufzählung ohne Schwierigkeit noch weiter vervollständigen ließe, fragte auch er [Thomas Meyer, Politikwissenschaftler] sich, ob diese verschiedenartigen Richtungen mit völlig unterschiedlichen Lebensformen, Zielsetzungen und inneren Gewissheiten, »Junge und Alte, Bauern, verelendete Slumbewohner, Intellektuelle und prosperierende Bürgerkinder, die nichts zu verbinden scheint als die äußere Zeit ihres Lebens, Gebildete und Ungebildete in den entlegensten Orten der Erde«, wirklich ein gemeinsames Fundament besitzen, das es rechtfertigt, auf sie alle den einen Oberbegriff »Fundamentalismus« anzuwenden.

Dass Meyer dennoch an der These von einer inneren Gemeinsamkeit aller Fundamentalisten festhält, hängt damit zusammen, dass er hinter allen diesen unterschiedlichen Formen dennoch eine sie verbindende Grundlage zu sehen meinte: einen antiaufklärerischen Impuls im Sinne eines Antimodernismus.

Tatsächlich spielt dieser bei der Entstehung des Fundamentalismus eine wesentliche Rolle, ja er ist sogar ein Angelpunkt des Problems. Aber er geht darin nicht auf. Auch Gandhi war zum Beispiel ein Antimodernist, ohne dass man ihn deswegen als Fundamentalisten bezeichnen könnte. …

Daher ist es präziser zu sagen, Fundamentalismus ist nicht nur Kampf gegen die Moderne, sondern zugleich eines ihrer typischen Gesichter: Beide stehen sich durch die Entwurzelung ihrer Vertreter und durch deren Verdrängung ihrer Zweifel und durch ihre Hilflosigkeit gegenüber scheinbar unlösbaren Problemen sehr viel näher, als das die einen und die anderen wahrhaben wollen."

Dr. Werner Huth, Facharzt für Psychiatrie u. Neurologie, Psychoanalytiker, 1973-1991 Lehrbeauftragter an der Münchner Hochschule für Philosophie.

​​Huth, W. (1995). Flucht in die Gewissheit: Fundamentalismus und Moderne (S. 26–27, 33–34). Claudius-Verlag. 

"Der Begriff Fundamentalismus diente ursprünglich als Selbstbezeichnung einer Bewegung, die sich in den 70er Jahren des 19. Jh. als Zusammenschluss prot.-konservativer Gruppen in den USA formierte und sich 1919 zur »World’s Christian Fundamentals Association« vereinigte.
Von Fundamentalismus ist schriftlich zum ersten Mal die Rede im Titel einer Schriftenreihe, die von 1909-1915 in den USA unter dem Titel »The Fundamentals - A Testimony to the Truth« erschien.

Unter Berufung auf die Verbalinspiration und absolute Irrtumslosigkeit der Hl. Schrift verstanden sich diese nordamerikanischen-protestantische Fundamentalisten als offensive Gegenbewegung zu Liberalismus und Modernisierung, die auch die prot.-christliche Welt ergriffen hatten. … Seine Lehren, »die fünf Fundamente« 


Irrtumslosigkeit der Bibel, -
Jungfrauengeburt, Gottheit Jesu Christi, 
stellvertretendes Sühneopfer und
leibliche Auferstehung und
Wiederkunft Christi [Parusie],

werden - insbesondere, weil sie biblischen Vorstellungs- und Darstellungsformen wörtlich entsprechen - aus der traditionellen Lehrbildung herausgegriffen, ohne dass der theologische Zusammenhang beachtet wird …

Eine genaue Beschreibung des Fundamentalismus in den prot. Kirchen wird dadurch erschwert, dass die Zuordnungen dabei durcheinandergehen. Häufig wird »fundamentalistisch« mit den Bezeichnungen »evangelikal«, »pietistisch«, »biblizistisch«, »bibeltreu« oder »konservativ« gleichgesetzt. Wenigstens eine grobe Abgrenzung wäre hier vonnöten.

Unbestreitbar gibt es zw. Fundamentalisten, Evangelikalen und Pietisten einige Gemeinsamkeiten: v.a. die grundlegende Bedeutung der Schrift und die persönliche Frömmigkeit.
Gemeinsam ist allen drei Gruppierungen bis heute der Kampf gegen liberale theologischen Strömungen. Hier spielt bes. die Auseinandersetzung mit der seit der Aufklärung in der protestantischen Theologie vorherrschenden historisch-kritische Exegese eine entscheidende Rolle:

Es wird die buchstäbliche Irrtumslosigkeit der Schrift behauptet (Verbalinspiration), mit Ausnahme der Textkritik die wissenschaftlichen Methoden der Auslegung der Schrift verworfen, die Forderung nach Hermeneutik im Umgang mit einem geschichtlichen Text verneint.

Das wohl bekannteste Ergebnis dieses fundamentalistischen Schriftlesens ist der sogenannte »Kreationismus«: das unbedingte und wortwörtliche Festhalten an der biblischen Schöpfungsgeschichte und zugleich das strikte Ablehnen jeder Form einer Theorie der Evolution, sei es im Sinne Ch. R. Darwins oder einer seiner Nachdenker."

Religion in Geschichte und Gegenwart - RGG 4 | Prof. Dr. Gottfried Küenzlen | PD Dr. Joachim Zehner | Katinka Lutze M.A. | Prof. Dr. Bernhard Dressler.

 

​Küenzlen, G., Zehner, J., Lutze, K., & Dressler, B. (2000). Fundamentalismus. In H. D. Betz, D. S. Browning, B. Janowski, & E. Jüngel (Hrsg.), Religion in Geschichte und Gegenwart: Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft (4. Aufl., Bd. 3, S. 414 ff.). Mohr Siebeck. 

Fundi-Begriff

Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG 4)

 

 


"„Fundamentalismus“ ist eine der großen Herausforderungen der modernen Welt und zugleich einer der am häufigsten missbrauchten Begriffe der Gegenwart.

Ein schillerndes Phänomen, aber alles andere als eine bloße Schimäre. Höchst real in Geist und Motivation rücksichtsloser Kollektive, die im Namen ihrer selbsterkorenen Gewissheiten strafen, unterwerfen, herrschen und töten, nicht selten aber auch von den jeweiligen Benutzern des Begriffs nach Belieben zur vernichtenden Etikettierung missliebiger Ideen, Personen oder Gruppen verwandt.

Der Begriff ist also mit Vorsicht zu genießen. Er klärt oder rüttelt auf, wo er am Platze ist, aber vernebelt und verwirrt, wo er als bloße Diffamierungswaffe eingesetzt wird. Folglich kann er, um Missbrauch zu vermeiden, nicht einfach zu den Akten gelegt werden. ...

Fundamentalismus, im wohlverstandenen Sinne, ist im Grunde ein Paradox. Er will in der modernen Welt mit den Mitteln der modernen Kultur, Wissenschaft, Technologie und Waffenarsenale, sowie Massenorganisation und -kommunikation, die Normen und Orientierungen, die der modernen Kultur und all diesen Errungenschaften zugrunde liegen, radikal aus der Welt schaffen.

Sein Auftreten in den öffentlichen Arenen der Welt lässt sein Hauptkennzeichen deutlich werden. Es handelt sich bei ihm gerade nicht primär um eine religiöse Lebensform, sondern um eine politische Ideologie, die auf die Rechtfertigung eigener Macht und Herrschaft im öffentlichen Raum gerichtet ist.

Der Bezug des Fundamentalismus zur Religion besteht vor allem darin, dass er sich ihrer nach Belieben zur Rechtfertigung seiner Vormachtsansprüche über die Lebenswelt und das Gemeinschaftsleben bedient. ... (S. 7)

Er ist aber, um dieses verbreitete Missverständnis von vornherein zu zerstreuen, keineswegs identisch mit der Rückkehr des Bedürfnisses nach Religion ins private und öffentliche Leben überhaupt, denn dieses kann viele, vor allem auch rechtsstaatlich-demokratische Formen annehmen. Er ist vielmehr eine sehr spezielle Form ins öffentliche Leben gewendeter absoluter Heilsgewissheit. (S. 9)

Tatsächlich hat sich auch gezeigt, dass fundamentalistische Strömungen unter geeigneten Bedingungen in allen Kulturen der Welt entstehen und mächtige politische Energien freisetzen können.

Den protestantischen Fundamentalismus in den USA, den Hindu-Fundamentalismus in Indien, den evangelikalen Fundamentalismus im ehedem katholischen Guatemala, den jüdischen Siedler-Fundamentalismus in Israel, den buddhistischen Fundamentalismus in Sri Lanka, den islamischen Fundamentalismus im Iran oder in Algerien, den konfuzianischen Fundamentalismus in Südasien, den römisch-katholischen Fundamentalismus in Europa und den USA, um mit den maßgeblichsten Fällen die unbegrenzte kulturelle Bandbreite sichtbar zu machen (S. 16)

In der Sache hat es Fundamentalismus seit dem Beginn der kulturellen Modernisierung als deren immanenten Gegenimpuls schon immer gegeben.

Das Wort trat zuerst im Zusammenhang mit einer religiösen Schriftenreihe in Erscheinung, die in den Jahren 1910 bis 1915 in den USA unter dem Titel „The Fundamentals“ erschien. Sie trug den kennzeichnenden Titel „A Testimony to Truth“ - Ein Zeugnis der Wahrheit .

1919 gründeten die protestantischen Christen, die die Reihe herausgegeben hatten, eine weltweit tätige Organisation, die „World's Christian Fundamentals Association“. Damit war die Bezeichnung „Fundamentalismus“ für diese Art christlicher Glaubensüberzeugung geprägt und hat sich zunächst für sie im allgemeinen und im wissenschaftlichen Sprachgebrauch durchgesetzt.

Allmählich wurde sie auch auf andere Ideologien und Bewegungen zunächst im Katholizismus und dann in anderen Kulturbereichen bezogen, wenn sie die charakteristischen Merkmale teilten. (S. 17)

Dieses Gründungsdokument des modernen protestantischen Fundamentalismus war vor allem gegen die historisch-kritische Bibelauslegung gerichtet, die sich seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa und Amerika ausbreitete." (S. 18)

Prof. Dr. Thomas Meyer, Prof. em. für Politikwissenschaft, Technische Universität Dortmund.

 

Meyer, T. (2011, Juli 15). Was ist Fundamentalismus? Eine Einführung (S. 7, 9, 16–18). VS Verlag für Sozialwissenschaften.

​Julian Nida-Rümelin. Thomas Meyer. Gert Heidenreich. Frankfurter Buchmesse (Oktober 2009)

"Soweit man von einer fundamentalistischen Theologie sprechen kann, handelt es sich in den Grundzügen um die Behauptung reformatorischer Tradition in ihrer altprotestantischorthodoxen Gestalt.
Dabei treten allerdings in weiten Bereichen vor allem des angelsächsischen Fundamentalismus die innerprotestantischen konfessionellen Unterscheidungen zurück; soweit der Fundamentalismus von der Erweckungsbewegung her bestimmt ist, hat er keinen betont konfessionalistischen Charakter, verhält sich allerdings der ökumenischen Bewegung gegenüber ablehnend.


Alles Gewicht fällt auf einige Brennpunkte, die als elementare Glaubenswahrheiten verstanden werden und in deren unbedingter Bejahung der Prüfstein echten Glaubens gesehen wird. Die fundamentalistische Bewegung hat eine Reihe von Erklärungen hervorgebracht, in denen solche „Essentials“ aufgezählt werden, an ihrer Spitze das sog. Niagara Creed von 1878, eine ziemlich ausführliche bekenntnisartige Formulierung, in der die Niagara Conference (USA) sich über ihre Basis verständigte (abgedruckt bei Sandeen im Appendix).

Solche Erklärungen stimmen nicht in allen Einzelheiten überein (das Niagara Creed z. B. enthält einen eschatologischen Artikel mit einer chiliastischen Färbung, die nicht zum Allgemeingut des Fundamentalismus gehört). … Gemeinsam ist aber die Nennung etwa folgender unabdingbarer Glaubenswahrheiten:


die Trinität; die wahre Gottheit Jesu Christi; seine jungfräuliche Geburt;
die Versöhnung durch sein Blut;
seine leibliche Auferstehung;
seine ebenso leibhaftig zu erwartende Wiederkunft auf diese Erde zum Gericht"


Theologische Realenzyklopädie (TRE) | Prof. Dr. Wilfried Joest, 1956-1981 Prof. für Systematische Theologie an der Universität Erlangen-Nürnberg.

 

Joest, W. (1983, Oktober). Fundamentalismus. 3. Zur Theologie. In Theologische Realenzyklopädie TRE (Band 11, S. 732 ff.). Berlin, New York: Walter de Gruyter. TRE Online, 2010.

Theologische Realenzyklopädie (TRE)

"Um von Fundamentalismus im engeren Sinn des Wortes sprechen zu können, reicht das Motiv der Verbalinspiriertheit und Unfehlbarkeit der Heiligen Schrift als Definitionskriterium noch nicht aus.
Es müssen weitere Motive hinzukommen: die konservative politische Gesinnung und der Wille, religiös begründete Überzeugungen auch politisch durchsetzen zu wollen, also die Verbindung von Politik und Religion.

Der christliche Fundamentalismus in diesem engeren Sinn ist in Europa kein politisch einflussreicher Faktor. Hier stellen sich fundamentalistische Strömungen in ihren protestantischen oder katholischen Spielarten vor allem als kirchenpolitische, seelsorgerliche und ökumenische Herausforderung dar. …


Der Bibelfundamentalismus meint dem Streit um die rechte Auslegung der Bibel entfliehen zu können, indem er die Bibel gleichsam ins Credo mit aufnimmt und sagt: „Wir glauben an die Bibel als das von Gott gegebene ,irrtumslose' und unfehlbare' Wort Gottes." …

Die Bibel wird missverstanden, wenn ihr Charakter als Glaubenszeugnis verleugnet wird. In ihr lässt sich kein Vorrat unfehlbarer Fakten finden: zur Welterschaffung, zum Endzeitablauf, zur Strategie, Krankheiten schnell und wirksam zu heilen.


Fundamentalistische Strömungen verleugnen christliche Freiheit und sind von der Angst bestimmt, das Fundament christlicher Glaubensgewissheit könnte durch die Offenheit gegenüber moderner Wissenschaft und die Einsicht in die Geschichtlichkeit der christlichen Wahrheitsgewissheit ins Wanken geraten
Man kann sich bemühen, den Fundamentalismus als Antwortversuch auf die Vergewisserungssehnsucht des Menschen in komplexen, unübersichtlichen Lebenskontexten zu verstehen. Dieser Versuch ist jedoch erfolglos. Glaubensgewissheit ist ein unverdientes Geschenk und menschlicher Verfügung entzogen."


Dr. Reinhard Hempelmann, seit 2003 Lehrbeauftragter Theologische Fakultät d. Uni Leipzig, 1999-2019 Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen EZW, Berlin.​

​​Hempelmann, R. (2011, Oktober). Neue christliche Religiosität – Protestantischer Fundamentalismus. In R. Hempelmann u. a. (Hrsg.), Quellentexte zur neuen Religiosität (EZW-Texte 215, S. 88–90). Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen.​

​Dr. Reinhard Hempelmann (2012)

 

 


"Religionen können Gewalt hervorrufen und legitimieren. Und sie können vor Gewalt warnen. Dazu sind alle Religionen in der Lage. Dazu ist der Islam in der Lage, aber das Christentum auch. Der große Bernhard von Clairvaux hat im zwölften Jahrhundert zu Kreuzzügen aufgerufen, und er hat seine Gefolgsleute angestachelt mit der Parole: Gott will es! Das hat es auch bei bedeutenden Christen gegeben.

Nur, eines muss ich sagen: Wir haben unsere Lektion gelernt. Die furchtbaren Gewaltausbrüche im Mittelalter haben dazu geführt, dass wir gesagt haben, Gewalt und Religion gehen nicht zusammen, und da kam es in unserem Land am Ende zur Trennung von Staat und Kirche, damit die Kirchen nicht mehr die staatliche Gewalt zur Durchsetzung ihrer Interessen nutzen können. Die Lektion haben wir gelernt.

Das ist in islamischen Ländern anders. Eine christliche Republik Deutschland wäre undenkbar. Eine islamische Republik Iran gibt es aber! Da sind die Entwicklungen sehr unterschiedlich verlaufen.

Da, wo ein Glaube fundamentalistisch verstanden und gelebt wird, hat er eine Tendenz zur Gewalt, Weil es in allen heiligen Büchern, auch in der Bibel, Passagen gibt, die Gewalt legitimieren. Und die werden von Fundamentalisten als Selbstermächtigung genutzt, um andere mit Gewalt zu überziehen."

Dr. h.c. Nikolaus Schneider, 2010-2014 Ratsvorsitzender der EKD, 2003-2013 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

​Schneider, N. (2010, Oktober 17). „Tacheles“ - die Talkshow der evangelischen Kirche: Marktkirche Hannover, Streit über Religion und Gewalt: Von Diskriminierung und Fundamentalismus. Phoenix. Abgerufen 2010, von tacheles.tv/streit-um-religion-und-gewalt.php

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"Fundamentalismus ist keine wertfreie Beschreibung. Wer Fundamentalismus sagt, möchte die Alarmanlagen seiner Hörer anschlagen lassen. 


Natürlich kann man sagen, dass Idealtypen wie fundamentalistisch, modern oder postmodern in der soziologischen Betrachtung neutral verwendet werden, nicht abwertend oder verurteilend, sondern beobachtend und beschreibend. Aber die Schwierigkeit ist offenkundig: Es ist eine typisch moderne Herangehensweise, wissenschaftliches Denken als einen eigenen Weltzugang zu verstehen, bei dem man seine Wörter so verwendet, wie man sie definiert hat.

 

In der Lebenswelt der meisten Menschen sind diese Begriffe jedoch keineswegs neutral. Prämodern klingt nach überholt und verstaubt, fundamentalistisch nach böse und gefährlich. Die öffentlichen Warnungen vor dem Fundamentalismus funktionieren nicht selten nach derselben Logik, die man „dem Fundamentalismus“ eigentlich vorwirft: hier die moderne, aufgeklärte, fortschrittliche Weltgemeinschaft – dort die bösen Fundamentalisten, die uns alle ins Unglück stürzen. So aber befördert man genau das Denken, von dem man sich eigentlich abgrenzen möchte. …

In einer Zeit, in der sich vieles auflöst und alles im Fluss ist, entsteht zwar eine neue Sehnsucht nach beständigen, unveränderlichen Wahrheiten; aber die alten Gewissheiten sind nicht einfach wieder verfügbar.

Attraktiv wird daher nun „jegliches, das eng und fest ist“. Mit seinem Bild des Schattens macht Nietzsche deutlich, wie Fundamentalismus funktioniert: Er ist eine Reaktion auf eine ungeheure Verunsicherungserfahrung. Und nun ist er radikal auf das fixiert, was er ablehnt. Er lebt nicht mehr in der fraglosen Gewissheit altehrwürdiger Tradition, sicher ist er sich vor allem in der Wut auf das, was ihn verunsichert hat. Nun lebt er gewissermaßen in permanenter Absetzung von seinem Gegner. 

Nichts ist für die Sehnsucht nach der großen Freiheit beflügelnder als die Beschäftigung mit den Ketten ehemaliger Gefangenschaft. Nichts ist für das Streben nach Sicherheit und Halt so bestärkend wie der angstvolle Blick auf die Mächte der Auflösung. Jeder Radikalismus lebt von der intensiven Beschäftigung mit seinem Gegenbild. Anfällig kann man dafür an allen Seiten des Spektrums werden: im radikalen Kampf gegen links wie gegen rechts, gegen Liberalität wie gegen Fundamentalismus. Je mehr sich eine Strömung durch die allgemeine Entwicklung der Gesellschaft an den Rand gedrückt fühlt, desto anfälliger wird sie für eine solche Radikalisierung. …

Sehr häufig führen sämtliche Versuche, fundamentalistisch denkende Menschen auszugrenzen oder lächerlich zu machen, nur dazu, dass sie sich untereinander umso enger und entschiedener zusammenschließen und in ihrem Ausschluss einen Beleg, ja einen Beweis für das Recht ihrer kritischen Sicht auf die Außenwelt sehen. …
Fundamentalismus und Relativismus sind Versuchungen, denen man auch nicht in Form ihrer Bekämpfung erliegen darf. Die Extreme stabilisieren sich gegenseitig, vor allem durch den Blick auf ihr jeweiliges Gegenbild."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2018, Mai 17). Weiterglauben: Warum man einen großen Gott nicht klein denken kann (1. Aufl.). Brendow.
 

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"Fundamentalismus-Bashing, wie es inzwischen in Gesellschaft und Kirche üblich geworden ist … hilft nicht weiter. Ohnehin ist ja klar, dass Fundamentalisten immer nur die anderen sind."

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor u. Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

Hempelmann, H. (2015, Juni 1). Warum der Bibelfundamentalismus gefährlich ist? heinzpeter-hempelmann.de. Abgerufen am 5. September 2024, von heinzpeter-hempelmann.de/wp-content/uploads/2015/06/kitavotum.pdf, S. 1.

"Der Zusammenhang zwischen neuem Atheismus und Dekonversion gehört zu den überraschenden Ergebnissen ... der Online-Befragung als auch in den Interviews ... Dabei haben wir in der Auswertung unterschieden zwischen Menschen, die einen offensiv bis aggressiven Atheismus vertreten, und denen, die durch den neuen Atheismus ihre Abkehr vom Glauben besser begründen konnten, aber keine „Aktivisten“ wurden.

 

„Aktivisten“ sind vor allem in Internetforen anzutreffen und vertreten ihren Nichtglauben auf oftmals unangemessene Art und Weise, indem sie gläubige Menschen beschimpfen und beleidigen. Sie sind Fundamentalisten und lassen Diskussion und Vielfalt im Nichtglauben ebenso wenig zu, wie es manchen fundamentalistischen Christen vorgeworfen wird."

Prof. Dr. Tobias Faix, seit 2015 Professor für Praktische Theologie - CVJM-Hochschule in Kassel.

Pfarrer Dr. Martin Hoffmann, Lehrtätigkeit für Mission/Eine Welt (Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern) in Costa Rica.

Prof. Dr. Tobias Künkler, seit 2015 Professor für Interdisziplinäre Grundlagen der Sozialen Arbeit an der CVJM-Hochschule in Kassel.


Faix, T., Hofmann, M., & Künkler, T. (2014, November 20). Warum ich nicht mehr glaube: Wenn junge Erwachsene den Glauben verlieren (3. E-Book-Auflage, 2015, S. 187 f.). SCM R. Brockhaus.

"Die Welt scheint aus den Fugen. Unsere Debatten sind hitziger geworden, unsere Ängste greifbarer. Viele sind gereizt, empört, erschöpft – oder alles auf einmal. Vor allem junge Menschen verlieren den Glauben an eine positive Zukunft. Etwas gerät ins Rutschen, den Satz liest man oft, aber er stimmt nicht: Alles rutscht seit langer Zeit.

Wir sind umzingelt von Krisen, überall Endzeitstimmung, nirgendwo ein Grund, der trägt. Die Menschen suchen Orientierung, etwas, woran sie sich festhalten können, aber da ist nichts, alles wandelt sich immer rascher.

Und eigentlich bräuchten wir eine Pause oder jemanden, der uns in den Arm nimmt, aber alles, was wir kriegen, ist schnelleres Internet."

Tobias Haberl, Buchautor, seit 2005 Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat Literaturwissenschaften in Würzburg und Großbritannien studiert.

Haberl, T. (2024, Oktober 2). Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe (1. Aufl., S. 15 f.). btb Verlag.

 


"Das Leben, das wir leben, ist überreizt – wir spüren so viel, dass wir gar nichts mehr spüren. Also suchen wir nach einem Gefühl – wir suchen in der Politik, in der Art, wie wir unseren Alltag gestalten, endlich, endlich wieder nach etwas, das wir spüren können … wie die hungrigsten Meerschweinchen überhaupt. Auch du und ich können uns da nicht rausnehmen."

Thilo Mischke, Journalist, Autor und Fernsehmoderator (ProSieben). 

Mischke, Thilo (2024, Oktober 31). Über das Grauen der Welt, radikale Christen und Wunder [Interview mit Matze Hielscher]. Hotel Matze. Abgerufen am 31. Oktober 2024 von youtube.com/watch?v=ELDv3DZvr6g (Minute 41:06 bis 41:46).

 

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Evangelikale

 

 


"prisma: Thilo Mischke, preisgekrönter Journalist mit Faible für intensive Begegnungen, war wieder auf Reisen. Seine beiden abendfüllenden Filme "ProSieben THEMA. Radikale Christen und ihr Griff nach der Macht?" (Montag, 28. Oktober, 20.15 Uhr) und "ProSieben THEMA. Forrest Trump – Amerika vor der Schicksalswahl" (Montag, 4. November, 20.15 Uhr) fragen danach, warum das radikal Konservative wieder so stark im Kommen ist.

 

prisma: Sind wir Demokratie und Liberalität überdrüssig, weil das Leben so kompliziert und anstrengend geworden ist? Weil wir Menschen nach einfachen Lösungen lechzen?

Thilo Mischke: Ja, aber nicht nur dort. Der Einfluss fundamentaler Christen wächst auch in Deutschland stetig. Das haben wir in einer großen Recherche über zwei Jahre herausgearbeitet. Es gibt zudem Querverbindungen zwischen Fundamentalen und rechten Akteuren – in Deutschland.

Aber natürlich sind wir für den Christen-Film auch in den USA. Dort kann man sehen, was geschieht, wenn Kirche und Staat nicht richtig voneinander getrennt sind. In den USA kann man sich anschauen, wie die Vision von Menschen aussieht, die Kirche und Staat wieder zusammenführen wollen. …

prisma: Kommen wir noch mal auf Ihren ersten Film über den Erfolg der Freikirchen bei den Jungen. Steht auch dahinter der Wunsch nach einfachen Lösungen?

Mischke: Er spielt auf jeden Fall eine Rolle. Jene Kirchen, die gerade großen Zulauf haben, stehen für extrem konservative Werte, traditionelle Geschlechterbilder und Rollen ein. Ihr größtes Feindbild sind Transpersonen oder uneindeutige Geschlechter. Es ist wie mit der Begeisterung für Trump. Wer verunsichert ist, sucht nach klaren, einfachen Lösungen.

prisma: Insgesamt hat man ja den Eindruck, die christliche Religion ist in Deutschland extrem auf dem Rückzug. Wie passt der Erfolg der Freikirchen dazu?

Mischke: Ich kann ihn verstehen, denn die machen vieles richtig. Wenn man mal in so einer Veranstaltung war – da gibt es viel moderne und mitreißende Musik, eine große emotionale Inszenierung, alle sind sehr zugewandt und freundlich – man fühlt sich aufgehoben. Und das Wichtigste: Man bekommt dort ein ganz einzigartiges Gefühl der Ekstase, ohne dass man dafür Alkohol oder Drogen nehmen muss. In den jungen Freikirchen finden in der Tat große Gemeinschaftserlebnisse statt.

prisma: Sie machen diese Reportagen nun schon seit vielen Jahren. Wird man auf Dauer trauriger, wenn man immer wieder zu den Krisenherden dieser Welt reist?

Mischke: Nein, man wird nur realistischer. Ich glaube, die Welt und vor allem der Mensch waren schon immer so, wie sie sich jetzt präsentieren. Mit dem Unterschied, dass es heute sehr viel mehr Menschen gibt, plus schnellere Veränderungen und Kommunikation. All das sorgt dafür, dass eine gewisse Dynamik Fahrt aufnimmt. Der Mensch an sich ist aber weder besonders gut noch besonders schlecht. Weder früher noch heute. Wir sehen heute nur mehr von beidem. Das Musikfestival nahe des Gazastreifens, das die Hamas im Oktober 2023 angegriffen hat, ist ein sehr plastisches Beispiel dafür.

prisma: Warum?

Mischke: Weil dort eine große Feier für Pazifismus, Menschlichkeit und brutaler Terror an einem Ort zusammenkamen. Eigentlich ein unfassbarer Moment.

prisma: Und das können Sie einfach so hinnehmen – als Journalist?

Mischke: Nein, kalt lassen mich solche Orte oder Recherchen, bei denen ich sehr viel Leid begegne, absolut nicht. Letztes Jahr habe ich eine Therapie begonnen. Die hilft mir sehr. Auch das letzte Buch, dass ich geschrieben habe, hat enorm geholfen. Man muss sich auf jeden Fall gut um sich kümmern. Es klingt trivial, aber ich kann es nur jedem dringend ans Herz legen: Passt gut auf euch selbst auf."

Thilo Mischke, Journalist, Autor und Fernsehmoderator (ProSieben). 

Mischke, T., & Leimann, E. (2024, Oktober 29). ProSieben-Reporter im Interview: Thilo Mischke: „Letztes Jahr habe ich eine Therapie begonnen“. Prisma. Abgerufen am 29. Oktober 2024, von prisma.de/news/stars/ProSieben-Reporter-Thilo-Mischke-Letztes-Jahr-habe-ich-eine-Therapie-begonnen,49935060
 

"Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid,

wenn ihr Liebe untereinander habt." 

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Jesus Christus (Johannes 13,35)

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"Was ist christlicher Fundamentalismus?
Zunächst haben wir es mit einem Abgrenzungsbegriff zu tun. ... Im Falle des christlichen Fundamentalismus bezieht sich dies meist auf Denk- und Glaubensrichtungen, die sich explizit auf die Bibel als Grundlage (Fundament) und wortwörtlich inspiriertes Wort Gottes berufen. ...

Viele Gläubige und Theolog*innen, insbesondere Protestant*innen, gehen mittlerweile unter dem Eindruck des wissenschaftlichen Fortschritts historisch-kritisch vor und versuchen, die Texte im Kontext ihrer Entstehung zu verstehen.

Fundamentalist*innen bevorzugen dagegen einen eher intuitiven Zugang und glauben zudem an die absolute Unfehlbarkeit der biblischen Texte in jeglicher Hinsicht. Obendrein wird die Bibel zur höchsten Instanz über alle sozialen, moralischen und politischen Fragen erhoben.

Glaubensrichtungen, die dem christlichen Fundamentalismus zugerechnet werden, bezeichnen sich selbst oft als "bibeltreu" – sie wollen damit betonen, dass sie die Bibel im Gegensatz zu anderen – in ihren Augen modernen oder liberalen – Christ*innen noch ernst nehmen. ...

Wie sieht christlicher Fundamentalismus heute aus? 

Der Begriff wird heute sowohl in der Umgangssprache als auch von Politik, Medien und Kirchenvertreter*innen zum Teil sehr ungenau verwendet und auf alle möglichen christlichen Strömungen bezogen. Meist steht dabei die Absicht im Vordergrund, die jeweiligen Ansichten zu diskreditieren. 

Häufig wird dabei nicht zwischen konservativen und fundamentalistischen christlichen Ansichten unterschieden. 
Bei konservativen Einstellungen, beispielsweise das Eintreten für traditionelle Familienwerte, das Vertreten einer Form des Kreationismus oder die Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen und praktizierter Homosexualität, handelt es sich nicht um fundamentalistische Ansichten im engeren Sinne – auch wenn Fundamentalist*innen diesen Einstellungen voraussichtlich zustimmen werden. … Die Grenzen zwischen den Glaubensansätzen sind allerdings auch oft fließend, was eine genaue Definition umso schwieriger macht."

Oliver Marquart, Redakteur, Sonntagsblatt 360 Grad Evangelisch, Evangelischer Presseverband für Bayern e.V., Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Marquart, O. (2024, November 5). Was ist christlicher Fundamentalismus? In Sonntagsblatt 360 Grad Evangelisch. Evangelischer Presseverband für Bayern e.V., Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern. Abgerufen am 13. November 2024, von sonntagsblatt.de/artikel/glaube/was-ist-christlicher-fundamentalismus

 

"Kaum jemand in Politik und Gesellschaft weiß, mit christlich-fundamentalistischem Gedankengut wirklich umzugehen … dass … auch immer mehr weltoffene Menschen aus den etablierten Kirchen austreten.
So bleiben auch in den schrumpfenden Gemeinden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zwangsläufig jene zurück, denen der Glaube eine wirklich ernste Angelegenheit ist. Auch hier verschiebt sich das Verhältnis zugunsten reaktionärer Kräfte. …​

Von den mittlerweile 1,3 Millionen Evangelikalen, die sich in der Deutschen Evangelischen Allianz sammeln, sitzen laut Angabe der EKD rund die Hälfte in den evangelischen Landeskirchen selbst, während sich der Rest auf Methodisten, Baptisten, Charismatiker, Pfingstgemeinden und andere verteilt. …

Christliche Fundamentalismus, der aus den USA zu uns herüberdringt, war eine Reaktion auf die schlüssige Beweiskraft der darwinistischen Evolutionstheorie, die das Weltbild der evangelikalen Protestanten in Bezug auf den biblischen Schöpfungsmythos tief erschüttert hatte.
Im Zuge dieser Affektreaktion schrieb die protestantisch-fundamentalistische Bewegung fünf Kernpunkte ihres Glaubens fest, die sich heute auch im Selbstverständnis der Deutschen Evangelischen Allianz finden.

Diese sind: die Irrtumslosigkeit der Bibel, die Jungfrauengeburt, das Sühneopfer sowie der Glaube an die Auferstehung und die Wiederkehr Jesu. ...

Der Übergang von einer liberalen Theologie zur Strenggläubigkeit und von einer Strenggläubigkeit zum Fundamentalismus verläuft immer fließend. Ein pauschaler Fingerzeig auf den oder die Fundamentalisten wird der Sache in den seltensten Fällen gerecht.

Will man dem christlichen Fundamentalismus ernsthaft begegnen, ist es immer besser, von fundamentalistischen Ansichten in Bezug auf einzelne Fragen der Lebensführung zu sprechen, diese argumentativ aufzuschließen und immer dann als solche zu verurteilen, wenn zum eigenen Schaden oder zum Schaden anderer an ihnen festgehalten wird.

Damit dies gelingt, brauchen wir eine freie Presse, mutige Politiker und emanzipierte öffentliche Stimmen, die christliche Alltagsfundamentalismen aus dem Tabu holen."​


Jan-Christian Petersen, Schriftsteller und Journalist. 2018 Gründer Humanistische Initiative in Schleswig-Holstein ​

​Petersen, J.-C. (2020, Juni 5). Christlicher Fundamentalismus – erkennen und benennen! Humanistischer Pressedienst (hpd.de). Abgerufen am 17. September 2024, von hpd.de/artikel/christlicher-fundamentalismus-erkennen-und-benennen-18114

"Nicht alle Evangelikalen sind Fundamentalisten. Aber alle Fundamentalisten wollen Evangelikale sein."

Andreas Malessa, Theologe, Buchautor, Hörfunkjournalist, TV-Moderator u. Worthaus Referent.


Malessa, A. (2024, Februar 14). Und das soll man glauben? In Warum ich der Bibel trotzdem vertraue (2. Aufl., S. 130). Gütersloher Verlagshaus.


"Evangelikale Gemeinden sorgen insbesondere in den Vereinigten Staaten und in Lateinamerika für Aufsehen. Aber auch in Deutschland ziehen etliche Gemeinden Christen an, die von der etablierten Kirche enttäuscht sind …

Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sind die evangelikalen Glaubensbrüder ein Ärgernis. Viele von ihnen sind, wie Pastor Wenz mit seinem Gospel Forum [Stuttgart], in unabhängigen Freikirchen organisiert. Andere entwickeln innerhalb der evangelischen Landeskirchen ein scharfes Profil, das vom protestantischen Mainstream abweicht.
Fast hilflos müssen die Bischöfe der schrumpfenden Amtskirche beobachten, wie Evangelikale in Sachen Ehe, Sex und Erziehung erfolgreich erzkonservative Werte propagieren. ...

1,3 Millionen Anhänger sind nach eigenen Angaben in einem Dachverband zusammengeschlossen, der sich Deutsche Evangelische Allianz nennt und sich als Zentralorgan der Evangelikalen versteht. Wie ihre Glaubensverwandten in den USA nehmen sie die Bibel wortwörtlich. ...

Trotzdem fällt der EKD die Auseinandersetzung mit den evangelikalen Strömungen oft schwer. Zu unterschiedlich, zu bunt sind die Gruppen am Rand des Protestantismus. Neben vermeintlichen Wunderheilern und Charismatikern nach amerikanischem Vorbild gibt es fromme Pietisten, die sich auf Erweckungsbewegungen des 19. Jahrhunderts, etwa in Baden oder am Niederrhein, berufen. Mennoniten und Baptisten gehören ebenso dazu."

DER SPIEGEL | Mareike Ahrens, Jan Friedmann, Peter Wensierski.

Ahrens, M., Friedmann, J., & Wensierski, P. (2015, Mai 15). Religion: „Böse Geister sind Realitäten“. Evangelikale Gemeinden erleben in Deutschland großen Zulauf. DER SPIEGEL, 21/2015, S. 30–32.

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"Man muss sich darüber im Klaren sein, dass der Pentekostalismus [Pfingstbewegung], also die pentekostalischen Bewegungen und die Pfingst-Kirchen, zahlenmäßig die zweitgrößte Realität in der Christenheit nach der römisch-katholischen Kirche sind. Man muss also von einer Pentekostalisierung des Christentums reden oder vielleicht sogar von einer vierten Form des christlichen Lebens: einer katholischen, einer orthodoxen, einer protestantischen und einer pentekostalischen Form."

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Kardinal Prof. Dr. Kurt Koch, Schweizer Theologe, Kurienkardinal der römisch-katholischen Kirche, 1995-2010 Bischof von Basel, 1989-1995 Professor für Dogmatik, Ethik und Liturgiewissenschaft an der Universität Luzern.

Koch, K. (2014, September 26). Ein Papst, der Türen und Herzen öffnet. Die Tagespost. Abgerufen 2014, von die-tagespost.de

 

 

"Warum handelt es sich bei den Evangelikalen heute um die weltweit zweitgrößte christliche Strömung nach dem Katholizismus?

Niemand hätte sich das vor 50 oder 60 Jahren träumen lassen. ... Die meisten (gerade auch in den Kirchen) waren sich sicher: Zukunft kann nur eine Christenheit haben, die sich für die Moderne öffnet, die das aufgeklärte Wahrheitsbewusstsein der Wissenschaften respektiert und eine politisch-gesellschaftliche Kraft für eine bessere Welt wird.

Welche Zukunft sollten da schon Grüppchen haben, denen Evangelisation und Mission über alles geht, die im Zweifelsfall lieber der Bibel glauben als der historischen Forschung? Wer wird schon Ewiggestrige ernst nehmen, die sich radikal der sexuellen Liberalisierung der 1960er-Jahre verweigern?

Aber entgegen allen Erwartungen ist keine religiöse Gruppe im letzten halben Jahrhundert dynamischer gewachsen als diese. Warum?

Die Evangelikalen waren und sind bunt. Bei aller Vielfalt sollte man aber nicht übersehen, dass es so etwas wie ein Zentrum gibt. In aller Kürze formuliert mit dem Song des Lobpreissängers Mat Redman The Heart ofWorship. Darin heißt es: It’s all about you, Jesus."

 

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

​Dietz, T. (2022, April 7). Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (1. Auflage, S. 92 f.). SCM R. Brockhaus.

 


"Während die traditionellen Kirchen Mitglieder verlieren, sind die sogenannten Evangelikalen im Aufwind. Dahinter verbirgt sich ein breites Spektrum verschiedenster Glaubensgemeinschaften wie Pfingstgemeinden, Freikirchen, Gemeinschaften der charismatischen Bewegung oder Gemeinden evangelischer Landeskirchen."

NDR, ARD | Mareike Fuchs u. Sinje Stadtlich.

Fuchs, M., & Stadtlich, S. (2014, August 4). Die Story im Ersten - Mission unter falscher Flagge: Radikale Christen in Deutschland [TV-Dokumentation]. ARD, ausgestrahlt am Montag, 4. August 2014, um 22:40 Uhr.

"Die evangelikale Bewegung, wenn man denn überhaupt von ihr sprechen will, ist vielfältig, bunt und notorisch unterschiedlicher Meinung."

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Dr. David Wengenroth, Jurist, Prädikant und IDEA-Redaktionsleiter.

Wengenroth, D. (2024, Oktober 29). Schade um den Aufwand [Film-Kritik]. IDEA. Abgerufen am 29. Oktober 2024 von idea.de/artikel/schade-um-den-aufwand

Dr. Hansjörg Hemminger. In Herder: Autorinnen und Autoren. Abgerufen am 25. Oktober 2024, von herder.de/autoren/h/hansjoerg-hemminger/

 

[Dr. Hansjörg Hemminger] "Ein Wissenschaftler reist aus einem fernen Land nach Deutschland, um den religiösen Stamm der Evangelikalen zu erforschen. Gleich zu Anfang muss er feststellen, dass der Stamm kein geschlossenes Siedlungsgebiet hat, sondern dass in Deutschland Dutzende von religiösen und unreligiösen Stämmen durcheinander wohnen. Die evangelikalen Clans siedeln zwar vorwiegend im Süden und Westen des Landes, aber auch im Osten gibt es einige Reservate. …

Ihre Religion spielt für die Clans eine große Rolle, die meisten besuchen regelmäßig die religiösen Zeremonien. Die Priester zitieren dabei ständig aus einem Heiligen Buch, auch die übrigen Stammesangehörigen haben das Buch dabei. Sie blättern während der Zeremonie darin; warum sie das tun, ist unklar. Vielleicht misstrauen sie ihren Priestern und prüfen nach, ob diese das Heilige Buch richtig zitieren. 

Viele Evangelikale suchen andere Stämme auf, um ihnen von ihrer Religion zu erzählen. Das stört diese meist nicht weiter, aber manchmal gibt es deswegen Ärger. Evangelikale lieben Musik, es wird ständig gesungen und musiziert. Einen einheitlichen Musikstil kann der Wissenschaftler aber nicht finden; jeder Clan scheint andere Vorlieben zu haben. …

So weit läuft das Forschungsprogramm gut, aber dann stößt der Wissenschaftler auf verwirrende Widersprüche. Einige evangelikale Clans sind friedlich und bei anderen Stämmen angesehen, andere liegen ihrer Religion wegen mit der Umwelt im Streit. Die friedlichen Clans sind größer und stabiler als die streitsüchtigen, Letztere spalten sich häufig. Einige Clans haben bedeutende Wissenschaftler in ihren Reihen, andere bekämpfen die Wissenschaft. 

Viele Clans sind diskussionsfreudig und die Mitglieder vertreten in Glaubensfragen verschiedene Meinungen. Die Häuptlinge haben bei ihnen nur eine begrenzte Autorität. Bei anderen Clans haben die Häuptlinge viel Macht und die Meinungen sind auffällig gleichartig. Einige Clans geraten während ihrer religiösen Zeremonien in Ekstase, pflegen die Zungenrede und manche fallen in eine rituelle Ohnmacht. Andere Clans lehnen ekstatische Zustände scharf ab und bestehen auf gesammeltem Ernst während der Zeremonie. …

Wie soll man diese vielen Widersprüche als Wissenschaftler erklären? Noch verwirrender für den Forscher ist der Umgang mit dem Heiligen Buch. … Viele Clans sagen, dass die Welt vor 6000 Jahren entstanden sei, so stünde es im Heiligen Buch. Viele andere bestreiten, dass so etwas in dem Buch steht. Der Forscher findet noch viele andere Widersprüche dieser Art. Die einfachste Erklärung dafür ist, dass die Clans verschiedene Heilige Bücher verwenden. Doch das kann der Forscher durch sorgfältige Vergleiche widerlegen, alle Heiligen Bücher stimmen bis auf sprachliche Details miteinander überein.

Er fragt sich, wie unter diesen Umständen die Einheit des Stamms aufrechterhalten wird, trotz der gegensätzlichen Sitten und Gebräuche?"

Dr. Hansjörg Hemminger, Verhaltenswissenschaftler und Autor, bis 2013 Beauftragter für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Hemminger, H. (2016, August 29). Evangelikal: von Gotteskindern und Rechthabern. Brunnen Verlag Gießen.

"Welche Geschichten werden über Evangelikale erzählt?

•  Die Gefährlichen: Evangelikale sind frauenfeindlich und homophob. Weil sie den Pluralismus der modernen Welt nicht ertragen können, ziehen sie sich in eine Parallelwelt zurück, in der sie ihre Kinder indoktrinieren. Sie fallen leicht auf Verführer und Demagogen herein und stellen daher eine Gefahr für die Demokratie dar.

•  Die Intensiv Evangelischen: Evangelikale sind die wahren Jesusnachfolger. Sie lieben Jesus und vertrauen der Bibel; und darum werden sie in der Welt verachtet und verfolgt. Sie gehen den Weg konsequenter Nachfolge, ohne Kompromisse mit dem Zeitgeist.

•  Die Ewiggestrigen: Evangelikale nehmen die Bibel wörtlich. Sie lehnen die Evolutionslehre und die modernen Bibel Wissenschaften ab. Sie verweigern sich den modernen Wissenschaften und verachten die moderne Kultur. Böse sind sie nicht, eher herzensgut, aber naiv.

•  Die Exoten: Evangelikalismus ist die Religion der der sozialen Aufsteiger. Evangelikale erleben Zeichen und Wunder. Ihr Glaube ist radikal - und darum hat er die Kraft, das Leben von Menschen zu verändern. Der Evangelikalismus ist ein Laboratorium religiöser Entdeckungen und Erfahrungen. …

Wer sich vor Evangelikalen gruseln möchte, wird Belege finden. Ebenso wie diejenigen, die sie bewundern oder verachten wollen. Es wäre eine Illusion, zeigen zu wollen, wie Evangelikale wirklich sind … Evangelikalismus ist bunt. Sehr bunt."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

​Dietz, T. (2022, April 7). Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (1. Auflage, S. 8 f.). SCM R. Brockhaus.

Angela-Merkel-Kirchentag

Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, Deutscher Evangelischer Kirchentag Stuttgart (2015)

"Deutscher Evangelischer Kirchentag in Stuttgart" by RegierungBW is licensed under CC BY-NC-ND 2.0.

 

 

"Bundeskanzlerin Angela Merkel fürchtet nicht den Islam, sondern ein zunehmendes Nachlassen des christlichen Glaubens in Deutschland. Das sagte die Kanzlerin in einem Gespräch mit Vertretern der Deutschen Evangelischen Allianz ...

Zu der Frage des Selbstverständnisses der Evangelikalen sagte Merkel, dass sie die Evangelikalen in Deutschland als besonders „intensiv evangelische Christen“ wahrnehme."

Christliches Medienmagazin pro. (2010, Oktober 27). Merkel: Evangelikale sind "intensiv evangelische Christen". Christliches Medienmagazin pro. Abgerufen am 10. September 2024, von pro-medienmagazin.de/merkel-evangelikale-sind-intensiv-evangelische-christen

"Darf ich zuerst sagen, dass ich mit diesen "Pauschalisierungen" - auf der einen Seite "DIE verfasste Kirche" auf der anderen Seite "DIE Evangelikalen" nur wenig anfangen kann? Ich glaube, das Bild ist auf beiden Seiten viel, viel differenzierter. Die Landeskirchen sind genauso wenig wie die Menschen, die der Allianz nahestehen, monolithische Blöcke. …


Wie sehr wir uns gegenseitig brauchen, werden wir zukünftig noch merken."

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Dr. Michael Diener, Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

Diener, M. (2012, Januar 18). Landeskirchen und Evangelikale kann man nicht trennen. evangelisch.de. Abgerufen am 10. September 2024, evangelisch.de/inhalte/107484/18-01-2012

 

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"Die Spannungen zwischen Landeskirchen und Evangelikalen sind heute eher zu vernachlässigen, wenn so gar nicht mehr vorhanden.

Dies liegt zum einen daran, dass sich verschiedene Gemeinden innerhalb der Evangelischen Allianz aus der landeskirchlichen Gemeinschaft zurückgezogen haben, d.h. die Mitglieder sind nicht selten samt Prediger aus der Landeskirche ausgetreten."

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Landesbischof em. Prof. Dr. Friedrich Weber,  2002-2014 Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig. 2004-2008 Lehrbeauftragter u. Honorarprofessor Kirchengeschichte, Evangelische Theologie und Religionspädagogik, TU Braunschweig.

 

Weber, F. (2009, März 7). Die Herausforderung konfessionsüberschreitender christlicher Strömungen. Vortrag zur Tagung „30 Jahre ACK Sachsen-Anhalt“ am 7. März 2009 in Magdeburg. Abgerufen am 10. September 2024, von oekumene-ack.de/fileadmin/user_upload/Predigten_Weber/Vortrag_Konfessionsueberschreitende_Stroemungen.pdf, S. 5.

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"Zwar kommt es auch ... zu massiven Konflikten zwischen liberalen und evangelikalen Christen innerhalb der Kirchgemeinden. Die meisten konservativen Christen indes sind in den von der Landeskirche unabhängigen Freikirchen «ausgelagert». Fundament des Fundamentalismus ist dort nicht die Institution Kirche, sondern eben die Heilige Schrift."

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Michael Meier, Schweizer Journalist.

 

Meier, M. (2005, Juli 13). Mit aggressiver Kulturkritik gegen die gottlose Welt. Tages-Anzeiger.

 


"Der Streit um die Bibel ist ein Streit um Jesus.

Die Konservativen halten dabei an der Jungfrauengeburt, am Opfertod, an Auferstehung und Wiederkunft Jesu Christi fest. Für Menschen mit einem schlichten Glauben sind die Deutungen dieser „Heilstatsachen", wie sie die historisch-kritische und existential-interpretierende Theologie versucht, schwer verständlich.

Für sie meint die Bibel, was sie sagt. Das wird zwar den schlicht Gläubigen nur zu oft von Ungläubigen bestritten. Daran gewöhnen sich die Kirchentreuen. Sie nehmen von dieser Seite Kritik als eine natürliche Erscheinung hin. 

Wenn aber der auf „Heilstatsachen" gründende Glaube auch von Theologen in Frage gestellt wird, weiß man nicht mehr, woran man ist.

Das kritische Rückfragen nach dem "Eigentlichen" der biblischen Botschaft wird nicht verstanden, schon weil ein abstrahierender Denkprozess nicht nachvollziehbar ist. Sie haben davor Angst und wehren sich darum heftig gegen alles, was sie in ihrem bisherigen Christenleben unsicher macht. ...


Es ist verwunderlich, dass man sich bisher die Unvermeidbarkeit des Konflikts zwischen der herrschenden Theologie und der Gemeindefrömmigkeit kaum klargemacht hat."

Pfarrer Rudolf Lindner, Evangelischer Theologe.

​​Lindner, R. (1971, März 15). Streit in der Kirche: Über Gegensätze zwischen konservativen und progressiven Kräften in der evangelischen Kirche, Information Nr. 45. Stuttgart: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, S. 5.


Dr. Michael Diener, GemeindeFerienFestival SPRING (10. April 2012)

 

"SPRING 2012 Tag 6, 4507-2.jpg" by GemeindeFerienFestival SPRING licensed CC BY-SA 2.0.

 

 

[Dr. Michael Diener] "Unsere Gesellschaft ist im Umbruch und die christlichen Kirchen auch. Total. Wir erleben Veränderungen, die so einschneidend und markant sind wie vielleicht seit der Aufklärung und dem Beginn der Industrialisierung nicht mehr. …

Die evangelikale Bewegung steht an einem Scheideweg, auch in unserem Land, und wer möchte, dass das Gute dieses Glaubensprofils in unserer Zeit und Gesellschaft fruchtbar wird, sollte mit dazu beitragen, dass Sackgassen vermieden und neue Wege gesucht werden. …

Ich bin überzeugt davon, dass die pietistische und evangelikale Bewegung nur dann aus diesen heutigen Sackgassen herauskommt, wenn sich hermeneutisch, im Ansatz des Bibelverständnisses, etwas ändert und deshalb glaubwürdige Pluralität gerade auch in ethischen und gesellschaftspolitischen Fragen einkehrt. ...

Es ist religionssoziologisch belegt, dass es in jeder Religion und Glaubensrichtung fundamentalistische und bekenntniskonservative Gruppierungen gibt – das wird sich nie ändern. …
Sie stehen weder für den Pietismus noch für die evangelikale Welt und dürfen gern alle anders Geprägten als „abgefallen“ oder „irrend“ bezeichnen – das ändert nichts an der durchschaubaren Begrenztheit ihres Anliegens und ihres Ansatzes. …

Es könnte sein, dass die ehemalige Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin in einer Sache recht hatte. Sie sagte gern, dass man ein Schwein mit Lippenstift schminken kann, doch es bleibt immer noch ein Schwein. Vielleicht war der Evangelikalismus – in seinem Kern, seinem unveränderlichen Kraftzentrum – nie mehr als Fundamentalismus mit geschminkten Lippen. ...

Die pietistische und evangelikale Bewegung wird, um ihres Fundamentes und ihres Auftrages willen, in dieser Zeit neu zeigen müssen, dass sie nicht nur „geschminkter Fundamentalismus“ ist. …

Aus meiner Sicht und vielfältigen Erfahrung sind biblizistische und fundamentalistische Ansätze als hermeneutische Modelle ungeeignet zu einer sachgemäßen und ebenso zeitgemäßen Auslegung der Heiligen Schrift. … 


Biblizismus und Fundamentalismus müssen natürlich skeptisch sein, was die Rolle der Kultur und Zeit angeht, denn durch das biblische Wort ist vermeintlich ja alles Wesentliche – für jede Zeit – gesagt. 

Das ist aus meiner Sicht auch der tiefere Grund, warum „Modernitätsschübe“ sich im pietistischen und evangelikalen Raum immer nur mit Verzögerung und unter großem Wehklagen durchsetzen. … 

Ich möchte nicht mehr verantwortlich sein für Bewegungen, in denen eine von einigen vertretene fundamentalistische oder biblizistische Lesart der Heiligen Schrift oder eine geringe Gewichtung der Bedeutung kultureller Entwicklungen für ethische Entscheidungen zu den immer gleichen Diskussionen führt.

Und bei denen jedes Mal Menschen auf der Strecke bleiben. Das kann ich nicht mehr, das will ich nicht mehr. Da bin ich wortwörtlich herausgewachsen. Nicht über all das Gute in diesem Glaubensprofil an sich, aber über eine bestimmte Art und Weise, die Bibel zu lesen und deshalb die Welt so völlig anders zu betrachten, als ich das heute tue.

Ich schildere diese inneren Entwicklungen, die ich bisher nur ansatzweise öffentlich gemacht habe, deshalb in diesem Kapitel, weil es Ihr schwulen und lesbischen Menschen wart, die Ihr mit Eurer schonungslosen Offenheit, Eurer Geduld mit mir, Euren Gebeten diesen Weg für mich eröffnet habt. 
Und so fand ich einen Weg – ganz klar, weil ich ihn gesucht habe. Ich WOLLTE meine ablehnende Haltung gegenüber queeren Menschen aufgeben, weil ich felsenfest davon überzeugt war und bin, dass Gott das Elend, das Leid, die Not, die „wir Frommen“ diesen Menschen zugefügt haben, nicht will. ….

Es geht nicht um mich und es ist wahrlich kein Ruhmesblatt, dass ich so lange für diese Entwicklung gebraucht habe. Es geht um LSBTIQ-Menschen und um ihre Situation in der pietistischen und evangelikalen Bewegung. 
Ja, die meisten haben längst mit dem Herzen und den Füßen abgestimmt und sind nun in anderen Gemeinden und Kirchen beheimatet. Aber es gibt immer noch auch mir bekannte, etwa homosexuelle Ehren- und Hauptamtliche in der Gemeinschaftsbewegung, die weiterhin aushalten, trotz manchmal schwierigster diskriminierender Erfahrungen. … Bis sich das in allen Gemeinden, Verbänden, Werken durchsetzt, wird noch Zeit vergehen. …

Es wird die Aufgabe der nachfolgenden Generationen sein, die ich hiermit besonders und direkt anspreche, diesen Weg der Öffnung weiter voranzutreiben. Für viele kommt das zu spät, auch für viele queere Menschen in der pietistischen und evangelikalen Bewegung, aber wenn man die heftigen Kämpfe in anderen Glaubensgemeinschaften wie der anglikanischen, der katholischen, der methodistischen Kirche sieht, weiß man, wie heiß umstritten derlei Fragen immer noch sind." 

Dr. Michael Diener, Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.​

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​Diener, M. (2021, September 3). Raus aus der Sackgasse! Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt. Aßlar: adeo Verlag. 

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Homosexualität

Regenbogenkirche

"Der "Lackmustest" für christlichen Fundamentalismus ist laut Söderblom die Weise, wie Christinnen oder Christen mit nichtnormativer Sexualität umgehen.

 

Wer als Christin mit einer anderen Frau zusammenlebt, wird mit Sicherheit immer wieder auf fundamentalistische Einwände stoßen. "Da muss man Gesicht zeigen", sagt Kerstin Söderblom."

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Pfarrer Frank Muchlinsky, seit 2012 Redakteur bei evangelisch.de.

 

Muchlinsky, F. (2017, Mai 26). Wir sind die Frommen! Strategien gegen religiösen Fundamentalismus. evangelisch.de. Abgerufen am 2024, August 20, von evangelisch.de/inhalte/143979/26-05-2017/feministinnen-suchen-strategien-gegen-fundamentalismus

"Ich bin davon überzeugt, dass der Umgang mit queeren Menschen und anderen Personen aus Minderheitengruppen ein Lackmustest ist für die Frage, wie Kirchen und Religionsgemeinschaften mit Menschen umgehen, die aus welchen Gründen auch immer anders sind, und ob gleichberechtigte Teilhabe von ganz unterschiedlichen Menschen in kirchlichen Kontexten gelingt."

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Pfarrerin Dr. Kerstin Söderblom, Theologin und Autorin, seit 2020 Hochschulpfarrerin an der Evangelischen Studierendengemeinde ESG in Mainz, 2008-2011 Lehrbeauftragte an der Goethe Universität in Frankfurt.

 

​​Söderblom, K. (2024, Januar 29). Queersensible Seelsorge. In Gott ist … was? Herausforderungen und Chancen Queerer Theologie. Referat auf der Jahrestagung des Theologinnenkonvents vom 28. bis 31. Januar 2024 im Kloster Selbitz. Theologinnenkonvent. Abgerufen am 2024, August 20, von theologinnenkonvent.de/pdf/JT-2024/Soederblom_Queersensible-Seelsorge.pdf, S. 12.

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"Kerstin Söderblom ist Unipfarrerin und in der evangelischen Kirche ein Star."

Jan Feddersen, seit 1996 Redakteur bei der taz u. Autor.

Feddersen, J. (2023, Juni 9). Lesbische Theologin zum Kirchentag: „Ich bin eine Grenzgängerin“. taz. Abgerufen am 9. Oktober 2024, von taz.de/Lesbische-Theologin-zum-Kirchentag/!5937220/

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Pfarrerin Dr. Kerstin Söderblom (2023)

 

"Seit über 20 Jahren bin ich Pfarrerin und Seelsorgerin und habe seitdem mit vielen queeren Gläubigen zu tun, die im Laufe ihres Lebens wegen ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität beleidigt, ausgegrenzt und verflucht wurden. Diese Form der spirituellen Gewalt hat zahlreiche Menschen traumatisiert und unendliches Leid über sie gebracht. Queersensible Seelsorge kann solche tiefen Verletzungen nur bedingt ausgleichen.

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Wenn solche Formen der Gewalt und Diskriminierung als Ausdruck der Religionsfreiheit bezeichnet werden, ist das ein Schlag ins Gesicht der Betroffenen. Mit der Bibel in der Hand zu diskriminieren, ist keine Meinungsfreiheit und auch keine Religionsfreiheit, sondern bleibt menschenverachtende Diskriminierung." ​

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Pfarrerin Dr. Kerstin Söderblom, Theologin und Autorin, seit 2020 Hochschulpfarrerin an der Evangelischen Studierendengemeinde ESG in Mainz, 2008-2011 Lehrbeauftragte an der Goethe Universität in Frankfurt.

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​Söderblom, K. (2022, Mai 25). Hassprediger. In Der Taufbegleiter | evangelisch.de, Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik der Evangelischen Kirche in Deutschland. Abgerufen am 15. November 2024, von taufbegleiter.evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/201447/25-05-2022#

"Obwohl es diese landeskirchliche Offenheit gibt, gibt es immer noch sehr viele, eher konservative oder frommere Kreise. Man darf das nie verallgemeinern; es gibt auch fromme, sehr progressive Christinnen ... aber insgesamt kann man verkürzt sagen, dass es eben immer noch viele, bibeltreue und sehr konservative Christinnen gibt, die sagen: Ja, aber in der Bibel steht das doch, das ist nicht gottgewollt ...

Und diese Art von Sätzen, die werden mit der Bibel in der Hand und mit so viel Verve und Massivität geführt, dass das unglaublich verletzend ist. Ich habe das ja gesagt, dieser Minderheitenstress, der eben auch für viele spirituelle Gewalt bedeutet, die bei mir zum Beispiel und vielen anderen in der Seelsorge und Beratung landen. Das ist ein Trauma fürs Leben. ...

Fanatische, fundamentalistische, religiöse Menschen, egal welcher Religion … die sich eben absolut setzen: Nur ihre Meinung ist diejenige, die zählt. So können wir nicht ins Gespräch kommen."

​​[Transkript YouTube-Video: Es gilt das gesprochene Wort.]

​Pfarrerin Dr. theol. Kerstin Söderblom

Söderblom, K. (2022, Juni 3). Christlich & Queer [Video]. YouTube. Abgerufen am 14. November 2024, von youtube.com/watch?v=26RS4gL3pLI, ab Minute 37:45.​​​​​​​

"Vorsicht vor fundamentalistischen (Frei-)Kirchen!​ Wir wollen, dass Glaube stärkt und nicht unterdrückt. Daher möchten wir, Daniela und die EKIBA [Evangelische Landeskirche in Baden], gemeinsam über seine extremen Formen aufklären. ...
Der christliche Fundamentalismus ist eine Form des religiösen Extremismus. Viele fundamentalistische (Frei-)Kirchen rühmen sich dessen, weil sie angeblich besonders „bibeltreu“ seien. Sie inszenieren sich als die „wahrhaft Gläubigen“ und erheben auf ihre Art der Bibelauslegung einen Absolutheitsanspruch.

Wenn man einmal in den Sog des Fundamentalismus geraten ist und das Weltbild davon bestimmt wird, ist es sehr schwierig, wieder herauszukommen. Denn man wächst nicht nur mit dem Verständnis der Unfehlbarkeit des Fundamentalismus (und einer oftmals einhergehenden Überheblichkeit) auf, sondern auch mit einem starken Schwarz-Weiß-Denken: Alle noch so komplexen Problemen der Welt würden gelöst werden, wenn die Menschen „endlich Gott folgen“.

Die Bibel wird hierbei als unfehlbare Autorität sowie für die fundamentalistische Agenda missbraucht. Fundamentalistische (Frei-)Kirchen greifen zudem oft in die Intim-/Privatsphäre ihrer Mitglieder ein und beeinflussen bspw. Sexualität und Finanzen.


Ein wichtiges Ziel für fundamentalistische Gläubige ist es, andere Menschen zu missionieren und ebenfalls zu fundamentalistischen Gläubigen zu machen – denn dies sei die einzig richtige Form des Christentums.
Und was den Fundamentalismus besonders tückisch macht: Der Mensch wird durch einen starken Fokus auf die eigene Sündhaftigkeit abgewertet und gefügig gemacht, Frauen werden in diesem Glaubenssystem diskriminiert und patriarchale Strukturen biblisch legitimiert."


​Evangelische Landeskirche in Baden | Daniela-Marlin Jakobi.  (2024, September 30). POV: Deine Freundin geht jetzt in eine fundamentalistische Freikirche. [Instagram-Beitrag]. Überallkirche | Instagram-Account der Evangelischen Landeskirche in Baden. Abgerufen am 7. Oktober 2024, von instagram.com/reel/DAi92sPtpDi/​

Pfarrerin Stefanie Radtke und Pfarrerin Ellen Radtke (2022)

Anders Amen [Minute 0:59] "Immer und immer wieder wird unser Kanal dafür benutzt, um sich hinzustellen und zu sagen, wie offen und progressiv die evangelische Kirche doch ist. Das hat aber nur dann so etwas wie einen wahren Kern, wenn man gleichzeitig sagt, dass es in unserer evangelischen Kirche eine ganz andere Gegenbewegung gibt. Und ich bin nicht bereit dafür, dass unser Kanal als Feigenblatt hergehalten wird, um dann eben die andere Seite genauso gelten zu lassen. Das möchte ich nicht …

[1:30] Es geht um die Stadt Bremen, es geht um eine einzelne Gemeinde, und es geht um einen Pastor namens Olaf Latzel. Dieser Pastor hat in seiner Gemeinde ein Eheseminar angeboten, in dem er davon geredet hat, dass die traditionelle Ehe zerstört wird, dass die Homo-Lobby alles tut, um die Gesellschaft zu zerstören. …

[11:55] Ich wünsche mir auf jeden Fall auch Konsequenzen. Ich finde, dass nicht einfach ein Pastor sich hinstellen kann und einfach so ein Zeug behauptet, was Menschen nachweislich, in Statistiken nachweislich, Schaden zufügt …

[12:11] Wenn wir gesagt haben, wofür wir eintreten und wo wir stehen, dann wurde gesagt, wir müssen auch die andere Seite zu Wort kommen lassen. Wenn sich mal wieder jemand an uns gewandt hat, der in seiner Kirche ausgestoßen worden ist, dann hieß es: Nein, wir sind evangelisch, wir sind bunt und tolerant. Bei uns haben alle Meinungen ein Dach. Wir müssen auch die konservativen Meinungen hier stehen lassen.
Und da ist für mich mittlerweile mit dem Fall Latzel ganz klar geworden: Das ist keine Meinung. Also, wenn sich nochmal jemand vor mich hinstellt und sagt, dass Homophobie eine Meinung ist, so, dann möchte ich dem am liebsten wirklich ins Gesicht klatschen. Und ich bin eigentlich ein ganz friedliebender Mensch …

[13:46] Hass ist keine Meinung und ich weiß nicht, wie oft ich das noch sagen muss. Und ich finde, auch an alle kirchenleitenden Personen gerichtet: Es geht hier nicht darum, dass wir verschiedene Meinungen zulassen oder dass wir noch ein Podium veranstalten, wo wir Menschen, die Hass verbreiten, einen Raum geben, sich darzustellen. Darum geht es nicht mehr. Es geht darum, dass Menschen in unserer Kirche keinen gesicherten Raum haben und dass kirchenleitende Personen das zulassen – mit der angeblichen Meinungsfreiheit.
Und da finde ich, haben wir als Kirche eine andere Aufgabe als der Staat, der erst beurteilen muss, ob etwas Volksverhetzung ist oder nicht. Wir als Kirche dürfen Homophobie nicht zulassen, weil Homophobie tötet.

​[15:32] Es gibt Homophobie in der Kirche. Starke Homophobie … 
[16:23] Ich möchte dienstrechtliche Maßnahmen und im Zweifelsfall darf jemand, der solche Positionen vertritt, auf gar keinen Fall mehr in der Kinder- und Jugendarbeit tätig sein, weil das wirklich gefährlich ist.

[16:51] Liebe Kirchenleitungen, das ist ein Riesenproblem bei uns. Ja, so packt das an und auf gar keinen Fall benutzt ihr unseren Kanal als Feigenblatt dafür, dass es uns auch gibt und deswegen die evangelische Kirche so offen ist."

[Transkript YouTube-Video: Es gilt das gesprochene Wort.]

Pfarrerin Ellen Radtke und Pfarrerin Stefanie Radtke. Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Michaelis, Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover.

„Anders Amen“ ist ein Teil von yeet, dem evangelischen Content-Netzwerk (yeet.de), Evangelisch.de, Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).

Radtke, E., & Radtke, S. (2022, Mai 25). Kirche hat ein Problem: Homofeindlichkeit! Talk #32. In Anders Amen, An der Bar || Talk [Video]. Abgerufen am 13. Januar 2025 von youtube.com/watch?v=mWgJlr24Mzg

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"Das Gerichtsverfahren gegen Pastor Olaf Latzel wegen Volksverhetzung ist endgültig eingestellt. Der 56-Jährige hat 5.000 Euro an ein Bremer Zentrum für queeres Leben gezahlt. …
Mit der Einstellung des juristischen Verfahrens ist der Fall für die Bremische Evangelische Kirche nicht erledigt: Sie will wegen Latzels Äußerungen in einem Disziplinarverfahren gegen den Pastor ermitteln. Dieses Verfahren könnte Folgen wie ein gekürztes Gehalt, ein Predigtverbot oder einen Ausschluss aus der Kirche haben."

NDR. (2024, September 20). Verfahren gegen Pastor wegen Volksverhetzung ist eingestellt. NDR – Norddeutscher Rundfunk. Abgerufen am 14. Januar 2025, von ndr.de/nachrichten/niedersachsen/oldenburg_ostfriesland/Verfahren-gegen-Pastor-wegen-Volksverhetzung-ist-eingestellt,latzel122.html


"Die St.-Martini-Gemeinde in Bremen hat gegenüber der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) das „Ruhenlassen der Rechte und Pflichten“ erklärt. … Hintergrund: Die geltende Bremer Kirchenverfassung sieht diese Möglichkeit vor. Die Gemeinde löst sich dadurch von den Ordnungen und Einrichtungen der BEK, ohne die Landeskirche formal zu verlassen. …

Der Grund für den Schritt der Martini-Gemeinde ist der Streit über die neue Kirchenverfassung der BEK. Der Kirchentag (Kirchenparlament) hatte sie im Frühjahr beschlossen. Sie soll am 1. Januar 2025 in Kraft treten und die bisher geltende Verfassung aus dem Jahr 1920 ablösen. Kritikern zufolge beschneidet sie die Glaubens-, Gewissens- und Lehrfreiheit der Gemeinden, die von der geltenden Verfassung garantiert wird. … Pastor der Bremer St.-Martini-Gemeinde ist Olaf Latzel."

Evangelische Nachrichtenagentur IDEA. (2024, November 25). Bremen: Martini-Gemeinde erklärt „Ruhenlassen der Rechte und Pflichten“. IDEA. Abgerufen am 14. Januar 2025, von idea.de/artikel/bremen-martini-gemeinde-erklaert-ruhenlassen-der-rechte-und-pflichten

Pfarrerin Theresa Brückner, yeet.evangelisch.de/theresa-brueckner (23.04.2024)

 

 

​"Ich bin Christin und Pfarrerin und möchte betonen: Glaube und Kirche können und sollten ganz anders sein – menschlich, liebevoll und im Einsatz gegen jede Form von Menschenverachtung. ... Der Glaube darf nicht dazu missbraucht werden, andere klein zu machen, zu diskriminieren oder mit Bibelstellen zu verurteilen."

 

Pfarrerin Theresa Brückner, seit 2019 Pfarrerin für Kirche im digitalen Raum im Kirchenkreis Tempelhof-Schöneberg, Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

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Brückner, T. (2024, Oktober 29). Instagram-Kommentar in Fegefeuer [Instagram-Post: Thilo Mischke u. ProSieben]. Instagram-Account: theresaliebt von Pfarrerin Theresa Brückner. Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Abgerufen am 4. November 2024 von instagram.com/p/DBrdHwyMP4k/

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​"Wer mit der Bibel in der Hand Menschen nicht nur abwertet ... sondern sie von der Kanzel herab verdammt ... missbraucht seine geistliche Autorität und macht sich eines Hassverbrechen schuldig.

Solche Menschen beschmutzen religiöse Sprache und heilige Schriften, um ihre Vorurteile und Stereotypen zu legitimieren. Das ist kein Kavaliersdelikt! Das ist eine kriminelle Handlung. Eine Hasspredigt ist eine Hasspredigt ist eine Hasspredigt!

Seit über hundert Jahren sind sich Theolog:innen und Bibelwissenschaftler:innen weitgehend einig, dass biblische Texte nicht ohne Einordnung in den sozialgeschichtlichen, kulturellen und religionsgeschichtlichen Kontext interpretiert und verstanden werden können.

Der Begriff Homosexualität kommt in den biblischen Schriften beispielsweise überhaupt nicht vor. Lesbische und schwule Liebesbeziehungen waren in den Jahrhunderten vor Christus und auch im ersten Jahrhundert nach Christus völlig unbekannt.

Wer hier einzelne biblische Verse wortwörtlich zitiert, um daraus Handlungsanweisungen für das 21. Jahrhundert abzuleiten, hat von verantwortlicher Bibelinterpretation nichts verstanden." 

​Pfarrerin Dr. Kerstin Söderblom, Theologin und Autorin, seit 2020 Hochschulpfarrerin an der Evangelischen Studierendengemeinde ESG in Mainz, 2008-2011 Lehrbeauftragte an der Goethe Universität in Frankfurt.

Söderblom, K. (2022, Mai 25). Hassprediger. In Der Taufbegleiter | evangelisch.de, Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik der Evangelischen Kirche in Deutschland. Abgerufen am 15. November 2024, von taufbegleiter.evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/201447/25-05-2022#

"Manchmal müssen die Dinge eben beim Namen genannt werden. Klar und deutlich. Wenn im Namen von Religion Hass geschürt oder Gewalt verherrlicht wird, dann ist es Aufgabe von Christinnen und Christen Salz zu sein, Zivilcourage zu zeigen und dagegen aufzustehen. Unrecht gegenüber Anderslebenden und Andersgläubigen muss benannt und verurteilt werden. Das Feld darf  nicht pseudo religiösen Extremisten und Fundamentalisten überlassen werden. Hier gilt es Kritik zu üben."

​​​Pfarrerin Dr. theol. Kerstin Söderblom

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Söderblom, K. (2016, August 2). Salz. In Blog, Gedanken, Monatsspruch. Abgerufen am 15. November 2024, von kerstin-soederblom.de/salz/

Joker

Exkurs für Inquisitorende: konservative Inquisitor:innen, progressive Inquisitor*innen und vor allem in erster Linie für mich selbst.

"Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird.

Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein." 

 

Prof. Dr. Friedrich Nietzsche, klassischer Philologe und Philosoph, 1869-1879 Professor für Klassische Philologie an der Universität Basel in der Schweiz.

Nietzsche, F. (1886). Jenseits von Gut und Böse: Vorspiel einer Philosophie der Zukunft (KSA 5). München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1998. S. 98.
 

 

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Hans-Joachim Vieweger | Korrespondent BR-Hauptstadtstudio Berlin

 

Bild: tagesschau.de/korrespondenten/hans-joachim-vieweger-103.html (2025)

 

 

[Hans-Joachim Vieweger] "Vor einiger Zeit sorgte eine Allensbach-Umfrage für Schlagzeilen, wonach fast zwei Drittel der Menschen das Gefühl haben, man müsse im öffentlichen Raum sehr aufpassen, was man sagt. Es gebe ungeschriebene Gesetze, welche Meinungen akzeptabel sind und welche nicht. 

De facto bedeutet das, dass ein zentrales Grundrecht, die Meinungsfreiheit, von vielen als eingeschränkt wahrgenommen wird. Und das in einer Zeit, in der das Internet mehr Pluralität ermöglicht, als einem manchmal lieb ist – schließlich ist das Netz nicht nur ein Ort für Information und Vielfalt, sondern auch ein Ort für Desinformation und Manipulation.

Doch längst sind nicht nur (wirkliche) Desinformation und Manipulation im Netz ein Problem. Vielmehr hat sich der grundsätzlich berechtigte Gedanke, gegen „Hass und Hetze“ vorzugehen, selbst zu einem Mittel zur Einschränkung der Meinungsfreiheit entwickelt. 


Da werden nicht nur strafrechtlich relevante Netzinhalte angezeigt, sondern auch Inhalte, die – in den Augen mancher Internet-Wächter – unliebsame Meinungen vertreten. Schnell wird dann mit Bezeichnungen wie homophob, rassistisch oder islamophob um sich geworfen, was auch Christen zu spüren bekommen.

Wer sich für das Lebensrecht der Ungeborenen einsetzt oder sich zum Schutz der traditionellen Familie bekennt, gerät leicht unter Extremismus-Verdacht und wird mit Begriffen wie „rassistisch“, „sexistisch“ oder „diskriminierend“ belegt. Es ist offensichtlich, dass solche Begriffe inhaltlich entleert werden, wenn sie nur noch dazu dienen, unliebsame Positionen zu bekämpfen.

Regelrecht abstrus, aber leider medial wirksam, waren auch Vorwürfe gegen die christliche „Unum“-Konferenz in München im vergangenen Sommer: „christlich-fundamentalistisch“ sei das Ganze, „menschenfeindlich“, „homophob“. Ein Aktivist, der in vielen Zeitungen zitiert wurde, verstieg sich sogar zur Mutmaßung, die Besucher der Unum-Konferenz könnten den zeitgleich stattfindenden Christopher Street Day angreifen – dabei hatten die 5.000 Besucher in der Olympiahalle vor allem Lobpreis und Anbetung im Sinn und nicht eine politische Demonstration. …

Mit der Meinungsfreiheit geraten auch andere Grundrechte in Gefahr, wie die Gewissensfreiheit, die im Grundgesetz unmittelbar mit der Religionsfreiheit verbunden ist. Als Staatsbürger verteidigen wir die Gewissensfreiheit aller Menschen. Als Christen reden wir aber nicht einer Beliebigkeit der Weltanschauungen das Wort. Unsere persönliche Gewissensfreiheit ist gebunden an die Heilige Schrift. …

Zwei Empfehlungen möchte ich geben:
Erstens: Meinungsfreiheit nutzt sich ab, wenn sie nicht genutzt wird. Also bitte keine Scheu, sich in Diskussionen einzumischen. Keine Schere im Kopf – was werden wohl die anderen von mir denken? Das beginnt schon mit dem Bekenntnis, dass wir zu Jesus gehören.


Zweitens: Wir machen nicht mit bei der Verunglimpfung von Andersdenkenden."


Hans-Joachim Vieweger, Korrespondent im BR-Hauptstadtstudio Berlin, Sprecher des Arbeitskreises Bekennender Christen in Bayern, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern.

Vieweger, H.-J. (2025, Januar). Impuls. Warum der Einsatz für Gewissensfreiheit so wichtig ist. In ABC-Nachrichten 2025.1 (S. 2-3). München: Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern.

"Ich finde es blöd, wenn man nicht mehr miteinander reden kann und den anderen nur noch als schlechten Menschen wahrnimmt, der auf der dunklen Seite steht. Wer heute eine gleichgeschlechtliche Verbindung mit Verweis auf sein Bibelverständnis problematisch findet, dem wird oft vorgeworfen, er sei ein Menschenhasser. Das finde ich schwierig. Ich kann zumindest nachvollziehen, warum Christen mit diesem Thema ringen. 

Homosexualität ist für mich keine Sünde, und mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften habe ich kein Problem. … Ich habe nicht den Anspruch, in dieser Frage das letzte Wort zu haben, und lasse mich auch gerne korrigieren. Ich bin kein Theologe und zudem ein Spätbekehrter und weiß, dass ich nicht das tiefste theologische Verständnis habe. 

Mir ist nur wichtig, dass Christen miteinander reden, anstatt sich anzufeinden. Viele sind sehr hart und kernig, wenn sie ihre Wahrheitserkenntnis äußern."

Daniel Böcking, Journalist und Autor, bis 2020 stellvertretender Chefredakteur der Bild-Zeitung.

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Böcking, D. (2025, Januar 14). Interview. Mir ist wichtig, dass Christen miteinander reden, anstatt sich anzufeinden. idea.de. Abgerufen am 14. Januar 2025 von idea.de/artikel/mir-ist-wichtig-dass-christen-miteinander-reden-anstatt-sich-anzufeinden
 

"LGBTQ+: Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender, Queer – das Plus als Platzhalter für weitere Geschlechtsidentitäten. So aufwändig das Kürzel auch sein mag, so vertraut ist es inzwischen den meisten. Und ohne große Umschweife: Der Umgang damit ist und bleibt ein riesiges Thema für das Christentum. …

Gehen wir direkt dahin, wo es wehtut: „Ein Mann darf nicht mit einem anderen Mann schlafen, denn das verabscheue ich“ (3. Mose 18,22) … (3. Mose 20,13) … (Römer 1,26-27). Rumms! Und nun sagen Sie mal einem bibeltreuen Christen, er solle einsehen, dass Homosexualität nicht Sünde sei. 


Manchmal hat man das Gefühl, dass viele Christen da von Herzen gern zustimmen würden, sich aber an diese Verse gebunden fühlen. Oder, dass sie wirklich überzeugt sind, dass Homosexualität Sünde ist, es aber nicht aussprechen wollen aus Angst davor, gecancelt zu werden.

Und so wird viel rumgeeiert – und die lauten Stimmen schießen dann gleich über jedes Ziel hinaus nach dem Motto: Wenn schon öffentlich Position beziehen, dann mal so richtig. …

Der Pastor und Vorsitzende des Netzwerks Bibel und Bekenntnis, Ulrich Parzany, wiederum gehört zu denjenigen, die sich sehr klar und laut positioniert haben ... In einem Interview mit der Zeit wurde er gefragt: 
„Die Mehrheit kommt inzwischen zu dem Schluss, Homosexualität sei vereinbar mit dem Evangelium. Braucht das konservative Milieu einfach etwas länger, bis es sich dem Zeitgeist anschließt …?“ 
Parzanys Antwort: „Wenn die Mehrheit bestimmt, was die Wahrheit ist, vielleicht. Wenn die Wahrheit von Gott kommt und in Jesus offenbart ist, dann nicht.“ …

Ich habe mich vor Jahren sehr lange mit Ulrich Parzany unterhalten. Eines seiner Bücher war für mich wegweisend bei meinen ersten eigenen tapsigen Schritten im Glauben. Auch deshalb liegt es mir am Herzen klarzustellen, dass ich nicht denke, dass solche frommen Ansichten für eine Menschenfeindlichkeit oder Herzenskälte stehen. Obwohl ich seine Ansicht in diesem Punkt nicht teile."

Daniel Böcking, Journalist und Autor, bis 2020 stellvertretender Chefredakteur der Bild-Zeitung.

  

Böcking, D. (2025, Januar 13). Lass mal reden: Von Abtreibung bis Wokeness: Zwischen Zeitgeist und christlichen Werten (1. Aufl., S. 65 f.). adeo Verlag. Kindle-Version.
 

"Nicht alles, was einem liberalen Theologen religiös nicht passt, ist deswegen Fundamentalismus. Evangelikale sind zwar radikal, aber nicht gefährlich, und haben einen legitimen Platz in unserer Gesellschaft."

Prof. Dr. Karsten Fischer, Professor für Politische Theorie und Ideengeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München, gilt als führender Experte für Demokratietheorie.

Fischer, K. (2009, Februar 4). Fundamentalismus – ein brauchbarer Begriff? Vortrag im Rahmen des Religionspolitischen Ateliers, organisiert von der Humboldt-Universität zu Berlin. Berliner Reden zur Religionspolitik, Reutersaal im Seminargebäude am Hegelplatz, Berlin. In Pro Medienmagazin. Abgerufen am 13. Januar 2025, von pro-medienmagazin.de/theologe-den-begriff-fundamentalismus-abschaffen/ 

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Prof. Dr. theol. Ilse Müllner

 

Screenshot aus YouTube-Video: Die Samuelbücher | 13.3.1, Worthaus Pop-Up | Kassel, 23. Mai 2023, Vortrag von Prof. Dr. theol. Ilse Müllner, youtu.be/J2dMVzmu11I, abgerufen am 8.10.2024

 

 

 

​"katholisch.de-Interview: Lässt sich aus der Bibel eine Abwertung von Homosexualität herauslesen?​​

Dr. Ilse Müllner: Nein, aus der Bibel lässt sich überhaupt nicht ableiten, wie man sich heute als Christ oder als Christin mit Blick auf das Thema Homosexualität positionieren muss. Erstens, weil die Bibel nichts über Homosexualität, wie wir sie heute verstehen, aussagt. 

Und zweitens, weil die sexuellen Akte, die darin beschrieben werden, immer in ihrem jeweiligen kulturellen und sozio-historischen Kontext betrachtet werden müssen. Die Vorstellungen von einer homosexuellen Partnerschaft gab es damals noch nicht. Davon spricht man erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts. …

Man kann diese Stellen nicht gegen Homosexualität, wie sie heute verstanden wird, heranziehen, denn es geht darin nicht um eine auf Dauer angelegte Liebesbeziehung von Menschen gleichen Geschlechts. …

In der Antike ist ein sexueller Akt zwischen Männern durch ein Machtverhältnis definiert. Es geht nicht um eine Partnerschaft auf Augenhöhe, sondern darum, auszusagen, wer mächtig und reich ist und wer den anderen sexuell wie einen Sklaven beherrscht. Es wird hier vom erwachsenen Mann und dem Knaben gesprochen, vom Überlegenen und dem Unterlegenen. Sexualität kann auch zur Kriegswaffe werden, auch etwas, was wir bis in die heutige Zeit hinein kennen.

Gegen diese antike Praxis einer machtförmigen Sexualität zwischen Männern hat sich Paulus in seinem Brief an die Römer gewandt. Daher verurteilt er den Geschlechtsverkehr von Männern mit Männern als "gegen die Natur".

Was man aus der Beschäftigung mit biblischen Texten lernen kann, ist, dass es nicht um die Beurteilung einzelner sexueller Akte geht, sondern dass Sexualität immer in Beziehung und im Kontext von Gemeinschaften gelebt wird, also soziale Funktionen hat. …  Ich finde es alarmierend, wenn einzelne biblische Sätze aus einem komplexen System herausgerissen und in der Sexualethik angewandt werden. …
Die Aufgabe einer christlichen Kirche und ihrer Theologie ist immer, ins Gespräch mit den Texten der Bibel zu gehen und das in Sensibilität für die jeweils gegenwärtige gesellschaftliche Situation zu tun. … Wir müssen Abschied nehmen davon, einzelne sexuelle Akte zu be- und verurteilen. …

Ich versuche nur deutlich zu machen, dass man biblische Texte in ihrem Kontext verstehen muss und dass der antike Kontext ein anderer ist als der heutige. So müssen wir die Bibel lesen und nicht anders. … 
Einzelne Sätze aus ihrem Zusammenhang zu reißen und als unmittelbare Handlungsanweisung zu benutzen, geht einfach gar nicht."

Prof. Dr. theol. Ilse Müllner, seit 2004 Professorin für Biblische Theologie, Altes Testament am Institut für Katholische Theologie der Universität Kassel, Worthaus-Referentin.

 

Müllner, I. (2018, Oktober 16). An keiner Stelle verurteilt die Bibel Homosexualität! Die Kasseler Bibelwissenschaftlerin Ilse Müllner zur Causa Wucherpfennig. katholisch.de. Abgerufen am 20. August 2024, von katholisch.de/artikel/19245-an-keiner-stelle-verurteilt-die-bibel-homosexualitaet

"Homosexualität ist ein Musterbeispiel für die Einsicht: Theologisch-ethische Urteile können nicht gewonnen werden mit einer Methodik, die eine Verlaufsrichtung von der Bibel zum ethischen Urteil festschreibt. 


Lange Zeit haben alle Kirchen (und viele tun es noch) versucht, zuerst ein grundsätzliches Urteil der Bibel zu erheben, um sich dann um eine situationsgerechte Übertragung zu bemühen. …

Bei der Frage, wie man mit Menschen nicht-heterosexueller Orientierung umgeht, handelt es sich nicht um eine gebotsethische oder ordnungsethische Frage, d. h. es geht nicht um die Frage, ob man bestimmte sexuelle Handlungen bejaht oder verneint. Es geht darum, ob wir Menschen aufgrund bestimmter Persönlichkeitsmerkmale diskreditieren und diskriminieren. …

Die große Mehrheit in der heutigen wissenschaftlichen Theologie vertritt die Auffassung, dass konkrete biblische Gebotstexte oder Lasterkataloge nicht direkt auf heutige Fragen bezogen werden können. … Mit der Entdeckung der homosexuellen Orientierung in der Neuzeit hat sich das Gebiet so signifikant verändert, dass eine Übertragung biblischer Einzelaussagen auf die heutige Zeit in keiner Weise mehr zu rechtfertigen ist."

Prof. Dr. Tobias Faix, Ev. Theologe und Autor, seit 2023 Rektor und seit 2015 Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule in Kassel.

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Ev. Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T., & Faix, T. (2025, März 10). Transformative Ethik – Wege zur Liebe: Eine Sexualethik zum Selberdenken (1. Aufl., Kindle-Ausgabe, S. 279 ff.). Neukirchener Verlag.
 

"Für eine queersensible Seelsorge ist es nicht notwendig, alle Bibelverse zu kennen, die Homosexualität negativ beurteilen. Wichtig ist es aber, deutlich zu machen, dass diese Texte über zweitausend Jahre alt sind und in einer völlig anderen Zeit und in nicht vergleichbaren kulturellen und religiösen Kontexten entstanden sind. Sie lassen sich daher nicht wörtlich als moralische Orientierung und Handlungsanweisung für das 21. Jahrhundert nutzen.

 

Hilfreich ist es dennoch gerade in bibeltreuen Milieus, die sogenannten »Clobber Passages« (englisch für »Knüppelpassagen« oder »Totschlagtexte«) zu kennen. ... Dazu gehören: Genesis 19,1–13; Levitikus 18,22; Levitikus 20,13; Römer 1,18–32; 1. Korinther 6,9 f.; 1. Timotheus 1,9–10.

Die Verse werden wörtlich aus der Bibel zitiert, ohne in den historischen, kulturellen und sozialpolitischen Kontext der Entstehungszeit eingeordnet zu werden. Die wenigen Verse werden auf diese Weise unkritisch missbraucht, um die eigene abwertende Haltung gegenüber Homosexualität biblisch zu belegen und als unantastbares Gottesurteil zu markieren. Dadurch soll sie vor Gegenargumenten geschützt werden.

 

Problematisch ist, dass wissenschaftliche Ansprüche einer hermeneutisch reflektierten Bibellektüre dabei wider besseres Wissen unterlaufen oder ganz ignoriert werden. Moralische Verurteilung geschieht durch die wörtliche Zitierung von Einzelversen, die aus dem Zusammenhang gerissen werden. Dadurch werden Sätze wie »Aber in der Bibel steht doch …«, »G:tt verabscheut Homosexualität!« und »Das ist sündig und nicht gottgewollt!« zu brutalen Waffen gegen Menschen, die sich dagegen kaum wehren können und wogegen scheinbar nichts gesagt werden darf.

»G:tt verdammt Homosexualität!« Wie praktisch, dass Menschen, die das schreiben und sagen, G:tt so gut kennen, dass sie solche Sätze wie eine religiös geladene Waffe nutzen, mit denen sie Menschen ins Herz treffen können. Denn es steht doch so in der Bibel, oder?

 

Dagegen steht die historisch-kritische Bibelhermeneutik, die unter Bibelwissenschaftler:innen schon seit über hundert Jahren anerkannt ist und bis heute praktiziert wird. Es geht um die zeitliche, geografische, kulturelle, religiöse und sprachliche Kontextualisierung biblischer Verse und ganzer biblischer Bücher. ...

 

Dennoch haben die »Clobber Passages« nach wie vor inhaltlich und moralisch in vielen christlichen Gruppen und Gemeinden eine enorm hohe Autorität und eine konkrete Auswirkung auf individuelle und kollektive Haltungen und Positionen. Insofern ist es für eine queersensible Seelsorge bedeutsam, eine gründliche theologische Klärung der bekannten Textstellen anzubieten.

Wer nur auf den alle gleich liebenden G:tt verweist, missachtet die religiöse Not, die viele Seelsorgesuchende gerade im Hinblick auf die biblischen Aussagen mit sich herumtragen. Diese müssen ernst genommen und substanziell entkräftet werden."

​Dr. Kerstin Söderblom, Theologin und Autorin, seit 2020 Hochschulpfarrerin an der Evangelischen Studierendengemeinde ESG in Mainz, 2008-2011 Lehrbeauftragte an der Goethe Universität in Frankfurt.​

 

Söderblom, K. (2023, März 6). Queersensible Seelsorge. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

"Nirgends ist so auffällig wie in Fragen der Sexualmoral, dass ein fundamentalistisches Bibelverständnis an der realen Bibel vorbeigeht. ...

Das bedeutet nicht, dass Sexualmoral für Christen kein Thema ist. Es bedeutet, dass sie sich nach bestem Wissen und Gewissen aus der Nachfolge Jesu ergibt und dass sie ... nicht im Mittelpunkt dessen steht, was Nachfolge bedeutet. ... 

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Die Fähigkeit, an den eigenen, universalen Wahrheiten festzuhalten und gleichzeitig politische oder moralische Geltungsansprüche angemessen zu beschränken, ist das wichtigste Unterscheidungsmerkmal zwischen Fundamentalisten und Nicht-Fundamentalisten. …​

Um den Punkt ganz klarzumachen: Universale Wahrheiten festzuhalten ist nicht fundamentalistisch, sondern einfach religiös … Allen Menschen die eigene Lebensweise aufzwingen zu wollen, ist nicht religiös, sondern fundamentalistisch, egal, was unsere protestantischen Fundamentalisten darüber denken mögen. ...

​​

Die Kirchenleitungen und die Funktionärsebenen werden als politisch und gesellschaftlich einseitig liberal bis libertär wahrgenommen ... dass konservative politische und moralische Positionen nicht mit kirchlicher Autorität unterstützt werden. ... Der „progressive“ oder liberale Flügel der evangelischen Kirche beteiligt sich völlig kritiklos an der Ausgrenzung von „Homophoben“. 

Viele Evangelikale reagieren ebenso unkritisch, indem sie den Satz „Homosexualität ist Sünde“ zu einem Prüfstein für den richtigen Glauben machen. In der Kampagne gegen den Allianz-Vorsitzenden Michael Diener war seine abwägende Haltung gegenüber Homosexualität der wichtigste Grund, ihm mangelnde „Bibeltreue“ vorzuwerfen. ...

Es gibt sicherlich eine Nähe zwischen vielen Evangelikalen und Rechtspopulisten bei bestimmten politischen Themen, unter anderem bei der Ablehnung der sogenannten Gender-Ideologie und der rechtlichen Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften.

Diese thematische Nähe führt aber meist (nach meiner Ansicht bei der Mehrheit) nicht zu einer politischen Nähe zur AfD ... Zum Beispiel sind die meisten Evangelikalen nicht bereit, die Flüchtlings- und Asylpolitik der AfD zu unterstützen. Rassismus wie in der AfD gibt es bei ihnen kaum.

Wenn es überhaupt eine politische Nähe der evangelikalen Mehrheit zu einem politischen Lager gibt, dann ist es die gute alte CDU/CSU. Nur der fundamentalistische Rand der Bewegung steht auch politisch der AfD nahe." 

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Helmut Hemminger, bis 2013 Beauftragter für Weltanschauungsfragen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.

Hemminger, H. (2016, August 4). Evangelikal: Von Gotteskindern und Rechthabern. Brunnen Verlag Gießen.

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Stuttgarter Erklärungsbibel 2023 | Deutsche Bibelgesellschaft

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"25 Sie haben Gottes Wahrheit in Lüge verkehrt und das Geschöpf verehrt und ihm gedient statt dem Schöpfer, der gelobt ist in Ewigkeit. Amen. 

26 Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn bei ihnen haben Frauen den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen; 

27 desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Männer mit Männern Schande über sich gebracht und den Lohn für ihre Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen."

Römer 1,25-27 (LU)

Lutherbibel. (revidiert 2017). Römer 1,25-27. In Die Bibel, LUT. Stuttgart, Deutschland: Deutsche Bibelgesellschaft.

"Röm 1,24-32: V. 24-32 beschreibt die göttl. Reaktion auf dieses Fehlverhalten, die schon jetzt sichtbar ist. Untergliedert durch ein dreifaches hat Gott sie dahingegeben (V. 24.26.28) schildert Paulus, wie Gott den Menschen an sich selbst ausliefert, weil er – statt Gott zu lieben – um sich selbst kreist. In dieser Selbstbezogenheit vollzieht der Mensch selbst (V. 24.27) die Strafe für seine Ungerechtigkeit.

Auch ungezügelte sexuelle Begierden und Praktiken (V. 26-27) sind nicht Grund, sondern Gestalt des Strafens Gottes. Die Bezeichnung heterosexueller geschlechtlicher Liebe als natürlicher Verkehr entspricht den damals geltenden kulturellen Normen.

Für die heutige Bewertung von gleichgeschlechtlicher Sexualität kann der Text nicht pauschal herangezogen werden, weil er nur nach Praktiken, nicht aber nach homosexueller Identität fragt. Diese Frage ließe sich mit Paulus von Gal 3,28 her bedenken.

Der dritte Abschnitt zählt weitere Formen menschl. Fehlverhaltens in einem sog. Lasterkatalog auf (V. 29-31; vgl. 13,13; 1. Kor 5,11; 6,9-10; Gal 5,19-21). Auch dieser nennt nicht den Grund, sondern die Auswirkungen des Gerichts:

Das geschieht, wenn und weil Gott die Menschen ihrer Selbstbezogenheit überlässt. So fasst V. 32 zusammen, dass sie trotz ihres Wissens um Gottes Wahrheit (vgl. V. 18-20) an dieser Verirrung festhalten."

​Stuttgarter Erklärungsbibel 2023

 

Deutsche Bibelgesellschaft (Hrsg.). (2023, September 18). Röm 1,24-32. In Stuttgarter Erklärungsbibel, Neuausgabe 2023. Stuttgart, Deutschland: Deutsche Bibelgesellschaft.

 


20 "Du sollst auch nicht bei der Frau deines Nächsten liegen, dass du an ihr nicht unrein wirst.
21 Du sollst auch nicht eins deiner Kinder geben, dass es dem Moloch geweiht werde, damit du nicht entheiligst den Namen deines Gottes; ich bin der HERR.
22 Du sollst nicht bei einem Mann liegen wie bei einer Frau; es ist ein Gräuel."

 

3. Mose (Levitikus) 18, 20-22 (LU)

 

Lutherbibel. (revidiert 2017). Levitikus 18,20-22. In Die Bibel, LUT. Stuttgart, Deutschland: Deutsche Bibelgesellschaft.

 


"3. Mose 18,19-21: In V. 20 wird der Ehebruch und in V. 21 die Weihe von Kindern für einen heidnischen Kult (->Moloch) verboten.
3. Mose 18,22-23: Im Alten Orient wurde gleichgeschlechtliche Sexualität unterschiedlich beurteilt, in manchen Kulturen galt sie als normale Form der Sexualität. Von solchen Praktiken anderer Völker soll sich Israel als Gottesvolk abgrenzen."​


Stuttgarter Erklärungsbibel 2023​​

Deutsche Bibelgesellschaft (Hrsg.). (2023, September 18). Levitikus 18,19-21. In Stuttgarter Erklärungsbibel, Neuausgabe 2023. Stuttgart, Deutschland: Deutsche Bibelgesellschaft.

​PD Dr. theol. Guido Baltes​​​ (Februar 2023)

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"Für Jesus und Paulus war die Frage der Gestaltung von Sexualität übrigens keine Nebensache, auch wenn es manchmal so zu lesen ist. …

Wer sich stattdessen die Mühe macht, die jüdische Welt von Jesus und Paulus besser kennenzulernen, der entdeckt, dass sich beide in diesen Fragen einig waren mit den meisten ihrer jüdischen Zeitgenossen. Und dass sie deshalb nicht viel dazu sagen mussten. Ein Thema, über das man nicht viel reden muss, ist entweder eine Nebensache oder eine Selbstverständlichkeit.

In dieser Frage gilt aber mit Sicherheit das Zweite: Das wird dort deutlich, wo Jesus und Paulus die wichtigsten Grundregeln eines gottgemäßen Lebensstils in kurzen Listen zusammenfassen.

 

In solchen Aufzählungen nennen sie stets das griechische Wort porneia (hebr. zenuth). Dieses Wort schließt nach jüdischem Verständnis alle sexuellen Beziehungen außerhalb der Ehe ein. Mehr Worte musste man deshalb in der jüdischen Welt gar nicht verschwenden, um eindeutig Position zu beziehen.

Diese Eindeutigkeit ist für viele Christen heute irritierend. Selbst solche, die sich in anderen Fragen radikal am Lebensstil Jesu orientieren, versuchen dem jüdischen Jesus an dieser Stelle auszuweichen: Er war eben ein Kind seiner Zeit und deshalb etwas engstirnig. Würde er heute leben, würde er das bestimmt anders sehen.

Aber ich glaube, auch das ist eines von vielen Missverständnissen: Jesus und seine jüdischen Zeitgenossen dachten in dieser Frage nicht nur deshalb so anders als wir, weil sie in einer anderen Zeit und in einer prüderen Welt lebten. Im Gegenteil: Die jüdische Ethik war schon damals ein ganz bewusster Gegenentwurf zu dem, was allgemein üblich war."
 

PD Dr. theol. Guido Baltes, PD für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg, Lehrauftrag am MBS-Bibelseminar Marburg und der Evangelischen Hochschule Tabor.

 

Baltes, G. (2013, September 1). Jesus, der Jude, und die Missverständnisse der Christen (1. Aufl.). Francke-Buch.

"Der Begriff der Unzucht (griechisch porneia) ist im Tanach vor allem durch 3. Mose 18 und 20 geprägt, sowie durch das sechste/siebente der Zehn Gebote („Du sollst nicht ehebrechen“). Im 3 Mose 18 geht es um Geschlechtsverkehr unter Verwandten (Inzest) (Lev 18,6 -18 ELB), Geschlechtsverkehr während der Menstruation (Lev 18,19 ELB), Geschlechtsverkehr unter Männern (homosexuelle Handlungen) (Lev 18,22 ELB) und Geschlechtsverkehr mit Tieren (Zoophilie) (Lev 18,23 ELB)."

Wikipedia. (2024). Unzucht. In Wikipedia. Abgerufen am 20. Mai 2024, von de.wikipedia.org/wiki/Unzucht

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"Porneia bezeichnet im Neuen Testament alle sexuellen Betätigungen außerhalb der Ehe des einen Mannes mit seiner Frau, also auch Ehebruch, Prostitution und homophile Beziehungen. Diese Definition bestätigen alle einschlägigen biblischen Wörterbücher und Kommentare."

Karl-Heinz Vanheiden, Physiker, Autor und Bibelübersetzer (NeÜ), Mitglied im Ständigen Ausschuss des Bibelbundes, von 1998 bis 2013 Schriftleiter der Bibelbund-Zeitschrift Bibel und Gemeinde.

 

Vanheiden, K.-H. (2024). Der Bibel vertrauen, Abgerufen am 20. Mai 2024, von derbibelvertrauen.de/lexikon/bibel/porneia.html

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"Wer homosexuellen Geschlechtsverkehr - unter bestimmten Bedingungen - befürworten will, muss dies im Widerspruch zu den Aussagen der Heiligen Schrift tun."

Prof. Dr. Andreas D. Baum, seit 2010 Professor für Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen FTH.

 

Baum, A. D. (2024, März 29). Muss die traditionelle Deutung der biblischen Sexualethik revidiert werden? In Goddard, A., & Horrocks, D. (Hrsg.), Homosexualität: Biblische Leitlinien, ethische Überzeugungen, seelsorgerliche Perspektiven (ergänzte Edition 2024). Verlag für Glaube, Theologie & Gemeinde (VGTG).

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"Es ist dem Menschen nicht die Vollmacht verliehen, die offensichtliche Wahrheit der Bibel zu verändern."

Dr. Don Horrocks, von 2010-2015 Öffentlichkeitsreferent der britischen Evangelischen Allianz.


Horrocks, D. (2024). In A. Goddard & D. Horrocks (Hrsg.), Homosexualität: Biblische Leitlinien, ethische Überzeugungen, seelsorgerliche Perspektiven. VGTG. Zit. nach Chalke und Mann (2010, S. 64).

"Wer will denn hier Bibelstellen zitieren? Hört doch auf mit der Bibel konservative Irrtümer in eine moderne Gesellschaft zu setzen. Das hat keinen Wert. Wenn ihr in euren konservativen Gruppen glücklich seid - Gott segne euch und mache euch selig. Aber lasst den Rest der Christenheit in Ruhe."

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Prof. Dr. theol. Siegfried Zimmer, 1993–2012 Professor für evangelische Theologie u. Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, 2010 Mitgründer von Worthaus e.V. u. Hauptreferent bei Worthaus.

 

Zimmer, S. (2015, Juli 31). Christliche Sexualethik – Der Unterschied in den Paarbeziehungen zwischen antiken und modernen Gesellschaften | 5.8.1. Worthaus@Freakstock 2015 – Allstedt: 31. Juli 2015, Vortrag 1:06:30 bis 1:06:52. Abgerufen am 28. Mai 2024, von worthaus.org/mediathek/christliche-sexualethik-der-unterschied-in-den-paarbeziehungen-zwischen-antiken-und-modernen-gesellschaften-5-8-1/

"Nachdem ich vier lange Monate in meiner Gesprächsgruppe ausgeharrt hatte, wusste ich, dass ich eine Entscheidung treffen musste. … Zu der Zeit gab es nicht viele Leute, die sich als Evangelikale bezeichneten und gleichgeschlechtliche Beziehungen bejahten, aber überall im Land in Gemeinderäumen und Online-Foren brachen Diskussionen darüber auf. ...

An einem Punkt sagte der Pastor: «Nun, mir ist klar, dass die Bibel Homosexualität verurteilt … also muss jeder Einzelne von euch entscheiden – wie viel Autorität hat dieses Buch in deinem Leben?» Wohlgemerkt … das war keine Frage. Das war eine glatte Verneinung der biblischen Autorität.

Und ich hatte genug. Nicht nur wegen der Ansicht des Pastors über Homosexualität oder über die Jungfrauengeburt oder über die Historizität des Alten Testaments. Wenn die Bibel keinerlei Rolle mehr spielen sollte für unsere Haltung zu allem, vom Heil bis zur Sexualität, dann gab es keinen gemeinsamen Nenner mehr.

 

In einem Punkt hatte er allerdings recht. Früher galt es als selbstverständlich, dass jemand, der sich Christ nannte, an die Autorität der Bibel glaubte. 

Angesichts der Infiltrierung und Infizierung der wahren Gemeinde Jesu durch das progressive Christentum müssen wir alle eine Entscheidung treffen: Wie viel Autorität hat dieses Buch in unserem Leben? Wenn wir uns eine Meinung über die Bibel bilden, können wir entscheiden, ob wir den Launen einer gottlosen Kultur folgen oder Jesus. 


Ich entscheide mich für Jesus."
 

​Alisa Childers, US-amerikanische Autorin und Sängerin der christlichen Band ZOEgirl. 


Childers, A. (2021, Mai 20). Ankern: Eine Verteidigung der biblischen Fundamente in postmodernen Gewässern (3. Aufl., S. 200 f.). Fontis.​

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Alisa Childers (Mitte), US-amerikanische Autorin und Sängerin der christlichen Band ZOEgirl. 

"»Warum sagen Sie NEIN zur historisch-kritischen Theologie?« Diese Frage wurde mir gestellt und ich möchte vorab auf sie antworten: Mein NEIN zur historisch-kritischen Theologie entspringt dem JA zu meinem wunderbaren Herrn und Heiland Jesus Christus und zu der herrlichen Erlösung, die Er auf Golgatha auch für mich vollbracht hat."

 

Prof. Dr. theol. Eta Linnemann, Ev. Theologin u. Autorin, 1986-1991 Lehrauftrag an der Theologischen Hochschule der Indonesischen Missionsgemeinschaft in Batu, 1972-(1986) Professorin für Evangelische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, 1971-1972 Honorarprofessorin für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.

Linnemann, E. (1994). Original oder Fälschung: Historisch-kritische Theologie im Licht der Bibel. Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung (CLV). (7. Auflage 2023).

 

"Anfangs war progressives Christentum ein Mischmasch unterschiedlicher Überzeugungen. Die prägenden Stimmen der Bewegung befanden sich in unterschiedlichen Phasen ihrer Dekonstruktion und Rekonstruktion. Manche glaubten noch an die körperliche Auferstehung Christi, stellten seinen Sühnetod aber infrage. 

Andere hatten immer noch eine orthodoxe Sicht auf den Sühnetod, dachten aber inzwischen anders über Fragen wie Homosexualität und Abtreibung. Wieder andere lehnten bestimmte Kernlehren noch radikaler ab und hofften, das Christentum für die postmoderne Welt komplett umgestalten zu können. 

Was sie aber einte, war ihre Bereitwilligkeit, alles infrage zu stellen, woran historische Christen zweitausend Jahre lang geglaubt und worauf sie ihre Hoffnungen gegründet hatten. 

Das progressive Christentum hat sich seit Anfang der 2000er-Jahre weiterentwickelt. … Wie ich gelernt habe, ist progressives Christentum nicht einfach nur eine Änderung der christlichen Wahrnehmung von sozialen Fragen. Es erschöpft sich auch nicht im nachsichtigen Umgang mit krummen Linien und Authentizität im christlichen Leben. Es ist nicht einfach nur eine Erwiderung auf Zweifel, Gesetzlichkeit, Missbrauch oder Heuchelei. 

Es ist eine ganz und gar andere Religion – mit einem anderen Jesus – und einem anderen Evangelium."
 

Alisa Childers, US-amerikanische Autorin und Sängerin der christlichen Band ZOEgirl. 


Childers, A. (2021, Mai 20). Ankern: Eine Verteidigung der biblischen Fundamente in postmodernen Gewässern (3. Aufl., S. 92 f.). Fontis.​

"Aus scheinbaren Ergebnissen der wissenschaftlichen Exegese sind die schlimmsten Bücher der Zerstörung der Gestalt Jesu, der Demontage des Glaubens geflochten worden. Heute wird die Bibel weithin dem Maßstab des sogenannten modernen Weltbildes unterworfen, dessen Grunddogma es ist, dass Gott in der Geschichte gar nicht handeln kann - dass also alles, was Gott betrifft, in den Bereich des Subjektiven zu verlegen sei.

Dann spricht die Bibel nicht mehr von Gott, dem lebendigen Gott, sondern dann sprechen nur noch wir selber und bestimmen, was Gott tun kann und was wir tun wollen oder sollen."

 

Prof. Dr. Joseph Ratzinger, 2005-2013 Papst Benedikt XVI., Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte. 1969-1977: Universität Regensburg, 1966-1969: Eberhard Karls Universität Tübingen, 1963-1966: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 1959-1963: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

Ratzinger, J., Papst Benedikt XVI. (2007, April 5). Jesus von Nazareth, Band 1: Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung. Freiburg im Breisgau: Herder. 2. Edition, S. 63 f.

 


"Eine Theologie, die auf antitheistische Voraussetzungen beruht, ist ein Widerspruch in sich selbst. … Der Jesus der Bibel und der Jesus der Bibelkritik sind Gegensätze, die sich ausschließen. Jeder muss sich entscheiden, welchen Jesus er wählt. Er soll aber wissen, dass der Jesus der Bibelkritik nicht zu retten vermag."

 

Prof. Dr. theol. Eta Linnemann, Ev. Theologin u. Autorin.

Linnemann, E. (2007, Oktober 1). Bibel oder Bibelkritik? Was ist glaubwürdig? (2. Edition). Nürnberg: VTR Verlag.

"„Bibelgläubig“ und „strenggläubig“ … „christlich-fundamentalistisch“ … Wir Christen sind nicht mehr die Mehrheit – wir sind oftmals Exoten.

Deshalb müssen wir unseren Glauben und unsere Überzeugungen erklären: liebevoll, aber klar … uns selbst hinterfragen: Liefern wir Anlässe für solche Wahrnehmungen? Wo ist unsererseits Toleranz gefragt?

Wo können wir – auf der Grundlage von Religions- und Meinungsfreiheit – auch Toleranz für christliche Haltungen einfordern?


Oder gelten wir schon als radikal, weil wir das Glaubensbekenntnis beten? Weil wir sagen, dass Jesus für unsere Verfehlungen am Kreuz gestorben und auferstanden ist?


Wenn das radikal ist – dann ist es eben so."

Daniela Städter, Journalistin, seit 2023 Leiterin der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA, verantwortliche Redakteurin Print.

Städter, D. (2025, März 13). Kommentar: Wie radikal ist der KCF? Zu einem Medienbericht über den KCF. IDEA – Das christliche Spektrum 11.2025, S. 29.

"Ich brauche Christus - nicht etwas, was Ihm gleicht. ... Nicht meine Vorstellung von Gott, sondern Gott."

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge.

Lewis, C. S. (1961). Über die Trauer (3. Auflage 2023, S. 73 f.). Insel Verlag.

"Ist er der, von dem die Bibel sagt, dass er der verheißene Messias ist, der Sohn Gottes, der Retter und Erlöser ... ?

Wenn er das nicht ist, dann können wir das Christentum vergessen, dann können wir die Kirche dicht machen, dann können wir vielleicht noch ein bisschen Kirche spielen mit dem Geld eines staatlich gestützten Alimentierungssystems. …

Ein auf postmoderne Menschenfreundlichkeit zurechtgestutzter Jesus bedeutet in der Konsequenz die totale Banalisierung des Glaubens. Die Verkündigung verkommt zum oberflächlichen, in reiner Diesseitigkeit gefangenem Gerede, das nichts mehr zu sagen hat."
 

Pfarrer Alexander Garth (9. September 2021, Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig) 

"In seinem Buch Christ and the Bible schreibt der Theologe und Bibelkundler John Wenham: «Es ist … offenkundig, dass für Jesus ‹Es steht geschrieben› gleichbedeutend war mit ‹Gott sagt›.»

Tatsächlich leiten Jesus und seine Apostel Dutzende neutestamentliche Zitate aus dem Alten Testament mit der Wendung «Es steht geschrieben» ein. Mit anderen Worten: Was Gott sagt, gilt. Wenn die Bibel Gottes inspiriertes Wort ist, wovon Jesus offensichtlich überzeugt war, dann besitzt sie die Autorität, unser Denken und Verhalten zu korrigieren – und nicht umgekehrt.

Als die Pharisäer ihm in Matthäus 15 eine Falle stellen, nennt er in seiner Antwort mehrere Gebote aus dem zweiten, dritten und fünften Buch Mose und sagt: «Gott hat doch gesagt …» (Matthäus 15,4).

Beachten Sie, dass er hier nicht sagt: «Die Schrift gebietet» oder «Unser heiliges Buch sagt» oder «Eure Schriftgelehrten haben geschrieben». Nein. Es heißt: «Gott hat gesagt.» Später in Matthäus 22,31 zitiert er aus 2. Mose 3,6 und sagt: «Habt ihr nicht gelesen, was Gott euch in der Heiligen Schrift sagt …».

In Markus 7,8–13 wirft er den Pharisäern vor, «Gottes Gebote außer Kraft zu setzen» und der Heiligen Schrift ihre eigenen Überlieferungen hinzuzufügen. Er sagt ihnen: «Ihr setzt also durch eure Vorschriften das Wort Gottes außer Kraft»"

​Alisa Childers, US-amerikanische Autorin und Sängerin der christlichen Band ZOEgirl. 


Childers, A. (2021, Mai 20). Ankern: Eine Verteidigung der biblischen Fundamente in postmodernen Gewässern (3. Aufl., S. 194 f.). Fontis.​

 

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Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) | ekd.de

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EKD-Orientierungshilfe "Mit Spannungen leben" (1996) 

"Die wichtigsten alt- und neutestamentlichen Aussagen zum Thema "Homosexualität" finden sich in Lev 18,22 und 20,13 sowie in Röm 1,26f.; I Kor 6,9-11 und I Tim 1,10. Sie werten homosexuelles Verhalten ausnahmslos negativ als "Greuel", als "schändliche Leidenschaft", als Ungerechtigkeit, die vom Reich Gottes ausschließt, und als Verstoß gegen Gottes Gesetz …


Diesem eindeutigen Befund stehen jedoch zwei Beobachtungen gegenüber:

Im biblischen Gesamtzeugnis ist Homosexualität ein Nebenthema.
In der uns überlieferten Verkündigung Jesu spielt das Thema "Homosexualität" keine Rolle.

Dadurch werden aber die deutlichen Aussagen nicht aufgehoben, denen zufolge homosexuelle Praxis zwischen Männern (Lev 18 und 20; Röm 1,27), zwischen Frauen (Röm 1,26) sowie zwischen Männern und Knaben (I Kor 6,9; I Tim 1,10) dem Willen Gottes widerspricht. …​​

Verschiedene Auslegungsversuche haben sich als unzutreffend oder unzureichend erwiesen: So ist es nicht zutreffend, daß Homosexualität in der Bibel (und insbesondere im Alten Testament) nur abgelehnt werde, weil sie zum Kult anderer Götter gehört oder sofern Menschen durch spezifische homosexuelle Praktiken gedemütigt werden.

Die These, an keiner Stelle sei in der Bibel von anlagebedingter, vorwillentlicher Homosexualität (ausdrücklich) die Rede, trifft zwar zu, sagt aber nichts darüber aus, ob und inwiefern eine solche Sicht der Homosexualität die jeweiligen biblischen Aussagen modifizieren oder korrigieren würde. ...​​
Blickt man ... auf die biblischen Aussagen zur Homosexualität zurück, so muß man konstatieren, daß nach diesen Aussagen homosexuelle Praxis dem Willen Gottes widerspricht.

 

Zugleich muß man feststellen, daß die Frage nach einer ethisch verantwortlichen Gestaltung einer homosexuellen Beziehung vom Liebesgebot her an keiner dieser Stellen thematisiert wird. …

Da das Liebesgebot ausnahmslos und umfassend gilt, kann auch homosexuelles Zusammenleben nicht von seiner Geltung ausgenommen werden. Das heißt aber: Der im Liebesgebot ausgesprochene Wille Gottes gilt (auch) für die Gestaltung homosexuellen Zusammenlebens.

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Damit ergibt sich eine deutliche Spannung; denn das zuletzt Gesagte hebt nicht auf, daß es keine biblischen Aussagen gibt, die Homosexualität in eine positive Beziehung zum Willen Gottes setzen - im Gegenteil.

Die negativen Aussagen bedeuten aber im Lichte des Evangeliums, d.h. unter der Zusage der Gnade Gottes, keinen definitiven Ausschluß aus der Gottesgemeinschaft und beziehen sich im übrigen nur auf die homosexuelle Praxis als solche, nicht jedoch auf deren ethische Gestaltung.

Betrachtet man sie jedoch in dieser Perspektive, dann muß vom Gesamtzeugnis der Bibel her gesagt werden, daß für die Gestaltung einer homosexuellen (wie jeder anderen zwischenmenschlichen) Beziehung entscheidend ist, ob sie in Liebe zu Gott und Menschen gelebt wird, und d.h. auch: ob sie die Bereitschaft zur Annahme der Lasten einer Beziehung einschließt. ...

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Die Spannung zwischen dem biblischen Widerspruch gegen homosexuelle Praxis als solche und der Bejahung ihrer ethischen Gestaltung gemäß dem Willen Gottes verschwindet dadurch nicht, kann aber von daher verstanden und ausgehalten werden."

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Rat der EKD. Das von Synode und Kirchenkonferenz gewählte Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland.​​

 

Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD. (1996, Februar 26). Mit Spannungen leben: Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema „Homosexualität und Kirche“ (EKD-Texte Nr. 57). Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 28. Juni 2024, von ekd.de/spannungen_1996_homo.html


"Der Rat der EKD hat 1996 unter dem Titel "Mit Spannungen leben" eine Orientierungshilfe zum Thema "Homosexualität und Kirche" veröffentlicht. Er hält darin am biblischen Widerspruch gegen homosexuelle Praxis als solche fest, setzt sich jedoch vom Liebesgebot her für ihre ethisch verantwortliche Gestaltung ein. …


Es ist ethisch geboten, Verlässlichkeit und Verantwortung im menschlichen Zusammenleben zu stärken. Die Verbesserung der rechtlichen Stellung von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften ist nach Auffassung der EKD dafür ein geeigneter und begrüßenswerter Weg. …

Aus der Sicht der EKD erscheint es ... vertretbar, sich für rechtliche Regelungen einzusetzen, die dem Ziel dienen, gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften als Verantwortungsgemeinschaften zu festigen."

Prälat Dr. Stephan Reimers, 1999–2009 Bevollmächtigter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union.

​Reimers, S. (2000, September 19). Stellungnahme zur Verbesserung der Rechtsstellung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften aus Anlass der Anhörung im Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages. Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 28. Juni 2024, von ekd.de/23557.htm​​​​​

"In der Orientierungshilfe der EKD "Mit Spannung leben" ... wird nicht mehr der Versuch gemacht, die biblischen Aussage so umzudeuten, dass man eine positive Wertung homosexueller Handlungen daraus ableiten könnte.  ... Das allumfassende Liebesgebot gäbe die Berechtigung zu einer "ethisch verantwortlichen Gestaltung einer homosexuellen Beziehung. ...

Alle, bis auf die württembergische Kirche, haben inzwischen Segnungen oder Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare ermöglicht." [Stand April 2017]

 

[2019 hat die 15. Landessynode ein Gesetz beschlossen, nach dem in den württembergischen Kirchengemeinden Gottesdienste zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare möglich sind. Vgl.: elk-wue.de/leben/gemeinde/homosexualitaet, Juli 2024]​

Pfarrer Ulrich Parzany, Theologe u. Buchautor, seit 2016 Vorsitzender Netzwerk Bibel und Bekenntnis, 1991-2005 Leiter u. Redner ProChrist e.V., 1987-2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1984-2005 Generalsekretär CVJM-Gesamtverband D.

 

Parzany, U. (2017, November 8). Was nun, Kirche? Ein großes Schiff in Gefahr (3. Aufl.). SCM Hänssler.

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Pater Roberto Pasolini (14 Oktober 2024)

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Seit November 2024 offizieller Prediger des Päpstlichen Hauses.

Fra Roberto Pasolini  von Roberto Pasolini ist lizenziert unter CC BY-SA 4.0

 

 

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"Pater Roberto Pasolini … Prediger des Päpstlichen Haushalts … lud die Gläubigen ein, sich „Szenarien vorzustellen“, die homosexuelle Beziehungen einschließen könnten. Als Beispiel nannte er die Freundschaft zwischen Jonathan und David … den Hauptmann, der Jesus um die Heilung seines Dieners bat, und … eine mögliche homosexuelle Beziehung zwischen Christus und seinen Jüngern."

Es gilt der spanische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert (ChatGPT-4).

Redacción Infovaticana. (2024, November 15). Polémica por las controvertidas afirmaciones del nuevo Predicador de la Casa Pontificia sobre la homosexualidad. InfoVaticana. Abgerufen am 26. Januar 2025, von infovaticana.com/2024/11/15/polemica-por-las-controvertidas-afirmaciones-del-nuevo-predicador-de-la-casa-pontificia-sobre-la-homosexualidad/
 

"Bei der Auslegung des Johannesevangeliums ... spielen erotische Elemente am ehesten im vierten Evangelium eine Rolle. ... Zugleich ist es auffallend, dass nur in diesem Evangelium Effeminierungstendenzen beobachtet werden, und zwar am Lieblingsjünger, der Jesus besonders nahekommt."

Prof. Dr. Peter Wick, evangelischer Theologe, seit April 2003 Inhaber des Lehrstuhls für Neues Testament an der Ruhr-Universität Bochum, Worthaus-Referent.

 

Wick, P. (2023, Mai 15). Das Geheimnis des Evangeliums: Mysterien bei Paulus, Markus, Johannes und in der Apostelgeschichte als Testfall interkultureller Inklusions- und Demarkationsprozesse (2023. Edition, S. 366 f.). Brill | Schöningh.​​

 

 

EKD-Orientierungshilfe "Zwischen Autonomie und Angewiesenheit" (2013)

"Deutet man die biblischen Aussagen, in denen Homosexualität als Sünde gekennzeichnet wird (3. Mose 18,22; 20,13; Röm 1,26-27), als zeitlos gültig, kann man zu der Meinung kommen, eine homosexuelle Partnerschaft sei mit einer heterosexuellen keinesfalls vergleichbar. 

Allerdings gibt es auch biblische Texte, die von zärtlichen Beziehungen zwischen Männern sprechen. Fragt man jenseits dieser einzelnen Textstellen nach dem, was menschliche Beziehung in Gottes Schöpfung ausmacht, dann ist zu konstatieren: Der Mensch wird von Anfang an als Wesen beschrieben, das zur Gemeinschaft bestimmt ist (1. Mose 2,18). Durch das biblische Zeugnis hindurch klingt als »Grundton« vor allem der Ruf nach einem verlässlichen, liebevollen und verantwortlichen Miteinander, nach einer Treue, die der Treue Gottes entspricht. 

Liest man die Bibel von dieser Grundüberzeugung her, dann sind gleichgeschlechtliche Partnerschaften, in denen sich Menschen zu einem verbindlichen und verantwortlichen Miteinander verpflichten, auch in theologischer Sicht als gleichwertig anzuerkennen.

Nutzen homosexuelle Menschen heute die rechtliche Möglichkeit der eingetragenen Partnerschaft, dann erklären sie, wie heterosexuelle Menschen bei der Eheschließung, öffentlich ihren Willen, sich dauerhaft aneinander zu binden und füreinander Verantwortung zu tragen. …

Wo sich Menschen in den ihre Beziehungen entscheidenden Lebenssituationen unter den Segen Gottes stellen wollen, sollte sich die Kirche deshalb auch aus theologischen Gründen nicht verweigern, denn »nach reformatorischem Verständnis sind die Aussagen der Bibel zum Zusammenleben der Menschen in ihrer Vielfalt zu beachten und an der Nähe zur Botschaft von der Versöhnung der Welt in Christus und der Rechtfertigung der Menschen bei Gott durch Jesus Christus zu messen«."


Rat der EKD. Das von Synode und Kirchenkonferenz gewählte Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland.​​

 

​Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD. (2013). Zwischen Autonomie und Angewiesenheit: Familie als verlässliche Gemeinschaft stärken. Eine Orientierungshilfe des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland. EKD. Abgerufen im Juli 2024, von ekd.de/22588.htm

"Die EKD lehnt jede Form der Diskriminierung aufgrund einer sexuellen Orientierung oder Identität aus theologischen und ethischen Gründen ab.

Alle Menschen, auch Mitglieder der LGBTQI+ Community sind dazu berufen, ihre Partnerschaft vom biblischen Liebesgebot her zu gestalten."

Evangelische Kirche in Deutschland EKD. (2022, Mai 20). EKD-Instagram Account. Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 6. November 2024, von instagram.com/p/CdymWYuthlP/
 

"Wer einen Menschen desselben Geschlechtes liebt und kirchlich heiraten will, stößt je nach Landeskirche auf sehr unterschiedliche Regelungen. Am meisten ist bisher im Rheinland, in Berlin-Brandenburg, Hessen-Nassau, Kurhessen-Waldeck, Baden, in der Reformierten Kirche und in der Nordkirche möglich.

 

Heiratswillige Homosexuelle haben in Deutschland grundsätzlich fast überall die Möglichkeit, sich von einem PfarrAer einen Segen zusprechen zu lassen. In welcher Form das geschieht, wird von den 20 Landeskirchen aber höchst unterschiedlich geregelt. ...

In den meisten Fällen überlassen sie den jeweiligen Pfarrerinnen, Pfarrern und Gemeinden die konkrete Ausgestaltung der Feier."

Markus Bechtold, Anne Kampf, und Johannes Süßmann, Redakteure bei evangelisch.de

​Bechtold, M., Kampf, A., & Süßmann, J. (2023, Juni 2). Segnung Homosexueller: Bunt wie ein Regenbogen. Wie gehen die Landeskirchen mit der Trauung und Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften um? Evangelisch.de. Abgerufen am 28. Juni 2024, von evangelisch.de/inhalte/111225/02-06-2023/segnung-homosexueller-bunt-wie-ein-regenbogen

"Für Christen könnte es eine Definition eines gelungenen Lebensentwurfes sein: mit Dankbarkeit auf die Gaben und Talente zu antworten, die Gott in mich hineingelegt hat. Das ist ganz unabhängig gültig von der sexuellen Orientierung, weil auch diese integraler Bestandteil unserer schöpfungsmäßigen Ausstattung ist. …

Ich muss zugeben, ich fände es recht angenehm, wenn ich jetzt nicht allein, »auf eigene Rechnung«, Schlussfolgerungen daraus ziehen müsste. Mir wäre viel lieber, wenn wir Christen so wie beim Apostelkonzil in der Apostelgeschichte (15,1ff.) eine definitive, unsere Mitchristen entlastende, eindeutige Stellungnahme abgeben könnten. Aber das geht ja schon deshalb nicht, weil wir in so viele Konfessionen gespalten sind. …

So wäre nach allem Gesagten mein Vorschlag für eine Einigung der folgende: Homosexuelle Christen dürfen ebenso wie heterosexuelle Christen eine verbindliche, treue Ehe unter dem Segen Gottes und der Gemeinde eingehen und sind in der Gemeinde in jeder Hinsicht willkommen."

Dr. Martin Grabe, Psychiater und Psychotherapeut, seit 1998 Chefarzt der Klinik Hohe Mark in Oberursel.

 

​Grabe, M. (2020, Juni 30). Homosexualität und christlicher Glaube: Ein Beziehungsdrama. Francke-Buch.

Wie queer ist Gott?  Ein Gespräch mit Miriam Löhr und Lara Kneubühler. 

Moderatoren: Prof. Dr. theol. Thorsten Dietz und Dr. theol. Andreas Loos. 

 

Löhr, M., & Kneubühler, L. (Gäste). (2024, Oktober 13). Wie queer ist Gott? Ein Gespräch mit Miriam Löhr und Lara Kneubühler [Podcast-Episode]. In T. Dietz & A. Loos (Moderatoren), GEIST.ZEIT. Fokus Theologie, Fachstelle für Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen. Abgerufen am 5. November 2024, von fokustheologie.ch/wie-queer-ist-gott/

[Exkurs] "Homo-Ehe: Spießig oder revolutionär? Torpediert die Ehe den Kampf von Frauen- und Homobewegung um neue Lebensmodelle? … Für Marie-Jo Bonnet, Pariser Feministin ist die Homo-Ehe ein "falscher Fortschritt" … Die Begeisterung der Homosexuellen für die „Ehe für alle“ macht die Historikerin ratlos. „Die revolutionären Homosexuellen von gestern sind die konventionellen Kleinbürger von heute geworden“, klagt sie." 

EMMA | Louis, C., & Bonnet, M.-J. (2015, Januar 2). Homo-Ehe: Spießig oder revolutionär? EMMA, Januar/Februar 2015. Abgerufen am 7. November 2024, von emma.de/artikel/homo-ehe-spiessig-oder-revolutionaer-318187


Wie queer ist Gott? Ein Gespräch m. Dr. Miriam Löhr u. Lara Kneubühler. 

Moderatoren: Prof. Dr. theol. Thorsten Dietz und Dr. theol. Andreas Loos. 

[Ab Minute 00:22:52] Lara Kneubühler | Dr. theol. Miriam Löhr: "Die Ehe für alle … dass für manche damit so viel erreicht ist, dass man das Thema ad acta legen könnte und das ist etwas, das ich schwierig finde. …

Das betrifft dann ja auch wieder nur einen sehr kleinen Ausschnitt der Gesellschaft, der auch wiederum normiert. Also sozusagen, wenn queere Personen dann akzeptiert sind, wenn sie sich in die bürgerliche monogame Zweier-Ehe begeben, dann sind ganz viele ausgeschlossen, die sich darin nicht wiederfinden.

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Mir wäre wichtig, dass auch die Kirche jetzt vor dem Hintergrund von Kasualien her, nicht sozusagen mit der Ehe für alle alles abgedeckt wahrnimmt, sondern auch noch sieht, es gibt andere Lebensformen, es gibt andere Lebensentwürfe, die dadurch eher weniger gesehen werden, weil ja die Ehe für alle so dominant war.

Ich würde sagen, mir wäre wichtig, eine Offenheit, eine Wahrnehmung für die Vielfalt von Lebenskonzepten, auch jenseits von Ehe. Ja, also alles, das, was nicht sichtbar ist, und das ist häufig das, was nicht in Ehe und Kleinfamilie eingebunden ist, … da nicht stehen zu bleiben …"​


[Ab Minute 00:35:11] Lara Kneubühler | Dr. theol. Miriam Löhr: "Wenn man von queerer Theorie oder queerer Theologie spricht, sich also auf dieser diskursiven Ebene befindet, hat man manchmal die Tendenz, das Störende am Queeren ein bisschen zu evakuieren oder evakuieren zu wollen. In diesem Zusammenhang fand ich Bruno Biermanns These sehr spannend, das Hohelied als gescheiterte Pornografie zu lesen. Ein kleiner Teaser für unser Buch. Aber dazu müsste ich auch noch sagen, dass, was sich, glaube ich, hinter dieser Frage versteckt, wiederum die Frage nach der Hermeneutik ist.

 

Ich glaube also ganz klar, eindeutig wurde die Bibel auch missbraucht, um zu diskriminieren, um Hegemonialität zu rechtfertigen. Das muss man sagen, soll man sagen, insbesondere als Theologinnen."

[Ab Minute 01:01:17] Lara Kneubühler | Dr. theol. Miriam Löhr: "Dass eben Theologie insgesamt profitiert von den Fragen und den Umstürzen, die die Queer-Theologie beiträgt. Also ich würde eben sagen, Queer-Theologie ist eigentlich, macht eigentlich das, was Theologie ausmacht, also wirklich Fragen stellen und aushalten, dass es nicht nur eine Antwort gibt, den Horizont zu weiten und eben nicht zu sagen: "Es ist so!" - und ganz viel auszuschließen …

Für Menschen, die sich gerne stören lassen, anreizen lassen, hat Queer-Theologie sehr, sehr großes Potenzial. Und ich würde auch sagen, Queere-Theologie geht von konkreten menschlichen Erfahrungen aus und daher wird man als Mensch sehr ernst genommen. Es ist nicht nur die bürgerliche Theologie, die Schleiermacher zitiert in der Predigt, um das jetzt ganz plakativ zu sagen.  
Sondern sie geht davon aus: Menschen haben Erfahrung, Menschen haben Körper, Menschen haben Sexualität, und die kann freudig sein, die kann schön sein, die kann auch gewalttätig sein, aber das ist unser Lebenshorizont.  
Und darum geht es und aus diesen Orten reden wir zu Gott, reden wir über Gott, denken wir Gott. Und das finde ich unglaublich würdigend."

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Dr. theol. Andreas Loos: "Also, ich für mich finde, das ist irgendwie ein Modus, Theologie zu treiben oder theologisch zu arbeiten. Hinter dem Satz „Gott ist Queer“ steht jetzt eben genau nicht der Anspruch, der genau das Gegenteil wäre von „Gott ist männlich“ ... das ist eben überhaupt nicht so. Sondern „Gott ist Queer“ bedeutet, wir werden nie mit ihm fertig sein. ...

 

Auch du - hör auf, dass du dir eine Vorstellung von Gott machst, wo du irgendwie denkst, „Ja, das ist jetzt so!“ - und von dort am Ende sogar noch andere Gottesvorstellungen und Theologien meinst beurteilen zu können.

Dafür ist Gott viel, viel zu schön und viel zu attraktiv. Man würde heute vielleicht sagen, dafür ist Gott auch viel zu sexy, als dass man sich - als dass man jemals mit ihm fertig wäre. Ich möchte mit Gott nicht fertig sein, und das ist der Impuls, den ich jetzt als erstes mal von Queer-Theologie mitgenommen habe."

Prof. Dr. theol. Thorsten Dietz: "Ich nehme aus dem Gespräch nochmal mit, Lara, was du am Ende sagtest, also nicht nur immer das Leid fokussieren - es ist natürlich nicht zu ignorieren, aber nicht zu fokussieren. Es gibt so viel auch queere Freude.

Als ich so vor 16 Jahren meine Umkehr hatte, war das Motiv schon Mitgefühl mit queeren Leiden, und ich glaube, das ist schon auch noch wichtig. Dinge, die Menschen kaputt machen, auch beenden.  
Und aber auch bitte schön sehen, es gibt so viele queere Freude und Freiheit und Entdeckerlust und ein Leben in mehr Unbestimmtheit und Offenheit. Da könnten wir, glaube ich, alle von profitieren."

[Transkript Podcast-Episode: Es gilt das gesprochene Wort]

Wie queer ist Gott? Ein Gespräch mit Lara Kneubühler und Dr. theol. Miriam Löhr (Uni-Bern). Moderatoren: Prof. Dr. theol. Thorsten Dietz u. Dr. theol. Andreas Loos (Ev.-ref. Kirche Schweiz)

Löhr, M., & Kneubühler, L. (Gäste). (2024, Oktober 13). Wie queer ist Gott? Ein Gespräch mit Miriam Löhr und Lara Kneubühler [Transkript der Podcast-Episode: Es gilt das gesprochene Wort]. In T. Dietz & A. Loos (Moderatoren), GEIST.ZEIT. Fokus Theologie, Fachstelle für Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen. Abgerufen am 5. November 2024, von fokustheologie.ch/wie-queer-ist-gott/

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Ev. Theologe, Gott, die Kirche und der Regenbogen. Glaube und Homosexualität, Erwachsenenbildung Ev. KK Siegen-Wittgenstein (04.05.2023)

"Die EKD scheint dort angekommen, wohin sich andere gesellschaftliche Akteure schneller und zielstrebiger bewegt haben: Traditionelle Leitbilder gelte es zu überwinden, die Vielfalt der Lebensformen als Ausdruck der befreienden Wirkung des Evangeliums sei anzuerkennen, und zu segnen seien alle Menschen, die sich „in entscheidenden Lebenssituationen unter den Segen Gottes stellen wollen“, wie es die EKD-Orientierungshilfe aus dem Jahr 2013 sagt (Zwischen Autonomie und Verantwortung, 143).

 

Den Segen zu verweigern, sei theologisch nicht zu begründen. ... 

Die Preisgabe der urchristlichen und über Tausende Jahre zumindest im Grundsatz durchgehaltene Überzeugung, dass die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau der einzig legitime Ort ist, für den Gott sexuelle Beziehungen gutheißt, mag im Moment zur Formulierung vorsichtig vermittelnder Neupositionierungen führen; diese werden sich jedoch - siehe die oben skizzierten Entwicklungen in der EKD - binnen weniger Jahre als nicht mehr zu haltende Zwischenetappen auf dem Weg zur vollen Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe erweisen. ...

 

Die evangelikale Bewegung (und damit auch die meisten Freikirchen) hat die Diskussion mit einiger Verspätung, dafür aber mit voller Wucht erreicht.  … Die Sehnsucht von Evangelikalen, insbesondere im Umgang mit homosexuell empfindenden Menschen ein neues Kapitel aufzuschlagen, ist nur zu gut verständlich. Das „Sündenregister“ ist lang, Ausgrenzung, Verächtlichmachung und peinliche Witzeleien (um nur einiges zu nennen) waren und sind für betroffene Menschen Realität in evangelikalen Gemeinden, und dafür gilt es Buße zu tun"

Prof. Dr. Christoph Raedel, seit 2014 Professor für Systematische Theologie und Theologiegeschichte an der Freien Theologischen Hochschule Gießen FTH.

 

Raedel, C. (2024). Vorwort. In A. Goddard & D. Horrocks (Hrsg.), Homosexualität: Biblische Leitlinien, ethische Überzeugungen, seelsorgerliche Perspektiven (ergänzte Aufl., S. 11 ff.). VGTG.

"Wer als evangelischer Christ in Deutschland nach theologischer Orientierung sucht, sollte von den Verlautbarungen der EKD nicht viel erwarten. Denn er muss damit rechnen, nicht evangelisch-reformatorischer Theologie zu begegnen, sondern eher dem Zeitgeist des gegenwärtigen Neuprotestantismus! Dies gilt jedenfalls für das Studium der EKD-Orientierungshilfe „Zwischen Autonomie und Angewiesenheit“. 

Dies kann nicht überraschen, ist doch die EKD keine „Kirche“ im eigentlichen Sinn, sondern nur ein Dachverband bzw. Verbund selbständiger evangelischer Landeskirchen, die ihre theologisch-bekenntnismäßige Ausrichtung selbst zu verantworten haben. Maßgeblich für die Identität und das Bekenntnis ist letztlich immer die jeweilige Landeskirche, deren Pfarrer durch ihre Ordination auf das Bekenntnis ihrer Kirche verpflichtet werden."

Pfarrer Dr. Werner Neuer, 2000-2016 Dozent für Systematische Theologie am Theologischen Seminar St. Chrischona.

 

Neuer, W. (2024, Juni). Das gegenwärtige Eheverständnis der EKD und die Bekenntnisschriften der lutherischen Kirchen. In Die „Regenbogenkirche“ bricht mit dem Bekenntnis (S. 11 ff.). Arbeitskreis Württemberg des Netzwerks Bibel und Bekenntnis. Abgerufen im Juli 2024, von bibelundbekenntnis.de/wp-content/uploads/2024/07/Broschuere-Bekenntnis_Digitalversion_komplett.pdf

 


"Will die Kirche als Gemeinschaft der Glaubenden ihr Bekenntnis ändern, bedarf es dafür vielmehr des Konsenses der Kirche … des „magnus consensus“ … Trägerin des Konsenses ist die Kirche insgesamt und daher kann auch nur sie das Bekenntnis ändern. 

Die ganze Kirche besteht aber nicht nur aus einem einzelnen rechtssetzenden Organ (das Bekenntnis ist ja gerade nicht Gegenstand der Gesetzgebung …), sondern umfasst alle Organe der Kirchenleitung mit ihren je eigenen Aufgabenstellungen. Auch ist die Kirchengemeinde als Grundeinheit des kirchlichen Lebens zu berücksichtigen, so dass der Konsens auch nicht ohne Beteiligung der Kirchengemeinden gefunden werden kann."

Prof. Dr. Heinrich de Wall, Rechtswissenschaftler, seit 2001 Inhaber des Lehrstuhls für Kirchenrecht, Staats- u. Verwaltungsrecht,  Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

​de Wall, H. (2024, Juni). Segnungen/Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare im evangelischen Kirchenrecht. In Die „Regenbogenkirche“ bricht mit dem Bekenntnis (S. 11 ff.). Arbeitskreis Württemberg des Netzwerks Bibel und Bekenntnis. Abgerufen im Juli 2024, von bibelundbekenntnis.de/wp-content/uploads/2024/07/Broschuere-Bekenntnis_Digitalversion_komplett.pdf

"Es ist super wichtig, dass wir uns mit Diversität auseinandersetzen. Gerade der "Magnus Konsensus" bei Pfarrer*innen steht im Widerspruch mit der Charta der Vielfalt. Das muss sich ändern."

Benedikt Kalenberg, Evangelische Jugend Bayern Landesjugendkonvent, Evangelische Jugend Bayern (ejb), Amt für Jugendarbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern.

 

​Kalenberg, B. (2023, November 28). LGBTQ und Kirche: Evangelische Jugend fordert Aktionsplan für queere Menschen in der Kirche. Sonntagsblatt. Abgerufen im Juli 2024, von sonntagsblatt.de/artikel/kirche/evangelische-jugend-fordert-aktionsplan-fuer-queere-menschen-der-kirche

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"Weder nach dem Verständnis der protestantischen Kirchen noch der Katholischen Kirche kann die Wahrheit durch Abstimmung festgestellt werden.

Näher besehen gilt das auch außerhalb der Kirche: Dass wie immer qualifizierte Mehrheiten über die Wahrheit entscheiden können, hat nie jemand ernsthaft vertreten und vertritt auch gegenwärtig, soweit ich sehen kann, niemand. So eine Behauptung wäre auch sinnlos …

Die protestantischen Kirchen wissen sich nach ihren Grundordnungen durch das Evangelium verpflichtet, das in der Schrift gegeben und im Bekenntnis bezeugt ist. Diese Wahrheitsbindung unterliegt nicht der Meinungsbildung einer Synode und entspringt keiner Mehrheitsentscheidung."

Prof. Dr. Notger Slenczka, seit 2006 Professor für Systematische Theologie an der Theol. Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Inhaber des Lehrstuhls für Systematische Theologie.

 

Slenczka, N. (2023, März 14). Die Unverfügbarkeit der Wahrheit. zeitzeichen. Abgerufen im Juli 2024, von zeitzeichen.net/node/10336

Bild: „File:Lady Gaga as Jo Calderone at 2011 MTV Video Music Awards.jpgPhilip Nelson from San Antonio, lizenziert CC BY-SA 3.0.​

Text: Stefani Germanotta, 2009, US-amerikanische Popsängerin und Songwriterin, Mauren Callahan, Lady Gaga: die Biografie, S.12 f.

 

 

"Fast überall in Deutschland können schwule oder lesbische Paare jetzt in einer evangelischen Kirche heiraten. Doch viele Paare machen von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch. … Der Bonner Pfarrer Oliver Ploch hat in den vergangenen zwölf Jahren seiner Dienstzeit zwei schwule Paare in einem Gottesdienst gesegnet - und das als offen schwul lebender Pfarrer in einer deutschen Großstadt, noch dazu im Rheinland, wie er selbst sagt. ... Das größte Hemmnis besteht für Oliver Ploch aber darin:

 

"Heutzutage ist es leichter zu sagen, schwul zu sein als evangelisch oder Christ",

 

sagt er. Kirchlich zu heiraten sei bis heute ein Bekenntnis, zu dem offenbar nur eine Minderheit in der schwul-lesbischen Community bereit sei - ebenso wie in der übrigen Gesellschaft. …Nur sieben Landeskirchen haben überhaupt Zahlen über gleichgeschlechtliche Trauungen und Segnungen erhoben. Aber diese lassen einen Trend erkennen: In der badischen Landeskirche, wo es die Trauung für gleichgeschlechtliche Paare seit 2016 gibt, ließen sich demnach jährlich zwischen 20 und 30 Paaren trauen. Damit liegt ihr Anteil bei unter einem Prozent.

In der Evangelischen Kirche von Westfalen, wo die Trauung für alle seit Januar gilt, ließen sich 27 Paare im Jahr 2018 segnen, 2017 waren es 25. In Hessen-Nassau können Paare gleichen Geschlechts seit 2013 kirchlich heiraten. Davon machten 218 Paare bis Ende 2017 Gebrauch. Im gleichen Zeitraum gab es dort rund 19.000 Trauungen heterosexueller Paare. Damit lag der Anteil gleichgeschlechtlicher Trauungen bei knapp über einem Prozent."
 

Franziska Hein, Redakteurin epd Zentralredaktion Frankfurt am Main

 

​Hein, F. (2020, Februar 27). Trauung für alle? Nur wenige gleichgeschlechtliche Paare treten auch vor den Altar. epd, evangelisch.de. Abgerufen am 23. September 2024, von evangelisch.de/inhalte/166348/27-02-2020/trauung-fuer-alle-nur-wenige-leichgeschlechtliche-paare-treten-vor-den-altar

"So viele Menschen sind in Deutschland laut den neuen Zensusdaten weder Mann noch Frau. Laut den Zahlen, die das Statistische Bundesamt auf Sonderanfrage der taz ausgewertet hat, lebten zum Stichtag im Mai 2022 in Deutschland genau 42.044.446 Frauen und 40.672.866 Männer. 1.259 Personen machten keine Angabe, 969 bezeichneten sich als divers. Prozentual sind also 0,001522 Prozent der Bevölkerung ohne Angabe und 0,001171 Prozent divers, zusammen 0,002693 Prozent. …

Die Deutsche Gesellschaft für Trans*- und In­ter*­ge­schlecht­lich­keit (dgti) schätzt, dass tatsächlich ca. 1,7 Prozent der Bevölkerung intergeschlechtlich sind. Die Option „divers“ gibt es erst seit Dezember 2018."

Alexandra Hilpert, Journalistin | taz.

 

Hilpert, A. (2023, Juli 10). Zensus 2022: Nur 969 Menschen divers. taz. Abgerufen am 23. September 2024, von taz.de/Zensus-2022/!6022108/

"Wieder sind fast eine halbe Million Menschen aus den deutschen Kirchen ausgetreten. … Unter eine halbe Million „Kundenverlust“ im Jahr macht man es nicht. Jeder Vertriebschef, der derart desaströse Zahlen zu verantworten hat, wäre in der Wirtschaft schon dreimal gefeuert worden. …

Jesus Christus sagte einst zu Petrus: „Petrus, was bist du von Beruf?“ Und Petrus antwortete: „Ich bin Fischer.“ Daraufhin sagte Jesus: „Ab heute bist du Menschenfischer. Auf dir will ich meine Kirche bauen.“ Ein Menschenfischer zu sein, bedeutet, möglichst viele Menschen zu begeistern. …

Die Kirche versucht, sich dem linksgrünen Mainstream bis zur Selbstaufgabe anzubiedern. Kirchentage werden zu rot-grünen Politiker-Events, und die Kirche bemüht sich, attraktiv für Menschen zu sein, die für Religion und Kirche nur Verachtung übrig haben und auch niemals in die Kirche gehen. Somit richtet sich die Kirche an eine Zielgruppe, die gar nicht existiert, während sie gleichzeitig die Stammkunden vergrault.

Die Kirche hat ihre ursprüngliche Mission und ihren Markenkern komplett aus den Augen verloren. ... Von Seelsorge und Spiritualität keine Spur. …

Laut dem Experten liegt das Kernproblem nicht darin, dass die Kirche nicht zeitgemäß genug ist, wie es oft von kirchlichen Führern behauptet wird. Vielmehr sei das Problem, dass sie sich zu sehr an eine ideologische Agenda anlehnt, die wenig mit ihren eigentlichen Werten zu tun hat. Veranstaltungen wie Kirchentage, die eher politische Events sind, und Bemühungen, Personen anzusprechen, die der Religion skeptisch gegenüberstehen, zeigen, dass die Kirche sich zu weit von ihrer Basis entfernt hat."

Prof. Dr. Veit Etzold, Schriftsteller und Hochschullehrer für Marketing.

 

Etzold, V. (2024, Juli 16). Kirchenaustritte auf Rekordhoch: Den Kirchen laufen die Gläubigen in Scharen weg, weil sie zu zeitgemäß sind. FOCUS Online. Abgerufen am 27. August 2024, von focus.de/experts/kirchenaustritte-auf-rekordhoch-den-kirchen-laufen-die-glaeubigen-in-scharen-weg-weil-sie-zu-zeitgemaess-sind_id_260131466.html

 


"Ich hatte dazu vor einiger Zeit ein interessantes Gespräch mit Joaquín Navarro-Valls, dem ehemaligen Pressesprecher von Papst Johannes Paul II. Als der Papst einmal gefragt wurde, was denn die Kirche sei – sicherlich eine umfassende Frage –, kam dieser in seiner Antwort mit nur einem Wort aus: »Erlösung.«"

Prof. Dr. Veit Etzold, Schriftsteller und Hochschullehrer für Marketing.


Etzold, V. (2018, Februar 21). Strategie: Planen – erklären – umsetzen (2. Aufl.). GABAL Verlag.

"Die Kirchen in Deutschland haben sich vom christlichen Glauben verabschiedet – und sich in ein rot-rot-grünes Bündnis für … LGBTQ+-Aktivismus verwandelt. … So war das mit der christlichen Kirche nie gemeint: als verlängerter Arm linksidealistischer Regierungspolitik. 

Der Kirchenvater Augustinus betrachtete die Kirche als den mystischen Leib Christi. Er sah sie als göttliche Institution, die von Christus gestiftet wurde und deren Haupt Christus selbst ist. Die Gläubigen waren bei ihm die Glieder dieses Leibes, verbunden durch den Glauben und die Sakramente. 

​Die Civitas Dei war die Gemeinschaft derer, die Gott lieben. Nicht ein rot-rot-grünes Wählerbündnis ... Die Kirchen in Deutschland präsentieren sich als Etagenkellner des Zeitgeistes …

Quinton Ceasar aus Wiesmoor … dass Gott queer sei und „wir“ alle die letzte Generation seien. Und auch: Black Lives Matter. Es ist wie eine KI-generierte … SPD-Grün-Linkspartei ...  ***Show … und das ist dann die Hauptpredigt auf dem Evangelischen Kirchentag in Nürnberg 2023.  
So sind Kirchentage, evangelische oder katholische, von Parteitagen der Grünen oder der Linkspartei kaum zu unterscheiden – beziehungsweise nur mehr an den konservativen Rändern, die als Feigenblatt für eine aktivistische Auslegung des Christentums gelten dürfen. …

Es muss Schluss sein mit jeder steuerlichen Co-Finanzierung der Kirchen. Und zwar radikal. …

Diese Praxis der Steuererhebung durch den Staat für die Kirchen bei deren Mitgliedern entstand im Laufe des 19. Jahrhunderts. Zudem aber zahlen bis heute 14 Bundesländer aus ihren allgemeinen Haushalten aktuell insgesamt mehr als eine halbe Milliarde Euro für beide Kirchen zusammen an Staatsleistungen. … Schluss damit! …

Die evangelischen Freikirchen, wie die Methodisten oder Baptisten zum Beispiel, werden ausschließlich von den Mitgliedern der Gemeinde finanziert. Das führt zu einer Fokussierung auf die Interessen der Gemeindemitglieder und ihrer Familien, seelsorgerisch wie sozialpflegerisch. Die radikale Unabhängigkeit vom Staat gibt auch theologische Autonomie. …

Dem Katholikentag muss man zugutehalten, dass er in der Familienpolitik und beim Schutz des ungeborenen Lebens zumindest in Teilaspekten konservativen Weltanschauungen einen Raum gibt."

Ulf Poschardt, Journalist, Medienmanager, Publizist und Autor. WELT-Herausgeber.


Poschardt, U. (2025, 11. Februar). Meinung. Aktivismus statt Glaube: Schafft die Kirchensteuer ab! Die Welt. Abgerufen am 12. Februar 2025 von welt.de/debatte/plus255402582/Ulf-Poschardt-Schafft-die-Kirchensteuer-ab.html
 

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Ulf Poschardt | WELT-Herausgeber

 

Bild: Marlene Gawrisch | WELT (2025)

 

 

"Die Kirche in Deutschland ist am Ende. … Es gibt kaum noch ein Interesse an Religion, geschweige denn an kirchlicher Praxis … Im gesellschaftlichen Bewusstsein aber ist die evangelische Kirche vor allem eines: bedeutungslos. Dabei hat sie selbst zu ihrer Bedeutungslosigkeit beigetragen.

Man kann sogar sagen: Die evangelische Kirche macht in ihrer gegenwärtigen Verfasstheit so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Sie setzt auf weichgespülte Alltagspredigten, wo theologische Tiefe angebracht wäre.
Sie politisiert und diversifiziert sich, anstatt ihr christliches Profil zu schärfen. … Der Reformbedarf ist groß, und die seichten Ansprachen der Kirchenamtsträger überschreiten in vielen Fällen die Grenze des Erträglichen.

Das alles ändert aber nichts an ihrer gesellschaftlichen Relevanz. Die Kirche ist eine Institution, die Schutz bietet. Sie stiftet Gemeinschaft unter den Gläubigen und ist der vielleicht letzte Ort, an dem eine gemeinsame Einkehr, Besinnung und Unterbrechung des schnelllebigen Alltags möglich sind. Der Glaube steht heute unter Verdacht. Dabei kann er Menschen in Not Halt und ihrem Leben Sinn geben. …

Für die Kirche bedeutet das, ihren Mut zur Eigenart wiederzufinden, den Unterschied zu leben, den sie in einer Gesellschaft zwangsläufig markiert, die mit Glauben und Kirche immer weniger anfangen kann.
Die Kirche muss sich unterscheiden und abheben wollen – also gerade nicht das praktizieren, was vor allem in offiziellen Verlautbarungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zu vernehmen ist: eine Anpassung an den gesellschaftspolitischen Zeitgeist. Das betrifft etwa den Klimaaktivismus, linke Identitätspolitik und eine Selbstsäkularisierung, die das christliche Profil verwässert.

Notwendig ist nicht eine weitere Politisierung der Kirche, sondern eine Theologisierung, die sich wieder stärker auf ihre Kernaufgabe konzentriert. Sie liegt in der Vermittlung der christlichen Botschaft und nicht in der Banalisierung der Theologie. …

Meine Kritik an einer fehlenden Sichtbarkeit des Glaubens in der Kirche zielt also nicht ins andere Extrem, wo die Beharrungskräfte eines antimodernen, katholischen Dogmatismus wirken. … Das entbindet sie gleichwohl nicht von der Pflicht, ihren Glauben zu zeigen, zu praktizieren und am Leben zu erhalten.

Die Kirche muss transzendentale Erfahrung ermöglichen und ihre eigene Religion ernst nehmen. … Der Glaube braucht Tiefe. Nur so können die Menschen aus ihm Hoffnung schöpfen. … Wo das gelingt, vermittelt Kirche die positive Kraft der Religion."

Dr. Hannah Bethke, Politikwissenschaftlerin, Buchautorin und Politik-Redakteurin der Welt. 

Bethke, H. (2025, Februar 18). Meinung. Krise der evangelischen Kirche. Weichgespülte Predigten, Klimaaktivismus, linke Identitätspolitik – Der Irrweg der Kirche. Die Welt. Abgerufen am 19. Februar 2025 von welt.de/politik/deutschland/plus255465728/Krise-der-evangelischen-Kirche-Weichgespuelte-Predigten-Klimaaktivismus-linke-Identitaetspolitik-Der-Irrweg-der-Kirche.html

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Dr. Hannah Bethke, Politikwissenschaftlerin (2023)

 

Bild: „Maischberger - 2023-04-26-0764“ von Raimond Spekking lizenziert CC BY-SA 4.0.

 

 

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"Viele erkennen, dass eine finanzielle Insolvenz nicht so dramatische Folgen wie eine spirituelle Insolvenz hat."

Pfarrer Peer-Detlev Schladebusch, Evangelischer Theologe, bis 2022 Referenten-Tätigkeit für den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Schladebusch, P.-D. (2008, Mai 14). Wenn der Zeitdruck chronisch wird. Haus kirchlicher Dienste der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Abgerufen am 8. November 2024, von evlka.de

„Wie sind Sie bankrott gegangen?“ – „Auf zwei Arten. Allmählich und dann plötzlich.“

" 'How did you go bankrupt?' Bill asked. 'Two ways,' Mike said. 'Gradually and then suddenly.' "

Ernest Miller Hemingway, Reporter und US-amerikanischen Schriftsteller, 1953 Pulitzer-Preis, 1954 Literaturnobelpreis.


Hemingway, E. (1926). The Sun Also Rises. New York, NY: Charles Scribner's Sons. (Book 2, Chapter 13).

 

"Wenn mein Haus mit einem Schlag zusammengebrochen ist, dann darum, weil es ein Kartenhaus war. ... Wenn mein Haus ein Kartenhaus war, dann konnte es gar nicht früh genug einstürzen."

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literatur-wissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge.

Lewis, C. S. (1961). Über die Trauer (3. Auflage 2023, S. 51 f.). Insel Verlag
 

 

"Etwa zwei Prozent der evangelischen Kirchenmitglieder gehen an einem durchschnittlichen Sonntag in die Kirche. … Am Sonntagmorgen wird für die kleine Schar der Anwesenden eine Volkskirche inszeniert, die es nicht mehr gibt. …

 

Dass die beiden Großkirchen stoisch am Gottesdienst als ihrem Aushängeschild schlechthin festhalten, ist Realitätsverweigerung. …
Für 50 und mehr Personen lohnt sich das wohl, vor allem da, wo der Sonntagmorgengottesdienst noch einen echten Stellenwert im Leben hat. Für ein trauriges Dutzend allerdings lohnt es sich nicht mehr. …


Was kann es stattdessen noch geben? Die biblische Weinprobe in der Kirche und der Jazz-Gottesdienst ergänzen sich beispielsweise. Der feministisch-theologische Lesekreis wird andere Menschen erbauen als der Worship-Abend, wieder andere zieht es zum Schlager-Gottesdienst.

Der allsonntägliche Gottesdienst müsste durch weniger, aber dafür profiliertere Angebote ersetzt werden, das wäre nicht nur ein Gewinn für die Glaubenden und Suchenden, sondern auch für die Pfarrpersonen."

Pfarrerin Hanna Jacobs, Diakonisches Werk in Himmelsthür, Hildesheim


Jacobs, H. (2024, Mai 12). Kirche: Schafft den Gottesdienst am Sonntag ab! Die Kirchen klammern sich an ein wöchentliches Ritual, das kaum noch jemanden reizt. [Gastbeitrag]. In Christ & Welt. Die Zeit. Abgerufen am 25. Januar 2025 von zeit.de/2024/21/kirche-gottesdienst-abschaffen-sonntag-religion/komplettansicht

 

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"Nicht nur der Mitgliederschwund, sondern der Relevanzverlust der Kirchen geht extrem steil nach oben und jetzt wird eigentlich auf dem Papier nur das nachgeholt, was geistlich schon längst Sache war … diese inneren Prozesse, die sind schon Jahre vorher gelaufen."

[Transkript: Es gilt das gesprochene Wort]

Pfarrer David Brunner, Autor, Blogger, Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Wutachtal, Evangelische Landeskirche in Baden.

Brunner, D. (2024, Dezember 13). Landeskirche: Not & Chance – mit Pfarrer David Brunner [Video]. YouTube. Markus Voss DE – Mach dich #bibelfit! Abgerufen am 14. Dezember 2024, von youtube.com/watch?v=rvWktj8fjHg
 

"Die Gemeindegliederzahlen [Evangelische Landeskirche in Baden] gehen zum Teil so drastisch zurück, dass die Zusammenlegung von zwei oder drei ursprünglich selbstständigen Gemeinden gar nicht ausbleiben kann, weil sonst die Arbeiten nicht mehr zu leisten sind."

Synodalpräsident Axel Wermke, seit 2021 Präsident der Landessynode der Evangelischen Landeskirche in Baden, Rektor i.R. Werkrealschule Ubstadt.

Wermke, A. (2024, Oktober 27). Synodalpräsident: Gemeinden müssen zusammengelegt werden: Herbsttagung der Synode in Bad Herrenalb der Evangelischen Landeskirche in Baden, 20. Oktober bis 24. Oktober 2024. IDEA e.V. Abgerufen am 27. Oktober 2024, von idea.de/artikel/synodalpraesident-gemeinden-muessen-zusammengelegt-werden
 

Bild: Evangelische Landeskirche in Baden EKIBA (ekiba.de | 2. Mai 2024)

"Heute Nacht hatte ich einen Traum.
Ich sah die Kirche am Rand eines Spielfelds stehen. Sie durfte nicht mehr mitspielen. Warum auch immer. Vielleicht hatte man sie ausgewechselt, weil sie verletzt war oder nicht mehr gut genug spielte. Ich sah ihr in die Augen und glaubte zu wissen, was in ihrem Kopf vorging.

"Dann werde ich eben Schiedsrichterin", sagte ihr Blick, "und sorge dafür, dass alles mit rechten Dingen zugeht und dass niemand mehr gefoult wird."
Als das Spiel zu Ende war, erzählte die Kirche den Spielerinnen und Spielern, was sie sich für ihre Zukunft vorgenommen hatte. Aber es interessierte niemanden. Nur mich, der ich schweißgebadet aufwachte."

​Prof. Dr. Ralf Frisch, Prof. f. Systematische Theologie u. Philosophie, Ev. Hochschule Nürnberg.


Frisch, R. (2024, August 16). I had a dream … Maybe a nightmare. [Instagram-Beitrag @ralf.frisch.theol]. Abgerufen am 28. Dezember 2024 von instagram.com/p/C-uCE92NH5g/

"Gott … wen??? Das fragen sich die Zeitgenossen, die mit dem Allmächtigen eigentlich abgeschlossen haben. Und das sind heutzutage und hierzulande die meisten. Die Anzahl der Kirchenmitglieder sinkt in den westlichen Industrienationen rapide. In Deutschland bewegt sie sich auf die 40-Prozent-Marke zu.

An die zentralen Lehrinhalte des Christentums glauben noch weit weniger Menschen, Umfragen zufolge nicht einmal ein Fünftel. Aktiv engagiert in einer Kirche und persönlich vom Glauben ergriffen sind wiederum noch viel weniger Menschen. 

Die Messen scheinen gesungen: Das Christentum im Westen ist auf dem Weg von einer Glaubensgemeinschaft über eine Mitgliedervereinigung zu einem Museum oder gar einer Ruine. Der christliche Gott hat für das Gros der Gesellschaft aufgehört, eine sinnstiftende und alltagsprägende Autorität zu sein. 
Die Versuche der Amtskirchen, ihre Relevanz mit Yoga-Kursen, Wokeness-Seminaren und Christopher-Street-Parade-Wagen aufzupimpen, laufen ins Nichts, von dem sie langsam, aber sicher selbst verschluckt werden. 

Ein Ersatz ist freilich nicht in Sicht. Trends taugen eben nicht als Lückenfüller für jahrhundertealte Traditionen. Oder, um den christlichen Romantiker Novalis zu zitieren: «Wo keine Götter sind, da walten Gespenster.» … Der Abgrund gähnt. Es wird dunkel. …

«Gott ist NICHT tot. ER ist und bleibt der Standard, an dem wir unsere Werte bilden und messen lassen.» Dem Spuk der postreligiösen Gespenstershow setzt Peterson [Jordan B. Peterson] die Haltung des Glaubens entgegen. Auch wenn er sich mit persönlichen Bekenntnissen zurückhält, macht er unmissverständlich deutlich: Gott ist für ihn kein philosophisches Prinzip oder eine universalistische Chiffre, sondern der Gott der Bibel. Den wir dringender brauchen denn je. 

Damit tritt Peterson für nichts Geringeres ein als eine geistige 180-Grad-Wende. Er stellt die intellektuellen Verhältnisse vom Kopf zurück auf die Füße: von modischen Hirngespinsten auf die Basis der biblischen Offenbarung. …
Petersons «Bibelkritik» läuft allen wissenschaftlichen Standards zuwider. Bei ihm sind es nicht wir, die die heiligen Texte kritisieren, analysieren, dekonstruieren. Sondern umgekehrt. Peterson lässt die Texte uns kritisieren: Gott der Ansager, wir die Adressaten."


Dr. Markus Spieker, Historiker, Journalist und Autor.

Spieker, M. (2024, November 28). Vorwort. In J. B. Peterson, Gott – Das Ringen mit einem, der über allem steht (1. Aufl., S. 11). Fontis. (Originaltitel: We Who Wrestle with God, 2024, November 21).

[Exkurs] "„Es ist kompliziert“ – so lautet das Fazit von Johannes Hartl, dem Leiter des Gebetshauses Augsburg, zum neuen Buch „We Who Wrestle with God“ aus der Feder von Jordan Peterson, dem bekannten kanadischen Psychologen. …

Hartl: „Er sieht in der Bibel eine durchgehende Symbolsprache. … Sind das jetzt einfach evolutionäre oder innerpsychische Prozesse oder ist da wirklich Gott am Werk? Er hält sich da sehr bedeckt. …
Peterson macht das eben als Psychologe, der von Carl Gustav Jung geprägt ist. Er nimmt die Bibel ernst und er geht davon aus, dass sie Wahrheiten enthält, aber er versucht, das streng rational zu tun."

CNA (2024, November 17). „Es ist kompliziert“: Johannes Hartl analysiert das Gottesverständnis von Jordan Peterson. Catholic News Agency Deutschland CNA. Abgerufen am 28. November 2024, von de.catholicnewsagency.com/news/17657/es-ist-kompliziert-johannes-hartl-analysiert-das-gottesverstandnis-von-jordan-peterson
 

"«Nimm dein verdammtes Kreuz auf dich und trage es – oder trage die Konsequenzen.» Und was ist noch schlimmer als das Kreuz? Die Hölle … – und zwar eine Hölle, die Sie selbst verschuldet haben, weil Sie geschwiegen haben, als Sie etwas zu sagen hatten; weil Sie weggelaufen sind oder sich in die Bewusstlosigkeit geflüchtet haben, als die Stimme Gottes, der unausweichliche Ruf des Gewissens, sich meldete. … 


Wenn von Ihnen verlangt wird, die Wahrheit zu sprechen … und Sie den Ruf zurückweisen, laden Sie den Teufel selbst ins Spiel ein. Wirklich. … Das Schweigen, wenn die Wahrheit zu sagen wäre, ist die subtilste und vielleicht sogar unentschuldbarste Lüge. …
Es gibt nur wenige Menschen, die nicht den Kopf in den Sand stecken, wenn es hart auf hart kommt. Sind Sie alles, was Sie sein könnten? Oder haben Sie stattdessen Ihr Licht unter den Scheffel gestellt und sich geweigert, die Welt zu erleuchten (Matthäus 14–15)?"

Prof. Dr. Jordan B. Peterson, kanadischer klinischer Psychologe, Sachbuchautor, 1997-2022 Professor für Psychologie an der University of Toronto.

Peterson, J. B. (2024, November 28). Gott – Das Ringen mit einem, der über allem steht (1. Aufl., S. 661 f.). Fontis. (Originaltitel: We Who Wrestle with God, 2024, November 21).

"Jesus selbst hat nie gesagt, dass der Weg des Glaubens leicht sein wird. Er selbst hat das Bekenntnis zu ihm gefordert. Seit es Christen gibt, erleben diese in vielen Ländern Verfolgung und bekennen sich dennoch aus tiefstem Herzen zum Glauben. In diesen Regionen wächst Kirche und kommen Menschen zum Glauben an Jesus.

In Deutschland, wo der Glaube frei, offen und ohne jede Repressalien gelebt werden kann, nimmt die evangelische Kirche hingegen immer mehr Abstand von ihrem „unique selling point“ (Alleinstellungsmerkmal) – dem Evangelium von Jesus Christus. Das stimmt mich sehr nachdenklich."

Pfarrer David Brunner, Autor, Blogger, Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Wutachtal, Evangelische Landeskirche in Baden.

Brunner, D. (2024, November 27). Jesus hat nie gesagt, dass der Weg des Glaubens leicht sein wird [Kommentar]. idea.de. Abgerufen am 28. November 2024 von idea.de/artikel/jesus-hat-nie-gesagt-dass-der-weg-des-glaubens-leicht-sein-wird

"Ich bin evangelisch. Ich erlebe hautnah, was ... Reinhold Scharnowski im Livenet-Gespräch gesagt hat: „Die Bibelkritik hat einen ziemlichen theologischen und geistlichen Kahlschlag in der Kirche angerichtet.“

[Relevanz der Bibel im 21 Jahrhundert | Gespräch mit Andreas Malessa, Interview Livenet Schweiz von Reinhold Scharnowski am 29.2.24, youtu.be/eE5rYmPjap0, 21:50] ...

 

Bei vielen evangelischen Gemeinden muss man eigentlich nur noch klären, wer als letztes das Licht ausmacht. Dabei wären die Voraussetzungen noch immer super. Vom Steueraufkommen und vom Gebäudebestand der Landeskirche können die meisten freien Gemeinden nur träumen. Trotzdem geht es ihnen im Schnitt weit besser. ... Ich werde den Eindruck nicht los: Liberale Theologie tut Kirchen und Gemeinden nicht gut. ...​​

Es geht in den aktuellen Debatten zwischen Progressiven und Konservativen im Kern nicht um Sex. Sondern um das Bibelverständnis. … Niemand von ihnen macht sich die Frage leicht, welche biblischen Aussagen kulturell zeitbedingt zu verstehen sind und welche zeit- und kulturübergreifend normativen Charakter haben. 
Viele Konservative würden liebend gerne bei den Sexualethikthemen dem Mainstream folgen und sich die Konflikte ersparen, die man sich mit einer konservativen Position einhandelt. Sie suchen sich dieses Thema nicht aus. …

Ich will dazu den Theologen N.T. Wright zitieren: „Während der gesamten ersten christlichen Jahrhunderte, als jede Art von Sexualpraktik, die in der Menschheit jemals bekannt war, in der antiken griechischen und römischen Gesellschaft weit verbreitet war, bestanden Christen wie Juden darauf, dass die ausgelebte Sexualität auf die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau zu beschränken sei. Heute wie damals denkt der Rest der Welt, das sei verrückt.“
[Auszug aus den Seiten 229 – 231: Tom Wright, Warum Christ sein Sinn macht, 2009 Johannis bei SCM Hänssler] ...

Paare, die streiten, ringen noch umeinander. Erst wenn der Streit aufhört, ist die Ehe tot. Meine Beobachtung ist: Wenn der Umgang mit der Bibel beliebig wird, dann geschieht etwas schlimmeres als Streit: Man entfremdet sich. Weil man nicht mehr weiß, was eigentlich das gemeinsame Anliegen ist. Weil es nichts mehr gibt, was man ganz selbstverständlich miteinander feiern, besingen und bezeugen kann.

 

So erlebe ich das in meiner evangelischen Kirche. Deshalb ahne ich: Wenn der EKD eines Tages die Kirchensteuermittel ausgehen, wird sie sich nicht streiten, nicht spalten, sondern sich ganz einfach auflösen."

Dr. Markus Till, Biologe am Universitätsklinikum Tübingen, Buchautor und Blogger, Stellv. Vorsitzender des Netzwerks Bibel und Bekenntnis.

 

Till, M. (2024, Juli 14). Gedanken zu einem Buch über gefährliche Konservative. Blog: Aufatmen in Gottes Gegenwart. Abgerufen am 27. August 2024, von blog.aigg.de/?p=7288

 

 

"Trendforscher sehen in den "Bibeltreuen" sogar die Zukunft der Kirche; es spricht einiges dafür, dass innerhalb der protestantischen Christenheit in Deutschland jeden Sonntag mehr evangelikale als nichtevangelikale Christen an Gottesdiensten teilnehmen."

Gernot Facius, Journalist und Kirchenexperte.

 

​Facius, G. (2008, Februar 20). Die „Frommen“ sind auf dem Vormarsch. DIE WELT. Abgerufen am 27. August 2024, von welt.de/welt_print/article1702892/Die-Frommen-sind-auf-dem-Vormarsch.html

Gottesdienste und Gottesdienstbesuch am Sonntag Invokavit 2022:
EKD insgesamt  |  Teilnehmende: 365.275


Durchschnittlicher Gottesdienstbesuch 2022:
EKD insgesamt  |  2,3 Prozent der Kirchenmitglieder (458.388 Teilnehmende) 

Durchschnitt aus der Anzahl der Teilnehmenden an Gottesdiensten der Sonntage Invokavit und 1. Advent 2022 mit der Wertung zwei zu eins ohne Berücksichtigung von Kindergottesdiensten.
 

Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) – Referat Betriebswirtschaft, IT und Statistik.


EKD-Statistik. (2022). Die Äußerungen des kirchlichen Lebens im Jahr 2022 (Korrigierte Ausgabe Juli 2024). Abgerufen am 27. August 2024, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/kirch_leben_2022_r.pdf

"Wir haben Mega-Kirchen auf dem Papier ... da ist ein Missverhältnis entstanden von Größe einerseits und Wenigen, die partizipieren und da sehe ich die große Gefahr, dass Fundamentalisten die Möglichkeit haben, gerade da einzubrechen."

Prof. Dr. Erich Geldbach, baptistischer Theologe, 1997-2004 Professor für Ökumene und Konfessionskunde, Evangelisch-Theologische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum.

​Geldbach, E. (2007, Oktober 7). Hardliner Gottes – die Diskussion: Diskussion mit Meinhard Schmidt-Degenhard über christliche Fundamentalisten in Deutschland. Hessischer Rundfunk, HR Horizonte (Fernsehsendung).​​​

"In Redaktionssitzungen bin ich oft der einzige gläubige Mensch am Konferenztisch, in der Bar oder im Restaurant sowieso, dann wird über Netflix-Serien oder Männer mit lackierten Fingernägeln diskutiert, aber nie über Religion, weswegen ich permanent das Gefühl habe, dass die vierzig Millionen Christen vielleicht irgendwo sind, aber nie da, wo ich bin. Ist es Zufall? Liegt es an der allgemeinen Stimmung? Liegt es an mir?"

Tobias Haberl, Buchautor, seit 2005 Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat Literaturwissenschaften in Würzburg und Großbritannien studiert.

Haberl, T. (2024, Oktober 2). Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe (1. Aufl., S. 25 f.). btb Verlag.

"Die Landeskirchen haben zwar nach wie vor deutlich mehr Mitglieder als die Freikirchen, aber die wenigsten sind in ihren Gemeinden aktiv. In Berlin besuchen nur 2,5 Prozent der Mitglieder regelmäßig einen evangelischen Gottesdienst, bei den Katholiken sind es immerhin fast zehn Prozent. Der Bund evangelisch-freikirchlicher Gemeinden vermeldet hingegen, dass durchschnittlich 88 Prozent der Mitglieder regelmäßig im Gottesdienst sitzen. …


Sowohl Evangelikale als auch die Landeskirchen sind sich einig, dass die Kirchenaustreter nicht zwangsläufig zu den neuen Gemeinden überlaufen. Dennoch: Die einen wachsen, während die anderen weniger werden. …

Modern, hilfsbereit, alltagsnah muten die Evangelikalen an, man vergisst fast, was sie alle zusammenhält: der christliche Glaube. Und der gerät, ebenso wie die Instanzen, die ihn vermitteln, immer wieder in die Kritik.

Abtreibung: Sünde. Homosexualität: Sünde. Sex vor der Ehe: Sünde. Scheidung: Sünde. Positionen, die weder in das 21. Jahrhundert passen, noch zu einer Stadt wie Berlin, die davon lebt, dass jeder hier sein kann, wie er möchte. …
Trotzdem sei natürlich jeder willkommen: Come as you are. Wer Jesus in sein Leben lasse, der werde schon erkennen, was er ändern müsse. Sexualität scheint sich hier je nach Bibeltreue wandeln zu können."

Julia Kopatzki, Journalistin | Der Tagesspiegel.

 

Kopatzki, J. (2018, August 22). Jesu junge Jünger: Wie die Evangelikalen Berlin erobern. Der Tagesspiegel. Abgerufen am 10. September 2024, von tagesspiegel.de/berlin/wie-die-evangelikalen-berlin-erobern-8427988.html

"Evangelische Christen, denen die Bibel als getreues Wort Gottes gilt, leben nicht nur in den USA. Auch in Deutschland gibt es sie. … Niemand weiß genau, wie viele Evangelikale es in Deutschland gibt. Sie können lutherisch, reformiert oder baptistisch sein. Manche gehören zu den evangelischen Landeskirchen, andere zu Freikirchen. In der rund 160 Jahre alten „Deutschen Evangelischen Allianz“ sind angeblich 1,3 Millionen Menschen"

Mariam Lau, Journalistin | DIE WELT.

Lau, M. (2009, August 11). Religion: Evangelikale als eine Macht in der deutschen Politik. DIE WELT. Abgerufen im Juli 2024, von welt.de/politik/deutschland/article4302613/Evangelikale-als-eine-Macht-in-der-deutschen-Politik.html

"Wenn die Alternative der religiöse Fundamentalismus ist, wie wir ihn in Teilen der Vereinigten Staaten von Amerika sehen, kann auch die christliche Religion dazu tendieren, Vielfalt, alternative Meinungen und Freiheit zu unterdrücken.

Deshalb wäre es ungeheuer wichtig, dass ein europäisches Christentum hier die Vernunft wahrt, für die Freiheit eintritt und Atheismus wie andere Religionen nicht durch Unterdrückung bekämpft, sondern im Diskurs aufnimmt.​ Das ist umso wichtiger, als sich von den Europäern nicht beachtet in Afrika, Asien und Lateinamerika das Christentum rapide ausbreitet. Dabei werden allerdings oft gerade nicht die freiheitlichen Tendenzen gestärkt. …

Wenn das europäische Christentum nicht hellwach bleibt und für die eigenen Traditionen entschlossen und mit Profil eintritt, räumt es den Platz für Leere oder Fundamentalismus."

Altbischöfin Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, 2009-2010 Ratsvorsitzende der EKD, 1999–2010 Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover.

 

​Käßmann, M. (2005). Impulspapier – Strategien für die Gesellschaft von morgen. Abgerufen 2005, von cap.lmu.de/download/foresight/foresight-kaessmann.pdf

"Immer wieder begegnen mir (vor allem konservative/fundamentalistische) Menschen, die mich einschüchtern wollen: „Also, wenn du weiterhin in dieser Form über (Frei-)Kirchen und deinen Missbrauch sprichst, dann fallen Menschen wegen dir noch vom Glauben ab und werden nicht mehr zur Kirche kommen! 🤬“ …
Doch dieser Vorwurf trieft nur so vor Täter:innen-Opfer-Umkehr und vor Silencing. …

Mir ist egal, ob (Frei-)Kirchen durch meine Aufklärungsarbeit ein schlechteres Image erhalten – dann entspricht das Image endlich mal der Realität und wird nicht für die Öffentlichkeit aufpoliert.
Mir ist auch egal, ob Menschen vom Glauben abfallen – in meiner Glaubensüberzeugung kann nämlich kein Mensch vom Glauben oder von Gott abfallen. Und mir ist auch egal, ob Christ:innen dadurch gesellschaftlich schlechterem Licht stehen – das Christentum ist und bleibt dennoch eine privilegierte Religion und hat in Deutschland absolute Dominanz.

Was mir aber nicht egal ist: dass auf diese Weise versucht wird, mich und meine Aufklärungsarbeit zu diskreditieren …
Denn die Wahrheit ist: Besonders fundamentalistische Gläubige werden niemals negative Berichte über ihre (Frei-)Kirchen, ihren Glauben oder ihre Leute dulden, weil nicht sein darf, was nicht sein kann."

Daniela-Marlin Jakobi, Journalistin und Content Creatorin, yeet.evangelisch.de/daniela-marlin-jakobi

Jakobi, D.-M. (2024, November 29). Wie ich gesilenct werde [Instagram-Beitrag]. Instagram-Account danielamarlinjakobi. Abgerufen am 13. Januar 2025, von instagram.com/p/DC9lxB5uTTO/
 

​"Die Kirche der Zukunft ist feministisch, divers und digital"        (27. Mai 2021, efo-magazin.de)

"Sexualethische Fragen ... Die Fülle dieser strittigen Fragen ist ein Indiz dafür, dass die Christenheit sich grundsätzlich in einer Zeitenwende befindet ...​ Gegenwärtig befinden wir uns irgendwo zwischen der Spätzeit einer solchen Übergangsepoche und zu Beginn von etwas Neuem, für das wir noch keine Begriffe haben."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Zürich), Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2024, Mai). Einheit empfangen, gestalten und feiern. In Aufatmen, UNUM 24 Dossier, 02/24, S. 8. SCM Bundes-Verlag. Abgerufen am 10. September 2024, von aufatmen.de/wp-content/uploads/2024/05/UNUM24-Whitepaper.pdf.

"Gott ist queer." [2017]

Prof. Dr. Andreas Krebs, Professor für Alt-Katholische und Ökumenische Theologie am Alt-Katholischen Seminar der Universität Bonn.

Krebs, A. (2017, Juni 30). Gott queer gedacht. Theologisches Feuilleton feinschwarz.net. Abgerufen am 10. September 2024, von feinschwarz.net/gott-queer-gedacht/ und Krebs, A. (2023, März 13). Gott queer gedacht (1. Aufl.). Echter Verlag.

"Jetzt ist die Zeit, zu sagen: Gott ist queer. …​ [2023]

Wir sind hier. Wir sind viele. Wir sind nie wieder leiser. …

Es ist auch die Zeit für das Ende der Geduld."

Pfarrer Quinton Ceasar, Evangelischer Theologe.

 

Ceasar, Q. (2023, Juni 11). Alles hat seine Zeit. Schlussgottesdienst Deutscher Evangelischer Kirchentag 2023 in Nürnberg., Abgerufen am 20. Mai 2024, von kirchentag.de/redemanuskripte

"Was soll „Gott ist queer“ bedeuten? Das Wort queer ist mehrdeutig. Einst war es im Englischen ein Schimpfwort, vergleichbar mit dem deutschen „pervers“. Seit vielen Jahren wird es von den so Beschimpften positiv als Selbstbezeichnung genutzt. Umgangssprachlich gilt queer heute oft als Sammelbegriff für alle, die lesbisch, schwul oder trans sind. …


Queer stellt die strikte Aufteilung aller Menschen in männlich oder weiblich ohne Sinn für Ausnahmen in Frage. Queer ist die Zurückweisung einer Vorstellung, für die Heterosexualität normal und alles andere pervers ist. 
Queer bedeutet dann: Anders ist normal. In der neueren Theologie wird auf das biblische Zeugnis von Gott verwiesen: „Gott bin ich, nicht ein Mann“, heißt es in Hosea 11,9. Gott stehe jenseits der Geschlechterdifferenz. Er ist weder männlich noch weiblich. Und zugleich sind Männer und Frauen zu seinem Bild geschaffen (Genesis 1,27), alle Menschen spiegeln etwas wider von Gottes Wesen.


Genau das meint der Satz „Gott ist queer“. Gott passt nicht hinein in unsere Schubladen. Gott steht jenseits der binären Geschlechterlogik und ist uns nahe zugleich. Darum war diese Aussage für viele queere Menschen so tröstlich. Wenn sie zum Bilde Gottes geschaffen sind und Gott queer ist, dann sind sie bei Gott zuhause, anders, als sie es oft in vielen Kirchen erfahren."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

 

​Dietz, T. (2023, Juni 16). Kommentar von Thorsten Dietz: Ist Gott queer? meine-kirchenzeitung.de, Abgerufen am 13. August 2024, von meine-kirchenzeitung.de/c-aktuell/ist-gott-queer_a41301

 

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Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche)

 

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"„Ich habe G*tt getroffen. Sie ist schwarz.“

Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen: über Gottesbilder in unseren Köpfen, Gesellschaft und Kirche(n). Dazu werfen wir auch einen Blick in die Bibel: Welche Gottesvorstellungen finden sich dort bezogen auf Geschlecht? Ist das Bild von ‚Gott Vater‘ zeitgemäß bzw. angemessen?"​​


Evangelische Studierendengemeinde Hamburg. (2024, Juni 12). ESG-Gesprächsabend: Gott ist queer?! Diversity-Tage | Universität Hamburg. Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche). esg-hamburg.de, Abgerufen am 27. August 2024, von esg-hamburg.de/event/esg-gespraechsabend-gott-ist-queer/


"Das ist ja eine Lerngeschichte der letzten 60 Jahre, kann man sagen, sodass der Satz ‚Gott ist schwarz‘ oder ‚Gott ist weiblich‘ - Gott nicht in etwas Besonderes stecken will, sondern das Gegenteil will. Der Satz ‚Gott ist schwarz‘ korrigiert die Vorannahme, dass er weiß ist. So ‚Gott ist weiblich‘ korrigiert die Unterstellung, dass Gott eigentlich männlich ist, weil dadurch das Männliche Gott wäre.

Und es ist konsequent in den letzten 20 Jahren weitergedacht worden: Wenn Gott nicht queer ist, wenn Gott nicht behindert ist, dann machen wir ihn zum Inbegriff der Gesundheit. Dann ist ‚Hauptsache gesund‘ für uns auch irgendwie ein Gottestitel, und das geht so nicht. Denn dann ist Gott nicht für alle offen, dann kommen wir alle nicht in Gott vor. Dann ist Gott eben parteiisch, dann ist er männlich und gesund und stark und immer richtig.


Es gibt bestimmte Menschen, die sind dann eben höchstens Stiefkinder Gottes, aber eigentlich sind sie falsch. Eigentlich sind sie nicht so ebenbildlich wie alle anderen. Und ich glaube, das müssen alle lernen. Also auch weiße, gesunde, straight Männer müssen lernen, dass sie am Ende auch nicht richtig und gesund und stark genug sind. Sodass es auch für sie eine Erlösung ist, Gott als den zu erkennen, der nicht segregiert, der nicht einteilt, der nicht in Hierarchien denkt, sondern wirklich für alle da ist." [Minute 57:22 bis 58:53]

[Transkript Podcast-Episode: Es gilt das gesprochene Wort]

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Zürich), Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2025, März 16). In Sarah Staub: Ist Gott auch behindert? [Podcast-Episode]. T. Dietz & A. Loos (Moderatoren), GEIST.ZEIT. Fokus Theologie, Fachstelle für Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen. Podcast Geist.Zeit. Abgerufen am 18. März 2025, von geistzeit.podigee.io/52-ist-gott-auch-behindert, Minute 57:22 bis 58:53.
 

"Ist Gott queer? Manche sagen: Ja. Manche sagen: Auf gar keinen Fall. Doch das Wort "Gott" steht für das, was Menschen unbedingt wichtig ist. Das kann Liebe sein, die Suche nach Geborgenheit – oder auch sexuelle Vielfalt ... 

Ein Prediger hat ­keine Autorität über den Glauben der ­Zuhörenden. Jeder hat das Recht, es ­anders zu sehen. Aber Achtung: Auch noch so objektiv-richtig anmutende Aussagen wie "Gott der Vater im ­Himmel" sind vorläufige Aussagen der menschlichen religiösen Sprache. Ihnen kommt damit genauso viel oder wenig Wahrheit zu wie der Aussage "Gott ist queer". ...

Wenn jemand sagt: "Gott ist der Vater im Himmel", kann sich damit zum Beispiel die Sehnsucht nach Geborgenheit in dieser Welt ausdrücken. Nach einem Grundprinzip, das schützt, das anleitet und gleichzeitig Freiheit lässt – wie ein guter Vater. ...

Gott und was damit gemeint ist, ist nichts, was allgemein und für ­immer feststeht. ...

 

Das Wort "Gott" symbolisiert, was denen, die das Wort verwenden, sehr, sehr ­wichtig ist. Was genau das ist, ist mit dem Wort alleine noch nicht gesagt. "Gott ist die Liebe" – das ist ein Satz, auf den sich viele Menschen einigen können, weil die Liebe für viele Menschen so bedeutsam ist."

Dr. Konstantin Sacher, Ev. Theologe, Institut für Evangelische Theologie an der Universität Köln, Redakteur bei chrismon. ​Sacher,

 

​Sacher, K. (2023, Oktober 24). Gender und Christentum: Ist Gott queer? Chrismon. Abgerufen am 10. September 2024, von chrismon.evangelisch.de/artikel/2023/54307/gender-und-christentum-ist-gott-queer

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"Gott ... als »Sprachereignis«, als die in religiöser Rede geschehende Selbsttranszendenz des Menschen. ... Gott als offene Zukunft des Menschen, Gott als Sinn seines Daseins, das wird zur schönen, aber leeren Formel"

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Prof. Dr. Robert Spaemann, Professor für Philosophie, 1972-1992: Ludwig-Maximilians-Universität München, 1968-1972: Technische Universität Hannover, 1962-1968: Universität Stuttgart.

​Spaemann, R. (1969). Was ist das eigentlich – Gott? Die Bücher der Neunzehn (Bd. 119). Kösel.​

 

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"Paul Tillich ... war einer der herausragenden neo-orthodoxen Theologen. Ein Student berichtete mir, dass Tillich, als er in Santa Barbara, Kalifornien, kurz vor seinem Tod gefragt wurde, ob er bete, geantwortet hat: »Nein, aber ich meditiere.«

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Ihm blieb lediglich die Vokabel Gott, ohne die Gewissheit, ob es mehr gibt als nur diese Vokabel, oder ob dieses Wort mehr beinhaltet als nur den pantheistischen Pan-all-ismus. Die »Gott-ist-tot-Theologie«, die auf Tillich folgte, schloss folgerichtig, dass, wenn uns lediglich die Vokabel Gott bleibt, es keinen Grund gibt, weshalb wir nicht dieses Wort selbst durchstreichen sollten.

Für viele liberale Theologen (selbst wenn sie nicht behaupten, Gott sei tot) sind gewisse andere Dinge tot. Da sie die Tatsache ablehnen, dass Gott in der Bibel und durch die Offenbarung in Jesus Christus dem Menschen Wahrheiten mitgeteilt hat, die in klaren Sätzen ausgedrückt werden können, ist der Inhalt des Begriffes »Gott« tot und jegliches Wissen um die Existenz eines persönlichen Gottes ebenfalls.​

Man hat damit nur noch religiöse Begriffe ohne Inhalt und die Gefühle, die durch gewisse religiöse Wörter hervorgerufen werden. Das ist alles."

Dr. h.c. multi. Francis A. Schaeffer, US-amerikanischer presbyterianischer Theologe und Autor.

 

Schaeffer, F. A. (1983). Wie können wir denn leben? (3. Aufl., S. 176 ff.). Hänssler, 1991.

 


"„Gott ist tot“, erklärte einst Nietzsche. In den Evangelischen Akademien, die überwiegend von den Landeskirchen finanziert werden, scheint man es differenzierter zu sehen und probiert es hier und da mit einer Auffrischung: „Gott ist queer.“

Wer das nicht glauben will, sehe sich das Novemberprogramm der Evangelischen Akademie in Frankfurt am Main an: Da wird der 11. Leonore-Siegele-Wenschkewitz-Preis [2021] an eine „streitlustige Theologin“ verliehen, die „feministisch oder queerperspektivisch von Gott“ redet. In ihrer Dankesrede ging es Kerstin Söderblom, die seit den 80er-Jahren in der kirchlichen Lesbenbewegung aktiv ist, um eine „lesbisch-schwul-bi-, inter- und trans“-inklusive Theologie, die freilich ihre „Allies“ (Verbündete) braucht – „Heteros“, die den „Safe Space“ respektieren, der sonst von Klassismus, Rassismus, Sexismus und Queerfeindlichkeit bedroht ist. …

Die ganze Zeremonie atmete einen identitätspolitischen „Jargon der Eigentlichkeit“ (Adorno), den heiligen Ernst einer geschlossenen Gesellschaft, in der weniger das kontroverse Gespräch in der Öffentlichkeit als die verschworene Glaubensgemeinschaft von Gender-Aktivist*innen gefragt ist. Auch im „Gendertalk“ der Akademie geht es um „Allies“ im Kampf gegen Diskriminierung …

Aber was heißt „multiperspektivisch“? ... Was bedeutet das „Aufbrechen der binären Geschlechteridentität“? Immerhin werden am Ende ein paar praktische Probleme angedeutet, die sich schon länger abzeichnen: das Schwinden einer „protestantischen Identität“ und der tendenzielle Verlust jener Allgemeinbildung, die ja erst einen multiperspektivischen Diskurs und ein zureichendes intellektuelles Niveau der Debatten ermöglicht."

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Reinhard Mohr, Journalist | DIE WELT.

 

Mohr, R. (2021, Dezember 7). In den Evangelischen Akademien heißt es nun „Gott ist queer“. DIE WELT. Abgerufen am 10.09.2024, von welt.de/politik/deutschland/plus235495824/Heiliger-Zeitgeist-In-den-Evangelischen-Akademien-heisst-es-nun-Gott-ist-queer.html

"Der postmoderne Glauben an einen toten Gott, der mysteriöse weltliche Kräfte in Systemen der Macht und Privilegierung wirken sieht und die Opferrolle heiligt. Dies ist, in zunehmendem Maße, die fundamentalistische Religion der doch eigentlich nominell säkularen Linken.


Laut den Vertretern der Theorie ist es nicht erlaubt, bestimmte Ideen zu kritisieren. Sie sind außerdem der Ansicht, dass man nicht entscheiden kann, ob eine Person recht hat, indem man die Stichhaltigkeit ihrer Überzeugungen beurteilt, sondern dass dies von ihrer Identität («Positionalität») und ihrer Bereitschaft, sich der richtigen Diskurse zu bedienen, abhängig ist. 


Die «Überprüfung aller durch alle» ist gemäß der Theorie schlichtweg unmöglich, da Menschen aus verschiedenen Identitätsgruppen einander nie ganz verstehen können. Dies ist die Essenz des postmodernen Wissensprinzips. Es ist klar, dass der Postmodernismus in seinem Kern eine Ablehnung des Liberalismus beinhaltet. …
In einem liberalen System haben die Menschen die Freiheit, alles zu glauben, was sie wollen, und alles zu vertreten, was sie wollen, aber zu behaupten, solche Überzeugungen seien Wissen, und zu verlangen, dass sie als solches respektiert werden, ist etwas anderes. …

 

Wer eine andere Meinung vertritt, ist für die Vertreter der Theorie voreingenommen – mit bösen Folgen. Eine davon ist die Erosion des Systems, mit dem wir verlässliche Aussagen über die Realität generieren, und der damit einhergehende Verlust des Konfliktlösungssystems, das die liberale Wissenschaft im Lauf der Zeit entwickelt hat. Dies führt zu sozialen Spaltungen, weil Menschen die Fähigkeit verlieren, auf einer gemeinsamen Grundlage miteinander zu sprechen, und keine objektiven Mittel mehr haben, um Meinungsverschiedenheiten beizulegen. …


Wir können uns nur noch unserer jeweiligen Sekte zuwenden – also denen, die unsere subjektiven Erfahrungen teilen … Dies ist eine effektive Konfessionalisierung des «Wissens», die wiederum zu einer Vertrauenskrise bei allen Wissensansprüchen führt – eine Folge, die alle Systeme trifft, die sich dem postmodernen Wissensprinzip und der daraus folgenden Anwendung der Theorie unterwerfen.

Eine solche Entwicklung nutzt niemandem, und wie die Vertreter der Social-Justice-Bewegung so gerne feststellen: Am meisten verlieren in einer solchen Situation diejenigen, die ohnehin schon marginalisiert und unterdrückt sind."

Helen Pluckrose, britische Publizistin. London, England. 
James Lindsay, Mathematiker und Buchautor. Tennessee, USA.

Pluckrose, H., & Lindsay, J. (2020, August 25). Zynische Theorien: Wie aktivistische Wissenschaft Race, Gender und Identität über alles stellt – und warum das niemandem nützt (deutsche 1. Auflage, 2022). C.H.Beck. (Kindle-Version, S. 314 f., S. 371 f.)
 

"Spannend ist, dass Pluckrose zwar die «Weltbild-Brille» der kritischen Theorien erkennt, bei ihrem liberales Weltbild aber selbst einen blinden Fleck hat: «Religionen und viele theoretische Konstruktionen sind tatsächlich Metanarrative, aber der Liberalismus und die Wissenschaft sind es nicht.»" [Fußnote: Pluckrose und Lindsay (2022), Zynische Theorien, S. 274]

Cornelia Schum, Studium Geografie, Mathematik und Theologie.

Schum, C. (2024, Dezember 20). Welche Brille trägst du? Weltanschauungen und die kritischen Theorien. Daniel Option. Abgerufen am 3. Januar 2025 von danieloption.ch/featured/welche-brille-traegst-du-weltanschauungen-und-die-kritischen-theorien/

15TD

Ron Kubsch, Prodekan und Dozent am Martin Bucer Seminar in Bonn (2023)

 

 


[Ron Kubsch] "Bei der Debatte über die „Gott ist queer“-Predigt musste ich mehrfach an Ludwig Feuerbachs Kritik der christlichen Religion denken. Feuerbach war davon überzeugt, dass der Mensch ganz auf den Menschen geworfen ist und deshalb Gott nur eine Projektion sein kann. In seinen eigenen Worten heißt das (Vorlesungen über das Wesen der Religion, 3. Aufl., Bd. 6, Gesammelte Werke, Berlin: Akademie Verlag, 1984, S. 212):

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„Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel heißt, sondern der Mensch schuf, wie ich im „Wesen des Christentums“ zeigte, Gott nach seinem Bilde. Und auch der Rationalist, der sogenannte Denk- oder Vernunftgläubige, schafft den Gott, den er verehrt, nach seinem Bilde; das lebendige Urbild, das Original des rationalistischen Gottes ist der rationalistische Mensch. Jeder Gott ist ein Wesen der Einbildung, ein Bild, und zwar ein Bild des Menschen, aber ein Bild, das der Mensch außer sich setzt und als ein selbständiges Wesen vorstellt.“

Wenn – im Gefolge der Schleichermachschen Theologie – das biblische Gottesbild nur Ausdruck dessen ist, was Menschen über Gott empfinden, hat Feuerbach recht und dann darf der Schriftbefund gern mit weiteren Projektionen bereichert werden. Dann darf man auch sagen: Gott ist queer. Das ist einfach ein weiteres Gefühl, das dem „Gefühlsspeicher“ der Bibel hinzugefügt wird. Der Mensch schafft sich eben einen Gott – so würde Feuerbach sagen – nach seinem eigenen Begehren.

Angesichts von 2.Mose 20,3–4 ist das ein gefährliches Manöver, denn dort lesen wir: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist.“

Warum sind die Produkte unserer menschlichen Götzenfabriken so attraktiv? David Wells hat diese Frage so beantwortet (God in the Wasteland, 1994, S. 53–54):

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„Warum sind den Menschen die Ersatzgötter lieber als Gott? Der wohl wichtigste Grund ist, dass man sich so der Rechenschaftspflicht gegenüber Gott entzieht. Wir können den Götzen zu unseren eigenen Bedingungen begegnen, weil sie unsere eigenen Schöpfungen sind.

Sie sind sicher, vorhersehbar und kontrollierbar ... und vollständig unter der Kontrolle des Benutzers. ... Menschen ... bleiben, autonome Architekten ihrer eigenen Zukunft … vermeiden dadurch die Konfrontation mit Gott und seiner Wahrheit. Sie müssen nur sich selbst gegenübertreten.“

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Ron Kubsch, Autor und Blogger, Prodekan und Dozent für Apologetik und Neuere Theologiegeschichte am Martin Bucer Seminar in Bonn.

 

​Kubsch, R. (2023, Juni 27). Vom Reiz des Götzendienstes. TheoBlog.de, Die Welt sehen – aus der Perspektive reformatorischer Theologie, Abgerufen am 25. September 2024, von theoblog.de/vom-reiz-des-goetzendienstes/39634/​​

"P. kommt aus einer konservativen Dorfgemeinde und hatte nach der Konfirmation in einer evangelikalen Jugendgruppe mitgemacht. Sein Gottesbild ist streng, konservativ und gnadenlos. Die Angst vor dem grausam strafenden G:tt beeinträchtigte ihn stark. ...

Ich konfrontierte ihn damit, dass er nach meiner Wahrnehmung ein Götzenbild hochhalte und alle seine Ängste auf einen strafenden Götzen projizierte, der von dem streng richtenden Pfarrer geschaffen worden war, um ihn abzuwerten und unmündig zu halten. ...

 

P. verstand, was ich sagte, aber es kam gefühlsmäßig nicht an. In der nächsten Sitzung malte er auf meine Anregungen hin eine rote Karte, ein Stopp-Symbol. Er wollte die Karte zücken, wenn er wieder vor dem strafenden und verdammenden Götzen Angst hatte. Er wollte damit die Macht des Götzen und seine eigene innere Verstrickungsdynamik mit ihm unterbrechen. Seitdem hatte er die rote Karte immer dabei.

Er malte auch noch eine grüne Karte dazu. Eine »Go for it!«-Karte, als Ermutigung und Stärkung. Darauf wolle er sich nun konzentrieren. Und ich ermutigte ihn, sein Leben zu leben und die Zeit mit seinem Freund bewusst zu genießen, ohne sich schuldig zu fühlen. ...

In den Sitzungen danach arbeiteten wir an seinem Gottesbild. Wir suchten und bearbeiteten gemeinsam verschiedene Bibelstellen, die ganz andere Gottesbilder vermittelten, als er kannte. Wir lasen Psalmworte, die Schöpfungsberichte und die Zwiesprache zwischen G:tt und Propheten. Wir sprachen über die Selbstvorstellung G:ttes vor Mose im Dornbusch: »Ich bin da und begleite dich aus Unterdrückung und Sklaverei!« (Exodus 3)."

Dr. Kerstin Söderblom, Theologin und Autorin, seit 2020 Hochschulpfarrerin an der Evangelischen Studierendengemeinde ESG in Mainz, 2008-2011 Lehrbeauftragte an der Goethe Universität in Frankfurt.​

 

Söderblom, K. (2023, März 6). Queersensible Seelsorge. Vandenhoeck & Ruprecht.

"Drei Worte, sie fielen während der Abschlusspredigt des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentages auf dem Nürnberger Hauptmarkt. Unter großem Jubel aus der Gottesdienstgemeinde vor Ort rief der Prediger Quinton Ceasar: «Jetzt ist die Zeit zu sagen: Gott ist queer.» …

​​

​Unter der Verwirrung um das Adjektiv ‹queer› lauert ein ... letztlich gravierenderes Missverständnis. Es betrifft das Verb ‹ist› in seiner Verbindung mit dem Subjekt Gott. «Gott ist queer» – das verstehen viele Kommentare offenbar buchstäblich, im Sinne einer ‹eigentlichen›, geradezu dinglichen Gottesrede.

 

Das lässt theologisch einigermaßen ratlos zurück. Liegt hier eine Projektion vor? Meinen die Empörten etwa, dass das, was sie über Gott denken, wie sie von Gott sprechen, Gott derart ‹objektiv› dingfest macht? …  Andererseits provoziert sie gerade so die Fragen, die anscheinend jede Zeit neu reflektieren muss: Was für ein Sprechakt ist Predigten überhaupt?

 

Was bedeutet es, dass wir nur metaphorisch von Gott reden können? … 

Wer sexuelle und geschlechtliche Vielfalt negativ sieht, wird den vorausgesetzten Sinn – Gott ist … (wie?) LGBTIQ+ – nicht nur als Festlegung und Einschränkung, sondern als Beleidigung Gottes empfinden müssen. Hier entsteht die Empörung vollends im Auge der Betrachtenden. …

Kurzum: Die Aufregung um die Kirchentagspredigt lebt in weiten Teilen von einem Zirkel: Man meint, genau Bescheid zu wissen, was Quinton Ceasar meinte. Tatsächlich setzt man aber eigene Lesarten voraus, überträgt sie auf seinen Satz und regt sich dann haltlos oder süffisant über das Ergebnis auf. Am Ende empören die Empörten sich womöglich mehr über ihre eigenen blinden Flecken als über «Gott ist queer». …

Dass das Wörtchen ‹queer› zugleich die Leidens- und die Befreiungsgeschichte sexueller und geschlechtlicher Minderheiten aufbewahrt …, passt zu Gottes eigener Geschichte jedenfalls nicht schlecht. ...
Dass der Prediger und alle, für die er eintritt, mit Hass überschwemmt werden, ist durch nichts zu rechtfertigen, am wenigsten im Namen Gottes. Es ist ein Angriff auf Gottes Ebenbilder und auf den Leib Christi, der wir alle gemeinsam sind. Wer unbedingt von Blasphemie sprechen möchte, hätte hier allen Grund."

Dr. Ruth Heß, Evangelische Theologin, Theologische Studienleiterin am Studienzentrum der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie in Hannover.​

 

Heß, R. (2023, Juni 26). GOTT: ‹queer›? zeitzeichen.net. Abgerufen am 10. September 2024, von zeitzeichen.net/node/10533

"Helen Belcher – Mitglied des britischen Trans*-Netzwerkes »Sibyls« – lebte in ihrer Jugend als »Junge«. Während »seiner« Pubertät entdeckte »er«, dass »er« weiblich war. Hieß das nicht automatisch, dass »er« schwul war? »Er« fühlte sich aber von Jungen gar nicht angezogen. Wie sollte »er« sich und »seine« sexuelle Identität verstehen?

 

In der evangelikal-fundamentalistischen Kirche, der »er« angehörte, empfahl man »ihm« Gebet und ein heterosexuelles Eheleben. Also betete »er«, heiratete eine Frau und zeugte Kinder.

Aber das Gefühl, in Wahrheit eine Frau zu sein, das blieb – und wurde immer stärker. Schließlich blieb nur der Gedanke an den Suizid – oder die Entscheidung, sich als die zu akzeptieren, die sie war.

Zuerst offenbarte sie sich ihrer Ehefrau. Diese blieb bei ihr und stand zu ihr. Bewegend berichtet Helen Belcher davon, wie sie daraufhin begann, ihrem Geschlecht entsprechend aufzutreten: »Ich hatte nie geglaubt, dass ich auch nur im Entferntesten als Frau durchgehen könnte. Ich hatte mich geirrt. Der Besuch bei einer professionellen Visagistin zeigte mich plötzlich als mich – als weiblich.«

In ihrer Kirche jedoch stieß Helen Belcher auf Ablehnung – und wieder und wieder, auch in anderen Kirchen und Gemeinden, musste sie diese Erfahrung machen. Schließlich akzeptierte sie, dass in der Kirche für sie kein Platz war.

Helen Belcher war erleichtert – und das noch mehr, als sie zuletzt auch den Glauben hinter sich lassen konnte. Die Welt brach nicht zusammen; Helen Belchers moralische Werte änderten sich nicht. Aber ein langer innerer Kampf war nun vorüber.

 

»Mir wurde jahrelang beigebracht, dass die wahre Freiheit in Christus liegt. Meine Erfahrung sagt mir, dass genau das Gegenteil der Fall ist. Als ich mich von Religion und Glaube abwandte und mich so akzeptierte, wie ich bin, mit all meinen Fehlern und Schwächen, fand ich mich von den Erwartungen der Gesellschaft befreit und befähigt, die Gesellschaft herauszufordern.

Meine Frau, meine Kinder und meine Kolleg*innen haben mir zur Seite gestanden, und das Leben ist jetzt reich, bunt, aufregend und wertvoll. Ich bin ich. Die Etiketten, die ihr mir anheftet, definieren mich nicht mehr.«"

Prof. Dr. Andreas Krebs, seit 2015 Professor für Alt-Katholische und Ökumenische Theologie.

 

Krebs, A. (2023). Gott queer gedacht. Echter Verlag. Zitate: Belcher, H. (2016). Labels are odd things. In C. Beardsley & M. O’Brien (Hrsg.), This is my body: Hearing the theology of transgender Christians (S. 143–148). London: Darton, Longman & Todd.

​"Unser Leben ist so sinnvoll, so ausgefüllt und großartig, wie wir selbst es gestalten. Und wir können es wirklich großartig gestalten."

Prof. Dr. Richard Dawkins, Biologe u. Autor, 1995–2008 Professor an der University of Oxford.

 

Dawkins, R. (2006). Der Gotteswahn (9. Aufl., 2010, S. 476). Ullstein Verlag.

"Professor Dawkins, Sie hatten vor Wochen einen Schlaganfall. Wie hat der sich auf Ihr Leben ausgewirkt?
Ich weine häufiger als sonst. Musik von Schubert oder Lyrik haben mich schon immer zu Tränen gerührt. Aber seit dem Schlaganfall ist es schlimmer geworden. …

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Wie möchten Sie sterben?
Unter Narkose, als ob ich eine Blinddarm-OP hätte. Wenn mir irgendwas am Tod Angst macht, dann die Vorstellung von der Ewigkeit, deshalb stelle ich mir den Tod wie eine Vollnarkose vor, nach der man nichts mehr spürt. Und genau so wird es auch kommen."

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Prof. Dr. Richard Dawkins, Biologe u. Autor, 1995–2008 Professor an der University of Oxford.

 

Dawkins, R. (2016, September 6). Dr. Malte Herwig Interview: Jede Nacht werde ich vorübergehend geisteskrank. Stern. Abgerufen am 5. Juni 2024, von stern.de/panorama/wissen/richard-dawkins--jede-nacht-werde-ich-voruebergehend-geisteskrank--7039676.html

"Ich glaube nicht an Gott, aber ich vermisse ihn."

Julian Patrick Barnes, britischer Schriftsteller.

Barnes, J. (2008, März 6). Nothing to Be Frightened Of (1. Aufl.). Jonathan Cape. S. 1. Deutsche Ausgabe: Barnes, J. (2010, März 1). Nichts, was man fürchten müsste (G. Krueger, Übers., 1. Aufl.). Kiepenheuer & Witsch. S. 1.

 


Pfarrer Quinton Ceasar | Schlussgottesdienst Deutscher Evangelischer Kirchentag (Juni 2023)

 

 

"Nur wenige Predigten erreichen popkulturellen Status. Die Predigt des 38-jährigen Quinton Ceasar, vor 16 Jahren aus Südafrika gekommen, Person of Colour und seit 2021 Pastor im ostfriesischen Wiesmoor, hat das Zeug dazu.

Jedenfalls geht die Erregung ob seiner Predigt im Abschlussgottesdienst des Kirchentags in Nürnberg durchs Land und erreicht wohl mehr als nur binnenkirchliche Kreise. Ich selbst sah und hörte sie im Zug auf meinem Notebook, schon auf der Rückfahrt, und war ebenso verdutzt wie vergnügt. ...

 

Gott ist immer der „Ganz Andere“, das Geheimnis der Welt. Gott ist weder Vater noch Mutter noch Adler noch Burg und auch nicht queer – bei allen Gottesprädikationen ist zu berücksichtigen, dass hinter der Ähnlichkeit zu dem, was wir unter diesen Begriffen kennen, eine immer noch größere Unähnlichkeit mitzudenken ist.

 

Gottesprädikationen sagen letztlich nichts über Gott, der der Verborgene bleibt. Sie beschreiben vielmehr die kollektiv-kulturelle oder auch die individuelle Aneignung des Glaubens. Das rhetorische Spiel mit der Suche nach neuen Gottesprädikationen muss deshalb niemand für Blasphemie halten. Es ist eine diskursive Auseinandersetzung über Zugehörigkeit und Aneignung. 

Dass unsere klassische Theologie und Frömmigkeit von kulturellen Mustern unterlegt ist, die mit „weiß“, „männlich“ und „stark“ zu tun haben, ist für die, die darin aufgewachsen sind und deren Leben in dieses Muster passt, meist nicht bewusst. Die, deren Leben jedoch nicht dahinein passt, spüren dieses Muster sehr deutlich, weil es sie ausgrenzt.

 

Dass dies eine Form von Rassismus ist, lernen wir gerade. ...

 

Alle, denen die Verbreitung des Glaubens am Herzen liegt, und vielleicht die konservativen Frommen, die sich zurzeit aufregen, zuallererst: Sie sollten sich freuen, dass Menschen, die von den klassischen kulturellen Mustern, mit denen der christliche Glaube bei uns imprägniert ist, ausgegrenzt werden, sich aufmachen, sich den Glauben anzueignen. „Gott ist queer“ ist ein diskursiver Aneignungssatz. Er heißt: Es ist auch mein Gott, unser Gott. ...

 

Bemerkenswert ist die Diskrepanz zwischen Rhetorik und Sachebene. Die Rhetorik schraubt sich zu einer Klimax hoch, die in einer fast schon rauschhaft anmutenden Metaphorik endet. Dem entspricht die enthusiastische Reaktion von zumindest dem größten Teil der Besucher. Die Sachebene dagegen ist ernst, anklagend, bitter. Ihr würde eine stillere Reaktion, auf jeden Fall Nachdenklichkeit entsprechen. ...

Es könnte sein, dass gerade diese zunächst widersprüchlich erscheinende Mischung den popkulturellen Faktor ausmacht. Die Predigt bleibt schillernd. Trotz klarer Sachaussagen bleibt Spielraum, in die Metaphorik hineinzuhören, was man selber hören möchte. Der Prediger wird in dieser schillernden Gemengelage zu einer „Marke“ – was notwendige Voraussetzung für einen popkulturellen Status ist."

Propst Dr. Horst Gorski, 2015–2023 EKD-Vizepräsident und VELKD-Amtsbereichsleiter, Propst im Kirchenkreis Altona - Nordelbische Evangelisch-Lutherische Kirche.

Gorski, H. (2023, Juni 16). Hoffnungsfroh gespannt: Quinton Ceasars popkulturelle Predigt als Phänomen. zeitzeichen.net, Abgerufen im Juli 2024, von zeitzeichen.net/node/10524

"Ceasar vertritt einen hohen moralischen und theologischen Anspruch, wenn er – in Anspielung an eine Redewendung aus seiner Kindheit – leitmotivisch mehrfach versichert, er wolle seine Zuhörer und -hörerinnen nicht anlügen.

Der Prediger will Zeuge der Wahrheit sein. Das ist gut so, wird doch die Frage nach der Wahrheit heutzutage allzu gern relativiert, und zwar nicht nur im Zeichen von Fake News und „alternativen Fakten“, sondern auch in Theologie und Kirche.

Brennpunktartig spricht die Predigt Themen an, die den evangelischen Mainstream bewegen, der sich auf evangelisch.de oder im Magazin chrismon präsentiert ... Diese Ansprache wird vielleicht mehr Erinnerung bleiben als so manche vollbesetzte Podiumsveranstaltung, wenngleich zu befürchten steht, dass schlussendlich nur der provokante Satz: „Gott ist queer“ im öffentlichen Bewusstsein hängen bleibt. Dabei verdient es die Predigt, zur Gänze gelesen und diskutiert zu werden ...

Spricht Ceasar seine Hörerschaft eingangs als „liebe Gemeinde“ und als Geschwister an, so unterscheidet er im weiteren Verlauf der Predigt zwischen sich und denen, die er im engeren Sinne als seine Geschwister und anderen Anwesenden unterscheidet.

 

Die geschwisterliche Gemeinschaft im Glauben wird im Grunde in Frage gestellt, wenn Ceasar von sich und seinen Geschwistern spricht, die für sich in Anspruch nehmen, Kirche zu sein, in den Kirchen der anderen – „in euren Kirchen“ keinen sicheren Ort haben. „Meine Geschwister und ich … vertrauen eurer Liebe nicht“,

kurz: Wir vertrauen euch nicht, weil Ihr „meine Geschwister und mich diskriminiert – wegen unseres Einkommen, unserer Hautfarbe, unserer Behinderung oder unserer queeren Identität“.

Das „Wir“, in dessen Namen zu sprechen sich Ceasar autorisiert fühlt, sind „Menschen, die Veränderungen anstreben, Aktivist*innen und marginalisierte Menschen“. Es sind Menschen, „die das Gute wollen“ und sich bereits auf dem richtigen Weg befinden, während an die übrigen Menschen – „Menschen, die keine Diskriminierungen erfahren und auch nicht sehen, dass andre sie erfahren“ – der Ruf zur Umkehr ergeht. ...

Ob Diversitäts- und Identitätspolitiken, Genderdiskurs, postkolonialistische Theologien und Netzwerklogiken, nach denen die Kirche neue Bündnisse mit zivilgesellschaftlichen Akteuren schmiedet, die Inkulturationsdynamik des Evangeliums nur erweitern oder vielleicht auch zu theologischen Auflösungserscheinungen führen, ist gegenwärtig eine Streitfrage, die den christlichen Glauben, das reformatorische Erbe und die Zukunft der evangelischen Kirche in ihrem Kern betrifft. ...

Notwendige Abschiede und Neuaufbrüche werden freilich von Anzeichen theologischer Auszehrung begleitet, die Anlass zu ernster Sorge geben. Es ist Zeit, sich diesen redlich zu stellen."


Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ulrich H.J. Körtner, Professor für Systematische Theologie an der Universität Wien.

Körtner, U. H. J. (2023, Juni 28). Sagen, was an der Zeit ist: Eine Nachlese zu Quinton Ceasars Abschlusspredigt beim Nürnberger Kirchentag. zeitzeichen.net, Abgerufen im Juli 2024, von zeitzeichen.net/node/10536

"Ich würde diese Predigt genau so wieder halten, viele Menschen haben daran mitgeschrieben, sie erträumen sich eine Kirche und diese Menschen haben mir den Mut gegeben."

 

Pfarrer Quinton Ceasar, Evangelischer Theologe.

 

​Ceasar, Q. (2023, Juni 16). „Gott ist queer“: Pastor Quinton Ceasar: „Ich würde diese Predigt wieder so halten“. Deutschlandfunk. Abgerufen am 23. September 2024, von deutschlandfunk.de/pastor-quinton-ceasar-ich-wuerde-diese-predigt-wieder-so-halten-100.html

 

"Man mag diskutieren, ob der Satz ‚Gott ist queer‘ glücklich gewählt ist. Dafür bedarf es einer breiteren Auseinandersetzung. Keinesfalls allerdings handelt es sich um ‚Irrlehre‘, weist er doch darauf hin, dass Gott stets größer ist als die Vorstellungen, die wir uns von ihm machen."

Landesbischöfin Prof. Dr. Heike Springhart, Evangelische Landeskirche in Baden.

 

Springhart, H. (2023, Juli 20). Landesbischöfin: Die Aussage „Gott ist queer“ ist keine Irrlehre. Idea.de, Abgerufen am 23. September 2024, von idea.de/artikel/landesbischoefin-die-aussage-gott-ist-queer-ist-keine-irrlehre

"„Gott ist…“ – Sätze, die so beginnen, haben schon viel Unheil angerichtet. … Wenn Gott „queer“ ist, entzieht er sich zwar der zweigeschlechtlichen Kategorie männlich - weiblich. Aber wird er nicht in eine neue Schublade eingesperrt?"

Andreas Duderstedt, epd-Korrespondent, 2004-2020 Pressesprecher der Evangelischen Kirche von Westfalen EKvW.

​Duderstedt, A. (2023, November 16). Ist Gott queer? Ev. Rundfunkreferat NRW / Kirche im WDR, WDR 4 um 08:55 Uhr. Abgerufen am 10. September 2024, von kirche-im-wdr.de

 


"Gott ist kein Mensch. Gott ist nicht Mann und nicht Frau. Gott ist nicht hetero- und nicht homo- und nicht sonstwie-sexuell. Gott ist Gott."

Pfarrer Johannes Frey, Vorsitzender der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“.

​Frey, J. (2023, Juli 22). Bekenntnisbewegung: Gott ist nicht „queer”. idea.de. Abgerufen im Juli 2024, von idea.de/artikel/bekenntnisbewegung-gott-ist-nicht-queer

"Oh Yes! Oh Yes! The new gay Testament!"

Instagram Screenshot | DJ Barbara Butch (28. Juli 2024, instagram.com/barbarabutch)

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"Die französische DJ Barbara Butch hat nach Hass-Kommentaren im Internet Klage wegen „homofeindlicher und dickenfeindlicher Beleidigungen“ eingereicht. Sie war in einer Szene der Pariser Olympia-Eröffnungsfeier aufgetreten, die an das Gemälde „Das Letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci erinnerte. Sie stand mittig hinter einer langen Tafel und trug ein blaues Kleid – dieselbe Farbe wie Jesus auf dem berühmten Gemälde. Auf dem Kopf trug sie eine Art Diadem, das an einen Heiligenschein erinnerte.

Die Szene war in Frankreich, aber auch international von konservativen Politikern und Persönlichkeiten sowie der katholischen Kirche kritisiert worden. Der Regisseur der Eröffnungsfeier, Thomas Jolly, hatte bereits erklärt, dass es sich um eine Darstellung eines Gelages mit Gestalten der griechischen Mythologie gehandelt habe. Die Szene habe eine Feier auf dem Götterberg Olymp dargestellt, der den Olympischen Spielen ihren Namen gab."

 

Deutschlandfunk Kultur. (2024, Juli 30). Französische DJ klagt wegen Beleidigung nach der Olympia-Eröffnung. Deutschlandfunk Kultur. Abgerufen am 30. Juli 2024, von deutschlandfunkkultur.de/franzoesische-dj-klagt-wegen-beleidigung-nach-der-olympia-eroeffnung-102.html

[Le Parisien | Artikel 1] Wir machen uns über nichts lustig, verteidigt sich Piche [Mike Pierre Gautier], eine Drag-Queen, die durch die Show Drag Race bekannt wurde und an der Sequenz teilgenommen hat. Niemand war als Jesus verkleidet, niemand parodierte ihn, weder in den Kostümen noch im Verhalten.

Die Idee ist, einen neuen Blickwinkel zu bringen. In der Vergangenheit gab es unzählige Darstellungen des Tisches der Apostel und das hat niemanden schockiert. Zufälligerweise, wenn es die LGBT und die Drags sind, stört es. Aber wir sind daran gewöhnt. Die Leute sind besessen von Geschlechterfragen, die die Konservativen stören.


​Es gilt der französische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert (ChatGPT-4).

 

«On ne tourne rien en ridicule, se défend Piche, drag-queen révélée par l’émission Drag Race qui a participé à la séquence. Personne n’était habillé en Jésus, personne ne le parodiait, ni dans les accoutrements ni dans les comportements.

 

L’idée est d’apporter un regard nouveau. Dans le passé, il y a eu énormément de représentations de la table des apôtres et cela n’a jamais choqué personne. Comme par hasard, quand ce sont les LGBT et les drags, cela dérange. Mais on est habitué. Les gens sont obsédés par les questions de genre qui dérangent les conservateurs.»
 

Mike Pierre Gautier, Künstlernamen Piche, französischer Drag-Queen, Tänzer und Rapper.

 

Gautier, M. P. (2024, Juli 27). Polémique sur la Cène lors de la cérémonie: «Personne n’était habillé en Jésus», se défend la drag-queen Piche. Le Parisien. Abgerufen am 31. Juli 2024, von leparisien.fr

 

 

[Le Parisien | Artikel 2] Ihr langes, durchnässtes blondes Haar wird in alle Richtungen geschüttelt. Trotz des strömenden Regens verankert Piche [Mike Pierre Gautier] ihren Blick in der Kamera und schwingt die Hüften wie bei einer Prüfung in der zweiten Staffel von "Drag Race France", an der sie teilgenommen hat.
Weniger als zwei Jahre nach der Sendung, die sie bekannt gemacht hat, wurde die Künstlerin zusammen mit ihren Kolleginnen Nicky Doll und Paloma ausgewählt, um an der großen Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris teilzunehmen. ...

 

Das Bild, auf dem sie zu sehen ist, wurde gestern Abend enthüllt und zeigt "Das letzte Abendmahl", das legendäre Gemälde von Leonardo da Vinci. Ich wusste von Anfang an, dass es das ist, erklärt sie. Als man mir die Reproduktion anbot, war ich ein bisschen eifersüchtig, weil ich die Idee hatte, sie in einem Drag-Clip zu machen... Nun gut, jetzt ist es passiert, lacht sie. Für mich muss Kunst die Linien verschieben, die Mentalität der Menschen verändern, und hier ist es mit Respekt gemacht.

Eine Meinung, die von der katholischen Kirche nicht wirklich geteilt wird. Es sind nur die Leute, die uns kritisieren, die in dem, was getan wurde, Böswilligkeit sehen. Wir ziehen nichts ins Lächerliche. Niemand ist als Jesus verkleidet, niemand parodiert ihn, weder in der Kleidung noch im Verhalten, betonte sie. Alles geschieht mit Respekt und in dem Bestreben, die Geschichte durch die Kunst zu erzählen. Die Idee ist, einen neuen Blickwinkel zu eröffnen. ...

Die Inklusivität in der Zeremonie bedeutet mir sehr viel. Es sendet eine sehr schöne Botschaft. Auch wenn unser Auftritt in einigen Ländern zensiert wurde, ist das schade. Es wird ein verrückter Tag bleiben!


​Es gilt der französische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert (DeepL).

"Sa longue chevelure blonde trempée est secouée dans tous les sens. Malgré la pluie battante, Piche ancre son regard dans la caméra et se déhanche comme lors d’une épreuve de la saison 2 de « Drag Race France » auquel elle a participé.
Moins de deux ans après l’émission qui l’a fait connaître, l’artiste a été choisie avec ses collègues Nicky Doll et Paloma pour participer à la grande cérémonie d’ouverture des JO de Paris. ...

 

Une fois révélé hier soir, le tableau dans lequel elle apparaît reprend « La Cène », le tableau mythique de Leonard de Vinci. « Dès le début, j’ai su que c’était ça, nous explique-t-elle. Quand on m’a proposé la reproduction, j’étais un peu jalouse car j’avais eu l’idée de la faire dans un clip en drag… Bon, maintenant, c’est fait, s’amuse-t-elle. Pour moi, l’art doit faire bouger les lignes, faire évoluer les mentalités des gens et là c’est fait avec respect. »

Un avis pas vraiment partagé par l’Église catholique. « Il n’y a que les gens qui nous critiquent qui voient de la malveillance dans ce qui a été fait. On ne tourne rien en ridicule. Personne n’est habillé en Jésus, personne ne le parodie, ni dans les accoutrements, ni dans les comportements, martèle-t-elle. Tout est fait dans le respect et dans un souci de raconter l’Histoire à travers l’art. L’idée est d’apporter un regard nouveau. » ...


« L’inclusivité dans la cérémonie représente énormément pour moi. Ça envoie un très beau message. Même si notre passage a été censuré dans certains pays, c’est dommage. Ça restera une journée folle ! »."

Mike Pierre Gautier, Künstlernamen Piche, französischer Drag-Queen, Tänzer und Rapper.


Gautier, M. P. (2024, Juli 27). Piche, drag-queen à la cérémonie d’ouverture des JO: «Avec la pluie, je n’avais plus de maquillage». Le Parisien. Abgerufen am 5. August 2024, von leparisien.fr

 


Der Heilige Stuhl war betrübt über einige Szenen während der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Paris und kann sich nur den Stimmen anschließen, die in den letzten Tagen erhoben wurden, um die Beleidigung vieler Christen und Gläubiger anderer Religionen zu bedauern.
Bei einer prestigeträchtigen Veranstaltung, bei der die ganze Welt zusammenkommt, um gemeinsame Werte zu teilen, sollte es keine Anspielungen geben, die die religiösen Überzeugungen vieler Menschen lächerlich machen.
Die Freiheit der Meinungsäußerung, die hier eindeutig nicht in Frage gestellt wird, wird durch den Respekt vor anderen begrenzt.

Kommuniqué des Heiligen Stuhls, 03.08.2024


Es gilt der englische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert (DeepL).

"The Holy See was saddened by certain scenes during the opening ceremony of the Paris Olympic Games and can only join the voices that have been raised in recent days to deplore the offence caused to many Christians and believers of other religions.
At a prestigious event where the whole world comes together to share common values, there should be no allusions ridiculing the religious convictions of many people.
The freedom of expression, which is clearly not called into question here, is limited by respect for others."

"Holy See Communiqué, 03.08.2024"

​Holy See Communiqué. (2024, August 3). Heiliger Stuhl | Vatikan. Abgerufen am 04.08.2024, von press.vatican.va/content/salastampa/en/bollettino/pubblico/2024/08/03/240803d.html

Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci (1495–1498). L'Ultima Cena. Wandgemälde im Refektorium des Klosters Santa Maria delle Grazie, Mailand. Darstellung des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern (Joh 13,21–26).

 

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"Der erste Wettkampftag bei Olympia war noch nicht vorbei, da gab es bereits großes Geschrei im Internet. Anlass war eine Szene während der Eröffnungsfeier, bei der queere Künstler:innen einen Auftritt hatten. Vor allem konservative Theolog:innen, aber auch Politiker:innen wie Donald Trump übten harsche Kritik.
Sie sahen in der Szene eine ungebührliche Anspielung auf das Gemälde "Das letzte Abendmahl" von Leonardo Da Vinci und eine damit verbundene Verhöhnung der christlichen Religion. …
Betrachtet man die Szene genauer, so lässt sich feststellen, dass es in der Szene selbst so gut wie keine Anspielungen auf das Gemälde "Das letzte Abendmahl" gibt. Der "Tisch" ist leer und nicht wie im Gemälde mit Essen versehen. Überhaupt wäre zu fragen, ob die Personen hinter einem Tisch stehen oder ob man nicht viel eher von einem Laufsteg ausgehen müsste, der in das modebewusste Paris ("Emily in Paris" lässt grüßen) auch sehr gut passen würde.


Die von Butch eingenommene Körperhaltung stimmt nicht mit der Haltung Jesu im Gemälde überein. Auch Farbgebung und die Körperhaltungen der anderen Personen sind unterschiedlich. Außerdem sind es mehr als zwölf Personen, die Butch umringen.
Mit Blick auf die gesamte Gestaltung der Szene muss man aus meiner Sicht eine Nähe zu dem Gemälde Da Vincis eher in Frage stellen. Der einzige Bezug zum Gemälde sind Personen, die hinter einem Tisch stehen. Das ist, bei allem Respekt, ein sehr dürftiger Beleg. Ist dann die Darstellung des Lehrertischs bei "Harry Potter" auch eine Anspielung auf Da Vinci?

Auch die Szene am Ende steht wohl nicht im Kontext des Abendmahls. Häufig verwiesen wird auf das Gemälde "Fest der Götter" von Jan van Bijlert, unter anderem von dem niederländischen Kunsthistoriker Walther Schoonberg auf "X". Zwar könnte der Maler selbst von Da Vinci inspiriert worden sein, aber die Darstellung des Götterfests bei Bijlert wird damit nicht zum Abendmahl. Zudem passt ein griechisches Götterfest in den Kontext von Olympia viel besser hinein als ein Abendmahl. Denn die olympische Idee ist älter als das Christentum und Da Vincis Gemälde.
Und auch Thomas Jolly, der Regisseur der Eröffnungsfeier, betonte in der anschließenden Pressekonferenz, dass das Abendmahlgemälde von Da Vinci in keiner Weise hier als Vorlage gedient habe.

Die Deutung als Abendmahl und die damit verbundene Verurteilung hat aus meiner Sicht zwei Gründe. Der erste – und das ist ziemlich traurig zu sagen – ist, dass es gar nicht um das Abendmahl geht, sondern eigentlich um die dargestellte Queerness. Das eigene Unbehagen (oder gar Queerfeindlichkeit) kann so unter dem Deckmantel der Kritik an der Darstellung des Abendmahls (beziehungsweise der Eucharistie) weiter geäußert werden. Es spielt dabei keine Rolle, was wirklich dargestellt wurde, sondern nur darum, wer zu sehen war. Das ist in der Tat respektlos, aber nicht gegenüber dem Abendmahl, sondern gegenüber queeren Personen.

Der zweite Grund ist eine, aus meiner Sicht, unreflektierte Rezeption des medialen Geschehens, das die eigentliche Darstellung gar nicht richtig ernst nimmt. Es mag sein, dass ein erster Impuls ist, die Inszenierung als eine Anspielung auf das Gemälde zu verstehen. Das ist auch in den Medien zum Teil geschehen. Aber gerade bei einer Irritation würde sich doch ein genauer Blick lohnen, der nicht nur auf den eigenen Gefühlen beruht …

Für mich offenbart der Umgang mit der Eröffnungsfeier einmal mehr, dass es gerade im Bereich von Kirche und Theologie einen besseren Umgang mit Film und TV geben muss. Die Kritik erscheint aus einer wenig fundierten Betrachtung zu kommen, die das eigene Weltbild viel zu wichtig nimmt und sich nicht mit der eigentlichen Darstellung und ihren Eigenheiten auseinandersetzt. Dabei wäre genau dies nötig, um nicht ein Bild einer Kirche zu zeichnen, die Spaßbefreit und unfair gegen alles wettert, was ihr nicht passt und der es nicht inhaltlich um die Sache geht.

Bei einem biblischen Text erwarten wir doch auch eine ordentliche Exegese. Warum nicht bei Filmen oder TV-Sendungen? Es gäbe dort einige spannende Entdeckungen für Thelog:innen zu machen, die man gar nicht auf den ersten Blick erkennt. Genau hingucken lohnt sich also."

 

Mag. theol. Gereon Terhorst, Promovend über die Darstellung des Abendmahls in aktuellen Kinofilmen aus liturgischer Perspektive, Wissenschaftlicher Mitarbeiter für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster.

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Terhorst, G. (2024, Juli 31). Eröffnungsfeier in Paris: Queeres Abendmahl bei den Olympischen Spielen? Evangelisch.de. Abgerufen am 31. Juli 2024, von evangelisch.de/inhalte/232351/31-07-2024/eroeffnungsfeier-paris-queeres-abendmahl-bei-den-olympischen-spielen

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"Es dürfte ein bisschen her sein, dass in Deutschland der Begriff "Abendmahl" auf Platz eins der X-Trends stand; wenn es nicht sogar eine Premiere ist. …


Verschiedene Beobachter waren sich sicher, bei einer Voguing-Performance mit Drag-Queens an einem langen Laufsteg eine Referenz an "Das letzte Abendmahl" von Leonardo da Vinci erkannt zu haben. In der Szene tanzen verschiedene queere Performer um einen Catwalk herum, den man auch als eine sehr lange Tafel interpretieren kann. Eine DJ trägt zu ihrem weit ausgeschnittenen Kleid eine Sternenkrone, später tritt der französische Künstler Philippe Katerine als blauhäutiger Weingott Bacchus mit Fruchtdekor unter einer riesigen Servierglocke auf. …


Formal hält der Vergleich mit da Vincis letztem Abendmahl nicht stand - oder ist zumindest eine extrem verengte Lesart der Szenen. Wie schon Florian Eichel in der "Zeit" festgestellt hat, war der vermeintliche "Tisch" vielmehr ein Laufsteg, der sogar mit einem roten Teppich bedeckt war und auf dem mehrere "Voguing"-Performerinnen defilierten und tanzten. Außerdem passt die Anzahl der gezeigten Personen zu keinem Zeitpunkt zu Jesus und den zwölf Jüngern - auch auf den geteilten Screenshots nicht. …

Auch die Interpretation der Sternenkronen-Trägerin als Jesus ist zumindest gewagt. Auf Leonardo da Vincis Version des Abendmahls hat Christus gar keinen Nimbus, außerdem ist dieser in der Kunstgeschichte meist als goldene Scheibe dargestellt. Die Sternenkrone, die auch als Vorbild der EU-Flagge gilt, ist vielmehr ein Attribut Marias, was die Sache schon erheblich verkompliziert. Die war nämlich zum letzten Essen unter Jüngern gar nicht eingeladen.

Viel näher liegt die Interpretation, die Anspielungen auf das Heilige aus dem Context des Voguings zu verstehen. Diese Tanz-Praxis, die in der queeren Subkultur New Yorks entstand und von Künstlerinnen wie Madonna für den Mainstream appropriiert wurde, leiht sich seit Jahrzehnten Elemente des Religiösen, spielt mit der Ikonografie von Ekstase und Erlösung und inszeniert Ball-Events wie Gottesdienste. Insofern sind die Anleihen aus der christlichen Bildkultur bei Olympia sicher kein Zufall, sie beziehen sich aber nicht auf die Religion an sich, sondern auf eine Weiterentwicklung der Symbolik, die längst passiert ist und Einzug in die Popkultur gehalten hat. …

Vielleicht war die Inszenierung auch eine Melange aus verschiedenen Einflüssen, wie es bei der Referenz-Verwertungsmaschine Kunst so oft der Fall ist. Die ideologisch motivierte Verengung auf eine einzige Lesart zeigt aber einmal mehr, wie wenig das tatsächliche Geschehen noch eine Rolle spielt, wenn das Urteil ins eigene Weltbild passt. Wer überall eine queere Indoktrinierung gegen die Werte des christlichen Abendlandes wittert, wird auch die Olympiaschau nutzen, um sie politisch auszuschlachten. Dabei wurden aber die Werke, um die es gehen soll, offenbar gar nicht richtig angeschaut.

Die Olympia-Eröffnung, die man aus sehr vielen guten Gründen kritisieren könnte (Größenwahn, Nationalismus, zweifelhafte Sponsoren), war jedoch sehr viel facettenreicher als die plumpe Kritik an ihr. Oder will man eine Édith Piaf singende Celine Dion auf dem Eiffelturm oder eine Jeanne-d'Arc-artige Reiterinnenfigur wirklich als Kniefall vor dem "woken Zeitgeist" interpretieren? Die Präsenz unterschiedlicher Akteurinnen und Strömungen machte die Feier zu dem erinnerungswürdigen Spektakel, das sie war. Das zumindest anzuerkennen, wäre kunsthistorisches Fair Play."

 

Saskia Trebing, Kunsthistorikerin und Journalistin, Redakteurin beim Kunstmagazin Monopol.

Trebing, S. (2024, Juli 29). Protest gegen Olympia-Eröffnung: Das war niemals ein letztes Abendmahl. monopol-magazin.de. Abgerufen am 5. August 2024, von monopol-magazin.de/paris-olympia-eroeffnung-kontroverse-blasphemie-christentum-das-war-niemals-ein-letztes-abendmahl

"Es ist schwer, für etwas zu kämpfen, das kaum mehr ist als ein vages Bauchgefühl. Zum Beispiel das christliche Abendland. Das zeigt die Aufregung um eine Szene bei der Olympia-Feier in Paris. Ein nackter Traubengott sang da in einem Meer aus Früchten und Blumen, hinter ihm rankten sich Dragköniginnen und Halbweltgötter um eine Heilige mit tiefem Dekolleté.

Als die ersten Kulturkämpfer darin Leonardos Abendmahl zu erkennen glaubten, brach der Sturm auf den Smartphones los. Ein Jesus mit Brüsten inmitten seiner queeren Apostel? …

Wieso nur kennen die Verteidiger der europäischen Zivilisation sich so schlecht mit dem Sujet ihrer Obsession aus? Wieso etwa wurden sie nicht stutzig angesichts des nackten Weingottes? Weshalb dachten sie bei den Olympischen Spielen an Jerusalem und nicht an den Peloponnes? Und warum haben sie die Jüngerinnen und Jünger nicht einfach mal gezählt?

Der Urheber der griechisch-römisch-christlichen Verwirrung, der französische Regisseur Thomas Jolly, begegnete dem Shitstorm mit einem Lächeln: Inspiriert habe ihn nicht etwa Jesus, sondern Dionysos, nicht das Abendmahl, sondern ein Fest der Götter des Olymps. „Wir wollten nicht schockieren“, so der Franzose, sondern „eine Zeremonie, die versöhnt“. ...

 

Frankreich ... Die Künstler wie die Liebenden sind dort frei. Und so atmete die spektakulär schrille, immer wieder ins Geschmacklose kippende Olympia-Fete von Paris ganz selbstverständlich den Geist des Abendlandes – anders als die kenntnislose Kritik ihrer Gegner."
 

Livia Gerster, seit 2016 Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Studium der Arabistik und Geschichte


Gerster, L. (2024, August 8). „Queeres Abendmahl“: Jesus oder Bacchus, Hauptsache Kulturkampf. F.A.Z. Abgerufen am 5. August 2024, von faz.net/aktuell/politik/ausland/queeres-abendmahl-bei-olympia-feier-hauptsache-kulturkampf-19895517.html

​"War die etwas skurril wirkende Szene während der Olympia-Eröffnung nun da Vincis „Das Letzte Abendmahl“ oder van Bijlerts „Festmahl der Götter“? Darüber stritt sich diese Woche gefühlt die halbe Welt. …
Wie erbittert die jeweilige Seite für ihre exklusive Deutung („es kann nur das Abendmahl sein“ – „es kann nur das Festmahl der Götter sein“) gestritten hat, hat mich dann doch gewundert. Seit wann versteht denn ein Künstler seine Arbeit darin, die Werke großer Meister möglichst detailgetreu zu kopieren?

Kunst lebt auch davon, verschiedene Einflüsse zu verarbeiten. Und die lagen bei der Darstellung, die Künstler Thomas Jolly gewählt hat, auf der Hand: Neben dem „Festmahl der Götter“ (passend zu „Olympia“) war es natürlich auch das „Letzte Abendmahl“ sowie queere Popkultur. …
Allerdings hat Jolly betont, das „Letzte Abendmahl“ sei nicht „die Inspiration“ für die Szene gewesen. Das darf man ihm glauben. Es war sicher nicht die Inspiration.

Aber dass doch einiges auffällig für einen Einfluss da Vincis spricht, das kann man kaum leugnen. Zumindest in der herumgereichten Aufnahme, nicht in der Gesamtperformance mit dem singenden Dionysos. Vermutlich hatten die Verantwortlichen ein Foto für Social Media gemacht, das deutlich an „Das Letzte Abendmahl“ erinnert, anders als in der Live-Performance.
Denn: Die Personenanzahl stimmt (13), „Jesus“ ist der eindeutige Mittelpunkt der Szene, alle anderen richten sich an ihm aus. …


Also bat ich jemanden um Hilfe, der mir seit einiger Zeit ein wichtiger Begleiter ist: ChatGPT. Da kann man mittlerweile auch Bilder hochladen und analysieren lassen. Ich fragte:


Ich lasse das mal so stehen."
 

Nicolai Franz, Theologe, Redaktionsleiter Digital beim Christlichen Medienmagazin pro.

 

Franz, N. (2024, August 2). „Das Letzte Abendmahl“ bei Olympia? Die unbestechliche KI-Antwort. Christliches Medienmagazin pro. Abgerufen am 3. August 2024, von pro-medienmagazin.de/das-letzte-abendmahl-bei-olympia-die-unbestechliche-ki-antwort/

 

 

​"Olympia woke ... Es ist nicht möglich, keine Story zu erzählen. Wenn die Inszenierung fast jeden an das „Letzte Abendmahl“ erinnert, dann liegt die Schuld nicht bei denen, die das so sehen, sondern denen, die missverständlich kommuniziert haben.

Vor allem hätte den Organisatoren klar sein sollen, dass spätestens nach Dan Browns „Da Vinci Code“ nun wirklich jeder und seine Oma schon einmal da Vincis Kunstwerk, wenn vielleicht auch nicht live, gesehen hat. Hier gilt wieder die alte Storytelling-Weisheit: Was missverstanden werden kann, wird missverstanden. …

Die Inszenierung war ein gefundenes Fressen für Populisten jeglicher Art, die ja „schon immer gewusst haben“, dass der Westen seine eigenen Werte mit Füßen tritt.

Italienische Politiker, darunter der stellvertretende Ministerpräsident Matteo Salvini, äußerten scharfe Kritik an der Inszenierung und bezeichneten sie als „beleidigend“ und „schmutzig“. US Präsident Donald Trump sprach von einer „satanischen Inszenierung“ und auch der Vatikan reagierte kritisch und veröffentlichte eine offizielle Stellungnahme, in der Papst Franziskus erklärte, er sei „traurig“ über die Darstellung."
 

Prof. Dr. Veit Etzold, Schriftsteller und Hochschullehrer für Marketing.

Etzold, V. (2024, August 9). Olympia woke: Das „Letzte Abendmahl“ war ein Festmahl für Gegner des Westens. focus.de. Abgerufen am 10. September 2024, von focus.de/experts/letztes-abenmahl-zu-eroeffnung-olympia-woke-das-letzte-abendmahl-war-ein-festmahl-fuer-gegner-des-westens_id_260202203.html

 


​"Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Johann Hinrich Claussen, riet zur Gelassenheit:

"Es war eine große, bildreiche und mit Klischees spielende Show. Zu viel sollte man nicht in sie hineinlesen. Die Zukunft des Christentums wird andernorts entschieden."

Dr. Johann Hinrich Claussen, Evangelischer Theologe, seit 2016 Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland.

Claussen, J. H. (2024, Juli 28). Kritik aus katholischer Kirche an „queerem Abendmahl“ bei Olympia. epd, Evangelisch.de. Abgerufen am 2. August 2024, von evangelisch.de/inhalte/232259/28-07-2024/kritik-aus-katholischer-kirche-queerem-abendmahl-bei-olympia

"Schaut man sich im Lande um, was viele Fromme gerade leidenschaftlich beschäftigt, so gewinnt man den Eindruck, es geht beim christlichen Glauben vor allem um Sexualität … Aber sind sexuelle Fragen wirklich unser Kerngeschäft, oder rückt hier ein Randthema in den Mittelpunkt? …
Aber was ist mit der Beurteilung von Homosexualität? Da gehen die Überzeugungen auseinander. Halten wir das aus?"

Pfarrer Alexander Garth, Autor, 1999 Gründer der Jungen Kirche Berlin - Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Bereichsleiter der Berliner Stadtmission.

 

Garth, A. (2016, Januar 6). Die Sexualität darf uns als Christen nicht trennen. ideaSpektrum, 1/2016, S. 18f.

"Die Evangelikalen in Deutschland leiden daran, dass sie sexualethische Fragen immer weniger einhellig beantworten. ... ​Ja, es gibt erhebliche Unterschiede, wie wir die Bibel auslegen und verstehen ... ob und wie wir von Gottes Offenbarung reden"

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

 

Dietz, T. (2024). Einheit empfangen, gestalten und feiern. Aufatmen, 02, 24. SCM Bundes-Verlag. Abgerufen am 23. September 2024, von aufatmen.de/wp-content/uploads/2024/05/UNUM24-Whitepaper.pdf

"Ausgangspunkt des derzeit akuten innerevangelikalen Richtungsstreits ist das Thema Homosexualität. Ein ethisches Randthema hatte sich zu einer Bekenntnisfrage aufgeladen. Die unterschiedlichen Bewertungen dieses intimen Sachverhalts wurden geradezu skandalisiert und zum Schibboleth der Kirche aufgerichtet: „Wie hältst du es mit den Homosexuellen?“ 

Ein intimes Thema, das in den vertrauten Rahmen seelsorgerlicher Praxis gehört, wurde innerhalb kürzester Zeit zu einer das evangelikale Lager spaltenden Grundsatzfrage des Bibelverständnisses."

Jürgen Mette, Theologe und Autor, seit 1993 Vorsitzender des Stiftungsrats der Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor, Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1998-2013 Leiter der Christlichen Stiftung Marburger Medien, 1990-1996 Lehrbeauftragter am Theologischen Seminar Tabor.

Mette, J. (2019, Januar 17). Die Evangelikalen: Weder einzig noch artig. Eine biografisch-theologische Innenansicht (S. 86). Gerth Medien.

​​

"Die Debatte um Homosexualität ist auch deshalb so heftig und sie wird auch deshalb so kontrovers geführt, weil sie im Kern eine Stellvertreter-Debatte ist. In der Sache geht es gar nicht so sehr um die sehr kleine Gruppe von Menschen, die als homosexuelle Paare eine kirchliche Trauung wünschen.

Die Frage, wie man zur theologischen Legitimität von Homosexualität steht, gibt vielmehr Auskunft über die Frage, wes Geistes Kind man ist, welche Geltung die Bibel hat. Das gilt dann wieder wechselseitig, aber immer polemisch: Sind wir aus der Sicht der Modernen Fundamentalisten? Oder sind wir aus der Sicht der Prämodernen liberale Kritiker?"

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor und Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

 

Hempelmann, H. (2021, März). „Homosexualität“ als Kommunikationsherausforderung. heinzpeter-hempelmann.de, Abgerufen am 1. Juli 2024, von heinzpeter-hempelmann.de/wp-content/uploads/2021/03/herausforderung-homosexualitaet.pdf, S. 7.

"ZEIT: Haben Sie das Gefühl, dass die Kirche Menschen verloren hat?

Budde: Ja.

ZEIT: Dass Sie als Kirche, als Gemeinschaft viele nicht mehr erreichen?

Budde: Absolut. Es gibt eine tiefe Entfremdung, und ich kann die Verantwortung dafür nicht einfach anderen zuschieben.

 

Die Episkopalkirche Washington, der ich vorstehe, ist klein. Sie setzt ein gewisses Bildungsniveau voraus, eine kulturelle Affinität. Das ist nicht der Ort für jemanden, der nie vom Evangelium gehört hat. Wir sind nicht dort, wo Menschen am Ende ihrer Kräfte sind, ohne Perspektive, ohne Ressourcen.

Wir setzen uns für Bürgerrechte und LGBTQ+-Inklusion ein – aber das allein reicht nicht. Wir erreichen nicht diejenigen, deren Leben durch wirtschaftliche Umwälzungen zerstört wurde. …

Budde: Wir leben in einer Zeit, in der alles zum Kampf wird. Fast jede Debatte ist binär, entweder du bist dafür oder dagegen. Und das wird befeuert: von Medien, sozialen Netzwerken, politischen Strategien. Angst und Verachtung treiben den Diskurs an. …

"Als Christ hast du keine Option für Hoffnungslosigkeit." Dieser Satz trägt mich. Ich gebe nicht auf. Wenn Gott nicht aufgegeben hat, dann tue ich es auch nicht. Aber ich bin auch nicht blind.

ZEIT: Und deshalb machen Sie weiter?

Budde: Ja, ich muss. Als Pastorin tue ich, was ich für richtig halte. Mut ist nicht das, was Aufmerksamkeit sucht."

Bischöfin Dr. theol., Dr. h.c. Mariann Edgar Budde, seit 2011 Bischöfin von Washington, D. C. Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika.

Budde, M. E. (2025, März 20). Reden wir über Trump: Ein Gespräch mit der Bischöfin, die ihm ins Gesicht gepredigt hat (Interview: P. Neumann). In Die Zeit, Nr. 12/2025. Zeitverlag. Abgerufen am 25. März 2025, von zeit.de/2025/12/mariann-edgar-budde-bischhoefin-donald-trump/komplettansicht

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Joshua Harris & Shannon Harris (Shannon Bonne) 2019

Instagram Screenshot | instagram.com/p/B0CtVRingGj | harrisjosh (18. Juli 2019)

 

 

"Hallo, ich bin Josh.
Früher hatte ich alle Antworten - Kapitel und Verse. Jetzt bin ich glücklich unsicher, entfalte mich immer noch und genieße das Wunder und das Geheimnis des Lebens. ...


Ich habe die ersten 40 Jahre meines Lebens damit verbracht, das zu fördern, was ich jetzt als engstirnige, kontrollierende, angstbasierte Religion sehe. Heute setze ich mich für die Freiheit ein, sich zu verändern, zu wachsen und sich von Systemen und Überzeugungen zu lösen, die nicht mehr passen. Ich möchte gesündere religiöse und nicht-religiöse Gemeinschaften sehen.
Indem ich aus der starren Religion heraustrete, habe ich festgestellt, dass es viel Raum für Entdeckungen gibt. Zum Hören und Erzählen neuer Geschichten. Zum Schaffen neuer Dinge. Und zum Hervorheben von Menschen, deren Ideen die Welt verändern können. ...


Und ich möchte, dass queere Menschen, denen von der Kirche gesagt wurde, dass ihre Sexualität für Gott anstößig ist, wissen, dass Gott sich ihrer Kinder nicht schämt. Nicht nur das, sondern deine Queerness ist ein Geschenk, das wir brauchen. Wie Philippus den äthiopischen Eunuchen brauchte - nur ein queerer Blick konnte etwas so Queeres wie Wasser in einer Wüste bemerken. Wir brauchen dich, um uns zu zeigen, was wir nicht sehen können, und du verdienst Liebe und sexuelles Aufblühen genauso wie jeder andere. Ich möchte, dass dieses Wissen dich segnet. ...
Denn du trägst in deinem queeren ... schönen Körper das Ebenbild deines Schöpfers ... Diese Stimme ist die Stimme der Liebe. Und sie ist ewig. Und keine andere Stimme - nicht die der Gesellschaft, nicht die der Kirche, nicht die deiner Familie - und sicherlich nicht die der Schlange - darf dir sagen, wer du bist."

 

[Es gilt der englische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert.]

Joshua Harris, US-amerikanischer Autor und ehemaliger Pastor.

 

Harris, J. (2024). Joshharris.com. Abgerufen 2024, von https://joshharris.com/about/ und https://joshharris.com/to-hell-with-shame-nadia-bolz-weber-interviews-josh-harris/

​​

"Mein Herz ist voll von Dankbarkeit. Ich wünschte, Sie könnten all die Nachrichten sehen, die mir die Menschen nach der Bekanntgabe meiner Scheidung geschickt haben. Sie sind Ausdruck der Liebe, auch wenn sie traurig sind oder die Entscheidung sogar stark missbilligen. ...
In dieser Woche habe ich Gnade von Christen, Atheisten, Evangelikalen, Ex-Evangelikalen, Heterosexuellen, LGBTQ-Menschen und allen dazwischen erfahren. ...

 

Die Information, die in unserer Ankündigung [instagram.com/p/B0CtVRingGj | 18. Juli 2019] ausgelassen wurde, ist, dass ich eine massive Veränderung in Bezug auf meinen Glauben an Jesus durchgemacht habe. Der populäre Ausdruck dafür ist "Dekonstruktion", der biblische Ausdruck ist "Abfallen". Nach allen Maßstäben, die ich habe, um einen Christen zu definieren, bin ich kein Christ mehr. Viele Menschen sagen mir, dass es einen anderen Weg gibt, den Glauben zu praktizieren, und ich möchte dafür offen bleiben, aber ich bin noch nicht so weit. ...

Der LGBTQ+-Gemeinschaft möchte ich sagen, dass mir die Ansichten leid tun, die ich in meinen Büchern und als Pastor in Bezug auf Sexualität gelehrt habe. Ich bedaure, dass ich mich gegen die Gleichstellung der Ehe ausgesprochen habe, dass ich euch und euren Platz in der Kirche nicht bestätigt habe und dass ich mit meinem Schreiben und Reden zu einer Kultur der Ausgrenzung und Bigotterie beigetragen habe. Ich hoffe, Sie können mir verzeihen. ...
Ich fühle mich sehr lebendig und wach und überraschend hoffnungsvoll. Ich glaube wie meine Schwester Julian ... Alles wird gut sein und jede Art des Seins wird gut sein.​"

[Es gilt der englische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert.]

Joshua Harris, US-amerikanischer Autor und ehemaliger Pastor.

Harris, J. (2019, Juli 26). My heart is full of gratitude. Instagram. Abgerufen 2024, von instagram.com/p/B0ZBrNLH2sl/

​​

"Meine christlichen Phasen (bis jetzt)" [Update: September 2024] 

 

"Wenn ich die jüngsten Veränderungen in meinem Glauben isoliert betrachte, erscheinen sie schockierend. Aber wenn ich das Gesamtbild der Veränderungen und Verschiebungen in meinem Leben über viele Jahre hinweg betrachte, kann ich sie in der richtigen Perspektive sehen. Ich war lange Zeit in einem Prozess, und ich bin immer noch in einem Prozess! Ich bin noch nicht angekommen. Ich bin immer noch am Lernen.

 

Hier sind also meine bisherigen „christlichen Phasen“:

  • Evangelisch

  • Charismatisch

  • Reformiert charismatisch komplementär

  • Skeptisch nuanciert evangelikal egalitär

  • Ex-evangelikaler LGBTQ+ bejahender Christ

  • Dekonstruiert wütend ex-christlich

  • Melancholisch unsicherer Sucher

  • Glücklicher, unsicherer Suchender, der immer noch zu Jesus betet und die Kirche besucht, aber weniger von der Religion getriggert wird, weil das niemand herausgefunden hat, als menschliches Wesen.

  • ?"

  

[Es gilt der englische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert.]

Joshua Harris, US-amerikanischer Autor und ehemaliger Pastor.

Harris, J. (2024, September 11). My Christian Phases (so far) [Blog]. Abgerufen am 21. März 2025 von joshharris.com/my-christian-phases-so-far/

"My Christian Phases (so far)"

 

"When I isolate the recent shifts in my beliefs they seem shocking. But when I consider the bigger picture of changes and shifts in my life over many years I can see them in perspective. I’ve been in process a long time and I’m still in process! I have not arrived. I’m still learning.

 

So here are my “Christian phases” so far:

  • Evangelical

  • Charismatic

  • Reformed Charismatic Complimentarian

  • Skeptical Nuanced Evangelical Egalitarian

  • Ex-vangelical LGBTQ+ Affirming Christian

  • Deconstructed Angry Ex-Christian

  • Melancholy Unsure Seeker

  • Happy Unsure Seeker Who Still Prays to Jesus and Visit Church but is Less Triggered Toward Religion Because No One Has This Figured Out Human Being

  • ?"

Harris, J. (2024, September 11). My Christian Phases (so far) [Blog]. Abgerufen am 21. März 2025 von joshharris.com/my-christian-phases-so-far/

 

 

Exkurs: "Friedrich Nietzsche … [ab Minute 08:23] Er ist tatsächlich Prophet der Postmoderne … vollkommen zu Recht. …
[11:10] Er macht eine echte Bekehrung durch. Wir haben von ihm gedichtete Lob- und Anbetungslieder, die er mit 16, 17 Jahren geschrieben hat, es entsteht der Wunsch, Theologie zu studieren … über der Begegnung mit der damaligen akademischen Theologie fällt er von diesem Glauben … ab. …

[20:10] Als einer, der geradezu prophetisch die Problemlage vorausgesehen hat, in der sich die Kirche heute, das Christentum heute befindet … [51:42] Das Absolute ist verloren und der Mensch wird in einer neuen Weise zum Maß aller Dinge."

Dr. theol. Manuel Schmid, Reformierte Kirche Zürich, Autor, von 2012 bis 2019 Dozent für Kommunikationstheorie und Kulturhermeneutik am Theologischen Seminar St. Chrischona, seit 2019 Co-Leiter von RefLab bei der Reformierten Kirche Zürich.

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor u. Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

Schmid, M., & Hempelmann, H. (2025, März 9). Podcasts Friedrich Nietzsche (Teil 1): «Gott ist tot!». RefLab | Reformierte Kirche Zürich. Abgerufen am 17. März 2025, von reflab.ch/friedrich-nietzsche-teil-1-gott-ist-tot/

"Postevangelikale sind häufig christlich aufgewachsen und haben im Lauf der Zeit eine Entfremdungserfahrung gemacht. Das könnte eine negative Erfahrung in der Gemeinde sein, oder man hat auf seine theologischen Fragen keine überzeugenden Antworten bekommen. … 

Was hat Sie bei der Analyse der „Worthaus“-Videos besonders überrascht?

Die Selbstverständlichkeit, mit der Kerninhalte des Christentums infrage gestellt, lächerlich gemacht und aufgegeben werden – während man sich selbst als christlich bezeichnet. …

Wie hat „Worthaus“ auf Ihr Video reagiert? [Dekonstruktion durch WORTHAUS, 13.10.2023, youtube.com/watch?v=aLp3Xdh4fxo] ...

Wir erhielten in den folgenden Tagen mehrere Anwaltsschreiben mit Abmahnungen, darunter von Thorsten Dietz, einer der „Worthaus“ Referenten, persönlich, in denen wir zu Unterlassungserklärungen aufgefordert wurden und von Schadenersatz die Rede war …

Das Video steht bis heute online. „Worthaus“ hat für seine Forderungen keine rechtliche Grundlage: Deshalb haben wir die Abmahnungen abgewehrt. … Auch Theologen müssen sich inhaltlicher Kritik stellen."

Dipl.-Theol. Markus Voss, evangelischer Theologe, Medienproduzent und Autor.

Voss, M. (2024, Januar 10). Interview. Eine Aussage kann sich gut anfühlen und dennoch falsch sein. IDEA Das christliche Spektrum, 1/2.2024, S. 16 ff.

"Ich bin ja religiöser Migrant - habe mich im Spektrum bewegt. Wenn ich heute manchmal so völlig extreme, fundamentalistische Religionsformen sehe, auf YouTube oder sonst wie, habe ich so ein wahnsinniges erleichtertes Gefühl. Halleluja, bin ich raus aus dieser Welt.

Also wirklich, dieser Scheiß, nein, das gibt's ja gar nicht. Es ist erleichternd, dass einen das nicht mehr betrifft und dass man aus dieser Sphäre raus ist. [Minute 47:04 bis 47:42]

Vollidioten, die seinen Namen missbrauchen. … Ich finde es auch heute empörend, dass es Menschen gibt, die lauthals von Gott tönen und gleichzeitig behaupten, seine absolute Nähe zu spüren und Mitteilungen von ihm zu bekommen. …

Er hat noch nie die Übertriebenen, die Bekloppten, die Extremisten gestoppt. Das finde ich sehr schade, das finde ich traurig. Es macht mich wirklich traurig.  

Aber ich fühle mich mit dieser Trauer ehrlich gesagt wohler und auch Gott näher, als ich es mir ernsthaft vorstellen könnte zu sagen: Ach, wäre ich doch noch so begeistert und fanatisch wie irgendwelche Ultras. Das macht mir tausendmal mehr Angst." [Minute 59:52 bis 1:01:02]


[Transkript Podcast-Episode: Es gilt das gesprochene Wort]

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Zürich), Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2025, März 2). Was fehlt, wenn Gott fehlt? In T. Dietz & A. Loos (Moderatoren), Podcast Geist.Zeit. Fokus Theologie, Fachstelle für Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen. Abgerufen am 02..03.2025 von geistzeit.podigee.io/51-was-fehlt-wenn-gott-fehlt

"Die, die auch aus den fundamentalistischen Kreisen kommen und da rausgegangen sind, kennt ihr so Momente, wo ihr euch denkt, ihr würdet euer altes Ich gerne schütteln. Den Moment habe ich gerade.

Ich denke mir, ich persönlich – natürlich ist es irgendwie traurig, wenn Menschen etwas verlieren, was ihnen etwas gegeben hat, und es ist vielleicht auch schade, wenn Menschen den Glauben verlieren, aber grundsätzlich ist es ihre freie Entscheidung und das habe ich nicht zu bewerten … [Minute 3:02 bis 3:31]

Letztendlich bin ich sehr dankbar und sehr froh, wie es gekommen ist, dass ich da rausgekommen bin, weil es mir wesentlich besser geht. Dieser fundamentalistische Glaube und auch dieses alte Gottesbild, das definitiv sehr narzisstische Züge hatte, war sehr schädlich – für mich, für meine Psyche, aber auch für meinen Körper, weil ich mich ja selber kaputt gemacht habe, dadurch, dass ich so unter diesem „Ich-muss-was-leisten“-Druck stand.

Aber gleichzeitig … diese Gemeinschaft fehlt mir so unglaublich, weil es waren meine Freunde. Und ich habe sie auch als meine wahren Freunde angesehen – oder, na ja, nicht „wahre Freunde“, aber ich habe sie einfach wirklich als meine Freundinnen angesehen und als Freundschaften, die ich unglaublich geschätzt habe. Und ich vermisse sie bis heute und denke ganz oft an einzelne Personen aus der Freikirche.

Aber ich wüsste nicht, ob es noch mal so werden könnte wie vorher, allein, weil ich mich zurückgezogen habe – aus Selbstschutz, aber auch aus dem, was sie mit mir gemacht haben, und allein das ganze Umfeld, weil es mich triggert bis zum Gehtnichtmehr. Also dieses ganze Trauma und der ganze fromme, fundamentalistische Sprech – also ganz, ganz schwierig. Das war jetzt doch härterer Tobak, als ich gedacht habe. … [4:26 - 5:29]

Nein, du kannst auch Halt in dir selber finden und du musst den Halt in dir selber finden, weil sonst lebst du nie als du selber, sonst lebst du immer nur danach, was andere Menschen denken und wollen. Und ich glaube, das sollten wir lernen und begreifen. [9:13 - 9:23]

Fundamentalistische Gläubige unterteilen sehr stark in Gut und Böse, in Schwarz und Weiß, in richtig und falsch. Bei ihnen gibt es nicht so viele Grauzonen, weil es eben einfach gar nicht möglich sein kann, weil die Bibel ja so klar ist. Gerade im christlichen Fundamentalismus kommt dann eben auch noch die Verbalinspiration der Bibel ganz oft dazu – dass man ein sehr enges und ein sehr wortwörtliches Bibelverständnis hat. [12:34 - 12:58]

Sex vor der Ehe, Homosexualität, Enthaltsamkeit, Selbstbefriedigung, Pornokonsum – all diese Dinge, dass sich da halt in krasse Intimsphären ganz selbstverständlich eingemischt wird, obwohl das eigentlich niemanden etwas angeht, außer die Person selbst und die, die davon betroffen sind." [15:19 – 15:38]

[Transkript YouTube-Video: Es gilt das gesprochene Wort.]

Daniela-Marlin Jakobi, Journalistin und Content Creatorin, yeet.evangelisch.de/daniela-marlin-jakobi

Jakobi, D.-M. (2025, März 11). Du brauchst Gott nicht | REACTION auf meine funk-Reaction aus 2021 – Part 4 [Video]. YouTube. Abgerufen am 19. März 2025, von youtube.com/watch?v=RNcOtgoyG4k


 

"Wappnet Euch, die ersten Minuten werden besonders hart und teils auch verletzend, denn ich zitiere meinen Präsesbericht, den ich 2011 bei der Gnadauer Mitgliederversammlung gehalten habe … 

> Gott liebt diese Welt und jeden einzelnen Menschen. Seine Liebe gilt auch uns. … Die Heilige Schrift ist die Urkunde der Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen. Wir lieben und achten sein lebendiges Wort als „norma normans“, als „Richter, Regel und Richtschnur“ aller Lehren. …

Wir bekennen uns unverändert dazu, dass nach Gottes Willen alleine die lebenslange Einehe zwischen Mann und Frau die menschlicher Sexualität entsprechende Gestaltung der Geschlechtsgemeinschaft ist. Menschen, die nicht in einer derartigen Gemeinschaft leben, sind unabhängig von Geschlecht und Alter zur Enthaltsamkeit aufgerufen, zu der Gott „Wollen und Vollbringen“ schenken kann.

Es wäre lieblos, wenn wir Menschen Gottes Wegweisung zu einem gelingenden Leben vorenthalten würden. Gott liebt uns, wie wir sind, aber er lässt uns nicht, wie wir sind. Glaube verändert - auch in ethischen Fragen und manchmal in einem langwierigen und schmerzhaften Prozess.

Wir sind dazu aufgerufen, in unseren Gemeinschaften und Gemeinden, Werken und Verbänden Orte und Begegnungsmöglichkeiten zu schaffen, wo Menschen mit unterschiedlichsten Anfechtungen und Gefährdungen ihrer Sexualität Annahme, Hilfe, Korrektur und liebevolle Begleitung finden.

Aufgrund unseres Verständnisses des Willens Gottes können wir zu praktizierter Homosexualität kein Ja finden. Sie ist Sünde und steht unter dem Gericht Gottes.

Wir halten es für einen verhängnisvollen Irrweg, dass die meisten kirchlichen Verlautbarungen, spätesten seit 1996 das eindeutige biblische Zeugnis zur Homosexualität dadurch zu entkräften suchen, dass sie es als zeitbedingt einschätzen und das Liebesgebot nicht mehr an die konkreten Weisungen der Heiligen Schrift zurück binden. Anstatt Orientierung zu bieten, wird Verwirrung noch vergrößert. …

 

Gleichzeitig kann ich nicht übersehen, dass Christinnen und Christen in dieser Frage zu einer anderen Wertung und Gewichtung gelangen. Es wäre lieblos und unangemessen, ihnen ihren Glauben oder die Ernsthaftigkeit ihres ethischen und geistlichen Forschens abzusprechen.

Wir müssen mit dieser Differenz in einer wichtigen und grundlegenden ethischen Frage leben und weiterhin miteinander um die Wahrheit ringen. Ich werde aus theologischen Gründen an der gemeinsamen Zugehörigkeit zum Leib Christi - trotz eines gravierenden ethischen Dissenses - festhalten. <

Zitat Ende. Das ist ein Teil meines Präsesberichtes von 2011 … Ich habe damals ... alles was ich sagte genauso gemeint. Heute schäme ich mich dafür. Und ich bin erschüttert über mich selbst. Vieles davon würde ich um Gottes Willen heute nicht mehr sagen. Manches würde ich immer noch sagen, aber es hätte eine völlig andere Bedeutung. …


Ich habe auch als Leiter dazu beigetragen, dass Vor-Urteile und Fehleinschätzungen gegenüber queeren Menschen autoritativ bestätigt, bestärkt, weitergegeben wurden. Das tut mir von Herzen leid und ich kann dafür die betroffenen Menschen wirklich nur um Vergebung bitten."
 

Dr. Michael Diener, Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

 

Diener, M. (2022, September 10). Vortrag: Verbunden oder Gebunden? „Coming-in“. Niederhöchstadt, Netzwerktreffen von christlichen LSBTQ-Menschen. Zwischenraum e.V. Abgerufen am 10. September 2024, von youtube.com/watch?v=tF2vGs7AStY

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Dr. Michael Diener, „Coming in“, Netzwerktreffen von christlichen LSBTQ-Menschen (2022)

 

 

 

"Am sechsten Tag schuf Gott den Sex" (Dr. Johannes Hartl, Juli 2012, Gesamtlaufzeit: ca. 4h 25m, Es gilt das gesprochene Wort.)

 

Wie können Christen sich anmaßen irgendwelchen Leuten zu sagen, was sie ihm Bett tun sollen oder nicht? … Das ist eine Frage, die total viele Leute damit beantworten würden, dass sie sagen würden, okay, die Christen sind völlig bescheuert, sind moralisch, wollen irgendwelche Leute fertig machen oder so was. 
Am schlimmsten sind die Katholiken, aber eigentlich die gleiche Bagage, die Evangelikalen. Das sind so die großen Feindbilder. …


Gefühle sind nie Sünde. Und der Satz ist tiefgründiger als wir auf dem ersten Blick meinen. Gefühle an sich zeigen mir nur, erst mal was da ist. … und ist deswegen nie was, wessen ich mich schämen muss, was ich verleugnen muss. Die Gefühle sind einfach da. Das ist erst mal eine unglaublich befreiende Wahrheit. Kein Mensch kann von dir verlangen, du musst dich jetzt so und so fühlen. …
Die spannende Frage ist jetzt aber, wie gehen wir mit den Gefühlen um? …


Ich will eine Sache völlig klar sagen, wenn irgendjemand sagt, hey, ich hab Gefühle, ich hab homoerotische Gefühle, ich verliebe mich und ich bin fasziniert von anderen Männern und ich will das ausleben und ich hab keinen Bock auf eure Bibel, auf eure Moral, ich will nichts davon wissen - dann sage ich, hey, wer bin ich, dir das vorzuschreiben, wie du das zu tun hast?

Okay, du bist frei, das so tun. Wenn du diesen Weg wählen willst, go for it. …


Der Punkt ist einfach nur der, wenn jemand sagt, hey, ich leide unter dem, was hier abläuft, ich habe nicht das Gefühl, dass es gut läuft … Ich will echt das tun, was Jesus sagt, an dem Punkt. Dann kann man sagen, alles klar, jetzt sind wir im Gespräch.

Dann lass uns nachschauen, was die Schrift sagt, lass uns gemeinsam in den Prozess gehen, wo du deine Sachen und ich meine Sachen aufarbeite. … nicht … homoerotische Gefühle, sie sind nicht der Punkt, sondern die ausgeübte homosexuelle Praxis … 

Die Schrift, ist an dem Punkt eindeutig. Aber sie ist auch eindeutig, dass Homosexualität nicht die einzige, nicht die schlimmste, nicht die größte Sünde ist, sondern eher in einem Katalog mit jeder Menge Sachen, wo wir uns auch wiederfinden können.

Dr. Johannes Hartl, Philosoph, römisch-katholischer Theologe, Buchautor, Gründer des Gebetshauses Augsburg.​​

 

Hartl, J. (2012, Juli). Am sechsten Tag schuf Gott den Sex (3. Aufl.). Gebetshaus Augsburg. Abgerufen am 23. Juni 2024, von shop.gebetshaus.org/products/am-sechsten-tag-schuf-gott-den-sex-lehrserie-download

"Aus aktuellem Anlass:


Im Laufe der letzten 15 Jahre habe ich eine kaum mehr übersehbare Menge an Videos, Artikeln und Büchern veröffentlicht. Immer wieder finde ich gerade bei älteren Beiträgen Aussagen oder Formulierungen, die ich heute so nicht mehr machen würde.

 

Das betrifft ... „Die Kunst eine Frau/Mann“ zu lieben von 2013 ...  „Maleachi Ruf“ und „Am sechsten Tag schuf Gott den Sex“. [siehe oben]

 

Kritik an meinen Positionen ist immer erlaubt, oft sicher berechtigt; am zielführendsten ist sie, wenn sie sich an meinen Inhalten der letzten 5 Jahre orientiert, denn auch meine thematischen Aussagen entwickeln sich mit der Zeit."

Dr. Johannes Hartl, Philosoph, römisch-katholischer Theologe, Buchautor, Gründer des Gebetshauses Augsburg.

 

Hartl, J. (2024, Mai 24). Aus aktuellem Anlass, Pressemitteilung. johanneshartl.org. Abgerufen am 23. Juni 2024, von johanneshartl.org/presse und Abgerufen am 24.09.2024, von web.archive.org/web/20230524151035/https://johanneshartl.org/presse

Richard-Dawkins

Prof. Dr. Richard Dawkins (QED conference 2013)

„Richard Dawkins 3“ v. TheTherapist ist lizenziert unter CC BY-NC 2.0.

 

 

 

​​​​[Dr. Richard Dawkins] "Ayaan, ich habe dich immer für einen der mutigsten Menschen gehalten, die ich kenne. Wie konntest du dich einer solchen Schwäche hingeben? …


Und nun gehst du in die Kirche. Und du hörst dem Pfarrer zu. Bemerkst du nicht, wieviel Unsinn er redet? Nimmst du das wirklich ernst, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Dass Jesus von den Toten auferstanden ist? Dass er von einer Jungfrau geboren wurde? …


Wir haben säkularen Humanismus, wir haben Rationalität, wir haben Moralphilosophie. Auf dieser Basis entscheiden wir, was moralisch ist und was nicht. Wir müssen auf unsere Moral nicht noch einen Haufen übernatürlichen Unsinn draufsatteln. …


Ich habe eine kürzlich aufgezeichnete Diskussion gesehen, in der du mich als einen der christlichsten Menschen bezeichnetest, die du kennst. Dies geschah, nachdem du Roger Scruton zitiert hast, der dir sagte, dass du, wenn du wie ein Christ agierst, dich wie ein Christ verhältst, ein Christ bist. 

Aber Ayaan, das ist so falsch. Wie du oder ich mich verhalten, ist völlig irrelevant. Was zählt, ist, was du glaubst. Was zählt, sind die Wahrheitsbehauptungen über die Welt, die du für wahr hältst.


Denn das ist der springende Punkt. Das Christentum stellt Tatsachenbehauptungen auf, Wahrheitsansprüche, die Christen glauben, Wahrheitsansprüche, die sie als Christen definieren. 

Christen sind Theisten. Sie glauben an eine göttliche Vaterfigur, die das Universum erschaffen hat, die unsere Gebete erhört und die in jeden unserer Gedanken eingeweiht ist. 


Du glaubst das sicher nicht? Glaubst du, dass Jesus drei Tage, nachdem er in das Grab gelegt wurde, wieder auferstanden ist? Nein, natürlich nicht. Glaubst du, dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde? Sicherlich nicht. 

Jemand mit deiner Intelligenz glaubt nicht, dass du eine unsterbliche Seele hast, die den Zerfall deines Gehirns überleben wird. Christen glauben an einen schrecklichen Ort namens Hölle, wo die Seelen der Bösen nach ihrem Tod hinkommen. Glaubst du das auch? Auf keinen Fall!

Christen glauben, dass jedes Baby „in Sünde geboren“ wird und nur durch die uns erlösende Hinrichtung Jesu (präventiv im Falle aller nach Christus Geborenen) vor der Hölle bewahrt wird. Glaubst du auch nur annähernd an diese widerliche Sündenbocktheorie? Nein, natürlich nicht. …


Wenn du Christin bist, musst du das ganze Paket nehmen. Dann musst du auch daran glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist. … Ayaan, du bist genauso wenig ein Christ wie ich es bin.


Ich für meinen Teil habe verschiedene Dinge gefunden, die meinem Leben Sinn und Zweck geben. Da ist die Wissenschaft, und in meinen Büchern habe ich mein lebenslanges Streben nach dem Sinn und Zweck allen Lebens dargelegt. Dann gibt es die menschliche Liebe, die Schönheit eines Kindes, ein tropisches Bad unter dem Sternenhimmel, ein hinreißender Sonnenuntergang, ein Schubert-Quartett. Es gibt die Kunst und die Literatur der ganzen Welt. Die Wärme einer innigen Umarmung. …


Aber, selbst wenn dich all diese Dinge kalt lassen - und das tun sie natürlich nicht -, selbst wenn du ein unstillbares Bedürfnis nach mehr verspürst, was in aller Welt hat das mit den Wahrheitsbehauptungen des Christentums oder einer anderen Religion zu tun? 


Selbst wenn das Leben unerträglich trostlos und leer wäre - das ist es nicht, aber selbst wenn es so wäre - wie könntest du, wie könnte irgendjemand ein Bedürfnis nach Trost in einen Glauben an biblische Wahrheitsbehauptungen über das Universum umwandeln, nur weil du dich dadurch gut fühlst? 

Intelligente Menschen glauben nicht an etwas, weil es sie tröstet. Sie glauben es, weil, und nur weil, sie Beweise gesehen haben, die es unterstützen. …


Nein, Ayaan, du bist kein Christ, du bist nur ein anständiger Mensch, der fälschlicherweise glaubt, er brauche eine Religion, um das zu bleiben."

Prof. Dr. Richard Dawkins, Biologe u. Autor, 1995–2008 Professor an der University of Oxford.

 

Dawkins, R. (2023, November 16). Open letter from Richard Dawkins to Ayaan Hirsi-Ali. Abgerufen am 23. Juni 2024, von richarddawkins.substack.com/p/open-letter-from-richard-dawkins

[Ayaan Hirsi-Ali] „Der Atheismus hat es nicht geschafft, eine einfache Frage zu beantworten: Was ist der Sinn und Zweck des Lebens?“ …


Ich bin nicht zum Glauben gekommen durch irgendein spektakuläres Ereignis, auch wenn ich das besser gefunden hätte. Ich habe in einer persönlichen Krise gesteckt … in meiner Verzweiflung habe ich angefangen zu beten. Das war der Wendepunkt …


„Ich habe mich auch dem Christentum zugewandt, weil ich das Leben ohne spirituellen Trost letztlich unerträglich, ja fast selbstzerstörerisch fand.“ …

„Ich entscheide mich zu glauben“ ... „Wenn es etwas sehr viel Mächtigeres gibt als uns, das alles erschaffen hat, dann sind Auferstehung und andere Wunder doch keine große Sache.“ ...


Weil das Christentum aus den Schulen und Universitäten verbannt worden ist, gibt es ein Gottesvakuum. Und dieses Vakuum wird von anderen gefüllt. „Es gibt heute sehr böse Kräfte, die die Herzen, Köpfe und Seelen der jungen Menschen besetzen.“


Für mich ist das Christentum "besessen von der Liebe". Das zeigten auch meine Erfahrungen aus meiner Zeit als Atheistin. Vor Muslimen habe ich durch Leibwächter geschützt werden müssen, Christen hingegen haben mir Briefe geschrieben: … man bete für mich.

 

Ayaan Hirsi-Ali, niederländisch-amerikanische Politikwissenschaftlerin u. Frauenrechtlerin.

 

Hirsi-Ali, A. (2023, November 14). Why I Am Now a Christian. Abgerufen am 23. Juni 2024, von thefp.com/p/ayaan-hirsi-ali-why-i-am-now-christian-atheism

Triggerwarnung | Tages-Anzeiger Zürich | Der Landbote Winterthur | Rico Bandle | Screenshot: Facebook

Debatte zu genderinklusiver Sprache (11.06.2022)
(tagesanzeiger.ch/srf-sagt-wie-man-politisch-korrekt-sprechen-soll, abgerufen: 23. Juli 2023)

 

 

 

"Sie ist klug, schwarz und feministisch. Trotzdem ist die gebürtige Somalierin Ayaan Hirsi Ali für weiße linke Frauen und Männer eine Provokation. Das zeigt sich auch in den Medien. …


Wenn es brutal wird, erscheint im Schweizer Radio und Fernsehen eine Warnung an die Zuschauer. «Achtung, Video enthält Bilder von Toten», hieß es etwa, als SRF Filmaufnahmen des Massakers von Butscha zeigte, wo die Leichen ermordeter Ukrainer auf der Straße lagen. Auch Beiträge über Vergewaltigungen und sexuelle Gewalt werden von SRF mit sogenannten Triggerwarnungen gekennzeichnet. Dies insbesondere, um Kinder und Jugendliche zu schützen.


Eine dieser Triggerwarnungen hat kürzlich aber für Irritationen gesorgt. Denn sie bezieht sich nicht auf eine Gewaltdarstellung, sondern auf eine Meinung. Geäußert hat sie die amerikanisch-niederländische Politologin und Feministin Ayaan Hirsi Ali, die kürzlich am World Economic Forum in Davos aufgetreten und von SRF porträtiert worden ist. …


Wer sich den Beitrag ansehe, werde mit «Diskriminierung gegenüber Transgender- und nichtbinärer Geschlechtsidentität» konfrontiert. …


Dass damit ausgerechnet eine Feministin, die sich gegen frauenfeindliche Gewalt einsetzt, in eine Reihe mit Gewalttätern gestellt wird, sorgte im SRF-Publikum für Unverständnis. Denn Triggerwarnungen sind laut den publizistischen Leitlinien von SRF dazu da, um «verstörende Bilder», Tondokumente und «schockierende Aufnahmen» anzukündigen – im Zusammenhang mit Krieg, Terror, Gewalt, Unterdrückung, Unfällen und Naturkatastrophen. Das Kapitel der Leitlinien, das die Verwendung von Triggerwarnungen regelt, ist mit dem Titel «Gewaltdarstellungen allgemein» überschrieben. …


Verantwortlich für diese Diskriminierung soll Hirsi Ali selbst sein. Frauen, das erklärte die Politologin am World Economic Forum nämlich, seien im Westen … bedroht, … auch von vermeintlich progressiven Aktivisten, die das biologische Konzept «Frau» infrage stellten. Konkret sagte sie: «Schauen Sie sich die idiotischste Ideologie von allen an, in der man bestimmte Pronomen verwenden muss und absurde Dinge sagen soll wie: ‹Menschen, die menstruieren›». …


Um die Frage, ob das gefühlte Geschlecht einer Person auch rechtlich anerkannt werden soll – und ob man nicht-binäre Menschen mit speziellen Pronomen wie «dey/deren» ansprechen soll –, tobt derzeit ein Kulturkampf. Feministinnen alter Schule wie Alice Schwarzer und Ayaan Hirsi Ali halten diese Entwicklung für gefährlich: Sie fürchten unter anderem, dass biologische Männer aufgrund gefühlter Geschlechtsidentitäten in weibliche Schutzräume eindringen könnten. …

Die feministische Zeitschrift «Emma» wurde wegen Transfeindlichkeit vor den Presserat zitiert, weil sie die weibliche Identität der grünen Bundestagsabgeordneten Tessa Ganserer hinterfragt hatte – eines biologischen Mannes, der sich als Frau fühlt, dank der grünen Frauenquote gewählt wurde und sich kürzlich in der Frauensauna ablichten ließ."

Lucien Scherrer, Journalist | Neue Zürcher Zeitung.

​Scherrer, L. (2022, Juni 15). Triggerwarnungen und Verleumdungen – wie Medien die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali dämonisieren. Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am 23. Juni 2024, von nzz.ch/feuilleton/vor-dieser-frau-wird-gewarnt-ayaan-hirsi-ali-ist-fuer-weisse-linke-maenner-eine-reizfigur-das-zeigt-sich-auch-in-den-medien-ld.1687627

"Wir Linken kämpften einst für gemeinsame, universale Werte. … Es gab eine Zeit, in der wir mehrere Werte gleichzeitig zu vertreten in der Lage waren: Gleichheit und Freiheit, Antirassismus und Meinungsfreiheit, Vielfalt und Toleranz. Das momentane politische Klima - insbesondere im linken Spektrum - hat sich drastisch verändert. Wir sind jetzt dazu angehalten, uns für ein Lager zu entscheiden … Zwischen tugendhafter Zensur und freier Meinungsäußerung. … Es ist, als ob wir alle kollektiv an eine ideologische Wand gedrückt werden ...

​ 

Im Jahre 2014 beschloss die Brandeis University in Massachusetts, der somalischen feministischen Aktivistin Ayaan Hirsi Ali die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Ayaan Hirsi Ali hatte sich für die Rechte von Frauen und Mädchen in muslimischen Ländern eingesetzt und war selbst vor Zwangsheirat, Schlägen und Genitalverstümmelung geflohen. Ihre Erfahrungen hatten sie zu einer freimütigen Kritikerin des Islam gemacht. …


Als die Nachricht von dieser Verleihung des Doktortitels honoris causa bekannt wurde, unterzeichneten Dozenten und Studenten eine Petition und übten Druck auf die Universität aus, die Ehrung abzusagen, da sich muslimische Studenten angesichts einer solchen Verleihung unwillkommen fühlen würden. Die Universität zog den Doktortitel zurück."

Prof. Dr. Eva Illouz, französisch-israelische Soziologin.

​Illouz, E. (2024, Januar 18). Unter Opfern: Soziologin Eva Illouz über die Linke und Identitätspolitik. Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 26. Juni 2024, von sueddeutsche.de/kultur/eva-illouz-linke-identitaetspolitik-selbstkritik-folgen​

[Exkurs] "Die Pfingstkirchen leben ihren Glauben am Wort der Bibel und stellen dieses Wort auch über die bürgerlichen Gesetze. Der Theologische Ausschuss des Bundes frei kirchlicher Pfingstgemeinden schrieb 2013:

„Aus dem biblischen Leitbild der Ehe ergibt sich, dass sie als exklusiver. Lebenslanger und unauflöslicher Bund von einem Mann und einer Frau den Rahmen für Sexualität darstellt und alle anderen sexuellen Aktivitäten nicht von der Bibel legitimiert werden.“


Damit sagen die evangelikalen Pfingstler, dass es keine Alternative zum konservativen mit Vater, Mutter und Kindern gibt. … Außerdem werden Abtreibungen und Homosexualität komplett abgelehnt. Sie stehen somit gegen dem so notwendigen Selbstbestimmungsrecht von FLINTAS.

Eine offene Haltung gegenüber andersdenkenden existiert für die Pfingstler nicht. Sie gehen fälschlicherweise davon aus, dass die von Gott gegebenen Regeln für alle gelten und Menschen müssen lediglich auf die eine oder andere Weise vom „rechten“ Glauben überzeugt werden. Die Vorstellungen zu Ehe, Frauen und Homosexualität werden mit der radikalen Rechten und mit Faschist*innen geteilt. …


Diese wortgetreue Bibelauslegung ist die Quelle von Homophobie und Querfeindlichkeit, die nicht selten zu Verletzung oder dem Tod von Menschen führen. Und steht somit dem respektvollen Umgang der Menschen untereinander feindlich gegenüber. ...​ 

Sehid Tekoser (Anarchist, der bei der Verteidigung der Revolution in Rojava gestorben ist) hat mal gesagt, dass jeder Sturm mit einem Regentropfen beginnt. Heute waren wir nicht der Regentropfen, sondern ein überspringender Funke.

Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Das führt dazu, dass manche Menschen eine Kerze zum zweiten Advent anzünden, um besinnlich zu werden. Wir haben eine andere Flamme entzündet und schauen auf ein Jahr 2024 voller Gewalt und Repression zurück, ausgeübt vom Staat und seinen Verteidiger*innen. Diese Gewalt wollen wir mit direkten Aktion beantworten.

So haben wir gestern Nacht mit Reifen und einem riesigen Brandsatz aus 20 Liter Benzin, die Hinterseite des Gebäudes der Bullenwache Bremen – Burg und der freien Christengemeinde bestückt ... ​​

Für uns geht es nicht um die Frage von Sieg oder Niederlage, sondern um die Frage wie wir Verantwortung im Kampf gegen die reaktionären Kräfte und Faschisten übernehmen können. Mit unserem Feuer haben wir Wut im Bauch kanalisiert und gegen jede gerichtet, die diese Wut nähren.

Unsere Feuer ist auch ein Beitrag zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Patriarchaler Gewalt. Dieser Tag wird auch als Orange Day bezeichnet. Die Farbe Orange steht dabei für eine Zukunft, in der FLINTAS nicht mehr von Gewalt betroffen sind. ... Solidarität mit allen die patriarchaler Gewalt ausgesetzt sind für eine queer feministische militante Praxis. ...

Für ein neues Jahr voller Regentropfen, Funken und den daraus resultierten Stürmen."

Anonym. (2024, Dezember 9). Bremen: Gegen Männerbünde. Ob in Uniform oder Kirchenroben! Bullenwache und Verwaltungsräume des Sozialwerks der freien Christengemeinde angezündet. de.indymedia.org. Abgerufen am 10. Dezember 2024 von de.indymedia.org/node/475817

Hinweis in eigener Sache: Wir distanzieren uns klar und unmissverständlich von jeglicher Gewalt oder deren Verherrlichung! Exkurs für Inquisitor:innen aller Art – konservativ, progressiv und für mich selbst: "Wer Wind sät, wird Sturm ernten." (Hosea 8,7) 

 


Das Café „Stay“ der freikirchlichen Leipziger Zeal Church. idea | Foto: Privat (November 2023)

 

Bild: Evangelische Nachrichtenagentur IDEA e.V. (2023, November 2). Leipzig: Erneuter Anschlag auf freikirchliches Café. IDEA. Abgerufen am 12. März 2025, von idea.de/artikel/leipzig-erneuter-anschlag-auf-freikirchliches-cafe

 

"Don’t STAY – be QUEER!
In der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober wurde das von fundamentalistischen Christ*innen betriebene STAY Café in der Dresdner Straße 79 [Leipzig] angegriffen und bemalt. Gegen Fundis und Queerfeindlichkeit! Holt euch euren Kaffee woanders! Kein Gott, kein Staat, kein Kaffeevollautomat! …
Die Zeal Church beruft sich stolz auf konservative Werte und gibt offen zu, dass sie keinen Bock haben, homosexuelle Paare zu trauen. Angeblich seien Menschen jeder Sexualität dennoch willkommen, in die Kirche einzutreten. …


Dass Queerfeindlichkeit und Antifeminismus Programm ist, lässt sich leicht an den Freund*innen, Geldgeber*innen und Partnerschaften der Zeal Church erkennen. Da wären zbsp. die Hillsong Freikirche, welche Homosexualität und Sex vor der Ehe ablehnt und die International Christian Fellowship, deren Mitglieder zutiefst homofeindliche Erzählungen reproduzieren, Queerness als “Lifestyle” abtun und den menschenverachtenden Konversionstherapien eine Bühne bieten. …


STAY und Zeal Church verpisst euch! Nieder mit Fundis, Faschos und Queerfeindlichkeit! Barista, Barista, Antichrista!"

Anonym. (2023, Oktober 24). Don’t STAY – be QUEER! - Café STAY angegriffen und bemalt. Indymedia Deutschland. Abgerufen am 12. März 2025 von de.indymedia.org/node/312949
 

"Das Café „Stay“ auf der Dresdner Straße wurde möglicherweise Ziel eines weiteren Angriffs. Am Montagmorgen wurde die Feuerwehr alarmiert, weil ein unbekannter Stoff ausgetreten war. Vor Ort stellten Einsatzkräfte einen starken Geruch fest, der laut Feuerwehr an Buttersäure erinnerte. …
Das Café wird seit 2023 von der Zeal Church, einer evangelischen Freikirche, betrieben und war in der Vergangenheit bereits mehrfach Ziel von Vandalismus. Die Betreiber berichteten vor einem Jahr selbst von 15 Vorfällen.


Die Zeal Church traut aktuell keine homosexuellen Paare und ist eng mit anderen offen konservativen Kirchen verbunden. In sozialen Medien gibt es immer wieder Kritik an der Kirche – ihr wird eine konservative Haltung und Queerfeindlichkeit vorgeworfen. Die Gemeinde selbst weist diese Anschuldigungen zurück."
 

Leipziger Volkszeitung | Schmook, Nico (2025, März 10). Wohl Buttersäure ausgetreten: Erneuter Angriff? Feuerwehr rückt zu Gefahrguteinsatz im Leipziger Café „Stay“ aus. Leipziger Volkszeitung. Abgerufen am 12. März 2025, von lvz.de/lokales/leipzig/leipzig-gefahrguteinsatz-im-cafe-stay-erneuter-anschlag-GL4WJIXKCVAKHG6B332STZR6PY.html

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Dr. Thies Gundlach (2009)

Nordelbische Synode 18.9. 2009“ von Presse.Nordelbien ist lizenziert unter CC BY 2.0.

"Ich habe eine Art Déjà-vu-Erlebnis; in den 80er Jahren gab es schwere Auseinandersetzungen zwischen den Evangelikalen und vielen anderen Christen um die Fragen zur theologischen Bedeutung und Bewertung von Homosexualität. 30 Jahre später steigen die gleichen Akteure mit den gleichen Argumenten noch einmal in den Ring und sehen wieder den Glauben in Gefahr.
Die Schärfe dieser Intervention heute lässt mich vermuten, dass sich darin auch viel Enttäuschung ausdrückt, weil der damalige Kampf doch letztlich vergeblich war.“

Dr. Thies Gundlach, Ev. Theologe, 2010-2021 Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD.

 

Gundlach, T. (2016, Januar 8). Die Wahrheit gehört Gott: EKD-Vizepräsident Gundlach über den Bibelstreit mit Evangelikalen. epd, evangelisch.de. Abgerufen am 10. September 2024, von taufbegleiter.evangelisch.de/inhalte/129985/08-01-2016/thies-gundlach-ekd-ueber-evangelikale-froemmigkeit-der-ekd

"Die "Ehe für alle" ist in den meisten Landeskirchen inzwischen liturgisch nachvollzogen, Segnungshandlungen anlässlich der Eheschließung (das nämlich ist nach protestantischem Verständnis eine Trauung), sind fast überall möglich. Auch das Zusammenleben im Pfarrhaus ist für queere Paare in der Regel heute unproblematisch. …

Große Sorge kam unter uns auf angesichts der Tatsache, dass Meinungsumfragen der jüngsten Zeit zunehmend zeigen, dass gerade die junge Generation zunehmend konservativ denkt und zum Beispiel der Gender- und Diversity-Debatte ablehnend gegenübersteht. Werden die jungen Queers fähig sein, sich argumentativ mit diesem neuen Konservativismus auseinanderzusetzen? Oder werden sie sich so existenziell infrage gestellt sehen, dass sie in die Aggression oder in die Resignation gehen?"

Dr. theol. Wolfgang Schürger, seit 2001 Privatdozent für Systematische Theologie an der Augustana-Hochschule Neuendettelsau der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Schürger, W. (2024, November 29). 30 Jahre Queers in den protestantischen Kirchen – alles selbstverständlich inzwischen? kreuz & queer-Blog. evangelisch.de. Abgerufen am 13. Dezember 2024 von evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/236687/29-11-2024
 

Evangelische Landeskirche in Württemberg | elk-wue.de

 

 

"Die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) [Evangelische Landeskirche in Württemberg] und Katholische Hochschulgemeinde (KHG) beobachten mit Sorge, wie bei den sogenannten Hochschultagen unter dem Banner von Christ:innentum und Glaube Referent:innen eine Bühne geboten wird, die wiederholt antipluralistische, fundamentalistische, queerfeindliche und antifeministische Botschaften verbreiten.

Die Veranstalter:innen der sog. Hochschultage bezeichnen sich selbst als „Vereinigung christlicher Hochschulgruppen“ [Hochschul-SMD, Campus Connect u. Albrecht-Bengel-Haus].

 

Es ist uns als Hochschulgemeinden der evangelischen Landeskirche Württemberg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart wichtig, uns von den Veranstalter:innen und deren Verständnis von Glaube und Christ:innentum klar zu distanzieren. ...

Jana Hochhalter, eine der prominentesten Redner:innen der sog. Hochschultage, hetzt in ihrem Podcast „In Zeiten wie diesen“ und auf ihrem Instagram-Account gegen Queere Christ:innen, Abtreibung und die Gleichberechtigung von Mann und Frau. ...

Als ESG und KHG verstehen wir christlichen Glauben als stetiges Hinterfragen, eine Pluralität von Haltungen und Meinungen und sind der festen Überzeugung, dass Diskriminierung jeglicher Art keinen Platz in unseren Gemeinden haben darf. ...

Wir rufen zur Teilnahme an der Gegenkundgebung am Dienstag, 11.6. um 18:15 Uhr vor dem Kupferbau auf."

Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Tübingen und Katholische Hochschulgemeinde (KHG) Tübingen, Hochschulgemeinde der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und Hochschulgemeinde der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

 

ESG Tübingen & KHG Tübingen. (2024, Juli 10). Statement der Evangelischen Studierendengemeinde und Katholischen Hochschulgemeinde Tübingen zu den sog. Hochschultagen. esg-tuebingen.de. Abgerufen am 18. Juni 2024, von esg-tuebingen.de/nachrichten/statement-der-esg-und-khg-zu-den-hochschultagen-tuebingen-2024

"Von 2018 bis 2020 war Highholder mit einem Youtube-Kanal namens „Jana glaubt“ auch offiziell für die evangelische Kirche im Einsatz. Das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej) verantworteten ihn gemeinsam. Er sollte junge Menschen mit einem auf sie zugeschnittenen Angebot für christliche Inhalte begeistern.

 

Allerdings wurden schon zu dieser Zeit in Christ & Welt Vorwürfe gegen die Influencerin laut: Highholder sei ein „trojanisches Pferd“, das „biblizistische und evangelikale Positionen“ propagiere, so die evangelische Pfarrerin Hanna Jacobs.

Inzwischen gehen die Verantwortlichen auf Distanz zu ihrem früheren Star. Das GEP unterstützt mit dem evangelischen Contentnetzwerk yeet lieber Influencer*innen, die ein vielfältiges Bild des Christentums vermitteln. Besonders eindrucksvoll zeigen zum Beispiel die queeren Pastorinnen Steffi und Ellen Radtke als „Anders Amen“ ihren Familienalltag in Osnabrück.

Aber während Highholder und Neubauer bei Instagram ohne institutionelle Unterstützung auf rund 60.000 und 70.000 Follows kommen, ist die Öffentlichkeit von Anders Amen mit 24.000 viel geringer. Und es warten neue Herausforderungen: Auf Tiktok hat der Wettbewerb der religiösen Influencer*innen gerade erst begonnen. Jasmin Neubauer ist schon dort und ihr erfolgreichstes Video wurde 185.000-mal angeschaut."

Louis Berger, Journalistisches Volontariat an der Katholischen Journalistenschule ifp München.

 

Berger, L. (2024, April 19). Christliche Influencerinnen: Insta, Youtube, Gott. taz. Abgerufen am 26. Juni 2024, von taz.de/Christliche-Influencerinnen/!6002078

JANA & JASMIN – In Zeiten wie diesen...  |  Tübinger Hochschultage, UNUM und Herzschmerz

jana-jasmin-in-zeiten-wie-diesen.simplecast.com/episodes/tubinger-hochschultage-unum-und-herzschmerz  (17. Juni 2024)

 

 


"Kundgebung gegen die Tübinger Hochschultage" | „Bildung statt Bekehrung! Keine Missionierung auf unserem Campus!“ | 11. Juni 2024, 18:15 Uhr | Vorplatz des Kupferbaus Tübingen.

Bündnis „Keine Missionierung auf unserem Campus“: Grüne Hochschulgruppe Tübingen, Linksjugend ['solid] Tübingen, Queeres Zentrum, Arbeitskreis kritischer Jurist*innen Tübingen, Münze 13 e.V., Befreiungstheologisches Netzwerk Tübingen, Katholische Hochschulgemeinde Tübingen KHG u. Evangelische Studierendengemeinde Tübingen ESG [Evangelische Landeskirche in Württemberg].

Grüne Hochschulgruppe Tübingen. (2024, Juni 10). Bildung statt Bekehrung. ghg-tuebingen.de. Abgerufen am 19. Juni 2024, von ghg-tuebingen.de/2024/06/10/bildung-statt-bekehrung und Wayback Machine. Abgerufen am 24.09.2024, von web.archive.org/web/20240612213147/https://ghg-tuebingen.de/2024/06/10/bildung-statt-bekehrung/


"​„Mission“ und „Bekehrung“ im von den christlichen Hochschulgruppen verstandenen, traditionellen Sinn, lehnen wir aus seelsorglichen und diversitätssensiblen Gründen ab, da diese Begriffe und die dahinterstehenden Konzepte aus unserer Sicht im Zusammenhang mit einem toxischen Religionsverständnis und unterdrückerischen und geistlich-missbräuchlichen Strukturen stehen.​

Wir sind enttäuscht, dass uns von Vertreter*innen der „Hochschultage“ im Zuge der Straßenmalkreide-Aktion mit den Worten „Gelangweilt von Kirche? Probier mal Jesus!“ vor der Peterskirche vorgeworfen wird, dass wir als Evangelische Studierendengemeinde einer Landeskirche nichts mit Jesus zu tun hätten."
 

Gemeinderat der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) Heidelberg, Hochschulgemeinde der Evangelischen Landeskirche in Baden.

 

​​Gemeinderat ESG Heidelberg. (2024, Juni 13). Stellungnahme der Evangelischen Studierendengemeinde ESG Heidelberg zu den Heidelberger Hochschultagen christlicher Hochschulgruppen. esg-heidelberg.de. Abgerufen am 18. Juni 2024, von esg-heidelberg.de/stellungnahme-zu-den-hochschultagen und Wayback Machine. Abgerufen am 24. September 2024, von web.archive.org/web/20240615110058/https://www.esg-heidelberg.de/stellungnahme-zu-den-hochschultagen/

 

​Evangelische Landeskirche in Baden | ekiba.de​​

 


"Das Recht auf freie Ausübung der Religion ist im deutschen Grundgesetz Artikel 4 fest verankert. … Wie wir mit unseren Aktionen niemandem religiöse Ansichten aufzwingen, erbitten wir im Gegenzug dieselbe Toleranz für uns und die Hochschultage. … Wir laden jede und jeden ein, mit uns ins Gespräch zu treten. Genau dieser Dialog ist integraler Bestandteil der Hochschultage. ...

Uns ist wichtig, niemandem unsere Sichtweise aufzuzwingen und niemanden zu manipulieren. Wir freuen uns über jeden, der sich zu einem Leben als Christ entschließt; genauso achten wir aber auch Menschen mit anderen Überzeugungen. ...

Die in der Öffentlichkeit uns gegenüber erhobenen Vorwürfe sind haltlos, wir weisen sie hiermit zurück. Als Christinnen und Christen glauben wir, dass Gott sich in Liebe durch Jesus Christus jedem Menschen zuwendet. Als Geschöpf Gottes erfährt jeder Mensch Würde und Bestimmung. 
Diese Liebe und Würde gilt unabhängig von Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung, Abstammung, Sprache, Herkunft, Weltanschauung oder Glaube, religiöser oder politischer Anschauung und psychischen oder körperlichen Fähigkeiten. ...

​​

Es ist unser Ziel, dass Menschen bei den Hochschultagen eine Atmosphäre der Liebe und Annahme erfahren. Leitend dafür sind das Beispiel, das Jesus uns selbst vorgelebt hat, und die Orientierung an Gottes Wort, der Bibel."

Das Leitungsteam der Hochschultage Tübingen.

Leitungsteam der Hochschultage Tübingen. (2024, Juni 12). Pressemitteilung zu den Hochschultagen Tübingen. Abgerufen am 17. Juli 2024, von hst-tuebingen.de/aktuelles und campus-connect.de/wp-content/uploads/2024/06/Pressemitteilung.pdf

"An den deutschen Universitäten bläst Christen seit Jahren ein rauer Wind ins Gesicht. … In Tübingen und Heidelberg … luden christliche Gruppen wie Campus Connect und Hochschul-SMD (früher Studentenmission in Deutschland) zu ihren Hochschultagen ein.

Wie seit Jahren machten linke Gruppen dagegen mobil und organisierten sogar eine Gegenkundgebung. Aber zum ersten Mal beteiligten sich in Tübingen auch die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) und die Katholische Hochschulgemeinde (KHG) an der Kampagne."

Daniel Scholaster, Master of Arts in Vergleichende Geschichte der Neuzeit.

Scholaster, D. (2024, Juli 17). IDEA Redaktion Süd. Abgerufen am 17. Juni 2024, von idea.de/artikel/universitaeten-bekenntnis-im-rauen-wind

"Die Regenbogenkirche bricht mit dem Bekenntnis. … Unter dem Druck der Kirchenleitungen geraten Pfarrer und Gemeinden, die sich am Wort Gottes orientieren und Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare ablehnen, in allen evangelischen Kirchen in Deutschland in Bedrängnis."

Pfarrer Ulrich Parzany, Ev. Theologe u. Buchautor, seit 2016 Vorsitzender Netzwerk Bibel und Bekenntnis, 1991-2005 Leiter u. Redner ProChrist e.V., 1987-2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1984-2005 Generalsekretär CVJM-Gesamtverband D.


Parzany, U. (2024, Juli). Die Regenbogenkirche bricht mit dem Bekenntnis. Arbeitskreis Württemberg des Netzwerks Bibel und Bekenntnis. Abgerufen am 10. September 2024, von bibelundbekenntnis.de/ak-wuerttemberg/regenbogenkirche/

 

"​Wir fordern eine Trauung für alle sowie die Abschaffung des Gewissensschutzes bei der Trauung von homosexuellen Paaren.

Wir fordern die Abschaffung des „Magnus Consensus“ bei Pfarrer*innen, was bedeutet, dass künftig auch homosexuelle Partner ohne Zustimmung des Kirchenvorstands zusammenleben dürfen. ... Wir fordern mehr Ressourcen für das Referat für Chancengleichheit – und ein Schuldbekenntnis."

 

[Beschluss der Landessynode der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern vom 25. April 2024: Der Magnus Consensus ist abgeschafft.]

Benedikt Kalenberg, Evangelische Jugend Bayern (ejb) | Amt für Jugendarbeit der Evang.-Luth. Kirche in Bayern.

​Kalenberg, B. (2023, November 30). Queere Menschen in der Kirche. Evangelische Jugend Bayern. zettMagazin. Abgerufen im Juli 2024, von zettmagazin.de/queere-menschen-in-der-kirche/​

"Der Druck auf junge Christen wird immer stärker. … Nach sieben Jahren Ausbildung – Einstellungsgespräch für den Pfarrdienst. Frage: „Wie halten Sie es mit der Trauung homosexueller Paare?“ Die Bewerber haben jetzt die Wahl: Wahrheit oder Pfarrstelle? …

Als Ausweg könnte erscheinen, politisch korrekt zu antworten und so unter dem „Radar“ durchzuschlüpfen. Aber das halte ich für riskant. Man muss die „korrekte“ Rolle ja durchhalten. … Darum ist mein Rat: Ehrlich bleiben! … Ich bin fest überzeugt: Wen Gott zur Verkündigung des Evangeliums beruft, dem gibt er auch den rechten Platz dafür. …

Die liberalen Kräfte wenden eine Salamitaktik an … Zuerst … die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare … mit Gewissensschutz für Geistliche, die das ablehnen. Inzwischen ist der Gewissensschutz an vielen Stellen aufgehoben worden. Oder er wird offen als vorläufig bezeichnet. Man drängt auf verpflichtende Einführung der „Ehe für alle“. Wer seinem Gewissen folgt, muss sich rechtfertigen – wie ein Straftäter vor Gericht. …

Daniel Scholaster: Raten Sie theologisch konservativen Christen zum Kirchenaustritt?

Nein. Die Kirche sind doch wir. Nicht die, die Bibel und Bekenntnis bestreiten und verdrehen. ... Dazu ist Kirche da: Dass jeder das Evangelium hört. Darum: Nicht austreten, sondern auftreten! … Bibeltreue Christen haben nur dann eine Chance, wenn sie fest zusammenstehen. Denn einen kann man feuern, aber nicht alle auf einmal."
 

Pfarrer Johannes Frey, Vorsitzender der Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“.

 

Frey, J. (2024, Juni 30). Wohin steuert die Bekenntnisbewegung? idea.de. Abgerufen am 1. Juli 2024, von idea.de/artikel/wohin-steuert-die-bekenntnisbewegung

​"In ihrem Beitrag führt Claudia Baumann in die Entwicklung des Themas Gender Diversity in der Evangelischen Landeskirche in Baden ein – sowohl in Bezug auf hauptamtlich Tätige als auch auf das ekklesiologische Verständnis einer Kirche, die vielfältig Kirche ist. Zum Ende ihres Beitrags verweist sie auf die Rechtslage in der EKIBA zum Thema Gender Diversity." ...

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* "Ein diskriminierendes Verhalten stellt beispielsweise dar:

 

die Verweigerung von Kirche und Kanzel; eine Beschlussfassung des Ältestenkreises, die eine Trauung in der eigenen Gemeinde ablehnt;

eine Homepage-Gestaltung, die explizit oder implizit nicht-binäre Paare durch die alleinige Fokussierung auf „Mann und Frau“ von der Trauung ausschließt;

eine theologische Abwertung der Liebe des Paares"

Pfarrerin Claudia Baumann, Beauftragte für Gleichstellung und Diversity der badischen Landeskirche.

 

​Baumann, C. (2021, August). Vielfältig(es) Kirche-Sein. Pfarrvereinsblatt, 8-9/2021. Evangelischer Pfarrverein in Baden e.V. Abgerufen am 1. Juli 2024, von epv-baden.de/wordpress/?p=1014

Religionsfreiheit-Artikel_4_Grundgesetz

Artikel 4 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland, v. Klaaschwotzer | Lizenz CC0

​​

(1) "Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich." 

(2) "Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet."

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Artikel 4, Bundesverfassung, Geltungsbereich: Bundesrepublik Deutschland.

 

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (1949, Mai 23). Artikel 4. Abgerufen im Juli 2024, von gesetze-im-internet.de/gg/art_4.html

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"Eine Verantwortung, die zu einem Handeln wider das Gewissen zwingt, würde sich selbst verurteilen … Die Missachtung des Gewissensrufes muss eine Zerstörung … des eigenen Seins, ein Zerfallen der menschlichen Existenz zur Folge haben."

Pfarrer Dr. Dietrich Bonhoeffer, evangelisch-lutherischer Theologe, Vertreter der Bekennenden Kirche und Beteiligter am Widerstand gegen den Nationalsozialismus.


Bonhoeffer, D. (1949). Ethik (5. Aufl., S. 276f.). Gütersloher Verlagshaus, 2006.

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"„Denken und reflektieren, verstehen können und fragen dürfen“, so Käßmann, sei und bleibe ein wichtiges „reformatorisches Anliegen“. Dieser wichtige Impuls konterkariere die Haltung „nicht fragen, schlicht glauben!“ ...

Jedweder Ausprägung von Fundamentalismus aber, so die Botschafterin weiter, stelle sich eine wichtige Kernbotschaft der Reformation entgegen, nämlich: „Selbst denken!“"

​​Altbischöfin Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, 2009-2010 Ratsvorsitzende der EKD, 1999–2010 Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover.​

Käßmann, M. (2014, März 25). Kernbotschaft der Reformation: „Selbst denken!“ EKD-Botschafterin Margot Käßmann würdigt Jan Hus in Prag. Pressestelle der EKD. Abgerufen am 16. August 2024, von  ekd.de/pm48_2014_kernbotschaft_der_reformation_ kaessmann_in_prag.htm

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[DBK | EKD | Text 28] "Religion ist ein wesentlicher Teil des Menschseins. Sie bietet die Möglichkeit, sich sowohl in der Welt als auch über das Hier und Jetzt hinaus zu verorten. Der Glaube motiviert, Gesellschaft zu gestalten. Und im Glauben finden Menschen Kraft für Zeiten, in denen das Leben an sich in Frage gestellt ist. ...

Religion ist überall auf der Welt auf den Schutz vor Feindseligkeiten und Übergriffen angewiesen. Als Kirchen wertschätzen wir deshalb den hohen Standard, mit dem die Religionsfreiheit in Deutschland geschützt ist. ...

​Wenn wir als Kirchen der Religions- und Weltanschauungsfreiheit besondere Aufmerksamkeit widmen, so geschieht dies nicht losgelöst vom größeren Kontext der allgemeinen Menschenrechte. Einschränkungen der Religionsfreiheit betreffen in der Regel so gut wie immer auch andere Grundrechte, z. B. die Meinungs- oder Versammlungsfreiheit."

Präses Dr. h.c. Annette Kurschus, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), und Bischof Dr. Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz.

 

Kurschus, A., & Bätzing, G. (2023, Juli). In 3. Ökumenischer Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2023: Eine christliche Perspektive auf ein universelles Menschenrecht. Gemeinsame Texte Nr. 28 der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland. Abgerufen am 10. September 2024, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/ religionsfreiheit_ekd_dbk_2023.pdf

[DBK | EKD | Text 28] "Nicht alle Anliegen, die im Namen der Religionsfreiheit vorgebracht werden, können sich mit gutem Grund auf dieses Menschenrecht berufen. … ​

Zwar haben Menschen das Recht, religiös oder anders motivierte persönliche Vorbehalte gegen die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu artikulieren und auch öffentlich gewaltfrei für ihre Positionen zu werben. … 

Gleichzeitig wäre es verfehlt, die Religionsfreiheit zu einem „Supergrundrecht“ zu stilisieren, das von seinem Charakter und innerhalb der übergreifenden Grundrechtssystematik grundsätzlich von den anderen Grundrechten zu unterscheiden und über sie zu stellen wäre.

 

Die spezifische Bedeutung der Religionsfreiheit erschließt sich im Zusammenhang mit allen anderen Grundrechten und im Kontext einer freiheitlich-demokratischen, rechtsstaatlichen Verfassungsordnung."

Deutsche Bischofskonferenz (DBK) und Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).

 

Deutsche Bischofskonferenz & Evangelische Kirche in Deutschland. (2023, Juli). In 3. Ökumenischer Bericht zur Religionsfreiheit weltweit 2023: Eine christliche Perspektive auf ein universelles Menschenrecht. Gemeinsame Texte Nr. 28 der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland. Abgerufen am 10. September 2024, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/religionsfreiheit_ekd_dbk_2023.pdf

"Wenn man nur die Freiheit hat, bestimmte, von LGBT anerkannte religiöse Überzeugungen und Praktiken zu vertreten und auszuleben, dann hat man überhaupt keine Religionsfreiheit."

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Ron Kubsch, Theologe, Autor und Blogger, Prodekan und Dozent für Apologetik und Neuere Theologiegeschichte am Martin Bucer Seminar in Bonn.

​Kubsch, R. (2023, Juli 29). Experte: Religionsfreiheit muss LGBTQ±Interessen untergeordnet werden. theoblog.de. Abgerufen im Juli 2024, von theoblog.de/un-experte-religionsfreiheit-muss-lgbtq-interessen-untergeordnet-werden/39748

"Auch in der UN wird das Recht auf Religionsfreiheit instrumentalisiert und wie ein „Stoppschild“ (Prof. Dr. Heiner Bielefeldt, Menschrechtsexperte) gegen die Rechte von Frauen und LSBTIQ* eingesetzt. … ​

So werden die Menschenrechte von queeren Menschen, also Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTIQ*) im Namen von Religion negiert oder eingeschränkt, die Religion zu politischen Machtzwecken instrumentalisiert und LSBTIQ* systematisch an ihrem Recht auf Ausübung des Glaubens gehindert. … 

Bei echten religiösen Vorbehalten helfen nur religiöse Argumente, wie etwa vermittelt in einem Workshop „Mit der Bibel gegen Homophobie“. Solche Angebote gibt es in Deutschland … Alle arbeiten daran, diskriminierende Narrative auf der Grundlage religiöser Schriften zu widerlegen. … 

​Das Thema brennt überall und die Weltkirchen drohen zu zerbrechen. „Wenn wir als Christen beieinanderbleiben wollen, müssen wir im Dialog sein“, formulierte ein Theologe in einer unserer Veranstaltungen. … Die Köpfe und Herzen der Menschen sind nur im direkten Austausch zu gewinnen – gegen die Dämonisierung von LSBTIQ* helfen persönliche Begegnungen. ...

Erst wenn Kirchen, Gemeinden und die Institutionen des Glaubens sichere Orte für LSBTIQ* sind, ist das Recht auf Religionsfreiheit gewährleistet."

Hirschfeld-Eddy-Stiftung, Stiftung für die Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender, Lesben und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) e.V.​​​

 

Hirschfeld-Eddy-Stiftung. (2023, Dezember 26). Erst wenn Kirchen sichere Orte für LSBTIQ sind, ist das Recht auf Religionsfreiheit gewährleistet. lsvd.de. Abgerufen im Juli 2024, von blog.lsvd.de/erst-wenn-kirchen-sichere-orte-fuer-lsbtiq-sind-ist-das-recht-auf-religionsfreiheit-gewaehrleistet/

"Es ist an der Zeit, endlich auch christlichen Fundamentalismus und sein extremistisches Potenzial ernst zu nehmen – trotz und gerade auch wegen der verfassungsrechtlich geschützten Religions- und Weltanschauungsfreiheit! … 

Die zunehmenden Bedrohungen unserer offenen demokratischen Gesellschaft (auch) durch christlichen Fundamentalismus müssen frühzeitig ernst genommen werden! Wir fordern, sich nicht eins zu machen mit menschenfeindlichen Bewegungen sondern sich aktiv dagegen zu stellen! … 

Unsere Forderung richten wir daher auch direkt an christliche Menschen, Gruppen, Organisationen und Kirchen, aufmerksam zu sein, entsprechende Bestrebungen ihrem Umfeld und in ihren eigenen Reihen zu erkennen und ihnen aktiv entgegenzutreten. ... 

 

Lediglich ein anschauliches – aber äußerst beunruhigendes – Beispiel für diese Entwicklung ist die oberflächlich harmlos wirkende „UNUM24 – EINS SEIN Konferenz“ [Beiträge zur UNUM24].

Auf dieser wurden mehrere tausend Teilnehmende erwartet die sich aufmachen sollen, „Deutschland zu verändern“. Diese Konferenz, wird bundesweit von etwa 80 (!) verschiedenen und untereinander weitgehend gut vernetzten christlichen Gruppen und Organisationen unterstützt. Darunter auch Vertreter der großen Kirchen. die sich so eins machen mit menschenfeindlichen Fundamentalist*innen, statt sich abzugrenzen und klar Haltung dagegen zu zeigen.  

Einer der „Star-Sprecher“ der Konferenz ist der fundamentalistische rechte US-Pastor Bill Johnson. Seine Heimatkirche ist die Megakirche „Bethel-Church“ aus Redding (USA). … Er sei gegen … gleichgeschlechtliche Hochzeiten … weil dies alles Gottes Willen widerspreche."

 

Christian Lohwasser, Sozialpädagoge, VäterNetzwerk München e.V., Fördermitglied der Initiative „Regenbogenväter“.

Lohwasser, C. (2024, Juni 24). Keine Chance für christlichen Fundamentalismus und Nationalismus!. Abgerufen im Juli 2024, von weact.campact.de/petitions/keine-chance-fur-christlichen-fundamentalismus-und-nationalismus

 

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"Religionsfreiheit ist ein elementares Grundrecht. ... Es ist nicht von der Religionsfreiheit gedeckt, LSBTI die Grundrechte abzusprechen.

Kein heiliger Text steht über den Rechten, die unser Grundgesetz garantiert. In allen Religionen gibt es liberale und orthodox-konservative Auslegungen. Die Religionsgemeinschaften sind aufgefordert, sich auf das Liebesgebot ihrer Religion zu besinnen und in diesem Licht ihre ablehnende Haltung gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe und der Vielfalt geschlechtlicher Identitäten zu überdenken und weiterzuentwickeln. ...

Die Evangelische Kirche in Deutschland und viele ihre Landeskirchen haben sich in den letzten Jahren von früherer Ausgrenzung distanziert und sich nach oft heftigen inneren Debatten für LSBTI geöffnet – in der Gemeinde wie im Pfarrhaus. Die meisten evangelischen Landeskirchen [Stand Juli 2024: alle Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland | EKD] bieten gleichgeschlechtlichen Paaren heute kirchliche Trauungen oder zumindest Partnerschaftssegnungen an. ...

Insbesondere die Katholische Amtskirche und evangelikale Organisationen haben aber in Deutschland bisher jede rechtliche Verbesserung für LSBTI massiv politisch bekämpft und tun dies auch heute noch. Sie tragen schwere Schuld an vergangener wie fortdauernder Diskriminierung. ...

Wir fordern alle Religionsgemeinschaften auf, sich für LSBTI zu öffnen, zum Beispiel schwulen und lesbischen Paaren, die dies wünschen, eine religiöse Trauung anzubieten."

Lesben- und Schwulenverband e.V., Programm des LSVD.

 

Lesben- und Schwulenverband, LSVD e.V. (2018, April 22). Verantwortung der Religionsgemeinschaften einfordern. lsvd.de. Abgerufen im Juli 2024, von lsvd.de/de/politik/miteinander/verantwortung-von-religionsgemeinschaften-einfordern

 


"Am 7. Mai 2020 wurde im deutschen Bundestag ein Gesetz beschlossen, das Konversionsbehandlungen verbietet, wenn die betroffene Person minderjährig ist, oder bei Volljährigen, wenn ihre Einwilligung auf einem "Willensmangel" beruht.

Allerdings wird auch verboten, solche Maßnahmen anzubieten, für diese zu werben oder diese zu vermitteln. Bei der Durchführung einer solchen Behandlung droht eine Gefängnisstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe. Wer für solch eine wirbt, muss mit einer Geldstrafe von bis 30.000 Euro rechnen.

Dieses Gesetz betrifft nicht nur Therapeuten, sondern ausdrücklich alle Personen. Ausdrücklich mit eingeschlossen sind auch Angebote von Gemeinden und Seelsorge."

Pastor Johannes Traichel, Ev. Theologe, seit 2021 Pastor FeG Donaueschingen.

​Traichel, J. (2022, Juli 11). Evangelikale und Homosexualität: Für eine Kulturreform. jOTA Publikationen.

"Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen | KonvBehSchG


§ 1 Anwendungsbereich des Gesetzes
(1) Dieses Gesetz gilt für alle am Menschen durchgeführten Behandlungen, die auf die Veränderung oder Unterdrückung der sexuellen Orientierung oder der selbstempfundenen geschlechtlichen Identität gerichtet sind (Konversionsbehandlung). …


§ 2 Verbot der Durchführung von Konversionsbehandlungen
(1) Es ist untersagt, eine Konversionsbehandlung an einer Person durchzuführen, die unter 18 Jahre alt ist. 
(2) Bei Personen, die zwar das 18. Lebensjahr vollendet haben, deren Einwilligung zur Durchführung der Konversionsbehandlung aber auf einem Willensmangel beruht, ist eine Konversionsbehandlung ebenfalls untersagt. …


§ 3 Verbot der Werbung, des Anbietens und des Vermittelns
Es ist untersagt, für eine Konversionsbehandlung zu werben oder diese anzubieten oder zu vermitteln.


§ 5 Strafvorschriften
(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer entgegen § 2 eine Konversionsbehandlung durchführt. …


§ 6 Bußgeldvorschriften
(1) Ordnungswidrig handelt, wer entgegen § 3 für eine Konversionsbehandlung wirbt oder diese anbietet.
(2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu dreißigtausend Euro geahndet werden."


Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen (KonvBehSchG) (2020, Juni 12). Abgerufen im Juli 2024, von gesetze-im-internet.de/konvbehschg/BJNR128500020.html

 

 

"Sogenannte Konversionsbehandlungen sollen die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität unterdrücken oder ändern. Dabei schaden sie der Gesundheit der Betroffenen und können Depressionen oder sogar Suizid auslösen.

In Deutschland sind sie seit dem 24. Juni 2020 mit dem Gesetz zum Schutz vor Konversionsbehandlungen unter anderem für Kinder und Jugendliche verboten – ebenso wie das Anbieten, Bewerben und Vermitteln solcher Angebote.

 

Doch aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass der Schutz vor Konversionsbehandlungen weiterhin eine zentrale Aufgabe ist und großer Aufklärungsbedarf besteht. …

Queerfeindlichkeit ist in vielen Kontexten präsent | Geschlechtsidentität 

Kontexte, in denen die Änderung oder Unterdrückung

der Geschlechtsidentität vorgeschlagen wurde.

Familie 60% | Beratung / Psychotherapie 28% | Schule 19 % | Klinik 13% | religiöse Gemeinde / Gemeinschaft 10 %.


*Quelle: Online-Umfrage »Unheilbar queer?«; Mehrfachnennungen möglich."


Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. (2023). Queer in Deutschland – Wissen und Erfahrungen zu Konversionsbehandlungen. Liebesleben | Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Abgerufen am 29. Januar 2025 von liebesleben.de/fachkraefte/studien-standard-qualitaetssicherung/queer-in-deutschland-wissen-und-erfahrungen-zu-konversionsbehandlungen/

*Ketelhut, K., & Cubelic, D. (2023). Unheilbar queer? Konversionsbehandlungen in Deutschland erforschen – eine Annäherung. FORUM Sexualaufklärung und Familienplanung: Informationsdienst der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), 1, S. 108–109. doi.org/10.17623/BZgA_SRH:forum_2023-1_beitrag_konversionsbehandlungen
 


"Seit 2020 sind viele Konversionsbehandlungen verboten, doch nicht alle. Expert*innen fordern strengere Gesetze – und damit mehr Schutz für Betroffene. 

Expert*in­nen verschiedener queerpolitischer Verbände fordern einen besseren Schutz queerer Menschen vor Therapien zur „Behandlung“ von Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit. In einem Schreiben an die Bundesregierung, das der taz vorliegt, kritisiert die Expert*innengruppe, das geltende Gesetz zum Schutz von Konversionsbehandlungen habe Schwachstellen.

Konversionsversuche sind Praktiken, die queere Menschen „heilen“ sollen. Sie zielen darauf ab, die sexuelle Orientierung oder die geschlechtliche Identität der Betroffenen zu ändern oder zu unterdrücken. In Deutschland gilt seit 2020 ein Gesetz, das solche Therapien für Minderjährige und Erwachsene mit Einschränkungen untersagt.

„Wir brauchen ein Vollverbot“, sagt Matti Seithe im Gespräch mit der taz. Seithe ist einer der unterzeichnenden Expert*innen, er arbeitet bei der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld. Bislang verbietet das Gesetz nur Konversionsversuche an unter 18-Jährigen und solche, bei denen die Durchführung „auf einem Willensmangel“ von Erwachsenen beruht. Die Expert*innen fordern deshalb: Diese „Interventionen sind grundsätzlich unethisch und menschenrechtswidrig.“ Sie müssten altersunabhängig verboten sein.
Die Expert*innen fordern außerdem, von „Maßnahmen“ statt von „Behandlungen“ zu sprechen."

Antonia Groß, freie Journalistin.


Groß, A. (2024, März 25). Mehr Schutz für Queers: Gegen „Heilung“ und „Beratung“. taz. Abgerufen im Juli 2024, von taz.de/Mehr-Schutz-fuer-Queers/!5999797/

 

 

"Ich persönlich halte es weder für ratsam, generell Veränderungen auszuschließen noch sie in jeder Situation für möglich zu halten. Ob die Veränderung der sexuellen Orientierung als ein weiterer Schritt anzustreben ist, das ist eine Frage, die nur von der betroffenen Person selbst zu beantworten ist.

Hier hat weder ein Seelsorger die Person zu drängen noch der Gesetzgeber die Person zu bevormunden, indem er diese an ihrer freien Entscheidung hindert. Beides wäre ein unethisches Verhalten und letzteres wäre einer freiheitlichen Demokratie unwürdig. Es betrifft die freie Entscheidung des Betroffenen. Er allein trägt am Ende die Entscheidung und Verantwortung, wie er mit einer konflikthaft erlebten sexuellen Anziehung umgehen wird. ... Wer dies den Menschen verbieten möchte, ... wenn sie selbst den Wunsch dazu haben ... überschreitet die Grenzen einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung."

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Pastor Johannes Traichel, Ev. Theologe, seit 2021 Pastor FeG Donaueschingen.

​Traichel, J. (2022, Juli 11). Evangelikale und Homosexualität: Für eine Kulturreform. jOTA Publikationen.

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"Die Welt ist im Wandel. Ich spüre es im Wasser. Ich spüre es in der Erde. Ich rieche es in der Luft. [Fußnote: Aus dem Intro der Film-Trilogie »Herr der Ringe«]

Wir erleben Zeiten der Veränderung und Erschütterung. Zeiten von neuen Aufbrüchen, aber auch von Auflösungen. ...​

So sehr sich der Wunsch nach Einheit intensiviert, so häufig fallen immer wieder neue Hindernisse auf. Gräben, die früher (noch) nicht gesehen wurden, werden sichtbar. Während früher unterschiedliche Lehrfragen in der Dogmatik Gemeinden dazu brachten, verschiedene Wege zu gehen, ist heute die Ethik ein trennendes Element. ...


In den heutigen Debatten halte ich zwei Gefahren für bezeichnend, die zu umschiffen sind. Die eine Gefahr ist die Lieblosigkeit und Verachtung. Es ist eine Sünde von uns Evangelikalen, wie wir mit homosexuell Empfindenden umgegangen sind. Hier ist eine Umkehr notwendig. Wir dürfen nie vergessen, dass es hier um wunderbare Menschen geht, für die Jesus aus Liebe gestorben ist. ...

Gott liebt homosexuell empfindende Menschen unendlich. Die Aufgaben der Christen ist es, homosexuell empfindende Menschen zu lieben, wie sich selbst! Hier darf es keine Abstriche geben. ...

Die zweite Gefahr ist eine ethische Beliebigkeit, wenn die Liebe (oder was dafür ausgegeben wird) gegen die Wahrheit ausgespielt wird. ... 

Ich wünsche mir und bete für eine Rückbesinnung und neue Konzentration auf die Werte, die in der Kirchengeschichte die Erfolgsgeschichte der evangelikalen Bewegung begründet haben: Den persönlichen Glauben und die begeisterte Nachfolge von Christus, das Vertrauen, dass sein Wort, die Bibel, Wahrheit ist und unser Leben bestimmt und den Heißhunger nach diesem lebendigen Wort Gottes. Das Gebet um Erweckung und Erneuerung. Die brennende Liebe zur Welt ...

​Ich vertrete folgende These: Die Kirche der Zukunft wird theologisch konservativ und in ihren Formen vielfältig und kreativ sein, oder sie wird gar nicht sein.
Die Kirche der Zukunft wird eine ethische Kontrastgesellschaft sein, die sich aus dem Wort Gottes her definiert und sich auf Gottes Weisungen ausrichtet, auch wenn sie damit im Widerspruch zum Zeitgeist steht.

 

Die frühe Kirche ist diesen Weg gegangen. Die Geschichte der frühen Christen war auch deshalb eine Erfolgsgeschichte, weil sie die biblische Ethik im Kontrast zur Umwelt lebten. Die gläubigen Juden und Christen lebten gerade auch in der Sexualethik eine ethische Kontrastgesellschaft. Sie lehrten und lebten es aus, dass Sexualität ihren Platz in einer Ehe von Mann und Frau hatte. Daran hielten sie auch fest in einem heidnischen Umfeld ...​

Gooding und Lennox folgern zutreffend: „Im Hinblick auf die Sexualmoral ähnelte die griechisch-römische Welt, in die das Christentum hineingeboren wurde, stark unseren heutigen freizügigen Gesellschaften. ...

Stand heute ist es nicht abzusehen, wie die Entwicklung in der evangelikalen Welt verlaufen wird. Meine persönliche Prognose ist, dass es zu Brüchen kommen wird und dass die liberal/progressive Richtung sich mit der Zeit vom Hauptstrom der evangelikalen Christenheit abtrennt und neue Allianzen im liberalen protestantischen und liberalen katholischen (in Deutschland) Spektrum schmiedet. ...

Der Wunsch nach einer verbindenden geistlichen Einheit ist tief, aber er erscheint mir gleichzeitig wie eine verblassende Utopie. ... Die christlich evangelikale Welt steht in Deutschland am Vorabend einer großen Weichenstellung."

 

Pastor Johannes Traichel, Ev. Theologe, seit 2021 Pastor FeG Donaueschingen.

​Traichel, J. (2022, Juli 11). Evangelikale und Homosexualität: Für eine Kulturreform. jOTA Publikationen.

 


"Gibt es nicht andere Themen, die uns dringender beschäftigen sollten als die Frage nach der Beurteilung homosexueller Beziehungen? Können wir es uns leisten, so viel Zeit und Kraft in die Auseinandersetzung um diese Frage zu investieren? Und verlieren wir dabei nicht das Zentrum unseres Glaubens, Jesus Christus, aus dem Blick? ...

 

Was tun wir hier gerade? Was treibt uns an, wo immer wir in dieser Diskussion auch stehen?"

Prof. Dr. Christoph Raedel, Systematische Theologie und Theologiegeschichte, Freie Theologische Hochschule Gießen FTH.

​Raedel, C. (2024, März 29). Bunt wie ein Regenbogen? Die christliche Ehe in theologisch-ethischer Perspektive. In A. Goddard & D. Horrocks (Hrsg.), Homosexualität: Biblische Leitlinien, ethische Überzeugungen, seelsorgerliche Perspektiven (2. ergänzte Ed., S. 153). Verlag für Glaube und Theologie VGTG.​

Kneubühler, L. A., & Löhr, M. (Autorinnen & Hrsg.). (2024, Juli 10). Queere Theologie:

Perspektiven aus dem deutschsprachigen Raum (1.Aufl.). transcript Verlag, Bielefeld.

 

 

"Seit einigen Jahrzehnten wächst das Feld Queerer Theologie – vor allem international. Auch im deutschsprachigen Raum wächst das Interesse, wie der von Miriam Löhr und Lara Kneubühler herausgegebene Aufsatzband Queere Theologie zeigt.​​ [Siehe den Auszug im nachfolgenden Beitrag.]

Zugleich stoßen Veröffentlichungen zu diesem Thema zuverlässig auf Unverständnis oder auch (vor allem in den sozialen Medien) auf Empörung. An der Empörungsbereitschaft mancher Menschen lässt sich nicht viel ändern. Am Unverständnis schon. Lange fehlten Einführungen für Menschen, die in ihrer Beschäftigung mit solchen Fragen noch am Anfang stehen.

Wenn von Queerer Theologie die Rede ist, dann ist in erster Linie ein Anschluss an die Perspektiven der Queer Theory gemeint, wie in vielen anderen Wissenschaftsbereichen auch. Bilder, Konzeptionen oder Normen der Geschlechtsidentität oder der Sexualität werden kritisch reflektiert und neu gedacht. In der Theologie treten solche Ansätze nicht an die Stelle bisheriger theologischer Disziplinen; sie bereichern diese um eine kritische wie aufschlussreiche Perspektive. …

Skeptische Menschen sollten verstehen, dass Queere Theologie kein Ansatz ist, dem man einfach pauschal die Zustimmung oder das Interesse verweigern kann. Sie geht von realen Menschen und Entwicklungen moderner Lebensformen aus, die keine Theologie bzw. Kirche mehr ignorieren kann, weil wir alle immer schon damit in Berührung kommen; auch wo wir das nicht wahrhaben wollen.

Und sie mutet durch ihre Neuansätze wie durch ihre kreative Vielfalt zu, sich zunächst einmal mit diesem Diskurs konkret auseinanderzusetzen, bevor man sich eine Meinung gönnen sollte."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2024, Oktober 25). Queere Theologie – eine sehr kurze Einführung. Fokus Theologie. Fachstelle für theologische Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen. Abgerufen am 3. November 2024 von fokustheologie.ch/queere-theologie-eine-sehr-kurze-einfuehrung/

Dr. Miriam Löhr u. Lara Kneubühler, Aufsatzband Queere Theologie (2024)

Beziehungsanarchie 

"Auch wenn Promiskuität und Polyamorie Konzepte sind, denen mit viel Kritik begegnet wird, als eschatologische Metaphern werfen sie einen grenzüberschreitenden Blick auf das Eschaton. Ich möchte eine ergänzende Metapher einführen, welche der Grenzenlosigkeit der göttlichen Liebe möglicherweise gerechter wird als Promiskuität und Polyamorie. 

Beziehungsanarchie denkt Beziehungen jenseits von traditionellen Beziehungsformen und -normen. Beziehungskonzepte werden dabei nicht kategorisiert, sie werden vielmehr dekonstruiert beziehungsweise gequeert. …


Das Verständnis einer Liebe, die sich vielfältig ausdrückt und nicht auf eine oder einzelne Personen begrenzt ist, verbindet gewissermaßen die Positionen Jungs und Longs, welche sich beide auf Gottes Liebe beziehen.

Jung betont die Grenzenlosigkeit der Liebe Gottes und Long, dass die göttliche Liebe individuell gedacht werden müsse. In Verbindung der beiden Positionen könnte mensch sagen, dass die göttliche Liebe, welche unsere Liebe trägt und prägt, von beziehungsanarchischer Gestalt ist.

Die fundamentale Nicht-Begrenztheit der Liebe prägt Beziehungsanarchist_innen auch dahingehend, dass sie nicht zwischen unterschiedlichen Beziehungsformen unterscheiden. Das heißt, dass kein qualitativer Unterschied zwischen sexuellen Beziehungen und Freund_innenschaften gemacht wird.

Beziehungsanarchie wendet sich zwar gegen heteronormative Beziehungskonzepte, ich verstehe dies aber so, dass es weniger um die Kritik von zwei einander liebenden Personen geht, sondern darum, diese Paarbeziehung als absolute Norm zu kritisieren."


Dr. theol. Miriam Löhr, Postdoc, Institut für Praktische Theologie an der Universität Bern.
Lara A. Kneubühler, Doktorandin, Institut für Systematische Theologie an der Universität Bern.

 

Kneubühler, L. A., & Löhr, M. (Autorinnen & Hrsg.). (2024, Juli 10). Queere Theologie: Perspektiven aus dem deutschsprachigen Raum (1.Aufl.). transcript Verlag, Bielefeld. S. 252 ff. Abgerufen am 5. November 2024, von transcript-verlag.de/media/pdf /f9/5d/59/oa9783839473382.pdf

Prof. Dr. Tobias Faix: "Konsens- und Verhandlungsethik … all diese verschiedenen Ansätze und Formen wie Polyamorie, sex-positiv, Freundschaftsfluss, offene Beziehungen und andere sexualethische Fragen" … 

Prof. Dr. Thorsten Dietz: "Wie gehen die Kirchen damit um? Gibt es da kirchliche Stellungnahmen?

Ich finde es ganz witzig und ich finde es weise, dass die Kirchen sich bislang sehr zurückhalten. Man nennt das oft die Welt der Neosexualitäten. Und die Kirchen führen hier nicht das große, laute Wort. Nicht mal die katholische Kirche verdammt das alles. 

Ich finde das echt klug. Warum? Die Kirche hat so oft Verdammungsworte und Ausgrenzungen gegenüber sexuell Abweichenden formuliert, dass dieses Schwert vollkommen, vollkommen stumpf ist.

Eine Kirche, die das verurteilen würde, wäre der finale Booster. Das ist totaler Mainstream hier. 


Wenn Kardinal Woelki im Kölner Dom predigen würde – Swingerclub und freie Sexualität, das ist alles Sünde –, ja, da würden Ilse und Werner in der Südstadt sagen: Guck mal jetzt, wo der Kardinal dagegen ist, jetzt müssen wir dafür sein. Weil, wo der dagegen ist, kann nur gut sein. 

Es ist fast weise, dass die Kirche leise ist. Ich finde diese Weisheit auch beherzigenswert. Ich glaube, es braucht Stimmen zwischen Empfehlung und Verurteilung. Ich finde ein Nichtverurteilen und Wahrnehmen erst einmal angemessen, dass man schaut. Zu diesem Nichtverurteilen und Wahrnehmen gehören vielleicht aber auch ein paar kritische Fragen, die man formulieren kann. …

Je mehr Partner du gleichzeitig in dein Leben integrieren möchtest, desto stärker wird sich das, was einmal Familie war, mehr oder weniger auflockern, wenn nicht auflösen … 
In guten wie in schlechten Zeiten – jede Eheliturgie. Mir scheint, die kritische Frage könnte sein, dass manche modernen Lebensentwürfe wunderbar sind in einem Schönwettergefüge. Da, wo Krankheit, … oder nicht mehr klarkommen … dicht auf dicht kommen, desto schwieriger wird es, sehr komplexe, vielköpfige Formen von Gemeinschaft zu gestalten." …

Prof. Dr. Tobias Faix: "Jetzt ist man völlig frei, kann machen, was man will, aber es ist trotzdem schwierig." [Minute 1:10:54]

​[Transkript Podcast-Episode: Es gilt das gesprochene Wort]

Prof. Dr. Tobias Faix, Ev. Theologe u. Autor, seit 2015 Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule in Kassel.

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Ev. Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.


Faix, T., & Dietz, T. (2023, März). Sexualethik: Von Purity Culture bis Polyamorie (Folge 19, ab Minute 1:05:55) [Audio-Podcast-Episode]. In Karte und Gebiet: Ethik zum Selberdenken. Abgerufen am 13. November 2024, von karte-und-gebiet.de/home/19-folge-sexualethik/ 

 

"In der eigenen Pfarrgemeinde oder kirchlichen Gruppe akzeptiert zu sein, ist das A und O, damit sich polyamore Menschen von Kirche ernst genommen fühlen und dort wohlfühlen können. Ein nächster Schritt, den sich viele polyamor lebende Menschen wünschen, ist die Möglichkeit einer Segnung ihrer Beziehungen. 

Warum nicht? Warum sollten wir Liebe, die mehr als eine:n Partner:in inkludiert, nicht von Gott segnen lassen? Während sich der Staat noch viele Gedanken darüber macht, wie man Verantwortungsgemeinschaften auch rechtlich verbindlich machen kann, hat Kirche – zumal die evangelische – hier die Chance, einen Schritt voraus zu sein und Angebote für polyamor lebende Menschen zu machen. Es liegt also an uns Akteur:innen der evangelischen Kirche(n), Kasualhandlungen für polyamore Menschen zu gestalten."

Evangelisch.de | Pfarrerin Katharina Payk, evangelische Theologin und Journalistin, Hochschulpfarrerin der Evangelischen Hochschulgemeinde Wien.

Payk, K. (2024, Dezember 11). "Die sind so süß!" Polyamore Menschen im Kirchenkaffee. evangelisch.de. Abgerufen am 18. Dezember 2024 von evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/237080/11-12-2024

 


"Aber ist es möglich, dass Frauen bei all dem, was sie an Freiheit und beruflichen Möglichkeiten gewonnen haben, häufig zugleich auch Verlierer einer sexuellen Revolution sind, die das, was viele Männer wollten - unverbindlichen Sex -, unter dem Deckmantel der Befreiung von Frauen vorantrieb? 

Vor zwei Jahren erzählte mir eine agnostische Freundin, die an einer Eliteuniversität unterrichtet, dass sie immer wieder von Studentinnen gefragt wird, wie es möglich sei, dass sie all den (manchmal kaum einvernehmlichen) Sex haben können, der von einer modernen Frau erwartet wird, aber das versprochene Glück nicht erlebten. …

Aus rein biologischer Perspektive muss man kein wissenschaftliches Genie sein, um die Hypothese aufzustellen, dass Frauen eher dazu neigen, sich an einen Mann zu binden, der sie und ihre Kinder beschützt, statt an einen Mann, der sie verlässt, um mit anderen Frauen weitere Kinder zu zeugen. 

Eine andere agnostische Freundin, die ein Jahrzehnt lang einen Sex-and- the-City-Lifestyle in New York durchzog, erzählte mir, dass sie zu den gleichen Schlussfolgerungen über unverbindlichen Sex gekommen ist … jedoch aufgrund ihrer Erfahrungen und nicht aus religiösen Gründen. Sie beschrieb, wie sie sich eine kugelsichere emotionale Weste anlegen musste, um diesen Lebensstil überhaupt aufrechtzuerhalten, und bedauerte, dass ihr das niemand schon früher gesagt hatte."

Dr. Rebecca McLaughlin, Autorin, britische Theologin und Literaturwissenschaftlerin.


McLaughlin, R. (2022, Juli 5). Kreuzverhör: 12 harte Fragen an den christlichen Glauben. Christliche Verlagsgesellschaft. S. 216 f.

Polyamorie“ von Boxflip ist lizenziert unter CC BY-SA 4.0.

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"Sie sind sich vollkommen bewusst, dass sie den Zug verpasst haben, und wenn du dir auch diese Online-Auftritte anguckst, von denen – also von den Landeskirchen – das ist doch so Cringe-Master 5000. Das kannst du doch eigentlich nicht gucken, das ist so - also sie geben sich so viel Mühe, und das spürst du aber auch.

Bei den Evangelikalen wirkt jeder Online-Auftritt wahnsinnig authentisch – ‚So bin ich. Hier, komm mal mit in meiner Glaubensjourney.‘
Das würde doch kein 65-jähriger Pastor aus Oldenburg sagen, ‚Hey, komm mal mit in meiner Glaubensjourney‘ – und wenn er es sagt, willst du auf gar keinen Fall mitkommen. Auf gar keinen Fall."

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Thilo Mischke, Journalist, Autor und Fernsehmoderator (ProSieben). 

Mischke, Thilo (2024, Oktober 31). Über das Grauen der Welt, radikale Christen und Wunder [Interview mit Matze Hielscher]. Hotel Matze. Abgerufen am 31. Oktober 2024 von youtube.com/watch?v=ELDv3DZvr6g (Minute 53:44–54:19).

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"Immer wieder besuchen Menschen Kirchen, um den spirituellen Raum auf sich wirken zu lassen, zur Ruhe zu kommen, Gedanken zu sortieren. Manche nehmen dafür in der letzten Bankreihe Platz. „die letzte Bank – Fragen an das Leben“ heißt das neue, von den Kirchen verantwortete Gesprächsformat, das ab jetzt in der ZDFmediathek zu finden ist. … 

 

Das neue Format ergänzt die Gottesdienst-Übertragungen im Hauptprogramm des ZDF.

Pressestelle der EKD | Pfarrer Carsten Splitt, Oberkirchenrat, Leiter Pressestelle EKD.

Splitt, C. (2024, Oktober 14). Neues kirchliches Talkformat in der ZDFmediathek: „die letzte Bank“. Pressestelle der EKD. Abgerufen am 3. November 2024, von ekd.de/86071.htm

 


Die letzte Bank. Folge 4: "Von der Kirche zum Tantra. Neue Erfahrungen statt Frustration" (EKD)​​

Pfarrer Julian Sengelmann: "Beschreiben Sie mal in einem Satz Tantra, bitte."

Regina Heckert: ... "Für mich ist es ein spiritueller Weg, genauso wie jetzt der christliche Glaube ein spiritueller Weg ist … Der auch offen ist für alle Religionen oder gar keine Religion, der diese Dimension in der körperlichen Begegnung mit dabei hat und nicht abspaltet." …

Pfarrer Julian Sengelmann: "Was hat dieser Rosenkranz damit zu tun?" … 

R. Heckert: "Dieser Rosenkranz wird anders gebetet als andere Rosenkränze. Jede Perle ist eine Liebesnacht mit einem Mann. Aber es müssen nicht 59 Männer sein. Es waren dann letzten Endes sieben in einem dreiviertel Jahr."

Pfarrer Sengelmann: "Jede Perle ist eine Liebesnacht? … Das ist spannend, dass Sie ein urkatholisches Symbol umgedeutet haben, um für sich auch etwas Heiliges daraus zu machen."

Regina Heckert, ehemalige Grundschullehrerin, Tantra-Therapeutin und Buchautorin.

Pfarrer Julian Sengelmann, Projektstelle Inner City Church der Kirchengemeinde St. Georg-Borgfelde Hamburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.

Heckert, R., & Sengelmann, J. (2024, Oktober 14). Die letzte Bank. Folge 4: Von der Kirche zum Tantra. Neue Erfahrungen statt Frustration. EKD, ZDF. Abgerufen am 3. November 2024, von zdf.de/gesellschaft/die-letzte-bank/von-der-kirche-zum-tantra-100.html (Ab Minute 11:17).

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"Als Christ:in polyamor leben: Ist das okay? Wie passen polyamore Lebensweise und Glaube zusammen?  …
Leonie am Stand vom Netzwerk polyamore Menschen und Kirche beim Kirchentag in Nürnberg: Auf dem Kirchentag berichten viele polyamor lebende Menschen von Ausgrenzungen innerhalb der Kirche. … „Es gibt Menschen, die massive Probleme bekommen, wenn sie geoutet werden“, sagt Leonie. ​

Es gehe um einen sicheren Raum, in dem sich die Menschen beschützt fühlen können. Das sei in der katholischen, wie in der evangelischen Kirche gleichermaßen wichtig.

Deswegen setzen sie sich für Aufklärung und Sichtbarkeit ein. Leonies Ideal ist eine Kirche, in der alle „in Christus angenommen sind, wie wir sind“ und auch „egal, wie und wie viele ich liebe“. …
„Wenn es ein polyamores Wesen gibt, dann Gott“, sagt Leonie. Sie wünscht sich, dass Kirche in Bezug auf Polyamorie ein treibender Faktor sei … wünscht sich ein deutliches Signal für Vielfalt und Diversität."

Esther Stosch | indeon.de: das evangelische Magazin, Journalistin, Yoga-Lehrerin, Studium der Germanistik, Journalistik und Philosophie, Chefin vom Dienst bei indeon.de, Online-Angebot von chrismon plus Hessen und Nassau, Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau GmbH.

Stosch, E. (2024, Januar 30). Als Christ polyamor leben: Ist das okay? In indeon.de: das evangelische Magazin. Medienhaus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Abgerufen am 7. November 2024 von indeon.de/glaube/als-christin-polyamor-leben-ist-das-okay 

 

"Polygamie? In der Welt der Bibel gesellschaftlich und religiös vollkommen problemlos. Praktizieren auch Glaubenshelden. Aber welche »bibeltreue« Gemeinde würde heute einem Mann noch für seine Zweit- und Drittfrau den Segen geben?"

Prof. Dr. theol. Siegfried Zimmer, 1993–2012 Professor für evangelische Theologie u. Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, 2010 Mitgründer von Worthaus e.V. u. Hauptreferent bei Worthaus.

Zimmer, S. (2015, Juli 31). Christliche Sexualethik – Der Unterschied in den Paarbeziehungen zwischen antiken und modernen Gesellschaften | 5.8.1. Worthaus@Freakstock 2015 – Allstedt: 31. Juli 2015, Vortrag. Abgerufen am 28. Mai 2024, von worthaus.org/mediathek/christliche-sexualethik-der-unterschied-in-den-paarbeziehungen-zwischen-antiken-und-modernen-gesellschaften-5-8-1/


"Übrigens hat bei Karl Barth, dem berühmten evangelischen Theologen, und seiner Frau Nelly Barth seine zweite Beziehung gewohnt: Charlotte von Kirschbaum. Das Dreieck galt allerdings als nicht unkompliziert. Alle drei sind jedoch zusammen in einem Familiengrab beerdigt. Ob sie sich deshalb heute als Polykül bezeichnet hätten, bleibt offen. …

Polyamore Menschen sind Teil unserer Kirche. … ​Dass es Schutz vor Diskriminierung und sichere Räume für polyamor lebende Menschen braucht, weiß auch Pfarrerin Sophia M.: "Die Sprache in unserer Kirche ist oft so gewaltvoll", findet sie. "Ich würde mir wünschen, dass diese gewaltvolle Kommunikation, die auch Homosexuelle ertragen müssen, aufhört und dass Menschen aufhören, die Bibel aus ihrem Kontext zu reißen." … 

Die Annahme und die Liebe Gottes gegenüber allen Menschen sind Grundpfeiler der christlichen Anthropologie. Trotzdem werden immer wieder Menschen durch andere Menschen aus dieser unbedingten Liebe ausgeschlossen… . Es ist nicht defizitär, mehr als einen Menschen zu lieben."

Evangelisch.de | Pfarrerin Katharina Payk, evangelische Theologin und Journalistin, Hochschulpfarrerin der Evangelischen Hochschulgemeinde Wien.

Payk, K. (2024, August 27). Was ist eigentlich Polyamorie (Teil 1). Evangelisch.de. evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/233269/27-08-2024. (2024, Oktober 1). Es ist nicht defizitär, mehr als einen Menschen zu lieben (Teil 2). Evangelisch.de. evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/234588/01-10-2024
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"Die letzte Bank – Fragen an das Leben“ heißt das neue, von den Kirchen verantwortete Gesprächsformat, das ab jetzt in der ZDFmediathek zu finden ist. … Unter dem Bild des Gekreuzigten [aufgezeichnet im Mainzer Dom] ... ermutigt die Kirche zum … christlichen Glauben als einer von vielen „spirituellen Wegen“ … 

​Mir ist klar, dass hier wohlmeinende Menschen unterwegs sind, die eben nur ihre theologischen Weichen vollkommen anders gestellt haben als ich und die sich deshalb auch für meine Meinung in keinster Weise interessieren. ...

Was ich die EKD gerne fragen würde, wäre: Was wollt ihr mit so einem Video [Die letzte Bank: Von der Kirche zum Tantra. Neue Erfahrungen statt Frustration. 2024] eigentlich erreichen? Hofft denn ernsthaft irgendjemand in der EKD, dass man die leeren Kirchenbänke mit Leuten füllen kann, die sich für Tantra und freien Sex begeistern? 


Auch euch müsste doch klar sein, dass ihr mit so einem Video vor allem zwei Effekte erzielt: Fromme Christen werden vergrault. Und viele Andere empfinden die Kirche als noch beliebiger und belangloser, weil sie von der Kirche letztlich nur die Botschaft vernehmen:

Anything goes, solange es sich für Dich gut anfühlt.

Für diese Botschaft braucht man keine Kirche."

Dr. Markus Till, Biologe am Universitätsklinikum Tübingen, Buchautor und Blogger, Stellv. Vorsitzender des Netzwerks Bibel und Bekenntnis.

Till, M. (2024, November 2). Die letzte Bank – Auftreten ist das Mindeste. Blog: Aufatmen in Gottes Gegenwart. Abgerufen am 3. November 2024, von blog.aigg.de/?p=7330

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Postevangelikale

Sind wir jetzt da, wo wir hinwollten?

Bild: Bundeskunsthalle (2023, Oktober 13). Anything Goes: Die Postmoderne 1967–1992. Ausstellungskatalog. Bonn: Bundeskunsthalle. Abgerufen am 3. November 2024 von museum.de/blog/die-postmoderne-1967-1992-in-der-bundeskunsthalle/


 

[Exkurs Postmoderne]

"Der fortschrittliche Mensch … der die Kirche nur noch als aus der Zeit gefallene Institution wahrnimmt, die ihm seine Freiheit rauben möchte. … Das Christentum empfindet er als Beleidigung für den Verstand, als barbarisches System, das gegen die Freiheit und den Fortschritt arbeitet. … 
Diese Einschränkungen möchte er nicht länger akzeptieren, lieber möchte er alles niederreißen und neu denken. … Er möchte tun, was er will, wann er will, so oft er will. … Der moderne Mensch möchte selbst in die Hand nehmen, was er sich einst von Gott erhofft hat. … 

Ein Mensch, der immer nur tut, was er will, kann nicht frei sein, weil er immer etwas tun muss, um sich frei zu fühlen. … Dass er sich immer wieder neu erfindet, aber nirgendwo ankommt, wo es schön ist, ja dass seine vielgepriesene Freiheit oft nur darin besteht, seine Abhängigkeiten permanent zu wechseln … Dass er sich von Gottes Geboten eingeschränkt fühlt, … dass er alte Autoritäten abschüttelt, um sich neuen zu unterwerfen …

Die Sehnsucht des modernen Menschen, endlich frei zu werden, geht nicht auf. Die Welt wird nicht besser, wenn sich immer mehr Menschen von Gott verabschieden. Im Gegenteil: Überall, wo der Glaube nicht ist, scheint ein Kult der Angst zu herrschen, den wir Zivilisation nennen. ...

Der Mensch, der von Gott nichts mehr wissen will, findet nicht, was er sucht; die große Freiheit stellt sich nicht ein. Stattdessen: neue Zwänge, neue Ängste, neue Süchte, Ablenkung statt Trost, kurzfristige Befriedigung statt dauerhafter Erlösung.

Wie Kain ... muss er »rastlos und ruhelos« über die Erde ziehen und den tollsten Täuschungen hinterherjagen, um sich noch intensiver am Leben zu fühlen, während er panische Angst vor dem Sterben hat, ein Wettrennen ohne Ziel ...

Ich weigere mich zu glauben, dass die Welt ohne Gott besser, schöner oder gerechter wäre. ...

Ich glaube, dass der moderne Mensch darunter leidet, dass er seinen Glauben verloren hat, ohne dass er es merkt. ... Ich glaube, dass er Sehnsucht nach etwas hat, das er sich nicht erklären kann."

Tobias Haberl, Buchautor, seit 2005 Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat Literaturwissenschaften in Würzburg und Großbritannien studiert.

Haberl, T. (2024, Oktober 2). Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe (1. Aufl., S. 20 ff. u. S. 96 ff.). btb Verlag.
 

"Immer wieder höre ich im freikirchlichen und allianzevangelikalen Umfeld Stimmen, die sagen: Lasst uns doch nicht streiten um sexualethische Themen! Das sind doch Randfragen, die zudem seelsorgerlich komplex sind. Wir brauchen Öffnung und Toleranz. Nur dann finden wir die Einheit in Vielfalt, die wir als Kirche Jesu so dringend brauchen und die Gott viel mehr Ehre macht als Streit und Spaltung.

Das klingt gut. Aber erstens hält das Neue Testament sexualethische Verfehlungen in keinster Weise für nebensächlich. Und zweitens können wir an der EKD anschaulich lernen: Wenn erst einmal der biblische Anker gelöst wird, der Gottes Liebe und seine Gebote zusammenhält, dann gibt es kein Halten mehr. ​Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass man sexualethische Konfliktherde einfach totschweigen oder mit kleinen Kompromissen entschärfen könnte. Die Realität ist vielmehr:

Die progressive Sexualethik entwickelt sich rasant. Sie stellt immer weitergehende Forderungen. Sie ist missionarisch und kompromisslos. Sie nimmt Spaltung in Kauf, wenn sie damit ihre Agenda durchsetzen kann. …​

Dann gewinne ich als Christ an der Basis den Eindruck: Wir landeskirchliche Evangelikale und Pietisten haben keine Stimme in der Kirche. Niemand steht an unserer Seite … Wir leben in Zeiten, in denen es schon jetzt immer öfter einen Preis kostet, sich zur Gültigkeit von Gottes Wort zu bekennen. …
Was wir jetzt so dringend brauchen, sind erweckliche, lebendige Gemeinschaften und Gemeinden, die die Kirchen wieder füllen, die von liberalen Theologen leergepredigt wurden. … Deshalb empfehle ich uns Evangelikalen und Pietisten:

Lasst uns doch lieber frühzeitig, öffentlich und profiliert darauf antworten, wenn in unserer Mitte versucht wird, Gottes Liebe von Gottes Geboten zu entkoppeln. … Und wir müssen begründen lernen, warum wir die Bibel auch heute noch für aktuell und vertrauenswürdig halten, obwohl große Teile der Gesellschaft und der kirchlichen Theologie in ihr nur noch ein völlig überholtes antikes Dokument sehen. …

Ich selbst gehöre zur evangelischen Kirche. Ich schätze meine Wurzeln im landeskirchlichen Pietismus sehr. ... Ich meine nach wie vor: Es muss nicht jeder, der Jesus und sein Wort liebt … aus der Landeskirche austreten. Aber Auftreten ist das Mindeste."

Dr. Markus Till, Biologe am Universitätsklinikum Tübingen, Buchautor und Blogger, Stellv. Vorsitzender des Netzwerks Bibel und Bekenntnis.

Till, M. (2024, November 2). Die letzte Bank – Auftreten ist das Mindeste. Blog: Aufatmen in Gottes Gegenwart. Abgerufen am 3. November 2024, von blog.aigg.de/?p=7330

 

"Wissen tue ich damals eigentlich kaum etwas von der Kirche, außer dass sie natürlich leibfeindlich ist und frauenfeindlich und na ja, muss ich ja nicht aufschreiben, deutsche, postmoderne Allgemeinbildung halt."

Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin u. Schriftstellerin.

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Magnis, E. M. (2012). Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung (6. Aufl., 24. Oktober 2014, S. 211). Rowohlt Verlag, Hamburg.

​​​​​Dr. Oliver Dürr, Dr. Nicolas Matter und Prof. Dr. Thorsten Dietz im Gespräch über die evangelikale Bewegung, postevangelikale Gegenbewegungen und die Zukunft des christlichen Glaubens.

Verantwortlich Podcast Furcht & Zittern (5): Dr. Oliver Dürr u. Prof. Dr. Ralph Kunz, Universität Zürich.


"Postevangelikale distanzieren sich vom Fundamentalismus im Allgemeinen und vom fundamentalistischen Schriftverständnis im Besonderen. Sie legen großen Wert auf intellektuelle Redlichkeit."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Zürich), Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

 

Dietz, T. (2022, April 7). Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (1. Auflage, S. 326). SCM R. Brockhaus.

"Thorsten Dietz, dem Spiritus Rector des sich aufklärenden (Post-)Evangelikalismus im deutschsprachigen Raum"

Philipp Greifenstein, freier Journalist, Autor, Blogger.

Greifenstein, P. (2024, Dezember 22). Die Eule – Magazin. instagram.com/eulemagazin, Abgerufen am 12. Januar 2025 von instagram.com/p/DD4bOkQtSyP/
 

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"Persönlich möchte ich hier von einem „offenen Pietismus“ sprechen, der bewusst zurückgreift auf Traditionen VOR dem Entstehen der evangelikalen Bewegung, die sich in den heutigen Herausforderungen als fruchtbar erweisen können.

In diesem, aber nur in diesem Sinne, ist es dann auch vertretbar, dass ich die Ehre hatte, im von Thorsten Dietz und Martin Hünerhoff verantworteten Podcast „Das Wort und das Fleisch“, als „Coverboy“ für die Folge „Der Postevangelikalismus“ ausgewählt zu werden."

Dr. Michael Diener, Ev. Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

 

Diener, M. (2021). Raus aus der Sackgasse! Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt (1. Aufl.). adeo Verlag.

Postevangelikale (von lateinisch post ‚hinter‘, ‚nach‘) 

"Die »Post-« ist da. Auch wenn die altehrwürdigen Filialen aus vielen Dörfern verschwunden sind, scheint die Post in aller Munde: »postmodern«, »postfaktisch«, »postkolonial«, postevangelikal« – die »post-« schwirrt herum in unseren Köpfen und füllt Zeitungsspalten und Buchseiten. Spaß beiseite: Das Wort ist ursprünglich lateinisch und bedeutet »nach-«. 


Es zeigt an, dass sich irgendetwas in unserer Gesellschaft, unseren Köpfen, unserer Welt verändert hat. Man kann die Zeit vor und nach dieser Veränderung unterscheiden.


In der Menschheitsgeschichte hat es schon mehrere kulturelle Umbrüche dieser Art gegeben – der Übergang von der Antike zum Mittelalter, vom Mittelalter zur Neuzeit oder »Moderne«. Und jetzt? Wir leben in irgendwas danach. Und in was wir leben, das kam über uns wie eine Welle mit Ansage. 
Friedrich Nietzsche (1844–1900), der oft der »Philosoph der Postmoderne« genannt wird, hat diese Welle schon vor fast 150 Jahren kommen sehen. … »Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wir haben den Horizont weggewischt!« …


Sie hatte sich angekündigt – ganz sachte zuerst, wie ein Spiel im seichten Wasser. Was war das noch nett, als wir so ungefähr vor dreißig Jahren aufhörten, uns zu streiten, was »Wahrheit« ist, und stattdessen akzeptierten, dass es »meine« und »deine« Wahrheit gibt. … Meine Wahrheit ist halt meine und nicht deine. Und wir hatten schließlich noch genug gemeinsame Wahrheiten, die uns einen sicheren Stand ermöglichten. 


Wir waren wie die Schwimmer in der beginnenden Ebbe, die noch sicheren Boden unter den Füßen wähnten und gar nicht merkten, wie sie sachte ins Meer hinausgezogen wurden, während sich die Welle aufbaute, in der die subjektiven Wahrheiten immer umfassender und bestimmender wurden und die noch vorhandenen gemeinsamen Wahrheiten Stück um Stück dekonstruierten. 

Die Welle, die sich in den Zirkeln der Philosophen und Soziologen, der Sprach- und Literaturwissenschaftler aufgebaut hatte, brach dann in voller Breite über die harmlos in »meiner« und »deiner« Wahrheit Planschenden herein.

Wenn ich mich umhöre, in welchem Themenzusammenhang die Menschen zuerst wahrgenommen haben, dass sich die Spielregeln des Debattierens gerade ändern, wird sehr oft der Bereich von Ehe, Familie und Sexualität genannt. …


»Wahr« ist nicht wahr, sondern nur ein verborgenes »Wir wollen«. Und nun wollen wir halt etwas anderes. ...
Der Horizont, an dem sich Himmel und Erde, Luft und Ozean unterscheiden, ist weggewischt. Wahrheitsansprüche sind nur noch Machtansprüche, nichts weiter. … Diskursive Macht (Empörung und Shitstorms) ersetzte die Debatte. Und ein neues Bonmot kam in die Welt, das das angeblich postmoderne Anything goes ersetzte:

 

»Das geht gar nicht!« …


Es gab Menschen, die meisterhaft auf dieser Welle zu reiten verstanden und sie vor allem über die Medien in die Öffentlichkeit brachten. 
Und es gab Menschen, die sich von dieser Welle überspült fühlten – das waren die, die sich selbst als »konservativ« verstanden. Sie fanden sich selbst plötzlich in der Rolle der Unmenschen und die Werte, die sie vertraten, als delegitimierte Unmöglichkeiten am Rande der Gesellschaft. 


Sie hatten die Welle nicht erwartet und sie waren nicht vorbereitet. Die Nichtkenntnis der neuen Regeln, die jetzt plötzlich galten, war der entscheidende Vorteil derer, die als Avantgarde gekonnt auf der Welle der Postmoderne surften – darunter auch viele Christinnen und Christen mit bibelkritisch-liberaler Einstellung. 
Für sie war die neue Philosophie ein Mittel, um Vorgegebenheiten der herkömmlichen Glaubenslehre als menschliche Machtwirkungen zu dekonstruieren und durch zeitgemäße Vorstellungen zu ersetzen.

Es war ein tolles Gefühl von Macht und Einfluss: Wir machen den neuen Horizont, an dem sich Glaube und Gesellschaft orientieren sollen."

Dr. theol. Gerrit Hohage, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Gundelfingen.

Hohage, G. (2024, März 22). Tief verwurzelt glauben: Wie man heute christlich denken kann (1. Aufl.). SCM R. Brockhaus.

"In der Moderne dominierte die Überzeugung, es gäbe miteinander konkurrierende Wahrheiten, über deren Gewicht man miteinander zu verhandeln habe. Für die Postmoderne scheint nur eines sicher: Es gibt keine Wahrheit. 
Dieses Postulat bringt eine neue Denkfigur zum Tragen: die Dekonstruktion. … Das Verfahren setzt sich absolut und entfaltet schlussendlich totalitäre Züge, wenn jegliches Suchen und Formulieren von Wahrheit verunmöglicht, lächerlich gemacht oder sanktioniert wird. …

«Ich zweifle, also bin ich» lautet die Inschrift über dem letzten Türbalken … Zynismus entwickelt nicht selten eine Dynamik, die auch den Glauben der anderen anzweifeln und angreifen muss. Vermutlich leben wir mehr denn je in Zeiten, die Jesus als das Erkalten der Liebe ankündigt (Matthäus 24) … und nicht enden wollende Selbstumkreisung"


Dr. Dominik Klenk, promovierter Philosoph, Publizist und Verlagsleiter des Fontis-Verlags.

Klenk, D. (2021, Mai 20). Nachwort zur deutschen Ausgabe. In A. Childers, Ankern: Eine Verteidigung der biblischen Fundamente in postmodernen Gewässern (3. Aufl., S. 290 f.). Fontis.

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"Ist der Gedanke, dass alles Denken nicht wahr sei, selber wahr? … Denn wenn alles Denken nicht wahr ist, dann ist auch dieser Gedanke nicht wahr."
 

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge.

Lewis, C. S. (1961). Über die Trauer (3. Auflage 2023). Insel Verlag

"Es geht nicht um Wahrheit.

Worum dann?

 

Es geht darum, dass jeder Mensch seine paar Jahre hier

so gut wie möglich verbringen kann.

Wozu?

 

Weil es die einzigen Jahre sind, die er hat.

Ist das wahr?

 

Es gibt keine Wahrheit.

Worüber reden wir dann?

 

Stille.

Worüber reden wir dann?

 

Ich hab gefragt, worüber wir dann reden! Es gibt keine Wahrheit?

Wozu habe ich dann je ein Gespräch geführt? Sag das!

Warum sprichst du dann mit mir? Sag das!

 

Da war niemand."

Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin u. Schriftstellerin.

Magnis, E. M. (2012). Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung (6. Aufl., 24. Oktober 2014, S. 143). Rowohlt Verlag, Hamburg.

Opera house - Oslo, Norway - Black and white street photography“ von Giuseppe Milo (www.pixael.com) ist lizenziert CC BY 2.0.

 

"Post-Evangelikale lesen die Bibel differenziert, lieben Ganzheitlichkeit, sind weltoffen, setzen Beziehung vor Organisation, suchen ein glaubwürdiges Christsein und haben die Liebe Gottes als Hauptantrieb im Glauben. 


Evangelikale, von denen sich Post-Evangelikale abgrenzen, lesen demzufolge die Bibel vermutlich undifferenziert, sind einseitig geistlich und gegen soziales Engagement, sehen die Welt als böse, setzen Strukturen vor Menschen, leben ein unglaubwürdiges Christsein und kennen vor allem einen strafenden Gott. …


Ich glaube ..., dass es ein mitunter bewusst eingesetztes Narrativ gibt, das die evangelikale Bewegung diskreditieren möchte. … Also was ist hier los? … Was früher klar war, ist es jetzt nicht mehr. Das ‘Christliche’ ist nicht mehr plausibel, und zwar bis in die Fundamente hinein. ...


Natürlich gibt es in evangelikalen Gemeinschaften diese Gruppen und Personen, welche die Bibel undifferenziert lesen, gegen Ganzheitlichkeit sind, weltverschlossen bleiben usw. Vielleicht sind die Post-Evangelikalen solchen Leuten begegnet und reagieren gegen diese ungesunden Ausprägungen in der großen und vielfältigen evangelikalen Landschaft.

 

Umso wichtiger wäre es, die wirklichen evangelikalen Wurzeln wieder zu entdecken. ... Schaffen wir in allen evangelikalen Gemeinschaften Räume, in denen unsere Jugend, unsere Zweifler, Denker und Fragenden ihre Gedanken wirklich äussern können. Und erschlagen wir ihre Fragen nicht mit vorschnellen, platten Antworten, sondern treten wir in eine begleitende, liebevolle Beziehung mit ihnen ein.

In der Bibel sehen wir, dass Gott kein Problem mit ehrlich fragenden Gläubigen hat. Im Gegenteil kritisiert Gott unehrliche Religion.


In unserer Gemeinde machen wir Abende mit dem Titel ‘Keine Frage ist tabu’. Aber noch wichtiger als diese Abende sind die persönlichen Gespräche. In diesen erlebe ich, wie Christen und Nichtchristen sich trauen, ihre wirklichen Zweifel und Fragen zu formulieren. …


Wenn es abgesehen von ungesunden Auswüchsen NICHT stimmt, dass evangelikale Christen die Bibel undifferenziert lesen, eine einseitige Betonung der geistlichen Dimension leben, die Welt nur als böses Umfeld sehen, kirchliche Systeme vor Menschen stellen, unglaubwürdig glauben und nur den strafenden Gott kennen, dann sollte man das da und dort auch sagen. …

Was ich mir wünsche ist, dass leitende Personen in Kirchen und theologischen Ausbildungsstätten das Framing der Evangelikalen nicht nur kritiklos stehen lassen. Ich erlebe (abgesehen von Ausnahmen) viele evangelikalen Leiter, die in der ‘großen Mitte’ stehen, als nahezu mundtot. Wir dürfen auch mal entspannt äußern, dass ein sehr einseitiges Framing stattfindet. 

Wir dürfen und sollen das framende Narrativ auch kritisch hinterfragen, und zwar um jener Christen Willen, die tatsächlich Zweifel und Fragen haben. Wenn Leiter keine kritischen Fragen einfließen lassen und den Menschen nicht helfen, selbst kritisch zu denken, laufen sie mit dem irreführenden Narrativ.

Und dieses Narrativ lautet aktuell häufig, dass Evangelikale umfassend weltfremde, menschenfeindliche, apokalyptische Dualisten sind. Dieses Narrativ stimmt einfach nicht. …


Jesus sagt: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. (Joh 20:21)

Ich sehne mich danach, mit vielen Christen aller Couleur und Herkunft, diesen ganzheitlichen Auftrag auszuleben! Kirche zu leben, in der die Botschaft von Jesus so gepredigt wird, dass Menschen von einem Leben ohne oder sogar gegen Jesus umkehren, um mit ihnen zusammen Jesus Christus anzubeten! ...

Ich wünsche mir, dass Christen aller Schattierung und Herkunft, auch Post-Evangelikale Christen am Schein der Medien und irreführenden Narrative vorbei schauen und mit einsteigen in das Abenteuer der Christenheit, Jesu ganzheitliches Heil zu empfangen und weiterzugeben!"

Pastor Paul Bruderer, evangelischer Theologe, Dozent für Dogmatik am Theologischen Seminar St. Chrischona, Pastor der Chrischona Gemeinde Frauenfeld, Elektroingenieur.

 

​Bruderer, P. (2021, März 14). Die evangelikalen Post-Evangelikalen. danieloption.ch, Abgerufen am 07. Juni 2024, von danieloption.ch/featured/die-evangelikalen-post-evangelikalen/

 

 

"Wir haben in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren mehr Veränderungen erlebt, als Menschen früherer Jahrhunderte in ihrem ganzen Leben.“

Prof. Dr. Carl R. Trueman, Grove City College, Pennsylvania, USA.​​​​


Trueman, C. R. (2024, Juni 17). Hoffnungsvoll trotz gesellschaftlicher Veränderungen. Evangelium21-Konferenz Hamburg. idea.de, Abgerufen am 17. Juni 2024, von idea.de/artikel/hoffnungsvoll-trotz-gesellschaftlicher-veraenderungen

"Wir machen alles so wie alle anderen auch, nur 20 Jahre später."

Pfarrer Rudolf Westerheide, Bundespfarrer des Jugendverbands Entschieden für Christus EC


Westerheide, R. (2007, Mai). Hauptamtlichen-Kongress des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands, Vereinigung Landeskirchlicher Gemeinschaften.

 


"Positionen der historisch-kritischen Bibelexegese sind nicht mehr des Teufels; auch unter den Evangelikalen wird über Widersprüche und Irrtümer in der Schrift debattiert. ...


Tendenziell wachse die Zahl der Progressiven seit etwa 20 Jahren kontinuierlich und die der Konservativen gehe langsam zurück … Flügelkämpfe sind programmiert."

Gernot Facius, Journalist und Kirchenexperte.

​Facius, G. (2008, Februar 20). Die „Frommen“ sind auf dem Vormarsch. DIE WELT. Abgerufen im Juli 2024, von welt.de/welt_print/article1702892/Die-Frommen-sind-auf-dem-Vormarsch.html

"Christen leben ihr Leben oft im Modus des Kampfes. Aber wenn der Glaube nur noch kämpft, dann wird er kraftlos und freudlos."

Pfarrer Dr. Friedemann Fritsch, Studienleiter Praktische Theologie am Albrecht-Bengel-Haus.

​Fritsch, F. (2024, Juni 19). TurmTreff: Zweifel nicht zum Prinzip erheben. Theologisches Studienhaus ermutigte zu einem selbstbewussten Glauben. IDEA SPEKTRUM, 25.2024, S. 25.

Du hast aufgehört, unter deinem Bett nach Monstern zu suchen,

als du erkannt hast, dass du selbst eins geworden bist.


Frei nach Joker.
 

"Wir leben in einer Welt, in der unsere Seelen viel zu oft in Alarmbereitschaft sind. Das Leben ist komplex geworden ... Ständig wechseln wir die sozialen Settings, laufend wird ein anderes Verhalten von uns verlangt. … Wir sind … oft sehr unter Druck. Wir zeigen das nicht nach außen …
Unsere Welt wird immer verrückter und ich finde, wir sollten darüber reden. Schließlich haben wir nur dieses eine Leben und wir dürfen nicht zulassen, dass es dem Wahnsinn zum Opfer fällt. … Was ist los mit mir? Verwandle ich mich gerade in eine kalte, lieblose Person? … 


Unsere Welt ist außer Kontrolle, und wenn wir nicht achtsam sind, reißt sie unsere Seele mit sich in den Abgrund. Ob es einen Ausweg aus diesem Dilemma gibt? Ich glaube, wir bräuchten mehr von Gott in unserem Leben, das würde helfen. … Immerhin ist er die Quelle des Lebens. 

„Menschen suchen Zuflucht im Schatten deiner Flügel. Sie dürfen den Reichtum deines Hauses genießen, und aus einem Strom der Freude gibst du ihnen zu trinken. Bei dir ist die Quelle allen Lebens, in deinem Licht sehen wir das Licht“ (Psalm 36,8-10). 

Wenn mehr von seinem übersprudelnden Leben durch uns strömen würde, wäre das eine Wohltat für unsere gequälten Seelen. … Das schnelle und von Informationen überflutete Leben setzt der Seele so zu, dass sie nicht mehr in der Lage ist, sich an der Quelle, beim Schöpfer, zu erfrischen und aufbauen zu lassen. 


So scheint die Lage in zweifacher Hinsicht aussichtslos. Nachdem ich festgestellt hatte, wie sehr meine Seele schon gelitten hatte, machte ich mich auf die Suche nach Abhilfe. Schnell erkannte ich: Gottes Nähe ist das Heilmittel. Wenn ich mehr von ihm erfüllt bin, kann ich dem Alltag besser standhalten. 
Also tat ich, was man als Christ so tut: beten, Bibel lesen, Gott anbeten, Abendmahl feiern. Trotzdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass meine Beschäftigung mit Gott sich nur oberflächlich auswirkte. …


Glücklicherweise hörte Jesus auch meine oberflächlichen Gebete. Er kam mir zu Hilfe …


Langsam begann meine Seele, sich zu erholen … Mein Leben mit Gott begann, mir wieder Freude zu machen, und schließlich erlebte ich dieses Mehr von ihm, das ich mir so sehr gewünscht hatte. Leben kehrte in meine Seele zurück. …


„Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet! Ich werde euch Ruhe geben. Vertraut euch meiner Leitung an und lernt von mir, denn ich gehe behutsam mit euch um und sehe auf niemanden herab. Wenn ihr das tut, dann findet ihr Ruhe für euer Leben. Das Joch, das ich euch auflege, ist leicht, und was ich von euch verlange, ist nicht schwer zu erfüllen“ (Matthäus 11,28-30 Hfa). ...

 

Unsere Seelen sind trüb geworden, verletzt, besudelt. Trotzdem können wir immer noch lieben, hoffen und träumen. …
Wir können uns das Leben zurückerobern und wieder frei und unbeschwert leben. Die Welt bleibt grausam, aber Gott ist sanft; er weiß, was es heißt, in dieser Welt zu leben. …

Es tut so gut, an den Gott erinnert zu werden, den wir lieben – sich wieder darauf zu besinnen, wie er wirklich ist, wie gütig und freundlich sein Herz ist."

John Eldredge, US-amerikanischer Theologe und Schriftsteller.

Eldredge, J. (2020). Wo die Seele atmen kann: Wege zur Entschleunigung (1. Aufl.). Brunnen Verlag Gießen.

 

 

"Aufruhr unter evangelikalen Christen." (FAZ)

"Dem sogenannten Mainstream in Deutschland die Stirn zu bieten ist für die rund 600.000 evangelikalen oder pietistischen Christen in Deutschland nichts Ungewöhnliches. Dass sie dabei darüber streiten, wie strikt die Bibel auszulegen ist, ist ebenfalls nicht unüblich. Der Aufruhr, der allerdings derzeit in den evangelikalen Verbänden herrscht, geht über die üblichen Differenzen weit hinaus.

Im Zentrum der Debatte, die sich wieder einmal am Thema Homosexualität festmacht, steht Michael Diener. Der 53 Jahre alte Theologe aus der Pfalz steht nicht nur dem Gnadauer Gemeinschaftsverband vor, in dem etwa 300.000 innerhalb der evangelischen Landeskirchen organisierte Pietisten zusammengeschlossen sind. Diener ist seit einigen Jahren auch Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, des Dachverbands der evangelikal, pietistisch oder charismatisch orientierten Christen.

Innerhalb dieses weiten Spektrums vertritt Diener eher liberale Auffassungen. Seit Jahren kritisiert er die Fokussierung seiner Bewegung auf das Thema Homosexualität nicht nur als einseitig, sondern auch als wenig zuträglich für das Grundanliegen, Menschen für den Glauben zu gewinnen."

Reinhard Bingener, evangelischer Theologe und FAZ-Korrespondent.

 

Bingener, R. (2016, Januar 20). Aufruhr unter evangelikalen Christen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 17, S. 8.

"Die evangelikale Bewegung zerlegt sich: Die einen gehen auf Schmusekurs mit der Amtskirche, die anderen halten eine Annäherung schon für einen Sündenfall. Steht der Protestantismus vor einer neuen Spaltung? …

Gerade ist ihr Spitzenmann Michael Diener in die Führung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt worden. … Die Hälfte, so schätzen Kenner, liegt wahrscheinlich auf Dieners Reformkurs."

Hannes Leitlein und Wolfgang Thielmann, Redakteure bei Christ & Welt.

 

​Leitlein, H., & Thielmann, W. (2016, Januar 23). Wertestreit: Im Glauben zerrissen. Christ & Welt, Ausgabe 04/2016.

 


"Einer der wesentlichen Punkte … ist die hermeneutische Frage. Wie verhält sich die ja auch kirchlicherseits immer wieder betonte umfassende Autorität der Heiligen Schrift zu ihrer gegenwartsbezogenen Auslegung?

Aus der Beantwortung dieser Frage ergeben sich fast alle Spannungsfelder. Aktuell könnte ich da die Diskussionen um das Verständnis des Sühnetodes Jesu nennen, aber natürlich auch die bleibenden ethischen Differenzen, etwa in der Bewertung der Homosexualität."

Dr. Michael Diener, Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

 

​Diener, M. (2012, Januar 18). Landeskirchen und Evangelikale kann man nicht trennen. evangelisch.de. Abgerufen am 24. September 2024, von evangelisch.de/inhalte/107484/18-01-2012

"Inzwischen ist das Spektrum universitärer Theologie ebenso wie die Auslegungspraxis an freikirchlichen und missionarischen Werken sehr viel breiter geworden. Der Respekt vor dem kanonischen Endtext und die Anerkennung der Bibel als Wort Gottes ist auch im Bereich der EKD üblicher geworden, ebenso wie historische und wissenschaftliche Schriftauslegung in evangelikalen Kreisen."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Zürich), Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

 

Dietz, T. (2022, April 7). Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (1. Auflage, S. 269). SCM R. Brockhaus.

"Die evangelikale Welt wackelt" …


"Man kann durchaus über historisch-kritische Methoden diskutieren, aber … es reicht uns nicht aus, nur eine Kirche im Dialog zu sein, die die Einheit in Vielfalt beschwört. Eine Kirche, die alle theologischen Meinungen erlaubt, gibt keine Orientierung mehr. … 


Den Postevangelikalismus mit seiner Dekonstruktion des Evangeliums gibt es nicht nur im BEFG [Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland], sondern auch in anderen Bünden. Die evangelikale Welt wackelt und sortiert sich neu."

Pastor Alexander Rockstroh, evangelischer Theologe und Betriebswirt, Geschäftsführer des ChristusForums, Mitglied des Präsidiums des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland.

 

Rockstroh, A. (2023, April 17). Die evangelikale Welt wackelt. Droht ein Scheidungskrieg zwischen Baptisten und ChristusForum? IDEA – Das christliche Spektrum, 16, S. 17f.

 


"Ich glaube, dass ich sagen kann - für unsere Bewegung [Deutsche Evangelische Allianz], dass die Zahl derjenigen, die die Bibel Wort für Wort wörtlich nehmen - die sagen jedes Wort, jeder Buchstabe ist verbal von Gott inspiriert – und die Bibel ist sozusagen vom Himmel gefallen, dass der Kreis derjenigen nicht allzu groß ist."

Jürgen Werth,  Journalist, Buchautor u. Liedermacher. 2006-2011 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), 1994-2014 Direktor des Evangeliums-Rundfunks (ERF).


Werth, J. (2007, Oktober 7). Hardliner Gottes – die Diskussion. Diskussion mit Meinhard Schmidt-Degenhard über christliche Fundamentalisten in Deutschland [Fernsehsendung]. Hessischer Rundfunk, Sonntag, 7.10.2007, 10:00 Uhr, HR Horizonte.

 

"Now the word “fundamentalist” actually comes from a document in the 1920s called the Five Fundamentals of the Faith. And it is a very legalistic, narrow view of Christianity, and when I say there are very few fundamentalists, I mean in the sense that they are all actually called fundamentalist churches, and those would be quite small. There are no large ones."

Es gilt der englische Originaltext. Die deutsche Übersetzung wurde maschinell generiert:

​​

Das Wort „Fundamentalist“ stammt aus einem Dokument aus den 1920er Jahren mit dem Titel Die fünf Fundamente des Glaubens.*

Es handelt sich um eine sehr legalistische, enge Sicht des Christentums, und wenn ich sage, dass es nur sehr wenige Fundamentalisten gibt, meine ich damit, dass es tatsächlich nur wenige Kirchen gibt, die sich selbst als fundamentalistische Kirchen bezeichnen, und diese wären ziemlich klein. Es gibt keine großen.

​*[1) Die Unfehlbarkeit der Bibel (Inspiration und Irrtumslosigkeit der Heiligen Schrift) 2) Die Jungfrauengeburt Jesu Christi 3) Das stellvertretende Sühneopfer Christi (Christus starb zur Vergebung der Sünden) 4) Die leibliche Auferstehung Christi 5) Die Echtheit der Wunder Christi]


Dr. Rick Warren, US-amerikanischer baptistischer Pastor und Buchautor (Leben mit Vision - The Purpose Driven Life, weltweite Auflage: 50 Millionen).

Warren, R. (2005, Mai 23). Conference: Myths of the Modern Megachurch. Key West, Florida. Pew Forum on Religion. Abgerufen am 24. September 2024, von pewresearch.org/religion/2005/05/23/myths-of-the-modern-megachurch/​

"Fundamentalismus ist eine Angstreaktion auf die Verunsicherung der Moderne. Für einen Fundamentalisten ist die Bibel das Fundament des Glaubens, in allen Aussagen völlig irrtumslos und unfehlbar. …
Der Pietist sagt: „Ich glaube an Jesus Christus, von dem in der Bibel Zeugnis abgelegt wird." Der Fundamentalist glaubt sowohl an Jesus Christus als auch an die Bibel."

Pfarrer Dr. Christoph Morgner, Ev. Theologe, 1989–2009 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands.

Morgner, C. (2009, August 26). Pietisten sind keine Fundamentalisten. ideaSpektrum 35, S. 15.

 


Warren sagt voraus, dass der Fundamentalismus in allen Spielarten "einer der großen Feinde im 21. Jahrhundert sein wird.

Muslimischer Fundamentalismus, christlicher Fundamentalismus, jüdischer Fundamentalismus, säkularer Fundamentalismus – sie werden alle von Furcht angetrieben.

Dr. Rick Warren, US-amerikanischer baptistischer Pastor und Buchautor (Leben mit Vision - The Purpose Driven Life, weltweite Auflage: 50 Millionen).

Warren, R. (2006, Januar 8). The Purpose-Driven Pastor. The Philadelphia Inquirer.

Rick-Warren

Dr. Rick Warren (23. Februar 2006)

"Rick Warren" by jurvetson is licensed under CC BY 2.0.

 

 

 

"Tatsächlich besteht eine der schlimmsten Sünden des Christentums darin, die Bibel zum Gegenstand des Glaubens gemacht zu haben. …
Dabei ist der Gegenstand des christlichen Glaubens doch gerade nicht die Schrift, sondern Jesus. Mit der Behauptung, dass die Bibel Wort für Wort von Gott inspiriert sei, hat man die historische Kritik an der Bibel erst heraufbeschworen und damit die Krise des traditionellen Christentums mit erzeugt."

Prof. Dr. Herbert Schnädelbach, 1993-1999 Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin, 1971-1992 Universität Frankfurt am Main.

Schnädelbach, H. (2009, März 25). „Sie beharren im Nichtwissen!“ – „Wieso? Ich bin ein frommer Atheist!“, Streitgespräch zwischen Ulrich Parzany und Herbert Schnädelbach. In ideaSpektrum, 13/2009, S. 17.


"Es muss unter uns dem Missverständnis gewehrt werden, als sei das Bibelbuch das Fundament unseres Glaubens.


Paulus sagt uns anderes: Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus (1Kor 3,11). Damit wird die Basis unseres Glaubens markiert. ...
Unser Glaube ist Personglaube, der sich auf Jesus Christus richtet. Betrachten wir dagegen die Bibel als unser Glaubensfundament, kommen wir aus der ständigen Defensive nicht heraus.
Dann werden uns die Zeitgenossen genüsslich auf manche Stellen im Alten Testament hinweisen, in denen von göttlich legitimierter Gewalt die Rede ist. Dann haben wir mit Abwehr und Apologetik, z.B. in der Schöpfungsfrage, genug zu tun, ohne missionarisch auch nur einen Schritt voranzukommen." 

Pfarrer Dr. Christoph Morgner, Ev. Theologe, 1989–2009 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbands.

 

Morgner, C. (2007, Februar 12). Von Leuchtfeuern, Störfeuern, glimmenden Dochten und Irrlichtern. Theologischer Präsesbericht Wildberg 2007, S. 22. Abgerufen am 24. September 2024, von gnadauer.de/uploads/_gnadauer/2016/09/praesesbericht_2007.pdf

 


"Jesus Christus treu zu sein ist wichtiger, als der Bibel treu zu sein. Nur dort, wo wir Jesus Christus treu bleiben können, dürfen wir auch der Bibel treu bleiben. Im Konfliktfall argumentieren wir ohne jedes Zögern mit Jesus Christus gegen die Bibel! …

Hätte Jesus auch alle erstgeborenen Söhne der ägyptischen Bevölkerung im Schlaf erwürgt, weil der Pharao verstockt war (vgl. Ex 11)? Hätte Jesus auch sämtliche Baalspriester umbringen lassen, wie es von Elia berichtet wird (vgl. 1 Kg 18,40)? …

Der Ausdruck »bibeltreu« hat auf diejenigen, die mit ihm aufgewachsen sind, eine tiefe emotionale Wirkung. Das Gegenteil von »treu« ist »untreu« bzw. »treulos«. Diese Worte sprechen die tiefsten Schichten des Menschen an. Die indirekte und direkte Botschaft des Ausdrucks »bibeltreu« lautet: »Nur wenn du unser Bibelverständnis beibehältst, bist du der Bibel und damit auch Gott treu. Wenn du dieses Bibelverständnis aufgibst, wirst du der Bibel und Gott untreu. Und das kannst du doch nicht wollen.«

Im Blick auf eine Öffnung gegenüber der Bibelwissenschaft kann die tief sitzende Wirkung dieses Worts eine Blockade hervorrufen und Angst verursachen: »Werde ich jetzt der Bibel und Gott untreu? Das will ich auf keinen Fall.«

In dieser Situation ist es wichtig, sich über Folgendes klar zu werden: Wenn ich mich der Bibelwissenschaft öffne, werde ich keineswegs der Bibel oder sogar Gott untreu. Ich werde lediglich einer bestimmten Sicht der Bibel »untreu« und auch das nur, weil ich eine angemessenere Sicht der Bibel kennengelernt habe."

 

Prof. Dr. theol. Siegfried Zimmer, 1993–2012 Professor für evangelische Theologie u. Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, 2010 Mitgründer von Worthaus e.V. u. Hauptreferent bei Worthaus.

Zimmer, S. (2012, September 12). Schadet die Bibelwissenschaft dem Glauben? Klärung eines Konflikts (4., überarb. und erw. Aufl.). Vandenhoeck & Ruprecht.

 


 

Prof. Dr. theol. Siegfried Zimmer, Mitgründer von Worthaus e.V. und Hauptreferent (16.08.2014)

"Ich frage mich, ob es nicht oftmals so ist, dass gerade die wahrhaft Gläubigen, indem sie ihren Glauben überziehen, Unglauben auslösen, weil sie in ebendiesem Überziehen zur Unfreiheit neigen und dabei unglaubwürdig werden.

Hier stellt mich die Theologiegeschichte vor eine offene Frage: Wie können wir es besser machen, ohne an der Intensität und Entschiedenheit unseres Glaubens Abstriche machen zu müssen? ...

»Ein breites Spektrum von evangelischen, katholischen wie freikirchlichen Theologen bezeichnet … die Bibel heute als Gotteswort im Menschenwort« (T. Dietz: Weiterglauben, S. 81)
Wir erkennen nun umgehend das Problem dieser Formel. Sie klärt nämlich gar nichts, weil sie an der entscheidenden Stelle uneindeutig bleibt. Sie hält fest: Die Bibel ist nicht »nur Menschenwort« – darin würde ich allerdings die Trennlinie zwischen überhaupt christlicher und atheistischer Theologie erblicken wollen. 


Aber was bedeutet »im«? Der Kern in der Schale? Zwei Worte, die man voneinander trennen kann – hier Menschenwort, da Gotteswort? Nach welchen Kriterien? Oder bedeutet das »im« so viel wie »in, mit und unter«, als Ganzheit, unvermischt und ungetrennt? 


Hellmuth Frey konnte bei schwierigen Textstellen sagen: »Hast du hier nicht auch das Gefühl, als hätte Gott sein Wort verlassen?« (vgl. Mt 27,46). Und dennoch hatte er auch bei diesen so menschlich-zerschlagenen Textstellen immer die Achtung, Ehrfurcht und Behutsamkeit dem Wort Gottes gegenüber – aus Respekt vor Gottes Identität, zu der die Sendung seines Wortes untrennbar gehört. 

Nun gibt es bei der ganzen Sache ein Problem: Wir können m. E. nicht einfach wählen, an welchen Jesus wir glauben. …
Am Anfang steht meist der innere Konflikt zwischen dem persönlichen Glauben und dem neuzeitlichen wissenschaftlichen Bewusstsein mit seiner inhärenten Axiomatik. Durch ein Gemeinschaftsereignis greift die Anfechtung über auf die Willensebene und führt dann zu einer Distanzierung vom »geschichtlichen, biblischen Christus« und von denjenigen, die an ihn glauben. 


Die Vorstellung eines »historischen Jesus«, der in Wirklichkeit nur Mensch war (wenn auch ein besonderer), stellt also – m. E. kann man das theologiegeschichtlich tatsächlich so sagen – die Kompensation einer Anfechtung auf der Ebene des Wollens dar, vollzogen jedoch in der Sprachform der von Lehre und Theologie.


Sie vollzieht eine Distanzierung von Jesus durch die Subtraktion seiner göttlichen Identität und substituiert die Leerstelle, die dabei zurückbleibt, mit den spekulativen Elementen des »historischen Jesus«. …

Indem sie die Verbindung zum echten, lebendigen Jesus Christus und so zu Gottes Identität in verschiedenen Graden schwächt bis hin zu ihrer völligen Zerstörung (z. B. Entkehrungen im Zuge des Theologiestudiums). 


Und genau dies ist nach meiner Überzeugung ein wesentlicher Bestandteil der Ursachenkette für den Sterbeprozess, den wir als evangelische Kirche in Deutschland gerade durchlaufen … 

Bei alldem gilt: Jesus Christus baut seine Kirche; wir sind nur Mithelfer – so wie er es immer getan hat und tun wird, bis er wiederkommt und wir ihn schauen in Herrlichkeit."
 

Dr. theol. Gerrit Hohage, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Gundelfingen.​

​Hohage, G. (2024, März 22). Tief verwurzelt glauben: Wie man heute christlich denken kann (1. Aufl.). SCM R. Brockhaus.

"Manipulation ist die Kunst, jemand zu einem Zweck zu gebrauchen, den dieser nicht kennt.“ So definierte es der konservative Philosoph und Soziologe Arnold Gehlen. „Bei der Manipulation wird das Denken enteignet“, formulierte der deutsche Informationstheoretiker Karl Steinbuch. …

Bei manchen Theologen funktioniert das so, dass sie den Gegnern zunächst eine falsche Ansicht unterschieben, zum Beispiel, sie würden glauben, Gott habe die Bibel diktiert, um dann diese Sicht lächerlich zu machen. Als einzige Alternative bieten sie Bibelkritik.

Oder wie im Fall eines eben erschienenen Buches, das einen Konflikt zwischen der „Bibelwissenschaft“ und dem Glauben klären will. Hier behauptet der Verfasser zunächst, dass die Fundamentalisten an die Bibel glauben würden, statt allein an Jesus Christus. Anschließend erklärt er, wie „unbiblisch“ das sei, um dann „ohne jedes Zögern mit Jesus gegen die Bibel“ argumentieren zu können. …

Lassen wir uns das Denken nicht „enteignen“ und prüfen bei allem an der Heiligen Schrift, ob es sich wirklich so verhält!"

Karl-Heinz Vanheiden, Physiker, Autor und Bibelübersetzer (NeÜ), Mitglied im Ständigen Ausschuss des Bibelbundes, von 1998 bis 2013 Schriftleiter der Bibelbund-Zeitschrift Bibel und Gemeinde.

Vanheiden, K.-H. (2007, Juli). Bibel und Gemeinde, 3/07, 107. Jahrgang. Bibelbund-Verlag.

"Wer Jesus-treu sein will, muss absolut Bibel-treu sein, sonst macht er sich ein eigenes Bild von Gott."

Vanheiden, K.-H. (2006). Bibel und Gemeinde, 3/06, 106. Jahrgang. Bibelbund-Verlag.

 


"Der moderne Klerus glaubt, den Menschen näher an Christus heranzuführen, wenn er dessen Menschtum betont. - Er vergisst, dass wir Christus nicht vertrauen, weil er Mensch ist, sondern weil er Gott ist."

Nicolás Gómez Dávila, kolumbianischer Philosoph.


Gómez Dávila, N. (1994). Aufzeichnungen des Besiegten. Fortgesetzte Scholien zu einem inbegriffenen Text (S. 91). Wien: Karolinger.

 


"Als Gott in der Person Jesus Christus unter uns war, erklärte er das Alte Testament als in jeder Hinsicht zuverlässig (Matthäus 5,18; Johannes 10,35).


Wer sich zum Richter über Gottes Wort macht, hat Paulus (1. Timotheus 3,16), Petrus (2. Petrus 1,21) und die Reformatoren gegen sich, die die Schrift als Gottes Wort ansahen. Luther zum Beispiel sagt, dass „der Geist sich verbuchstabt" hat.

Der Begriff „bibeltreu" war als Synonym für „evangelikal" von jeher die Abgrenzung gegen historisch-kritischen Unglauben. So wie in keinem anderen als in Jesus das Heil ist, so gibt es neben der Bibel keine andere Offenbarungsquelle, um die von Gott für uns als sinnvoll befundenen Informationen zu erlangen.

Die Autoren der Bibel sind nach Epheser 2,20 das Fundament der Christen. Anstelle des lateinischen Kampfbegriffs „fundamentalistisch" hat man früher einfach „christlich" gesagt. Der Begriff „fundamentalistisch" ist der Versuch, Christen in Verruf zu bringen. Der Begriff ist eine unredliche Doppelsinnigkeit, durch die bibeltreue Christen mit islamitischen Selbstmordattentätern in einen Topf geworfen werden. …

Christen wissen: „Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn? Mir ist's nicht um tausend Welten aber um dein Wort zu tun" (Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, Gründer der Herrnhuter Brüdergemeine, 1700-1760)."

Christian Lepperhoff, Theologe.​

​Lepperhoff, C. (2007, Oktober 17). Pro & Kontra: Wer hat Angst vor christlichen Fundamentalisten? Zur Meldung „Alle einig gegen christliche ,Fundis'". ideaSpektrum, Nr. 41, S. 30; ideaSpektrum, 42/2007, S. 4.

Es gibt "gewisse Charakteristika, die die unterschiedlichen Formen der historischen Kritik miteinander verbinden.

Ein solches Charakteristikum ist, dass die Bibel als das Wort des Menschen über Gott betrachtet wird statt als Gottes Wort über den Menschen und an den Menschen. ... 


Der wirkliche Inhalt der Theologie besteht nicht aus von Gott geoffenbarten Wahrheiten, sondern aus der menschlichen religiösen Erfahrung. ... Ist das der Fall? Die Antwort auf diese Frage wird bestimmen, wie und ob man das Wort Gottes überhaupt wirksam predigen kann.

Ein zweites Charakteristikum eines großen Teils der historischen Kritik ist ihr Glaube daran, dass die Bibel das Ergebnis eines evolutionären Prozesses sei. Dies ist bei der Entwicklung der Quellentheorie des Pentateuchs in der alttestamentlichen Wissenschaft am deutlichsten geworden. Aber es ist auch in der Formkritik Bultmanns offenkundig, die das Neue Testament als das Ergebnis des wachsenden religiösen Bewusstseins der frühen christlichen Gemeinden betrachtete. …

Rohe Auffassungen, wie etwa der Zorn Gottes, Opfer und eine sichtbare zweite Wiederkunft des Herrn Jesus Christus, müssen verworfen werden. Ebenso verhält es sich mit den verschiedenen Aspekten der Leitung einer Gemeinde und des biblischen Ethos.

Wenn wir beschließen, dass die Homosexualität heute keine Sünde mehr sein soll, dann ist es so. Wir können sogar auf die anhaltende Tätigkeit des Heiligen Geistes hinweisen, der uns neue Wahrheiten offenbart, um unsere Verwerfung solcher „aus der Mode gekommenen" ethischen Grundsätze zu unterstützen. …

Das dritte Charakteristikum eines großen Teils der historischen Kritik ist eine direkte Folge der ersten beiden: Es besteht darin, dass man über die Schrift hinausgehen muss, wenn man Gottes Willen für heute erfahren will."

Dr. theol. James Montgomery Boice, US-amerikanischer Theologe.

​​

Boice, J. M. (1979). Der Prediger und das Wort Gottes. In J. M. Boice (Ed.), The Foundation of Biblical Authority (S. 136-139). London & Glasgow: Pickering & Inglis.

Ulrich_Eggers

Ulrich Eggers (8 February 2018)

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"Bibel-treu oder Jesus-treu? …


Die evangelikale Beziehungskrise zu Jesus. Sprich: Das Verherrlichen einer bibel-gebundenen Rechtgläubigkeit, die sich ans Wort hält und deswegen so gut auch ohne die mühsam-zeitfressende Rückkopplung mit dem lebendigen Jesus auskommen kann.

Bibel-treu statt Jesus-treu.. Bibeltreu ist einfach, klar, schwarz-weiß, lässt sich schriftlich fassen, klar abgrenzen, bis zum bitteren Ende auskämpfen, intellektuell abarbeiten.

Jesus-treu? Was ist denn das? Ist das nicht schwammig? Und mühsam? …

Bei einer Buch-Religion muss ich gar nicht mehr um Wunder beten, den Lebendigen suchen, auf das Flüstern des Heiligen Geistes setzen - ich habe ja das Buch. … Wir sind keine Buch-Religion wie der Islam, sondern leben einen Beziehungs-Glauben."

Ulrich Eggers, Publizist, Ev. Theologe, 2006-2021 Geschäftsführer der Stiftung Christlicher Medien (SCM), 1996-2024 Vorsitzender von Willow Creek Deutschland u. 2006-2021Aufatmen-Chefredakteur, bis 2022 Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz.

Eggers, U. (2006). Aufatmen 02/06 (S. 95-96). SCM Bundes-Verlag.

 


"Ein in sich geschlossenes System, wie es der Fundamentalismus darstellt, nimmt gefangen – weil es darin zumindest scheinbar leichter ist, mit dem Leben zurechtzukommen, auf alle Fragen gibt es ja klare Antworten.

Zudem spielt im Fundamentalismus oft der Machtfaktor eine wichtige Rolle. Letztlich kommen Sie aus so einem geschlossenen System nur heraus, indem Sie ausbrechen. Und das geht womöglich nicht aus eigener Kraft. In den USA gibt es analog zu den Anonymen Alkoholikern die „Fundamentalists Anonymous“.


Insofern sehe ich den Fundamentalismus als das Gegenteil der Evangelischen Freiheit."

Prof. Dr. Erich Geldbach, baptistischer Theologe, 1997-2004 Professor für Ökumene und Konfessionskunde, Evangelisch-Theologische Fakultät, Ruhr-Universität Bochum.

Geldbach, E. (2006, September). SMD transparent, 03-06. Marburg: SMD.

"Der Monatsspruch für den Juni [Galater 5,1] benennt eine Freiheit, die nicht nur Symbol, sondern erfahrbare Wirklichkeit des neuen Lebens mit Christus ist. Mit ihr öffnet sich im wahrsten Sinne des Wortes eine „Neue Welt", die ihre Vollendung in Gottes Neuer Welt findet."

"Doch diese Freiheit ist gefährdet durch einen gefährlichen Virus."

Otto-Erich Juhler, Ev. Theologe, bis 2018 Gemeinschaftsinspektor des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Pfalz.

 

Juhler, O.-E. (2006, Juni). Editorial und Impuls. In Gemeinschaft unterwegs – Mitteilungsblatt Evangelischer Gemeinschaftsverband Pfalz e.V., Nr. 6, 86. Jahrgang, S. 2. Eisenberg: Evangelischer Gemeinschaftsverband Pfalz e.V.

 


"Europa scheint von dem "fundamentalistischen" Bazillus aufgrund des Zaubertranks "Säkularität" weitgehend frei zu sein."

Prof. Dr. Volkhard Krech, seit 2004 Professor für Religionswissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum.

 

Krech, V. (2005, Juli 1). Europa als Wertegemeinschaft? In S. Alkier, H. Deuser, & G. Linde (Hrsg.), Religiöser Fundamentalismus: Analysen und Kritiken (S. 48). Tübingen: Francke.
 


"Fundamentalisten sind auch Menschen."

​Herr Prof. Dr. Dr. Heinrich Wilhelm Schäfer, seit 1993 Professor für Evangelische Theologie und Religionssoziologie, Philosophie u. Theologie an der Universität Bielefeld.​

​Schäfer, H. (2006, Mai 30). Fundamentalismen und Modernen. Evangelischer Pressedienst epd, epd-Dokumentation 22/2006, S. 11. Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik GEP.

Warnzeichen vor Biogefährdung (stock.adobe.com)

 

 

 

"Ich bin froh und dankbar, dass … ich nicht mehr mit biblizistischen Handschellen, geknebelt und eingeengt, herumlaufen muss. Ich lerne aus der weiten Welt der Theologie, sehe auch die Irrwege, aber bin so dankbar für vieles, was betend gedacht und denkend gebetet wurde – durch Generationen hindurch. ... 

Was damals als konservativer Aufbruch gegen die Theologie Rudolf Bultmanns, die historisch-kritische Bibelauslegung oder die Politisierung der Kirchen auf den Kirchentagen begann, ist im Laufe der Jahrzehnte vielerorts zu einem überalterten, völlig unevangelischen Verständnis eines Wächteramtes über den Glauben Dritter verkommen. 

Die Kombination aus konservativen Überzeugungen und dem Errichten einer „Bekenntnisfront“ gegenüber aktuellen Entwicklungen birgt in sich die immer neue Gefahr der Gesetzlichkeit. Und wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass „neben und hinter“ den bisher genannten Vertreter*innen eines derartigen Glaubensprofils sich vieles bis ins Extrem radikalisiert hat. 


Exklusive intolerante Bibelauslegung trägt die Gefahr der Sektiererei in sich – und zwar in einem hohen Maß. Und ich bin inzwischen nicht mehr der Meinung, dass an dieser Stelle eine substanzielle Verständigung möglich ist." 

Dr. Michael Diener, Ev. Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

​Diener, M. (2021, September 3). Raus aus der Sackgasse! Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt. 1. Aufl. adeo Verlag, S. 60, S. 72.​

"Ich habe lange Zeit mit dem Eindruck gelebt: Die großen Kirchen haben auf dem Weg in die Moderne manches an Substanz eingebüßt. Sie brauchen die Evangelikalen als Korrektiv, als Ruf zur Bibel. Mit der pauschalen Ablehnung von allem, was evangelikal heißt, schaden sich Kirche und Theologie selbst.

Inzwischen überzeugt es mich nicht mehr, Kritik an den Evangelikalen abzutun mit der Bemerkung, man dürfe negative Randphänomene nicht so hochspielen. Es ist zu einfach, bei allen problematischen Erscheinungen zu sagen: „Das ist nicht wirklich evangelikal, die Extremisten (Trumpianer, Wohlstandsevangelisten, Fundamentalisten etc.) gehören gar nicht richtig zu uns." Viel zu oft wurde das probiert."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Zürich), Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2022, April 7). Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (1. Auflage, S. 335). SCM R. Brockhaus.

 


"Nichts macht den Menschen so radikal blind, taub und ungehorsam, als der sichere Besitz einer unfehlbaren Lehre. (Wilhelm Stählin)
Genau da komme ich her. Mein stolzes Herz und Wesen musste erst geschüttelt und gerührt werden, bis mir dieses Wunder bewusst geworden ist. … Gott hat über seinem Wort gewacht und es in jeder Kulturepoche neu dynamisiert. …

Wie lächerlich sind angesichts dieses Wunders unsere geharnischten Versuche, uns für die reine Lehre zu verkämpfen, die Schrift dem Zugriff der Wissenschaft zu entziehen und vor dem Geist der Aufklärung und der Kontextualisierung zu warnen.

Wer das verstanden hat, lässt sich abrüsten von der Defensive reflexartiger Buchstabenverteidigung und gerät in die unbeschwerte freie Offensive eines vollmächtigen Zeugnisses vom gekreuzigten und auferstandenen und wiederkommenden HERRN."

Jürgen Mette, Theologe und Autor, seit 1993 Vorsitzender des Stiftungsrats der Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor, Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1998-2013 Leiter der Christlichen Stiftung Marburger Medien, 1990-1996 Lehrbeauftragter am Theologischen Seminar Tabor.

 

​Mette, J. (2024). Zum Nachdenken. In Siegfried Zimmer: Texte anderer Autoren, Abgerufen am 11.09.2024, von siegfriedzimmer.de/texte-anderer-autoren

Jürgen-Mette

Jürgen Mette, Marburger Medienhaus (15. Januar 2013)

"Jürgen Mette" by Medienmagazin pro is licensed under CC BY-SA 2.0.

 

 

"Bislang ging ich davon aus, dass zum Beispiel das Apostolische Glaubensbekenntnis … in den Freikirchen gesetzt ist, und dass deshalb von der Historizität der Jungfrauengeburt oder der Himmelfahrt ganz selbstverständlich ausgegangen wird. Ist dem jetzt nicht mehr so? 


Und stimmt es wirklich, dass jetzt auch im FeG-Verbund jede Gemeinde selbst entscheiden darf, ob sie gleichgeschlechtliche Paare traut oder nicht?

Mehr noch treibt mich die Frage um: Was wird eigentlich aus der Glaubensbasis der Deutschen Evangelischen Allianz? Dort wird zum Beispiel bekannt: 
„Die Bibel, bestehend aus den Schriften des Alten und Neuen Testaments, ist Offenbarung des dreieinen Gottes. Sie ist von Gottes Geist eingegeben, zuverlässig und höchste Autorität in allen Fragen des Glaubens und der Lebensführung.“

Das passt natürlich in keiner Weise zu einer Bibel, die veraltete Vorstellungen und Gottesbilder enthält, die in wichtigen historischen Angaben nicht ernst zu nehmen ist, die entgegen ihren eigenen Bekundungen nichts vorhersagen kann und in ethischen Fragen auch dann nicht ernst genommen werden muss, wenn ihre Aussagen eindeutig sind und alle durchgängig in die gleiche Richtung zielen.

Weiter frage ich mich: Wie soll Einheit noch gelingen, wenn zum Beispiel die neutestamentliche Selbstverständlichkeit, dass Jesus im AT vorhergesagt wird [Lukas 24, 25-27], nicht nur abgelehnt, sondern auch noch mit Arroganz und Antisemitismus in Verbindung gebracht wird?

 

Und wie soll Einheit noch gelingen, wenn sich bei der Kreuzestheologie solche Gegensätze auftun … Wir sind hier wohlgemerkt beim innersten und für mich persönlich unaufgebbaren Kern des christlichen Glaubens angelangt. Es ist der stellvertretende Opfertod Jesu, der mich bei jedem Abendmahl bewegt und mich mit meinen Mitchristen verbindet.

Welche Konsequenz wird es für die evangelische Allianz und ihre Einheit haben, wenn nun auch Vertreter des BEFG und des FeG-Verbunds diese allerwichtigste verbindende Glaubenswahrheit öffentlich verwerfen?

Was wird aus der evangelikalen Bewegung, den evangelikalen Werken (wie zum Beispiel der AEM) und den evangelikalen Großveranstaltungen, wenn man sich nicht einmal mehr auf diesen innersten Kern des Evangeliums einigen kann? …

Ich kann im Moment jedenfalls nicht anders als zu schlussfolgern: Damit ist dann wohl die missionarische Erfolgsgeschichte einer evangelikalen Bewegung, die Differenzen in den Randfragen aushalten konnte, weil sie in den wesentlichen Kernfragen übereingestimmt hat, Geschichte. Ich hoffe, ich täusche mich. Ich würde mich riesig freuen.

Ja, ich weiß: Jesus hat alles unter Kontrolle. ER wird seine Kirche trotz aller Rückschläge bauen. Ich weiß: Ich soll mir keine Sorgen machen, Hoffnung verbreiten und zuversichtlich in die Zukunft schauen, weil Jesus ganz sicher zu seinem Ziel kommen wird.

Morgen werde ich all das wieder tun. Aber heute trauere ich, dass ein weiteres Stück meiner evangelikalen Heimat verloren geht und damit auch eine Segensgeschichte abzubrechen droht, von der ich selbst so sehr profitiert habe."

Dr. Markus Till, Biologe am Universitätsklinikum Tübingen, Buchautor und Blogger, Stellv. Vorsitzender des Netzwerks Bibel und Bekenntnis.

 

​Till, M. (2021, September 10). Glauben – lieben – hoffen. Aber was? Blog: Aufatmen in Gottes Gegenwart. Abgerufen am 08. August 2024, von blog.aigg.de/?p=5819

Copyright Andrea Waghubinger 

"Meine Herren, es wackelt alles"

Prof. Dr. Ernst Troeltsch, Ev. Theologe, Professor für Systematische Theologie an den Universitäten Bonn Heidelberg u. Berlin.

​Troeltsch, E. (1896, 5. Oktober). Eisenacher Tagung „Freunde der Christlichen Welt“. In W. Köhler (Hrsg.), Ernst Troeltsch (S. 1). J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). (1941).​

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"Es ändert sich gegenwärtig alles. Wirklich alles ist im Fluss, in einer tiefen Veränderung. Die Gewissheiten sind alle dahingeschmolzen ...

 

Das Theologiestudium gehört heute zu den letzten Abenteuern der Menschheit. Nie war es aufregender, und nie wird es spannender sein ... für einen pastoralen Dienst, der anders sein wird, als er in den letzten 500 Jahren war."

[Transkript Instagram-Video: Es gilt das gesprochene Wort.]

Prof. Dr. Volker Gäckle, Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Professor für Neues Testament und Rektor der Internationalen Hochschule Liebenzell.

Gäckle, V. (2025, März 7). Vortrag auf dem Kongress Christlicher Führungskräfte (KCF) – IDEA e.V. [Instagram-Video]. Abgerufen am 8. März 2025, von instagram.com/p/DG6GiF4ORRh/

"Die Welt hat sich in den letzten 20 Jahren in einer dramatischen Weise verändert. Zukunftsforscher, Sozialwissenschaftler und Trendanalysten sprechen davon, dass wir in einer Zeitenwende leben. Ähnlich wie vor 500 Jahren, als Martin Luther in eine neue Welt aufbrach, ändert sich gerade unsere gesamte Lebenswirklichkeit."

Pfarrer Alexander Garth, Autor, 1999 Gründer der Jungen Kirche Berlin - Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Bereichsleiter der Berliner Stadtmission.

​Garth, A. (2021). Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat. 1. Aufl. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig, S. 12.

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Daniela-Marlin Jakobi | Evangelische Landeskirche in Baden (Instagram | 2. Oktober 2024)

Evangelische Landeskirche in Baden | Daniela-Marlin Jakobi. (2024, Oktober 2). Buch- und Podcastempfehlungen von Creatorin Daniela [Instagram-Beitrag]. Überallkirche, Instagram-Account der Evangelischen Landeskirche in Baden. Abgerufen am 7. Oktober 2024, von instagram.com/p/DAnRie9tU1S/

 

 

"EVANGELISCHE LANDESKIRCHE IN BADEN

​AUFKLÄRUNG ,
DEKONSTRUKTION &
ERFAHRUNGEN ZU
FUNDAMENTALISTISCHEN
FREIKIRCHEN


Buch- und Podcastempfehlungen von Daniela Jakobi 

BUCHEMPFEHLUNGEN:

"WENN DER GLAUBE NICHT MEHR PASST" – MARTIN BENZ
"WEITERGLAUBEN" – THORSTEN DIETZ

PODCASTEMPFEHLUNGEN
•    „Worthaus Podcast" - Worthaus
    „Das Wort & das Fleisch" - Worthaus
    „Movecast" - Martin Benz
    „Hossa Talk“ - Jay Friedrichs, Marco Michalzik & Gofi Müller
    „Schöner glauben“ - Jason Liesendahl
    „Bibelfundamentalismus“ - Jens Stangenberg
    „Secta“ - Fabian Maysenhölder"

Daniela-Marlin Jakobi | Evangelische Landeskirche in Baden. (2024, Oktober 2). Buch- und Podcastempfehlungen von Creatorin Daniela [Instagram-Beitrag]. Überallkirche, Instagram-Account der Evangelischen Landeskirche in Baden. Abgerufen am 7. Oktober 2024, von instagram.com/p/DAnRie9tU1S/

 


"Dekonstruktion ist ein zentraler Ansatz unserer heutigen postmodernen Zeit. So ist es auch nicht mehr nur in Kreisen üblich, die man herkömmlicherweise als „theologisch liberal“ bezeichnet hat, zentrale theologische Wahrheiten zu „dekonstruieren“, also zu hinterfragen, umzudeuten und gegebenenfalls ganz aufzugeben. 

Auch unter Evangelikalen sind früher unantastbare Glaubensinhalte nicht mehr selbstverständlich. Theologisch steht vieles zur Disposition wie etwa die Inspiration, Wahrheit und Einheit der Heiligen Schrift, die vollkommene Sündhaftigkeit des Menschen, die Jungfrauengeburt, das stellvertretende Sühneopfer des Mensch gewordenen Gottessohnes, der doppelte Ausgang des Endgerichts zu ewigem Leben mit Gott oder ewiger Trennung von Gott. 
Auch im ethischen Bereich kommt es zu grundlegenden Neubewertungen, beispielsweise im Blick auf … Homosexualität. 


Man müsse, so häufig die Argumentation, traditionelle theologische Deutungen im Licht heutiger Erkenntnisse neu beurteilen. Durch einen solch „neuen Blick“ auf bisher missverstandene oder falsch angewendete biblische Texte könnte man dann auch angemessener auf die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen reagieren und somit die Relevanz des Glaubens wieder deutlicher machen. 
In dieser Hinsicht sei es vielfach notwendig, sperrige, unbequeme und mit vorherrschenden kulturellen Empfindungen in Konflikt stehende Aussagen der Heiligen Schrift auszublenden, umzudeuten oder der beschriebenen Neubewertung zu unterziehen. …


Die Emanzipation von klassischen theologischen Positionen wird häufig mit einem positiven Anliegen begründet: Man will Menschen den Zugang zum christlichen Glauben erleichtern und missionarische Hindernisse aus dem Weg räumen. …
Man denkt also, dass säkularisierte Zeitgenossen einen einfacheren Zugang zu christlichen Gemeinden finden, wenn man Lehren wie den Sühneopfertod Jesu, seine leibliche Auferstehung, seine Geburt von einer Jungfrau oder die völlige Sündhaftigkeit des Menschen nicht mehr im klassischen Sinn vertritt. 


Doch das Gegenteil ist der Fall: Die Hoffnung, durch Anpassung der Botschaft mehr Kirchenferne für den christlichen Glauben zu gewinnen, erweist sich kontinuierlich als Illusion. Glaubensinhalte aufzugeben, die potenziell als rückständig oder abstoßend empfunden werden könnten, führt gerade nicht zu sichtbaren missionarischen Erfolgen. …


Allerdings wachsen Gemeinden nicht automatisch, nur weil sie theologisch konservativ sind. Manche Arten von Konservativismus sind ebenso wenig förderlich – beispielsweise dann, wenn sie sich zu sehr mit theologischen Nebensächlichkeiten, Strukturfragen, kulturellen Gestaltungsformen oder politischen Positionierungen verbinden. Davon zeugen die vielen (frei-) kirchlichen Gemeinschaften, die trotz konservativen Bekenntnissen stagnieren oder schrumpfen …


Wirksamer Gemeindeaufbau wurzelt in einer Haltung, die man im Umgang mit der Bibel als „konservativ“ bezeichnen kann, die jedoch jenseits von Konservativismus dem gegenwärtigen Kontext offen zugewandt ist und immer wieder neue Wege sucht, wie der für alle Zeiten gültige Inhalt des Evangeliums unter aktuellen Bedingungen so plausibel wie möglich geglaubt, gelebt und kommuniziert werden kann. …

Wachsende Gemeinden begegnen den missionarischen Herausforderungen, die sich in einem dem christlichen Glauben skeptisch bis ablehnend gegenüberstehenden Umfeld stellen, nicht mit inhaltlicher Anpassung an die Mehrheitsgesellschaft, sondern mit einer leidenschaftlichen, durchdachten, kontextsensiblen und ausgewogenen Kommunikation des zu allen Zeiten gültigen Evangeliums. …


Daraus ergeben sich überragende Perspektiven: Wer Jesus vertraut, hat Anteil an seinem Tod und erhält so die Gerechtigkeit, mit der wir vor Gott bestehen können (2Kor 5,21). Wer sich im Glauben an Jesus bindet, hat Anteil an seiner Auferstehung und erhält so einen Platz in der himmlischen Welt (Eph 2,6) und eine sichere, lebendige Hoffnung (1Petr 1,3). 


Die Beziehung zu Gott, dem Schöpfer, wird wiederhergestellt aus Gnade durch den Glauben und völlig unabhängig von guten Werken und religiöser Leistung (Gal 2,16). Wir, die eigentlich Unannehmbaren, werden als geliebte Töchter und Söhne in Gottes Familie hinein adoptiert (Gal 4,5-7). Gottes „amazing grace“ gibt uns eine völlig neue Identität. …


Die von Jesus bewirkte Erlösung ist gewaltig. Und sie hat gewaltige Auswirkungen auf unser ganz persönliches Leben. Wenn wir das Evangelium angenommen haben und diese Gute Nachricht uns durchdringt, kann und wird das nicht ohne Folgen bleiben: Unser Leben ist „neu geworden“, deshalb können und sollen wir jetzt auch mit großer Hingabe „ein neues Leben führen“ (Röm 6,4; NGÜ).

Gott hat uns bedingungslos angenommen. Durch seinen Geist werden wir von innen her erneuert. Das verändert unsere Haltung und unsere Handlungen. …


Gott ist da und er liebt diese Welt mit großer Leidenschaft. Diese Liebe, mit der Gott uns geliebt hat, spiegelt sich in einem leidenschaftlichen Herzschlag für Gottes Mission. Das Evangelium der Liebe Gottes motiviert dazu, sich dem Bösen im Gebet entgegenzustellen, der Evangelisation hohe Priorität einzuräumen und konkrete Angebote einzurichten, die es leichter machen, Außenstehende mit dem Glauben in Berührung zu bringen."

 

Prof. Dr. Stefan Schweyer, Professor für Praktische Theologie an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) Basel.

Prof. Dr. Philipp Bartholomä, Professor für Praktische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule (FTH) Gießen.

​Schweyer, S., & Bartholomä, P. (2023, März 3). Gemeinde mit Mission: Damit Menschen von heute leidenschaftlich Christus nachfolgen. Brunnen Verlag Gießen.

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"Wir kommen mit der bisherigen Form der Kirche ans Ende" ... Denn Kirche und das, für das sie steht, erscheint immer mehr Menschen für ihr Leben irrelevant und überflüssig.

 

Prof. Dr. Michael Herbst, Ev. Theologe, seit 1996 Professor für Praktische Theologie an der Universität Greifswald.

Herbst, M. (2023, Oktober 4). Michael Herbst sieht bisherige Form der Kirche am Ende. evangelische-zeitung.de, Abgerufen am 12. Juni 2024, von evangelische-zeitung.de/michael-herbst-sieht-bisherige-form-der-kirche-am-ende​

"Bevor Richard Rorty vor 15 Jahren starb, galt er als der bedeutendste lebende Philosoph" (12. 2. 2023, taz.de/Posthumes-Buch-von-Richard-Rorty/!5912343)  

Bild:  overland.org.au/2017/07/language-and-terror-remembering-richard-rorty  (24 JULY 2017)

 

 

"Wäre ich ein fundamentalistischer Christ, wäre ich entsetzt von dieser wischi-waschi Version des christlichen Glaubens. Doch weil ich ein Ungläubiger bin, der sich vor der Barbarei vieler fundamentalistischer Christen fürchtet (z.B. vor ihrer Homophobie), heiße ich theologischen Liberalismus willkommen.

Vielleicht werden die liberalen Theologen einmal so eine wischi-waschi Version des Christentums entwickeln, dass niemand mehr Interesse daran hat, Christ zu sein. Wenn dem so wäre, dann wäre etwas verloren gegangen. Doch höchstwahrscheinlich hätten wir noch mehr gewonnen."

Prof. Dr. Richard Rorty, Philosoph. Princeton University, University of Virginia u. Stanford University.

​Rorty, R. (2003, Juli). Truth, Evil, and Redemption. Interview Magazin Modern Reformation, Juli/August Vol. 12 No. 4, 2003.

"Es ist ein Fehler, der häufig von gebildeten Menschen ... gemacht wird, zu glauben, dass der Fundamentalismus eine neue und merkwürdige Form des Denkens ist. Das ist keineswegs der Fall. Vielmehr ist er das teilweise und wissenschaftlich nicht ausgeformte Überleben einer Theologie, die einmal weltweit von allen Christen vertreten wurde.

Wie viele gab es zum Beispiel in den christlichen Kirchen des achtzehnten Jahrhunderts, die die unfehlbare Inspiration der gesamten Schrift anzweifelten? Einige wenige vielleicht, aber nur sehr wenige.

Nein, der Fundamentalist mag sich irren, und ich glaube, dass er sich irrt, aber wir sind es, die von der Tradition abgewichen sind, nicht er. … Die Bibel und das corpus theologicum der Kirche sind auf der Seite der Fundamentalisten."

Prof. Dr. Kirsopp Lake, anglikanischer Theologe, Professor für neutestamentliche Exegese an der Universität Leiden und Professor für altchristliche Literatur und Kirchengeschichte an der Harvard University in Cambridge, USA.

​Lake, K. (1926). The Religion of Yesterday and Tomorrow (S. 61). Boston: Houghton.

 


"Homophob, selbstgerecht, geistig arm: Die Evangelikalen sind die Buhmänner unter den Christen. Die Wirklichkeit ist ein bisschen komplizierter.

 

Die Evangelikalen sind aus unterschiedlichen Gründen in weiten Kreisen unpopulär, und natürlich sind sie selbst schuld daran. Schlecht zu ertragen ist aber die Arroganz, mit der man ihnen begegnet, sei es – diskret – in der Volkskirche, sei es weniger diskret im säkularen Rest.

 

Die Evangelikalen, das sind in den Augen der meinungsbildenden Akademiker und Halbbildungsbürger die Naiven unter den Religiösen, diejenigen, die noch nicht zu den Segnungen der Abstraktion gefunden haben, geistig Arme, die mehr Spektakel brauchen und buntere Bilder.

 

Soweit der einfache Teil. Der schwierigere: Der Begriff „evangelikal“ ist ungefähr so weit wie „gläubig“. … Die Evangelikalen sind der Stachel im Fleisch der Kirche, das macht sie nicht beliebt, notwendig sind sie trotzdem."


Friederike Gräff, seit 2006 Redakteurin - taz Hamburg, freie Mitarbeiterin u.a. für ZEIT u. Süddeutsche Zeitung.

​Gräff, F. (2014, Februar 14). Christlicher Fundamentalismus, Stark im Glauben. taz, Abgerufen am 12.08.2024, von taz.de/Christlicher-Fundamentalismus/!5048455/

Glaubensbekenntnis

Copyright Thomas Plaßmann

"Bei den Berichten, die wir in den Evangelien lesen, ... sind wir ... besonders kritisch. Woher kommt das?

Hier spielen sicher zwei Gründe eine Rolle. Zum einen passt vieles, was in den Evangelien berichtet wird, nicht in unser gegenwärtiges westliches Weltbild. Alles sogenannte Übernatürliche, also Heilungen, Wunder, Prophetien und alles nicht sofort Erklärbare, wird von vielen unserer Zeitgenossen von vornherein abgelehnt.

Das ist eine typisch westliche Erscheinung aufgrund des sogenannten naturwissenschaftlichen Weltbilds. In vielen anderen Kulturen rechnet man ganz natürlich mit sogenannten übernatürlichen Dingen.

Und auch im Westen ist man unter dem Einfluss der modernen Physik und der Weiterentwicklung der Wissenschaft viel vorsichtiger geworden mit grundlegenden Urteilen über das, was möglich ist und was nicht. Diese Erkenntnis hat noch nicht alle Zeitgenossen erreicht, wird sich aber längerfristig sicher durchsetzen. ...

 

Die Kritik an den neutestamentlichen Texten hat jedoch neben dem Grund, dass vieles nicht in unser zeitbedingtes und einseitiges westliches Weltbild passt, noch eine weitere Ursache. Und die liegt in der Brisanz der ganzen Sache.

Denn wenn das stimmt, was von Jesus berichtet wird, dann hat das automatisch Konsequenzen für unser Leben. Und die sind nicht immer angenehm. Der Anspruch, den Jesus erhebt, ist unbequem.

Wenn das wahr ist, was er sagt, dann kann man sich nicht einfach an Jesus vorbeimogeln. Dann muss man sich seinem Anspruch stellen. Und das hat Auswirkungen in allen Bereichen der Lebensgestaltung. Das passt uns vielfach nicht. Das ist zu herausfordernd.

 

Ich glaube, dass hier der tiefste Grund für die innere Abwehrhaltung gegenüber der Bibel liegt. Ein bisschen Religion ist okay. Aber konsequente Nachfolge eines Jesus, der wirklich von Gott kommt und einen Anspruch auf unser Leben hat, so wie das Neue Testament es sagt, das ist eine ganz andere Sache. Das würde sehr viel kosten."

Prof. Dr. Dr. theol. Roland Werner, Bibelübersetzer, Buchautor, seit 2016 Professor für Theologie im globalen Kontext an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg. 2011-2015 Generalsekretär des CVJM-Deutschland.

PD Dr. theol. Guido Baltes, PD für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg, Lehrauftrag am MBS-Bibelseminar Marburg und der Evangelischen Hochschule Tabor.

​Werner, R., & Baltes, G. (1992). Faszination Jesus: Was wir wirklich von Jesus wissen können. Gießen: Brunnen Verlag. (5. Edition 2019).

 


"Wenn wir mit den Worten der Bibel leben, dann wird sich Gott uns irgendwann unausweichlich von einer Seite zeigen, die so gar nicht licht- und liebevoll, sondern unbegreiflich dunkel zu sein scheint. Oft steht sie in Konflikt mit den Werten der uns umgebenden Gesellschaft. …
Manche Gebote im Alten Testament, aber auch manche Weisungen im Neuen Testament empfinden wir heute als hart, ja diskriminierend. Solche Fremdheitsmomente beschränken sich nämlich nicht auf das Alte Testament. …

Um sie zu kompensieren, hat sich in der Theologie eine einfache Lösung etabliert. Sie sagt: »Das waren Menschen, die das geschrieben haben; das sind nur menschliche Vorstellungen. Sie sind exakt die entbehrliche, zeitbedingte ›Schale‹, aus der der ›Kern‹ herauszuschälen ist. Denn in Wirklichkeit ist Gott ganz anders.« Das klingt supereinfach und einleuchtend – warum also nicht? …

Es ist willkürlich, zu sagen: Das eine ist von Menschen, denn es gefällt uns nicht; das andere ist Offenbarung, denn es gefällt uns. Wir nehmen die Schere und basteln uns ein Gottesbild, das in die Rolle passt, die ein anständiger Gott nach unserer Meinung in der Welt gefälligst zu spielen hat.

Das ist ein Übergriff in Gottes Identität, denn sein Zorn ist genauso Gegenstand von Offenbarung (vgl. Röm 1,18) wie seine Liebe und wie die anderen Eigenschaften Gottes. Das Gottesbild, das dabei herauskommt, ist das einer Liebe, die letztlich alles gelten lässt. …

In Zeiten des weggewischten Horizontes ist Gott aus der Gesellschaft exkulturiert. Sie gibt sich ihre Werte im Diskurs selbst. … In der säkularen Welt ohne Gott und ohne Horizont übernimmt die auf sich selbst geworfene Gesellschaft die Rolle der Kirche. Sie sakralisiert sich selbst als die eine heilige, allumfassende Gesellschaft, die das Gute definiert und vorgibt und die Ketzer bestraft. … Man kann beobachten, wie sie dabei bis zur Unerträglichkeit dogmatisch, päpstlich-unfehlbar und inquisitorisch wird. … 

Im Urteil dieser heiligen Gesellschaft ist der Gott der Bibel einfach nur unmoralisch. Ein Gott, der richtet? Wir sind die, die richten! Ein Gott, der Gebote gibt? Wir gebieten, welche Haltung opportun ist und welche nicht! Ein Gott, der Menschen in ihrem Handeln begrenzt? Wenn hier jemand etwas delegitimiert, dann wir! Allein die Rede von der Liebe ist noch passabel, vorausgesetzt, sie schließt das Sexuelle ein. …

All dies sind inzwischen auch Fragen der Gemeinde.

Und für die Gemeinde sind das Anfechtungen. Anfechtung, in der Entscheidung zu stehen zwischen der Abschottung von der Gesellschaft und der Treue zu Gott oder umgekehrt zwischen der Nähe zur Gesellschaft und einer damit unumgänglichen Distanzierung von Gott. Anfechtung, weil Gottes Offenbarung sich an diesen dunklen Stellen nicht besonders gut anfühlt – für geistliche Wellness völlig ungeeignet. …

Nichts liegt näher, als auszuweichen und zu sagen: Das waren Menschen, die das geschrieben haben. Oder mit Johann Salomo Semler: Hier hat Gott sich akkommodiert, d. h., er hat sich den Menschen mit ihren zeitbedingten Vorstellungen angepasst, was jetzt durch die Vernunft überholt ist. Eine solche Lösung bestätigt die Gesellschaft in ihrem Selbstbild. Sie erschafft einen Gott, der uns nicht gefährlich werden kann. …

Gott hält uns aus … Das alles hält er aus – und auch unseren empörten, wütenden, angstbesessenen »verborgenen Menschen«. Gott hätte sich abwenden können, aber stattdessen wendet er sich uns zu. Er hätte uns allein lassen und endgültige Distanz von der Menschheit nehmen können, aber er bleibt. … Er hält unseren homo absconditus aus – all die Wut und Angst …


Ort des Geschehens: der Hügel Golgatha, 33 n. Chr. … »Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt« (Jes 53,5b) … Der gerechte Gott – jetzt ist er unser Vater. Das war sein Ziel.

Er sieht uns jetzt an »in Christus«; er kleidet uns in ihn wie in ein kostbares Gewand: innen ich, außen Jesus. »Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen« (Gal 3,26-27). »Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden« (2Kor 5,17). 


Das ist Liebe, wahrhaftige Liebe und nicht nur Schönwetter-Liebe, die den anderen zum eigenen Genuss nur von seiner Sonnenseite sehen will. Sie drückt nicht beide Augen zu, sondern erweist sich in der mit sich selbst völlig konsequenten Selbsthingabe Gottes – und genau das macht sie glaub-würdig. Es ist kein Zufall, dass sich das Wort erst im Neuen Testament findet: »Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm« (1Joh 4,16). 
Was Gottes Liebe bedeutet, können wir nirgendwo besser als am Kreuz erkennen. Es ist im Neuen Testament die Grundlage unserer Rettung und Versöhnung, unserer Identität als Kinder Gottes. Und stets ist die Formel dabei: »Er – für uns«. …

Manches, das wir bauen, wird Ewigkeitswert haben. ... Was wir bauen, ist in den meisten Fällen nicht perfekt, und wir dürfen uns damit aussöhnen, nicht perfekt zu sein. Jesus weiß das sowieso, weil er uns kennt, wie wir wirklich sind. Dennoch liebt er uns! Und dies dürfen wir auch den anderen Geschwistern im Glauben erst einmal zugestehen, wenn wir auf Differenzen stoßen. …


Ein anderer als der echte Gott kann uns … nicht helfen." 

Dr. theol. Gerrit Hohage, Pfarrer Ev. Kirchengemeinde Gundelfingen.​

​Hohage, G. (2024, März 22). Tief verwurzelt glauben: Wie man heute christlich denken kann. SCM R.Brockhaus.

 

 

 

"Im heutigen Christentum gibt es zwei Lager, die ich als „Progressive“ und „Konservative" bezeichnen möchte. 
Im Bick auf dem gegenwärtigen Zustand der Kirche fragen die Progressiven: Wie können wir uns am besten an die kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen, die wir derzeit erleben, anpassen. Welche Teile unseres christlichen Erbes können dabei als unnötiger Ballast betrachtet werden, der uns daran hindert, das Christentum in unserer Zeil relevanter werden zu lassen? 
Die Konservativen dagegen stellen Fragen wie diese; Was muss sich ändern, damit das Christentum zu seinen ursprünglichen Maßstäben zurückfindet? Wie können wir biblische Prinzipien in unserer Zeit umsetzen, statt sie aufzuweichen oder gar aufzugeben?

Während viele Vertreter dieser beiden Gruppen ihre besten Energien einsetzen, um die Position des „gegnerischen Lagers“ zu bekämpfen, fragen immer mehr Menschen: Schließen sich diese beiden Positionen wirklich gegenseitig aus? … 


Alle Entdeckungen weisen in die gleiche Richtung. Die Kirche benötigt weitaus mehr als ein Upgrade, das lediglich die äußere Form betrifft. Was wir brauchen, ist nicht weniger als eine Wiederentdeckung der christlichen DNA, wie sie in der Bibel zum Ausdruck gebracht wird. Und dies gilt ausdrücklich sowohl für konservative als auch progressive Gruppen."

Christian Andreas Schwarz, Publizist u. Ev. Theologe.

Schwarz, C. A. (2020, Januar 13). Gott ist unkaputtbar: 12 Antworten auf die Relevanzkrise des Christentums (2. Edition, S. 15 f.). Gerth Medien.


"I have a dream. Ich träume von einer Kirche, die christliche Einheit lebt und gleichzeitig Vielfalt auf allen Ebenen fördert. Ich träume von dieser Kirche, weil genau solch eine Einheit Menschen zu Jesus zieht (Joh 17,20-23). Eine Kirche, in der Einheit und Vielfalt Hand in Hand gehen, ist die beste Einladung für den christlichen Glauben.

Die Realität ist aber eine andere. Wir leben in einer Art Albtraum.

Einerseits driftet die Christenheit immer weiter auseinander. Es entstehen mehr und mehr christliche Splittergruppen, die verschiedenen Lager bekämpfen sich unentwegt und die Debatten um das „wahre Christsein“ werden immer verbitterter. Die Kirche Jesu ist nur noch selten als Einheit erkennbar.

Auf der anderen Seite verkommt die Botschaft der Kirche oft zu einer Plattitüde. Der Einsatz für Vielfalt geschieht oft auf Kosten der christlichen Botschaft. Die Stimme der Kirche ist dann kaum noch von anderen gesellschaftlichen Stimmen zu unterscheiden. Die Kirche Jesu hört auf, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Ist christliche Einheit also nur ein Wunschtraum? Nicht unbedingt. …

Im Kern geht es um Folgendes: Christliche Einheit wird überall dort möglich, wo an der Wahrheit der Bibel festgehalten und gleichzeitig die eigene begrenzte Perspektive auf diese Wahrheit anerkannt wird.
Christliche Einheit braucht einerseits das Festhalten an der biblischen Offenbarung als zuverlässige Richtlinie für Lehre und Leben. Wo die Bibel nicht mehr norma normans, also normierende Norm für Glauben, Theologie und Ethik ist, verkommt die Einheit zur Beliebigkeit. Genauso wichtig ist aber, dass die eigene begrenzte Perspektive auf diese Wahrheit anerkannt wird.

Gerade das Predigerbuch macht deutlich, dass wir Menschen „unter der Sonne“ leben und die Wirklichkeit immer nur aus einem bestimmten Blickwinkel wahrnehmen. Wir sind in der Perspektivität gefangen, erkennen deshalb nur teilweise. Unsere Erkenntnis bleibt „Stückwerk“ (1Kor 13,9-10). Wird das übersehen, so verkommt die christliche Einheit zur gesetzlichen Einheitlichkeit.


Wir brauchen also beides: das Festhalten an der Wahrheit der Bibel und das ebenso betonte Eingestehen, dass unsere eigene Perspektive auf diese Wahrheit begrenzt, stückhaft und unvollständig ist. …

Bemerkenswerterweise ist die Bibel selbst ein Modell für diese Einheit. Sie besteht aus vielen verschiedenen Büchern mit unterschiedlichen Betonungen, Perspektiven und Aussagen. Und doch ist sie ein Buch mit einer zusammenhängenden Botschaft. Diese Einheit wird erreicht, indem die verschiedenen Stimmen miteinander im Dialog sind. Sie brauchen einander als eine Art kontrapunktisches Gegenüber. Jede einzelne ist für die Gesamtbotschaft notwendig.

Das Mandat des biblischen Kanons liegt damit auf der Hand: Einheit ist dort möglich, wo man sich auf die Vielfalt an Stimmen einlässt und diese Pluralität für die Gesamtbotschaft des christlichen Glaubens fruchtbar macht – ohne dadurch die zentralen Botschaften des christlichen Glaubens zu negieren.

Ich habe den Traum der christlichen Einheit noch nicht aufgegeben – allen momentanen Entwicklungen zum Trotz! Und ich habe zumindest für mich persönlich entschieden, dass ich zuallererst für diese Einheit und nicht gegen den anderen kämpfen will.
I (still) have a dream …"

Stephanus Schäl, Ev. Theologe, seit 2013 Dozent für Altes Testament Bibelschule Brake.

​Schäl, S. (2023, Frühjahr). Zwischen Einheit, Einheitlichkeit und Beliebigkeit – Ein Plädoyer für echte Einheit in der Kirche Jesu. Zeitschrift Aufatmen 2/23, 52-58 & Aufatmen 3/23. SCM Bundes-Verlag 2023.

Stephanus Schäl, Ev. Theologe (LinkedIn, Stand Mai 2024)


"Als im Mittelalter der große Glaubensstreit entbrannte, stand Luther eines Tages vor dem Reichstag zu Worms. Alle weltliche und geistliche Macht war da mit großer Pracht versammelt. Und dann wurde er aufgefordert, er sollte alles, was er je geschrieben hatte, zurücknehmen. Und was hat er geantwortet?

»Man soll mir aus der Bibel nachweisen, dass ich geirrt habe. Dann will ich widerrufen. Sonst nicht.«"

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.

Busch, W. (1944, März 5.). Predigt am Sonntag Invokavit.

 


"Wenn die Öffentlichkeit ständig einseitig und gezielt verzerrt unterrichtet wird, dann spricht man von Kampagnen. Eine Kampagne ist also die vorsätzliche Weitergabe von manipulierten Informationen. Nicht weit davon entfernt ist das, was man Desinformation nennt. Desinformation ist die bewusste oder unbewusste Weitergabe oder Zurückhaltung von Informationen, die beim Empfänger eine falsche Meinungsbildung bewirken sollen.

Seit etwa einem Jahr hat man in Deutschland den Eindruck, dass gewisse Medien sich auf die Evangelikalen einschießen. Keine Frage, dass es auch bei diesen Christen Dinge gibt, die mit Recht zu kritisieren sind.
Aber darum geht es in diesem Fall nicht. Diese Christen werden hauptsächlich deswegen angegriffen, weil sie sich in ihrem Glauben, ihrem Denken und ihrem Leben an der Bibel als dem unfehlbaren Wort Gottes orientieren. Fast automatisch werden sie als Fundamentalisten abgestempelt …

Wie sollen die Gescholtenen nun darauf reagieren? Jedenfalls nicht, indem sie Gleiches mit Gleichem vergelten, oder Diffamierung mit Polemik und Oberflächlichkeit mit Pauschalurteilen beantworten. Nein, aber die Christen sollen sich auch nicht resigniert aus der Welt zurückziehen (was praktisch sowieso nicht möglich ist), sondern sie sollen ihren Herrn aktiv nachahmen.


„Er wurde beleidigt und schimpfte nicht zurück, er litt und drohte nicht mit Vergeltung, sondern überließ seine Sache dem, der gerecht richtet“ (1Petr 2,23). Er selbst betete noch für seine Feinde, als sie ihn lebendig ans Kreuz genagelt hatten. Seinen Jüngern empfahl er generell: „Segnet die, die euch verfluchen! Betet für die, die euch beleidigen!“ (Lk6,28)

Darum dürfen unsere Äußerungen nicht von Ärger und Protest gekennzeichnet sein. Unser Herr verlangt allerdings auch nicht, dass wir Unrecht schweigend dulden. Er selbst sagte zu dem, der ihm beim Verhör ins Gesicht geschlagen hatte: „Wenn ich etwas Unrechtes gesagt habe, dann beweise es mir! Bin ich aber im Recht, warum schlägst du mich dann?“ (Joh 18,23)

Wir sollen schon Stellung nehmen, aber mit Liebe und Wahrheit, Konsequenz und Mut. Die folgenden Aufzählungen wollen darum keine Empörung hervorrufen, sondern Gebet und die Gesinnung, die der Herr seinen Jüngern gegenüber in seiner Endzeitrede so ausdrückte: „Wenn das alles anfängt, dann hebt den Kopf und richtet euch auf, denn dann ist eure Erlösung nicht mehr weit“ (Lk 21,28)."

​​

Karl-Heinz Vanheiden, Physiker, Autor und Bibelübersetzer (NeÜ), Mitglied im Ständigen Ausschuss des Bibelbundes, von 1998 bis 2013 Schriftleiter der Bibelbund-Zeitschrift Bibel und Gemeinde.

Vanheiden, K.-H. (2007, August). Biblisch Glauben, Denken, Leben (BGDL), 76, S. 4. SCM Hänssler.

 


 

Karl-Heinz_Vanheiden

Karl-Heinz Vanheiden, Physiker, Bibelübersetzer (2020)

Karl-Heinz Vanheiden 2020“ von H. Vanheiden-Böhm lizenziert CC BY-SA 4.0.

 

 


"Ich bin es satt, dass man Christen immer nur für Dinge kennt, gegen die sie sind."

​Dr. Rick Warren, US-amerikanischer baptistischer Pastor und Buchautor (Leben mit Vision - The Purpose Driven Life, weltweite Auflage: 50 Millionen).

Warren, R. (2006, September). In SPIEGEL spezial, „Weltmacht Religion,“ S. 33.

 

"Es ist, wie wenn sie auf der Titanic die Liegestühle ordentlich ausrichten, während das Schiff sinkt."

Warren, R. (2006, November 10). Willow-Creek-Leitungskongress in Bremen. Abgerufen 2006, von baptisten.org​

 


"Es muss alles stimmen, bis aufs I-Tüpfelchen, und wenn nicht alles, auch das I-Tüpfelchen nicht stimmt, dann ist alles falsch. Das ist heidnische Philosophie, und das ist in der Vergangenheit ein Einfallstor des Teufels gewesen, mit dem er biblische Theologie buchstäblich madig gemacht hat."

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor, Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

 

Hempelmann, H. (2004, Juli 1). Nicht auf der Schrift, sondern unter ihr: Grundsätze und Grundzüge einer Hermeneutik der Demut (2. Aufl., S. 108). Bad Liebenzell: Verlag der Liebenzeller Mission.

 


"Es zeigt sich, wie verführerisch und gefährlich ein rationalistisches, philosophisch-heidnisches, der Domino-Theorie (auch der Chicago-Erklärung) zugrunde liegendes Wahrheitsdenken ist.
Wir dürften der Auferstehungsbotschaft und das heißt dem Evangelium (IKor 15,3) nicht mehr glauben, wenn wir annehmen müssten, dass ein einzelnes Wunder Jesu vielleicht eher nicht geschehen oder falsch berichtet ist.

Wir müssten am Evangelium vom auferstandenen und für mich gekreuzigten Gottessohn zweifeln, weil wir an einem Detail der Bibel, etwa der Hineinführung aller Stämme in das Gelobte Land, Zweifel haben?

Ich darf Jesu Anspruch, das Wort Gottes, der Messias, der Menschensohn zu sein, ich darf das Wort Gottes, das mich durch die Bibel hindurch erreicht, womöglich nicht als solches ernst nehmen und für mich wahrnehmen, weil ich ggf. in meinem intellektuellen Gewissen darin gebunden bin und es nicht anders denken und sehen kann, als dass ein bestimmtes Jesus-Wort nicht von ihm stammt, sondern auf einen Interpretationsakt der nachösterlichen Gemeinde zurückgeht?"

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor, Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

Hempelmann, H. (2001). Gemeinsame Liebe. Wie Evangelikale die Autorität der Bibel bestimmen (S. 53–54). Bad Liebenzell: Verlag der Liebenzeller Mission.

 


"So ist die Landnahme des verheißenen Landes eine grundlegende Heilstat Gottes. Es ist keine historische Darstellung, sondern eine Mut machende Darstellung des Glaubens der Israeliten."

KiMat – Das Magazin für die Arbeit mit Kindern | Evangelischer Gnadauer Gemeinschaftsverband e.V. 

KiMat. (2006). Erklärungen zum Text. In KiMat (Heft 3, Januar-März, S. 14), herausgegeben vom Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband e.V.


"Mit dem neuen Wissen begann ich, die biblischen Berichte über Jesus mit anderen Augen zu lesen. Ich spürte mit einer Art sechstem Sinn, wo Erzählungen legendenhaft ausgeschmückt waren und wo der wahre, ganz lebendige Kern ist."

Pfarrer Werner Tiki Küstenmacher, Ev. Theologe, Autor und Karikaturist.

​Küstenmacher, W. T. (2008, September 22). JesusLuxus: Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens (S. 16). Kreuz Verlag.

Tiki-Küstenmacher

Pfarrer Werner Tiki Küstenmacher (19 March 2012)

TikiZDF2012“ von Tikipedia ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.

 


"Wenn die Bibel nicht das Wort Gottes ist, besitzt sie keine göttliche Autorität. … Sie sprechen zwar von den 'heilsnotwendigen Teilen', aber sie teilen uns nicht mit, wo sich diese Teile befinden und wie wir sie von den nicht inspirierten, mit Irrtum behafteten und nicht heilsnotwendigen Teilen unterscheiden können."

Prof. Dr. John H. Gerstner, amerikanischer reformierter und presbyterianischer Theologe, Professor für Kirchengeschichte in Pittsburgh.​

​Gerstner, J. H. (1995). Die Unfehlbarkeit der Bibel (2. Aufl., S. 9). Riehen: Immanuel.


"Es ist inkonsequent, prinzipielle Bedenken bei dem zu haben, was extreme Kritiker äußern, wenn man der Bibel selbst in bestimmten Punkten kritisch gegenübersteht. Entweder ist die Bibel Autorität, der ich mich vollständig unterwerfe, oder ich bin die Autorität, die bestimmen kann, was in ihr gilt oder nicht.

Wenn wir z.B. meinen, nur „religiöse" Aussagen der Bibel ernst nehmen zu müssen, die andern aber der menschlich-irrtümlichen Seite der Schrift zuschreiben zu dürfen, dann haben wir kein Recht, verhindern zu wollen, dass andere auch die „religiösen" Aussagen auf ihren Wahrheitsgehalt hin prüfen oder als menschliche, zeitbedingte Vorstellung ablehnen."

Prof. Dr. Samuel R. Külling, evangelisch-reformierter Theologe, Alttestamentler, Gründer u. Rektor der Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel STH.

Külling, S. R. (Ende der 1960er Jahre). Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel. In Bibel und Gemeinde, 104, Band 2, S 11 ff.

"Jesus hat ohne jede Einschränkung die Inspiration und Autorität der Heiligen Schrift anerkannt. "Die Schrift sagt" war für ihn gleichbedeutend mit "Gott sagt".


Der Apostel Paulus bekennt vor dem Stadthalter Felix: "Ich bekenne dir aber dies, dass ich gemäß der Glaubensrichtung, die sie eine Sekte nennen, dem Gott der Väter diene, indem ich allem Glauben schenke, was dem Gesetz gemäß ist, und was in den Propheten geschrieben steht. (Apg. 24,14; damit ist der ganze Inhalt des Alten Testaments zusammengefasst.)"

Prof. Dr. Samuel R. Külling, evangelisch-reformierter Theologe, Alttestamentler, Gründer u. Rektor der Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel STH.

Külling, S. R. (2001). Generalangriff gegen den biblischen Fundamentalismus. FUNDAMENTUM 4/2001, 4/2001. Zeitschrift der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel.

 


"Wir dürfen uns nicht auf Jesu Schriftgebrauch beschränken.

Wenn das ganze Neue Testament Wort Gottes ist, dann ist der Schriftgebrauch bei Paulus, im Hebräer- und im Judasbrief etc. ebenso normativ. … Das alles macht deutlich, dass der Rückgriff auf jesuanischen oder apostolischen Schriftumgang sich nicht einfach gestaltet und nicht ohne erheblichen Reflexionsaufwand möglich ist. ...

Es gibt Exegeten, die zur Beantwortung strittiger einleitungswissenschaftlicher Fragen auf Jesu Umgang mit dem Alten Testament rekurriert haben.

Es ist sicherlich von Bedeutung, welche Schriften Jesus als autoritativ für sich und seine Botschaft und sein Wirken angesehen hat. Es besteht hier aber die Gefahr, dass wir moderne Fragestellungen, die die Texte so gar nicht hatten, an diese heran- oder gar in diese hineintragen und von ihnen Antworten erwarten oder pressen, die sie nicht geben wollen und auch gar nicht können.

Ich behaupte einfach einmal, dass Jesus an der Frage der Ein- oder Mehrverfasserschaft des Jesaja-Buches nicht interessiert war - so wenig wie die Zuhörer, an die er sich wandte."

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor, Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

 

Hempelmann, H. (2001). Gemeinsame Liebe. Wie Evangelikale die Autorität der Bibel bestimmen (S. 90). Bad Liebenzell: Verlag der Liebenzeller Mission.

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Andreas-Malessa

Pastor Andreas Malessa (23. Juni 2016)

"Andreas Malessa" by Medienmagazin pro is licensed under CC BY 2.0.

"Wo kommen wir denn da hin? Dann denken sie an Lothar Zenetti, der gesagt hat: „Wenn allzu viele Leute sagen wo kommen wir dahin, wird es Zeit, dass mal einer aufsteht und nachschaut wo wir dahin kämen. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm wo wir dahin kämen. Es ist nur ungewohnt und nicht mehr heimatlich, nicht mehr vertraut. …

Übergänge und Schwellen machen jeden hindurchgehenden unsicher, denn der neue Rahmen hinter dem Türrahmen, der neue Raum hinter dem Türrahmen, das fremde Terrain hinter dem Torbogen sind ja unbekannt und noch unbetreten und immer wenn Vertrautes wegbricht, und wenn eine geölte Routine stoppt, dann suchen wir nach Halt, und dann suchen wir nach Sicherheiten, nach Fixpunkten - und finden sie am ehesten natürlich im Rückgriff  auf Erinnerung und Erfahrung.

Deswegen ist ein Ruck zum Konservativen, zum Gesetzlichen, Biblizistischen, eine Zunahme fundamentalistischer Gruppen, oder eine Zunahme fundamentalistischer Positionen, moralisch rigider Positionen, überhaupt nicht verwunderlich – es ist überhaupt nicht verwunderlich – es ist nur nicht zukunftsweisend."

Andreas Malessa, Theologe, Buchautor, Hörfunkjournalist, TV-Moderator u. Worthaus Referent.​

Malessa, A. (2007, August 26). Aufbruch im Abbruch der Kirche. Westfälisches Gemeindefestival “Maximale”, Evangelische Kirche von Westfalen.

"Je fundamentalistischer, je radikaler, je simpler eine Bewegung, eine Bibelschule, eine Gemeinde argumentiert, umso attraktiver ist sie zunächst für den postmodernen Sinn- und Heimatsuchenden."

Andreas Malessa, Theologe, Buchautor, Hörfunkjournalist, TV-Moderator u. Worthaus Referent.​

Malessa, A. (2008, Juni 10). Journalist kritisiert „Christival“-Berichterstattung. Abgerufen 2008, von pro-medienmagazin.de

"Aus Sicht von Experten ist freilich völlig unstrittig, dass es innerhalb der evangelikalen Bewegung auch in Deutschland einen fundamentalistischen Kern gibt. Annette Kick, Weltanschauungsbeauftragte der evangelischen Landeskirche in Württemberg, würde rund 300.000 Evangelikale in Deutschland als Fundamentalisten bezeichnen"

Wolfgang Schmidt | taz, Journalist u. Buchautor.

​Schmidt, W. (2008, Dezember 19). Christliche Rechte obsiegt: Bundeszentrale knickt ein. taz. Abgerufen am 08. August 2024, von taz.de/Christliche-Rechte-obsiegt/!5170824/

"Wer sind wohl die »schwarzen Schafe«? ... Die, die noch nicht auf Linie sind?"

​Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“. (2007, Dezember). Informationsbrief Nr. 245, S. 28f.

"Prämissen der evangelikalen (Sammel-) Bewegung können in vier Hauptpunkte gefasst werden: 

a) individual-persönlicher Bekehrungsglaube, 
b) biblizistischer Bibelglaube, 
c) moral-ethischer Bekennerglaube und 
d) quantitativ-globaler Evangelisierungsglaube. ...

In der Verschärfung der evangelikalen Sprache würde die Antwort auf die Frage, ob die Evangelikalen noch zu retten sind,  ›vielleicht‹  lauten.  

– Vielleicht, wenn die Evangelikalen abschwören
   der Instrumentalisierung Gottes als dualistischem Schöpfergott.

– Vielleicht, wenn sie abschwören 
   der Begrenzung des befreienden Evangeliums auf Evangelisation.

– Vielleicht, wenn sie abschwören
   der Simplifizierung der biblischen Vielfalt durch »buchstabierten Glauben«.

– Vielleicht, wenn sie abschwören
   dem Missbrauch der Kirchen und ihrer Strukturen für die evangelikale Sache. ...
 
Es gilt in die kommunikative Offensive umzusteigen, indem die Re-Missionierung der Evangelikalen durch Nutzung des evangelikalen Sprachmusters zu einer kirchlichen Aufgabe wird."

Pfarrer Dr. Dieter Becker, Ev. Theologe und Betriebswirt, Ev. Akademie Arnoldshain.

​Becker, D. (2003). Deutsches Pfarrerblatt, Heft: 9/2003.


"Je mehr die Strömung der Bibelkritik auch in gemäßigter Form sich vergrößert, umso mehr werden die Bibeltreuen zu unmöglichen Außenseitern gestempelt werden."

Prof. Dr. Samuel R. Külling, evangelisch-reformierter Theologe, Alttestamentler, Gründer u. Rektor der Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel STH.

Külling, S. R. (2004). Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel. In Bibel und Gemeinde, 104(2), 11 ff.


"Viele erklären heute das, was unaufgebbare Grundlage des Christenglaubens ist und bleiben muss, zur fundamentalistischen Sonderansicht. …

Lange haben viele Menschen, und zwar mehr als die Verantwortlichen in den obersten Etagen der Kirchen ahnten, gehofft: »Die Bischöfe und Synoden müssen diesem Treiben doch endlich Einhalt gebieten!

Es muss doch endlich mal gesagt werden: „Schluss mit dem Ausverkauf des Glaubens!“ Doch darauf hat man vergeblich gewartet. Muss man sich also damit abfinden, dass die Konturen des Christenglaubens immer weiter abgehobelt werden? …

»Lasst euch doch nicht vom Wind des Zeitgeistes bewegen und umtreiben!« "Diesen Impuls möchte ich auch heute weitergeben. Christen sollen die Überzeugung gewinnen: »Ich will keine Wetterfahne sein!«" …

Von einzelnen Bekennern kann neues Leben ausgehen. Von einzelnen Christen, die nicht wie Blätter im Wind sind. Von einzelnen Menschen, die das wiedergewinnen wollen, was doch eigentlich für alle Christen und für die ganze Christenheit unaufgebbar ist."

Pfarrer Rolf Scheffbuch, evangelischer Theologe und Prälat von Ulm.

Scheffbuch, R. (2006, Juni). Ich will keine Wetterfahne sein!. Holzgerlingen: Hänssler.

 


"Diffamierungskampagnen werden sich kaum gegen alle bibeltreuen Christen und Gemeinschaften gleichzeitig richten; vielmehr werden sie sich (zunächst) nur gegen solche richten, die die gegenwärtige geistliche und politische Situation am Klarsten erkennen und am deutlichsten nach außen artikulieren.

Der Sinn dieser Vorgehensweise liegt zum Einen darin, in der Öffentlichkeit nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, es finde so etwas wie eine Christenverfolgung statt. Zum Anderen sollen auf diese Weise die Gemäßigten unter den Bibeltreuen veranlasst werden, sich von den Radikaleren zu distanzieren.

Auf diese Weise soll eine Spaltung des bibeltreuen Lagers und eine Isolierung der engagiertesten Bekenner herbeigeführt werden. Schon jetzt gibt es deutliche Anhaltspunkte, dass diese Rechnung zumindest vorläufig aufgehen wird."

Thomas Zimmermanns, Rechtsanwalt und Schriftsteller.

​Zimmermanns, T. (2005, Februar 17). Christen unter Druck. Lichtzeichen Verlag.

 

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Prof. Dr. Andreas Merkt | Universität Regensburg

 

Bild: herder.de/autoren/m/andreas-merkt/ (2025)​

"Die neuzeitliche Exegese wird bis in die Gegenwart hinein durch die historisch-kritische Methode bestimmt. Gegenüber dieser Methode erschien die Schriftauslegung der Väter als minderwertig, ja als nicht eigentlich »wissenschaftlich«."

Prof. Dr. Andreas Merkt. Kath. Theologe, seit 2001 Professor für Historische Theologie, Alte Kirchengeschichte und Patrologie an der Universität Regensburg.

Merkt, A. (2005). Novum Testamentum Patristicum. Ein patristischer Kommentar zum Neuen Testament. Abgerufen 2005, von uni-regensburg.de/Fakultaeten/Theologie/alte-kg/ntp/ | Archiviert am 29. Oktober 2005: web.archive.org/web/20051029081522/https://www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/Theologie/alte-kg/ntp/

 


"Die historisch-kritische Methode, die so gerne als Barriere gegen Willkür und Schwärmerei ins Feld geführt wird, hat uns wiederum zu einer noch nie da gewesenen Fülle von exegetischen „Ergebnissen“ geführt, die sich in ihrer Gegensätzlichkeit zum Teil selbst aufheben. … Es ist schlechthin unerfindlich, wie dieser Wirrwarr von Ergebnissen für den christlichen Glauben noch eine Bedeutung haben könnte."

Prof. Dr. theol. Armin Sierszyn, Schweizer Theologe, 1973-2013 Professor für Historische und Praktische Theologie an der Staatsunabhängige Theologische Hochschule Basel STH.

Sierszyn, A. (1978). Die Bibel im Griff? − Historisch-kritische Denkweise und biblische Theologie. Hänssler; Auflage: 2001.

"Abgesehen von einigen Grundannahmen und der Übereinstimmung in den Methoden kann man sicher sein, dass da, wo sich zwei Theologen über Ergebnisse ihrer Arbeit austauschen, in der Regel zwei verschiedene Meinungen zutage treten."

Prof. Dr. theol. Eta Linnemann, Ev. Theologin u. Autorin, 1986-1991 Lehrauftrag an der Theologischen Hochschule der Indonesischen Missionsgemeinschaft in Batu, 1972-(1986) Professorin für Evangelische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, 1971-1972 Honorarprofessorin für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.​

Linnemann, E. (1994). Original oder Fälschung: Historisch-kritische Theologie im Licht der Bibel. Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung (CLV). (7. Auflage 2023).

"Immer findet sich bei Theologen, auch bei den bekanntesten, eine Gegenmeinung."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann, Ev. Theologe, 1921–1951 Professor für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.

Bultmann, R. (1921). Die Geschichte der synoptischen Tradition (10. Aufl., S. 97). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1995.

"Wer sich ein Bild vom historischen Jesus machen will, findet alles, und auch das Gegenteil, und alles ist angeblich irgendwie wissenschaftlich abgesichert."

Christian Nürnberger, Publizist, Partiell absolviertes Studium der Ev. Theologie u. Philosophie.

Nürnberger, C. (2007, November). Atheistisch an Gott glauben. In Jesus für Zweifler (S. 170). Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.

"Dabei kommen die Exegeten zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Was die einen für ein echtes Jesuswort halten, wird von den anderen als »unecht« entsorgt – je nachdem, ob es in das persönliche theologische Raster passt.

Vom Jesus der Bibel bleibt nicht viel übrig als ein unübersichtliches Konglomerat von «das kann Jesus nicht gesagt und das kann er nicht getan haben, das geht nicht, weil es gegen unsere Weltsicht verstößt.« "

Pfarrer Alexander Garth, Autor, 1999 Gründer der Jungen Kirche Berlin - Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Bereichsleiter der Berliner Stadtmission.

​Garth, A. (2021, September 9). Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig.

"Von wem wird dieser Autor beeinflusst; zu welcher Schule gehört er? ...

Ist es progressiv?, Ist es konservativ?,
Ist es wissenschaftlich?,
Ist es veraltet?", Ist es zeitgemäß?,
Ist es nützlich?, Ist es unbarmherzig?

- aber nicht:  Ist es wahr? ...

..die Frage nach der Wahrheit ... unbequem und ...unzeitgemäß"

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. 

Lewis, C. S. (1984). In Nach der Wahrheit fragen: Antworten von C. S. Lewis. Ausgewählt und eingeleitet von Jürgen Spieß (J. Spieß, Hrsg.). Brunnen-Verlag, Gießen. 6. Auflage, 2007.

"Ihr aber, lasst ihr euch nicht Rabbi nennen! Denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch nicht jemanden auf der Erde euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, nämlich der im Himmel. Lasst euch auch nicht Meister nennen; denn einer ist euer Meister, der Christus." 

Jesus Christus (Matthäus 23,8-10)

 


"Eine bibeltreue Theologie darf dagegen nie vergessen, dass alle, die an Jesus Christus, unseren Herrn glauben, von Gott gelehrt sind. Der Heilige Geist ist ausgegossen in unsere Herzen und wird uns in alle Wahrheit führen.

Ja, unser Herr Jesus dankt seinem Vater im Himmel dafür, dass er dieses vor den Weisen und Verständigen verborgen hat, den Unmündigen aber offenbart [Matthäus 11, 25].

 

Wehe uns, wenn wir uns zu einem Expertentum aufschwingen, das dem so genannten Laien Vorschriften darüber macht, was er aus Gottes Wort herauslesen darf und was nicht."

Prof. Dr. theol. Eta Linnemann, Ev. Theologin u. Autorin, 1986-1991 Lehrauftrag an der Theologischen Hochschule der Indonesischen Missionsgemeinschaft in Batu, 1972-(1986) Professorin für Evangelische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, 1971-1972 Honorarprofessorin für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.​

​Linnemann, E. (1998). Bibelkritik auf dem Prüfstand: Wie wissenschaftlich ist die wissenschaftliche Theologie? VTR (3., korr. Edition). 2012.


 

"Von Anfang an war die Verkündigung der Kirche verknüpft mit der Erfahrung, dass der Heilige Geist wirkt, wenn Jesus verkündigt wird.

Als Petrus auf göttliche Intervention hin etwas damals Unerhörtes tat, nämlich als Jude im Hause eines römischen Besatzungsoffiziers zu predigen, geschah folgendes: »Während Petrus noch diese Worte redete, fiel der Heilige Geist auf alle, die ihm zuhörten. Die jüdischen Christen, die Petrus begleiteten, waren entsetzt darüber, dass die Gabe des Heiligen Geistes auch über Nichtjuden ausgegossen wurde, denn sie hörten, dass sie in Zungen redeten und Gott hoch priesen« (Apostelgeschichte 10).

Lukas, der Autor der Apostelgeschichte, hat – sicher nach gründlicher Recherche – den Inhalt der Petruspredigt zusammengefasst: eine, wie ich das nennen würde, steile christologische Ansage: 
Jesus, erfüllt mit der Kraft Gottes, heilte, wurde gekreuzigt, von Gott auferweckt, Richter der Lebenden und Toten, lange vorher von den Propheten angekündigt; alle, die an ihn glauben, empfangen Vergebung der Sünden. 

Petrus hat noch nicht zu Ende gesprochen, da kommt der Heilige Geist über die Zuhörer. Gott bestätigt die Verkündigung dieses Christus. 
Und das ist die Erfahrung der Menschen bis heute. Wo Jesus verkündigt wird als Sohn Gottes, als Gekreuzigter und Auferstandener, bei dem Vergebung der Sünden und ewiges Leben ist, da tritt der Heilige Geist hinzu und bekräftigt die Predigt der Kirche. Die Auswirkungen dieser Geistesgegenwart können sich sogar bis in das Leibliche hinein manifestieren, so dass die Menschen in ihrem Körper eine Besserung verspüren, wie Unzählige immer wieder bezeugen. …

»Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen« (Markus 16). Was aber ist, wenn das Wort nicht das Wort von Christus ist, sondern ein von philosophischen Moden, postmodernen Ideologien oder reduktiven erkenntnistheoretischen Voreinstellungen verfälschter Jesus, der mit dem Zeugnis der Bibel und der kirchlichen Tradition nicht mehr viel zu tun hat? 

Ganz einfach! Der Heilige Geist sagt: »Nicht mein Jesus! Da bleib ich zu Hause.« Es ist die Aufgabe des Heiligen Geistes, Jesus groß raus zu bringen. …
Der Heilige Geist ehrt den Glauben von Menschen. Umgekehrt verhindert der fehlende Glaube, dass Jesus wirken kann. In seiner Heimatstadt konnte er fast kein einziges Wunder tun »wegen ihres Unglaubens« (Matthäus 13). Was bedeutet es für die Gemeinschaft der Kirche, wenn der Unglaube das Wirken des Geistes blockiert? Und welche Konsequenz hat es, wenn ein Minimalglaube zum Normalglauben geworden ist?"

Pfarrer Alexander Garth, Autor, 1999 Gründer der Jungen Kirche Berlin - Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Bereichsleiter der Berliner Stadtmission.

​Garth, A. (2021). Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig.

​"Es sind aber gerade die Frommen unter den Bibelkritikern, die am Ende selbst jene für die Bibelkritik einnehmen, die ihr zunächst - aus gutem biblischem Grund - widerstehen. ...

Mit der Bibelkritik hat man die Kirchen leergepredigt, weil nur wenige einen Grund finden, zum Gottesdienst zu gehen, wenn ihnen anstelle des Brotes des Wortes Gottes nur die Steine unmaßgeblicher persönlicher Meinung dargeboten werden. …

Aber wir sind nicht verpflichtet, "ausgeklügelten Fabeln" (2. Petr. 1,16) zu folgen. Es besteht kein Grund, die Evangelien als die originale und göttlich inspirierte Grundlage unseres christlichen Glaubens aufzugeben. …

In der historisch-kritischen Theologie wird als "wissenschaftliches Arbeiten" deklariert, wenn man eine Hypothese aufstellt, sie durch eigene Argumente stützt und durch weitere Hypothesen stabilisiert. … Als wissenschaftliche Erkenntnis wird gewertet, was sich im Spiel der Meinungen durchgesetzt hat."

"Die Faszination, die von der historisch-kritischen Theologie ausgeht, und der leider auch viele Evangelikale mehr oder weniger erlegen sind, beruht auf ihrem Anspruch der Wissenschaftlichkeit.

Man hält es für nötig, die wissenschaftlichen Ergebnisse zu respektieren und durchschaut nicht, dass diese »Ergebnisse« häufig nichts Anderes sind als unbewiesene Hypothesen, die vollmundig als Fakten ausgegeben werden, sobald sie eine breitere Zustimmung gefunden haben."

Prof. Dr. theol. Eta Linnemann, Ev. Theologin u. Autorin, 1986-1991 Lehrauftrag an der Theologischen Hochschule der Indonesischen Missionsgemeinschaft in Batu, 1972-(1986) Professorin für Evangelische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, 1971-1972 Honorarprofessorin für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.​

​Linnemann, E. (1998). Bibelkritik auf dem Prüfstand: Wie wissenschaftlich ist die wissenschaftliche Theologie? VTR (3., korr. Edition). 2012.

"Die historische Methode ... ist ein Sauerteig, der alles verwandelt und der schließlich die ganze bisherige Form theologischer Methoden zersprengt."

 

Prof. Dr. Ernst Troeltsch, Ev. Theologe, Professor für Systematische Theologie an den Universitäten Bonn Heidelberg u. Berlin.​

Troeltsch, E. (1898). Über historische und dogmatische Methode in der Theologie. In Gesammelte Schriften Bd. 2: Zur religiösen Lage, Religionsphilosophie und Ethik (2. Aufl., 1922). J.C.B. Mohr (Paul Siebeck).

"Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon."

 

Jesus Christus (Matthäus 13, 24-25)

 

 

"Rings um uns her wächst immer mehr das ... Unkraut der modernen Theologie auf, das nichts anderes ist als Unglaube, der zu feige ist, seinen eigenen Namen zu tragen. …

Ich sehe diesen Sauerteig des Unglaubens nach allen Richtungen hin wirken, und viele sind in dem einen oder anderen Punkt angesteckt. Er frisst sich wie ein Krebs in die Seelen der Gemeinden hinein."

 

Charles Haddon Spurgeon, englischer Baptistenpastor.

Spurgeon, C. H. (1977) Auf dein Wort. Andachten für jeden Tag. Christliche Literaturverbreitung, Bielefeld. 11. Auflage 2022.

 

Elke-Naters-Sven-Lager

Elke Naters u. Sven Lager (10. September 2016)

Sven Lager and Elke Naters at HelferInnenkonferenz“ von Ars Electronica ist lizenziert unter CC BY-NC-ND 2.0.

 

 


"Zwei Berliner Schriftsteller gehen nach Südafrika. Sie wissen nicht genau, wonach sie suchen. Und dann finden sie Gott. Elke Naters und Sven Lager erzählen, wie sie zu Christen wurden. Eine moderne Erweckungsgeschichte. [DIE ZEIT] …

In unserem deutschen Freundeskreis wären wir auf mehr Verständnis gestoßen, wenn wir Buddhisten, Veganer oder alkoholabhängig geworden wären.

»Ihr glaubt echt an die Bibel?« – »Ja, wir leben danach.« – »Also seid ihr Fundamentalisten? Wie Bush und die Leute, die vor Abtreibungskliniken stehen?« – »Nein, aber wir glauben, dass Jesus wiederauferstanden ist und in uns lebt.«
»Ewiges Leben, Himmel und Hölle?« – »Genau. Und wir glauben an ein Leben vor dem Tod.« –»Oh...« Spätestens jetzt wird die zweite Flasche Pinotage entkorkt. …

Die Jesusgeschichte, dass Gott am Kreuz für unsere Sünden gestorben und seine Wiederauferstehung Triumph über den Tod ist, das leuchtet jedem Afrikaner ein – während die Westeuropäer das Übernatürliche nur noch symbolisch verstehen. Also gar nicht." 

Elke Naters und Sven Lager, Schriftsteller.

 

Naters, E., & Lager, S. (2012, August 12). „Ihr glaubt echt an die Bibel?“. DIE ZEIT. Abgerufen 2012, von zeit.de/2012/32/Glaube-Suedafrika-Religion


"In Freiburg ist der Evangelist Ralf Steinhart vom Missionswerk Janz Team als Redner der Jugendevangelisation „JesusHouse“ wieder ausgeladen worden.

Der Grund: Nach Ansicht der örtlichen Evangelischen Allianz habe er in seinen ersten Ansprachen „unangemessen“ mit Gottes Zorn gedroht. Auch Mitarbeiter hätten die Verquickung von der Einladung zum Glauben mit der Androhung von Gottes Gericht als unpassend empfunden." 

Pfarrer Ulrich Parzany, Ev. Theologe u. Buchautor, seit 2016 Vorsitzender Netzwerk Bibel und Bekenntnis, 1991-2005 Leiter u. Redner ProChrist e.V., 1987-2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1984-2005 Generalsekretär CVJM-Gesamtverband D.

Parzany, U. (2010, Dezember 15). Christen, verschweigt nicht das Weltgericht. IdeaSpektrum, 50/2010, S. 16.

 

"Musik, Nebelschwaden, alles ist wie bei einem Popkonzert. … Das "Jesushouse"-Festival [Freiburg] bietet bis Samstag Partystimmung und einen emotionalen Prediger [Ralf Steinhart]. … „Ich mache Werbung für Gott." Er arbeitet für das christliche Missionsunternehmen "Janzteam" in Kandern ...

Es werde ein Gericht geben. "Und dann gnade dir Gott, wenn du kein Freund Gottes bist, dann hast du nämlich keine Chance!" Nur Jesus könne retten vor dem Zorn Gottes, ohne ihn könne kein Mensch bestehen. … Die Bibel, das sei "die Wahrheit"."

Anja Bochtler | Badische Zeitung, Journalistin.

Bochtler, A. (2010, November 25). Viel Musik und viel Mission. Badische Zeitung. Abgerufen am 08. August 2024, von badische-zeitung.de

"Nach einem Bericht in der Badischen Zeitung haben die Verantwortlichen den Prediger [Ralf Steinhart, Janz Team] der Jesus House-Veranstaltung, die zur Zeit im Paulussaal stattfindet entlassen.

Die Evangelische Allianz und der Veranstaltungsleiter teilen jetzt in einer Presseerklärung mit: "Bezugnehmend auf den am 25. November in der Badischen Zeitung (Stadtausgabe) erschienenen Artikel über die Jugendveranstaltung "JesusHouse" möchten wir als Gemeinden, die für diese Veranstaltung verantwortlich sind, mitteilen:

Wir distanzieren uns in aller Deutlichkeit von der im Artikel beschriebenen Form von Verkündigung.

Wir sehen unseren Auftrag darin, Jesus Christus als den Gottessohn, der in seiner Person die Menschenliebe und Vergebung Gottes verkörpert, bekannt zu machen. Im Mittelpunkt unserer Evangeliums-Verkündigung steht die Einladung zu einem Leben aus Glauben. Jedem Hörer steht frei, dieser Einladung zu folgen oder nicht.

Von "Gehirnwäsche", Drohungen und Druck distanzieren wir uns genauso, wie von den totalitär abgeschiedenen Absolutheitsansprüchen einer Sekte. Wir stehen für Meinungs- und Religionsfreiheit ein und achten Menschen, die zu anderen Überzeugungen kommen als wir selbst.

Die Verkündigung von Prediger Ralf Steinhart hat uns überrascht und enttäuscht. Wir entschuldigen uns bei allen Jugendlichen und ihren Eltern dafür und haben in der Konsequenz Herrn Steinhart aus der Veranstaltung ausgeladen. Sie wird in den kommenden Tagen in Eigenregie durchgeführt."

Kirchenbezirk Freiburg. (2010, November 26). Distanzierung von Prediger: Kirchen entschuldigen sich für „Druck und Drohung“. Abgerufen 2010, von evangelisch-in-freiburg.de

 

"Dass die aktuelle Aufregung um das Gericht Gottes gerade von JesusHouse angestoßen wird, überrascht. Dass eine örtliche Evangelische Allianz sich dagegenstellt, ist leider nicht mehr überraschend."

Lutz Scheufler, Religionspädagoge, Musiker, Autor, Landesjugendpfarramt der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsen.

Scheufler, L. (2010, Dezember 15). PRO & KONTRA: Darf man mit dem Gericht Gottes drohen? ideaSpektrum 50/2010, S. 15.


"Gegenüber idea berichtete der Vorsitzende der Freiburger Evangelischen Allianz, Norbert Aufrecht, von mehreren negativen Rückmeldungen auf den Eröffnungsabend. Auch Mitarbeiter hätten die Verquickung von der Einladung zum christlichen Glauben mit einer Androhung von Gottes Gericht für unpassend empfunden. Steinhart habe damit „einem vorherrschenden Negativklischee von Evangelikalen entsprochen“. …

Laut Steinhart [Prediger, Janz Team] wussten die Verantwortlichen, dass sie einen Prediger eingeladen hatten, „der kein Blatt vor den Mund nimmt“. Warnungen vor dem Gericht Gottes gehörten zur Kernbotschaft Jesu Christi, sagte der Evangelist gegenüber idea. Wer sie verschweigen wolle, gebe dem Druck einer kirchenkritischen Öffentlichkeit nach. „Dann kann man gleich auf Evangelisationen verzichten“, so Steinhart."

IdeaSpektrum. (2010, Dezember 8). Einmaliger Fall: Evangelische Allianz lädt einen Evangelisten aus. S. 8.​

 

"JesusHouse entlässt Evangelisten – zu biblisch! …


Christentum in unverdünnter Dosis ist ungenießbar und sogar toxisch. In unserer aufgeklärten Gesellschaft kann man Religion nur in homöopathischen Dosen konsumieren."

htblasphemieblog2. (2010, 7. Dezember). JesusHouse entlässt Evangelisten – zu biblisch! Abgerufen 2010, von htblasphemieblog2.wordpress.com

evallianz.wordpress.com/2011/04/02/jesushouse-2011-in-wuppertal (2011)

 


"Welterfahrung und Weltbemächtigung sind in Wissenschaft und Technik so weit entwickelt, dass kein Mensch im Ernst am neutestamentlichen Weltbild festhalten kann und festhält.

Welchen Sinn hat es, heute zu bekennen: "niedergefahren zur Hölle" oder" aufgefahren gen Himmel" ... den "Himmel" im alten Sinne gibt es für uns gar nicht mehr. Und ebenso wenig gibt es die Hölle, die mythische Unterwelt ...

Erledigt sind damit die Geschichten von der Himmel- und Höllenfahrt Christi; erledigt ist die Erwartung des mit den Wolken des Himmels kommenden "Menschensohnes" und des Entrafftwerdens der Gläubigen in die Luft, ihm entgegen."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann, Ev. Theologe, 1921–1951 Professor für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.

Bultmann, R. (1941). Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung. In H.-W. Bartsch (Hrsg.), Kerygma und Mythos (Bd. 1, 4. Aufl., S. 15–48). Hamburg: Reich, 1960.

"Die Evangelikalen, die religiösen Rechten Amerikas und die derzeit weltweit wachsenden fundamentalchristlichen Pfingstgemeinden versuchen derzeit mit Macht, wieder weit hinter Bultmann und die Aufklärung zurückzugehen. …

Diesen muss man entgegentreten, nicht der wissenschaftlichen Theologie. Sie wäre genau das Mittel, das es heute bräuchte, um die Gespenster der Vergangenheit in ihre Grüfte zurückzutreiben."

Christian Nürnberger, Publizist, Partiell absolviertes Studium der Ev. Theologie u. Philosophie.

Nürnberger, C. (2007, November). Atheistisch an Gott glauben. In Jesus für Zweifler. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.

"No heaven, no hell, just science."

"Es gibt nur die anfangslose Materie und die ewigen Naturgesetze. Der Mensch ist eine hochevolutionierte Bio-Maschine. Bewusstsein ist lediglich Materie, die sich ihrer selbst bewusst geworden ist.

Es gibt keinen Himmel, keine Hölle, kein Jenseits, keine jenseitigen Kräfte. Das Sein wird auf einen Level reduziert: die materielle Welt. Jede geistig-spirituelle Wirklichkeit wird verneint. Die Vertreter dieses Weltbildes halten selbiges für wissenschaftlich. … 

Gleichzeitig begegnete mir dieses Weltbild an ganz anderer Stelle wieder: in einem exegetischen Seminar zum Neuen Testament. Wir lasen den Aufsatz »Neues Testament und Mythologie« von 1941, der so etwas wie eine neue Epoche in der evangelischen Theologie einleitete. Rudolf Bultmann, der Autor, forderte darin, dass man um der Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft willen die Verkündigung reinigen muss von allen mythologischen Vorstellungen: 


Himmel, Gottheit Jesu, jenseitige Mächte, Sühnetod Jesu, Auferstehung, Heiliger Geist … Für den modernen Menschen sei das unzumutbar und daher als Thema »erledigt«. Aber nichts davon ist erledigt. Im Gegenteil. Spiritualität boomt. …


Bultmann behauptet, »Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben.«
Klar kann man! Milliarden Menschen tun das. Sie glauben an jenseitige Mächte und benutzen fröhlich modernste High-Tech-Geräte, die Bultmann in seinen kühnsten Träumen nicht für möglich gehalten hätte. 


Die Naivität und Provinzialität dieses klugen Mannes ist nicht nachvollziehbar. Noch weniger nachvollziehbar ist, dass er eine ganze Theologengeneration prägte, die dann mit ihrer zur Banalität heruntertransformierten Theologie die Kirchen leer predigten."

Pfarrer Alexander Garth, Autor, 1999 Gründer der Jungen Kirche Berlin - Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Bereichsleiter der Berliner Stadtmission.​

​Garth, A. (2021, September 9). Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig.

 


"Ich freue mich sehr darüber, dass Kirchen in Deutschland nicht mehr an die Hölle glauben und diese nicht mehr lehren. Doch in Südamerika oder den USA wird das immer noch gelehrt."

Prof. Dr. Richard Dawkins, Evolutionsbiologe und Autor, 1995–2008 Professor an der University of Oxford.

Dawkins, R. (2007, November 15). Eine Frage des Glaubens. In J. B. Kerner (Moderator), Johannes B. Kerner [Talkshow]. ZDF.

"Herr Dawkins … für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass nach ihrem Tod doch … Gott vor ihnen steht ... haben Sie einen Notfallplan?"

Johannes B. Kerner, Fernsehmoderator u. Journalist.

Kerner, J. B. (2007, November 15). Eine Frage des Glaubens. In J. B. Kerner (Moderator), Johannes B. Kerner [Talkshow]. ZDF.

Himmel & Hölle

Johannes B. Kerner (2011)

Johannes B. Kerner bei TRIBUTE TO BAMBI 2011“ von Hubert Burda Media 

lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0.

"In der Tat ist die Kritik der Höllenforschung einer der stärkeren Züge in der christlichen Theologie, und die Wiederholung einer im Übrigen heidnischen Vorstellung von der Hölle ist eine der schwächeren Züge der christlichen Theologie."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, evangelischer Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2007, November 15). Eine Frage des Glaubens. In J. B. Kerner (Moderator), Johannes B. Kerner [Talkshow]. ZDF.

 


"Es scheint so zu sein, dass das Judentum erst in den Jahren nach dem babylonischen Exil (6.–4. Jh.v.Chr.) die Vorstellung vom Teufel als Gegenspieler Gottes und personifiziertem Bösen aufgenommen hat. 

Auch Himmel und Hölle als jenseitige Aufenthaltsorte für gute und böse Menschen spielten im älteren Judentum noch keine Rolle und gewannen erst in dieser Zeit an Bedeutung. Die Begegnung mit dem Zoroastrismus, der dualistisch geprägten Religion Persiens (Dualismus), mag dabei ebenso eine Rolle gespielt haben wie die mit dem griechischen Denken. 

Über die jüdische Tradition sind diese Vorstellungen dann auch in die christliche und die islamische Religion eingegangen und dort zu zentralen Elementen geworden."

Volkmar Hamp, Studium: Evangelische Theologie in Bochum und Heidelberg, seit 2014 Referent für Redaktionelles: GJW Bundesgeschäftsstelle - Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, Gemeindeleiter der Baptistenkirche Wedding (Willkommensgemeinde von Zwischenraum e.V.).

 

Hamp, V. (2021, Juli 13). In V. Hamp, J. Krupinski, A. Schlüter, & S. Werner (Hrsg.), Glauben | lieben | hoffen: Grundfragen des christlichen Glaubens verständlich erklärt (1. Ausgabe, S. 46). Witten: SCM R.Brockhaus.

"Wo immer es um die „Hölle“ geht, was vor allem in den drei synoptischen Evangelien und in der Offenbarung der Fall ist, gebraucht die Bibel eine Bildersprache, die nicht einfach in lineare Sätze übertragen werden kann."

Dr. Michael Diener, Ev. Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

​​

​Diener, M. (2021, September 3). Raus aus der Sackgasse! Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt. Aßlar: adeo Verlag. S. 141.

C. S. Lewis, britischer Schriftsteller u. Literaturwissenschaftler

 

 


"Die Hölle … Es gibt keine Lehre, die ich lieber aus dem Christentum tilgen möchte als diese - wenn es nur in meiner Macht läge. Aber sie wird sehr eindeutig durch die Heilige Schrift gestützt und vor allem durch die Worte unseres Herrn Jesus Christus selbst. [S. 119] …

Bei allen Erörterungen über die Hölle müssen wir uns ständig vor Augen halten, dass sie wahrhaft möglich ist – nicht für unsere Feinde, nicht für unsere Freunde (beide trüben den klaren Blick der Vernunft), nein: für uns selbst." [S. 129]

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. ​

Lewis, C. S. (1940). The Problem of Pain. Über den Schmerz. Köln/Olten: Hegner, 1954; Gießen: Brunnen, 7. Aufl., 2009. S. 119 u. 129.

 


"Natürlich ist das Evangelium eine frohe Botschaft, aber diese Botschaft wird von Warnungen vor dem ewigen Verlorengehen begleitet. … Dieser Gedanke ist in der gesamten neutestamentlichen Botschaft so tief verankert, dass wir ihn nicht einfach ignorieren können.

Es wäre eine Anmaßung, diese Teile aus der Bibel herauszupräparieren. Christen können sich nicht eine nette Religion erfinden. Die christliche Botschaft ist die, die Jesus gebracht hat und nicht die, von der wir denken, Jesus hätte sie bringen sollen. Und Jesus redet nun mal von der Gefahr, endgültig verloren zu gehen."

Prof. Dr. Robert Spaemann, Professor für Philosophie, 1972-1992: Ludwig-Maximilians-Universität München, 1968-1972: Technische Universität Hannover, 1962-1968: Universität Stuttgart.

​Spaemann, R. (2010, April 30). Christen können nicht eine nette Religion erfinden. Idea.de. Abgerufen 2010, von idea.de

 


"Es ist wirklich ein schwieriges Thema, weil es überhaupt nicht in unsere Zeit passt … Aber deshalb dürfen wir nicht die Hölle wegdiskutieren oder verstecken.

Niemand hat jeden einzelnen von uns Menschen jemals so sehr geliebt wie Jesus Christus. Und doch stammen einige der deutlichsten Worte in der Bibel zum Thema Hölle ... von ihm."

Dr. Jörg Dechert, Physiker, Medienfachmann und Lehrbeauftragter an der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 2014-2024 Vorstandsvorsitzender ERF Medien.

Dechert, J. (Stand 2006). Was sagt die Bibel über die Hölle? In nikodemus.net (CINA / ERF, Hrsg.). Abgerufen am 27. September 2006, von nikodemus.net/391 und Wayback Machine. Abgerufen am 22. September 2024, von web.archive.org/web/ 20050211172943/http://www.nikodemus.net/391

"Du hast Recht, dass Gott alle Menschen liebt, auch die, die nichts von ihm wissen wollen. Und gerade weil er sie liebt, wird er sie nicht zwingen, in Ewigkeit mit ihm leben zu müssen, obwohl sie das gar nicht wollen. Sie können sich selbst entscheiden.

Ein sündiger Mensch kann in der Gegenwart Gottes aber nur bestehen, wenn er durch Jesus Vergebung seiner Sünden erfahren hat. Manche kommen mit der Vorstellung, dass dies eine Tatsache und kein religiöses Märchen ist, überhaupt nicht zurecht und weisen sie ab. … Bleibt nur noch die Frage: Wo stehst du?"

Bittner, Winfried. (Stand 2006). Gibt es die Hölle? In nikodemus.net (CINA / ERF, Hrsg.). Abgerufen am 27. September 2006, von nikodemus.net/1086 und Wayback Machine. Abgerufen am 22. September 2024, von web.archive.org/web/20090225082650/http://www.nikodemus.net/1086?page=1&PHPSESSID=lhl68ock10mv8ap48ti1lvhi16

 


"Nun ist es aber so, dass nicht ich mir ein Bild von Gott basteln will, das mir gut gefällt, sondern ich will mir mein Gottesbild von ihm selbst malen lassen. Das hat Gott in der Bibel getan, davon bin ich überzeugt.

Deshalb nehme ich auch die Dinge an, die mir nicht gefallen - in der Erkenntnis, dass ich nur sehr begrenzt die gerechten Wege Gottes verstehe. Aber von einem bin ich überzeugt: Gott ist gerecht, absolut gerecht, gerechter als jeder Mensch, der seine Gerechtigkeit in Frage stellt.

Wenn ich Gott und seinem Wort vertraue, lässt Gott aus dem anfänglichen Dorn in meinem Auge (der Tatsache des Gerichts) letztlich sogar etwas Gutes erwachsen. Dann nämlich, wenn ich das einzig Vernünftige tue und der gerechten Strafe entrinne, indem ich die Vergebung und das ewige Leben annehme, die mir im Glauben an Jesus Christus geschenkt wird.

Gott will nicht, dass Menschen den zweiten Tod erleiden - darum hat er seinen unschuldigen Sohn für ihre Schuld bezahlen lassen. Er will, dass alle umkehren und gerettet werden (2.Petrus 3,9). Doch dies kann nur geschehen, indem sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1.Timotheus 2,4) - der Wahrheit über ihre eigene Schuld und über Gottes Gerechtigkeit und Gnade in Jesus Christus."

Aberham, Matthias. (Stand 2006). Der zweite Tod. In nikodemus.net (CINA / ERF, Hrsg.). Abgerufen am 27. September 2006, von nikodemus.net/1003 und Wayback Machine. Abgerufen am 22. September 2024, von web.archive.org/web/20071027234314/http://www.nikodemus.net/1003-Der_zweite_Tod.htm

"Retter – das ist ein starkes Wort. Von Rettung reden wir, wenn es um Tod und Leben geht. Nicht jede Lebenshilfe in Schwierigkeiten verdient die Bezeichnung Rettung. … Die Lebensgefahr, aus der Jesus rettet, ist das Gericht Gottes.

Und Jesus selbst sagt: „Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen“ (Johannes 5,24).

Wer das Evangelium von Jesus, dem Retter, verkündigt, muss also vom Gericht Gottes reden. Jesus redet klar vom Gericht Gottes … Widerspricht das der Tatsache, dass Jesus die Liebe Gottes in Person ist? Offensichtlich gehört zur Liebe Gottes, dass er den Menschen die volle Wahrheit sagt. ...

Wer das Gericht Gottes und die schreckliche Möglichkeit der ewigen Verdammnis verschweigt, belügt die Menschen und bietet Opium-Religion zur Betäubung der Gewissen an. … Wer Opium-Religion verkaufen will, predige Christentum ohne Gericht Gottes und ohne Kreuz und Auferstehung des Jesus Christus, Religion ohne Bekehrung.

Im spirituellen Supermarkt mag der Kunde König sein. Aber Gott und sein Evangelium sind keine Waren. Und seine Boten sind keine Verkäufer, sondern Zeugen und Botschafter des Christus."

Pfarrer Ulrich Parzany, Ev. Theologe u. Buchautor, seit 2016 Vorsitzender Netzwerk Bibel und Bekenntnis, 1991-2005 Leiter u. Redner ProChrist e.V., 1987-2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1984-2005 Generalsekretär CVJM-Gesamtverband D.

Parzany, U. (2010, Dezember 15). Christen, verschweigt nicht das Weltgericht. IdeaSpektrum, 50/2010, S. 16.

 


 

Lady-Gaga

Stefani Joanne Angelina Germanotta - Lady Gaga (19. Juni 2011)

Lady gaga in stefanie germanotta“ von chicknglam ist lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0.

 

"Es macht mich krank, mit Kerlen zusammen zu sein, die mir erzählen, was ich hören will. Hör doch auf, mir diesen Scheiß zu erzählen. Sag mir die Wahrheit." [2009]

"Ich hasse die Wahrheit. Ich hasse sie so sehr, dass mir ein Haufen Mist lieber wäre als die Wahrheit." [2010]

Stefani Germanotta, Künstlername: Lady Gaga, US-amerikanische Sängerin, Songwriterin u. Schauspielerin.

Germanotta, S. (2009/2010). In Callahan, M. (2010). Lady Gaga: Die Biografie (S. 12-13). Heyne Verlag, 2010.

 

"Vor vielen Jahren fragte Gerhard Maier, damals Rektor des Albrecht-Bengel-Hauses in Tübingen, seine Studenten, worauf es beim missionarischen Zeugnis ankomme. Die klassischen Antworten kennen wir:

«Das Christentum muss attraktiv sein. Wir müssen das Evangelium verständlich kommunizieren. Es geht darum, Beziehungen aufzubauen, nicht Bibelstellen um die Ohren zu schmeißen.»

Gerhard Maier sagte damals lapidar: «Sagen Sie die Wahrheit.»" 

Ron Kubsch, Theologe, Autor und Blogger, Prodekan und Dozent für Apologetik und Neuere Theologiegeschichte am Martin Bucer Seminar in Bonn. 

Kubsch, R. (2008, Februar). TheoBlog.de, Die Welt sehen – aus der Perspektive reformatorischer Theologie. Abgerufen 2008, von factum-magazin.ch und theoblog.de.

 

"Wer in den Himmel möchte, kommt an Jesus Christus nicht vorbei“, so Lehmann. ... „Unsere Aufgabe ist es, die christliche Botschaft weiterzusagen und nicht nur, vorbildlich zu leben“, so der Theologe."

Pfarrer Theo Lehmann, evangelisch-lutherischer Pfarrer, Jugendevangelist und Buchautor.

Lehmann, T. (2008, März 16). Wer in den Himmel möchte, kommt an Jesus nicht vorbei. Idea.de, Abgerufen 2008, von idea.de

"17 Prozent der evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrern der EKiBB [Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz] glauben an die Tatsache: "Himmel nach dem Tod. ...

Die klassische Eschatologie [griech., ta és-chata, die letzten Dinge] ... ist offenbar kurz vor dem Verschwinden - auch bei den Theologengruppen. Klar aber ist, dass zwischen denen, die diese Vorstellungen noch teilen, und der großen Mehrheit, die das nicht tut, Welten klaffen."

​[In einer Befragung aus 1997 antworteten evangelische Pfarrer (in %) auf folgende Fragen mit „ja“: Kann man nach dem Tod in den „Himmel“ kommen - Ja: 17%. Religions- und kirchen-soziologische Untersuchung  des Instituts für Religionssoziologie HUBerlin 1999 durch Jörns]

Prof. Dr. Klaus-Peter Jörns, Buchautor, Professor für Praktische Theologie an der Kirchlichen Hochschule Berlin u. bis 1999 an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin.

​Jörns, K.-P. (1999, März 30). Die neuen Gesichter Gottes: Was die Menschen heute wirklich glauben (2. Aufl., S. 208). C.H. Beck.​

 

Himmel-Hölle

Copyright Thomas Plaßmann

"Ich predige als ein sterbender Mann zu sterbenden Männern und Frauen und Jugendlichen. Und ich werde predigen, als ob ich nie wieder predigen würde und ich werde euch Dinge sagen, die ihr missverstehen werdet und ich werde euch Dinge sagen, die euch so wütend auf mich machen werden. Und ich werde euch Dinge sagen, die ihr leugnen werdet. Und ich werde euch Dinge sagen, von denen ihr sagen werdet, ich habe kein Recht, euch das zu erzählen. …

Ich stehe hier heute und ich habe keine Sorgen um deinen Selbstwert, mein Herz wird nicht geplagt davon, ob du dich gut fühlst mit dir selbst, ob das Leben sich so entwickelt, wie du es dir gewünscht hast oder ob du gerade schwarze Zahlen schreibst.

Es gibt nur eine einzige Sache, die mir eine schlaflose Nacht gab. Es gibt nur eine einzige Sache, die mich den ganzen Morgen geplagt hat. Und zwar dies: In hundert Jahren wird eine große Anzahl der Menschen in diesem Gebäude möglicherweise in der Hölle sein. …

Die Person, die dich am meisten liebt, wird dir am meisten die Wahrheit sagen. Was eines der offensichtlichsten Zeichen eines falschen Propheten ist, dass er dir immer das erzählen wird, was du hören willst. Er wird dir niemals in die Parade fahren.
Er wird dich zum klatschen und hüpfen bringen, er wird dich schwindlig machen und dich bei Laune halten und er wird dir ein Christsein präsentieren, welches deine Kirche so aussehen lässt wie ein Jesus-Fun-Event, eine Unterhaltungsshow. Und unterhält dich so sehr, dass du niemals an solch wichtige Punkte kommst wie an diese: Wirkt Gott in meinem Leben? ….

Wir … predigen, dass du durch die einzig richtige Pforte gehen solltest, die Jesus Christus ist. Aber wir haben etwas vergessen. Und ich will, dass Pastoren, Jugendpastoren, Eltern, wer auch immer wissen: Wir haben eine sehr wichtige Lehre des Evangeliums vergessen…. Diese Lehre sagt nicht nur, dass die Pforte schmal ist, sondern sagt, dass der Pfad schmal ist.

Was wir im Grunde tun ist jemand zu Christus zu führen, jemand in ein Gebet zu führen und dann verbringen sie ihr ganzes Leben damit, geradewegs wie die Welt zu leben. … Das meiste unserer Christenheit kommt von Songschreibern und nicht von der Bibel. Das meiste, was wir für Wahrheit halten, ist uns von unserer Kultur diktiert worden und kommt nicht aus der Bibel. …

Schau dir dein Leben an, schau, wie lebst, wie du redest, wofür brennt dein Herz? Ist Jesus dort drin? Oder ist er einfach so ein Anhängsel, das du noch an dein Leben anheftest? Ist er einfach etwas, was du tust am Mittwoch oder Sonntag? Ist er etwas, dem du gedanklich zustimmst? Ist er ein Zusatz oder ist er das einzige Zentrum deines Lebens?


Welche Frucht trägst du? Siehst du aus wie die Welt, benimmst dich wie die Welt? Hast du am gleichen Spaß wie die Welt? Kannst du Sünde lieben und sie genießen? Kannst du Rebellion lieben und sie genießen? Dann kennst du Gott nicht. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Gott hat die Kraft zu verändern. …

Wenn irgendjemand anfängt, von Gesetz, von biblischen Grundsätzen zu reden, was wir tun sollen und nicht tun sollen, wie wir leben sollten und nicht leben sollten, fangen alle an zu schreien: Gesetzlichkeit. Gesetzlichkeit. … Gott ist ein heiliger Gott. Das ist etwas, was die Amerikaner vergessen haben. Viele der Dinge, die ihr liebt zu tun, die hasst Gott. Habt ihr das gewusst?

Betet für Erweckung, ihr wollt eine Jugendversammlung haben, ihr wollt, dass Gott wirkt, aber bevor ihr das tut, schaut ihr Videos, die Gott absolut verachtet. Und dann wundert ihr euch, warum der Heilige Geist nicht wirkt an diesem Ort und ihr falsches Feuer und falsche Spannung erzeugen müsst.

Denn Gott hat damit nichts zu tun, denn Gott ist ein heiliger Gott und der einzige Weg, auf dem wir jemals mit Gott versöhnt werden können ist durch den Tod von Gottes einzigem Sohn als er an diesem Holz hing. … Dann steht er von den Toten auf, mächtig zu retten. Das ist das Evangelium Jesu."

Paul David Washer, Prediger, Südliche Baptisten USA.

Washer, P. D. (2002). Shocking Message. Youth Evangelism Conference 2002, Montgomery, Alabama, USA.

 


"Als ein junger Missionar lebte ich viele Jahre in einem Land, das von Krieg zerrissen wurde. … Die Schönheit des Menschen wird durch den Tod zerstört. Die Hoffnung aller Menschen wird durch den Tod zerstört. Meine Familie wurde durch den Tod zerrissen. Mein Bruder wurde getötet, als er sechs Jahre alt war. Mein Vater starb in meinen Armen inmitten eines Feldes. Und vor wenigen Jahren predigte ich zum Begräbnis meiner Schwester.


Ich weiß viel über den Tod. Aber der Tod ist ein zu starker Gegner um ihn zu bezwingen. Egal wie sehr du mit ihm ringst, egal wie sehr du gegen ihn kämpfst, egal wie sehr du das Wissen unterdrücken magst, dass er an deiner Tür klopfen wird, wisse dies: Er wird dich einholen! Und es gibt nichts, was du dagegen tun könntest.

Wie David sagte: „Es sind nur noch wenige Schritte zwischen mir und dem Tod. Innerhalb nur wenigen Jahren werden einige von euch tot sein. In 25 Jahren werden noch mehr Menschen von euch tot sein. Und in 100 Jahren werden wir nicht nur alle tot sein, sondern wir werden vergessen sein. All unsere Hoffnungen werden zerstört sein. Jede Erinnerung an alles, was wir je getan haben, wird verschwunden sein.

Von allen Geschöpfen sind wir die bemitleidenswertesten. Denn der Tod kommt nicht nur zu uns, wir wissen es. Du weißt es und Du weißt es. Du tust alles, was in deiner Macht steht, um diesen Gedanken zu verdrängen. Aber er wird dich einholen, vielleicht sogar heute Abend. Er kommt zu euren Kindern und es gibt nichts, was du dagegen unternehmen kannst.

Aber es gibt Einen, der dem Tod entgegentrat. Es gibt Einen, einen mächtigen Kriegshelden, der in die Festung des Todes stieg und ihn an seiner stärksten Stelle bezwang. Da ist Einer, der des Menschen größten Feind bezwungen hat.


Sein Name ist Jesus Christus. Und er trug die Sünden der Welt. Und er starb an jenem Holz. Und er bezahlte für genau das, was die Ursache für unseren Tod ist. Und am dritten Tag erweckte ihn der Vater aus den Toten. Und am dritten Tag erweckte der Heilige Geist aus den Toten. Und am dritten Tag erweckte er sich selbst aus den Toten. …

Versteht ihr, das Evangelium ist eine gute Nachricht, es ist eine großartige Botschaft und Gott schreit es dir zu. Sagte nicht der Apostel Paulus selbst: „Ich flehe euch an, aber es ist so, dass Gott euch durch mit anfleht. Warum willst du ein Leben fristen, das keinen Sinn hat? Warum willst du ein Leben fristen, das wörtlich auseinander fallen wird? Warum willst du dir selbst erlauben, vom Tod verschlungen zu werden? Warum kommst du nicht zu Christus? Was hält dich ab? Was ist das für ein Ding, das die Kontrolle über deinen Verstand hat? Komm zu Christus!"

Paul David Washer, Prediger, Südliche Baptisten USA.

Washer, P. D. (2009, Juni). Abgerufen 2009, von youtube.com

 


"Diese traumatische Vergangenheit erklärt, warum Washer so ein fanatischer Fundamentalist geworden ist. Er klammert sich verzweifelt an Mythen aus der Antike, die Menschen die Illusion geben, sie könnten den Tod bezwingen. Man muss sich nicht schämen, so schwach zu sein, aber ich finde es traurig, dass nicht mehr Menschen die Stärke aufbringen, den Tod als das zu sehen was er ist: endgültig."

Kommentar zu Washer, P. D. (2010, April). Abgerufen 2010, von youtube.com

"Der schottische Philosoph und Historiker David Hume (1711-1776) ging trotz seiner skeptischen Ansichten ab und zu in den Gottesdienst zu einem rechtgläubigen Geistlichen namens John Braun.

Auf die Frage, wie er das mit seinen Anschauungen vereinbaren könne, antwortete Hume: "Ich glaube nicht alles, was er sagt, aber er glaubt es. Und dann und wann höre ich gern einem Mann zu, der glaubt, was er sagt."

Annegret Kokschal, Autorin.

​Kokschal, A. (2006, Mai). Das große Buch des christlichen Humors. St. Benno Verlag.

"Mein Vater würde gerne gehen, kann aber nicht. Er liegt nun seit zwei Jahren gelähmt und stumm  im Bett und wartet darauf, dass er gehen kann. Ihn so zu sehen, schmerzt ungemein. Ich habe ihm ein Lied auf dem Album gewidmet [Der alte Mann und das Meer, Album 360°], das allegorisch seine Situation beschreibt. Das ist wohl der persönlichste Song, den ich je geschrieben habe."

Johannes Falk, Singer-Songwriter.

Falk, J. (2013). Die Tiefe des Lebens ausloten. Abgerufen 2013, von gerth.de

Der alte Mann und das Meer, Johannes Falk, Album 360° (Gerth Medien 2013)

 

"Kann sein, dass nach dem Tod für immer alles vorbei ist, kann sein, dass Gott überhaupt nicht existiert. Kann aber auch sein, dass er existiert und am Ende unseres Lebens eine Überraschung für uns parat hat. Ich halte diese Frage in der Schwebe."

Christian Nürnberger, Publizist, Partiell absolviertes Studium der Ev. Theologie u. Philosophie.

​Nürnberger, C. (2003, November 3). 34. Rhein. Pfarrerinnen- und Pfarrertag in Bonn.

 


"Weder seine Existenz noch seine Nichtexistenz lassen sich beweisen. Gelassen bleiben und abwarten. Es wird sich herausstellen. Leider nach dem Ende. So oder so."

​Dr. Roland Brandel 

Brandel, R. (2007, 4. Juni). DER SPIEGEL, Nr.23/4.6.07, Seite 10.

 


"Man kann nicht auf Probe leben, man kann nicht auf Probe sterben."

(Papst Johannes Pauls II.)

Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz, Psychiater, Psychotherapeut, römisch-katholischer Theologe und Buchautor.​

Lütz, M. (2007, September 21). Gott. Eine kleine Geschichte des Größten. München: Pattloch. 6. Edition, S. 236.

 


"Ich finde, der Tod ist eine unerfreuliche Einmischung in mein Privatleben."

Axel Milberg, deutscher Schauspieler u. Autor.

Milberg, A. (2007, Juli 22). Axel Milberg - Ich glaube, dass ich unsterblich bin. Bild am Sonntag.


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Axel Milberg (2017)

Axel Milberg - Lesung 'Golden House' von Salman Rushdie“ von Amrei-Marie ist lizenziert unter CC BY-SA 4.0.

 

 

 

"Unvergessen etwa der Moment, in dem der EKD-Vorsitzende Wolfgang Huber bei „Kerner" [15.11.2007, Eine Frage des Glaubens JBK - ZDF] Richard Dawkins darüber aufklärte, dass die Hölle, wenn sie denn existiere, „leer" sei.

Ich für meinen Teil habe mich mittlerweile damit abgefunden, dass „Pseudo-Religiotisch" eine Art „Dialekt" ist, den ich als Rationalist ebenso wenig verstehen kann wie ein Oberbayer das Ostfriesische. Kapiert habe ich aber zumindest, dass für Pseudo-Religioten Wörter wie „Auferstehung", „Schöpfung", „Hölle", „Himmel", „Gott", „Teufel", „Wunder" oder „Dämonen" gänzlich andere Bedeutungen zu haben scheinen als für jeden anderen, der diese Worte gebraucht.

Welche Bedeutungen dies genau sind, vermochte ich bislang trotz aller Anstrengungen zwar nicht zu eruieren, doch es sollte klar sein, dass wir uns wegen der Pseudo-Religioten eigentlich keine größeren Sorgen machen müssen. Sie sprechen zwar zugegebenermaßen mit einem höchst seltsamen, religiotischen Akzent, sind aber im Grunde harmlos. …

So habe ich mich in den letzten Jahren regelmäßig auf öffentlichen Podiumsdiskussionen mit Theologen gestritten, die, wie ich beim abschließenden Biere feststellen konnte, in Wirklichkeit keine Spur gläubiger waren als ich."

Dr. Michael Schmidt-Salomon, Philosoph, Autor, Mitbegründer u. Vorstandssprecher Giordano-Bruno-Stiftung.

Schmidt-Salomon, M. (2009, März 18). Die wundersame Welt der Religioten. Humanistischer Pressedienst hpd. Abgerufen am 08. August 2024, von hpd.de/node/6606

 

"Ich nenne diese Anschauung «Christentumschorle». Sie besagt schlicht und einfach, es gebe einen guten Gott im Himmel und damit sei alles in bester Ordnung. All die schwierigen und erschreckenden Lehren von der Sünde und der Hölle und vom Teufel und das Erlösungswerk lässt sie aus."

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. 

Lewis, C. S. (1952). Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben (24. Aufl.). Brunnen, Basel, 2018.

 


"Light-Christen "


"Die akademische Theologie hat ihre Pointen verloren. Die Erlösungstat Jesu ist ohne Voraussetzung von Hölle und Teufel so packend wie ein Elfmeterschießen ohne gegnerische Mannschaft. Wenn der Teufel zum Spiel gar nicht mehr antritt, wird die biblische Erzählung belanglos. 

Übrig bleibt ein ‚religiöser Dialekt‘, der fromm klingt, es aber nicht mehr so meint."

Dr. Michael Schmidt-Salomon, Philosoph, Autor, Mitbegründer u. Vorstandssprecher Giordano-Bruno-Stiftung.

Schmidt-Salomon, M. (2010, Dezember 28). Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht. Tages-Anzeiger Zürich. Abgerufen am 13.08.2025, von tagesanzeiger.ch/wer-fuer-alles-offen-ist-ist-nicht-ganz-dicht-827844163989

Michael-Schmidt-Salomon

Dr. Michael Schmidt-Salomon, Philosoph (2009)

File:Portrait Schmidt-Salomon Aug2009 2.jpgUngaroo CC BY-SA 4.0.




"Jesus spricht eindeutig davon, dass das Jenseits kein Märchen ist, sondern ein sehr realer Ort: dass es Himmel und Hölle als echte, wirkliche Orte gibt und dass sich Menschen in der Hölle befinden und nicht alle im Himmel sein werden.  Das sollte uns sehr zu denken geben! …

Die Hölle – echt jetzt? Ja, echt jetzt.
Hier sind ein paar Punkte, die unsere westliche Leistungskultur darunter falsch versteht: Viele glauben, dass die Hölle eine Art unterirdische Lavahöhle wäre, wo man von einem gehörnten Ziegenbockteufel und seinen dämonischen Anhängern mit glühenden Mistgabeln gefoltert würde. – Was für ein unbiblischer Quatsch. 

Jesus spricht davon, dass die Hölle ein realer Ort ist (Mt 5,22) … Und die Vorstellung, dass Gott irgendwie den Teufel und die Dämonen eingesetzt hätte, um Menschen zu foltern, ist vollkommen unbiblisch. Im Gegenteil spricht Jesus davon, dass eines Tages auch der Satan und seine Dämonen dort sein werden (Mt 25,41)"

Dipl.-Theol. Markus Voss, evangelischer Theologe, Medienproduzent und Autor.

​Voss, M. (2021, Januar 20). Kein Gott ist auch keine Lösung: Tipps für deine Gespräche mit Nichtchristen. Independently published.

 


"Jesus hat so viel von der Hölle geredet wie sonst niemand in der Bibel. (Vgl. Mt 5,22.29; Mt 13,49–50; Mt 18,9par; Mt 10,28par; Mt 23,15.33; Mt 25,30–46 u.a.)

Er sagte, dass es ein Gericht Gottes geben würde, das mit einer ewigen Verdammnis enden könnte. Das ist für unser heutiges Selbstverständnis unerträglich.

Keinem Geringeren als dem Menschensohn (also Jesus selbst) ist das Gericht übergeben (vgl. Mt 25,31-46; Offb 20,11-15). … beim Weltgericht am Ende der Zeiten, wo es um das ewige Leben geht, steht jeder Einzelne für sich vor Gott. ...

Luther ... hatte Jesus in seiner Jugend als Weltenrichter kennengelernt, aber Jesus als Erlöser war ihm nicht gepredigt worden. ... 

»Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt« (2Kor 5,19.21; LUT 1984).

 

So verkündigt Paulus die Geschichte des Kreuzes: Der gerechte, heilige Gott versöhnt uns mit sich (so herum, nicht »sich mit uns«), indem er etwas übernimmt, was eigentlich unser Part wäre. ... Anstatt dass er uns meidet oder uns eine Strafpredigt hält (wie Johannes der Täufer) oder uns zu frommer Leistung anstachelt (wie die Pharisäer), tauscht er mit uns.

 

Das ist unendlich liebevoll ... leitet uns immer wieder hin zum Kreuz, zu Jesus, der uns in unerschütterlicher Treue liebt, uns rettet und vergibt und erneuert, weil wir es brauchen."

Dr. theol. Gerrit Hohage, Autor, Pfarrer Ev. Kirchengemeinde Gundelfingen.

​Hohage, G. (2024, März 22). Tief verwurzelt glauben: Wie man heute christlich denken kann. SCM R.Brockhaus.

Himmel-Hölle

Copyright Thomas Plaßmann

 

 

"Und fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, doch die Seele nicht töten können; fürchtet euch aber viel mehr vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle." ...

"Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater."

 

Jesus Christus (Matthäus 10, 28, 32–33)

"Wer Gott fürchtet, muss sich vor nichts mehr fürchten, ist stärker als alle Armeen dieser Welt zusammen und wird Tod und Teufel trotzen. Wer sich allein unter Gottes Willen stellt, dem hat kein irdischer Wille mehr irgendetwas zu befehlen, und mag sich dieser Wille noch so mächtig und toll gebärden. Er zerschellt am Glaubenden.

 

Wer sein Herz an Gott hängt, braucht es nicht an materielle Güter zu hängen. Und dort, wo sich ein Gottesfürchtiger mit anderen Gottesfürchtigen zusammentut, um Gottes Willen auf Erden Geltung zu verschaffen, wird die Welt auf den Kopf gestellt, werden die Kranken gesund, die Blinden sehend, die Hungrigen satt, die Traurigen fröhlich, die Schwachen stark."

 

Christian Nürnberger, Publizist, Partiell absolviertes Studium der Ev. Theologie u. Philosophie.

​Nürnberger, C. (2007, September 21). Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (1. Ed., S. 254). Rowohlt Berlin.

 

"Da gibt es nichts zu entmythologisieren oder zu spiritualisieren… Christ sein heißt, alles auf eine Karte zu setzen. Es ist ein Wagnis, ein Abenteuer. Viertel-, Halb- und Bruchstückschristen … das reicht nicht. …

Totale Unterwerfung unter die Herrschaft Gottes – diese erschreckende Forderung endet in der Erfahrung, dass gerade aus diesem Verzicht auf Selbstbestimmung die größtmögliche Freiheit erwächst"

​Nürnberger, C. (2007, September 21). Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (1. Ed.). Rowohlt Berlin.

"Es kommt der Augenblick, da Menschen, die in der Religion herumgeplätschert haben („Des Menschen Suche nach Gott!"), sich plötzlich zurückziehen.

 

Angenommen, wir haben ihn wirklich gefunden! Dazu wollten wir es doch gar nicht kommen lassen! Schlimmer noch: Angenommen, er hat uns gefunden? So stehen wir vor einer Art Rubikon.

Man überschreitet ihn oder man überschreitet ihn nicht. Tut man es aber, so gibt es keine - wie auch immer geartete - Absicherung gegen Wunder. Man muss sich auf alles gefasst machen."

 

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. ​

Lewis, C. S. (1984). In Nach der Wahrheit fragen: Antworten von C. S. Lewis. Ausgewählt und eingeleitet von Jürgen Spieß (J. Spieß, Hrsg.). Brunnen-Verlag, Gießen. 6. Auflage, 2007.

 

"Siehe, ich, der HERR, bin der Gott allen Fleisches, sollte mir etwas unmöglich sein?"

Jeremia 32, 27

 

"Wenn du auf dem Wasser gehen willst, dann musst du aus dem Boot steigen. Wir müssen uns auf Gott und sein Wort einlassen, sonst können wir nicht erwarten Gott zu erleben. Wir müssen unsere Füße »nass machen«.
Watchman Nee hat es treffend formuliert: »Wir können nicht erwarten, dass Gott sein Leben in uns auslebt, wenn wir nicht bereit sind, ihm unser Leben zu geben, in dem er leben soll.«"

Hans Peter Royer, † 17. August 2013 im Dachsteingebirge, Leiter einer Bergsteigerschule und Direktor des Christlichen Schulungszentrums "Tauernhof" Österreich, stellvertretender Leiter der internationalen Fackelträger-Bewegung.

Hans Peter Royer (2007). Nach dem Amen bete weiter (5. Aufl., S. 92). Hänssler. 
 

"Über die menschlichen Dinge kann man auf zweifache Weise sprechen, aus der Innen- und aus der Außenperspektive. ….

Die christliche Religion ist nämlich in der gleichen Lage wie alle menschlichen Dinge, eine Innenseite und eine Außenseite zu haben. Ihre Innenseite ist der Glaube an die Wirklichkeit Gottes und die Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott. …

 

Die Welt ist pluralistisch und war es immer. In einer pluralistischen Welt aber konkurrieren unvermeidlich Innen- und Außenperspektive miteinander.

Wer Leute tanzen sieht, aber die Musik nicht hört, der versteht die Bewegungen nicht, die da vollführt werden. Und wer den christlichen Glauben nicht teilt, wird geneigt sein, ihn durch etwas anderes als durch die Wahrheit seines Gegenstandes zu erklären.

 

Verstehen wird er den Gläubigen letzten Endes nicht."

Prof. Dr. Robert Spaemann, Professor für Philosophie, 1972-1992: Ludwig-Maximilians-Universität München, 1968-1972: Technische Universität Hannover, 1962-1968: Universität Stuttgart.

Spaemann, R. (2019). Das unsterbliche Gerücht. Die Frage nach Gott und die Täuschungen der Moderne (8. Druckaufl.). Klett-Cotta.

"Es sind die Machtstrukturen der Diskurse, die das lenken, was wir als »wahr« bezeichnen, so die postmoderne Philosophie. Sie schlussfolgert: Die Rede von einer objektiven Vernunft, die alles erklären könne, sei ein gefährlicher Mythos. Doch was tritt an die Stelle der alten Gewissheiten? Macht ab sofort jeder seine Wahrheit selbst?  


Es ist als würde der Mensch, der ausgezogen war, sich die Welt zu erklären und verfügbar zu machen, auf einmal eingeholt von einer grauenvollen Wahrheit. Es scheint, als trete nur gähnende Leere an die Stelle der alten Mythen.

Aus all der modernen Wissenschaft: so viel Erklärung, doch kein Sinn. So viele Sätze, doch keine Antworten auf die tiefsten Fragen. Das Nichts betritt die Bühne. Der Nihilismus, nach Nietzsche der »unheimlichste aller Gäste«, setzt sich an den Tisch. »Je begreiflicher uns das Universum wird, um so sinnloser erscheint es auch«, schreibt der amerikanische Physiker Steven Weinberg. 


»Geworfensein« nennt der Philosoph Martin Heidegger diesen Zustand des Menschen. In ein Leben geworfen, das ihm rätselhaft ist. Auf einen Tod zugehend, der unausweichlich ist. Mit der Angst konfrontiert, die unbesiegbar ist. …


So sicher, das Leben. So frei. So entzaubert. Doch ist das nicht eine Ahnung? Eine Ahnung davon, dass das Rationale, das Gesicherte und das Logische eben nicht alles ist? Dass es das Unsagbare, das Erschütternde, das völlig Unkontrollierbare gibt? 
Dass die Tiefen der Welt eben nicht durch die wissenschaftliche Beschreibung erschöpft sind? Oder eine Sehnsucht danach zumindest? Inmitten von Entzauberung: eine Sehnsucht nach dem verlorenen Zauber? Ein Sehnen und Suchen, nach dem … Geheimnis. …


Wenn Anaximander recht hat, dann steht der Mensch an dieser Stelle vor der wichtigsten Frage seines Lebens. Die Beantwortung dieser Frage wird alles andere beeinflussen. Es ist die Frage, ob es dieses Höchste und Letzte gibt und wie es ist. Es ist die Frage nach Gott. 


Die Frage nach Gott ist die wichtigste Frage des menschlichen Lebens, die wichtigste Frage der Geistesgeschichte und die entscheidende Frage über den Menschen. Wenn wir die Wichtigkeit dieser Frage völlig erkennen würden, würden alle anderen Fragen in ihrem Licht verblassen. 
Es ist eine Frage, die einen Großteil unserer alltäglichen Fragen so lächerlich erscheinen lassen würde wie die Frage nach der Speisenfolge des Abendessens, wenn man sich auf der Titanic befindet. Eine Frage, die wichtiger ist als die Frage nach Herkunft, Aussehen, Erfolg und Geld, ja selbst nach Gesundheit und persönlichem Wohlergehen. 


Es ist die ultimative Frage. Die unausweichliche Frage. Die Frage nach dem Meer rings um unsere Insel. Die drohende, lockende, erschreckende und faszinierende Frage nach Gott. Tausend Phantomschmerzen erinnern den, der sie vergessen hat. Und unsere Welt ist voll davon. Es ist Zeit, sich dem Meer zu stellen."

Dr. Johannes Hartl, Philosoph, römisch-katholischer Theologe, Buchautor, Gründer des Gebetshauses Augsburg.

​Hartl, J. (2021, September 14). Gott ungezähmt: Raus aus der spirituellen Komfortzone. Verlag Herder (1. Edition).

 

 

 

"Während der gutmütige Pfarrer über den Regenbogen als Hoffnungszeichen für die Menschen predigt, zu mehr Mitmenschlichkeit aufruft und den Gläubigen versichert, die drastischen Worte Jesu im Evangelium über Hölle und Gericht seien nur Bilder und seine Wunder keineswegs historische Fakten, surft ein junger Mann in der näheren Umgebung, um sich über Voodoo zu informieren. …


Wir haben Spiritualität billig gemacht, weil wir Gott billig gemacht haben. Wir verkaufen einen Gott ohne Gesetze, ohne Anforderungen, ohne Gericht, ohne Hölle. Ein Gott, dem man ein X für ein U verkaufen kann. Der einstimmt und fröhlich mitsingt, wenn es heißt: »Wir kommen alle, alle in den Himmel, weil wir so brav sind«, ein Gott, bei dem alle Religionen Wege der Wahrheit sind, der menschenfreundlich ist. Und damit meinen wir: der uns nicht gefährlich werden kann, weil er sowieso keine andere Absicht verfolgt als unser Ego zu unterstützen. 


Der eine eigene Meinung höchstens zu Fragen des Umweltschutzes und zur Globalisierung hat, doch ansonsten nur dann in unserem Leben auftaucht, wenn es darum geht, zu segnen und Halt zu geben. Ein Gott, der keine Forderungen stellt. Frohbotschaft statt Drohbotschaft! Keine Angst mehr vor dem lieben Gott, dem harmlosen repräsentativen Monarchen, der in die Gesetzgebung seines Landes ohnehin nicht eingreift. 


Doch was man nicht fürchten kann, das kann man auch nicht anbeten. Was ohnehin schon klar ist, erstaunt niemanden. Und über einen zahnlosen Gott, der keiner Fliege was zuleide tut, kann man vielleicht gerührt lächeln. Doch er wird niemanden zutiefst packen. Ein gütiger Greis, irgendwo im Himmel, oder vielleicht auch nur eine halbastrale Existenz der metaphysischen Güte in der Ideenwelt, wird niemanden zu höchsten Opfern inspirieren. 


»Groß ist der Herr und hoch zu loben, seine Größe ist unerforschlich«, lesen wir in den Psalmen. (Ps 145,3) Und glauben wir der Bibel, so ist Gott der ganz und gar Faszinierende. Der ganz und gar Erhabene. Der würdigste Gegenstand des Erschreckens, des Staunens und des Genusses. Doch all das geht verloren, wenn wir Gott verharmlosen. Wenn wir uns selbst in die Mitte stellen. 


Wenn es in der Kirche, im Evangelium und im Glauben immer und immer nur um den Menschen geht. Wenn wir ein Gottesbild weitertragen, das diesem Selbst nicht in die Quere kommt. Ihn an das anpassen, was uns passt. Ihn unserem Ego kompatibel machen. Ihn kleinreden. Oder über alles andere reden. 


Ja, es war nötig, dem angstbesetzten Gottesbild die Barmherzigkeit und Menschenfreundlichkeit als Korrektiv entgegenzusetzen. Doch wie oft viel mehr als Korrektur! Wie oft völlig überzogener Pendelausschlag ins andere Extrem! Wie oft völlige Verharmlosung Gottes! Doch ein Gott, vor dem man nicht mehr erschrecken kann, ist schrecklich langweilig. Er weckt weder Erstaunen noch Bewunderung noch Entzücken. Was man nicht fürchten kann, vor dem kniet man auch nicht nieder. Und so weicht mit der Gottesfurcht auch die Anbetung. 


Wir haben uns das Bild eines gezähmten Gottes gemalt. Doch der gezähmte Gott ist überhaupt kein Gott. Er ist eine Illusion, das Machwerk von Menschen, ein Götze. Und aus jedem seiner Bilder blickt uns nichts weiter an als die idealisierte Version unseres selbst. Kein Wunder, dass ein solcher Gott niemanden fasziniert. Kein Wunder, dass auf solchem Boden nichts wächst. Was nichts kostet, ist nichts wert. Und aus Kompromiss und Bequemlichkeit ist noch niemals etwas erwachsen, wofür es sich zu leben und zu kämpfen lohnt. Es ist Zeit, auszubrechen aus der religiösen Komfortzone. …


Alle Fragen der Welt sind belanglos im Vergleich zu der Frage, ob es Gott gibt und wie er ist. Wenn es ihn gibt, gewinnen alle anderen Fragen ihre Wertigkeit erst durch sie. Für den, der in einen Zug eingestiegen ist, ist die Frage, wohin er eigentlich fährt, keine Nebensächlichkeit. Ein Idiot würde der genannt, der auf diese Frage antworten würde, er halte nichts von solch spitzfindigen Überlegungen. Oder er sei so damit beschäftigt, die Fahrt zu genießen, dass es ihm noch gar nicht in den Sinn gekommen sei, über eine angebliche »Endstation« nachzudenken, zu der der Zug unterwegs sei. Falls es sie überhaupt gebe."

Dr. Johannes Hartl, Philosoph, römisch-katholischer Theologe, Buchautor, Gründer des Gebetshauses Augsburg.

​Hartl, J. (2021, September 14). Gott ungezähmt: Raus aus der spirituellen Komfortzone. Verlag Herder (1. Edition).

Blaise Pascal, Mathematiker, Physiker und Philosoph

Blaise Pascal Tour St Jacques“ von LPLT ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.

 

 

"Angenommen es sei sicher, dass es Gott gibt oder ihn nicht gibt, und dass es keinen Mittelweg gibt. Für welche Seite werden wir uns entscheiden?

 

Lassen Sie uns ein Spiel spielen, bei dem es zu einer Entscheidung für "Kopf oder Zahl" kommt. Mit Vernunft können wir weder das eine noch das andere versichern; mit Vernunft können wir weder das eine noch das andere ausschließen.

 

Verfallen Sie also nicht dem Irrtum, dass hierbei eine richtige Wahl getroffen werden könnte, denn Sie wissen nicht, ob Sie falsch liegen oder schlecht gewählt haben ... Sowohl wer sich für "Kopf" entscheidet, als auch wer sich für "Zahl" entscheidet, beide liegen falsch:

 

Die Wahrheit kann nicht durch eine Wette entschieden werden, aber es muss gewettet werden.

Es gibt keine Freiwilligkeit, Sie müssen sich darauf einlassen.

 

Wenn Sie nicht wetten, dass es Gott gibt, müssen Sie wetten, dass es ihn nicht gibt. Wofür entscheiden Sie sich?

Wägen wir den Verlust dafür ab, dass Sie sich dafür entschieden haben, dass es Gott gibt:

Wenn Sie gewinnen, gewinnen Sie alles, wenn Sie verlieren, verlieren Sie nichts."

Blaise Pascal, französischer Mathematiker, Physiker, Literat und Philosoph.

​Pascal, B. (1670). Zitat aus den Penseés Nr. 233. Abgerufen am 08. August 2024, von gutenberg.org/files/18269/18269-h/18269-h.htm#p_233

"Pascalsche Wette"

"Das Argument besagt, dass eine sorgfältige Analyse der Optionen hinsichtlich des Glaubens an Gott zu folgenden Möglichkeiten führt:

 

Man glaubt an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall kommt man in den Himmel.

Man glaubt an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man nichts.

 

Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man ebenfalls nichts.

Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man bestraft.

 

Aus dieser Analyse der Möglichkeiten folgerte Pascal mit Hilfe der Prinzipien der Statistik, dass es besser sei, bedingungslos an Gott zu glauben. Es ist ein klassisches Verfahren der Spieltheorie, die Optionen und die jeweiligen Gewinne zu spezifizieren, und die Qualität dieser Annahmen bestimmt die Qualität der Ergebnisse.

 

Geht man von den Werten aus, die Pascal vorgeschlagen hat, dann ist der Gewinn, den man im Falle des Glaubens an Gott zu erwarten hat, stets mindestens so groß wie im Falle des Unglaubens – oder größer.

Pascal ordnete den beiden Möglichkeiten – Existenz oder Nichtexistenz Gottes – gleiche Wahrscheinlichkeiten zu."

 

Wikipedia. (2024). Pascalsche Wette. Abgerufen von de.wikipedia.org/wiki/Pascalsche_Wette


"Es ist das Herz, das Gott fühlt, nicht der Verstand."

​Blaise Pascal, französischer Mathematiker, Physiker, Literat und Philosoph.

​Pascal, B. (1662). Gedanken (S. 48, Nr. 90). In E. Wasmuth (Hrsg.), Der unbekannte Pascal. Verlag Lambert Schneider, 1954.​​

"Wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch ist?"


1.Korinther 6,19

 

"Zunächst einmal wollen wir die verschiedenen „Ebenen“ unseres Wesens benennen:


• "Den ganzen Tag über bewegen uns flüchtige Gedanken, von denen die meisten unbedeutend sind. 
• Außerdem haben wir Sehnsüchte, Hoffnungen und Träume, die weitaus wichtiger sind. 
• Tief in uns erleben wir den Schrei nach Liebe, Hoffnung und Freude, der uns beinahe wie ein Urbedürfnis unseres Wesens vorkommt. 

Ich nenne diese verschiedenen Schichten unseres Wesens die seichten Gewässer, die mitteltiefen Gewässer und die Tiefsee.

Die seichten Gewässer unseres Wesens sind durch die Ablenkungen des Lebens gekennzeichnet und werden von ihnen bestimmt. Wir springen auf eine beinahe unvorhersagbare Weise von Gedanke zu Gedanke, von Ablenkung zu Ablenkung. Sie wissen wahrscheinlich, wie das abläuft. ….

Die mitteltiefen Gewässer sind durch das gekennzeichnet und bestimmt, was ich in Anlehnung an die Worte Jesu „die Sorgen des Lebens“ nennen würde, den tieferen Kummer, die Schmerzen, Sehnsüchte und Bestrebungen, die das menschliche Herz beschäftigen (siehe Lukas 21,34 und Matthäus 4,19).

Dazu gehören Dinge wie die Gesundheit unserer älter werdenden Eltern, die Lernschwierigkeiten unserer Kinder, eine schwierige Beziehung, der Fortschritt unserer beruflichen Karriere oder deren Stillstand. Unsere Finanzen, die eigene Gesundheit, die Hoffnungen und Ängste im Blick auf die eigene Zukunft oder die unserer Angehörigen. …


Die mitteltiefen Gewässer liegen tiefer in unserem Inneren, weil dies das Gebiet der ernsteren Themen ist. Wenn Jesus sagt: „Lasst euch nicht von den Sorgen des täglichen Lebens gefangen nehmen“ (Lukas 21,34), dann sind das die Orte des Kummers und der Furcht, auf die er sich bezieht. 

Ablenkungen halten uns die meiste Zeit des Tages in den seichten Gewässern. Sie verbrennen unsere geistige Energie, richten unseren Fokus mal auf dies, mal auf jenes und schicken uns so auf eine Achterbahnfahrt. 


Doch es ist der Druck der mitteltiefen Gewässer, der uns nachts wach hält – es sind die Dinge, die uns ins Gebet führen, die uns Magengeschwüre verursachen. Die mitteltiefen Gewässer und nicht die seichten sind der Ort unserer Tränen. 

Noch tiefer, in den „Tiefen unseres Seins“, liegt das Wesentliche unserer Existenz und das ist auch der Ort, wo Gott wohnt (da Sie ihn in Ihr Leben eingeladen haben!). Die Tiefsee ist durch das gekennzeichnet und bestimmt, was ewig ist, wie Glaube, Hoffnung, Liebe und Freude, um nur ein paar Dinge zu nennen. 
Der Gefangene, der zur Einzelhaft verurteilt wurde, der Patient, der die letzten Tage seines Lebens in einem einsamen Krankenhauszimmer verbringt, und der Schiffbrüchige, der auf einer fernen Insel gestrandet ist – sie alle entdecken, dass das, was ihnen einst so wichtig erschien, verblasst gegenüber der Sehnsucht, ihre geliebten Menschen noch einmal zu sehen. 


Wir alle haben ein tiefes inneres Leben, egal ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. … Der Psalmbeter ruft zu Gott aus seinem tiefsten Inneren heraus; dann richtet er seine Aufmerksamkeit ganz auf Gott:
„Aus der Tiefe schreie ich zu dir, Herr! Herr, höre meine Stimme, schenk meinem lauten Flehen ein offenes Ohr! Ich hoffe auf den Herrn, ja, aus tiefster Seele hoffe ich auf ihn. Ich warte auf sein rettendes Wort. Von ganzem Herzen sehne ich mich nach dem Herrn – mehr als die Wächter sich nach dem Morgen sehnen, ja, mehr als die Wächter nach dem Morgen!“ Psalm 130,1-2.5-6“

John Eldredge, US-amerikanischer Theologe und Schriftsteller.

Eldredge, J. (2023). Du machst meine Seele stark: Resilienz - Wege zu neuer Widerstandskraft. Brunnen Verlag.

 

​​​

 

"So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit die, die an Ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.

Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.

Jesus Christus (Johannes 3, 16-18)

"Die Menschen können sich zwar einen Gott zurechtmachen, den »lieben Herrgott« zum Beispiel, der einen ehrlichen Deutschen nicht im Stiche lässt, wenn er jeden Tag nur fünf Glas Bier trinkt. Aber das ist doch nicht Gott! ...

Gott ist ein verborgener Gott. Das hat ein Mann, Jesaja hieß er, verstanden und aus Herzensgrund geschrieen: »Herr, wir können nicht zu dir kommen. Ach, dass du die Nebelwand zerrissest und kämest zu uns!«
Und denken Sie: Gott hat diesen Schrei gehört! Er hat die Nebelwand zerrissen und ist zu uns gekommen - in Jesus.“ „Ohne Jesus wüsste ich nichts von Gott. Er ist die einzige Stelle, wo ich Gewissheit über Gott bekommen kann! Wie kann man nur sagen: »Ich kann ohne Jesus auskommen«!“

„Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch mit einem Journalisten, der mich interviewte und fragte: »Warum halten Sie eigentlich solche Vorträge?« Darauf habe ich ihm geantwortet: »Die halte ich, weil ich Angst habe, dass die Leute in die Hölle kommen.« Da lächelte er und erwiderte: »Gibt's doch gar nicht!« Und da habe ich gesagt: »Warten Sie's doch ab! In hundert Jahren wissen Sie es, ob Sie recht haben oder Gottes Wort.

Gott will, dass allen Menschen geholfen werde. Und darum hat er seinen Sohn gegeben - zur Rettung, zur Versöhnung.
Gehen Sie mit mir nach Jerusalem. Da ist ein Hügel vor der Stadt.“ „Sehen Sie ihn an, den Mann mit der Dornenkrone, den Sohn des lebendigen Gottes!" «Warum hängt er da? Dieses Kreuz ist der Altar Gottes. Und Jesus ist das Lamm Gottes, welches der Welt Sünde trägt, das versöhnt mit Gott. Sehen Sie: Solange Sie Jesus nicht gefunden haben, stehen Sie unter Gottes Zorn, auch wenn Sie's nicht merken, auch wenn Sie's leugnen. Und nur wer zu Jesus gekommen ist, steht unter dem Frieden Gottes: »Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.«
Ohne Jesus habe ich keinen Frieden im Herzen, da kann ich tun, was ich will. Ohne Jesus kann ich nicht sterben ohne tödliche Angst. Und nun ruhen Sie nicht, bis Sie diesen Frieden Gottes haben, bis Sie gerettet sind!

Seit die Menschen sich planmäßig von Gott abgesetzt haben, können sie auch ganz gemütlich und harmlos von Ihm reden. Erst wenn ein moderner Mensch in die Nähe Gottes kommt, dann merkt er: «Unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.»
Kein Mensch hält es ungeschützt aus bei dem lebendigen Gott, dem verzehrenden Feuer. Darum kann man schon verstehen, dass die Menschen sich von Ihm absetzen. Aber das ist Wahnsinn. Gott trifft uns ja doch eines Tages. Die Bibel zeigt den besseren Weg: Versöhnung mit Gott. Also: Wer Gott wirklich will, der braucht Versöhnung!

Das hebräische Wort, das in unserem Text steht, heißt «kafar». Das bedeutet zunächst «bedecken», dann «vergeben», und schließlich hat es die Bedeutung «versöhnen». Daraus wird uns klar, warum eine Versöhnung nötig ist: um unserer Schuld vor Gott willen. Betrügt doch eure Seelen nicht, dass ihr euch einredet, ihr hättet vor Gott keine Schuld. Diese Schuld muss «bedeckt» werden, wir müssen «Vergebung» der Sünden haben. Und so geschieht die «Versöhnung» mit Gott. «Jesus ist unser großer Hohepriester, der uns durch Sein Blut mit Gott versöhnt. Darum wollen wir zu Ihm gehen und Frieden mit Gott finden.»

Es gibt keinen anderen, keinen schwierigeren und keinen bequemeren Weg, als dass man wirklich ernst macht mit Jesus und sich Ihm ausliefert."

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.​

Busch, W. (1966). Jesus unser Schicksal. Holzgerlingen: SCM R.Brockhaus. (Neuausgabe 2018).

"Der Historiker Thomas Großbölting drückt es so aus: Der Himmel ist immer mehr Menschen und immer größeren gesellschaftlichen Zusammenhängen verloren gegangen. Wir sitzen quasi in einem modernen Fußballstadion mit schließbarem Dach, das sich für viele Zeitgenossen nun tatsächlich geschlossen hat. Der Himmel ist nicht mehr zu sehen, der Blick „nach oben“ zu Dingen außerhalb des Irdisch-Materiellen bleibt ihnen versperrt."

Prof. Dr. Stefan Schweyer, Professor für Praktische Theologie an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) Basel.

Prof. Dr. Philipp Bartholomä, Professor für Praktische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule (FTH) Gießen.

Schweyer, S., & Bartholomä, P. (2023, März 3). Gemeinde mit Mission: Damit Menschen von heute leidenschaftlich Christus nachfolgen. Brunnen Verlag Gießen.

"Wir sind heutigentags sehr schüchtern, den Himmel auch nur zu erwähnen. Wir fürchten uns vor dem Spott über »das bessere Jenseits«. Der Vorwurf ist uns unangenehm, wir suchten uns vor der Pflicht zu drücken, hier und jetzt eine bessere Welt zu schaffen, und träumten stattdessen von einer glücklichen Welt anderswo.

Aber entweder gibt es das bessere Jenseits oder nicht. Wenn nicht, dann ist der christliche Glaube falsch; denn sein ganzes Gefüge ist von dieser Lehre durchwirkt. Wenn aber doch, dann muss ich mich dieser Wahrheit wie jeder anderen Wahrheit stellen - mag das nun in politischen Versammlungen zweckmäßig sein oder nicht. …

Vielleicht bist du der Meinung, es gebe noch einen anderen Grund für unser Schweigen über den Himmel, dass wir nämlich gar nicht wirklich danach verlangen. Das kann aber eine bloße Täuschung sein. Was ich nun sagen werde, ist nichts als meine privateste Meinung ohne den geringsten Autoritätsanspruch; und ich unterwerfe sie dem Urteil besserer Christen und gelehrterer Männer, als ich es bin.

Es gibt Zeiten, da auch ich glaube, dass wir gar nicht nach dem Himmel verlangen. Noch häufiger aber frage ich mich, ob wir - im Innersten unseres Herzens - jemals nach etwas anderem verlangt haben."

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. ​

Lewis, C. S. (1940). The Problem of Pain. Über den Schmerz. Köln/Olten: Hegner, 1954; Gießen: Brunnen, 7. Aufl., 2009, S. 147 f.

"Wenn wir in uns selbst ein Bedürfnis entdecken, das durch nichts in dieser Welt gestillt werden kann, dann können wir daraus schließen, dass wir für eine andere Welt erschaffen sind."

 

Lewis, C. S. (1952). Mere Christianity. HarperOne, 1952. In Nolte, M. (2006). Deine Liebe lässt mich staunen (S. 88). R. Brockhaus.

"Gott hat allem auf dieser Welt schon im Voraus seine Zeit bestimmt, er hat sogar die Ewigkeit in die Herzen der Menschen gelegt. Aber sie sind nicht in der Lage, das Ausmaß des Wirkens Gottes zu erkennen; sie durchschauen weder, wo es beginnt, noch, wo es endet."

Prediger 3,11 (NLB)

"Wir, die progressiv Glaubenden, sind oft eher nicht die, die proklamieren, was man glauben oder hoffen könnte, sondern eher die, die den Finger auf die Dinge legen, die nicht funktionieren. Und ich frage mich, ob uns da vielleicht etwas fehlt. Denn was die konkrete Hoffnung auf ein gutes Ende angeht, da sind wir ganz schön wacklig. Jay"

Jakob Friedrichs, Sozialpädagoge u. Autor, seit 2014 Podcast "Hossa-Talk" mit Gofi Müller u. Marco Michalzik.

Friedrichs, J. (2024, Oktober 7). Wacklig oder stabil? #245. Hossa Talk. Abgerufen am 11. Oktober 2024, von instagram.com/p/DA1Uhzyu7mr
 

"Der Wunsch, dass alles wieder gut wird, gehört zu den tiefsten Sehnsüchten des menschlichen Herzens. Er schlummert in den Tiefen unserer Seele, seit wir unsere wahre Heimat verloren haben. Denn unser Herz erinnert sich an den Garten Eden.

 

Die meiste Zeit über fließt dieses schöne, mächtige Verlangen wie ein unterirdischer Strom unter der Oberfläche unseres Bewusstseins – so lange, wie wir durch ein bestimmtes Maß an Gutem in unserem Leben getröstet werden. Wenn wir unsere Arbeit, die Familie, unsere Freizeit und all die kleinen Annehmlichkeiten unseres Lebens genießen können, scheint der Wunsch, dass alles wieder gut wird, weit entfernt zu sein.

Doch sobald Prüfungen und Leid über uns hereinbrechen, kommt diese Sehnsucht wieder an die Oberfläche wie ein Wal, der nach Luft schnappt, und sie gewinnt an Schwung und Kraft. Das gilt besonders nach Zeiten, die uns massiv herausfordern.

Während wir uns in einer solchen Phase befinden, versuchen wir tapfer durchzuhalten. Wenn der Sturm sich aber gelegt hat, taucht der Wunsch, dass alles wieder gut wird, auf und fordert seine Erfüllung."

John Eldredge, US-amerikanischer Theologe und Schriftsteller.

​Eldredge, J. (2023). Du machst meine Seele stark: Resilienz - Wege zu neuer Widerstandskraft. Brunnen Verlag.

Jürgen Klopp über seinen Vater: "Er war ein unglaublicher Fußballer. Als er 18 Jahre alt war, bot ihm Kaiserslautern - damals noch ein großer Klub - einen Vertrag an. Aber mein Großvater sagte: 'Du wirst kein Fußballer, du lernst etwas Gescheites', deshalb hat mein Vater gewollt, dass ich seine Träume erfülle. …
Alle Dinge, die ich machte, weil mein Vater es wollte, habe ich geliebt. Aber es ist die eine Sache, die Dinge zu lieben, die man tut - und die andere, wenn dein Vater nicht zufrieden mit deinen Fortschritten ist. ...

Als ich meinem Vater sagte, dass ich Sportwissenschaften studieren will, war er Feuer und Flamme. Er sagte: 'Ja, tu das.' Er hatte keine Ahnung, was man damit anfangen kann, aber ich war das erste Kind der Familie, das studierte. Ich weiß genau, was er wollte: Dass ich im Sport extrem erfolgreich werde. 


Aber er hatte einen durchschnittlichen Fußballer vor sich. … Es ging immer mehr um Kritik als um Lob …

Wenn ich in den Spiegel schaue, bin ich geschockt, weil ich exakt wie mein Vater aussehe. Heute hätten wir eine herausragende Beziehung, weil ich mittlerweile alt und stark genug bin, um im richtigen Ton zu sagen, was ich sagen will. Wir könnten gute Gespräche führen. 


Aber ich bin Christ, ich glaube an Gott, den Himmel und daran, dass er dort ist"

Klopps Vater Norbert starb im Jahr 2000, kurz bevor Jürgen Klopp seinen ersten Trainerjob beim FSV Mainz 05 übernahm.

Jürgen Klopp, Fußballtrainer u. ehemaliger Fußballspieler, u.a. beim FC Liverpool und Borussia Dortmund.

Klopp, J. (2021, Februar 3). Liverpool-Trainer Jürgen Klopp erzählt bewegende Geschichte über seinen verstorbenen Vater. GOAL. Abgerufen am 22. Mai 2024, von goal.com/de/meldungen/liverpool-juergen-klopp-vater-england-premier-league/2llgehlgym3c1r3pq9ovg29uj

 


"Ich bin Christ. Wir sehen uns." 
Jürgen Klopps Nachricht an den todkranken Liverpool-Fan Dave Evans.

Klopp, J. (2019, Juni 1). Klopp-Botschaft an todkranken Fan: „Ich bin Christ. Wir sehen uns“. DER SPIEGEL. Abgerufen am 22. Mai 2024, von spiegel.de/sport/fussball/juergen-klopp-schickt-videobotschaft-an-todkranken-fan-a-1270379.html

Jürgen_Klopp

Jürgen Klopp (2017)

Jürgen Klopp“ von Дмитрий Голубович ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.

idea-Interview: „Ich werde meine Tochter in der Ewigkeit wiedersehen“

"Nikolaus Schneider, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), über das Sterben seiner jüngsten Tochter, den Tod und die Ewigkeit.

Mit dem Ewigkeitssonntag am 20. November geht das Kirchenjahr zu Ende (am 1. Advent beginnt ein neues). Im Volksmund heißt dieser Sonntag „Totensonntag“. Viele Menschen denken an die, die in ihrem Umfeld gestorben sind. Aber nur 45 Prozent der Mitteleuropäer glauben laut Umfragen an ein Leben nach dem Tode.

 

Zu Sterben, Tod und Ewigkeit ein Interview mit dem Präses der zweitgrößten deutschen Landeskirche, der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider (58, Düsseldorf). Er gehört auch der Leitung der EKD, dem Rat, an. Am 3. Februar dieses Jahres starb die jüngste seiner drei Töchter, Meike, im Alter von 22 Jahren. Am Ende ihres ersten Semesters Theologie erfuhr sie, dass sie an Leukämie erkrankt sei. Zwei Jahre lang kämpfte sie gegen diesen Blutkrebs. Am 20. November wird im Ersten Fernsehprogramm um 17.30 Uhr in einer Sendung der Reihe „Gott und die Welt“ über sie berichtet. Mit Präses Schneider sprach Helmut Matthies.

idea: Herr Präses, Ihre Tochter musste lange leiden, bevor sie starb. Hatten Sie vorher anders über das Sterben gedacht?

Schneider: Ich habe meinen Vater beim Sterben begleitet und als Gemeindepfarrer an vielen Sterbebetten gesessen. Aber wenn das eigene Kind stirbt, ist es ein Stück weit, als wenn man selbst stirbt. Wir hatten viele Male um Heilung gebetet und auch immer wieder den Eindruck, dass dieses Gebet erhört worden war. Sowohl nach der Chemotherapie als dann auch nach der Rückenmarkstransplantation hieß es, sie sei geheilt. Nach nur fünf Wochen aber war der Krebs wieder da.

idea: Nimmt da das Bild von Gott Schaden?

Schneider: Natürlich ist dieses Bild angekratzt. Ich habe jetzt einige Fragen an Gott: Warum hat er unsere Tochter mit nur 22 Jahren sterben lassen? Er hätte doch die Macht gehabt, sie zu heilen! Warum ließ er dieses Auf und Ab zu? Andererseits wird die grundsätzliche Beziehung zu Gott nicht in Frage gestellt. Im Gegenteil: Wir sind dankbar auch für die schlimme Zeit, denn wir haben eine Tiefe in der Beziehung zu unserer Tochter, innerhalb unserer Familie und auch zu Gott erlebt, wie sie sonst nicht vorstellbar gewesen wäre. Wir bekamen ungeahnte Kräfte, aber auch genau die richtigen Worte in unserem Innern, die uns halfen zurechtzukommen. 

idea: Wusste Ihre Tochter, dass sie sterben muss?

Schneider: In ihrem Innern, denke ich, ja, obwohl sie bis zu ihrem letzten bewussten Augenblick um ihr Leben gekämpft hat. Es war ja wie eine Achterbahnfahrt: geheilt – Rückfall – geheilt – Rückfall. Natürlich wurde auch ihr Verhältnis zu Gott dadurch mit Fragen versehen. Die Zeit bis zu ihrem Tod war dann ein Ringen um die Erfahrung von Gottes Nähe. Besonders die im Neuen Testament beschriebene Erfahrung Jesu am Kreuz wurde ihr zum Trost: dass Gott nämlich nicht ein ferner Gott ist, sondern in Jesus Christus unsere Tiefen, unsere Verzweiflung, unsere Hilflosigkeit und unsere Schmerzen – sie hatte ja auch erhebliche Schmerzen bei der Therapie – kennt. Auch Jesus hatte ja in seinem Leben Momente der Gottesferne erfahren. Sie durfte erfahren, dass Gott für sie in ihrem Leid da ist. Sie war aber gewiss, dass sie nach dem Tod in Gottes Armen geborgen ist.

idea: Sie war also bewusst Christin?

Schneider: Es ist für uns ein großes Geschenk, dass unsere drei Töchter sich durch die Erfahrung des Pfarrhauses nicht vom Glauben an Christus entfernt haben. Im Gegenteil: Alle setzen sich mit dem Glauben auseinander und sind der Kirche verbunden. 

idea: Es gibt ja gegenwärtig eine breite Debatte über die Sterbehilfe. Hat Ihre Tochter je den Wunsch geäußert, dass man ihr hilft, schneller zu sterben?

Schneider: Auf den Gedanken ist sie überhaupt nicht gekommen. Sie genoss aber auch eine hervorragende Schmerztherapie. Das war eine gute Hilfe.

idea: Haben Sie das als Seelsorger je erlebt, dass Kranke den Wunsch geäußert haben, wegen ihres Leidens schneller sterben zu können?

Schneider: Nein. Letztlich war es stets ein Ja zum Unabänderlichen und dann
auch ein getrösteter Übergang.

idea: Nachdem Sie den Tod Ihrer Tochter so intensiv erlebt haben: Können Sie selbst jetzt auch leichter sterben?

Schneider: Bereits seitdem ich als Gemeindepfarrer Menschen beim Sterben begleitet habe, habe ich keine Angst mehr.

idea: Warum nicht?

Schneider: Weil ich gesehen habe, dass es geht. Es ist ein großes Privileg von Pfarrerinnen und Pfarrern, dass sie Menschen beim Sterben begleiten können. Denn dann können sie die Erfahrung machen, wie man stirbt. Dass man nämlich Bilanz ziehen, sich von anderen verabschieden kann und dass die Heilige Schrift dafür wundervolle Texte und Bilder bereithält, die Hoffnung machen auf das Leben nach dem Tod in der Gegenwart Gottes.

idea: Was ist da für Sie das eindrucksvollste biblische Bild?

Schneider: Ich denke besonders an das Wort Jesu: „Ich gehe voraus, euch in meines Vaters Haus eine Wohnung zu bereiten ... Ihr sollt sein, wo ich bin “ (Johannes 14,1 ff) oder an das, was in der Offenbarung des Johannes steht: „Und Gott wird (in der Ewigkeit) abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“ (21,4). 

idea: Wie ist Ihre Tochter heimgegangen?

Schneider: Als uns der Arzt sagte, dass es soweit sei, lag sie auf einer Intensivstation in Essen. Unsere ganze Familie und ihre Tante waren die letzten fünf Stunden bei ihr. Wir haben gebetet und miteinander gesungen. Und sie ist dann in meinen und in den Armen meiner Frau heimgegangen.

idea: Hat Ihre Tochter für Ihre Beerdigung etwas festgelegt?

Schneider: Sie hat gesagt, welchen Pfarrer sie sich wünscht und dass die Bibeltexte von Hoffnung bestimmt sein sollten.

idea: Seit langem gibt es den Trend, dass Beerdigungen „in aller Stille“ – also im kleinstmöglichen Rahmen – stattfinden. Was wünschte sich Ihre Tochter?

Schneider: Eine ganz große Beerdigung! Sie wollte, dass alle, die zu uns gehören und Anteil an ihrem Leid genommen haben, dabei sind. Wer sagt, man solle das im kleinsten Kreise machen, weiß nicht, was er sich selbst damit antut. Denn Sterben ist ein so mächtiger Prozess, dass man ganz viele Freunde und Freundinnen und Geschwister im christlichen Glauben braucht, die einen dabei begleiten und trösten. Sterben und Tod sind immer Sache der gesamten Gemeinde.

idea: Welche Erfahrungen haben Sie hier gemacht, die für andere hilfreich sein könnten?

Schneider: Das erste ist, dass man nicht vor dem eigenen Sterben und dem anderer „weglaufen“ sollte. Wir haben hier oft eine völlig falsche Vorstellung, nämlich die, dass das alles nur schrecklich sei. Doch wer andere beim Sterben begleitet, wird dadurch auch innerlich reicher. Tränen und Trauer können guttun. Vor allem aber dürfen wir nicht vergessen, dass wir als Christinnen und Christen eine gemeinsame Hoffnung haben, nämlich dass wir im Reich Gottes wieder zusammenkommen werden. Und das, was im Neuen Testament darüber gesagt ist, sollte man sich selbst und dem Sterbenden vergegenwärtigen. Dann können wir diese Situation bestehen.

idea: Was heißt das konkret?

Schneider: Man sollte sich erkundigen, welche Lieblingslieder im Gesangbuch der Sterbende hatte, und sie dann mit ihm zusammen singen. Man kann den wunderschönen Psalm 23 (Der Herr ist mein Hirte) vorlesen oder auch Psalm 139, wo es heißt, dass Gott uns von allen Seiten umgibt. Man sollte auf jeden Fall das Vaterunser beten, dem Sterbenden die Hand auflegen und ihn segnen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich dann selbst in den allerletzten Minuten noch die Lippen mit bewegten. Die Sterbenden nehmen also diese Tröstung bewusst wahr. Für Gemeinden sollte es zur Regel werden, dass ihre Geistlichen einmal das Angebot für einen Abend zum Thema „Die Begleitung Sterbender“ machen, wo man Fragen behandelt, wie man sich verhalten, welche Lieder und Texte man berücksichtigen sollte und welche Möglichkeiten es gibt, mit einem Sterbenden noch zu kommunizieren.

idea: Wie ist das, wenn man nicht weiß, ob der Sterbende an Gott glaubt: Soll man ihn trotzdem offensiv darauf ansprechen?

Schneider: Ich möchte dazu ermutigen, stets die Frage nach Gott zu stellen. Freilich sollte man das so tun, dass der andere auch die Freiheit hat, nein zu sagen. Oft ist es aber gerade so, dass Sterbende geradezu darauf warten, dass man sie fragt nach Gott oder, ob man mit ihnen beten darf. Das gilt auch für Atheisten. Denn auch sie kommen bei Sterben und Tod ins Fragen. Und da haben wir die große Chance, ihnen zu helfen.

idea: Viele Menschen wünschen sich, plötzlich und schnell zu sterben. Wie möchten Sie sterben?

Schneider: Langsam. Der schnelle Tod ist ein böser Tod, weil man sich nicht verabschieden kann. Das Sterben ist doch eine ganz wichtige Phase unseres Lebens, und wenn wir sie nicht selbst mitgestalten können, dann fehlt uns und unseren Angehörigen etwas Entscheidendes.

idea: Haben Sie die Hoffnung, Ihre Tochter in der Ewigkeit wiederzusehen?

Schneider: Selbstverständlich, denn das steht ja auch klar im Neuen Testament, beispielsweise im 1. Korintherbrief im 15. Kapitel. Dann haben wir im Johannesevangelium (Kapitel 14) die Abschiedsreden Jesu, in denen er uns ganz klar sagt, dass wir mit ihm einst in der Ewigkeit zusammen sein werden.

idea: Haben Sie da auch mit Ihrer Tochter darüber gesprochen?

Schneider: Das war auch immer Thema. Im Übrigen spreche ich darüber bei allen Beerdigungen.

idea: Im Neuen Testament gibt es ja zwei Aussagestränge im Blick auf die Ewigkeit. Nach dem einen ist es so, dass wir nach dem Tod so lange „schlafen“, bis wir wieder auferweckt werden zum Jüngsten Gericht (Joh. 11,11; 1. Thess. 4,15 ff, 1. Joh. 3,2). Nach anderen Stellen kann man davon ausgehen, dass wir gleich nach dem Tod in der Ewigkeit bei Christus sein werden, zum Beispiel wenn Jesus zum Schächer am Kreuz sagt: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein“ (Lukas 23,4).

Schneider: Wir haben tatsächlich beides, wobei mich die Aussage Jesu, die er gegenüber dem Schächer am Kreuz macht, am meisten überzeugt. Aber letztlich kann ich hier nur sagen: Warten wir einmal ab, wie es wird. Entscheidend ist, dass wir als Christinnen und Christen wissen dürfen, dass wir einmal in der Ewigkeit bei Christus sein werden. Darauf freue ich mich. Und ich habe geradezu eine gewisse Sehnsucht in mir, meine jüngste Tochter dort einmal wiederzusehen.

idea: Rein statistisch ist im Neuen Testament mehr von der Hölle als vom Himmel die Rede. Was bedeutet Hölle für Sie?

Schneider: Dass unser Leben nicht belanglos ist, sondern Konsequenzen hat, dass Gott darüber beim Jüngsten Gericht ein Urteil fällen wird. Und dieses Urteil kann uns in Abgründe führen, also in die Hölle. Natürlich habe ich die Hoffnung, dass Gottes Gnade größer sein wird als alles, was ich mir vorstellen kann. Aber das darf ich nicht voraussetzen.

idea: Nun heißt es in der Rede Jesu an seine Jünger, dass das Kriterium dafür, ob ich in den Himmel komme, ist, dass ich mich zu Jesus Christus vor anderen bekenne (Mt. 10,32) ...

Schneider: Wir können unser Leben nur auf Jesus Christus allein begründen. Das ist tatsächlich der Grund, auf dem wir stehen, und das muss auch klar verkündigt werden.

idea: Wenn Sie nur noch einen Tag zu leben hätten: Was würden Sie tun?

Schneider: Ich würde mich bei allen entschuldigen, denen ich wehgetan, die ich ungerecht oder gedankenlos behandelt habe. Wenn möglich, würde ich dann versuchen, mich mit so vielen Menschen wie möglich noch einmal zusammenzusetzen. Von meinen Lieben und insbesondere von meiner Frau würde ich mich unter Tränen und Trauer verabschieden. Gleichzeitig würde ich Gott für mein Leben danken. Ich möchte aber auch die Freude darüber zum Ausdruck bringen, dass ich jetzt in das ewige Reich Gottes gehe, und hoffe, viele von denen, mit denen ich hier gelebt habe, einmal wiederzusehen.

idea: Wir danken für das Gespräch."

​Dr. h.c. Nikolaus Schneider, 2010-2014 Ratsvorsitzender der EKD, 2003-2013 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

​Schneider, N. (2005, November 10). Interview: Ich werde meine Tochter in der Ewigkeit wiedersehen. Idea.de. Abgerufen am 14.08.2024, von idea.de/Interview/detail/ich-werde-meine-tochter-in-der-ewigkeit-wiedersehen-60783

 


 

Nikolaus-Schneider

Präses Dr. h.c. Nikolaus Schneider (2010)

Image“ von Presse.Nordelbien ist lizenziert unter CC BY 2.0.

"Seltsam, wie still nachts um 2 Uhr die Grosstadtstraßen sein können, die am Tage mit Lärm erfüllt sind! Schwarz und schweigend stehen die Häuser. Trübe scheinen die Lampen durch den dunklen Nebel.
Fröstelnd biege ich ein in die Strasse, die zu dem Krankenhaus führt. Mitten in der Nacht hat mich das Telefon geweckt: Ein Sterbender verlangt nach dem Pfarrer.


Aus einem Hause fällt Licht. Zankende Stimmen stören die Ruhe der Nacht. Um welche Kleinigkeit man sich dort wohl streitet? Und in dem Krankenhaus schickt sich eine Seele an, in die Ewigkeit zu gehen.

Es ist so wunderlich: Ich sollte das Sterben doch gewohnt sein! Wie viele habe ich dahingehen sehen – auf Schlachtfeldern und auf Krankenbetten! Aber – es ist und bleibt eine erschütternde Sache, wenn der lebendige Gott ruft: „Kommt wieder, Menschenkinder!“
Ich muss mich beeilen! Bald stehe ich vor dem großen Gebäude. Der Pförtner weiß schon Bescheid und weist mich auf die richtige Station.


Und nun betrete ich das Krankenzimmer. Im Bett ein noch junger Mann. Seine Frau sitzt erregt bei ihm. Als sie mich sieht, springt sie auf: „Herr Pfarrer, geben Sie meinem Mann schnell das Abendmahl!“
Ich schaue auf den Patienten. Der Tod hat das Gesicht schon gezeichnet. Der Kranke nimmt keine Notiz mehr von meinem Kommen.

Nein! Ich werde den Mann nicht mehr mit einer Abendmahlsfeier quälen. Aber es ist meine Überzeugung, dass die Sterbenden unser Wort noch hören, auch wenn der Leib keine Zeichen des Verständnisses mehr gibt. Und darum will ich den Mann in die Ewigkeit begleiten mit meinem Gebet und mit den Worten der Gnade.


Die Frau hält meine Hand fest: „Herr Pfarrer, schnell! Geben Sie meinem Manne das Abendmahl!“
Ich schiebe sie beiseite. Ihre Unruhe ist bedrückend. Dann beuge ich mich zu dem Kranken und sage ihm ganz langsam das Bibelwort: „Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde …“
Langsam schlägt er die Augen auf und sieht mich an. Die Frau packt meinen Arm: „Schnell! Das Abendmahl!“


Wenn ich doch die Frau zur Ruhe bringen könnte! Ich führe sie auf den Korridor hinaus und versuche ihr klar zu machen, dass ihr Verlangen sinnlos sei. „Sehen Sie, Ihr Mann ist schon viel zu elend. Das Abendmahl quält ihn jetzt nur.“
Sie schluchzt auf: „Aber er soll doch selig werden!“


Was soll man da sagen? „Frau!“ erkläre ich ihr erregt, „meinen Sie denn, eine äußerliche Zeremonie könne vom Gericht Gottes erretten? Wenn Ihr Mann den Herrn Jesus Christus kennt als seinen Heiland und an Ihn glaubt, dann ist er errettet – auch wenn er jetzt nicht das Abendmahl nimmt. Und ohne Jesus – ja, da hilft auch kein Abendmahl!“
Aber sie lässt nicht nach! Sie erzählt, wie sehr ihr Mann nach dieser Feier begehre. Sie drängt …
Ach, ich war damals ein junger Anfänger im Amt. Auf der Universität hatte mich kein Mensch auf solche Fälle vorbereitet. Hilflos stand ich im Zweifel, was zu tun sei. Dann gab ich nach.
Wir gingen in das Zimmer. Schnell richtete ich die Geräte. Der Mann war durch die leise Unruhe aufgewacht. Still und – wie mir schien – gesammelt, war er jetzt ganz bei der Sache.
„Dies ist der Kelch des neuen Testaments in meinem Blute, das für euch und für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden …“ In der unendlich stillen Nachtstunde standen diese gewaltigen Worte wie Felsen der ewigen Errettung …


Betend wartet der Krankenwärter im Hintergrund. Ich kannte ihn als einen von Herzen gläubigen Christen.
Als die Feier zu Ende war, sank der Mann befriedigt zurück in die Kissen. Ich verließ mit dem Wärter das Zimmer. Nun sollten die beiden Eheleute allein sein, um Abschied zu nehmen.

Aber – ich kam noch nicht fort. Der Wärter verwickelte mich in ein Gespräch. Und ich ließ es gern geschehen. Mir war, als sei diese Sache noch nicht zu Ende.
Es verging eine halbe Stunde. Alles war still.
„Wir wollen nach dem Kranken sehen“, sagte ich und öffnete die Tür.


Da bot sich mir ein verblüffendes Bild: aufrecht saß der Mann im Bette. Lachend rief er uns zu: „Ich bin über den Berg. Es geht besser!“ Und lachend und weinend warf sich die Frau an seinen Hals.
Es war erstaunlich. Aber warum sollte das nicht stimmen? Es läuft mancher durch die Strassen, den die Ärzte einmal aufgegeben hatten. Und die Freude der beiden steckte einfach an. Da musste man sich mitfreuen.
Ich nahm die Hand des Kranken: „Wie glücklich bin ich, dass ich das miterleben darf.“ Und nun ergriff mich dieser Wechsel der Situation mächtig. Ich musste noch ein Wort sagen: „Lieber Mann, als Sie an den Pforten der Ewigkeit standen, ist der Herr Jesus zu Ihnen gekommen mit Seiner Gnade. Lassen Sie nun nicht mehr von diesem Heiland!“


Da ging auf einmal ein abscheuliches Grinsen über das Gesicht des Mannes – es war wie ein Flammenschein der Hölle. Spöttisch lächelnd sagte er: „Ach, das alles brauche ich doch nicht mehr. Ich lebe ja wieder!“
Erschüttert stand ich. Jedes Wort blieb mir in der Kehle stecken. Und während ich noch so stand, griff der Patient plötzlich nach seinem Herzen und – sank langsam zurück. Er war tot!
Da bin ich in die Nacht geflohen …

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.

Busch, W. (1950). Christus lebt! Erlebnisse und Kurzgeschichten. Christliches Verlagshaus. Brunnen Verlag, 2005.

Ein 90-jähriges Leben in Wochen (DIN A4 Blatt)

(Your Life in Weeks huffpost.com Jul 28, 2014)

"«Gott!» Johannes’ Stimme überschlug sich. «Gott!» Ich hörte ihn in der Waschküche brüllen. «Wie laut muss ich noch schreien, dass du mich hörst? Was muss ich schreien, dass du mich endlich hörst?» Ich ging an der Wand vom Heizungskeller entlang wie ferngesteuert. Das Schreien kam näher, Glas klirrte. Stille. Um die Mauer. Um diese gekalkte Wand kam ich. Und da stand Johannes. 

Er sah auf seine Hand, die blutete – dann sah er auf. Und in seinem Blick war die Hölle, und darin lag: «Es gibt keinen Gott. Es ist alles verloren.» Es war das Schrecklichste, was ich in meinem ganzen Leben gesehen habe. Ich griff nach seinem Arm und sagte: «Johannes, du musst jetzt beten», und zog ihn auf die Knie, da in die Mitte zum Betonboden, wo es ganz tief wurde, wo das Wasser sich sammelte, am Ausguss, und ich schloss die Augen: 

«Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Und wenn ich auch wandle in finstrer Schlucht, so geschieht mir kein Unheil, denn du bist bei mir. ... Vater!» Meine Stimme erstarb kurz, weil ich so zitterte. «Vater.»

Johannes kniete vor mir, den Kopf so tief gesenkt, dass ich seinen Nacken sah. «Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name.» Ich konnte kaum sprechen. «Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.» Johannes schwieg. «Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.» 

Ich wachte nicht auf. Das war kein Traum. Betonboden. Grau. Eiskalt. Nur der Ausguss, der Betonboden. Und dann ein leises «Amen» von Johannes. Er sah erschöpft aus. Ich empfand Scham, dass ich ihn wie ferngesteuert auf die Knie gezwungen hatte. Wir gingen nach oben … und irgendwie ging dieser Tag vorbei, ohne dass wir wahnsinnig daran wurden. …


Ich will von meinem Bruder nicht so viel erzählen. Weil es seine Geschichte mit Gott ist. … Ein Freund erzählte mir später, Johannes habe ihm auf die Frage hin, woher sein Glaube kam, von dem Moment im Keller erzählt, wo er Gott angeschrien und dann gebetet habe. Da sei Gott auf einmal da gewesen. Dagegen habe er sich nicht wehren können. Das wusste ich damals aber noch nicht. ...

Johannes war nun oft über Tage hinweg still ... und wenn er vor Schmerzen schrie und ich Panik bekam, daran meinen Glauben zu verlieren, und ihn dann beten hörte, in einer Weise, die ich nicht wiedergeben kann, dann verstand ich, dass ich nichts verstanden hatte. Dass Gott viel größer war als mein Hoffen, als das, was ich je über ihn sagen könnte, und dass ich keine Ahnung hatte, wie nahe Gott einem Menschen wirklich sein konnte. 

Und es war in diesen Momenten von Johannes’ Schmerzattacken, als ich anfing, meinem Gott dafür zu danken, dass er sich von den Menschen hat foltern lassen. Dass er selber geschrien hatte. Denn wäre das nicht so gewesen, ich hätte nicht mehr mit ihm sprechen können. Ich hätte vielleicht irgendwie höflich weiter an ihn geglaubt. Aber ich hätte auch gedacht: «Komm erst mal runter aus deinem Himmel. Leide erst mal, bevor du von uns den Glauben verlangst» – jetzt konnte ich das nicht mehr sagen. 

Gott hatte schon gelitten, und so, wie Johannes mit ihm sprach, wirkte es, als geschehe es jetzt gerade, als wiche ER keinen Zentimeter von dem Kind, das er liebte, als ließe er ihn nicht eine Sekunde aus den Augen, als hätte er sich vorgenommen, die ganze Zeit ununterbrochen nicht eine Sekunde eher seine Qual am Kreuz aufzulösen, als sie bei diesem jungen Mann, der da im Bett lag, andauerte. ER blieb und blieb und blieb."

Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin u. Schriftstellerin.

​Magnis, E. M. (2012). Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung (6. Aufl., 24. Oktober 2014, S. 227 ff.). Rowohlt Verlag, Hamburg.

Esther Maria Magnis

Bild: Badde, Paul. Rowohlt Verlag, Hamburg. Abgerufen

22.11.2024, rowohlt.de/autor/esther-maria-magnis-1907

Mein Bruder ... Johannes ... die Vorstellung, dass er sterben könnte, dass von den drei Monaten, die der Arzt ihm prophezeit hatte, nun bereits einer weg war, das war so unerträglich, wie man es sich nicht vorstellen kann … 
Und eines Nachmittags rannte ich auf die Terrasse, auf den Schnee, und sagte zu Gott: «Mach keinen Scheiß. Das schaff ich nicht, Herr. Ich verlier meinen Glauben. Wenn du Johannes sterben lässt, dann verlier ich meinen Glauben. Ich weiß, du bist da. Ich weiß, du bist da. Mach, was du willst, ich will dir nicht drohen, ich will dir dienen, ich gehöre dir, Johannes gehört dir, aber ich weiß, ich verlier den Glauben, wenn Johannes stirbt. Das schaff ich nicht. Nicht Johannes. Bitte nicht. Nicht meinen Bruder. 
Du kannst alles von mir haben. Nimm meinen ganzen Glauben, zerschlag mir die Welt. Nicht Johannes.» Und was dann geschah, war, dass mein Glaube wuchs. Damit habe ich nichts zu tun. Der gehörte nicht mehr mir. Der kam einfach zurück und wuchs und wuchs und schlug aus, und ich raffte überhaupt nichts mehr. 


Seitdem kann ich nicht mehr sagen, warum ich an Gott glaube. Es ist kein Akt von mir. Zu Johannes ging ich einmal und weinte und sagte, dass ich Angst habe, dass er stirbt. Er nahm meine Hand, lächelte mich an und sagte: «Fürchte dich nicht, Esther. Glaube nur. Das ist alles.» «Ich hab dich lieb», heulte ich. «Ich dich auch», sagte er, «weißte eh.»

Ich verstand nicht, woher dieser Glaube von Johannes auf einmal kam. Es war kein ängstliches Krallen an Strohhalme – es ging um Krebs, um Leben und Tod, da halten Strohhalme nicht. …

Es schneite, es ging auf Weihnachten zu. Wir mussten nicht mal schweigen in den Tagen. In der Stille zwischen den Sätzen lag ein einfacher, ständiger Ton – «Ich bin da» – und wir verloren unsere Angst….
Wer so sehr die Gegenwart Gottes gespürt hat auf dem härtesten Boden, dort, wo es sich am wenigsten leben lässt, wo die Angst wie tausend Asseln kleine Löcher und Lücken sucht, um in einen einzudringen, wer einmal in diesem Feuerkreis, den Gott um einen ziehen kann, gelebt hat, dort, wo jeder anderen Macht der Zutritt verboten wird, der hat keine Worte mehr für Gott. 

Für den ist Gott wirklicher als ein Stein. Der kann phasenweise nicht mehr diskutieren über die Existenz Gottes, weil es absurd erscheint. … «Nur noch Gott», schrieb ich in mein Tagebuch. Nur noch Gott. Und so dachten und beteten wir uns nicht in einen Himmel hinein, sondern wir litten und freuten uns, wir warteten und liebten in seiner Gegenwart hier unten, wo wir Menschen alle sind. In der Welt. Die vollkommen offen war. … 

Ich bin Esther. Ich bin die Tochter von Papa und Mama und die Schwester von Steffi und Johannes, ich bin ein Kind von Gott, und auch wenn ich manchmal bescheuert bin, ist es gut, dass ich da bin. ... Ich weiß jetzt wieder, wer ich bin ...


Er lächelt und wirkt hibbelig. ... «Esther, ich weiß das alles.» «Ja, siehste», sage ich, «und ich weiß das jetzt eben auch wieder.» «Schön.» «Wieso hibbelst du hier so rum? Hast du ein Date, oder was?» Er lacht. «Na toll», sage ich ein bisschen beleidigt. Er lacht wieder. Ich richte mich auf. «Wollt ich dir halt nur noch sagen.» «Ich weiß.» «Ich hab dich lieb.» «Ich weiß.» Wir grinsen. 
«Esther?» Er dreht sich kurz um, dann schaut er mich wieder an, zieht die Augenbrauen hoch: «Estherle!» «Mh?» «Ich muss jetzt·» «Okay. Geh!» Er strahlt mich an.

 

Ich werde wach. Dreh mich wieder um und schlafe weiter. Frühmorgens werde ich noch mal wach und weiß nicht, wie spät es ist. Ich stehe müde auf, öffne den Vorhang zum kleinen Salon. «Johannes?» Sein Körper liegt da. Ganz entspannt. «Johannes!» Er ist weg."

Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin u. Schriftstellerin.

​Magnis, E. M. (2012). Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung (6. Aufl., 24. Oktober 2014, S. 227 ff.). Rowohlt Verlag, Hamburg.

 

"Die Christen müssten mir erlöster aussehen, bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte."

Prof. Dr. Friedrich Nietzsche, klassischer Philologe und Philosoph, 1869-1879 Professor für Klassische Philologie an der Universität Basel in der Schweiz.

​Nietzsche, F. (1883). Also sprach Zarathustra. In Werke in drei Bänden (Band 2, S. 350). München: Hanser, 1988.


"Warum sehen die Christen nicht erlöster aus? ...

Vielleicht haben wir uns schon zu lange bei dieser Frage aufgehalten. Wenn wir nämlich nur ein Argument gegen das Christentum suchen - und ich weiß noch genau, wie eifrig ich nach solchen Argumenten suchte, als ich zu fürchten begann, es könnte wahr sein -, dann werden wir leicht irgendeinen bornierten und wenig überzeugenden Christen finden, um sagen zu können: „Hier habt ihr euern vielgepriesenen neuen Menschen! Mir ist der alte lieber."

Sind wir aber einmal zu der Einsicht gelangt, dass vieles für das Christentum spricht, dann wissen wir genau, dass solch ein Satz den Kern verfehlt. Was können wir schon in Wirklichkeit von Seelen anderer Leute wissen, ihren Versuchungen, ihren Möglichkeiten, ihren Kämpfen?

Es gibt eine einzige Seele in der ganzen Schöpfung, die wir kennen, und es ist die einzige, deren Schicksal in unsere Hände gegeben ist. Wenn es einen Gott gibt, sind wir mit ihm allein.

Wir können ihn nicht abweisen mit Vermutungen über unsere Nachbarn oder Erinnerungen an Dinge, die wir irgendwo gelesen haben. Wie wenig wird all dieser Tratsch und dieses Gerede zählen (werden wir überhaupt noch daran denken?), wenn der betäubende Nebel zerreißt, den wir „Natur" oder „die wirkliche Welt" nennen, und die Gegenwart Gottes offenbar, unmittelbar und unausweichlich wird!"

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. 

Lewis, C. S. (1952). Pardon, ich bin Christ: Meine Argumente für den Glauben (24. Aufl.). Brunnen, Basel, 2018.

 

"Wenn ein Mensch Gott begegnet, so wird er erleben, ob er es will oder nicht, dass all die Dinge von ihm abfallen, die ihn von Menschen anderer Epochen (oder sogar von seinem früheren Selbst) so verschieden zu machen schienen. Er ist dahin zurückgekehrt, wo er schon immer war, wo jeder Mensch immer ist. «Eadem sunt omnia semper» - alles ist immer dasselbe. Betrügen wir uns doch nicht selbst!

Wir können mit unserem Forschen bis zu den Grenzen des Möglichen vordringen und uns ein noch so komplexes Weltbild schaffen - es kann uns nicht vor Gott verbergen. Kein Gestrüpp, kein Wald, kein Dschungel ist dicht genug, um uns Unterschlupf zu gewähren. In der Offenbarung heißt es von ihm, «der auf dem Throne saß»: «Vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel.» [Offenbarung 20, 11]

Das kann jeder von uns schon im nächsten Augenblick erleben. Wirklich: In einem Augenblick, in einer unmessbar kurzen Zeit und an jedem beliebigen Ort kann alles, was scheinbar zwischen uns und Gott stand, fliehen, sich in nichts auflösen, und wir finden uns nackt und bloß vor ihm wie der erste Mensch, wie der einzige Mensch, als gäbe es sonst nichts mehr - nur ihn und mich.

Und weil wir dieser Begegnung auf lange Sicht nicht ausweichen können, und weil sie Freude oder grauenvollen Schrecken über uns bringen wird, gibt es im Leben nichts Wichtigeres, als dass wir lernen, uns darauf zu freuen. Das ist unsere erste und größte Lebensaufgabe."

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. 

Lewis, C. S. (1984). In Nach der Wahrheit fragen: Antworten von C. S. Lewis. Ausgewählt und eingeleitet von Jürgen Spieß (J. Spieß, Hrsg.). Brunnen-Verlag, Gießen. 6. Auflage, 2007.

"Gibt es Gott oder gibt es ihn nicht? Entweder Gott ist oder er ist nicht. Wenn er ist, dann muss ich mich dazu verhalten, dann muss ich beginnen, ihn zu suchen. Dann ist diese Frage das Wichtigste im Leben. …

Als ich mit Gott gebrochen habe, wusste ich nicht, dass ich dadurch auch mit der ganzen unsichtbaren Welt breche. … Ich hielt mich und jeden Menschen nur noch für einen zufällig programmierten Zufall. Alles wurde leer und alles egal. 
Trotzdem habe ich gelitten. Warum? Wenn alles egal ist? Wahrscheinlich, weil ein Teil der Seele sich nicht so leicht ins Nichts reißen lassen will. Diesen Teil habe ich irgendwann begonnen, ernst zu nehmen. 

 

Ich habe mich entschieden zu glauben."

Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin und Schriftstellerin.

Magnis, E. M. (2013, November 24). Ich habe mich entschieden zu glauben. Interview geführt von Sabine Kuschel. Evangelische Wochenzeitung "Glaube + Heimat"/"Der Sonntag", Nr. 47, S. 4. Aktualisiert am 26. Januar 2018. In: Pfarrbriefservice.de. Abgerufen am 13. September 2024, von pfarrbriefservice.de/file/ich-habe-mich-entschieden-zu-glauben
 


"Jeder hat seine Gründe für seinen Unglauben. Der eine kann nicht glauben, weil die Christen ihn enttäuscht haben. Der andere, weil er „zuviel erlebt hat, was er mit Gottes Liebe nicht vereinbaren kann". Der dritte kann nicht glauben, weil ihm seine ungeheure naturwissenschaftliche Bildung im Wege steht. Und die meisten können nicht glauben, weil sie es gar nicht wollen. ...

Es sagte mir einst ein Mann: „ich glaube an ein höheres Wesen. Ob ich das nun Allah, Gott, Vorsehung oder Schicksal nenne, ist doch wohl gleichgültig." Ich erwiderte: „Vielleicht kommen Sie bald in eine Krise oder große Not. Flüchten Sie dann zur Vorsehung! Rufen Sie das Schicksal an! Ergreifen Sie die Hand des höheren Wesens!
Dann stellt es sich heraus: Sie kennen Gott nicht einmal dem Namen nach. Sie sind ihm fremd und er ist Ihnen fern."

"Aber Jesus! Der geoffenbarte Gott und Heiland! Der ist ein festes Schloss. Wer ihn anruft, kennt Gott mit Namen. Wer Jesus anrufen kann, wohnt in dem festen Schloss. Vor dem Namen Jesus flieht die Hölle. Beim Namen Jesus schweigt sogar Gottes Gericht, weil Jesus für uns Sünder am Kreuz gebüßt hat."

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.

Busch, W. (1966). 365 x ER. Tägliche Andachten. Brunnen Verlag, 2011.

 

 

 

"Da kommen Leute zu mir und erklären mir, dass man auch auf andere Art und Weise selig werden kann. Versuchen Sie es! Ich sage Ihnen: Es gibt nur eine Tür ins Reich Gottes! Und diese Tür heißt Jesus!"

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.​

Busch, W. (1966). Jesus unser Schicksal. Brunnen Verlag, 2017.

"Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich."

Jesus Christus (Johannes 14, 6)

 


"Spricht zu ihm Thomas: Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich."
"Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen."

Johannes 14, 5-6 + 23

 


"Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.

Denn ich bin vom Himmel gekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. 39 Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich's auferwecke am Jüngsten Tage.

Denn das ist der Wille meines Vaters, dass, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage."

Jesus Christus  (Johannes 6, 37–40)

 

"Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Wer überwindet, der wird es alles ererben, und ich werde sein Gott sein und er wird mein Sohn sein."

Offenbarung 21, 6-7



"Wenn Jesus Christus, so wie die Bibel es berichtet, tatsächlich der Weg, die Wahrheit und das Leben ist, dann ist alles, was er gesagt und getan hat, wahr. Wenn Jesus Christus nicht die Wahrheit ist, dann ist er ein Lügner.

Jeder Mensch, der mit dem Evangelium konfrontiert wird, muss sich für die eine oder andere Möglichkeit entscheiden.


Niemand geht den »goldenen Mittelweg«, auf dem er sich beide Möglichkeiten offen halten kann, denn in der Mitte steht ein Zaun. Und wir befinden uns immer entweder auf der linken oder auf der rechten Seite des Zauns.

Die beiden Seiten des Zaunes benennt die Bibel mit »in Christus sein« oder »außerhalb Christus sein«. Wenn ein Mensch in Christus ist, dann ist er »im Leben«, denn Christus ist das Leben. Und wenn ein Mensch nicht in Christus ist, dann ist er »nicht im Leben«, weder hier noch in der Ewigkeit. …

Es geht "nicht um Religion, Kirche, Rechtgläubigkeit, Konfession oder ein Bekehrungserlebnis. Denn es kann sein, dass ein Mensch religiös, kirchlich, getauft, rechtgläubig und bekehrt ist, aber dennoch nicht »in Christus« lebt. Wir mögen die Bibel lesen und auswendig lernen, großes Interesse an theologischen Büchern und Kirchengeschichte haben, und dennoch kann es sein, dass wir Gott nicht oder kaum kennen. Wir mögen über Christus Bescheid wissen, aber wir kennen ihn nicht, weil wir nicht »in ihm« sind und leben.

Der Ausdruck »in Christus« begegnet uns etwa 170-mal in verschiedenen Formulierungen im Neuen Testament. Wir können Gott nicht näher sein, als wenn wir »in ihm« sind. Aber um in Christus zu sein, müssen wir ihm unser ganzes Leben hingeben. Nicht nur unsere sündhaften Gewohnheiten, unser  falsches  Denken  und unsere bösen Motive, sondern unser ganzes Leben. Das Einzige, was wir wirklich besitzen, ist unser Leben und darum ist es auch das Einzige, was wir Gott tat­sächlich geben können. …

Da, wo ein Mensch sein Leben an Jesus verliert, stellt er mit Erstaunen fest, dass er es gewinnt. Denn wir müssen sterben, bevor wir leben, damit wir leben, bevor wir sterben."

Hans Peter Royer, † 17. August 2013 im Dachsteingebirge, Leiter einer Bergsteigerschule und Direktor des Christlichen Schulungszentrums "Tauernhof" Österreich, stellvertretender Leiter der internationalen Fackelträger-Bewegung.

Royer, H. P. (2006, Juni). Du musst sterben, bevor Du lebst, damit du lebst, bevor Du stirbst! Hänssler.

"Wo immer Jesus erwähnt wird, scheiden sich die Geister. Er sorgt für Unruhe. Jesus gegenüber kann man kaum neutral bleiben. Seine Worte, seine Person fordern unmittelbar zu einer Stellungnahme heraus. Das war schon damals so. …

Jesus ... war radikaler, als wir oft meinen. Er war nicht bereit, um des lieben Friedens willen faule Kompromisse zu schließen. Er war keinen Parteien und keinen menschlichen Traditionen verpflichtet, sondern nur dem Willen seines Vaters im Himmel. …

Jesus war radikal in seinen Aussagen. .... Es gibt zwei Wege, auf denen ein Mensch gehen kann, sagte Jesus. Der eine ist ein breiter Weg, auf dem viele gehen. Der andere Weg ist schmal und nur wenige finden ihn. Wer zum wahren Leben gelangen will, muss durch die enge Tür gehen und den schmalen Weg beschreiten.

Sein ganzes Leben wird anders verlaufen. Auf dem Weg des Lebens gelten andere Gesetze als sonst in der Welt. Es sind die Gesetze des Himmelreichs. Die Gesetze, die dort Gültigkeit haben, wo Gott ganz der Herr sein kann.

 

Deshalb ist jeder Mensch ganz persönlich gefragt. Er steht vor einem grundlegenden Entweder-Oder. Die Entscheidung liegt beim Einzelnen, welchen der beiden Wege er wählt. ... Auf dem schmalen Weg zu gehen, bedeutete nichts anderes, als Jesus nachzufolgen. Jesus rief seine Jünger nicht zu einer neuen Lehrmeinung oder religiösen Tradition, sondern zu sich selbst. „Folge mir nach!“ ...

Mach mit beim alternativen Leben! Ich lade dich ein, ein ganz anderes Leben zu führen als bisher. Ein radikales Leben. Ein Leben unter der Herrschaft Gottes. …

Das schafft natürlich sofort einen Konflikt. Gottes Herrschaft zu proklamieren, bedeutet Kampf. Denn die Botschaft von der Herrschaft Gottes ist eine Kampfansage an alle anderen Herrschaftsformen in der Welt. Jede Herrschaft von Menschen über Menschen hat keinen Platz mehr, wo nur Gott Herr ist. Auch die Mächte, die Menschen beherrschen – geistige, wirtschaftliche oder politische Mächte, Mächte der Tradition oder der Religion –, müssen aufhören, wo Gott allein Herr ist. …
Die Herrschaft Gottes ist nichts Negatives, nichts, was niederdrückt, sondern sie ermöglicht Leben. Wo Gott Herr ist, können Menschen aufatmen. …


Und das verkündigte Jesus. Mehr noch: Das lebte Jesus. Wo er auftauchte, da geschah genau das: Heilung, Befreiung, Versöhnung, Frieden. Gottes Herrschaft war nicht nur Zentrum der Verkündigung Jesu, sondern ereignete sich, wo Jesus war. …

Und dann sagt ihnen Jesus, für alle Zeiten verbindlich, was im Herrschaftsbereich Gottes gilt. Was dem Willen Gottes entspricht und was nicht. Jesus fängt an mit der radikalen Umwertung aller Lebenserfahrungen und Werte:

Glücklich zu preisen sind die geistlich Armen, die Leidenden, die Sanftmütigen, die sich nicht brutal durchsetzen. Sie sind die wahren Erben des Himmelreichs.

 

Glücklich sind die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, die Barmherzigen, die an keinem Leidenden teilnahmslos vorübergehen können.

 

Glücklich sind, die ein reines Herz haben, denn in ihnen kann sich Gottes Glanz unverfälscht widerspiegeln. Jesus preist die glücklich, die zwischen verfeindeten Parteien Frieden stiften, denn sie sind Gottes Kinder.

 

Glücklich sind auch die vielen, die verfolgt werden, weil sie Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit höher achten als ihren eigenen Vorteil. Und auch die, die aufgrund ihres Glaubens an Jesus verachtet und verfolgt werden, nennt er glücklich. Denn obwohl sie vielleicht wie Jesus selbst bis in den Tod gejagt werden, ist das dennoch nicht das Ende für sie. Gott wird sie belohnen, so wie die Propheten vor ihnen und wie Jesus selbst. …

Ein Jünger von Jesus muss eindeutig werden. Wie ein Licht weithin scheint, so soll durch ihn sichtbar werden, dass hier ein Mensch unter Gottes Herrschaft lebt. …

Ein Jünger von Jesus darf nicht Böses mit Bösem vergelten. Gewaltlos soll er ungerechter Gewalt entgegentreten, ja sogar noch durch Gutes-Tun das Unrecht eines anderen überwinden. ... Ein Jünger von Jesus muss lernen, auch seine Feinde zu lieben. Er soll für sie beten und sie segnen.

So spiegelt er das Wesen seines Vaters im Himmel wider, der unterschiedslos allen Menschen Gutes tut. Ein Jünger von Jesus darf aus seiner Frömmigkeit keine Schauveranstaltung machen. … Ein Jünger von Jesus richtet seinen Mitmenschen nicht. Denn er weiß, dass bei ihm selbst noch viel Unrechtes zu finden ist. Er soll sich vielmehr mit seinem Bruder auf eine Stufe stellen und ehrlich mit dem anderen umgehen. …


Die Worte Jesu wirken wie eine Bombe. Sie schlagen voll ein. Sie führen zum Zentrum der Dinge. Nicht die Äußerlichkeiten sind entscheidend, sondern das Herz. Das, was der Mensch wirklich ist und wirklich will. Vor Jesu Worten muss jede Hülle fallen. Da ist es nicht mehr möglich, eine fromme Maske aufzusetzen. …


Jesus stellte seine Jünger vor harte Alternativen. Und in gleicher Weise fragt er auch uns. Wie die ersten Jünger müssen wir Antworten auf diese Fragen finden. Welchen Weg wollen wir gehen: Gottes Weg oder unseren eigenen? …


So war es für Jesus auch selbstverständlich, dass er die Unberührbaren der Gesellschaft annahm und in seine Gemeinschaft aufnahm: die Aussätzigen, die Prostituierten, die ausgegrenzten Zollbeamten. ...

Er berührte die, die keiner berühren wollte. Nicht nur die körperlich Unreinen, die Aussätzigen, ließ er an sich heran. Nein, er ließ es auch zu, dass eine stadtbekannte Prostituierte in ein offizielles Gastmahl eindrang, zu dem ein vornehmer Pharisäer ihn eingeladen hatte, vor ihm niederfiel und hemmungslos weinte. Dann fing sie an, seine Füße, die von ihren Tränen nass geworden waren, mit ihren Haaren zu trocknen.

Er ging in das Haus des Ausbeuters Zachäus. Als Zolleintreiber aus der Chefetage war er auf Kosten der Armen reich geworfen. Das hatte ihm zwar viel Geld und Kontakte mit anderen Reichen eingebracht, aber auch den Hass und die Verachtung der meisten seiner Volksgenossen. Gerade in seinem Haus kehrte Jesus ein, als er nach Jericho kam. …


Jesus war auch radikal anders in seinem Umgang mit Sündern. Auf der einen Seite hat er Sünde nie einfach bagatellisiert oder für unbedeutend gehalten. Auf der anderen Seite aber hatte er ein unendliches Erbarmen mit jedem Menschen, auch mit denen, die offensichtlicher als andere in Sünde gefallen waren.

Besonders eindrücklich ist die bekannte Geschichte, wo Schriftgelehrte und Pharisäer eine Frau zu Jesus brachten, die gerade beim Ehebruch ertappt worden war. Weil Jesus gerade im Tempel vor einer großen Volksmenge lehrte, war die Frage, die sie ihm stellten, sehr brisant: „Nach dem Gesetz soll man Ehebrecher steinigen. Was sagst du, Jesus?“

Mit dieser Fangfrage wollten sie Jesus zwingen, entweder selbst den ersten Stein zu werfen oder sich durch die Weigerung, dies zu tun, selbst als Gesetzesbrecher zu entlarven. Doch Jesus tat keins von beiden. ...

Er richtet sich auf und sagt den Satz, der sofort die Heuchelei aller Ankläger offenbart: „Der von euch, der noch nie etwas Falsches getan hat, etwas, das gegen Gottes Gesetz ist, der soll als Erster einen Stein auf sie werfen!“

Und sein Wort hat eine solche Kraft, dass einer nach dem anderen wortlos fortgeht. Denn das war die radikale Wahrheit. Die Wahrheit, die an die Wurzel geht: Keiner ist ohne Sünde. Und deshalb steht es keinem Menschen zu, über andere zu richten. ... Keiner ist ohne Sünde. Keiner kann den Stab über einem anderen brechen.

Alle brauchen die Vergebung und Erneuerung ihres Lebens. Wie diese Frau, zu der Jesus sagt: „Hat keiner das Urteil an dir vollstreckt? … So verurteile ich dich auch nicht. Geh nach Hause und lebe von nun an nicht mehr gegen Gottes Willen!“

 

Jesus gibt die radikale Analyse der menschlichen Existenz. Und er gibt damit zugleich auch die Möglichkeit zu einer radikalen Veränderung. Nie geht es Jesus um moralischen Firnis oder um den Erhalt des religiösen Status quo. Sondern immer um die radikale Wahrheit.

Radikal werden wie Jesus. Das zeigt sich auf jeder Seite in den Evangelien, den Berichten über das Leben von Jesus. In jedem Gespräch, in jeder Begegnung geht es um diese grundlegende Frage: Was ist Wahrheit?

 

Jesus ist radikal in seinen Worten. In seinen Handlungen. In seiner Zuwendung zu Menschen. Das Feuer, das er angezündet hat, brennt heute noch. Es ist ein verzehrendes Feuer, das alles Unechte, Unehrliche, Halbherzige und Verlogene verbrennt. Und das dann Menschen in Brand setzt, sodass sie selbst radikal werden.

Radikal ehrlich und echt. Offen und entschieden für die Wahrheit. Wer den radikalen Jesus an sich heranlässt, wird selbst radikal. Das ist ein Prozess, der ein Leben lang weitergeht. In dieser Radikalität liegt die Chance zu echtem, unverfälschtem Leben."

Prof. Dr. Dr. theol. Roland Werner, Bibelübersetzer, Buchautor, seit 2016 Professor für Theologie im globalen Kontext an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg. 2011-2015 Generalsekretär des CVJM-Deutschland.

PD Dr. theol. Guido Baltes, PD für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg, Lehrauftrag am MBS-Bibelseminar Marburg und der Evangelischen Hochschule Tabor.

​Werner, R., & Baltes, G. (1992). Faszination Jesus: Was wir wirklich von Jesus wissen können. Gießen: Brunnen Verlag. (5. Edition 2019).

"Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!

Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.

An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man denn Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? So bringt jeder gute Baum gute Früchte; aber ein fauler Baum bringt schlechte Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen und ein fauler Baum kann nicht gute Früchte bringen."

Jesus Christus (Matthäus 7, 13-18)

 

"In welche Gemeinde soll ich gehen?"

 

"Seit den sechziger Jahren hat sich in den Leitungsgremien vieler evangelischer Landeskirchen ein theologischer Pluralismus durchgesetzt. Das bedeutet im Klartext, dass in ein und derselben Landeskirche biblische Grundaussagen gegenteilig ausgelegt werden können.

Das betrifft so wesentliche Aussagen wie die Auferstehung Jesu, die Einsetzung von Taufe und Abendmahl, die Echtheit der Worte Jesu, aber auch ethische Fragen wie die Stellung zur Homosexualität oder zu Ehe und Familie. ...

Das Chaos ist schier grenzenlos! Kein Wunder, dass auch in der säkularen Presse der Eindruck vorherrscht, die evangelische Volkskirche sei ein „großer Gemischtwarenladen”. ...

 

Die einzelne Gemeinde ist in der geistlichen Kursbestimmung auf sich selbst gestellt. Darum ist zu prüfen, zu welcher Gemeinde man gehören will. Es gibt genügend bibeltreue Gemeinden, in denen ein evangelischer Christ ein geistliches Zuhause haben kann.

Es gibt daneben andere Gemeinden, in denen die kirchliche Arbeit zwar nicht auf ganzer Linie bibeltreuen Grundsätzen folgt, aber durchaus offen für sie ist. Auch da lohnt es sich, zu bleiben und wenn möglich verantwortlich mitzuwirken.

 

Sollten aber in einer Gemeinde, bibeltreue Überzeugungen als „fundamentalistisch” bzw. „sektiererisch” vom Pfarramt abgelehnt und alle Versuche, eine geistliche Kurskorrektur zu bewirken, zurückgewiesen werden, haben Gemeindeglieder nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, eine solche Gemeinde zu verlassen und sich an anderer Stelle geistlich versorgen zu lassen.

 

Eine Gemeinde sollte - im Bilde gesprochen - ein Ort sein, an dem man Kraft für den Alltag tanken kann und nicht ein TÜV, auf dem Sonntag für Sonntag die Leidensstärke der Gläubigen geprüft wird.

Wenn man bedenkt, wie viele Menschen weite Wege auf sich nehmen, um an kulturellen Ereignissen oder am sportlichen Leben teilzunehmen, dann sollte es auch selbstverständlich sein, dass wir für die Teilnahme am geistlichen Leben keine Wege scheuen. Auch hier gilt die Verheißung des Herrn: „Suchet, so werdet ihr finden."

 

Pfarrer Jens Motschmann (Juni 2007, seit 1987 Pastor der Ev. St. Martini-Gemeinde in Bremen, stellvertretender Vorsitzender des Gemeindehilfsbundes, In welche Gemeinde soll ich gehen?, www.sankt-martini.de)

 

[Die Ev. St. Martini-Gemeinde in Bremen ist Teil d. Bremischen Evangelische Kirche BEK. Die BEK ist eine von 23 Gliedkirchen (Landeskirchen) der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD]

 

 

"Die Liebe zur Kirche wird diesem Hirten der Gemeinde [Pfarrer Jens Motschmann] jeder abspüren; aber doch ist ihm die Liebe zum Herrn der Kirche das ungleich höhere Gut. Darum seine aus der Not geborene Empfehlung, die Gemeinde gegebenenfalls zu wechseln, um nicht geistlich auf eine Nulldiät gesetzt zu werden. …

 

Es gibt in unserem Lande geistlich total versteppte Gebiete … Da sollten dann getrost und fröhlich kirchliche Grenzen überschritten und Gemeinschaft der Gläubigen gelebt werden. Ja, auch in der anderen Richtung: von einer verkarsteten bibelkritischen Freikirche hin zu einer bibeltreuen, missionarischen landeskirchlichen Gemeinde."

 

Pfarrer Dr. Wilfried Reuter (04.07.2007, Theologe, ideaSpektrum Nr. 27/2007, Seite 5)

Tobias Haberl, Autor u. Redakteur Süddeutsche Zeitung
Bild: Ralf Zimmermann, Abgerufen 02.10.24, penguin.de/autoren/tobias-haberl/584822

 

 


"Eine Zeit lang habe ich mich als gläubiger, erst recht katholischer Mensch, die ja bekanntlich die schlimmsten sind, als Sonderling gefühlt. Das ist vorbei. Inzwischen komme ich mir wie ein Verschwörungstheoretiker vor, der Dinge glaubt, die von den meisten anderen nicht geglaubt werden, weil sie sie für wissenschaftlich widerlegt halten, weshalb sie einen belächeln, bemitleiden oder verachten. … 
Menschen, die Toleranz gegenüber Minderheiten fordern, aber meinen Glauben selbstverständlich verunglimpfen, indem sie ihn auf seine problematischen Aspekte oder Verfehlungen Einzelner reduzieren. Menschen, die bei jeder Gelegenheit Diversität fordern, aber verkennen, dass ein Gottesdienst um ein Vielfaches diverser besetzt ist als jede ihrer Partys, auf denen immer alle die gleichen Netflix-Serien schauen. …

 

Was mir bei diesen Menschen fehlt, ist die Fantasie, sich so etwas wie eine göttliche Offenbarung wenigstens vorzustellen. Dass es Zusammenhänge gibt, die nicht von dieser Welt sind … Viele verwechseln die Kirche mit einem Sozialverein und sind ganz verdutzt, wenn man ihnen erklärt, dass es schon auch darum geht, bedürftigen Menschen zu helfen, aber in erster Linie darum, Christus zu vergegenwärtigen. …

 

Es war immer fordernd, katholisch zu sein – wer betet schon gern für seine Feinde? –, aber im Moment ist es besonders anstrengend. Ständig soll man sich rechtfertigen oder schämen, als würde man selbst nicht am meisten darunter leiden, wenn Priester ihre Gelübde brechen, wenn Kirche nicht mehr das ist, was sie sein könnte, nämlich eine vertrauenswürdige Institution und ein Mysterium.

Gerade verriet mir eine Kollegin, dass sie ihren Glauben inzwischen »eher verheimlicht«, ich habe von Kirchenmitarbeitern gehört, die auf die Frage nach ihrem Beruf angeben, für eine »wohlfahrtsstaatliche Einrichtung« tätig zu sein. …

 

Eine Erfahrung, die ich regelmäßig mache: dass vermeintliche Atheisten nach dem dritten Gin Tonic mit einem Geständnis um die Ecke biegen. »Irgendwie beneide ich dich«, sagen sie: »Ich würde so gern glauben, aber schaffe es nicht.«  … Erst dann fällt mir wieder ein, dass es für viele Menschen heute wenig Schlimmeres gibt als Stille, die Abwesenheit von Whatsapp- und Push-Nachrichten, weil dann Fragen auftauchen, deren Antwort sie nicht googeln können."


Tobias Haberl, Buchautor, seit 2005 Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat Literaturwissenschaften in Würzburg und Großbritannien studiert.

 

Haberl, T. (2023, März 30). Unter Heiden. Süddeutsche Zeitung Magazin, 13/2023, Glaube und Religion. Abgerufen am 2. Oktober 2024, von sz-magazin.sueddeutsche.de/glaube-und-religion/religion-glaeubig-tobias-haberl-katholisch-92557

 

"Wenn mich jemand fragt, ob ich glaube, dass es Gott gibt, fällt mir auch nach dreieinhalb Jahrzehnten Theologie keine schlauere und keine subtilere Antwort ein als die folgende.

Ich glaube, dass es Gott gibt, weil es scheiße wäre, wenn es ihn nicht geben würde. Wenn ich sicher wüsste, dass kein Gott uns vor dem Nichts rettet, würde ich die Theologie an den Nagel hängen und der Kirche den Rücken kehren.
Nie und nimmer käme ich auf die Idee, Metaphysikentzugserscheinungen mit Moralismus therapieren zu wollen. Denn wenn der Glaube an den guten Menschen den Glauben an Gott ersetzen soll, wird alles nur noch beschissener. Es kommt dann unter dem leeren Himmel zum verzweifelten Hauen und Stechen überforderter Bessermenschen, die gerne Götter wären, aber keine sind."

​Prof. Dr. Ralf Frisch, Prof. f. Systematische Theologie u. Philosophie, Ev. Hochschule Nürnberg.

 

Frisch, R. (2024, August 14). Frisch. Gott. Und die Welt. [Instagram-Beitrag @ralf.frisch.theol]. Abgerufen am 27. Dezember 2024 von instagram.com/p/C-qYRXVu88L/

​Dr. Henriette Crüwell, Pröpstin in der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau.


Bild: Farideh Fotografie. Die Pröpstin – Evangelische Propstei Rheinhessen und Nassauer Land der Evangelischen Kirche in Hessen. Abgerufen am 23. Oktober 2024, von ekhn.de/ueber-uns/propsteibereiche/evangelische-propstei-rheinhessen-und-nassauer-land

"Die evangelische Kirche hat Gott vergessen."

Dr. Henriette Crüwell | Prof. Dr. Ralf Frisch | Prof. Dr. Dr. Günter Thomas

"Um mehr Menschen zu erreichen, versuchen viele Theologen, den Unterschied zwischen Religion und säkularer Gesellschaft zu minimieren. … Er könnte zum Sargnagel von Theologie und Kirche werden. 

Welche Frage liegt Menschen als Erstes auf der Zunge, wenn sie im Biergarten, auf einer Party oder anderswo merken, dass sie ins Gespräch mit einem Theologen oder einer Theologin geraten sind? Die einzige theologische Frage, die theologieferne Zeitgenossen wirklich interessiert, dürfte die Gretchenfrage sein. „Glauben Sie an Gott?“ …

 

Theologinnen und Theologen sind die, von denen man glaubt, sie glaubten an Gott. Die, die etwas glauben, was man selbst nicht glaubt. Dass die Welt nicht verloren ist, weil Gott sie retten wird, zum Beispiel. Oder dass Glaube mehr ist als die Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln. Mehr als Bessermenschentum und moralische Selbst- und Weltoptimierung. Mehr als eine von vielen Resilienzsteigerungstechniken.
Gut möglich also, dass sich Enttäuschung bei nichtkirchlichen und nichtchristlichen Gesprächspartnern einstellt, wenn ihnen ihre theologischen Gesprächspartner Gott schuldig bleiben. Genau dann könnte Nichttheologen eine zweite Frage dämmern: 

 

„Wozu braucht es euch Theologen eigentlich noch, wenn ihr nicht mehr wissen wollt, wer ihr seid? Glaubt ihr wirklich, das Problem der religiösen Gleichgültigkeit nichtreligiöser Menschen dadurch lösen zu können, dass ihr selbst religiös gleichgültig werdet? Glaubt ihr wirklich, die Kinder der Welt interessierten sich für die Kinder Gottes, wenn sich die Kinder Gottes selbst nicht mehr für Gott interessieren?“ …

 

Der Mensch im Anthropozän glaubt, nicht Gott, sondern der Mensch sei die Antwort auf alle Fragen. Der Mensch im Anthropozän glaubt, Gott werde ihn nicht retten. …

Eigentlich müsste Christinnen und Christen das in Unruhe versetzen. Sie müssten merken, wie selbstgefährdend Theologie und Kirche werden, wenn sie sich als Probe aufs Exempel verstehen, ob es auch ohne Gott und ob es ohne Gott nicht vielleicht sogar besser geht. Sie müssten spüren, dass es nicht gut enden kann mit einem Protestantismus, der gemeinsame Sache mit Friedrich Nietzsches tollwütig atheistischem Menschen macht und Gott für tot erklärt. Sie müssten sich darüber im Klaren sein, dass Nietzsche den Nerv nicht nur seiner, sondern auch unserer Gegenwart getroffen haben könnte, als er fragte: „Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Grüfte und Grabmäler Gottes sind?“ Was sind denn die theologischen und kirchenentwicklungsstrategischen Denkgebäude noch, wenn es in ihnen nach göttlicher Verwesung riecht? …

Die Gottesvermeidung und das Verschwinden reformatorischer Grundüberzeugungen in Theologie und Kirche. … das Desinteresse der postchristlichen Gesellschaft, … die Selbstsäkularisierung des Protestantismus …

 

Was wäre, wenn die Theologie wirklich damit rechnen würde, dass Gott nicht nur eine Metapher oder eine feierliche rhetorische Dekoration, sondern ein lebendiger Akteur ist … Was wäre, wenn Kirchen nicht Entzugskliniken glichen, in denen die Abhängigkeit vom eigentlich metaphysischen Stoff durch ersatzreligiöse moralische und politische Substitutionstherapien zu kurieren versucht wird? Was wäre, wenn Kirche und Theologie … Orte des Einbruchs der Anderswelt in die Welt wären? .... Naiv und verwegen genug zu glauben, Theologie und Kirche könnten dann zu Räumen intellektueller, imaginativer, kreativer und spiritueller Neuaufbrüche werden. 

 

Vor allem sind wir davon überzeugt, dass die Zukunft von Theologie und Kirche mit der Gottesfrage steht und fällt.

 

Den entscheidenden Unterschied wird die Theologie nur machen, wenn sie ihrem Namen Ehre macht und Theologie bleibt. Unverschämt. Fromm. Fröhlich. Frei. All jene, die ihr Instinkt nicht trügt, in der Theologie gehe es um Gott, haben also recht. Die Gottesfrage ist die Gretchenfrage der Theologie. Karl Barth, der bedeutendste evangelische Theologe des 20. Jahrhunderts, schrieb 1922 im Angesicht einer großen Götter- und Menschheitsdämmerung:

 

„Wir sollen als Theologen von Gott reden. Wir sind aber Menschen und können als solche nicht von Gott reden. Wir sollen beides, unser Sollen und unser Nicht-Können, wissen und gerade damit Gott die Ehre geben. Das ist unsre Bedrängnis. Alles andre ist daneben Kinderspiel.“* "

Dr. Henriette Crüwell, Pröpstin in der Evangelischen Kirche Hessen-Nassau.

Prof. Dr. Ralf Frisch, Prof. f. Systematische Theologie u. Philosophie, Ev. Hochschule Nürnberg.

Prof. Dr. Dr. Günter Thomas, Prof. f. Systematische Theologie u. Ethik, Ruhr-Universität Bochum

Crüwell, H., Frisch, R., & Thomas, G. (2024, Oktober 20). Die evangelische Kirche hat Gott vergessen. Die WELT, Meinung Religion. Abgerufen am 21. Oktober 2024, von welt.de/254105006

*Barth, K. (1925). Das Wort Gottes und die Theologie: Gesammelte Vorträge (Vortrag gehalten im Oktober 1922, S. 158). Chr. Kaiser.

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"Die Zukunft der Kirche ist feministisch."  (Podcast: Stachel und Herz, Episode 89, 20.12.2024)

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"Abgeordnete von SPD, Grünen und Linken haben einen Antrag zur Reform des Abtreibungsrechts in den Bundestag eingebracht … über eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts …
Die evangelische Kirche sieht in den Plänen keinen Sündenfall. Der Vorschlag sei "im Grundsatz zustimmungsfähig"."

​evangelisch.de | epd. (2024, Dezember 18). Paragraf 218: EKD für Änderung des Abtreibungsrechts. In evangelisch.de. Abgerufen am 29. Dezember 2024, von evangelisch.de/inhalte/237390/18-12-2024/paragraf-218-ekd-fuer-aenderung-des-abtreibungsrechts

"Wir waren überrascht und auch erfreut, dass die EKD das Selbstbestimmungsrecht der Frau jetzt neu und stark bewertet. ... Wir wenden uns weiter gegen die Beratungspflicht, die immer auch wie ein Misstrauensvotum gegenüber den Frauen wirkt."

Pfarrerin Susanne Paul, Landesfrauenpastorin der Evangelischen Frauen der Landeskirche Hannover, Präsidium Fachbereich Evangelische Frauen in Deutschland (EFiD).

Paul, S. (2023, Oktober 11). Schwangerschaftsabbrüche. Neue Position der EKD überrascht. Evangelisch.de. Abgerufen am 18. Januar 2025 von evangelisch.de/inhalte/221831/11-10-2023/schwangerschaftsabbrueche-neue-position-der-ekd-ueberrascht

 

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"Ich habe richtig Angst, was mit den Rechten einer Frau passiert … wir müssen alles tun, um Frauen zu stärken, statt sie zu Sklavinnen zu machen. ... [Minute 1:05 bis 1:16]

Es muss mindestens drei Tage vor dem Abbruch eine Beratung stattgefunden haben … diese Pflichtberatung wird von vielen Frauen als total entmündigend wahrgenommen [4:05 bis 4:55] ... dass ganz viele in die Niederlande fahren dafür, weil das unkomplizierter und einfacher ist … [5:17 bis 5:25]

Selber Entscheidungen zu treffen – eins der höchsten Güter in der evangelischen Kirche - ist die Freiheit, die ein einzelner Mensch vor Gott besitzt, Entscheidungen zu treffen. Und diese Freiheit darf nicht einfach angetastet werden … [11:35 bis 11:48]

Diese Selbstbestimmung der Frau und das Recht über ihren Körper – bei einer so schwerwiegenden gesundheitlichen Sache wie einer Schwangerschaft wiegt für mich einfach so viel höher. … 
Es hat ja jetzt gerade eine Diskussion dazu stattgefunden … Im Dezember 2024 äußerte sich die Evangelische Kirche in Deutschland … niemand dürfe der Schwangeren ihre Entscheidung abnehmen, eine Beratung sei unerlässlich und eine Wartezeit von 24 Stunden notwendig …
Mir persönlich gefällt die Stellungnahme nicht so gut, weil sie besteht z. B. auf dieser Beratungspflicht. … Aber wenn du keine Beratung willst und dann wirst du dazu gezwungen, dann ist diese Beratung sinnlos. So, dann bringt die nichts. 


Im Gegenteil, das sorgt weiter dafür, dass diese Frau sich schlechter fühlt, dass sie sich weniger als ernstzunehmender Mensch fühlt und dass sie sich kleiner gemacht fühlt. …
Ich gehe nicht dahin zu sagen, dass Frauen in ihrem eigenen Körper zur Sklavin werden dürfen." [14:38 bis 17:09]


[Transkript YouTube-Video. Es gilt das gesprochene Wort.]


Pfarrerin Ellen Radtke und Pfarrerin Stefanie Radtke. Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Michaelis, Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover.

„Anders Amen“ ist ein Teil von yeet, dem evangelischen Content-Netzwerk (yeet.de), Evangelisch.de, Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).

Radtke, E., & Radtke, S. | Anders Amen. (19.02.2025). Abtreibung legalisieren: Wir brauchen SICHERE Schwangerschaftsabbrüche! | Talk #49 [Video]. Anders Amen | yeet | YouTube. Abgerufen am 21. Februar 2025 von youtube.com/watch?v=hD-f5v1bBOA

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YEET | das evangelischen Content-Netzwerk

 

Evangelisch.de | Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) | yeet.evangelisch.de

"Es hatte eben auch immer so ein Geschmäckle, der Gott von früher. Das war immer auch irgendwo Männerherrschaft, das war Machtgehaben, das war Autoritätsgeprotze, das war Übergriffigkeit, das waren unlösbare Probleme, das war Schuldgefühl und rigide Ordnung. Nee, diesen Dunstkreis sich zu verweigern, hatte ein Gefühl von Freiheit und hat es eigentlich auch bis heute behalten." [Minute 34:12 bis 34:41]
 

[Transkript Podcast-Episode: Es gilt das gesprochene Wort]

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Zürich), Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2025, März 2). Was fehlt, wenn Gott fehlt? In T. Dietz & A. Loos (Moderatoren), Podcast Geist.Zeit. Fokus Theologie, Fachstelle für Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen. Abgerufen am 02..03.2025 von geistzeit.podigee.io/51-was-fehlt-wenn-gott-fehlt

"Konservative halten Linken gern vor: Ihr tötet Menschen, ihr schützt die die Rechtlosesten nicht, ihr schützt die Ungeborenen nicht. 
So und dann würden Linke aber sagen, Moment, ihr sagt, wir töten Menschen, wie kommt ihr auf die Idee, dass eine befruchtete Eizelle Rechtsträger und Mensch ist, im selben Sinne wie wir? Wie, wie kommt ihr darauf? … Dass jemand nach der Befruchtung der Eizelle Personenrechtsträger ist, nee, das ist eure religiöse Weltanschauung, und das kaufen wir euch nicht ab.
Wir sehen es anders, wir töten keine Menschen, wenn wir die Pille danach nehmen oder wenn wir in der Frühzeit eine Schwangerschaft abbrechen. So und ihr, ihr seid doch diejenigen, die auf der anderen Seite Menschen die elementarsten Rechte verweigert, als sie selbst zu leben.
Ihr verweigert Transmenschen das Recht auf Transition, auf medizinische Hilfe, auf Personenstandsänderung und so weiter."​​

[Transkript Podcast-Episode: Es gilt das gesprochene Wort

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Ev. Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2024, Dezember 20). Lebenswertes Leben!? Folge 39, ab Minute 20:14 [Audio-Podcast-Episode]. In Karte und Gebiet: Ethik zum Selberdenken. Abgerufen am 24.01.2025 von karte-und-gebiet.de/home/38-folge-live-auf-der-undspiration-copy/

​​​T. Dietz & A. Loos | Podcast Geist . Zeit | Fokus Theologie | Fachstelle für Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen.

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"Wie denken die Bürgerinnen und Bürger über die mögliche Änderung des Paragrafen 218?

Zu dieser Frage gibt es sehr widersprüchliche Umfragen. Nach einer Erhebung der Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF aus dem Mai 2023 ist eine Mehrheit der Menschen in Deutschland dafür, Abtreibung weiterhin als Straftat einzustufen. Demnach wollten 54 Prozent der Befragten, dass der Paragraf 218 erhalten bleibt. 36 Prozent votierten für seine Abschaffung; rund drei Prozent forderten eine Verschärfung. …

Eine Forsa-Umfrage [siehe unten] ... kommt zum genau gegenteiligen Ergebnis: Eine Mehrheit der Bevölkerung (72 Prozent) ist für eine Legalisierung von Abtreibungen in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen." 

Deutschlandfunk. (2025, Februar 11). Paragraf 218 StGB. Abtreibungen sind strafbar – ist das richtig? Deutschlandfunk. Abgerufen am 24. Februar 2025, von deutschlandfunk.de/abtreibung-schwangerschaftsabbruch-paragraph-218-100.html#Umfragen

"Laut RTL/ntv-Trendbarometer fänden es 72 Prozent der Bundesbürgerinnen und -bürger richtig, wenn eine Abtreibung künftig innerhalb der ersten zwölf Schwangerschaftswochen ohne Einschränkungen erlaubt wäre. 


Auch eine Mehrheit von Katholiken (60 Prozent) und Protestanten (69 Prozent) ist dafür. Bei den Anhängern der Grünen ist die Zustimmung mit 82 Prozent am höchsten …

Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat für das RTL/ntv-Trendbarometer am 11. und 12. April 2024 1001 Menschen befragt. Die statistische Fehlertoleranz beträgt +/- 3 Prozentpunkte."

RTL/ntv. (2024, 15. April). Der Tag: Deutliche Mehrheit ist für Straffreiheit bei Abtreibungen. In ntv.de. Abgerufen am 24. Februar 2025, n-tv.de/der_tag/Deutliche-Mehrheit-ist-fuer-Straffreiheit-bei-Abtreibungen-article24874211.html

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​RTL/ntv-Trendbarometer | Meinungsforschungsinstitut Forsa


 

"SPD und Grüne wollen den Paragrafen 218 abschaffen und Abtreibungen entkriminalisieren. Eine von der Regierung eingesetzte Expertenkommission empfiehlt die Legalisierung von Abtreibungen in der Frühphase der Schwangerschaft. …

Mit dem sogenannten „Marsch für das Leben“ protestierten Gegner von Schwangerschaftsabbrüchen am Sonnabend rund um das Brandenburger Tor gegen Abtreibungen. … Gegendemonstranten werfen den Teilnehmenden zudem vor, gegen queere Paare oder Familien und die Vielfalt geschlechtlicher Identitäten zu hetzen. …

Als … Matthias Heinrich, Weihbischof im Erzbistum Berlin … bei der Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor mit den christlichen Fundamentalisten Kirchenlieder sang, stürmten rund 20 Personen die Bühne. Sie ergriffen das Mikrofon ... mit dem Ausruf: „My body, my choice, raise your voice!“ …

Am Rande der fundamentalistischen Versammlung riefen Gegendemonstrierende: „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“."

Der Tagesspiegel | Lenze, D., Schakat, A.-S., & Gerards, M. (2024, September 21). Gegendemonstranten stürmen Rednerbühne: Hunderte Abtreibungsgegner protestieren beim „Marsch für das Leben“ in Berlin. Der Tagesspiegel. Abgerufen am 31. Dezember 2024, von tagesspiegel.de/berlin/gegendemonstranten-sturmen-rednerbuhne-hunderte-abtreibungs gegner-protestieren-beim-marsch-fur-das-leben-in-berlin-12411632.html

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"Wir sehen es als höchst problematisch an, die ausgesprochen sensiblen und komplexen Themen menschlicher Existenz – wie zum Beispiel einen Schwangerschaftsabbruch oder die Präimplantationsdiagnostik –-  zum Gegenstand einer Aktion mit dem Namen ‚Marsch für das Leben‘ zu machen."

Dr. Irmgard Schwaetzer, 2013-2021 Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD, 1991-1994 Bundesministerin für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau.

epd | evangelisch.de (2013, September 20). Abtreibungsgegner verteidigen "Marsch für das Leben" - Gottesdienst geplant. evangelisch.de. Abgerufen am 31. Dezember 2024, von evangelisch.de/inhalte/88566/20-09-2013

"Das politische Abendland zerfällt. So, wie Elementarteilchen in einem Teilchenbeschleuniger unter Beschuss durch andere Teilchen zerfallen. Die Zerfallsprodukte sind Moralisten und Antimoralisten, und zwischen beiden gibt es eine Wechselwirkung. Diese Wechselwirkung sieht so aus, dass der Moralismus den Antimoralismus und der Antimoralismus den Moralismus verstärkt und die Ressentiments einander überbieten.

Je ausgestreckter der moralische Zeigefinger der Einen, desto länger der Stinkefinger der Anderen."

 

​Prof. Dr. Ralf Frisch, Prof. f. Systematische Theologie u. Philosophie, Ev. Hochschule Nürnberg.


Frisch, R. (2025, Januar 23). Kolumne: Ralf Frisch über die Bundestagswahl und inwiefern Christen politisch sein müssen. Sonntagsblatt. Abgerufen am 24. Januar 2025, von sonntagsblatt.de/artikel/gesellschaft/ralf-frisch-ueber-die-bundestagswahl-und-inwiefern-christen-politisch-sein

"Verpisst euch, Scheiß-Fundis! Geht raus aus Berlin!"

Ein Gegendemonstrant während einer Schweigeminute beim „Marsch für das Leben“ in Berlin.

PRO Medienmagazin | Christina Bachmann. (2024, September 21). Festnahmen beim Marsch für das Leben. PRO Medienmagazin. Abgerufen am 31. Dezember 2024, von pro-medienmagazin.de/festnahmen-beim-marsch-fuer-das-leben/ 

"Zwischen den wahren Gläubigen und der säkularen Welt herrscht eine Art kultureller Krieg. James Davison Hunter brachte 1991 diesen Zustand mit seinem Buch Culture War auf den Punkt. Er beschrieb die wachsende Feindseligkeit zwischen zwei amerikanischen Lagern: einem liberal-säkularen Lager und einem christlich-konservativen.

 

Eine Reihe von Themen wie Abtreibung (pro life/pro choice), Diskriminierung oder Anerkennung von Schwulen und Lesben, religiöse Inhalte wie Morgengebet und Schöpfungslehre in öffentlichen Schulen und Hochschulen waren keine Unterschiede mehr, sondern ausschließliche Gegensätze, bei denen jeder Ansatz von Kompromiss oder Ausgleich undenkbar erschien.

Damals gab es noch ein breites Spektrum von Menschen, die an diesen Kulturkriegen nicht teilnahmen. Das ist heute anders. Ein großer Teil der US-Bevölkerung scheint aus einem Denken in Lagern keinen Ausweg mehr zu finden."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

​Dietz, T. (2022, April 7). Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (1. Auflage). SCM R. Brockhaus.

"In den USA konnte die christlich-fundamentalistische Rechte große Erfolge in ihrem Kampf gegen das Recht auf Abtreibung erzielen. Darüber wurde auch hierzulande intensiv diskutiert. …

Kürzlich las ich die neue Geschichte der evangelikalen Bewegung von Thorsten Dietz. „Menschen mit Mission“ ist ein hervorragendes Buch, das viele eingefahrene Sichtweisen aufbricht. 
Zum Beispiel über den Anti-Abtreibungsaktivismus. Lange Zeit hatten Evangelikale ihn für eine katholische Obsession gehalten. Dann aber erkannten einige ihrer Anführer darin ein wirksames Propaganda-Instrument für den Kampf gegen Bürgerrechte und gesellschaftliche Modernisierung. …

Auf lange Sicht haben die christlich-fundamentalistischen Abtreibungsgegner auch dem Christentum geschadet … die meisten Menschen in ihm nur noch eine bösartige, heuchlerische, frauenfeindliche Ideologie erkennen können."

Dr. theol. Johann Hinrich Claussen, Evangelischer Theologe, seit 2016 Kulturbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD.

Claussen, J. H. (2022, Oktober 11). Pyrrhus-Siege der Abtreibungsgegner? Kolumne Kulturbeutel. In chrismon. Abgerufen am 5. Januar 2025, von chrismon.de/blogs/kulturbeutel/blog-uebersehene-aspekte-der-abtreibungsdebatte
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"Meines Erachtens nützt es nichts, sich Bibelstellen an den Kopf zu werfen, sondern nachzudenken was die evangelische Theologie wesenhaft prägt, und das ist für mich die Bedeutung der individuellen Gewissensfreiheit."

Dr. Eske Wollrad, ev. Theologin, seit 2012 Geschäftsführerin der Evangelischen Frauen in Deutschland e.V. (EFiD), bis 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Wollrad, E. (2024, Februar 23). Paragraf 218. Evangelische Kirche uneins beim Thema Schwangerschaftsabbruch. MDR – Religion & Gesellschaft. Abgerufen am 13. Januar 2025, von mdr.de/religion/schwangerschaftsabbruch-uneinigkeit-bei-evangelischer-kirche-100.html
 

"Wer meint, aus der Bibel folge eine kategorische Ablehnung von Schwangerschaftsabbrüchen, kann das für seinen eigenen Körper gerne so umsetzten. Es anderen vorzuschreiben, überschreitet jedoch eine rote Linie."

Katharina Nocum, Publizistin.


Nocun, K. (2024, November 18). In M. Sellmann, M. Steffen, M. Jochim & D. Rehmann (Hrsg.), Hat die Rede von Gott noch Zukunft? 1 Frage – 111 Antworten (1. Aufl., S. 168). Echter.
 


"Beunruhigend ist, dass die fundamentalistische Radikalisierung religiöser und weltanschaulicher Gruppierungen weltweit ... dazu geführt hat, immer unerbittlicher die jeweils anderen zu verteufeln und zu entmenschlichen. ...

Die Chefideologen des Vatikans sind sich erstaunlich einig mit islamistischen Mullahs oder anderen religiös und weltanschaulich motivierten Fundamentalist*innen, wenn es um die Ablehnung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch, der Gleichberechtigung von Frauen und von queeren Personen geht.

Die Sündenbockfunktion von Minderheitengruppen wird immer wieder angewandt, um von eigenen Verfehlungen und Unzulänglichkeiten abzulenken. Hass und Hetze werden zur Mobilisierung der eigenen Klientel genutzt. …

Aber ich möchte mich dennoch nicht einschüchtern lassen. Das ist ja genau das, was fundamentalistische und rechte Gruppen erreichen wollen. Das darf ihnen nicht gelingen.

Daher ist es für mich wichtiger denn je, sich nicht vereinzeln zu lassen. Netzwerke und Bündnisse von Minderheitengruppen und ihren Unterstützer*innen sind wichtig, um rechten Terror etwas entgegen zu setzen. …

Zivilgesellschaftliches Engagement ist kein Selbstläufer. Es braucht jede einzelne Person weltweit dafür, demokratische Entscheidungsprozesse und Minderheitenrechte zu verteidigen."

Dr. Kerstin Söderblom, Theologin und Autorin, seit 2020 Hochschulpfarrerin an der Evangelischen Studierendengemeinde ESG in Mainz, 2008-2011 Lehrbeauftragte an der Goethe Universität in Frankfurt.

Söderblom, K. (2024, September 11). Kreuz und Queer. Zum Jahrestag "Nine Eleven". In evangelisch.de. Abgerufen am 5. Januar 2025 von evangelisch.de/blogs/kreuz-queer/233872/11-09-2024

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​Das Symbol für Feminismus ist ein Venus-Zeichen

mit einer geballten Faust.

 

Bildnachweis: Sonya_illustration | Stock-Illustration-ID:918488692

 

 

"Politiker von SPD, Grünen und Linken wollen Paragraf 218 ... zur Gretchenfrage des Feminismus machen: Bist du für oder gegen Frauenrechte?"

Nicolai Franz, Ev. Theologe, Journalist, Redakteur PRO – Das christliche Medienmagazin

Franz, N. (2024, November 22). Kommentar: Abtreibung – Rot-rot-grünes Polittheater. PRO – Das christliche Medienmagazin. Abgerufen am 5. Januar 2025 von pro-medienmagazin.de/rot-rot-gruenes-polittheater/

"Ist das Recht des Embryos auf Leben höher einzustufen als das Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren? … Das Recht Schwangerer, über ihren Körper zu bestimmen, ist ein Menschenrecht und keinem anderen Recht unterzuordnen."

Dr. Eske Wollrad, ev. Theologin, seit 2012 Geschäftsführerin der Evangelischen Frauen in Deutschland e.V. (EFiD), bis 2010 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.


Wollrad, E. (2024, Oktober 14). Selbstbestimmung ist ein Menschenrecht. Zeitzeichen – Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft. Evangelischer Presseverband für Deutschland. Abgerufen am 13. Januar 2025, von zeitzeichen.net/node/11433

"Dein Körper, deine Regeln. Das ist ein ganz wichtiger Satz … Ich finde es wichtig, das Kindern gleich beizubringen, und ich glaube, dein Körper, deine Regeln, damit sagen wir eigentlich schon alles aus, wenn es um das Thema Abtreibung geht.

 

Ich finde nicht, dass alte weiße Männer darüber bestimmen dürfen, was Frauen mit ihren Körpern machen und wozu sie gezwungen werden sollten."

[Transkript YouTube-Video. Es gilt das gesprochene Wort.]

Pfarrerin Ellen Radtke und Pfarrerin Stefanie Radtke. Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde St. Michaelis, Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover.

„Anders Amen“ ist ein Teil von yeet, dem evangelischen Content-Netzwerk (yeet.de), Evangelisch.de, Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).

Radtke, E., & Radtke, S. (2025, Januar 8). Was gibt es 2025 bei Anders Amen? || Q&A #43. In Anders Amen [Video, ab Minute 1:21]. Abgerufen am 15. Januar 2025 von youtube.com/watch?v=ZJs8oYEkMIE

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Pfarrerin Ellen Radtke und Pfarrerin Stefanie Radtke. Anders Amen | yeet.de | EKD​​​

 

Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD (18.12.2024) "Die einzigartige Situation eines Schwangerschaftskonflikts erfordert Respekt vor der Freiheit und der Verantwortungsfähigkeit der Schwangeren. Daher muss die Schwangere letztlich selbst entscheiden und selbst entscheiden können. Diese Entscheidung muss sie vor ihrem Gewissen treffen. Niemand kann ihr darum diese Entscheidung abnehmen und niemand darf sie ihr abnehmen. …

Daher sollten, anders als in der jetzigen Formulierung in § 219 StGB, die auch als übergriffig, paternalistisch und moralisierend empfunden werden kann, die Ergebnisoffenheit und die primär dienende Funktion der Beratung für die Schwangere und ggf. ihren Partner in den Vordergrund gestellt werden." ... **

"Wir plädieren für die bei sonstigen schwerwiegenderen medizinischen Eingriffen übliche Wartezeit von in der Regel 24 Stunden. ...

​​​Aus Sicht der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) handelt es sich beim Schwangerschaftskonflikt um einen unauflösbaren Konflikt: Dem Anspruch des Ungeborenen, geboren zu werden, steht der Anspruch an das eigene Leben gegenüber, dem sich die Schwangere ebenso verpflichtet sieht." ... *

 

"Dem Anspruch des ungeborenen Lebens, zur Welt gebracht zu werden, stehen die Ansprüche und Verpflichtungen gegenüber, die die Lebensführung an die betroffene Frau stellt: berufliche Verpflichtungen, soziale und psychische Notlagen, familiäre Pflichten oder die Sorge, den Ansprüchen eines zukünftigen Kindes nicht gerecht werden zu können.


Aus dieser Kollision entsteht für die Schwangere ein unauflösbarer Konflikt, da sie sich nicht in der Lage sieht, beiden Ansprüchen und Verpflichtungen zugleich zu folgen. Die evangelische Kirche anerkennt diesen Konflikt als unauflösbar und lehnt eine einseitige Privilegierung einer der beiden Ansprüche ab." ... **

"Beide Ansprüche gelten für sie unbedingt, und

beide können aus einer christlichen Perspektive

als Gottes Gebot [sic] verstanden werden.

Jede gesetzliche Regelung  muss  sicherstellen,

dass beide Ansprüche gleichberechtigt berück-

sichtigt werden. ... 

"Aus evangelischer Perspektive ist daher ausdrücklich zu begrüßen, dass die vorgeschlagene Neuregelung einen moralisierend-belehrenden Ton vermeidet und jeder Stigmatisierung von Frauen entgegenzutreten versucht. Die rechtliche Struktur spiegelt diese Haltung wider und ist aus evangelischer Perspektive im Grundsatz zustimmungsfähig."​ *

* Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD (2024, Dezember 18). Stellungnahme des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD zum Gesetzentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs BT-DS 20/13775. Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 12. Januar 2025, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/Stellungnahme_des_Rates_der_EKD_ zum_Gesetzentwurf_Neuregelung_des_Schwangerschaftsabbruchs.pdf​​​​

** EKD-Kammernetzwerk | Evangelische Kirche in Deutschland EKD (2024, Dezember). Schwangerschaftsabbruch – Ein theologisch-ethischer Diskussionsbeitrag der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Debatte um § 218 StGB. Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 12.01.2025, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/Schwangerschaftsabbruch-2024-bf.pdf

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Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland | EKD (2021) 

Es fehlen Kerstin Griese, Silke Lechner u. Thomas Rachel  (November 2024)

 

Bild: „Rat EKD 2021“ von Jens Schulze für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)  ist lizenziert unter  CC BY-SA 4.0.​

​Rat der EKD. Das von Synode und Kirchenkonferenz gewählte Leitungsgremium der Evangelischen Kirche in Deutschland.​​ (Dezember 2024)

Andreas Barner, Susanne Bei der Wieden, Tobias Bilz, Michael Diener, Michael Domsgen, Kirsten Fehrs, Nicole Grochowina, Kerstin Griese, Anna-Nicole Heinrich, Silke Lechner, Anna von Notz, Thomas Rachel, Christian Stäblein, Josephine Teske und Stefan Werner.

​Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD (2024, Dezember 18). Stellungnahme des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD zum Gesetzentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs BT-DS 20/13775. Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 12. Januar 2025, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/Stellungnahme_des_Rates_der_EKD_ zum_Gesetzentwurf_Neuregelung_des_Schwangerschaftsabbruchs.pdf

Mitglieder der Arbeitsgruppe „Debatte um § 218 StGB“ aus dem EKD-Kammernetzwerk (Dezember 2024)

Reiner Anselm, Petra Bahr, Christina-Maria Bammel, Eve-Marie Becker, Peter Dabrock, Sophia Dittmar, Ernst-Wilhelm Gohl, Dorothea Greiner, Steffen Kern, Bernhard Kretschmer, Maria Loheide, Arne Manzeschke, Holger Maul, Dörte Meisel, Annette Noller, Anne-Kathrin Pappert, Daniela Reitz, Cornelia Richter, Kurt W. Schmidt, Patrick Roger Schnabel, Notger Slenczka, Heike Springhart und Dorothee Wüst.

EKD-Kammernetzwerk | Evangelische Kirche in Deutschland EKD (2024, Dezember). Schwangerschaftsabbruch – Ein theologisch-ethischer Diskussionsbeitrag der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Debatte um § 218 StGB. Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 12.01.2025, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/Schwangerschaftsabbruch-2024-bf.pdf

​​

"Gesteuert wird das Kammernetzwerk von einem sog. "Steuerungsboard", in dem die Kompetenzen aus den o.g. verschiedenen Kammerfachbereichen durch die jeweiligen Mitglieder im Steuerungsboard repräsentiert werden.
Aufgabe des Steuerungsboardes ist es unter anderem, Teams für die vielfältigen Themen und Aufgabenstellungen aus dem Expert:innen-Pool zu bilden und so die eigentliche inhaltliche Arbeit auf den Weg zu bringen.


Aus den Fachbereichen gehören folgende Personen dem Steuerungsboard an:

Familie und Soziales (Bildung I)

Prof. Dr. Tobias Faix [Rektor CVJM-Hochschule Kassel] u. Prof.in Dr. Kristin Merle [Uni Hamburg]"
 

Evangelische Kirche in Deutschland EKD. (2022, November 1). Kammerarbeit der EKD in Netzwerken: Von den Denkfabriken zu vernetzten Denkprozessen. Evangelische Kirche in Deutschland EKD. Abgerufen am 24. Januar 2025, von ekd.de/kammerarbeit-der-ekd-in-netzwerken-75922.htm

"Ausführlich beschäftigte sich der Rat mit der Positionierung der evangelischen Kirche zum Schwangerschaftsabbruch.  Grundlage für die Beratungen war der von einer Arbeitsgruppe des Kammernetzwerkes der EKD vorgelegte Entwurf eines Grundlagenpapiers, das Anfang kommenden Jahres veröffentlicht werden soll. 

In der Debatte befasste sich der Rat auch mit dem Gesetzesentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs."


Dr. Michael Diener, Ev. Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

Diener, M. (2024, Dezember 7). Mal wieder übervolle Tage in Hannover [Facebook-Beitrag]. Abgerufen am 23. Januar 2025 von facebook.com/michael.diener.7/posts/ pfbid028oxS84phurNECn14Kxj96CZFV5T5bBxkXeNcQ9R4BiNPe2hBooQCyWMwcuUDhuGYl
 

Präses Steffen Kern  (2013).    Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes.

Bild:  "File:ProChrist2013  Kern  IMG 0608.JPG" by ProChrist/martinweinbrenner.de is licensed under CC BY-SA 3.0.​​​​

 

 

 

Präses Steffen Kern "Das im Hintergrund stehende Papier aus dem EKD-Kammernetzwerk [Schwangerschaftsabbruch – Ein theologisch-ethischer Diskussionsbeitrag der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Debatte um § 218 StGB, Dezember 2024] ist als Ausdruck eines konstruktiven Diskussionsprozesses insofern zu würdigen, als hier sehr verschiedene, zum Teil konträre Positionen an einem Tisch zusammenkamen – Positionen und Perspektiven, die nicht zu vereinen sind.

 

Das sage ich als Beteiligter mit großem Respekt und hoher Wertschätzung für die Arbeitsgruppe.

​Es wurde über Monate in verschiedenen Sitzungen beraten, diskutiert und gerungen. Dass es hier keinen durchgängigen Konsens gibt, war von Anfang an klar; die Disparatheit der Positionen gehört zur Ausgangslage. Von daher ist evident: Auch das vorliegende Papier beschreibt keinen evangelischen Konsens. … Das Papier beschreibt vielmehr einen Korridor, in dem sich verschiedene Positionen begegnen. …

Es gilt in der Tat, „jeder Stigmatisierung von Frauen entgegenzutreten“ und sie in ihrer Freiheit und Verantwortung zu respektieren."


Präses Steffen Kern, Evangelischer Pfarrer, Autor, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes e. V., Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Mitglied der Arbeitsgruppe „Debatte um § 218 StGB“ aus dem EKD-Kammernetzwerk (Dezember 2024)

​​Kern, S. (2024, Dezember 19). Debatte um § 218: Es gibt keinen evangelischen Konsens. Evangelische Nachrichtenagentur IDEA. Abgerufen am 21. Januar 2025, von idea.de/artikel/debatte-um-218-es-gibt-keinen-evangelischen-konsens

Es ist manchmal anstrengend, theologische und politische Unterschiede auszuhalten … "Wir lassen uns nicht auseinandertreiben durch Scharfmacher von links und rechts."

Präses Steffen Kern, Evangelischer Pfarrer, Autor, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes e.V.

Kern, S. (2025, Februar 19). Bekenntnis der Hoffnung überwindet politische Unterschiede. idea. Abgerufen am 19. Februar 2025, von idea.de/artikel/kern-bekenntnis-der-hoffnung-ueberwindet-politische-unterschiede

"Wann beginnt Leben? ... Wie ist Leben zu beenden, wer darf Leben beenden? ...*

Da spielen weltanschauliche Fragen rein …**

Warum ist Ethik so schwer, warum ist es so konfliktreich, warum kriegt man so wenig Lösungen auf den ethischen Problemen? Weil man oft auf einer Ebene streitet, auf der die Lösung nicht ist und das Problem, sondern das liegt dahinter, nämlich genau wie du gerade gesagt hast, die Weltanschauung, ja, also was für ein Weltbild, was für eine Weltanschauung habe ich?

 

Wie verstehe ich die Welt, was für Vorannahmen habe ich eigentlich? … Glaubenssätze, hinter denen man sich versteckt ...* eine überirdische Erleuchtung ...

Wir können auf die Wirklichkeit verweisen. Die Wirklichkeit ist eine Autorität eigener Art in der Ethik. Wer sie ignoriert wird immer Ideologie oder Menschenverachtung betreiben. ...**

Freiheit ist ja ein ganz hohes Gut. Ja, in unserer Gesellschaft heute und für uns persönlich, das schätzen wir ja alle sehr, und da finde ich, würde ich mir, glaube ich, wünschen – und hier I preach myself –, dass wir mit unseren moralischen Reflexionen, also unsere Ethik, andere verstehen wollen und nicht verurteilen wollen. ...

Vielleicht ist es manchmal gut, auch Grenzen zu übertreten, aufzuweichen, um miteinander ins Gespräch zu kommen, ohne dass man ... die eigene Meinung aufgibt. ...

Man will ja nie seine Meinung ändern, weil anstrengend. ** Wir dürfen uns weiterentwickeln."*

[Transkript Podcast-Episode: Es gilt das gesprochene Wort]

* Prof. Dr. Tobias Faix, Ev. Theologe u. Autor, seit 2015 Professor für Praktische Theologie an der CVJM-Hochschule in Kassel.

** Prof. Dr. Thorsten Dietz, Ev. Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Faix, T., & Dietz, T. (2024, Dezember 20). Lebenswertes Leben!? Folge 39, ab Minute 20:14 [Audio-Podcast-Episode]. In Karte und Gebiet: Ethik zum Selberdenken. Abgerufen am 24.01.2025 von karte-und-gebiet.de/home/38-folge-live-auf-der-undspiration-copy/

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Prof. Dr. Tobias Faix (17.03.2024) 


Bild: Einführung und Einsegnung des neuen Rektors der CVJM-Hochschule, Prof. Dr. Tobias Faix. Newsdetail | CVJM-Hochschule | Presse, cvjm-hochschule.de/presse/newsdetail/tobias-faix-als-rektor-der-cvjm-hochschule-ins-amt-eingefuehrt

​"Die Diskussion um eine mögliche Neufassung der rechtlichen Regelung zum Schwangerschaftsabbruch ist wieder neu entflammt. Der mittlerweile fast dreißig Jahre geltende Kompromiss von 1995 muss erneuert und vor dem Hintergrund gesellschaftlicher wie medizinischer Veränderungen fortgeschrieben werden.

Das gilt auch innerhalb der Evangelischen Kirche. Der vorliegende Beitrag formuliert einen innerevangelischen Kompromiss und versteht sich zugleich als Impuls für eine konstruktive Weiterentwicklung der gesetzlichen Regelungen. ...

Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass die rechtliche Regelung des Schwangerschaftsabbruchs dessen Charakter als einem irreduziblen Konflikt gerecht wird und nicht zu einer Abwertung und Kriminalisierung derjenigen Frau führt, die eine Schwangerschaft abbricht. Gerade diese Kriminalisierung von Frauen durch die Vorschriften des § 218 StGB war und ist immer wieder Gegenstand der berechtigten Kritik. ...

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In evangelischer und multireligiös [sic] sensibilisierter Verantwortungswahrnehmung kann und darf es zur Vermeidung von Schwangerschaftskonflikten und -abbrüchen keine aus Rücksichtnahme vor bestimmten religiösen Traditionen getroffenen Einschränkungen bei der Bildungsarbeit, Informationsbereitstellung und Förderung von reifen, aufgeklärten Persönlichkeiten geben. ...

Mit Blick auf die hier vorgetragene theologisch-ethische Argumentation muss aus unserer Sicht ein weiterentwickeltes Regelungswerk insgesamt zum Ausdruck bringen, dass Frauen nicht diskriminierend behandelt werden. In der Konsequenz ist Selbstbestimmung dann die Zumutung der Verantwortung und ethischen Entscheidungskompetenz der Frau. ...

Ein sicherer Zugang zu einem Schwangerschaftsabbruch nach verantwortlich getroffener Entscheidung gehört in evangelisch-ethischer Perspektive zur gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber der Schwangeren."​


EKD-Kammernetzwerk | Evangelische Kirche in Deutschland EKD (2024, Dezember). Schwangerschaftsabbruch – Ein theologisch-ethischer Diskussionsbeitrag der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Debatte um § 218 StGB. Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 12.01.2025, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/Schwangerschaftsabbruch-2024-bf.pdf

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"Bischöfin Kirsten Fehrs hat einen Vorschlag der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verteidigt, Schwangerschaftsabbrüche künftig unter bestimmten Umständen außerhalb des Strafrechts zu regeln.

“Wir sehen in den Beratungsstellen, dass es eine Unwucht darstellen kann, die Abtreibung für die Frau generell unter Strafe zu stellen”, sagte die EKD-Ratsvorsitzende der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Hamburg."

KNA | Evangelische Zeitung. (2024, April 3). Bischöfin Fehrs: Abtreibung nicht generell unter Strafe stellen. Evangelische Zeitung. Abgerufen am 5. Januar 2025, von evangelische-zeitung.de/bischoefin-fehrs-verteidigt-abkehr-vom-strafrecht-bei-abtreibung​​​​

Deutschlandfunk "Frau Fehrs, muss Paragraf 218 weg?"
Kirsten Fehrs "... Die Frage ist, ob wirklich die Verortung im Strafgesetzbuch noch zeitgemäß ist, weil sie den Blick allein auf die Frau richtet und sie unter dem Aspekt der Straftäterin diesen Blick auf die Frau richtet. ..."


Deutschlandfunk "Unterm Strich stellt sich die evangelische Kirche damit hinter diesen Gesetzesvorschlag, oder?"
Kirsten Fehrs "Wir können uns damit arrangieren. ..." 


Bischöfin Kirsten Fehrs, seit 2023 Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), seit 2011 Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Ev.- Luth. Kirche in Norddeutschland, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD

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Fehrs, K. | Meyer, L. (2024, Dezember 22). Interview der Woche | Luisa Meyer, EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs: Schwangerschaftsabbruch neu regeln. Deutschlandfunk. Abgerufen am 19. Januar 2025, von deutschlandfunk.de/interview-fehrs-kirsten-ratsvorsitzende-d-evangelischen-kirche-in-deutsch land-dlf-bd1553bb-100.html

Annette Hillebrand, Jutta Blankau, Kirsten Fehrs (mit Mikrofon), Anna Gallina, Dr. Nikolas Hill. Prof. Norbert Aust​. Bild: „IMG_0541.jpg“ von GRUENE Hamburg | lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0.


"Wer als modern und progressiv gelten will, ist für einen liberalen Umgang mit Abtreibung. Christen müssen demzufolge von gestern sein, denn sie stehen offensichtlich mehrheitlich dagegen. …
Aber: Auch zur Abtreibung gibt es nicht die eine klare Christen-Meinung. Es gibt diverse Theologinnen und Theologen, die sich für ein Selbstbestimmungsrecht der Frauen starkmachen. …

In ihren Argumentationen steht das Gebot der Nächstenliebe über allen Regeln. Sie sehen es als christliche Aufgabe, Frauen in solchen Situationen zu unterstützen und sie nicht zu verurteilen, egal, welche Entscheidung sie treffen."

Daniel Böcking, Journalist und Autor, bis 2020 stellvertretender Chefredakteur der Bild-Zeitung.

 

Böcking, D. (2025, Januar 13). Lass mal reden: Von Abtreibung bis Wokeness: Zwischen Zeitgeist und christlichen Werten (1. Aufl., S. 11 f.). adeo Verlag. Kindle-Version.


"Grob skizziert treten Liberale und Linke in der Abtreibungsdebatte eher für das Selbstbestimmungsrecht der Frauen ein, Konservative für den Schutz des ungeborenen Lebens. …
Die beiden großen Kirchen in Deutschland vertreten konträre Positionen:

Nach Überzeugung der katholischen Bischöfe muss der Schwangerschaftsabbruch weiterhin Straftatbestand bleiben. Eine andere Regelung kann ihrer Meinung nach nicht den verfassungsrechtlich gebotenen Schutz des ungeborenen Lebens ausreichend gewährleisten.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) kann sich laut einer Stellungnahme hingegen zwar keine „vollständige Entkriminalisierung“ des Schwangerschaftsabbruchs, aber eine teilweise Streichung der strafrechtlichen Vorschriften vorstellen. Eine Abtreibung könnte demnach erst ab der 22. Schwangerschaftswoche strafbar sein. Das Papier des EKD-Rates ist allerdings auch in der evangelischen Kirche selbst umstritten."

Deutschlandfunk. (2024, Oktober 17). Paragraf 218 StGB. Abtreibungen sind strafbar – ist das richtig? Deutschlandfunk. Abgerufen am 1. Januar 2025 von deutschlandfunk.de/abtreibung-schwangerschaftsabbruch-paragraph-218-100.html

"Das Notwendigste für die Ökumene ist zunächst einmal, dass wir nicht unter dem Säkularisierungsdruck die großen Gemeinsamkeiten fast unvermerkt verlieren, die uns überhaupt zu Christen machen"

Prof. Dr. Joseph Ratzinger, 2005-2013 Papst Benedikt XVI., Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte. 1969-1977: Universität Regensburg, 1966-1969: Eberhard Karls Universität Tübingen, 1963-1966: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 1959-1963: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.

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Ratzinger, J., Papst Benedikt XVI. (2011, September 23). Tag zwei des Deutschland-Besuchs: Papst gegen schnelle Fortschritte bei Ökumene. Abgerufen 2011, von tagesschau.de

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"Es ist die Erhebung des beschränkten Eigenwillens in den höchsten denkbaren Rang ... der ultimativen Freiheit. «Ich kann mich an die Werte halten, für die ich mich entscheide» … bevor Sie Gott für seine Unzulänglichkeit anklagen."

Prof. Dr. Jordan B. Peterson, kanadischer klinischer Psychologe, Sachbuchautor, 1997-2022 Professor für Psychologie an der University of Toronto.

Peterson, J. B. (2024, November 28). Gott – Das Ringen mit einem, der über allem steht (1. Aufl., S. 119 f.). Fontis. (Originaltitel: We Who Wrestle with God, 2024, November 21).

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""Ihr werdet sein wie Gott." Ihr bestimmt, was wahr ist oder nicht. Ihr seid das Maß aller Dinge."

Nicola Vollkommer, Leherein für Musik und Englisch und Autorin.

​Vollkommer, N. (2024, September 20). Prüft alles und behaltet das Gute! Christliche Verlagsgesellschaft.

"In der Perspektive des christlichen Glaubens ist dafür die Verantwortung vor Gott, also eine letzte Rechenschaftspflicht für die Führung des eigenen Lebens, grundlegend."


Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2013, August 26). Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod (2., um ein Nachwort erweiterte Aufl.). C.H. Beck, 2015.

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"Gute Theologie muss es wagen, von Gott zu reden, nicht nur über irgendwelche »Gottesgedanken« als Restbestände einer Religionskultur, deren Schwundstufen offenbar die ganze Hoffnung einer neuen Generation von Kulturprotestanten sind."

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ulrich H.J. Körtner, Professor für Systematische Theologie an der Universität Wien.

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Körtner, U. H. J. (2004). Was ist gute Theologie? In W. Huber (Hrsg.), Was ist gute Theologie? (S. 85). Stuttgart: Kreuz Verlag.

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"Wir sind in einer gewissen geistlichen Leere angekommen."

Dr. Thies Gundlach,  Ev. Theologe, 2010-2021 Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD.

Gundlach, T. (2009, Februar 11). Vortrag vom 11. Februar 2009 an der Evangelischen Akademie Arnoldshain, Schmitten/Taunus. Abgerufen 2009, von unserekirche.de/glaube/aktuell/evangelisch-sein-auf-dem-markt_2982.html​​

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"Gott … ist nicht bloß göttlich, sondern Gott. … Ich glaube, dass nicht weniger als dies uns retten kann. … Jeder Schöpfer seht über und außerhalb seiner eigenen Schöpfung. …

Die eschatologischen Hoffnungen, aus denen unsere frühen christlichen Vorfahren ihre Kraft nahmen, … sind am Erlöschen. Zurück bleibt eine gewisse Leere und bei vielen die Frage, was eigentlich hinter diesem Leben mit seinem ganzen Rennen und Jagen steckt – oder ob überhaupt etwas dahinter steckt. …  

Früher gab sich der Laie die größte Mühe, sich nicht anmerken zu lassen, dass er so viel weniger glaubte als der Pfarrer; heute neigt er dazu, sich nicht anmerken zu lassen, dass er so viel mehr glaubt. 
Missionar für die Priester der eigenen Kirche zu sein, ist eine unangenehme Aufgabe. Aber ich habe das schlimme Gefühl, dass die Kirche Englands keine allzu lange Zukunft mehr hat, wenn diese Missionsarbeit nicht bald in Angriff genommen wird."

​Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. 


​​​​​​Lewis, C. S. (1967). Gedankengänge: Essays zu Christentum, Kunst und Kultur (B. Brugger, Übers.). Brunnen-Verlag, 1986.​​​

 


"Nach übereinstimmender Überzeugung aller christlichen Kirchen ist die Bibel die Norm für alle Aussagen über Gott, sein Wesen und Seinen Willen.
In der ersten These der Barmer Theologischen Erklärung vom 31. Mai 1934, die die EKD zu ihren Grundlagentexten zählt, heißt es:


"Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.


Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen."

In dem Text, auf dem die Stellungnahme gründet, lesen wir jedoch von ganz anderen Maßstäben:
„Der mittlerweile fast dreißig Jahre geltende Kompromiss von 1995 muss erneuert und vor dem Hintergrund gesellschaftlicher wie medizinischer Veränderungen fortgeschrieben werden. Das gilt auch innerhalb der Evangelischen Kirche.“

[Dezember 2024, ekd.de/ekd_de/ds_doc/Schwangerschaftsabbruch-2024-bf.pdf]

Also nicht eine tiefere Erkenntnis des in Christus offenbarten Gotteswillens, sondern gesellschaftliche und medizinische Veränderungen nötigen die Evangelische Kirche, ihr ethisches Urteil anzupassen. Die Stellungnahme gründet damit auf Voraussetzungen, bei deren Geltung die Kirche nach allen in den Kirchen der EKD geltenden Bekenntnissen aufhört, Kirche zu sein."


Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“. (2025, Februar). EKD gegen Leben und Recht? Abgerufen am 8. Februar 2025 von keinanderesevangelium.de/was/aktuell.php?id=138

6bk

Schulz, C. M. Snoopy knackt ein Zank-In. Calwer Verlag / Westermann.

© Peanuts Worldwide LLC, Dist. by Universal Uclick.

​​​"Als engagierter Christ einfach eine Bitte an unsere Kirchen, weil es da immer wieder Diskussionen gibt, … vielleicht kümmert ihr euch, das sage ich jetzt als Christ, vielleicht kümmert ihr euch manchmal auch um die ein oder anderen mehr christlichen Themen. Ich würde mir mehr Einsatz für den Paragraph 218 im Lebensschutz wünschen. 

Liebe Freunde, ich weiß, wie plural Kirchen organisiert sind, deswegen keine Kritik, aber vielleicht als kleiner Merkposten: nicht vergessen, wer am Ende noch an der Seite der Institution Kirche steht. Es sind nämlich wir. Nicht, dass man irgendwann ganz plötzlich alleine steht – denkt mal drüber nach. 

Wir wollen Partner der Kirchen sein und wir wollen auch Kirchen im Staat haben, aber macht es uns manchmal nicht so schwer und macht es vielen eurer gläubigen Christen nicht zu unsicher, das wäre mein dringender Wunsch und Appell an die Kirchen."

[Transkript YouTube-Video: Es gilt das gesprochene Wort.]

Dr. Markus Söder, evangelisch-lutherisch, Jurist, seit 2018 Ministerpräsident des Freistaates Bayern und seit 2019 Parteivorsitzender der CSU. 

Söder, M. (2025, Februar 8). Rede auf dem CSU-Parteitag in Nürnberg [Video]. YouTube. Abgerufen am 11.02.2025, von youtube.com/watch?v=NPiDoClkTHk, Minute 1:37:18–1:38:57.
 

"Kritik nehmen wir an, aber umgekehrt müssen wir auch unsere Meinung sagen dürfen – auch ich als gläubiger Christ.

Ich freue mich, wenn die Kirchen sich engagieren. Ich würde mir aber auch bei Fragen, die den Kern des Christentums berühren, eine lautere Stimme der Kirchen wünschen – beispielsweise beim Lebensschutz und beim Paragrafen 218."​​

Söder, M. (2025, Februar 13). Zurückweisungen an der Grenze müssen Teil des Koalitionsvertrags sein. RedaktionsNetzwerk Deutschland. Abgerufen am 14. Februar 2025 von rnd.de/politik/soeder-fordert-zurueckweisungen-an-der-grenze-schluesselthemen-fuer-die-union-nach-wahlsieg-7RTTMPW2UJAZLCKC5NAOZ2YTZY.html
 


"Evangelisch sein heißt, links-grün zu sein … Evangelisch sein heißt, für die Demokratie auf die Straße zu gehen. Die wird allerdings nur von Parteien repräsentiert, die im Farbspektrum links von der CDU/CSU angesiedelt sind. Anderswo gibt es augenscheinlich keine Demokratie und keine Demokraten. …

Faktisch hat die evangelische Kirche damit alle Vorurteile konservativerer oder liberalerer Medien bestätigt, dass es in dieser Kirche zwar kein theologisches, dafür aber ein politisches Lehramt gibt. …

Für die Volkskirche heißt das, dass aus ihr eine gesellschaftspolitisch in hohem Maße milieuverengte Kirche geworden ist. Sie ist nicht mehr Kirche für das ganze Volk, sondern nur für diejenigen, die sich legitimerweise als Volk fühlen dürfen sollen. … Eine solche Milieuverengung bei gleichzeitigem politischen Absolutheitsanspruch hat es im europäischen Christentum noch nie gegeben – und im Rest der Welt ohnehin nicht.

 

Die Phantasie, dass in einer sozusagen politisch gesundgeschrumpften Kirche am Ende nur diejenigen übrigbleiben und der Kirche die Treue halten, mit denen man gesellschaftspolitisch flirtet, ist eine Fata Morgana. 
Übrigbleiben werden die „Frommen“ – egal ob sie eher pietistisch, evangelikal oder lutherisch-hochkirchlich gesinnt sind oder zu evangelischen Bruder- und Schwesternschaften gehören. Übrigbleiben werden konservative, gerne als traditionalistisch oder provinziell gescholtene Christen.

Und übrigbleiben werden diejenigen sozialdemokratischen, grünen und liberalen Christen, für die Verantwortung vor Gott nicht nur eine Metapher von Menschen ist, die ihr gesellschaftspolitisches Handeln mit dem rettenden Handeln des Heilands verwechseln.

Wenn die Kirchenleitungen der Verantwortung für ihre Kirche und für deren Mitglieder gerecht werden wollen, sollten sie erkennen, wie verhängnisvoll es ist, diejenigen zu diskreditieren und zu vergraulen, von denen diese Kirche lebt, und die zwar treu sind, weil man ihrer Überzeugung zufolge nun einmal nicht aus der Kirche austritt, aber die ihr irgendwann vielleicht doch den Rücken kehren werden, weil sie die Nase voll haben."

Prof. Dr. Ralf Frisch, Prof. f. Systematische Theologie u. Philosophie, Ev. Hochschule Nürnberg.


Frisch, R. (2025, Januar 28). Das kleine gallische Dorf einer politisch milieuverengten Kirche: Not, Elend und Verheißung des Protestantismus nach dem Berliner Brandmauerbrandbrief. Forum Kirche und Theologie e.V. Abgerufen am 14. Februar 2025 von forumkth.net/ralf-frisch--das-kleine-gallische-dorf
 

"Einmal mehr zeigt sich, dass politisch konservative Christen in Deutschland zunehmend politisch heimatlos sind. Schon länger zeichnet sich eine Entfremdung zwischen der CDU und den Kirchen ab. 
Erkennbar wurde dies in der Debatte um das neue Grundsatzprogramm der Partei 2024 und die Frage, welche Rolle das „C“ künftig noch in der Programmatik der Partei spielen solle.

 

Nach intensiven Debatten wurden folgende Sätze in das neue Programm eingefügt: „Unsere Politik beruht auf der Verantwortung vor Gott und den Menschen. Für uns ist der Mensch von Gott nach seinem Bilde geschaffen. Unser Kompass ist das christliche Bild vom Menschen.“ …

Nicht wenige Kirchenmitglieder, die sich als konservativ verstehen, aber gerade aus christlicher Überzeugung eine Partei wie die AfD nicht für wählbar halten, fühlen sich sowohl in der eigenen Kirche als auch in der politischen Parteienlandschaft nicht mehr ausreichend repräsentiert. Das gibt gleichermaßen kirchenintern wie demokratiepolitisch Anlass zur Sorge."

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ulrich H.J. Körtner, Professor für Systematische Theologie an der Universität Wien.

Körtner, U. H. J. (2025, Februar 1). (Kein) rechtes Wort zur rechten Zeit? zeitzeichen.net. Abgerufen am 13. Februar 2025, zeitzeichen.net/node/11655
 

"Als Christen wären wir herausgefordert, der säkularen Mehrheit in unserem Land die Botschaft von der Gottesebenbildlichkeit des Menschen in all ihren Facetten darzulegen und so gemeinsam Anwalt für das Menschsein und für das gottgewollte Leben zu sein.

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Leider erleben wir aber, dass sich gerade in diesem Bereich die Konfessionen immer mehr voneinander auseinanderbewegen"

Bischof Prof. Dr. theol. Rudolf Voderholzer, seit Januar 2013 römisch-katholischer Bischof von Regensburg.

Voderholzer, R. (2023, Oktober 16). Die Positionierung der evangelischen Kirche erschwere die Ökumene: Bischof Voderholzer kritisiert EKD-Papier zu Abtreibungen. katholisch.de. Abgerufen am 29. Dezember 2024 von katholisch.de/artikel/47755-bischof-voderholzer-kritisiert-ekd-papier-zu-abtreibungen

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​Bild (Schienen) von Michael Knoll auf Pixabay

 


"Getrennte Wege ... Es fällt aber auf, dass die gesamte Stellungnahmekein einziges theologisches Argument bringt. Von christlicher Ethik und ihrer theologischen, gar biblischen Grundlegung kein Wort. Das Papier argumentiert nicht theologisch, sondern sozialwissenschaftlich"

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Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ulrich H.J. Körtner, Professor für Systematische Theologie an der Universität Wien.

Körtner, U. H. J. (2023, Oktober 14). Getrennte Wege: Über die Stellungnahme der EKD zu einer § 218-Reform. Zeitzeichen. Abgerufen am 18. Januar 2025 von zeitzeichen.net/node/10739

 

* Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland. (2023, Oktober 11). Stellungnahme  des Rates der EKD zur Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Regelung zum Schwangerschaftsabbruch außerhalb des Strafgesetzbuchs möglich ist. Bevollmächtigte des Rates der EKD. Abgerufen am 8. Februar 2025 von ekd.de/ekd_de/ds_doc/EKD-Stellungnahme_Schwangerschaftsabbruch_Rat_der_EKD.pdf

 


"Der Rat der EKD … will ja aus „christlicher Perspektive“ sprechen. Er spricht aber, als ob es Gott nicht gäbe. … Der Gesetzentwurf zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs sei „in evangelischer Perspektive weitgehend zustimmungsfähig“.


Wenn das, was der Rat erklärt hat, eine evangelische Perspektive sein soll, dann fehlt ihr leider jede Gottesfurcht. Das ist traurig und nicht zustimmungsfähig."

Pfarrer Ulrich Parzany, Ev. Theologe u. Buchautor, seit 2016 Vorsitzender Netzwerk Bibel und Bekenntnis, 1991-2005 Leiter u. Redner ProChrist e.V., 1987-2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1984-2005 Generalsekretär CVJM-Gesamtverband D.

Parzany, U. (2024, Dezember 27). Evangelische Perspektive ohne Gottesfurcht? Netzwerk Bibel und Bekenntnis. Abgerufen am 29. Dezember 2024 von bibelundbekenntnis.de/allgemein/evangelische-perspektive-ohne-gottesfurcht/

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"In der Beurteilung des aktuellen Gesetzentwurfs zur Abschaffung von Paragraf 218 Strafgesetzbuch gehen die Meinungen des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der (katholischen) Deutschen Bischofskonferenz auseinander.

Während der Rat der EKD den Entwurf für „weitgehend zustimmungsfähig“ hält, ist er aus Sicht des Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing (Limburg), „nicht zustimmungsfähig“.

Der Rat der EKD hatte seine Position in einer am 18. Dezember veröffentlichten Stellungnahme dargelegt."

Evangelische Nachrichtenagentur IDEA (2024, Dezember 27). Abtreibungsrecht: Rat der EKD und Bischofskonferenz uneins. Evangelische Nachrichtenagentur IDEA. Abgerufen am 6. Januar 2025 von idea.de/artikel/abtreibungsrecht-rat-der-ekd-und-bischofskonferenz-uneins​​​​​​

 

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"Ist die Abtreibung erst einmal straffrei gestellt, und gelte es nur in Fristen, verschieben sich die Prämissen grundlegend. … Das ist ein Dammbruch … die EKD weicht hier Mindeststandards auf, die sie als Kirche eigentlich davon abhalten müsste, den Schutz des ungeborenen Lebens anzutasten. …


Wenn es keinen Unterschied mehr macht, ob eine Regierung jenseits ethischer Vorbehalte programmatische Entscheidungen trifft oder die Kirche in ziemlich atheistischer Manier eine Stellungnahme dazu abgibt, macht sie sich genau genommen selbst überflüssig. 

Müsste es der Kirche nicht eher darum gehen, jenen eine Stimme zu geben, die sich noch auf eine theistische Grundlage ihrer Moral berufen? … Die Kirche war einmal Garant dafür."

Dr. Hannah Bethke, Politikwissenschaftlerin, Buchautorin und Politik-Redakteurin der Welt.

Bethke, H. (2025, Februar 26). Vom Glauben abgefallen: Mut zur Christlichkeit statt Angst vor dem Zeitgeist: Eine Antwort auf die Krise der evangelischen Kirche (1. Aufl.). Kösel-Verlag. 
 

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Bild: Tobias Haberl. ERF Medien. (Februar 2025). Glaube – Auslaufmodell oder Glücksquelle? erf-medien.ch/gesellschaft/menschen/glaube-auslaufmodell-oder-gluecksquelle/

​​Tobias Haberl "Es ist ein belastendes Gefühl, Teil von etwas zu sein, das sich in Auflösung befindet. Es ist, als wäre die eigene Identität bedroht, als müsste man sich schämen oder irgendwie tarnen. Da ist man seit fünfzig Jahren in der Kirche, und auf einmal schütteln alle den Kopf ...

Und wenn man dann noch irgendwo gelesen hat, dass gerade wieder irgendwo eine Kirche in einen Coffeeshop umgewandelt wurde, landet man schnell bei der deprimierenden Erkenntnis, einer Glaubensgemeinschaft anzugehören, die es zumindest hierzulande nicht mehr lange geben wird. ... 

 

Das christliche Zeitalter in Europa geht zu Ende. Die Menschen glauben nicht mehr. ... Menschen, die aus der Kirche eine spirituelle Verlängerung linker Politik machen wollen, aber verdutzt dreinschauen, wenn man ihnen erklärt, dass es im Christentum schon auch darum geht, bedürftigen Menschen zu helfen, aber in erster Linie darum, sie zu Gott zu führen.

 

Menschen, die permanent Diversität fordern, aber keine Ahnung haben, dass ein Gottesdienst um ein Vielfaches diverser ist als jede ihrer Partys, auf denen komischerweise immer alle die gleichen Netflix-Serien schauen.

Menschen, die an Instagram, Awareness, Self Care, Mental Health und Nachhaltigkeitsfonds glauben, nur eben nicht an Gott. ...

Aus der Erosion des Glaubens ist eine endzeitliche Krise geworden, an deren Ende der Zusammenbruch des christlichen Lebens in Deutschland stehen könnte. Da bröckelt nichts, da rauscht etwas in die Tiefe. Die Menschen fliehen nicht vor Gott, er ist ihnen gleichgültig geworden. …

 

Ich glaube, dass der moderne Mensch darunter leidet, dass er seinen Glauben verloren hat, ohne dass er es merkt. … Ich glaube, dass er Sehnsucht nach etwas hat, das er sich nicht erklären kann. …


Was, wenn es Gott doch gibt? …

 

Wenn Gott existiert, dann gibt es ihn unabhängig von unseren Debatten und Befindlichkeiten, dann ist er eine Tatsache, eine unumstößliche Wahrheit. … 

Sogar Joseph Ratzinger, immerhin ein späterer Papst, sprach vom »Ozean der Ungewissheit«, der für ihn »der allein mögliche Ort seines Glaubens« sei. Es gebe keine Flucht aus dem Dilemma des Menschseins. Auch Atheisten könnten Gott nicht entkommen, sich immer nur gegen ihn wenden.

Wer der Ungewissheit des Glaubens entfliehen wolle, werde die Ungewissheit des Unglaubens erfahren, der seinerseits nie endgültig sagen könne, ob nicht doch der Glaube die Wahrheit sei. …

 

Womöglich sieht so die Zukunft der Kirche in der westlichen Welt aus: kleine Gemeinden, die aber umso fester im Glauben stehen, eine »Kirche der Wenigen«, wie vor zweitausend Jahren, als sie Jesus ans Kreuz geschlagen haben, und seine Jünger dachten, es sei das Ende, dabei war es ein Anfang."

 

Tobias Haberl, Buchautor, seit 2005 Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat Literaturwissenschaften in Würzburg und Großbritannien studiert.

 

Haberl, T. (2024, Oktober 2). Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe (1. Aufl., S. 34, 37, 83 u. 266). btb Verlag.

 

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"Es gibt Verfallen oder Wachsen, Vergessen oder Vertiefen, aber keine Umschmelzung von Wahrheit in Zeit … um weiterzubestehen oder nicht. Wenn es nicht weiterleben kann, dann beginnt etwas Neues … durch welches die Kirche Kirche wird und ohne das sie ins Wesenlose zerfällt."


Prof. Dr. Joseph Ratzinger, 2005-2013 Papst Benedikt XVI., Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte. 1969-1977: Universität Regensburg, 1966-1969: Eberhard Karls Universität Tübingen, 1963-1966: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 1959-1963: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1958-1959: Philosophisch-Theologische Hochschule Freising.

Ratzinger, J. (1982, April 1). Theologische Prinzipienlehre: Bausteine zur Fundamentaltheologie (1. Aufl., S. 24). Erich Wewel Verlag.​

"Manchmal stelle ich mir vor, wie sich ein Mensch, der gerade erst geboren wird, in fünfzig Jahren fragt, warum das Christentum damals eigentlich so unter die Räder gekommen ist, wo es doch eine gute und schöne Sache war und vor allem: nichts Besseres nachgekommen ist."

 

Tobias Haberl, Buchautor, seit 2005 Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat Literaturwissenschaften in Würzburg und Großbritannien studiert.

 

Haberl, T. (2024, Oktober 2). Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe (1. Aufl., S. 185). btb Verlag.

"Wir haben die Wege des Bruders nicht in der Hand, wir können nicht zusammenhalten, was zerbrechen will, wir können nicht am Leben erhalten, was sterben will. 

 

Aber Gott verbindet im Zerbrechen, schafft Gemeinschaft in der Trennung, gibt Gnade durch Gericht. Sein Wort aber hat er in unseren Mund gelegt. Durch uns will er es gesagt haben."

 

Pfarrer Dr. Dietrich Bonhoeffer, evangelisch-lutherischer Theologe, Vertreter der Bekennenden Kirche und Beteiligter am Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

 

Bonhoeffer, D. (1938, September). Gemeinsames Leben (28. Aufl.). Gütersloher Verlagshaus. (2006, Juli). S. 91.

Dr. theol. Dietrich Bonhoeffer  (August 1939)

 

Bild: Bundesarchiv, Bild 146-1987-074-16 / CC-BY-SA 3.0 

 

 


"Was ist die Aufgabe der Kirche mitten in der Welt? … Wie soll ein Christ in der Welt leben? Wie kann er seinem Gewissen folgen und verantwortlich Entscheidungen treffen? 

Solche Fragen stellte sich Dietrich Bonhoeffer in einer Zeit, in der es besonders schwer war, aufrichtig und geradlinig zu bleiben. … Glaube, Theologie und Leben gehörten für Bonhoeffer untrennbar zusammen, er schrieb einmal, "dass eine Erkenntnis nicht getrennt werden kann von der Existenz, in der sie gewonnen ist". …

Ein Christ solle … ernsthaft versuchen, Gottes Willen für sich zu erkennen, und danach handeln. …


Oft erkannte Dietrich Bonhoeffer die Zeichen der Zeit früher als andere. Fast prophetisch wirkte ein Radiovortrag, den er - zufällig - zwei Tage nach Adolf Hitlers Machtergreifung hielt: Darin warnte der junge Theologe, aus einem "Führer" könne ein "Verführer" werden. Doch die Zuhörer bekamen das Ende nicht mit, denn die Übertragung wurde abgebrochen, weil der Text zu lang war. …

Als aufrichtiger Mensch und verantwortungsbewusster Christ ging er seinen  Weg der Nachfolge bis zum Ende: Am 9. April 1945 wurde Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg gehängt. ...​

Dietrich Bonhoeffer steht für geradlinige Protestanten, die es wagen, ihren Glauben mutig zu bekennen – auch gegen die Mächtigen ihrer Zeit."

Pfarrerin Anne Kampf, Journalistin und evangelische Theologin. 2010-2017 Redakteurin bei evangelisch.de

Kampf, A. (2020, April 8). Ein entschlossenes Leben: Dietrich Bonhoeffer. evangelisch.de. Abgerufen am 31. Dezember 2024, evangelisch.de/inhalte/168112/08-04-2020/ein-entschlossenes-leben-dietrich-bonhoeffer

 


Dietrich Bonhoeffer "Die Tötung der Frucht im Mutterleib ist Verletzung des dem werdenden Leben von Gott verliehenen Lebensrechtes. Die Erörterung der Frage, ob es sich hier schon um einen Menschen handele oder nicht, verwirrt nur die einfache Tatsache, dass Gott hier jedenfalls einen Menschen schaffen wollte und dass diesem werdenden Menschen vorsätzlich das Leben genommen worden ist. Das aber ist nichts anderes als Mord. …

Dass die Motive, die zu einer derartigen Tat führen, sehr verschieden sind, ja dass dort, wo es sich um eine Tat der Verzweiflung in höchster menschlicher und wirtschaftlicher Verlassenheit und Not handelt, die Schuld oft mehr auf die Gemeinschaft als auf den Einzelnen fällt, dass schließlich gerade in diesem Punkt Geld sehr viel Leichtfertigkeit zu vertuschen vermag, während gerade bei dem Armen auch die schwer abgerungene Tat leichter ans Licht kommt, dies alles berührt unzweifelhaft das persönliche und seelsorgerliche Verhalten gegenüber dem Betroffenen ganz entscheidend, es vermag aber an dem Tatbestand des Mordes nichts zu ändern."

Pfarrer Dr. theol. Dietrich Bonhoeffer, evangelisch-lutherischer Theologe, Vertreter der Bekennenden Kirche und Beteiligter am Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

 

Bonhoeffer, D. (1949). Ethik (2. Aufl.). In Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW): Werke, 17 Bde. u. 2 Erg.-Bde. (Bd. 6). Gütersloher Verlagshaus (1998)

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"Wir müssen die heilige Schrift erst wieder kennen lernen wie die Reformatoren, wie unsere Väter sie kannten. Wir dürfen die Zeit und die Arbeit dafür nicht scheuen. Wir müssen die Schrift kennen lernen zuallererst um unseres Heiles willen.

Aber es gibt daneben genug gewichtige Gründe, um uns diese Forderung ganz dringlich zu machen. Wie sollen wir z. B. in unserm persönlichen und kirchlichen Handeln jemals Gewißheit und Zuversicht erlangen, wenn wir nicht auf festem Schriftgrund stehen?

 

Nicht unser Herz entscheidet über unsern Weg, sondern Gottes Wort. Wer aber weiß heute noch etwa rechtes über die Notwendigkeit des Schriftbeweises? Wie oft hören wir zur Begründung wichtigster Entscheidungen ungezählte Argumente »aus dem Leben«, aus der »Erfahrung«, aber der Schriftbeweis bleibt aus, und gerade er würde vielleicht in genau entgegengesetzter Richtung weisen? Daß freilich der den Schriftbeweis in Mißkredit zu bringen versuchen wird, der selbst die Schrift nicht ernstlich liest, kennt und durchforscht, ist nicht zu verwundern.

Wer aber nicht lernen will, selbständig mit der Schrift umzugehen, der ist kein evangelischer Christ."

Pfarrer Dr. theol. Dietrich Bonhoeffer, evangelisch-lutherischer Theologe, Vertreter der Bekennenden Kirche und Beteiligter am Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Bonhoeffer, D. (1939, Oktober 15). Gemeinsames Leben / Das Gebetbuch der Bibel (DBW Band 5, 3. Aufl., S. 47). Chr. Kaiser Verlag. (Aktuelle Ausgabe: 2021).

"Die Schriftbeweise des Neuen Testamentes müssen fallen, nicht erst auf Grund rationaler historischer Kritik"

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1930, Ev. Theologe, Die Bedeutung des Alten Testaments für den christlichen Glauben, Glauben und Verstehen (GuV). Gesammelte Aufsätze, Band 1, 9. Aufl. Tübingen 1993, Seite 335, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1984)

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"Grob gesagt: Bultmann hat die Katze aus dem Sack gelassen, nicht nur für sich, sondern für sehr viele ... die liberale Katze aus dem Bekenntnissack."

Dr. theol. Dietrich Bonhoeffer (25. Juli 1942, Evangelisch-lutherischer Theologe, [Brief Bonhoeffers] 192. An Winfried Krause. Berlin, 25.7.1942, Dietrich Bonhoeffer Werke (DBW); Band 16: Konspiration und Haft 1940-1945. Jorgen Glenthoj, Ulrich Kabitz, Wolf Krötke (Hrsg.), Christian Kaiser Verlag/Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1996, Seite 344)

Dr. Jorge Mario Bergoglio, Chemietechniker und römisch-katholischer Theologe, seit 2013 Papst Franziskus. U-Bahn von Buenos Aires (Mai 2008)

 

 

 

Papst Franziskus "Das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten. … 


Ein widersprüchlicher Ansatz gestattet auch die Auslöschung des menschlichen Lebens im Mutterleib, im Namen der Wahrung anderer Rechte. Aber wie kann ein Akt, der unschuldiges und wehrloses Leben im Keim erstickt, therapeutisch, zivil oder auch einfach nur menschlich sein? 

Ich frage euch: Ist es richtig, ein menschliches Leben zu »beseitigen«, um ein Problem zu lösen? Ist es richtig, einen Auftragsmörder anzuheuern, um ein Problem zu lösen? Das geht nicht, es ist nicht richtig, einen Menschen, so klein er auch ist, zu »beseitigen«, um ein Problem zu lösen. 

Es ist, als würde man einen Auftragsmörder anheuern, um ein Problem zu lösen. Woher kommt das alles? Wo entstehen Gewalt und Ablehnung des Lebens im Grunde? Aus der Angst. Denn die Aufnahme des anderen ist eine Herausforderung für den Individualismus. …

Das Kind – der Junge, das Mädchen –, das als Problem erscheint, ist in Wirklichkeit ein Geschenk Gottes, das mich aus dem Egozentrismus herausführen und mich in der Liebe wachsen lassen kann. Das verletzliche Leben zeigt uns den Ausweg, den Weg, uns aus einem in sich selbst verschlossenen Dasein zu retten und die Freude der Liebe zu entdecken. Und hier möchte ich innehalten, um zu danken, um den vielen ehrenamtlichen Helfern zu danken, dem starken italienischen Ehrenamt zu danken, das das stärkste ist, das ich je kennengelernt habe. Danke.

Und was bringt den Menschen dazu, das Leben abzulehnen? Es sind die Götzen dieser Welt: Das Geld – wir beseitigen das lieber, weil es Kosten mit sich bringt –, die Macht, der Erfolg. Das sind falsche Maßstäbe, das Leben zu bewerten. Welches ist das einzige echte Maß für das Leben? Es ist die Liebe, die Liebe, mit der Gott liebt! Die Liebe, mit der Gott das Leben liebt: Das ist das Maß. Die Liebe, mit der Gott jedes menschliche Leben liebt. 

Denn was ist der positive Sinn des Wortes: »Du sollst nicht töten«? Dass Gott der »Freund des Lebens« ist, wie wir gerade in der Schriftlesung gehört haben. Das Geheimnis des Lebens wird uns dadurch offenbart, wie der Sohn Gottes es behandelt hat, der Mensch geworden ist und am Kreuz sogar Ablehnung, Schwachheit, Armut und Schmerz auf sich genommen hat (vgl. Joh 13,1).

In jedem kranken Kind, in jedem schwachen alten Menschen, in jedem verzweifelten Migranten, in jedem zerbrechlichen und bedrohten Leben sucht Christus uns (vgl. Mt 25, 34-46), sucht er unser Herz, um uns die Freude der Liebe vor Augen zu führen.

Es lohnt sich, jedes Leben anzunehmen, denn jeder Mensch ist das Blut Christi wert (vgl. 1 Petr 1,18-19). Was Gott so sehr geliebt hat, darf man nicht verachten! Wir müssen zu den Männern und Frauen der Welt sagen: Verachtet das Leben nicht!

Das Leben anderer, aber auch das eigene Leben, denn auch für dieses gilt das Gebot: »Du sollst nicht töten.« Vielen Jugendlichen muss gesagt werden: Verachte deine Existenz nicht! Hör auf, das Werk Gottes abzulehnen! Du bist ein Werk Gottes! Achte dich nicht gering, verachte dich nicht durch Abhängigkeiten, die dich zerstören und dich in den Tod treiben werden!

Niemand darf das Leben an den Täuschungen dieser Welt messen, sondern jeder muss sich selbst und die anderen im Namen des Vaters annehmen, der uns erschaffen hat. Er ist der »Freund des Lebens«: Das ist schön: »Gott ist der Freund des Lebens.« Und wir alle liegen ihm so sehr am Herzen, dass er seinen Sohn für uns gesandt hat. Im Evangelium heißt es:

 

»Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewige Leben hat« (Joh 3,16)."

Franziskus (Papst), Dr. Jorge Mario Bergoglio, Chemietechniker und römisch-katholischer Theologe, seit 2013 Papst Franziskus.

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Franziskus (Papst), Bergoglio, J. M. (2018, Oktober 10). Generalaudienz auf dem Petersplatz: Reflexion über das fünfte Gebot „Du sollst nicht töten“. Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana. Abgerufen am 17.01.2025 von vatican.va/content/francesco /de/audiences/2018/documents/papa-francesco_20181010_udienza-generale.html

 

"Frauen haben ein Recht auf Leben: auf ihr eigenes Leben, auf das Leben der Kinder. Vergessen wir nicht, dies zu sagen: Eine Abtreibung ist eine vorsätzliche Tötung. Die Wissenschaft sagt, dass bereits einen Monat nach der Empfängnis alle Organe vorhanden sind. 

Man bringt ein menschliches Wesen um, man tötet ein menschliches Wesen. Und Ärzte, die sich dazu hergeben, sind – erlauben Sie mir das Wort – Auftragskiller. Sie sind Auftragskiller. Und da gibt es nichts zu diskutieren. Man tötet ein menschliches Leben. 

Und die Frauen haben das Recht, das Leben zu schützen. Eine andere Sache sind Verhütungsmethoden, dies ist eine andere Angelegenheit. Das darf man nicht verwechseln. Ich spreche jetzt nur von der Abtreibung. Und da gibt es nichts zu diskutieren. Entschuldige, aber das ist die Wahrheit!"

 

Franziskus (Papst), Dr. Jorge Mario Bergoglio, Chemietechniker und römisch-katholischer Theologe, seit 2013 Papst Franziskus.

 

Franziskus (Papst), Bergoglio, J. M. (2024, September 29). Apostolische Reise von Papst Franziskus nach Luxemburg und Belgien (26.–29. September 2024): Pressekonferenz mit dem Heiligen Vater auf dem Rückflug nach Rom. Dicastero per la Comunicazione - Libreria Editrice Vaticana. Abgerufen am 17. Januar 2025 von vatican.va/content/francesco/de/speeches/ 2024/september/documents/20240929-belgio-voloritorno.html​​

Dr. Johannes Hartl | Philosoph | katholischer Theologe (2025)

 

Bild:  Screenshot  |  instagram.com/drjohanneshartl  | 7. Januar 2025

 

 

"Person wird man nicht. Person ist man oder ist es nicht."

Prof. Dr. Robert Spaemann, Professor für Philosophie, 1972-1992: Ludwig-Maximilians-Universität München, 1968-1972: Technische Universität Hannover, 1962-1968: Universität Stuttgart.

Spaemann, R. (1996). Person und Gemeinschaft: Zur Ontologie der praktischen Philosophie (2. Aufl.). Karl Alber Verlag, 2012.

 

"Die Lektüre der 50-seitigen Stellungnahme „Schwangerschaftsabbruch – Ein theologisch-ethischer Diskussionsbeitrag der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Debatte um den § 218 StGB“ … ist eine intellektuelle Zumutung. … 
Wir lesen: Der Gott der Autoren muss entweder ziemlich schizophren oder aber ein teuflischer Sadist sein. Gebote zu erlassen und die Welt so einzurichten, dass diese miteinander kollidieren und dazu führen, dass seine Geschöpfe, wenn sie dem einem folgen, notwendig gegen das andere verstoßen. …

Dass die evangelische Kirche sich weigert, Paaren ethische Orientierung in Sachen Sexualmoral zu geben, muss allein sie verantworten. Wer danach sucht, kann sie andernorts finden. …
Dass sie aber ihren Gläubigen nahelegt, die vorgeburtliche Kindstötung als etwas zu betrachten, zu dem sie in „verantworteter Freiheit“ Ja sagen könnten, oder als ethisch zulässige Variante der „Mitwirkung am Schöpfungsauftrag“, ist etwas ganz anders. 


Das ist nicht nur nicht mit dem Grundgesetz unvereinbar, es spottet auch der Schöpfungslehre, der zufolge der Mensch Ebenbild Gottes ist, wie dem göttlichen Gebot „Du sollst nicht töten“. … Die Absicht des Papiers, die Tötung eines unschuldigen und wehrlosen Kindes im Mutterleib moralisch zu legitimieren, ist unabweisbar."

Stefan Rehder, Magister artium für Geschichte, Philosophie und Germanistik, deutscher römisch-katholischer Journalist und Autor.

Rehder, S. (2024, Dezember 20). Töten als göttliches Gebot? [Kommentar zu EKD-Papier]. Die Tagespost. Abgerufen am 22.02.2025, von die-tagespost.de/politik/toeten-als-goettliches-gebot-art-258886

 


"Der Anfang eines jeden von uns liegt im Unvordenklichen. Zu jedem Zeitpunkt ist es geboten, das, was, von Menschen gezeugt, sich autonom auf eine erwachsene Menschengestalt hin entwickelt, als „jemanden“ zu betrachten, nicht als „etwas“ …

Die Rede vom Dilemma ist irreführend … "Es gibt kein notwendiges Schuldigwerden. ... Wenn ich einem Menschen nur helfen kann, indem ich einen anderen töte, kann ich eben nicht helfen." [Der Satz bezieht sich im Kontext nicht auf die Situation, in der das Leben der Mutter in Gefahr ist.]


Robert Spaemann, deutscher Philosoph und konsequent unabhängiger Denker, bezeichnete sich provokant als „Fundamentalist der Menschenwürde“."


Prof. Dr. Robert Spaemann | Mag. Susanne Kummer (2012, Juni 1). Fundamentalist der Menschenwürde: Zum 80. Geburtstag von Robert Spaemann. Imago Hominis, Band 14 · Heft 2, S. 113 f.

"Einer, der sich der Welt nicht anpasste."
[Titel der Süddeutsche Zeitung zum Tod von Prof. Dr. Robert Spaemann]

"Passt euch der Welt nicht an", hat einst der Apostel Paulus den ersten Christen mit auf den Weg gegeben. Robert Spaemann hat sich so treu wie unerbittlich daran gehalten. …


"Wenn wir Gott wegnehmen, dann bricht das Denken zusammen",

lautete einer seiner Kernsätze."

Matthias Drobinski, kath. Theologe, Redakteur bei der Süddeutschen Zeitung.


Drobinski, M. (2018, Dezember 11). Zum Tod von Robert Spaemann: Einer, der sich der Welt nicht anpasste. Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 23.08.2024, von sueddeutsche.de/kultur/robert-spaemann-nachruf-philosoph-1.4248388

Dikasterium für die Glaubenslehre (2009) "Seit dem ersten Jahrhundert hat die Kirche es für moralisch verwerflich erklärt, eine Abtreibung herbeizuführen. Diese Lehre hat sich nicht geändert und ist unveränderlich. ​

 

Diese Lehre wird in den Nummern 2270-2273 des Katechismus der Katholischen Kirche mit folgenden Worten dargelegt:​

„Das menschliche Leben ist vom Augenblick der Empfängnis an absolut zu achten und zu schützen. Schon im ersten Augenblick seines Daseins sind dem menschlichen Wesen die Rechte der Person zuzuerkennen, darunter das unverletzliche Recht jedes unschuldigen Wesens auf das Leben. "Noch ehe ich dich im Mutterleib formte, habe ich dich ausersehen, noch ehe du aus dem Mutterschoß hervorkamst, habe ich dich geheiligt" (Jer 1,5) "Als ich geformt wurde im Dunkeln, kunstvoll gewirkt in den Tiefen der Erde, waren meine Glieder dir nicht verborgen" (Ps 139,15)“. ...

[Katechismus der Katholischen Kirche, 2270-2273] [1997]

"Du sollst ... nicht abtreiben noch ein Neugeborenes töten"

(Didaché 2,2). [1. Jahrhundert nach Christus]

„Gott, der Herr des Lebens, hat nämlich den Menschen die hohe Aufgabe der Erhaltung des Lebens übertragen, die auf eine menschenwürdige Weise erfüllt werden muss. Das Leben ist daher von der Empfängnis an mit höchster Sorgfalt zu schützen. Abtreibung und Tötung des Kindes sind verabscheuenswürdige Verbrechen"

(Gaudium et spes, 51,3). [1965] ...

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"Wer eine Abtreibung vornimmt, zieht sich mit erfolgter Ausführung die Tatstrafe der Exkommunikation zu"

(CIC, can. 1398) [1983]

„Gewiss nimmt der Entschluss zur Abtreibung für die Mutter sehr oft einen dramatischen und schmerzlichen Charakter an, wenn die Entscheidung, sich der Frucht der Empfängnis zu entledigen, nicht aus rein egoistischen und Bequemlichkeitsgründen gefasst wurde, sondern weil manche wichtigen Güter, wie die eigene Gesundheit oder ein anständiges Lebensniveau für die anderen Mitglieder der Familie gewahrt werden sollten. 


Manchmal sind für das Ungeborene Existenzbedingungen zu befürchten, die den Gedanken aufkommen lassen, es wäre für dieses besser nicht geboren zu werden. Niemals jedoch können diese und ähnliche Gründe, mögen sie noch so ernst und dramatisch sein, die vorsätzliche Vernichtung eines unschuldigen Menschen rechtfertigen“

(Evangelium vitae, 58). [1995]

„Wenn z.B. die Rettung des Lebens der zukünftigen Mutter, unabhängig von ihrem Zustand der Schwangerschaft, dringend einen chirurgischen Eingriff oder eine andere therapeutische Behandlung erfordern würde, die als keineswegs gewollte oder beabsichtigte, aber unvermeidliche Nebenfolge den Tod des keimenden Lebens zur Folge hätte, könnte man einen solchen Eingriff nicht als einen direkten Angriff auf schuldloses Leben bezeichnen.

 
Unter solchen Bedingungen kann die Operation erlaubt sein wie andere vergleichbare ärztliche Eingriffe, immer vorausgesetzt, dass ein hohes Gut, wie es das Leben ist, auf dem Spiele steht, dass der Eingriff nicht bis nach der Geburt des Kindes verschoben werden kann und kein anderer wirksamer Ausweg gangbar ist“

(Pius XII.) [27. November 1951]."

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Kongregation für die Glaubenslehre. (2009, Juli 11). Klarstellung zur vorsätzlichen Abtreibung: Eine Reflexion über die moralische Verurteilung und die kirchliche Lehre bezüglich der Abtreibung. L’Osservatore Romano. Abgerufen am 17.01.2025 von vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/documents/rc_con_cfaith_doc_20090711_aborto-procurato_ge.html

 


""Misericordia et misera", "Barmherzigkeit und Not", heißt das apostolische Schreiben  des Papstes, das der Heilige Stuhl am Montag veröffentlicht hat. Darin gibt Franziskus katholischen Priestern die Möglichkeit, auch nach Ende des Heiligen Jahres am 20. November Abtreibungen zu vergeben.

Dies war ursprünglich nur Bischöfen und ausgewählten Geistlichen gestattet. Zu Beginn des heiligen Jahres am 8. Dezember 2015 hatte Papst Franziskus jedoch allen Priestern eingeräumt, Absolution zu erteilen für einen medizinischen Eingriff, der in der katholischen Kirche eigentlich als "verabscheuungswürdiges Verbrechen" gilt.

Demnach beginnt das Leben eines Menschen unmittelbar nach der Zeugung - eine Abtreibung ist mithin Mord. Frauen werden üblicherweise mit Exkommunizierung bestraft; auch jeder, der eine Schwangere bei dem Schritt unterstützt, muss die Kirche verlassen.


In seinem apostolischen Brief ruft der Pontifex dazu auf, eine "Kultur der Barmherzigkeit" in der Kirche wachsen zu lassen.

"Damit dem Wunsch nach Versöhnung und der Vergebung Gottes nichts im Wege stehe, gewähre ich von nun an allen Priestern die Vollmacht, kraft ihres Amtes jene loszusprechen, welche die Sünde der Abtreibung begangen haben. Was ich auf den Zeitraum des Jubeljahres begrenzt gewährt habe, wird nun zeitlich ausgedehnt, unbeachtet gegenteiliger Bestimmungen."

Wie gewohnt, versucht der Papst, mit einem Nachsatz seinen reaktionären Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: "Ich möchte nochmals mit all meiner Kraft betonen, dass Abtreibung eine schwere Sünde ist, da sie einem unschuldigen Leben ein Ende setzt."

Dennoch gebe es keine Sünde, die durch "die Barmherzigkeit Gottes nicht erreicht und vernichtet werden kann". Jeder Priester sei aufgerufen, "auf diesem Weg der besonderen Versöhnung Führer, Halt und Trost sein"."

​Annette Langer, Journalistin, Dolmetscherin, seit Juli 2000 Redakteurin bei SPIEGEL ONLINE.

 

​Langer, A. (2016, November 21). Priester dürfen Abtreibung vergeben: Das Heilige Jahr geht zu Ende, und Franziskus zeigt Barmherzigkeit: Der Papst erteilt Priestern dauerhaft die Erlaubnis, Frauen die "Sünde" der Abtreibung zu vergeben. Der Spiegel. Abgerufen am 17. Januar 2025, von spiegel.de/panorama/gesellschaft/papst-franziskus-erlaubt-priestern abtreibung-zu-vergeben-a-1122325.html

Andrea Bocelli und Laura Pausini.  Vivere (Dare to live) | Leben (Wage es zu leben)

 

Konzert "Vivere Live in Tuscany", Teatro del Silenzio Lajatico, Toskana (5. Juli 2007) 

"Vielleicht bin ich voreingenommen, aber ich kann sagen, dass es die richtige Entscheidung war." [Andrea Bocellis Mutter hatte sich, entgegen dem Rat der Ärzte, entschieden, ein blindes Kind zur Welt zu bringen.]
"Ich kämpfe nicht nur gegen etwas, ich kämpfe für etwas – und ich bin für das Leben."

Andrea Bocelli, italienischer Sänger (Tenor), Songwriter und Produzent. 

Bocelli, A. (2010, Juni 25). Video: Ärzte wollten Bocelli abtreiben. PRO | Das christliche Medienmagazin. Abgerufen am 18. Januar 2025, von pro-medienmagazin.de/video-aerzte-wollten-bocelli-abtreiben/
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"Ein Schwangerschaftsabbruch bleibt eine Tötung menschlichen Lebens, das ist nicht wegzudiskutieren … Ein Kind wird nicht gemacht, ein Kind wird gezeugt. Allerdings passiert dieses große Wunder des Lebens auch unter Umständen, die sehr belastend sind: Da müssen wir zusammenstehen, da müssen wir helfen."


Kardinal Dr. theol. Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising

Marx, R. (2023, Juli 18). Kardinal Marx warnt vor falschem Autonomiebegriff in Debatte um §218. Erzdiözese München und Freising. Abgerufen am 29. Dezember 2024 von erzbistum-muenchen.de/news/bistum/Kardinal-Marx-warnt-vor-falschem-Autonomiebegriff-in-Debatte-um-218-44524.news

"Ein abgestuftes Lebensrecht für Ungeborene, wie könnte das akzeptabel sein?

Auf keinen Fall!"

​Kardinal Dr. theol. Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising

Marx, R. (2024, Mai 1). Abgestuftes Lebensrecht für Ungeborene inakzeptabel. Erzdiözese München und Freising. Abgerufen am 29. Dezember 2024 von erzbistum-muenchen.de/news/bistum/Marx-Abgestuftes-Lebensrecht-fuer-Ungeborene-inakzeptabel-46334.news


"Spätestens ab der extrauterinen Lebensfähigkeit, die sich zwar nicht exakt datieren lässt, aber üblicherweise bei der 22. Schwangerschaftswoche p.c. angesetzt wird, sollte ein Schwangerschaftsabbruch strafrechtlich geregelt und nur in klar definierten Ausnahmefällen zulässig sein. 

Hinsichtlich möglicher anderer oder weiterer Fristen, vor deren Ablauf strafrechtliche Tatbestände ... nicht greifen [keine strafbaren Tatbestände, Anm.], empfiehlt der Rat der EKD, ... Dies könnten z. B. die ersten 12 Wochen nach Empfängnis sein.  ...

Daher rücken für die EKD die sozialpolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an den Anfang aller Überlegungen, die Frage der (straf-)rechtlichen Sanktionierung eines Abbruchs, zu dem Frauen in der Situation einer ungewollten Schwangerschaft keine Alternative sehen, an ihr Ende."

Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union (2023, Oktober 11). Stellungnahme des Rates der EKD zur Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Regelung zum Schwangerschaftsabbruch außerhalb des Strafgesetzbuchs möglich ist. Pressestelle der EKD. Abgerufen am 22. Januar 2025, von ekd.de/ekd_de/ds_doc/EKD-Stellungnahme_Schwangerschaftsabbruch_Rat_der_EKD.pdf

"Der Rat der EKD hatte sich am Mittwoch in der Debatte über eine Neuregelung positioniert und sich für ein Fristenkonzept ausgesprochen, durch das der Lebensschutz eines Ungeborenen im Laufe der Schwangerschaft stufenweise höheres Gewicht gegenüber dem Selbstbestimmungsrecht der Frau erhalten würde.

Aus Sicht des Rates ist es denkbar, einen Abbruch in den ersten zwölf Wochen außerhalb des Strafrechts zu regeln. Spätestens ab der 22. Schwangerschaftswoche, ab der ein Fötus außerhalb der Mutter lebensfähig sein könnte, soll ein Abbruch strafrechtlich geregelt und nur in klar definierten Ausnahmefällen zulässig bleiben. [11.10.2023, ekd.de/ekd_de/ds_doc/EKD-Stellungnahme_Schwangerschaftsabbruch_Rat_der_EKD.pdf]

EKD-Ratsmitglied Thomas Rachel kritisiert dies als „Paradigmenwechsel“, der ihm „große Sorgen“ bereite. Deutschland habe mit dem bisherigen Paragraphen 218 StGB eine „kluge, ausbalancierte Regelung“, sagte Rachel der F.A.Z. Die bewährte „doppelte Anwaltschaft“ für das Selbstbestimmungsrecht der Frau und das Lebensrecht des Ungeborenen dürfe nicht durch eine Teilstreichung aus dem Strafrecht „ohne Not beseitigt werden“. …

Die katholische Kirche stellt sich ebenfalls dagegen, Schwangerschaftsabbrüche außerhalb des Strafrechts zu regeln. Zwischen den beiden großen Kirchen sind in grundlegenden Medizin- und bioethischen Fragen zunehmende Unterschiede zu beobachten."

Dr. h.c. Reinhard Bingener, evangelischer Theologe, Autor, seit 2008 Politikredakteur der F.A.Z.

Bingener, R. (2023, Oktober 12). EKD-Ratsmitglied kritisiert „Paradigmenwechsel“ bei Abtreibungen. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Abgerufen am 18. Januar 2025 von faz.net/aktuell/politik/inland/vorschlag-zu-abtreibungen-von-ekd-fuehrt-zu-internem-widerspruch-19238141.html

 

"Im Klartext heißt das, dass die EKD einen Gradualismus des Lebensschutzes und des Lebensrechtes des ungeborenen Kindes vertritt.

Am Anfang der Schwangerschaft überwiegt ganz eindeutig das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Mit fortschreitender Schwangerschaft sei aber dem Recht des Ungeborenen auf Leben „zunehmendes Gewicht einzuräumen“. Konkret spricht sich die EKD „für eine abgestufte Fristenkonzeption mit Unterscheidung verschiedener Schwangerschaftsstadien aus, die im Detail – nicht nur innerevangelisch – noch näher diskutiert werden muss.“ …

Sie agiert nicht, sondern reagiert – und das im liberalen Mainstream der bundesrepublikanischen Gesellschaft, an den sie nicht den Anschluss verlieren möchte. Statt „Vortrupp des Lebens“ (Helmut Gollwitzer) ist die Kirche nur noch die Nachhut des gesellschaftlichen Wandels, was sich auch auf anderen Gebieten – zum Beispiel der Klimaschutzbewegung – zeigen lässt.

Schon Ernst Troeltsch (1865–1923) vertrat die Ansicht, dass die Reformation und der Protestantismus nicht die treibende Kraft der Moderne waren, sondern ihrerseits von der Moderne zu Umformungen – man könnte auch sagen zu Anpassungen – genötigt wurden. Ob eine Kirche, die auf solche Weise modernitätstauglich zu sein versucht, ihrer eigentlichen Bestimmung treu bleibt und Zukunft hat, ist eine bedrängende und beklemmende Frage. …

In der Vergangenheit hatte die Stimme der Kirchen in bioethischen Fragen – sei es am Lebensanfang, sei es am Lebensende – durchaus Gewicht. …

Erwartungsgemäß lehnt die römisch-katholische Kirche den von der EKD vollzogenen Richtungswechsel in der Frage des Lebensschutzes ab. Vorbei sind die Zeiten, in denen die beiden Kirchen in ökumenischer Eintracht mit ihrer gemeinsamen Erklärung Gott ist ein Freund des Lebens an die Öffentlichkeit treten konnten. …

Beispiel für die fortschreitende Entfremdung auf dem Feld der Bioethik ist die Entscheidung der EKD, aus der gemeinsam mit der katholischen Kirche veranstalteten Woche für das Leben auszusteigen. 1991 vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der Deutschen Bischofskonferenz ins Leben gerufen, hat sich seit 1994 auch die EKD an dieser Initiative beteiligt. Damit ist nun Schluss."

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ulrich H.J. Körtner, Professor für Systematische Theologie an der Universität Wien.

Körtner, U. H. J. (2023, Oktober 14). Getrennte Wege: Über die Stellungnahme der EKD zu einer § 218-Reform. Zeitzeichen. Abgerufen am 18. Januar 2025 von zeitzeichen.net/node/10739

 

"Sieben Stufen in der Frühentwicklung des menschlichen Lebens bilden Anknüpfungspunkte für konkurrierende Antworten auf die Frage, von wann an der Mensch ein Mensch ist. … Aber die Zuerkennung der Menschenwürde und eines damit verbundenen uneingeschränkten Lebensschutzes exklusiv an eine der späteren Stufen zu binden, ist mit einem erheblichen Willkürrisiko verbunden. …

Im Konfliktfall muss sein eigenständiges Lebensrecht nachgewiesen werden; sein Leben rechtfertigt sich nicht aus seiner Verbindung zu einer Mutter, sondern aus den Ergebnissen der Pränataldiagnostik. …


Der Schwangerschaftskonflikt wird zu einem Konflikt konkurrierender Ansprüche von Mutter und Kind. … Die einen lassen den Würdeschutz damit beginnen, dass ein Lebewesen entsteht, das der Gattung Mensch zugehört und das sich von dieser Entstehung an kontinuierlich entwickelt. Der später geborene Mensch ist mit diesem Lebewesen also von Anfang an identisch, denn es enthält schon die volle Potentialität zu dem später geborenen Menschen in sich. ...


Gewiss lassen sich Embryonen noch nicht in dem Sinn als «Du» ansprechen, dass man von ihnen eine korrespondierende Anrede erwarten kann; doch sie können schon daraufhin betrachtet werden, dass sie zum Personsein bestimmt sind. 
Von Personen gilt im Unterschied zu Sachen, dass sie nicht nur einen Wert haben, sondern eine Würde; deshalb dürfen sie niemals vollständig fremden Zwecken dienstbar gemacht werden, sondern stellen einen Zweck in sich selbst dar. …

Hat die Ethik alle Verbindlichkeit verloren, sodass nur ein allgemeiner Relativismus übrig bleibt? Manche halten diesen Relativismus oder gar einen ethischen Nihilismus für unausweichlich. …
Das 21. Jahrhundert ist in ethischer Hinsicht durch einen Paradigmenwechsel geprägt. … Die Fortschritte von Wissenschaft und Technik ändern nichts daran, dass wir mit Scheitern und Schuld konfrontiert sind. Es geht in der Ethik nicht nur um die Frage, was wir können und was wir sollen, sondern auch um die Frage, wer wir sind."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2013, August 26). Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod (2., um ein Nachwort erweiterte Aufl.). C.H. Beck, 2015.
 

"Verliert die evangelische Kirche ihre Seele?"

Der Tagesspiegel (11.02.2007)

 

"Beim Thema Schwangerschaftsabbruch bin ich weniger streng als meine Kirche. Trotzdem halte ich es für wichtig, dass es ihre Position gibt, und sei es nur, damit sich die Arithmetik der Debatte verschiebt, weg von bloßer Machbarkeit, hin zu mehr Empathie.

Ich kenne einige, für die ein Schwangerschaftsabbruch eine unter allen Umständen zu gewährende Dienstleistung ist. Und nein, ich bin kein Abtreibungsgegner, Schwangerschaftsabbrüche sollen unter bestimmten Bedingungen möglich sein, trotzdem bin ich – nicht als katholischer, sondern einfach nur als Mensch – immer wieder erschüttert darüber, wie manche mittlerweile über dieses Thema sprechen, nämlich in einem Jargon, als ließe man mal eben einen Leberfleck entfernen. 

Da ist nicht mehr von einer »werdenden Mutter« die Rede, sondern von einer »schwangeren Person«, da geht es um »menschliches Leben« statt um »das Leben eines werdenden Menschen«.

Und dass es in einer Gesellschaft, die so stolz auf ihre Toleranz und Offenheit ist, für so ein Bekenntnis Mut braucht, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit einen Shitstorm auslöst, wenn man tastend darauf hinweist, dass bei einer Schwangerschaft kein Zellhaufen, sondern ein Mensch heranwächst, dessen Herz womöglich schon schlägt, der aber noch keine Stimme hat, um seine Lust auf Leben zu artikulieren, darüber kann man gar nicht genug verzweifeln."

Tobias Haberl, Buchautor, seit 2005 Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat Literaturwissenschaften in Würzburg und Großbritannien studiert.

Haberl, T. (2024, Oktober 2). Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe (1. Aufl., S. f.). btb Verlag.

 

 

"Wir wollen ... nicht ... einer üblen Sache das Beste abzugewinnen suchen. … Wir sind ein Fleisch. Jetzt, wo es entzweigeschnitten ist, widerstrebt es uns, so zu tun, als sei es heil und ganz." 

 

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge.

Lewis, C. S. (1961). Über die Trauer (3. Auflage 2023, S. 64 f.). Insel Verlag.

 


"Der werdende Mensch ist ein Teil des mütterlichen Leibes; über viele Monate verfügt er über keine eigenständige Lebensmöglichkeit und hat unabhängig von der Mutter keine Entwicklungschance. …
Der Embryo befindet sich im Schutz des mütterlichen Leibes; die Verbindung zwischen Mutter und Kind muss getrennt werden, um die Schwangerschaft zu beenden. Ein Lebensverhältnis wird abgebrochen; deshalb führt die Vorstellung, dass die Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch leichthin getroffen wird, in den allermeisten Fällen in die Irre. 

Ein Schwangerschaftsabbruch ist vielmehr für die betroffenen Frauen sehr oft eine traumatische Erfahrung; wenn die beteiligten Männer diesen Abbruch fordern oder ihm gleichgültig gegenüberstehen, verstärkt das den Schmerz. …
Die potentiellen Väter … moralisch betrachtet haben sie für von ihnen gezeugte Kinder genauso einzustehen wie die werdenden Mütter. Weder Frauen noch Männer sind dieser Aufgabe von Natur aus gewachsen. … 

Kaum ein ethisches Thema ist so stark juristisch überformt wie der Schwangerschaftsabbruch. Er gilt als Tötungshandlung und ist deshalb mit strafrechtlichen Sanktionen belegt. Die ethische Debatte war deshalb lange Zeit von rechtlichen Fragen dominiert. Es ging darum, ob die Strafandrohung aufgehoben, gelockert oder mit Ausnahmen versehen werden solle.

Ohne Zweifel sind derartige rechtliche Regelungen von unmittelbarer ethischer Bedeutung, denn sie enthalten und vermitteln Auffassungen darüber, was in einer Gesellschaft als richtig gilt oder gelten soll. 
Sie regeln jedoch nur das rechtlich erforderliche moralische Minimum; ihre Geltung ist unabhängig davon, ob die Betroffenen den moralischen Gehalt des Rechts billigen oder nicht. Deshalb kann die Betrachtung der jeweiligen Rechtslage eine umfassendere ethische Erwägung nicht ersetzen. …

In der Perspektive des christlichen Glaubens ist dafür die Verantwortung vor Gott, also eine letzte Rechenschaftspflicht für die Führung des eigenen Lebens, grundlegend."


Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2013, August 26). Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod (2., um ein Nachwort erweiterte Aufl.). C.H. Beck, 2015.
 

"Jedenfalls in der so bestimmten Zeit der Schwangerschaft handelt es sich bei dem Ungeborenen um individuelles, in seiner genetischen Identität und damit in seiner Einmaligkeit und Unverwechselbarkeit bereits festgelegtes, nicht mehr teilbares Leben, das im Prozeß des Wachsens und Sich-Entfaltens sich nicht erst zum Menschen, sondern als Mensch entwickelt."

Das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) ist in der Bundesrepublik Deutschland der oberste Gerichtshof auf Bundesebene. Die Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts sind rechtsverbindlich (Art. 94 Abs. 4 GG).

Bundesverfassungsgericht. (1993, 28. Mai). BVerfGE 88, 203 – Schwangerschaftsabbruch II. Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, Band 88, Seite 203. Tübingen: Mohr Siebeck. Abgerufen am 6. Januar 2025, von mohrsiebeck.com/schriftenreihe/entscheidungen-des-bundesverfassungsgerichts-bverfge/

"Soll der Strafrechtsparagraf 218 geändert werden? Dafür hat sich der Rat der EKD ausgesprochen. 

Die frühere Ratsvorsitzende und evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann sprach sich nun gegenüber unserer Redaktion für eine Beibehaltung des Paragrafen 218 aus. … ​Käßmann erinnerte an eine ältere gemeinsame Erklärung des Rates der EKD mit der katholischen Deutschen Bischofskonferenz:

"Gott ist ein Freund des Lebens. Darin haben wir festgehalten, alles zu tun, um einer Frau einen Weg mit dem Kind aufzuzeigen. … Ich finde, die bisherige Regelung, die mir auch schon Sorgen bereitet, hat sich bewährt."

​[Altbischöfin Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann]

 

Daniel Wirsching, Germanist, seit 2010 Redakteur bei der Augsburger Allgemeinen.

​Augsburger Allgemeine | Wirsching, D. (2023, November 11). Kirche. Schwangerschaftsabbrüche: Käßmann für Beibehaltung der aktuellen Regelung. Augsburger Allgemeine. Abgerufen am 29. Dezember 2024 von augsburger-allgemeine.de/politik/kirche-schwangerschaftsabbrueche-kaessmann-fuer-beibehaltung-der-aktuellen-regelung-id68429876.html

"Die am häufigsten verwendeten Verse von Abtreibungsgegnern stehen in Psalm 139 (13-16). David wird da zitiert: „Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. ... Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben – noch bevor einer von ihnen begann!“

Demzufolge hat Gott uns also nicht erst als Babys erschaffen, sondern schon vorher ausgedacht und geliebt. Jeremia (1,5) bestätigt: „Bevor ich dich im Mutterleibe bildete, kannte ich dich.“ …

Ein schlagendes Herz ist für mich Leben. Ein eigener Körper, der beschützt werden muss. Ein Leben, das wichtiger sein kann als ich selbst.


Ich darf und will niemanden verurteilen, der abgetrieben hat. Was wäre das für eine Anmaßung aus meiner männlichen, sorg- und vermutlich ahnungslosen Perspektive. ... Ich bin keine Frau. Ich war nie in solch einer Situation und kann mir nicht vorstellen, wie grausam und schwer es sein muss, die Entscheidung für eine Abtreibung zu treffen. ...

Eigentlich wollte ich nicht einmal über das Thema schreiben, weil ich weiß, welche Reaktionen drohen. Ich habe es dennoch getan, weil ich für die Kostbarkeit der ungeborenen Kinder eintreten will – und mehr nicht für sie tun kann.

Eine Kollegin bat mich daraufhin zu einem Gespräch, das mir ein Aha-Erlebnis schenkte: Sie war ganz klar dafür, dass Frauen allein entscheiden sollten. Aber sie ging nicht auf mich los. Sie fand meinen Kommentar okay. 
Was ihr auf dem Herzen lag: Sie wollte klarmachen, dass es nicht für alles eine Lösung geben muss, einen Konsens. Sie glaubt nicht an Gott-gewolltes Leben. Für sie ist ein Fötus reine Biologie, Zellen. 
Aber sie respektiert, dass ich es anders sehe. Mit dem gleichen Respekt kann ich akzeptieren, dass sie eine andere Weltsicht hat. Keiner ist deshalb moderner, richtiger oder besser als der andere."

Daniel Böcking, Journalist und Autor, bis 2020 stellvertretender Chefredakteur der Bild-Zeitung.

 

Böcking, D. (2025, Januar 13). Lass mal reden: Von Abtreibung bis Wokeness: Zwischen Zeitgeist und christlichen Werten (1. Aufl., S. 10 f.). adeo Verlag. Kindle-Version.
 

​​​"Im Grunde wollen alle Menschen in Frieden miteinander leben. Aber dann gibt es im engsten Familien- und Freundeskreis auf einmal Auseinandersetzungen. ... Es kommt zum offenen Konflikt. ...

Vielleicht streiten auch zwei Freundinnen über das Thema Abtreibung. Eigentlich sind sie sich nahe. Aber die Diskussion nimmt ungewollt eine Schärfe an, die sie entzweit. Streit ist schwer zu ertragen.

 

Mir selbst wurde manchmal zugeschrieben, ich sei streitbar. Das trifft insofern zu, als ich für meine Meinung eingetreten bin, wenn es notwendig war. Und dass ich mich für meine Kinder immer in die Bresche geworfen habe und werfen werde, wo es nötig ist. Aber Streit gesucht habe ich nie. Denn Streit ist immer belastend. Und dann ist Versöhnung Gold wert. ...

Neben der Befriedigung der Grundbedürfnisse Nahrung, Wohnen, Gesundheitsversorgung, Arbeit und Bildung braucht der Mensch das, was für eine Hoffnung auf Zukunft wesentlich ist, sich aber nicht kaufen oder herstellen lässt: Vertrauen, Liebe, Beziehungen, die uns beheimaten. Und ja, auch Gottvertrauen. ...

Solches Gottvertrauen trägt in guten und in schweren Tagen, im Leben und im Sterben. Das haben meine Großeltern vorgelebt, und davon bin ich zutiefst überzeugt.

»Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, die dein Fuß gehen kann«, heißt es in dem alten Kirchenlied von Paul Gerhardt.

Das ist Gottvertrauen! Das ist Hoffnung auf Zukunft mitten in schwerer Zeit. Und das hat etwas von der Unzerbrechlichkeit von Gold."

​​​Altbischöfin Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, 2009-2010 Ratsvorsitzende der EKD, 1999–2010 Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover.


Käßmann, M. (2024, September 2). Farben der Hoffnung: Was uns Kraft und Zuversicht schenkt (1. Aufl., eBook, S. 174 ff.). bene! Verlag.

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Altbischöfin Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann (2023)

 

Margot Käßmann, Frankfurter Buchmesse 2023 Ausschnitt“ von Elena Ternovaja ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.

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"Man weiß nie, wie sehr man an eine Sache wirklich glaubt, bis deren Wahrheit zu einer Frage von Leben oder Tod wird."

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge.

Lewis, C. S. (1961). Über die Trauer (3. Auflage 2023). Insel Verlag.
 

"Nicht nur im Reagenzglas, auch im Mutterleib ist der Embryo dann nur noch ein Ding. Dem zu widerstehen, ist eine gemeinsame Aufgabe. Sie bezieht sich auf die Regeln für den Umgang mit künstlich erzeugten Embryonen genauso wie für den Umgang mit Schwangerschaftskonflikten.

Im einen wie im andern Fall muss bewusst sein, dass schon der Embryo nicht ein "etwas" ist, sondern sich auf dem Weg befindet, ein "jemand" zu werden.

Im einen wie im andern Fall können wir nicht beliebig über ihn verfügen; vielmehr ist er als werdendes menschliches Leben unserer besonderen Fürsorge anvertraut. Im einen wie im andern Fall kann eine Beendigung dieses Lebens nur aus sehr schwerwiegenden Gründen in Betracht kommen. Noch so gute Gründe werden nichts daran ändern, dass diese Lebensbeendigung mit Schuld verbunden ist."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.


Huber, W. (2000, 18. September). In Konflikten einen Weg finden: Beratung im Feld von Ehe, Familie, Schwangerschaft als Aufgabe der Kirche. Vortrag bei der Festveranstaltung des Evangelischen Zentralinstituts für Familienberatung. Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen Oktober 2000 von ekd.de/vortraege/huber-v4.html

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"In Deutschland gibt es rund 100.000 Schwangerschaftsabbrüche jährlich – damit handelt es sich um einen der häufigsten gynäkologischen Eingriffe hierzulande."

ZDF Presseportal. (2023, Juni 6). Umfrage von ZDF-"frontal" zum Paragraf 218: Mehrheit der Deutschen gegen dessen Abschaffung. ZDF Presseportal. Abgerufen am 31. Dezember 2024, von presseportal.zdf.de/pressemitteilung/umfrage-von-zdf-frontal-zum-paragraf-218

 


"Zwei Drittel der ungeplant Schwangeren, deren Partner die Schwangerschaft ablehnt, würden das Kind lieber bekommen. Sie können sich das aber nicht gegen seinen Willen vorstellen. Das geht aus einer Studie der europaweit größten nichtstaatlichen Beratungsorganisation für ungeplant Schwangere, Profemina International (Bozen), hervor …

Profemina International dokumentierte im Jahr 2023 nach eigenen Angaben fast 170.000 deutschsprachige digitale Beratungen von Frauen im Schwangerschaftskonflikt oder solchen, die eine Schwangerschaft annahmen. …

Demnach waren von den 169.802 beratenen Frauen 80 Prozent ledig. Ihr Durchschnittsalter habe bei 27 Jahren gelegen. Die Hauptauslöser für den Gedanken an eine vorgeburtliche Kindstötung seien biografischer Natur, die persönliche Überlastung oder Probleme in der Partnerschaft."


Evangelische Nachrichtenagentur IDEA. (2025, Januar 4). Menschenrechte. Viele ungewollt Schwangere erwägen wegen Partner eine Abtreibung. IDEA, Abgerufen am 4. Januar 2025 von idea.de/artikel/viele-ungewollt-schwangere-erwaegen-wegen-partner-eine-abtreibung
 

​"Ehrliche Beratung, konkrete Hilfe und belastbare Alternativen zur Abtreibung machen wirklich selbstbestimmte und freie Entscheidungen für das Leben überhaupt erst möglich! HILFE statt Abtreibung ist die wirkliche Antwort auf die Not von Frauen im Schwangerschaftskonflikt, nicht die immer weitergehende und immer radikalere Liberalisierung des Abtreibungsrechts. …
 
Dass es niemals Recht sein kann, menschliches Leben – auch nicht im frühesten Stadium seiner Existenz – zu zerstören. Dass wir Schwangeren in Not radikale Solidarität schulden – nicht die Unterlassung jedweder Hilfe auf einem Weg, den die überwältigende Mehrheit dieser Frauen eigentlich gar nicht gehen will."

Kristijan Aufiero (2025, Februar 5). 1000plus im Deutschen Bundestag! Kristijan Aufiero spricht im Rechtsausschuss. 1000plus. Abgerufen am 7. Februar 2025 von 1000plus.net/de-de/news/1000plus-im-deutschen-bundestag

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Kara und Wolfgang Huber auf dem roten Sofa im EKD-Media-Zelt (21. Mai 2009)

​„Kara und Wolfgang Huber auf dem roten Sofa im EKD-Media-Zelt“ von evangelisch ist lizenziert unter CC BY 2.0.

Wolfgang Huber "Die Daten für Deutschland sind alarmierend, ja erschütternd. Selbst nach der offiziellen Statistik kommt auf jedes fünfte lebend geborene Kind ein Schwangerschaftsabbruch. … So bewegend schon diese Zahlen sind, so wichtig ist es zugleich, dass es unabhängig von aller Statistik in jedem Einzelfall, bei jeder einzelnen Schwangerschaft um das Leben eines einmaligen Kindes geht.


Alle, die das Glück hatten, Vater oder Mutter werden zu dürfen, wissen, wie vom Anfang der Schwangerschaft an das noch völlig unbekannte und zunächst auch kaum erkennbare Kind präsent ist und das Leben zunächst der Mutter und dann der Eltern in vielfältiger Weise mitbestimmt. 
Dass die Umgebung sich mitfreut, gehört dabei zu den elementaren Ausdrucksformen der Humanität. Vorgestern haben die Herrnhuter Losungen uns in der evangelischen Kirche an eines der biblischen Beispiele für diese gemeinsame Freude erinnert, nämlich durch den neutestamentlichen Text über die Geburt Johannes des Täufers. Im Lukasevangelium heißt es dazu: 
„Für Elisabeth kam die Zeit, dass sie gebären sollte; und sie gebar einen Sohn. Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten, dass der Herr große Barmherzigkeit an ihr getan hatte, und freuten sich mit ihr“ (Lukas 1, 57 f.).

Die Freude über ein empfangenes Kind sollten wir teilen und unterstützen, wo wir nur können. Das hat Folgen für die gesetzlichen Rahmenbedingungen und für viele sozialpolitische Fragestellungen. 
Es gilt aber auch für die persönlichen Reaktionen, die in ihrer Summe die gesellschaftlichen Mentalitäten bestimmen. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Vermieterinnen und Vermieter, Professorinnen und Professoren, Nachbarn und Freunde, die neuen Großeltern, Tanten und Onkel sind hier ebenso gefragt und in der Pflicht wie die Partner selber. 
Immer sollte die Freude und der Glückwunsch im Vordergrund stehen und die ausdrücklich formulierte Absicht, die kommenden Herausforderungen gemeinsam zu bestehen, sich auf und über das „Abenteuer Kind“ zu freuen und auch in Konfliktsituationen gemeinsame, lebensdienliche Lösungen zu suchen.

Dieser Freude korrespondiert die Trauer um jedes Kind, das wegen eines Schwangerschaftskonflikts nicht das Licht der Welt erblicken wird. Dabei halten wir unmissverständlich daran fest, dass wir das werdende Leben nur mit den Frauen und nicht gegen sie schützen können. Ebenso wichtig ist es festzuhalten, dass einseitige Schuldzuweisungen an die betroffenen Frauen der Vergangenheit angehören müssen.

 

Niemand freut sich über die Entstehung neuen Lebens so sehr wie eine Mutter, niemand leidet unter einem Schwangerschaftskonflikt so sehr wie eine betroffene Frau, niemandem fällt ein Schwangerschaftsabbruch schwerer als der Frau, an der er vorgenommen wird.

Schwangere Frauen in Konfliktsituationen verdienen daher unseren uneingeschränkten Respekt, unsere Unterstützung und Stärkung. Natürlich werben wir dafür und hoffen, dass es gelingt, gemeinsam mit den betroffenen Frauen Wege aus dieser Konfliktsituation hinaus zu finden und so eine Entscheidung für das Leben zu ermöglichen. Aber auch dort, wo dies nicht gelingt, haben wir an der Seite der Frauen zu bleiben.

 

Doch der Lebensschutz muss besser gelingen als bisher … Jeder Schritt, der zu einer Kultur des Lebens beiträgt und dazu hilft, Schwangerschaftskonflikte zu vermeiden oder so zu lösen, dass es nicht zu Schwangerschaftsabbrüchen kommen muss, ist hoch willkommen. … Die gesellschaftliche Atmosphäre ändert sich. Das Ja zu Kindern findet wieder Resonanz.

 

Mein Wunsch ist, dass dieses Ja nicht damit begründet wird, dass Kinder die Rente sichern, sondern dass sie ein Gottesgeschenk, das wichtigste Glück des menschlichen Lebens und ein Wert in sich selbst sind."


Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2006, März 29). Eröffnungsstatement des Vorsitzenden des Rates der EKD bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Woche für das Leben 2006, Berlin. Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 18. Januar 2025 von ekd.de/060329_huber_wfdl.htm

 

 

"Sie war einfach schön." (2024)


"Stirb endlich, bitte, stirb einfach endlich. … Und so ging die Hölle los … Wir haben einen Menschen getötet“, sagt Mona … „Und damit müssen wir unser ganzes Leben leben.“ …

Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 106 218 Schwangerschaften abgebrochen, knapp 4000 davon nach einer sogenannten medizinischen Indikation, also etwa wenn pränatalmedizinische Untersuchungen ergeben, dass ein Kind mit einer Behinderung zur Welt kommen wird.

Um Leben und Gesundheit der Frau zu schützen, ist ein Abbruch dann auch nach den ersten drei Monaten noch möglich. Im vergangenen Jahr wurden gut 2000 Schwangerschaften nach der 16. Woche vorzeitig beendet – die Frauen müssen die Kinder dann in der Regel gebären. … 

Auch ein Jahr danach sind sie wütend. Und fassungslos. Dass die Oberärztin den Schwangerschaftsabbruch auf dem Krankenhausflur mit ihnen besprechen wollte; dass eine Pflegerin ihnen erzählte, sie habe eine ähnliche Diagnose in der Schwangerschaft gehabt, ihr Kind sei dann aber ohne Behinderung zur Welt gekommen – da hatte Mona … die Tablette längst genommen, die Lillys Geburt einleitete.​

Die Ärzte hatten versichert, Lilly werde tot geboren, sie würde die frühe Geburt in der 21. Schwangerschaftswoche nicht überleben. …

 

Doch als die Mutter ihr Baby auf dem Arm hielt, sah der Vater: Sie atmet. … Seine Tochter hatte seine Füße und Ohren, sagt Jérémy … Sie war einfach schön. Und sie war komplett normal. Und sie war groß.“ …

​„Wir standen da mit unserer lebenden Tochter, die Hebammen hatten sich zurückgezogen“, sagt Jérémy Lefint. „Und wir haben gesehen, wie ihr Herz schlägt und wie sie immer wieder versucht hat, Luft zu holen, was ja nicht richtig ging“

 

Mona … wischt sich die Tränen aus dem Gesicht. „Das ist doch unmenschlich.“ Nach zweieinhalb Stunden ist Lilly in den Armen ihrer Eltern erstickt. Das Geräusch, wie sie versucht, Luft zu holen, das kriege er nicht aus dem Kopf, sagt Lillys Vater. …


Lilly, dieses kleine Mädchen, … ist gestorben, weil sie das so entschieden haben. … Ein Kind ist tot. … Dürfen wir um ein Kind trauern, das wir getötet haben? Und wie geht das?"

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Kathrin Aldenhoff | Süddeutsche Zeitung (2024, Juli 5). Verwaiste Eltern: „Und damit müssen wir unser ganzes Leben leben“. Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 10. Februar 2025 von sueddeutsche.de/projekte/artikel/gesellschaft/praenataldiagnostik-schwangerschaftsabbruch-behinderung-trauer-verwaiste-eltern-e454080/

Lilly (2024)

"Eine Frau, die in der 16. Woche schon einen Abbruch durchführt, wird eher kein lebendes Kind zur Welt bringen, während eine Frau in der 24. Woche doch eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit hat, daß das Kind lebend zur Welt kommt."

Dr. med. Christian Albring, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, bis 2022 Vorsitzender des Berufsverbandes der Frauenärzte.

Albring, C. (1999, Mai 21). Pränatale Diagnostik: „Ein für Ärzte bedrückendes Dilemma“. Deutsches Ärzteblatt, 96(20), A-1334. Abgerufen am 13. Februar 2025 von aerzteblatt.de/archiv/pdf/39f1c7f8-04c7-4c3f-b432-21eb943b31ef
 

"Die Spätabtreibung behinderter Kinder ist eine der grausamsten Auswüchse der modernen Medizin."

Dr. med. Peter Liese, Stationsarzt Kinderklinik, Europaabgeordneter CDU.

Liese, P. (1999, Mai 21). Pränatale Diagnostik: „Ein für Ärzte bedrückendes Dilemma“. Deutsches Ärzteblatt, 96(20), A-1335. Abgerufen am 13. Februar 2025 von aerzteblatt.de/archiv/pdf/39f1c7f8-04c7-4c3f-b432-21eb943b31ef

[EKD 2007] "Die Praxis der Spätabbrüche ist nicht hinnehmbar ... Unsere Verantwortung vor Gott und den Menschen verpflichtet uns dazu … Was trennt uns in diesen Fällen ethisch noch von der Tötung eines Kindes, bei dem Behinderungen oder gesundheitliche Schäden erst mit der Geburt festgestellt werden?"

Barth, H. (2007, Mai 31). Zahl der Spätabbrüche ist nicht hinnehmbar: Podiumsgespräch in Hannover. Evangelische Kirche in Deutschland. Abgerufen am 13. Februar 2025 von ekd.de/pm114_2007_barth_spaetabtreibungen.htm

[EKD 2023] "Spätestens ab der extrauterinen Lebensfähigkeit, die sich zwar nicht exakt datieren lässt, aber üblicherweise bei der 22. Schwangerschaftswoche angesetzt wird, sollte ein Schwangerschaftsabbruch strafrechtlich geregelt und nur in klar definierten Ausnahmefällen zulässig sein. ... 

Daher rücken für die EKD die sozialpolitischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen an den Anfang aller Überlegungen, die Frage der (straf-)rechtlichen Sanktionierung eines Abbruchs an ihr Ende."

Bevollmächtigte des Rates der Evangelische Kirche in Deutschland EKD (2023, Oktober 11). Stellungnahme des Rates der EKD zur Frage, ob und unter welchen Voraussetzungen eine Regelung zum Schwangerschaftsabbruch außerhalb des Strafgesetzbuchs möglich ist. Pressestelle der EKD. ekd.de/ekd_de/ds_doc/EKD-Stellungnahme_Schwangerschaftsabbruch _Rat_der_EKD.pdf

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"Der Paragraf 218 soll geändert werden. Nach entsprechender Pflichtberatung sollen Abtreibungen künftig straffrei sein – bis zur 22. Schwangerschaftswoche. So lautet ein Statement des Rates der EKD, der Evangelischen Kirche in Deutschland."

[Im Beitrag „Sie war einfach schön.“ (2024), siehe oben, wird beschrieben, wie Lilly in der 21. Schwangerschaftswoche zunächst ihren Schwangerschaftsabbruch überlebte.]

Michael Hollenbach, freier Journalist und Autor.

Hollenbach, M. (2024, Februar 23). Paragraf 218. Evangelische Kirche uneins beim Thema Schwangerschaftsabbruch. MDR – Religion & Gesellschaft. Abgerufen am 17. Februar 2025, von mdr.de/religion/schwangerschaftsabbruch-uneinigkeit-bei-evangelischer-kirche-100.html

 

"Die Tatsache, dass das Schiff sinkt, ist kein Grund, es zu einer schwimmenden Hölle werden zu lassen, solange es noch schwimmt. … 


Die, welche uns nötigen, eine neue Moral anzunehmen, uns weiter nichts anbieten als den verstümmelten oder willkürlich „gesäuberten“ Text eines Buches, von dem wir bereits das ursprüngliche Manuskript haben. Sie alle wollen, dass wir uns auf sie verlassen, statt auf dieses Original. Und damit berauben sie uns unserer vollen Menschlichkeit. …

Ich bin letztendlich nicht sicher, ob einer der Gründe, warum wir im Glauben so schwach sind, nicht der geheime Wunsch ist, dass unser Glaube nicht besonders stark sei. Haben wir einen heimlichen Vorbehalt? Eine Angst, wie es sein könnte, wenn unser Glaube wirklich echt würde? …
Das neue Ideal der „Offenheit“ … die ganze Schule des kritischen Denkens … trägt so tiefe Spuren einer anti-christlichen Herkunft, dass ich sehr bezweifle, ob sie je geheiligt werden kann."

​Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. 


​​​​​​Lewis, C. S. (1967). Gedankengänge: Essays zu Christentum, Kunst und Kultur (B. Brugger, Übers.). Brunnen-Verlag, 1986.​​​

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"Das Erscheinungsbild der Kirche der Neuzeit ist wesentlich davon bestimmt, dass sie auf eine ganz neue Weise Kirche der Heiden geworden ist und noch immer mehr wird: nicht mehr wie einst Kirche aus den Heiden, die zu Christen geworden sind, sondern von Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden."

Prof. Dr. Joseph Ratzinger, 2005-2013 Papst Benedikt XVI., Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte. 1969-1977: Universität Regensburg, 1966-1969: Eberhard Karls Universität Tübingen, 1963-1966: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 1959-1963: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1958-1959: Philosophisch-Theologische Hochschule Freising.

Ratzinger, J. (1958, Oktober). Die neuen Heiden und die Kirche. Hochland, 51(1958), 1-5. In J. Ratzinger, Gesammelte Schriften. Band 8/2, Kirche – Zeichen unter den Völkern (S. 1143). Freiburg im Breisgau: Herder, 2010.

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"Der spätmoderne Mensch … will selbst die Ordnung setzen. Der Mensch, vielleicht sogar jeder einzelne Mensch, ist das Maß aller Dinge. Wir können durchaus sagen: Der spätmoderne Mensch tritt selbst wie ein „Gott“ auf."

Ron Kubsch, Theologe, Autor und Blogger, Prodekan und Dozent für Apologetik und Neuere Theologiegeschichte am Martin Bucer Seminar in Bonn.

Kubsch, R. (2025, Januar 27). Liebe und Wahrheit: Der spätmoderne Mensch und die Suche nach Ordnung. Pressemitteilung von Evangelium21. Abgerufen am 28. Januar 2025, von evangelium21.net/media/4598/liebe-und-wahrheit​

 

"Es existiert kein objektives Richtig/Falsch mehr. ... Jede Gesellschaftsschicht kann nach Lust und Laune ihren eigenen Verhaltenskodex erfinden, ihre eigene Ideologie."

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge.

Lewis, C. S. (1946, Dezember). A Christmas sermon for pagans. The Strand Magazine, 112(672), S. 31.
 

 

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​Bild: tumblr.com/godsgreeneyedgirl/32888142526/we-are-all-daughters-of-the-king

"Vergisst etwa eine Mutter ihr Kind, dass sie sich nicht erbarmt über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, ich werde dich niemals vergessen."


_ Gott (Jesaja 49,15-16)

"Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast!

Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich! Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. 

Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen. Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben – noch bevor einer von ihnen begann! 

 

Wie überwältigend sind deine Gedanken für mich, o Gott, es sind so unfassbar viele!" 

Psalm 139,13-17

 

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"Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest"

Jeremia 1,4+5

"Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. ... ​Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden, als mit unseren vermeintlichen Guttaten.

 

Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Fatum ist, sondern dass er auf aufrichtige Gebete wartet und antwortet."

Pfarrer Dr. Dietrich Bonhoeffer (1943, Widerstand und Ergebung, DBW Band 8, Seite 30 f.)

"Er liebt dich, nicht, weil du immer alles richtig machst, sondern einfach, weil er dich liebt! …


Gott ist auch nicht überrascht, schockiert oder überfordert von dem … Mist, der uns passiert ist oder den wir fabriziert haben … Nein, er ist der starke Retter, der mächtige Befreier, der alles wenden kann … Das Einzige, was zählt, das fragte Jesus … Petrus, liebst du mich?“


Elke Mölle (17.02.2021, Gebetshaus Augsburg, Erfüllt: Entdecke das Leben, für das du gemacht bist, SCM R.Brockhaus, 1. Auflage: 2021)

"In diesem Augenblick krähte der Hahn zum zweiten Mal, und Petrus fielen die Worte ein, die Jesus zu ihm gesagt hatte: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du dreimal geleugnet haben, mich zu kennen.« Da fing Petrus an zu weinen." (Markus 14,72)

"Und ein drittes Mal fragte Jesus: »Simon, Sohn von Johannes, hast du mich wirklich lieb?« Jetzt wurde Petrus traurig, weil Jesus ihm nun zum dritten Mal diese Frage stellte. Deshalb antwortete er: »Herr, du weißt alles. Du weißt doch auch, wie sehr ich dich lieb habe!« Darauf sagte Jesus: »Dann sorge für meine Schafe!" (Johannes 21,17)

​_ "Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden" (Jesaja 1,18)


"Er hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn weggetan und an das Kreuz geheftet." (Kolosser 2, 14)
 

"Er selbst, der Vater, hat Dich lieb!" Jesus Christus (Johannes 16,27)

 

"Wenn zwei Menschen gemeinsam ein Kind zeugen, dann sind sie für immer miteinander vereint. Die Züge der beiden sind auf ewig im Gesicht des Kindes verbunden."​

Petra. (2007, Juni 17). Vereint und zerbrochen. Wien, Österreich: Lumen de Lumine.

 

 

»Ist der Junge tot?«, fragte er, und sie antworteten: »Ja.« … »Er kehrt nicht mehr zu mir zurück, ich aber werde eines Tages zu ihm gehen!« (2.Samuel 12,19+23)

 


"Und Gott selbst wird bei ihnen sein. Er wird alle ihre Tränen abwischen" (Offenbarung 21,3-4)

_ "Ich werde euer Vater sein, und ihr werdet meine Söhne und Töchter sein." (2.Korinther 6,18)

 


Mama. Ich weiß, du fragst dich gerade, wie alt ich jetzt bin. Hier bei mir ist der allerbeste Papa, den man sich vorstellen kann.

Ich weiß um alles. Ich habe dir längst vergeben – von ganzem Herzen. Ich freue mich so sehr auf den Tag, an dem wir uns endlich sehen! Bis dahin warte ich voller Freude auf dich.
Mama, ich liebe dich. _❤️

"Als ich fünf Jahre alt war, starb meine Schwester während der Geburt. Auf dem einzigen Foto von ihr lächelt sie. Dieser Umstand spendete meinen Eltern und mir damals und auch heute noch Trost. Wir blieben mit dem Gefühl zurück, dass sie bei Gott geborgen ist."

Dr. Victoria Rehmann, Oberärztin für Allgemeinpädiatrie.

​Rehmann, V. (2024). In M. Sellmann, M. Steffen, M. Jochim & D. Rehmann (Hrsg.), Hat die Rede von Gott noch Zukunft? 1 Frage – 111 Antworten (1. Aufl., S. 194). Echter.

"Ihr Kinderlein, kommet. Alle." [taz]

"Haben wir nicht Nikita seit neun Monaten bei uns? Zuerst als dunklen Punkt auf dem Ultraschallbild, dann mit Händen und Füßen? Haben wir uns nicht gefreut, als die Wehen einsetzten? Ist das nicht ein unglaublicher Moment, wenn ein Kind auf die Welt kommt? Heulen nicht alle Eltern, vor Schmerz, vor Glück und vor Dankbarkeit?

Und jetzt schleicht sich ein Arzt wie ein Dämon herein und verkündet: Sie haben einen behinderten Sohn. …
Was wäre gewesen, wenn sie uns bei der Feindiagnostik eröffnet hätten, es gebe da einen Verdacht? Die zweite Hälfte der Schwangerschaft wäre zur Hölle geworden. Hätte es sie überhaupt noch gegeben? Trisomie ist ein Grund für Spätabtreibungen. Vermutlich hätten uns die Ärzte dazu geraten. Schätzungsweise neun von zehn Feten, bei denen Trisomie diagnostiziert wird, werden abgetrieben. …

Abtreibung kam für uns nicht infrage, das war unsere Überzeugung - schon vor dem ersten Kind. Hätten wir uns dennoch überreden lassen? Weil es auf Unverständnis gestoßen wäre, wenn wir diese Möglichkeit nicht wahrgenommen hätten? Weil wir die Belastung gefürchtet hätten? Die Blicke? Weil es das Beste gewesen wäre? Auch für das Kind? ...

Gibt es ein Anrecht auf ein "normales" Kind? Gibt es nicht. Es gibt auch kein Anrecht auf ein 80 Jahre währendes Leben, nicht einmal auf Sonnenschein im Urlaub. …

Am Morgen des dritten Advents liegt Nikita zwischen uns im Bett. Seine Maurerhändchen wandern über mein Gesicht. Er lacht. Warum? Weil er seit einem halben Jahr bei uns ist. Nicht er ist unser Wunschkind - wir sind seine Wunscheltern. …

"Was du den Weisen und Klugen verborgen hast, den Unverständigen hast du es offenbart." Dieser Satz aus dem Matthäus-Evangelium soll sein Taufspruch werden. …

Er ist unser Held. Wir lieben ihn, wie man ein Menschenkind nur lieben kann."

Thomas Gerlach (23.12.2009, Theologe, Journalist u. Redakteur, taz-Schwerpunktredakteur, Ein Vater über sein Kind mit Downsyndrom, Ihr Kinderlein, kommet. Alle. taz.de)

 


"Seit meiner Jugend ist der Gott der Bergpredigt tief in mir verwurzelt, der christliche Glaube teil meiner DNA. … Auch wenn die Zeichen der Zeit in eine andere Richtung weisen und Deutschland eine Massenflucht aus der Kircher erlebt, ich glaube daran: Die Rede von Gott hat eine Zukunft. …

 

Nicht darüber reden, sondern machen. … Ich brauche die Institution Kirche nicht."

Joe Bausch, Mediziner und Schauspieler als Gerichtsmediziener im Kölner Tatort, S. 21


Bausch, J. (2024). In M. Sellmann, M. Steffen, M. Jochim & D. Rehmann (Hrsg.), Hat die Rede von Gott noch Zukunft? 1 Frage – 111 Antworten (1. Aufl., S. 194). Echter.

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"Die evangelische Kirche steht an einem Scheideweg. Entweder setzt sie ihren Kurs der Entkirchlichung fort und beschleunigt ihre Auflösung als Institution des christlichen Glaubens – oder sie hält als kleine, aber stabile Kirche den Glauben lebendig und wirkt inmitten der gegenwärtigen Gotteskrise als Gegengewicht, Korrektiv und Zufluchtsort für alle, die den Weg noch zu ihr finden.

 

Es ist nicht bloß die säkularisierte Gesellschaft, die die Sprache des Glaubens verlernt hat und der Kirche den Rücken kehrt. Es ist die Kirche selbst, die sich der Bedeutung ihres Glaubens neu bewusst werden muss. 

Doch anstatt der unbequemen Wahrheit ins Gesicht zu sehen und ihre theologischen Leerstellen auf neue Weise zu füllen, ist die Kirche derzeit vor allem darum bemüht, sich in verschiedensten Variationen ihres Glaubens zu entledigen und im politisierten Jargon mit dem Strom zu schwimmen. Das ist der sicherste Weg in ihren Untergang. …

Gerade jetzt, da ihre Existenz nachhaltig gefährdet ist, müsste die Kirche frei nach Martin Luther gegen den atheistischen Trend der Gesellschaft aufbegehren und unvermittelt signalisieren: »Hier stehe ich und kann nicht anders.« Eine so klare Haltung wäre für die Kirche heute das Gebot der Stunde. Sie muss zeigen, wofür sie unverrückbar steht – und zwar nicht in politischen Fragen, sondern in Glaubensfragen. 

Der evangelischen Kirche mangelt es nicht nur an Demut. Sie hat auch ihren Mut verloren. Denn es erfordert in einer entkirchlichten, stark polarisierten Gesellschaft Mut, den christlichen Glauben selbstbewusst zu vertreten. Genau darin aber liegt die zentrale Aufgabe der Kirche, wenn sie nicht zu einer austauschbaren Sozialeinrichtung oder politischen Organisation verkommen will. 
Für den eigenen Glauben einzustehen, ihn zu verteidigen und seine Differenz zu markieren bedeutet nicht, intolerant gegenüber anderen Glaubensrichtungen und Lebensentwürfen zu sein. …

Wird sie dadurch zu alter Stärke zurückfinden?

 

Nein. Die Zeit verläuft nicht rückwärts. Die Kirche kann nicht aufholen, was unrettbar verloren ist. Wenn ich von einer starken Kirche spreche, meine ich damit also nicht eine Volkskirche, die Massen anzieht. Eine solche Vorstellung wäre unrealistisch. Es geht vielmehr um eine qualitative Stärke, die sie in der Rückbesinnung auf ihren Glauben entfalten kann. Darin liegt ihre Einzigartigkeit und Unersetzbarkeit. … 

Der Ort des christlichen Glaubens ist und bleibt die Kirche. Darauf muss sich ihr Selbstbewusstsein gründen. Ihr Glaube bedarf keiner Rechtfertigung gegenüber dem gerade vorherrschenden Zeitgeist.

 

Die Kirche hat noch immer allen Grund, sich ihrer Stärke gewahr zu werden. Denn allen gegenläufigen gegenläufigen Trends zum Trotz gibt es bei vielen Menschen nach wie vor ein Bedürfnis nach Transzendenz, das durch die heutige Kirche zwar oft nicht mehr gestillt, jedoch zumindest in Erinnerung gebracht wird. …
Die christliche Kirche in Deutschland wird kleiner, aber sie bleibt unersetzbar. Deshalb darf sie das Vertrauen in ihre eigene Relevanz nicht verlieren. Die Verantwortlichen, Pfarrer wie Funktionsträger der Kirche, müssen den Dialog suchen mit Gläubigen, die in der Kirche nicht mehr das finden, was eigentlich der Sinn ihrer Existenz ist: den Glauben an Gott.

 

Wenn die Kirche den Mut fasst, neue Wege zu gehen, die den christlichen Glauben wieder sichtbar machen, wenn sie endlich Abstand nimmt vom fatalen Trend, jede Frage des gesellschaftlichen Miteinanders zu politisieren, hat sie die Chance, als eine kraftvolle Kirche wieder lebendig zu werden. 

Sie verschenkt wertvolles Potenzial, wenn sie meint, es gebe in der Gesellschaft dafür kein Bedürfnis mehr. Denn wenn man die Menschen auf ihr Verhältnis zur Kirche anspricht, geschieht in vielen Fällen Fällen etwas Eigentümliches. In ihnen wird etwas berührt – und sie zeigen es. 
Die meisten haben eigentlich immer etwas zu erzählen und öffnen sich mitunter auf ungeahnte Weise. Es sind oft sehr persönliche Geschichten über Begegnungen mit ihrem eigenen Glauben oder dem Glauben von anderen, viele berichten von Grenzerfahrungen, von Tod und Krankheit, der Liebe zu einem anderen Menschen, von besonderen Ereignissen in ihrem Leben, tiefen Erinnerungen. 

Manche regen sich über die Kirche auf, andere werden nachdenklich, kaum jemand reagiert mit voller Zustimmung auf den gegenwärtigen Kurs der Kirche. Die wenigsten suchen die Kirche noch regelmäßig auf, manche sind längst ausgetreten, andere hadern mit sich, ob sie Mitglied bleiben sollen oder nicht. 
Die Nuancen ihrer Distanz oder Nähe zum kirchlichen Geschehen haben allerdings kaum einen Einfluss darauf, wie berührt sie von dem plötzlichen Nachdenken über die Rolle der Kirche in ihrem Leben sind. 

Solche Erzählungen sollten der Kirche Trost und Mahnung zugleich sein … nicht aufzugeben. Sie kann etwas ausrichten. Und sie hat eine Aufgabe … im Angesicht der wohl größten Krise des christlichen Glaubens. ... Dieser Aufgabe kann sie aber nur nachkommen, wenn sie den Dialog öffnet und das Gespräch mit jenen sucht, die eine andere Kirche wollen – eine Kirche, die inmitten einer tiefen Gotteskrise den Weg zum Glauben zurückfindet."

Dr. Hannah Bethke, Politikwissenschaftlerin, Buchautorin und Politik-Redakteurin der Welt.

Bethke, H. (2025, Februar 26). Vom Glauben abgefallen: Mut zur Christlichkeit statt Angst vor dem Zeitgeist: Eine Antwort auf die Krise der evangelischen Kirche (1. Aufl.). Kösel-Verlag.

"Seit der letzten KMU-Studie [Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung] wissen wir, dass wir es nicht nur mit einer Institutionsmüdigkeit zu tun haben, sondern mancherorts auch mit einer Gottesmüdigkeit.

 

Hier nicht zu verzagen, sondern Kräfte zu bündeln, um ein heller Ort zu bleiben – das fordert bis in die Gemeinden heraus ... da geschieht schon vieles, aber ich meine, da geht noch weit mehr. ... Es stehen tiefgreifende Veränderungen in unserer Kirche an ...

 

Es geht um ein mutiges Weitermachen, jedoch nicht um ein „Weiter wie bisher“ ... Dies im Vertrauen, dass sich neue Türen öffnen an neuen Tagen ... wieder mit Gott als Hoffnungsgrund."

Bischöfin Kirsten Fehrs, seit 2023 Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), seit 2011 Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Ev.- Luth. Kirche in Norddeutschland, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD​

 

Fehrs, K. (2024, November 10). Bericht des Rates der EKD. Evangelische Kirche in Deutschland. Vortrag von Kirsten Fehrs bei der 5. Tagung der 13. Synode der EKD, 10.–13. November 2024, Würzburg. Abgerufen am 11. November 2024 von youtu.be/U33DaEX7EoU?si=AUZqytVC0cAgTesI, ab Minute 13:03 und 42:59. 

 

"Wir sind als evangelische Kirche maximal plural und eben sehr unterschiedlich in den Positionen. Da immer wieder für Verständigung zu sorgen ist bisweilen anstrengend. ... Wir sind eine große Institution, die föderal aufgestellt ist – mit allen Vor- und Nachteilen, die das hat. ... 

Neben dem Repräsentieren nach außen ging es mir in dieser kritischen Zeit aber vor allem darum, nach innen zu kommunizieren und unsere Kirchen zusammenzuhalten. ... Verantwortung zu übernehmen ist nicht immer angenehm. Man muss viel Kritik aushalten – und das muss nicht immer Kritik an der eigenen Person sein.

 

Die Kirche wird stark angegriffen, oft auch zu Recht ... Diese Kritik muss man aushalten und annehmen können. ...

Wir leiden unter einem Vertrauensverlust, und es fällt zunehmend schwer, in einer sehr individualisierten Gesellschaft plausibel zu machen, dass unsere Kirche auf einem Solidarprinzip aufbaut: Die Kirche wird von vielen gemeinsam getragen, damit sie sich für das Recht der Schwächeren einsetzen kann und mit verlässlicher Seelsorge den Menschen beisteht.

Die hohen Austrittszahlen kosten uns also viel, gleichzeitig wachsen unsere Aufgaben. ... An Jugendarbeit, Lebensberatung, Demokratieförderung. Und natürlich an Seelsorge und Diakonie, etwa in der Pflege und den Kindertagesstätten. ...

 

Die Krise ist ja mit der Hand zu greifen. Die Frage ist nur, ob man sich ihr hoffnungslos ergibt oder aus unserer Glaubenstradition heraus Kraft entfaltet, sie zu überwinden. Mit gut christlichem Hoffnungstrotz. Die Krise betrifft ja nicht nur unsere Kirche, sondern die gesamte Gesellschaft.

Im griechischen Wort Krise steckt eben genau diese Chance zur Wendung. Wer, wenn nicht wir, sollte alle Glaubenskraft dafür einsetzen, dass die Menschen Hoffnung behalten – eine tiefgegründete Zuversicht, die wir alle in diesen Krisenzeiten brauchen. ...

 

So unterschiedlich wir sind, finden wir uns jeden Sonntag in der Gemeinschaft des Abendmahls und des Gottesdienstes, die auch den tätigen Gottesdienst an dieser Welt einschließt. Das ist und bleibt für mich ein Grund zu feiern. ...

 

In Wesselburen habe ich eine richtig aktive kirchliche Jugendarbeit kennengelernt. Sonst gab es nicht viel. Die Kirchengemeinde war für mich der Inbegriff von Leben, Musik, Gemeinschaft, Gebet und Diskussion. 

Ich habe dort auch den Beginn der Friedensbewegung miterlebt. Es war für mich ein Ort der Freiheit. Ich habe damals den Jugendchor mit 50 Leuten geleitet, eine Gemeinschaft, die in aller Freiheit ihre Stimme erhoben hat. ... 

Meine Mutter war eine sehr fromme Frau, die eine furchtbare Flüchtlingsgeschichte hinter sich hatte. Zu wissen, dass im Leben viel Schlimmes passieren kann und man trotzdem getragen ist von einem verlässlichen Hoffnungsgrund, hat mich geprägt."

Bischöfin Kirsten Fehrs, seit 2023 amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), seit 2011 Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Ev.- Luth. Kirche in Norddeutschland, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD

Fehrs, K. (2024, November 5). TITELTHEMA: Die Krise ist ja mit der Hand zu greifen. IDEA Das christliche Spektrum, 45.2024, S. 16 ff.

"Die nächsten Jahre werden uns viel abverlangen. Wir werden ringen und gewiss auch nicht alles richtig machen. Bei allem ist mir aber eins wichtig: Nicht die Furcht bestimmen lassen, sondern mit Offenheit, Mut und innerer Zuversicht an die Entscheidungen heranzugehen, die Not tun. 

Der Herr ist mein Licht und mein Heil,

vor wem sollte ich mich fürchten?

(Psalm 27,1)

Das leitet und trägt mich, und lasst es uns gemeinsam ebenso tragen und losgehen – Schritt für Schritt."

Bischöfin Kirsten Fehrs, seit 2023 Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), seit 2011 Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, Ev.- Luth. Kirche in Norddeutschland, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD

Fehrs, K. (2024, November 12). Wahlen zum Vorsitz im Rat der EKD. Evangelische Kirche in Deutschland. Vortrag von Kirsten Fehrs bei der 5. Tagung der 13. Synode der EKD, 10.–13. November 2024, Würzburg. Abgerufen am 12. November 2024, von youtu.be/lZXrRnesdZA?si=58AMUBRM0Fk_UeZ1, Minute 06:07-06:47.

Bischöfin Kirsten Fehrs, seit 2023 amtierende Ratsvorsitzende d. EKD (2017)

 

Bild: IMG_0821.jpg von GRUENE Hamburg ist lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0.

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Plan A

 

"Ja, stimmt. Wir versuchen alles. Wir mühen uns ernsthaft. Missionarisch, diakonisch, politisch, strukturell: Wir tun alles, um gegen die Hiobsbotschaften-Dynamik anzugehen. Wir feiern Hoffnungsfeste. Wir schicken Schiffe. Ja, wir streiten auch darüber, wer von uns auf dem falschen Dampfer sei, aber wir setzen uns alle ein – und überfordern uns dabei selbst.

Wir ahnen: Bald haben wir fertig. Aber, und darauf kommt es an: Der Himmel noch lange nicht! ...

Was uns als Kirchen und Gemeinden am meisten fehlt, sind weder Kirchensteuern noch Spenden, weder Mitglieder noch Mitarbeitende, weder Konzepte noch Programme – was uns fehlt, ist der Glaube daran, dass Gott Neues schafft und heute mit uns anfängt. ...

 

Gottes Lebendigkeit aus den Augen verloren zu haben …, ist das grundlegendste Problem der Relevanzkrise und der Mitgliederkrise der Kirche. ...

 

Lasst uns als Kirche aussteigen aus der Verzweiflungsspirale, die uns erschöpft und frustriert. Lasst uns ernst machen damit, dass wir uns nicht selbst erhalten, sondern neu schaffen lassen. Lasst uns Kirche als eine Hoffnungsgemeinschaft verstehen, die mit leichtem Gepäck aufbricht auf neue Wege und in neue Formen, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

 

Die Bibel ist voll von solchen Anfangsgeschichten. Interessanterweise meist mit Menschen, die eigentlich längst am Ende waren.

 

Zu alt. Zu schuldig. Zu fertig. Zu viel Leben schon gelebt. Abraham und Sara. Mose und Mirjam. Rut, David. Und dann erst im Neuen Testament. Lauter Anfangsgeschichten von Maria und Marta, Simon und Saulus. Und erst recht Lazarus, der ganz am Ende war, gestorben, begraben, verwesend – und dann doch noch einmal seinen Namen hörte und ein zweites Mal das Licht der Welt erblickte.

 

Immer wieder Anfang. Obwohl sie alle am Ende waren. Weil Glaube Neuschöpfung ist. Weil Gott nicht am Ende ist, sondern Anfänger bleibt: einer, der mit uns anfängt.

 

Mit einzelnen Menschen. Mit Paaren. Mit Familien. Mit Gemeinden. Mit Verbänden und Werken. Mit Kirchen. Mit einer Gesellschaft. Mit dieser Welt und ihren tausend Welten. Hoffnungsmenschen fragen nicht: Was wird aus uns werden? – Sie fragen: Wem können wir dienen? So verändern sie die Welt. ...

 

Wir vergessen allzu oft: Gott lebt. Gott handelt.

 

Gott ist souverän und lässt die Welt nicht los. ... Ich bin zutiefst davon überzeugt: Wir brauchen mehr Vertrauen auf den lebendigen Gott."

 

Präses Steffen Kern (September 2023, Ev. Pfarrer, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes e. V., Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland, Hoffnungsmensch: Mit dem Himmel im Herzen die Welt verändern. Deutschland: SCM R.Brockhaus, 2023)

 

 

"Mit vielen teile ich die Hoffnung, dass wir das Wirken Gottes unter uns deutlicher spüren werden als wir es jetzt tun. … Unsere Glaubensscheunen sind nicht üppig gefüllt, und dennoch teilen wir aus, was wir haben … erleben aber zugleich, wie wir beieinander bleiben. 

 

Wir hören, dass das Ende der Kirche nahe sei, und merken doch, wie unter uns Glaube wächst, Hoffnung aufbricht und Liebe gestärkt wird. Das sind lebendige Zeichen dafür, dass Gott mitten unter uns ist."

 

[Transkript YouTube-Video: Es gilt das gesprochene Wort.]

 

Landesbischof Tobias Bilz, evangelisch-lutherischer Theologe, seit 2020 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens (EvLKS), Stellvertretender Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD.

 

Bilz, T. (2021, März 26). Bericht des Landesbischofs Tobias Bilz während der Digitalen Tagung der 28. Landessynode der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens EVLKS [Video]. YouTube. Abgerufen am 17. November 2024 von youtube.com/watch?v=6P9KXu7-NyQ

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Copyright Thomas Plaßmann

 

"Schluss mit dem Christentum! Das hat 2000 Jahre Zeit gehabt, die Welt zu erneuern. Und was ist geschehen? In seinem Namen sind Menschen gemartert und getötet worden! In seinem Namen ist eine Welt von Heuchelei aufgebaut worden! Schluss damit! Ein Neues muss kommen! Das Christentum ist tot! Das Christentum ist tot! ...

 

Gut! Mag sein! Es mag sein, dass das Christentum tot ist. Aber - Jesus Christus lebt!"

 

Pfarrer Wilhelm Busch (1950, 1929 bis 1962 protestantischer Jugendpfarrer - Essen, Christus lebt! Erlebnisse und Kurzgeschichten, Bern: Christliches Verlagshaus)

 

 

"Aus der Krise von heute wird … eine Kirche von morgen hervorgehen, die viel verloren hat. Sie wird kleiner werden, weithin ganz von vorne anfangen müssen. Sie wird viele der Bauten nicht mehr füllen können, die in der Hochkonjunktur geschaffen wurden. Sie wird mit der Zahl der Anhänger viele ihrer Privilegien in der Gesellschaft verlieren.

 

Sie wird sich sehr viel stärker als Freiwilligkeitsgemeinschaft darstellen, die nur durch Entscheidung zugänglich wird … Aus einer verinnerlichten und vereinfachten Kirche wird eine große Kraft strömen. Denn die Menschen einer ganz und gar geplanten Welt werden unsagbar einsam sein. Sie werden, wenn ihnen Gott ganz entschwunden ist, ihre volle, schreckliche Armut erfahren … 


Aber ich bin auch ganz sicher darüber, was am Ende bleiben wird: nicht die Kirche des politischen Kultes, sondern die Kirche des Glaubens. Sie wird wohl nie mehr in dem Maß die gesellschaftsbeherrschende Kraft sein, wie sie es bis vor kurzem war. Aber sie wird von neuem blühen und den Menschen als Heimat sichtbar werden, die ihnen Leben gibt und Hoffnung über den Tod hinaus."

 

Prof. Dr. Joseph Ratzinger, 2005-2013 Papst Benedikt XVI., Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte. 1969-1977: Universität Regensburg, 1966-1969: Eberhard Karls Universität Tübingen, 1963-1966: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 1959-1963: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1958-1959: Philosophisch-Theologische Hochschule Freising.

 

Ratzinger, J. (1969, Dezember 25). Die Zukunft der Kirche. Radioansprache im Hessischen Rundfunk. Zitiert nach: A. Garth, Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat. Evangelische Verlagsanstalt, 2021, S. 28.

"Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen." (Jesaja 42, 3)

 


"Es besteht ein Unterschied zwischen dem Glauben, der einfach nur so Gott annimmt, und dem Glauben, der wirklich etwas erwartet. Und ich möchte euch ermuntern: Erwartet doch etwas!"

 

Pfarrer Christoph Blumhardt (1842 – 1919, Ev. Theologe)

 

 

"Das Heil liegt also offensichtlich nicht in der Gründung neuer Kirchen, sondern darin, in der Kirche, in der man sich befindet, sich eindeutig und allein an der Bibel zu orientieren und sich gleichzeitig glaubwürdig zu Jesus Christus zu bekennen und entsprechend zu leben."

 

Pfarrer Hansfrieder Hellenschmidt (2002, Vorsitzender der Bekenntnisbewegung "Kein anderes Evangelium", www.idea.de - 23.06.2002)

 

 

"Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun."

 

Jesus Christus (Johannes 15, 5)

Dr. Johannes Hartl, Philosoph u. römisch-katholischer Theologe (2024)

 

 

Dr. Johannes Hartl: "Die meisten Menschen in Deutschland interessieren sich gerade nicht für Glauben. Das gilt es anzuerkennen. Unglaublich viele Menschen sind total angenervt von Kirche. Das gilt es anzuerkennen. Kirche hat brutal viel falsch gemacht. Ich bin Teil der Kirche, ich habe auch brutal viel falsch gemacht. …

Manche Kirchen von uns … haben für mich die spirituelle Ausstrahlung von so einer Kreissparkasse. … Ich spüre da wenig Begeisterung von Gott, von Glauben. Aber das ist doch das Besondere. Also dafür gibt’s doch Kirche, dass Menschen spüren: Gott ist real in dieser Welt. …

Oft ist Kirche nur sozial. Nicht falsch verstehen, das Soziale ist sehr wichtig, das Karitative ist wichtig. Aber du musst nicht in die Kirche gehen, um sozial oder karitativ engagiert zu sein.

 

Die Frage ist: Was hat denn nur die Kirche? Ja, und in der Kirche sollte es tatsächlich um Glauben und um Gott gehen.  


Wenn es aber, wie ich neulich in einer Predigt gehört habe, wirklich nur um das Thema geht "Sei ein guter Mensch und sei ein guter Nachbar", dann denke ich: Okay, das ist zu wenig.  
Ja, wie Papst Benedikt mal gesagt hat: "Wenn wir den Menschen nicht Gott bringen, dann bringen wir ihnen zu wenig." …

Ich nenne das ein bisschen polemisch – kastrierte Theologie. Und wir trauen den Menschen nicht mehr jene Gehalte in der Theologie zu, die auch herausfordernd sind. Und heraus kommt einfach etwas sehr, sehr, sehr Gefälliges, aber im Letzten Seichtes, nicht Substanzielles. Also ich meine diese Predigten, wo es nur darum geht, dass wir Menschen des Friedens sein sollen oder nur, dass wir die Schöpfung bewahren sollen oder nur, dass Gott uns alle lieb hat. Das ist alles schön und gut, das hat alles seinen Platz, aber das ist nicht das Einzige.

Die Theologie und auch die Heilige Schrift muten uns auch Geschichten zu, die herausfordernd sind, die uns aufrütteln, die uns in Frage stellen. Und wir müssen Gott – nicht nur diesen gezähmten Gott – zumuten … sondern auch das, was herausfordernd ist, auch was Gott heilig sein lässt und groß sein lässt. Der ist nicht nur unser Kumpel. Und ich glaube, ein Gott, vor dem wir nicht auch erschrecken und erbeben können in Anbetung, ist auch kein Gott, der uns faszinieren kann, ist auch kein Gott, der uns retten kann. Es bleibt dann alles so oberflächlich. …

Wir müssen Jesus in den Mittelpunkt stellen. Das Besondere am christlichen Glauben ist die Person und die Botschaft Jesu Christi. Jesus ist absolut wunderbar. In seiner Person ist nicht nur die ganze Wahrheit, sondern in seiner Person ist die Rettung für uns Menschen. Wo er im Mittelpunkt steht – in unserer Verkündigung, in unseren Gebeten, in unserer ganzen Kultur – da wird etwas strahlen. Nicht, weil Kirche so attraktiv ist, sondern weil Jesus attraktiv ist.

Ich glaube, wir dürfen mutig auch antizeitgeistlich sprechen. Also, eine Anpassung an das, von allen gemocht zu werden, das zu sagen, was eh schon alle sagen, macht einen halt auch vorhersehbar und beliebig. Also, wenn ich in der Kirche genau das Gleiche höre, was ich überall sonst auch höre – eben z. B. "Sei ein netter Mensch" –, wer widerspricht denn da? Wenn es einfach nur das Gleiche ist, dann sind wir das Salz, das seinen Geschmack verliert.

Jesus spricht davon, dass das Salz seinen Geschmack haben muss, sonst wird es von den Leuten zertreten, sonst ist es nichts mehr wert. Aber das heißt: Salz schmeckt anders als der Rest der Suppe. Und diesen Unterschied müssen wir machen.

Und das heißt auch, dem kulturellen Zeitgeist mutig immer wieder zu widersprechen – nicht unbedingt in einer kulturkämpferischen Hass-Tirade, sondern einfach zu sagen: "Nein, ich sehe das anders, ich bin der Meinung, das ist so und so." Und genau dadurch wird Kirche strahlen, weil viele Menschen da draußen sich danach sehnen, etwas anderes zu hören und nicht das Gleiche, was sie sowieso schon hören. …

Wenn du einen Gottesdienst hast oder irgendeine Stunde und du willst, dass Menschen tief im Herzen von Gott berührt werden, dann reicht es nicht, die Stühle zu stellen und eine Tüte Chips und Apfelschorle hinzustellen, sondern es muss im Gebet vorbereitet sein.

Und tatsächlich gibt es einen Zusammenhang von Zeit mit Gott und Zeit im Gebet und der Fruchtbarkeit dessen, was wir tun. Da geht es um mehr als nur Effekt, es geht ja nicht nur um Erfolg. Erfolg ist nicht interessant, aber die Frage ist schon: Bringt unser kirchliches Leben, unsere Verkündigung, unser Beten Frucht im Leben von Menschen hervor?

Und ich glaube, verantwortlich für die Frucht ist die Frage, ob wir vorher in Jesus geblieben sind. Jesus sagt in Johannes 15: "Bleibt in mir." Ich übersetze es: Verbringt Zeit mit mir, dann bringt ihr reiche Frucht. …

Die Botschaft, die der Kirche anvertraut ist, ist elementar wichtig. Die Botschaft von Jesus Christus ist eine, mit der du leben und sterben kannst. Und wenn du in deiner Vollkraft stehst mit 30 oder 20 oder 40 und alles läuft gut, dann ist dir Kirche vielleicht völlig schnuppe und überflüssig. Aber wie ist es mal, wenn du alleine bist, wenn du einsam bist? Wie ist es, wenn jemand stirbt? Wie ist es, wenn du durch eine Tiefe gehst und Fragen stellst: Was trägt im Leben wirklich? Was möchtest du deinen Kindern mal weitergeben?"

​[Transkript YouTube-Video: Es gilt das gesprochene Wort.]

​Dr. Johannes Hartl, Philosoph, römisch-katholischer Theologe, Buchautor, Gründer des Gebetshauses Augsburg.​​

Hartl, J. (2024, November 29). Warum sich die Kirche selbst abschafft und was sich jetzt ändern muss | Hartls Senf #25 [Video]. YouTube. Abgerufen am 3. Dezember 2024, von youtube.com/watch?v=OE3lO9VwcdA

Plan B

"Siehe, es kommt die Zeit, spricht Gott der HERR, dass ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot oder Durst nach Wasser, sondern nach dem Wort des HERRN, es zu hören; dass sie hin und her von einem Meer zum andern, von Norden nach Osten laufen und des HERRN Wort suchen und doch nicht finden werden."

Amos 8, 11-12

 

"Wenn mich die Verzweiflung an der Kirche überflutet, dann tröstet mich ein Wort, ein Wort der Bibel, ein gewaltiges Wort. Und mit diesem Wort grüße ich euch, meine Freunde: So spricht der Herr: Ich will mich meiner Herde selbst annehmen." [Hesekiel 34, 11]

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Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.

Busch, W. (1966). Bekenntnistag in Dortmund d. Bekenntnisbewegung „Kein anderes Evangelium“. Aussaat.

"Sollen die Hirten nicht die Herde weiden? … Meine Schafe sind zerstreut, weil sie keinen Hirten haben … und niemand ist da, der nach ihnen fragt oder sie sucht. …  Siehe, ich will an die Hirten und will meine Herde von ihren Händen fordern …

Denn so spricht Gott der HERR: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen. … Ich selbst will meine Schafe weiden … Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken."

(Hesekiel 34)


"Ansatzweise zeigt sich auch in Europa, was in globaler Perspektive vielfach beobachtet werden kann: Christliches Leben scheint gegenwärtig am augenfälligsten in den von den historischen Kirchen und Denominationen mehr oder weniger unabhängigen Gemeinschaftsgruppen, Gemeinden und Kirchen zu pulsieren."

Dr. Reinhard Hempelmann, seit 2003 Lehrbeauftragter Theologische Fakultät d. Uni Leipzig, 1999-2019 Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW, Berlin).

Hempelmann, R. (2013). Stichwort: Neue freikirchliche Gemeinschaftsbildungen. EZW Materialdienst, Einzelheft 12/2013, S. 477.

"Weitgehend unbemerkt von der evangelikalen und kirchlichen Öffentlichkeit nimmt seit einigen Jahren eine Bewegung Konturen an, die reichlich Anlass zum Nachdenken gibt, weil sie ein bezeichnendes Licht auf die kirchliche Gesamtsituation in unsrem Lande wirft. Es ist die Bewegung des „Stillen Rückzugs“ aus Gemeinden und Gemeinschaften. …

Lange Zeit als bloßes Randphänomen unterschätzt, hat diese Bewegung mittlerweile eine Größe erreicht, die guten Gewissens nicht mehr ignoriert werden kann. Mehr und mehr ziehen sich Christen aus Kirchen, Gemeinden, Gemeinschaften und Verbänden zurück, denen sie lange treu angehört haben, aber nun nicht mehr angehören können oder wollen. Jenseits des kirchlich bzw. freikirchlich verfassten Christentums leben sie ihr Christsein in Hausgruppen, Hauskreisen und Hausgemeinschaften.

Was sind die Gründe dafür? Was sind die Hintergründe?


"In christlichen Hauskreisen entsteht „eine Religion von unten, die kein kirchliches Angebot ist“. Manche Kreise entwickeln ein eigenes Tauf- oder Abendmahlsverständnis und feiern die Sakramente ohne Beteiligung eines Pfarrers. Das ist das Ergebnis einer Promotionsarbeit … „Die hausgemachte Religion“ … Dekan Richard Reininghaus …

Viele Pfarrer schätzten, dass Hauskreismitglieder oft gleichzeitig auch engagierte Gemeindemitarbeiter seien. Andere gingen auf Distanz, wenn sie merkten, dass ihr Einfluss auf die Hauskreise begrenzt sei. „Manche Pfarrer wollen ihre Macht behalten“, so Reininghaus."

ideaSektrum. (2009, Februar 25). Württemberg: Hauskreise fördern „Religion von unten“.

"Manche dieser Gemeinden oder dieser Gruppen haben ihren Anfang in einer Kirchengemeinde, in einer evangelischen Kirchengemeinde. Ein Jugendkreis, der plötzlich eine Art Erweckung erlebt und auf einmal sagt, ja wir wollen jetzt aber Kirche so, wie sie im neuen Testament steht, ohne Wenn und Aber - diese Verlockung man könne ganz zurückgehen auf den Anfang.

Dieser Anfang ist sehr gut nachvollziehbar, aber sie kapseln sich dann ab innerhalb der Gemeinde und dann kommt irgendwann der Punkt, wie auch Herr Werth [Jürgen Werth] gesagt hat, dass sie die Vielfalt nicht mehr ertragen, dass sie alles, was die Bibel anders sieht, als falsch betrachten und sich dann abkapseln."

Pfarrerin Annette Kick, Ev. Theologin, 2001-2020 Weltanschauungsbeauftragte der Württembergischen Landeskirche.

Kick, A. (2007, Oktober 7). Hardliner Gottes - die Diskussion. Diskussion mit Meinhard Schmidt-Degenhard über christliche Fundamentalisten in Deutschland. Hessischer Rundfunk, HR Horizonte. [Fernsehsendung].

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"Wenn ich … für missionarische Aktivitäten eintrete, dann erlebe ich ja manche, die mir deswegen sagen: Wolfgang Huber ist offenbar evangelikal geworden, weil er für Mission ist. Da haben wir eine ungeheure Verdrehung der Debatte. …

Also wenn da jemand sagt: ich mache mir Sorgen, dass junge Leute in eine andere Gemeinde gehen, weil sie eine andere, eine intensivere, eine fröhlichere Form von Frömmigkeit suchen, dann hat das zwei mögliche Antworten. 
Die eine heißt, ich versuche in meiner eigenen Gemeinde jugendgemäßer Gottesdienste zu feiern. Die andere heißt, es ist gut, wenn es ergänzende Profile in Kirchengemeinden in der Nachbarschaft gibt.

Das einzige was ich nicht für eine kluge Reaktion halte ist, davor Angst zu haben - und zu sagen, ich muss versuchen die jungen Leute bei mir zu halten, auch wenn ich ihnen nichts anzubieten habe. Das funktioniert einfach nicht."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, evangelischer Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2009, März 31). Eine ungeheure Verdrehung der Debatte. Deutschlandradio Kultur. Abgerufen am 13.08.2024, von deutschlandfunkkultur.de/eine-ungeheure-verdrehung-der-debatte-100.html

"Wir nötigen niemandem unseren Glauben auf, aber wir verschweigen ihn auch nicht."


Huber, W. (2007, 5. Februar). Wolfgang Huber. DER SPIEGEL, Nr. 6/2007, S. 17. Hamburg.

 

"Wir erleben derzeit, wie die stets unbequeme, überall aneckende, zu allen Zeiten provokante, unverkäufliche Botschaft Jesu von seinen Nachfolgern umfunktioniert wird zur gefälligen, stromlinienförmig an den Markt angepassten Wellness-Religion. ...

Die Bischöfe gleichen heute den Besitzern eines Dampfers, der im Hafen liegt, schon lange nicht mehr fährt und vermutlich nie wieder fahren wird, weil der Motor kaputt ist. Es gibt eine Crew, die jeden Tag mehr oder weniger eifrig das Schiff putzt, Lecks abdichtet, das Dach streicht und tausend andere Dinge tut, um den alten Kasten zu erhalten, aber niemand aus der Crew kümmert sich um den Motor. Der Versuch, ihn zu reparieren oder auszutauschen, unterbleibt.


Finanziert wird die Mannschaft aus Tradition von jenen vielen Menschen, die ganz woanders arbeiten. Die Mannschaft hofft, ihre Finanziers für ihre Arbeit zu interessieren und in das Schiff zu locken. Diese aber sehen nicht recht ein, warum sie ein Schiff besteigen sollen, das nicht einmal für eine Hafenrundfahrt taugt.

Noch zahlen sie für den alten Kasten, wenn auch mit sinkender Bereitschaft, sinkender Überzeugung und wohl eher aus Gründen der Nostalgie und Tradition, auch aus dem pragmatischen Grund, die besonderen Anlässe des eigenen Lebens -Taufe, Hochzeit, Begräbnis - in den repräsentativen Räumen dieses Museumsschiffs mit dem dort üblichen Zeremoniell feiern zu können, ein teurer Luxus, wenn man die Beiträge addiert, die im Lauf eines Kirchensteuerzahlerlebens zusammenkommen.

Weil die Zahl der Finanziers sinkt und zugleich deren Bereitschaft, diesen Museumsbetrieb weiter zu unterstützen, ist die Crew jetzt mit viel Eifer dabei, das stillgelegte Schiff neu aufzumöbeln, Versammlungsräume herzurichten, einen gastronomischen Service zu bieten, mit Promis, Konzerten, Partys und Events zu locken. Man entwirft auch dauernd neue, modern aussehende, auf unterschiedlichste Zielgruppen abgestimmte Kleinschiffe, Vergnügungsboote, Rettungsboote, baut zuweilen sogar den einen oder anderen Prototypen - fahren tun sie alle nicht.

Sonntags, wenn sich eigentlich alle versammeln sollten, aber die meisten daheim bleiben, erzählt der Pfarrer den Wenigen, die erscheinen, Geschichten aus den Zeiten, in denen das Schiff noch über alle Meere fuhr. Wer aber tatsächlich sein Fernweh stillen will, geht dann realistischerweise doch besser ins Reisebüro.

Einmal aber, in ferner Vergangenheit, muss das Schiff tatsächlich seetüchtig gewesen sein ... das Wissen wäre da. Es müsste nur ausgegraben werden. Und dann bedürfte es nur noch des Willens, das Wissen anzuwenden. Wenige würden genügen, um einen Anfang zu machen. Damals, als alles anfing, hatte einer genügt."

Christian Nürnberger, Publizist, Partiell absolviertes Studium der Ev. Theologie u. Philosophie.

 

Nürnberger, C. (2007, September 21). Das Christentum: Was man wirklich wissen muss (1. Ed.). Rowohlt Berlin.
 

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Machen ist wie wollen, nur krasser! Tu's einfach! 

Warum gründest Du zusammen mit Jesus nicht einen Hauskreis? 

 

"Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen."

Jesus Christus (Matthäus 18,20)

"Ich habe herausgefunden, dass in jeder großen Arbeit Gottes drei verschiedene Stadien erkennbar sind: Erst ist es unmöglich, dann ist es schwierig, dann ist es passiert."

James Hudson Taylor (1832-1905, englischer China-Missionar und Begründer der China-Inland-Mission)

 

 

 

"Die meisten Menschen spüren die Spannung, die in diesen Zeiten vorherrscht. Sie nehmen die Instabilität wahr – die sich verschiebenden Strömungen, die Polarisierung … aber sie beschäftigen sich nicht weiter damit, um Klarheit zu bekommen.

Etwas liegt in der Luft, etwas scheint bevorzustehen, aber die Welt bemüht sich mit aller Kraft, so zu tun, als sei alles in Ordnung, wie ein Krebspatient, der sich seiner Diagnose nicht stellen will. …


Leugnen bringt keine Heilung, weswegen ich mir mehr Sorgen über das mache, was noch kommt, als über das, was hinter uns liegt. In unserem angegriffenen Zustand stehen uns noch einige der schweren Prüfungen bevor, vor denen Jesus uns gewarnt hat. Denn wir nähern uns dem, was die Bibel als das „Ende der Welt“ bezeichnet (Matthäus 24,3). …


Sorgen Sie für Ihre Seele, indem Sie für diese Situation Worte finden. Tun Sie nicht so, als ob alles in Ordnung wäre. Übrigens finden wir hierfür in den Psalmen ein Vorbild: David und die anderen Verfasser rufen zu Gott und beschreiben ohne jede Beschönigung, was um sie herum oder in ihnen geschieht und wie sie sich dabei fühlen. …


Der Apostel Paulus war darüber tief beunruhigt, als er seinen in Thessalonich lebenden Freunden schrieb: „Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise irreführen! Denn vor dem Tag des Herrn muss es zuerst noch zur großen Auflehnung gegen Gott kommen“ (2. Thessalonicher 2,3).

Bevor die Geschichte ihren Höhepunkt erreicht und Jesus wiederkommt, um alles neu zu machen, wird es eine Art globale Abkehr der Menschen von Gott geben. … Was wir … zu sehen bekommen werden – und was bereits jetzt der Fall ist –, das sind ganz einfach Menschen, die sich in großer Zahl von Gott abwenden. …


Man könnte es auch die Große Geistliche Resignation nennen. Man sieht es daran, dass Christen, darunter auch viele junge Leute, in wachsender Zahl entweder Gott ganz den Rücken kehren oder ihr Christsein durch einen eher universalen Glauben ersetzen. Das Christentum wird mit so vielen intoleranten Bewegungen und einseitigen politischen Ansichten in Verbindung gebracht, dass viele Gläubige sich davon distanzieren wollen und sich eine breitere Auffassung zulegen. „Gott kann in jedem Glauben oder auch in gar keinem gefunden werden.“ Ich kann dieses Anliegen verstehen. Wirklich. …


Diese Entwicklung begann in unseren Gemeinden sehr vereinzelt. Man hörte hier und da von einem bekannten christlichen Leiter oder von einer Person aus unserem eigenen Umfeld, die ihren Glauben hinter sich ließen. In den letzten Jahren geschah dies in größerem Ausmaß. Reife Christen, die sich einst so leidenschaftlich für Christus engagiert hatten, fuhren entweder ihr Leben an die Wand oder sie blieben einfach weg und gaben ihren Glauben auf. …
Das Ganze gewinnt in unserer Gesellschaft immer mehr an Schwung und da wir soziale Wesen sind, können wir davon mitgerissen werden, ohne dass wir selbst eine bewusste Entscheidung getroffen haben. …


Radikal einseitige Meinungen, die im Namen Jesu vorgetragen wurden, brachten viele Menschen dazu, sich vom Glauben ihrer Jugend abzuwenden. Einige suchten sich eine kulturell gefälligere Religion und tauschten die schwierigen Wahrheiten des Christentums gegen etwas ein, mit dem sie sich leichter identifizieren konnten. 
Ich bin der Auffassung, dass wir gerade Zeugen dieser großen Abkehr von Gott werden. Ich möchte aber auch gleich hinzufügen, dass es hierfür keine einfache Erklärung und keine schnelle Lösung gibt. Manche Menschen haben einfach genug vom Glauben. Aber oft hat dies auch mit persönlichem Leid und Enttäuschungen zu tun – weil Gott anscheinend nicht geholfen hat. Er schien nicht zu hören. Das sind die tiefsten Verletzungen des menschlichen Herzens. …


Wir geben Gott auf, weil wir das Gefühl haben, dass er nicht zu uns durchdringt. … Dies wird als Ennui bezeichnet, eine geistige Ermüdung, eine Art Melancholie, das Gefühl des "Ich will einfach nicht mehr kämpfen."

Es ist Kierkegaards „Krankheit zum Tode“, womit er meinte: „intensivierter Zweifel, Super-Zweifel, Mega-Zweifel“. … Diese Erschöpfung, die wir empfinden, dieses Nicht jetzt, vielleicht später, das Gefühl, überfordert zu sein, dieses Was soll’s? Wen interessiert das schon? … 


Wenn wir müde und niedergeschlagen sind, wünschen wir uns einfach nur etwas Erleichterung – eine Tüte Chips, eine Flasche Wein, auf der Couch liegen und endlos Serien auf Netflix anschauen. … Wir kommen abends nach Hause, sind total kaputt und ausgezehrt und wollen nur noch „ein Gläschen trinken und abhängen“. Das ist kein Freudentrunk, kein feierlicher Trinkspruch auf einer Hochzeit, kein schönes Abendessen mit Freunden. Es ist die kleine weiße Flagge der Kapitulation. …


Der Prophet Daniel schreibt: „Mir fehlt der Mut, und meine Kehle ist wie zugeschnürt.“ Der Engel, der wie ein Mensch aussah, berührte mich noch einmal und gab mir dadurch Kraft. „Hab keine Angst, denn Gott liebt dich!“, sagte er. „Friede sei mit dir! Sei jetzt stark und mutig!“ Während er mit mir sprach, kehrte meine Kraft zurück. Daniel 10,17-19 …


Gott kann mit unserem Zorn, unserer Enttäuschung und sogar mit unserer Verbitterung umgehen. … Jesus bietet uns seine Kraft an; also sollten wir sie mit beiden Händen ergreifen, solange wir es noch können. …
Es beginnt mit dem, was ich das „ungeteilte Herz“ nenne. … Die Bibel verspricht uns, dass Gott allen zu Hilfe kommt, die ein solches ungeteiltes Herz besitzen: „Unermüdlich behält der HERR die ganze Welt im Blick, um die Menschen zu stärken, die sich von ganzem Herzen auf ihn verlassen“ (2. Chronik 16,9). Gott schenkt die Kraft zum Überwinden all jenen, die ihm ihr Herz voll und ganz anvertraut haben. Darum ist ein ungeteiltes Herz so wichtig. …


Im Sommer 2021 durchlebte ich eine Reihe niederschmetternder Ereignisse. Ich hatte den Eindruck gehabt, dass Gott mir bestimmte Dinge zusagte, die sich dann doch nicht erfüllten, und zwar auf eine Weise, die mir regelrecht das Herz brach. Ich fühlte mich so verraten und verlassen.

In diesem verwundbaren Zustand kam etwas über mich, das wie eine dunkle Wolke war, eine Art erstickender Nebel, der mich dazu drängen wollte, mein Leben mit Gott aufzugeben … eine tiefe Verzweiflung, eine Art Verwüstung von Herz und Seele … eine Art Taubheit des Herzens, eine Armut des Geistes, eine Verödung der Seele. …


Das Schlimmste aber ist, dass sich eine Leere in unserem Leben mit Gott einstellt. Der Glaube fühlt sich flach und dumpf an oder er ist gleich ganz verschwunden. Wir sind enttäuscht von Gott und haben das Gefühl, dass wir gar nicht mehr an ihn glauben. Die Hoffnungslosigkeit infiziert unseren Glauben. … 


Darum müssen wir die übernatürlichen Ressourcen finden, mit denen wir unser Herz vor der Verwüstung schützen, was auch immer deren Ursache ist, und vor der reißenden Strömung, die uns von Gott wegzieht oder uns dazu bringt, unseren Glauben komplett aufzugeben. Denn der Kampf tobt um unser Herz. Immer geht es um unser Herz. …
Die Herrlichkeit Gottes soll unser Herz und unsere Seele erfüllen. Wir dürfen um dieses übernatürliche Geschenk bitten, also tun wir es doch! … Das will Gott für unser ganzes Wesen tun. Wir werden keine Geborgenheit verspüren, solange wir nicht ganz und gar ihm gehören. …
"Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen." Matthäus 11,28 …


Jesu Arme hätten nicht weiter ausgebreitet sein können als bei seinem Tod am Kreuz. Dennoch sollten wir uns von dieser erdrutschartigen Abkoppelungsbewegung nicht mitreißen lassen … Bevor sich noch mehr kostbare Herzen auf die Resignation einlassen, sollten wir klar sagen, dass der christliche Glaube, so wie er uns von Jesus gegeben wurde, kein universalistischer ist: 
„Ich bin der Weg“, antwortete Jesus, „ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich.“ Johannes 14,6 Bei niemand anderem ist Rettung zu finden; unter dem ganzen Himmel ist uns Menschen kein anderer Name gegeben, durch den wir gerettet werden können. Apostelgeschichte 4,12 … 


An diesem Punkt sollten wir einen Augenblick innehalten und uns klarmachen, worauf wir unsere Hoffnung gesetzt haben … Jesus Christus hat sein Leben eingesetzt, um jedem von uns eine Hoffnung zu geben, die alles übertrifft und in den Schatten stellt, was es je an Hoffnung gegeben hat. … 


Wer ums Überleben kämpft, weiß, dass seine gegenwärtige Situation nur ein Durchgangsstadium ist, das er durchlaufen muss. Er erträgt es mit Geduld und darum ermutigt Jesus uns zum Durchhalten. Das ist nicht meine dauerhafte Realität; es ist nur der gegenwärtige Zustand …

Wir gehen auf eine wundervolle, atemberaubende Wendung der Ereignisse zu! All dies, was wir jetzt erleiden müssen, wird vorübergehen. Bald schon werden wir lachen, feiern und einander unsere Erlebnisse erzählen. Wir werden all das Wunderbare genießen, was der Garten Eden zu bieten hat. Für immer. …

Die Große Rettung steht bevor. Die Welt kann nicht geheilt oder in Ordnung gebracht werden ohne die Rückkehr ihres Königs. Wir sehnen uns voller Schmerzen danach, dass der Garten Eden wiederhergestellt wird. Genau das bedeutet die Wiederkunft Christi. …


Wenn ich merke, dass die Verzweiflung in mir aufsteigt, wenn ich spüre, dass ich traurig oder wütend werde, weil meine Pläne, Eden zu erreichen, fehlschlagen, sollte ich innehalten und mein Herz wieder zu Jesus zurückführen. … Wir wenden uns an ihn und sagen: „Ich entscheide mich für dich. Ich wähle dich, Herr. Du bist mein Leben.“ …
Das ist wahrscheinlich das Schönste, was die menschliche Seele tun kann. Immer und immer wieder, in Tausenden kleiner Entscheidungen wenden wir unseren Blick zurück zu Gott. …

„Ich entscheide mich für dich. Ich liebe dich. Genau hier in meiner Sehnsucht, dass alles wieder gut wird, entscheide ich mich für dich. … Ich nehme all meine Sehnsucht und wähle dich, Gott.“ …


Wir stehen kurz vor der Ziellinie. … Für diejenigen, die Jesus nachfolgen, ist die Ziellinie entweder die Wiederkunft Jesu oder unsere Heimkehr zu ihm. … Es ist ein schmerzliches Sehnen, tief drinnen, das durch nichts anderes gestillt werden kann. … 
Jesus, ich komme zu dir zurück mit meiner Sehnsucht, dass alles wieder gut wird. Ich liebe dich genau hier, mitten im Verlangen meiner Seele, in meinen Wünschen und meinem Schmerz. … 
Ich brauche deine Kraft. … Ich möchte dir nicht den Rücken kehren; ich möchte nicht den Mut verlieren. Ich entscheide mich für dich vor allem anderen. Ich gebe dir meine Treue und meine ungeteilte Liebe. Ich entscheide mich für ein ungeteiltes Herz dir gegenüber, Herr Jesus. …


Ich empfange die Herrlichkeit, von der die Ozeane erfüllt sind … Ich empfange die Herrlichkeit, durch die Christus von den Toten auferweckt wurde! … Ich widerrufe alle Vereinbarungen, die ich mit der Verwüstung getroffen habe, seien sie groß oder klein. Ich wähle dich, Gott. Ich verzichte auf die Abkehr von dir und entscheide mich für dich. Ganz egal, wie ich mich fühle, entscheide ich mich für dich, Herr. Du bist mein Gott und mein Retter."

John Eldredge, US-amerikanischer Theologe und Schriftsteller.

Eldredge, J. (2023). Du machst meine Seele stark: Resilienz - Wege zu neuer Widerstandskraft. Brunnen Verlag.


"Es ist wundervoll, wenn ein Herz nach mancherlei Kämpfen zu dem Entschluss kommt:

„Dein sind wir, Dein in Ewigkeit!"

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.

Busch, W. (1966). 365 x ER. Tägliche Andachten. Brunnen Verlag, 2011.


"Das, was ich so sehr gefürchtet hatte, war schließlich über mich gekommen. Im Sommersemester 1929 gab ich nach, gab zu, dass Gott Gott war, kniete nieder und betete; vielleicht in jener Nacht der verworfenste und widerwilligste Bekehrte in ganz England."

Prof. Dr. h.c. multi. Clive Staples Lewis, C.S. Lewis, irischer Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, 1954-1963 Lehrstuhl für Englische Literatur des Mittelalters und der Renaissance an der University of Cambridge. 

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Lewis, C. S. (1955, September 19). Überrascht von Freude: Eine Autobiografie (C. Rendel, Übers.). Brunnen. (1992). 6. Auflage.

_ Können wir noch einmal neu beginnen?

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"Was bleibt? … Worauf können wir noch hoffen? Was kann uns noch Zuversicht geben? ...„Tröstet, tröstet mein Volk!“, heißt es in Jesaja 40,1. Der Prophet erhält den Auftrag, Israel zu trösten, als es in der überaus bedrängenden Situation des Exils ausharren muss.

Und Jesaja fragt: Was soll ich denn predigen?


Der Herr antwortet ihm. Jesaja soll sprechen über:
– das, was vergeht: „Alles Fleisch ist Gras. Ja, Gras ist das Volk! Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt“ (6–8a).
– das, was bleibt: „Aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich“ (8b).
– den, der kommt: „Siehe, da ist Gott der Herr! Er kommt gewaltig“ (10).

Der Trost liegt in der Unterscheidung: Was vergeht – und was bleibt. Israel soll seinen Blick nicht auf das Vergängliche richten, sondern auf den Kommenden. Gottes Wort soll verhindern, dass die Menschen ihre Hoffnung auf das setzen, was vergeht.

Auch wir Christen sollen in bedrängenden Zeiten unsere Hoffnung nicht auf das setzen, was vergeht, sondern auf das, was bleibt, und auf den, der kommt.


Jesus sagt: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen“ (Matthäus 24,35).

Angesichts der Mächtigen der Welt sollen Christen sich nicht von Angst und Verzweiflung bedrängen und bestimmen lassen. Der Bezugspunkt, auf den sich ihre Blicke richten, ist Jesus und seine Auferstehung. Sie ist für Christen der Grund für eine „lebendige Hoffnung“ (1. Petrusbrief 1,3). 
Sie ist der Garant für die neue Welt Gottes – ohne Leid, ohne Tod und ohne Bitterkeit (Offenbarung 21,4+5). …

Nichts kann uns trennen von Gott … Jede Leiderfahrung ist eine sehr persönliche Erfahrung. Als vor vielen Jahren meine Frau und unser Sohn durch einen Autounfall ums Leben kamen, haben mir vor allem Worte der Losungen geholfen, wie Römer 8,38+39:
„Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.“


Diese Worte haben mich getragen – und sie können auch Ihnen Hoffnung geben."

Dr. Jürgen Spieß, Althistoriker, Autor, 1984 bis 1999 Generalsekretär der Studentenmission in Deutschland (SMD), 2004 bis 2015 Herausgeber vonGlaube und Wissenschaft im Brockhaus Verlag (Witten) und Gründer des Instituts für Glaube und Wissenschaft.

Spieß, J. (2025, März 13). In Bedrängnis – Was bleibt? IDEA – Das christliche Spektrum 11.2025, S. 3.


 

"Jedes mal, wenn ich sage: "Jesus, das kann ich nicht", sagt er: "Ich weiß, aber ich kann". Jedes mal, wenn ich sage: "Jesus, ich bin nicht fähig", dann sagt er: "Na und? Ich bin fähig." Jedes mal, wenn du sagst: "Jesus, ich bin es nicht", dann sagt Jesus: "Macht gar nichts, ich bin". 

Es kommt ja nicht auf dich an, er kommt auf Jesus an. Und das nächste Mal, wenn du glaubst eine Entschuldigung zu haben, warum Gott dich nicht gebrauchen kann, dann denke an die folgenden Personen, die ich jetzt aufzähle. Ein lieber Freund von mir, Peter Reid - von dem hab ich eine Kopie genommen. 

"Noah hat sich betrunken. Abraham war zu alt. Isaak war ein Tagträumer. Jakob war ein Lügner. Lea war hässlich. Josef wurde misshandelt. Moses war ein Mörder - so wie David und Paulus. Deborah war ein weiblicher Richter. Gideon hatte Angst. Simson hatte sogar lange Haare. Rahab war eine Prostituierte. David war zu jung - übrigens so wie Jeremia und Timotheus. David gab vor geistesgestört zu sein - hatte eine Affäre und rannte weg von seinem Sohn. Elia war ein Selbstmordkandidat. Jeremia war depressiv. Jesaja predigte nackt. Jona rannte weg von Gott und Naomi war eine Witwe. Hiob hat alles verloren. 


Johannes der Täufer aß Heuschrecken. Petrus war jähzornig. Johannes war selbstgerecht. Die Jünger schliefen beim beten. Matthäus war ein Dieb. Simeon war fanatisch. Martha hat sich um alles zersorg. Maria war faul. Maria Magdalena war Dämonenbesessen. Der Junge mit dem Fischen und Brot war unbekannt - bis heute. Die Sameritanerin schlief mit mehreren Männern. Zachäus war zu klein. Paulus war allein stehend. Markus hat aufgegeben. Timotheus hatte ein Magengeschwür und Lazarus war tot.

Was ist deine Entschuldigung? 
Sag mir noch einen Grund, warum Gott dich nicht gebrauchen kann? Gott will und kann dich gebrauchen, nicht weil du so toll bist, sondern weil er dir ein zusätzliches Leben gegeben hat und das ist Christus in dir. Und aus seiner Kraft kannst du leben lernen." 

Hans Peter Royer, † 17. August 2013 im Dachsteingebirge, Leiter einer Bergsteigerschule und Direktor des Christlichen Schulungszentrums "Tauernhof" Österreich, stellvertretender Leiter der internationalen Fackelträger-Bewegung.

​Royer, H. P. (2003, Januar 13). Leute, die Jesus brauchen kann. 10. Jugendkonferenz für Weltmission, Stuttgart/Killesberg.

_  "Sollte mir etwas unmöglich sein?"

 

Jeremia 32,27

13

_ "Ich habe dich schon immer geliebt." (Jeremia 31,3)


"Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet."

Jesus Christus (Offenbarung 3, 8)

"Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich" 

Jesus Christus (Lukas 10,16)

_  "Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort."

Jesaja 66, 2

 

_  "Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen."

2.Könige 20,5

_  "Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. Denn ich bin der HERR, dein Gott."

 

Jesaja 43,1-3

 

 

Dann war da noch..  Schlusslichter

"Früher war alles gut, heute ist alles besser. Es wäre besser, wenn wieder alles gut wäre!"

Heinz Erhardt, Musiker, Kabarettist, Schauspieler u. Dichter.

"Hast Du was zu sagen Freund, oder hast Du PowerPoint?"

Andreas Malessa, Theologe, Buchautor, Hörfunkjournalist, TV-Moderator u. Worthaus Referent.

Malessa, A. (2007, August 26). Aufbruch im Abbruch der Kirche. Westfälisches Gemeindefestival “Maximale”, Evangelische Kirche von Westfalen.​

"Halten Sie nicht auch manche Aussagen der Bibel für überholt? Und sind nicht viele Passagen für Ihre nichtchristlichen Freunde völlig ungeeignet?

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superzwei.de
 

Harald Schmidt über seine neue Rolle im Tatort (ab 2016 als Chef des neuen Ermittlerteams aus Freiburg):

"Ich glaube, dass die Figur die ich spiele, etwas radikal Neues ist - nämlich ein heterosexueller, katholischer Familienvater. Das gibt es meiner Meinung nach im Tatort derart nicht. Unsere Gesellschaft ist aber reif, sich ein derart radikales Lebenskonzept auch am Sonntagabend anzuschauen."

Harald Schmidt, ausgebildeter Kirchenmusiker, deutscher Schauspieler, Kabarettist und Schriftsteller.​

​Schmidt, H. (2015, Dezember 8). Harald Schmidt im neuen Tatort: Heterosexueller katholischer Familienvater. Das Erste - Nachtmagazin. Abgerufen 2015, von tagesschau.de

Wie viele Christen braucht es, um eine Glühbirne zu wechseln?

Charismatiker: Nur einen. Die Hände hat er schon oben.

Historisch-kritische Fraktion: Unterschiedliche Expertenkommissionen versuchen das genaue Herstellungsdatum der Glühbirne zu datieren, sowie deren Vor- und Entstehungsgeschichte. Bei der Bestimmung des historischen Kontextes, sowie deren situative Einbindung, zeichnen sich erste Spannungen ab. Neuere Forschungsergebnisse müssen abgewartet werden. Bis dahin erklärt man Dunkelheit zum Standard.

Katholiken: Keinen - Kerzen genügen.

Evangelisch: Wir ziehen es vor, weder für noch gegen Glühbirnen Stellung zu nehmen. Wenn Sie aber auf Ihrem eigenen Weg zu einem gelingenden Leben erkannt haben, dass Glühbirnen für Sie hilfreich sind, ist das okay. Ob Ihr Licht hell, schummrig oder völlig ausgebrannt ist - Sie sind von Gott geliebt. Sie können ein helles Licht sein, oder ein anderes, oder keines. Sie sind eingeladen, für den nächsten Sonntagsgottesdienst ein Gedicht zu verfassen oder einen modernen Tanz über ihre Glühbirne zu gestalten. In diesem Gottesdienst werden wir verschiedene Glühbirnentraditionen betrachten.

Lutheraner: Sechs. Eine Frau ersetzt die Glühbirne, während fünf Männer die Beleuchtungsgrundsätze der Kirche erörtern und wie man die Glühbirne anders hätte wechseln können.

Pietisten: Zwei. Einer ruft den Elektriker und einer schildert die Vorzüge der alten Glühbirne.

Calvinisten: Keinen. Das Licht geht zu vorbestimmten Zeiten an und aus.

Baptisten: Mindestens 15. Eine Person, um die Birne auszuwechseln, und drei Komitees, die über den Wechsel befinden und entscheiden, wer den Kartoffelsalat bringt.

Brüdergemeinden: Wir verwenden keine Glühbirnen, weil diese im Neuen Testament offenbar nicht vorkommen.

Mennoniten: Was ist eine Glühbirne?

         

       

"Was macht ein Jude, der wie Robinson auf einer einsamen Insel strandet?  Er baut zwei Synagogen.

Und was sagt der einsame Jude, wenn man ihn nach Jahren endlich findet? Die erste Synagoge ist für mich. Die zweite ist die, in die ich niemals gehen würde."


Tagesspiegel. (2005, 30. Mai). Vom Kommen und vom Gehen. Abgerufen 2005, von tagesspiegel.de


Erzählt der Pastor der Baptistengemeinde in einem kleinen Dorf: "In unserem Dorf gab es zwei Gemeinden: Eine Baptistenkirche und eine Methodistenkirche. Aber dann hat der Wind der Einigkeit über uns geweht, und wir haben uns vereinigt."

"Also gibt es jetzt nur noch eine Kirche in deinem Dorf?" "Nein", sagt der Pastor. "Jetzt gibt es drei: Eine Baptistengemeinde, eine Methodistenkirche und eine Vereinigte."

Schlammismus gegen Anti-Schlammismus

Auf einer Konferenz für Urchristen begegnen sich zwei Männer. Wie sich in ihren Gesprächen herausstellt, waren sie beide blind gewesen und von Jesus sehend gemacht worden.

»Es ist doch großartig«, berichtet der eine: »Jesus nimmt Schlamm, legt ihn auf die blinden Augen, befiehlt sich zu waschen und dadurch verschwindet die Blindheit. Man kann nachher wirklich sehen.«

»Schlamm?« fragt der andere verwundert. »Jesus verwendet zur Heilung von Blindheit doch keinen Schlamm! Er spricht nur ein Wort - und dann kann man sehen.«
»Natürlich verwendet Jesus Schlamm.« »Nein, das ist ganz und gar unmöglich, er verwendet keinen Schlamm!« »Doch, das tut er!«
»Nein, das tut er nicht!« Die Diskussion erhitzt sich. »Ich weiß es doch ganz genau. Ich war blind. Jesus sprach: 'Sei sehend', und jetzt sehe ich.«

»Wenn Jesus bei deiner Heilung keinen Schlamm verwendet hat, dann kannst du gar nicht geheilt worden sein. Du bist immer noch blind. Du meinst nur, dass du sehen kannst. Weil du eine so grundlegende Glaubenslehre - den Schlammismus - verleugnest, will ich mit dir nichts mehr zu tun haben!«

Am Ende der Konferenz bilden sich jetzt zwei »Denominationen« - die Schlammisten und Anti-Schlammisten. Ihre ganze Energie ver(sch)wenden sie bei Versuchen, sich gegenseitig zu überzeugen. Dabei vergessen sie ganz, dass um sie herum viele »Blinde« auf Heilung warten.

Schlammismus kontra Anti-Schlammismus kann leicht zum Schlamassel werden!

Arno Backhaus, Liedermacher, Autor und Aktionskünstler.

Backhaus, A. (1997). Lache, und die Welt lacht mit dir! Schnarche, und du schläfst allein! (S. 56 f.). Holzgerlingen: Hänssler.

 


Ein Mann geht über eine Brücke und sieht dort jemanden, der sich gerade herunterstürzen will.
"Halt!", ruft er, "warum wollen Sie das tun? Es gibt so viel, für das es sich zu leben lohnt!"

"Ach ja?", antwortet der Selbstmörder, "was denn zum Beispiel?"
"Nun ja - sind Sie religiös?"
"Ja"

"Sind Sie Christ?"
"Ja, bin ich."

"Wunderbar! Ich auch! Katholik oder Protestant?"
"Protestant."
"Denken Sie: Ich auch! Welche Kirche?"

"Baptist."
"Halleluja!! Ich bin auch Baptist! Reformierte Baptisten oder Liberale Baptisten?"

"Reformierte Baptisten."
"Ein Bruder! Reformierte Baptisten der alten oder neuen Provenienz?"

"Alte Provenienz"
"O, es ist nicht zu fassen. Was für ein Wunder! Alte Provenienz der Elberfelder oder der Barmender Reformation?"

"Reformierter Baptist Alter Provenienz der Elberfelder Reformation."
"Ich kann es nicht fassen. Ich auch! Gesangbuch von 1856 oder 1877?"

"1877."
Dann spring, Du Ungläubiger!

"Immer mehr Dillkreis-Bürger sind besorgt durch die anhaltenden Berichte über radikal fundamentalistische Gruppierungen aus dem kirchlichen und evangelikalen Lager. Gerüchte über waffenfähige Liederbücher lassen Angst und Misstrauen um sich greifen.

Die Behörden reagieren bereits: Einschlägig bekannte Organisationen, wie die Heilsarmee wurden aufgefordert, sich freiwillig zu entwaffnen und ihre paramilitärische Kleidung abzugeben. Es wurden Abgabeplätze für Gulaschkanonen eingerichtet, ausgelegte Gideon-Bibeln auf mögliche Gefahren hin untersucht und Gitarren- und Trompetenkoffer durchleuchtet.

Jungscharen und Kindergottesdienste, die schon lange als subversive Kaderschmieden dieser mutmaßlichen Terroristen bekannt sind, werden schon vom CIA und von ARTE unter die Lupe genommen. Besonders an Sonntagen soll jetzt schärfer kontrolliert werden, wenn Woche für Woche tausende Schläfer in den Gottesdiensten sitzen und auf Aufträge warten.

Die Pastoren wurden aufgefordert, nicht mehr im hiesigen Dialekt, sondern auf Hochdeutsch zu predigen. Die Gefahr, die von diesen Gruppen, die mit Slogans wie „Gott ist der Schöpfer“, „Jesus liebt dich“ und „Liebe deinen Nächsten“ die Weltherrschaft anstreben, ist nicht zu unterschätzen.

Es bleibt zu hoffen, dass diese Gotteskrieger es nie schaffen werden, unser sinnentleertes Weltbild zu gefährden."

Derek Henrich (2007). Leserbrief. In A. Backhaus, Arno Backhaus. Abgerufen 2007, von arno-backhaus.de

 

 

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"Ein katholischer Priester, ein evangelischer Pfarrer und ein Rabbiner unterhalten sich über den Beginn menschlichen Lebens.
Für den Priester ist klar: "Menschliches Leben beginnt mit der Zeugung!"

Der evangelische Pfarrer wirft ein: "Das ist sicher richtig - doch unter Umständen müssen hier auch die Situation der Mutter oder weitere Fragestellungen berücksichtigt werden."

Da sagt der Rabbi: "Nu, mag alles sein. Aber ich kann Euch sagen - a menschliches Leben fängt an, wenn sind de Kinderchen aus dem Haus ..."

Annegret Kokschal (Mai 2006, Das große Buch des christlichen Humors, St. Benno)

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