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Die Bibel

ChristlicheFundamentalismus  im  Fokus:  Theologische  Beiträge,  Perspektiven  und  Analysen
Bibelfundamentalismus

Copyright Thomas Plaßmann

Die Beiträge von Werkstattgespräche Theologie beleuchten das Thema des christlichen Fundamentalismus, jeweils beginnend mit progressiven bis hin zu konservativen Perspektiven. ​ > Literaturverzeichnis


"Ich verstehe unter Fundamentalismus eine konservative Protestbewegung gegen Moderne und natürlich Postmoderne. „Fundamentalismus entsteht, wo Fundamente zerbrechen.“ (Peter L. Berger) Christlicher Fundamentalismus ist ganz ausgesprochen Bibel-Fundamentalismus (= BF). Die Bibel ist das Fundament des Glaubens. …

Warum der Bibelfundamentalismus gefährlich ist … 

Nicht Christus, sondern die Bibel, noch genauer: eine bestimmte fundamentalistische Schriftlehre bildet den Mittelpunkt und das Fundament des Glaubens. Die Schrift tritt an die Stelle Christi. … Streng genommen baut der Glaube nicht auf Christus auf, auch nicht auf der Bibel, sondern auf einer fundamentalistischen Schriftauffassung. Streng genommen ist das Götzendienst, Anbetung, die nur Gott zukommt, widerfährt einer menschlichen Theorie. …

Die Bibel beinhaltet göttliche Wahrheit, nein: sie ist göttliches Wort, durch und durch. Wer sie zitiert, zitiert Gott und beansprucht göttliche, absolute Autorität. Dieser ist aber absolut und unbedingt zu folgen. Intoleranz und Unduldsamkeit sind die eine Folge. Wer dem christlichen Zeugnis - „mir“ - nicht folgt, verweigert Gott selbst den Gehorsam. ...

Der Ansatz des BF ist hochattraktiv Der BF ist einfach; er demokratisiert die Bibelauslegung. Ich muss kein Theologe mehr sein, um die Bibel zu verstehen."

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor u. Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

 

Hempelmann, H. (2015, Juni). Warum der Bibelfundamentalismus gefährlich ist? heinzpeter-hempelmann.de, Abgerufen am 05.09.2024, von heinzpeter-hempelmann.de/wp-content/uploads/2015/06/kitavotum.pdf

"Wir warnen vor Fundamentalismus … ein Biblizismus, der eine selbstkritische Auseinandersetzung mit biblischen Überlieferungen grundsätzlich ausschließt, und eine Abwertung aller anderen christlichen Kirchen und damit der Ökumene. …

Viele Freikirchen und freikirchlich geprägte Gemeinden und Gemeinschaften distanzieren sich von extremen Positionen. Mit diesen Freikirchen arbeitet die Evangelische Landeskirche in Baden auf landeskirchlicher und regionaler Ebene in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen und in der Evangelischen Allianz zusammen."

Evangelische Landeskirche in Baden. (2024, Oktober 3). Erklärung in eigener Sache [Instagram-Beitrag]. Überallkirche | Instagram-Account der Evangelischen Landeskirche in Baden. Abgerufen am 7. Oktober 2024, von instagram.com/p/DAqIihRtaS1/
 

"Der protestantische Bibelfundamentalismus ist ein echtes Problem, das weltweit zunimmt und dessen Anhängerschaft im dreistelligen Millionenbereich liegt."

Prof. Dr. theol. Siegfried Zimmer, 1993–2012 Professor für evangelische Theologie u. Religionspädagogik an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, 2010 Mitgründer von Worthaus e.V. u. Hauptreferent bei Worthaus.

Zimmer, S. (2015, Mai 1). Theologieprofessor Zimmer: Ich möchte die Bibel nicht relativieren. IdeaSpektrum, Abgerufen 2015, von idea.de

 


"Wir gehen von 1,3 Millionen Evangelikalen aus, die die Bibel wörtlich auslegen. Leider werden es mehr"

Prof. Dr. Ulrich Kutschera, Evolutionsbiologe und Physiologe.

 

Kutschera, U. (2006, Oktober 31). 1,3 Millionen Deutsche lehnen Evolutionstheorie ab. Biologen warnen vor wachsender Zahl von Kreatonisten. DIE WELT, Abgerufen am 11.09.2024, von welt.de/print-welt/article91154/1-3-Millionen-Deutsche-lehnen-Evolutionstheorie-ab.html

"Ob Christen, Juden, Muslime, Tierschützer oder Nichtraucher - unter ihnen allen gibt es einen Glauben, der weltweit die höchsten Zuwachsraten hat: den Fundamentalismus. …

Das ist die eigentliche Häresie des Fundamentalismus: Er stellt sich über Gott, indem er das Deutungsmonopol über ihn beansprucht, sich zum Maßstab des richtigen Lebens erklärt. Er versucht dem Transzendenten, dem Ersten und Letzten des Lebens, das Geheimnis zu nehmen: Wir wissen, was Gott will. Wir kennen ihn. Er hat uns gesagt, wo es langgeht. 


Was aber ist das für ein Gott, dem das Geheimnis genommen ist, der transparent ist wie ein vollständig ausgefülltes Facebook-Profil?"

Matthias Drobinski, Studium der Geschichte, kath. Theologie u. Germanistik in Gießen und Mainz,  Chefredakteur der Zeitschrift Publik-Forum, 1997-2021 Redakteur der Süddeutschen Zeitung.

Drobinski, M. (2012, April 8). Die Ketzerei des Fundamentalismus: Höher als Gott. Süddeutsche Zeitung, Abgerufen am 13.08.2024, von sueddeutsche.de/kultur/die-ketzerei-des-fundamentalismus-hoeher-als-gott-1.1326913

Matthias Drobinski, Chefredakteur Zeitschrift Publik-Forum
Foto: Alessandra Schellnegger, abgerufen am 4. Oktober 2024, von herder.de/autoren/d/matthias-drobinski/

"Fundamentalismus im Christentum ist nichts, womit wir uns abfinden dürfen"

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, evangelischer Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2007, Juni 10). Keine Kollekte für Moschee. Kölner Stadt-Anzeiger.


"Das bedeutsamste Kriterium für Fundamentalismus ist für viele das Bibelverständnis. Schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Irrtumslosigkeit der Bibel deutlich betont. Nun hat dieser Anspruch mehrere Dimensionen. …

• alle in der Bibel erzählten Ereignisse als tatsächliches Geschehen anerkannt werden.


• alle in der Bibel benannten Weissagungen wirklich Erfüllung gefunden haben bzw. noch finden werden.


• alle biblischen Gebote, so sie nicht ausdrücklich innerhalb der Schrift aufgehoben werden, auch heute noch verbindlich sind.


• alle biblischen Äußerungen miteinander in Harmonie stehen und keine grundlegenden Spannungen oder gar Widerspruche zwischen Textaussagen angenommen werden.


• alle biblischen Beschreibungen der Wirklichkeit Gottes, der Welt und des Menschen als Wahrheit akzeptiert werden, ohne Unterscheidung von wörtlicher, metaphorischer oder symbolischer Ebene.

Vor allem der letzte Punkt gewann im Laufe des letzten Jahrhunderts an exemplarischer Relevanz. Denn wenn man einen solchen Anspruch der Irrtumslosigkeit aufstellt, ist klar, dass er sich nicht mit Ausnahmen verträgt. Daher muss dieses Schriftverständnis gerade auch bei vermeintlich schwierigen Fällen durchgehalten werden. … 

Wer sich auf diesen Weg einlässt, muss mit einer Fülle kognitiver Dissonanzen leben; oder entsprechend viel verdrängen und abblenden, um sich seiner Sache so sicher zu sein, wie es für manche notwendig zu sein scheint. … Auf diesem Weg gibt es auch keinen echten Dialog mehr in wesentlichen Fragen. Auf diesem Weg befindet man sich in einem permanenten geistigen Krieg - nach außen und vielleicht manchmal noch stärker nach innen. … 

Dieses absolute Vertrauen auf die Bibel ist die Kehrseite eines totalen Misstrauens gegenüber der modernen Welt. Wer so gläubig sein möchte, kann letztlich nur noch Menschen vertrauen, die ganz genauso der Bibel vertrauen. Alles außerhalb dieses Kreises ist nicht mehr vertrauenswürdig.

 

Dem sogenannten modernen Denken mit seinen Wissenschaften wird grundsätzlich misstraut. Das gleiche gilt für die Politik, die Bildungsinstitutionen, die Medien. Man traut auch keinen christlichen Gläubigen, die die Bibel anders lesen. Insbesondere den historischen Bibelwissenschaften begegnet man mit äußerster Aversion."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2022, April 7). Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (1. Edition, S. 242 f. u. 274 f.). SCM R.Brockhaus.

Prof. Dr. Thorsten Dietz (23.06.2022)

 

"Es gibt so viele Christenleute, welche erschrocken sind, wenn sie sehen, wie man an der Burg des Wortes Gottes abreißen und dazu bauen will. Es wird ihnen angst und bange. Und nun meinen sie, man müsse in diesem Sturm die Mauern stützen - durch eine Lehre über die Bibel.

So taucht die alte Lehre von der Verbal-Inspiration wieder auf. In Amerika gibt es viele solche Mauern-Stützer. Man nennt sie Fundamentalisten. Da hat man eine Lehre über die Bibel, die so lautet: Jedes Wort der Bibel ist von Gott inspiriert.

Ich bin überzeugt, dass diese Fundamentalisten es ernst meinen mit der Bibel und dasselbe wollen wie wir. Aber aus solch einer Lehre spricht die Sorge und die Angst, die Mauern der Bibel würden umfallen, wenn man sie nicht durch ein Dogma stützt.

Es hat mich immer misstrauisch gemacht, dass diese Lehre von der Verbalinspiration zuerst von der Orthodoxie aufgebracht wurde. Und die Orthodoxie ist zu allen Zeiten der schrecklichste Feind alles geistlichen Lebens gewesen. Die Orthodoxie züchtet einen rechthaberischen Kopfglauben, wobei Herz und Gewissen umkommen können.

Es ist mir auch immer unheimlich, wenn Menschen ein Urteil über die Bibel abgeben wollen, das man glauben soll, ehe man die Bibel aufgeschlagen hat. Ich meine, wir sollten jedem raten: Lies Du ohne Vorurteil und ohne vorher gefasstes Dogma dies Wort, dann wirst Du bald merken, dass die Bibel ein Urteil über uns hat.

Zur Zeit Tersteegens hat man über die Bibel gestritten. Orthodoxe und Aufklärer gaben ihre Urteile über die Bibel ab. Die Stillen im Lande haben sich daran nicht beteiligt. Sie haben vielmehr die Bibel aufgeschlagen, und sie haben sich richten und trösten lassen von diesem lebendigen Wort Gottes.

Wir brauchen die Autorität der Bibel nicht zu stützen mit irgendwelchen Dogmen, die wir von den Orthodoxen entlehnt haben. Die Bibel erweist sich schon selbst als das, was sie ist:

„Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer denn ein zweischneidig Schwert, und dringt durch, bis dass es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens. Und keine Kreatur ist vor ihm unsichtbar; es ist aber alles bloß und entdeckt vor seinen Augen; von dem reden wir" (Hebr. 4,12 und 13)."

Pfarrer Wilhelm Busch, 1929–1962 protestantischer Jugendpfarrer in Essen, Schriftsteller und Aktivist der Bekennenden Kirche.

Busch, W. (1957). Was bremst denn da? Aufsätze für ein unverkrampftes Christensein. 2. Aufl. 2002. Neukirchener Verlagsgesellschaft, S. 59-60.

 


"Fundamentalismus ist für mich die als Glaubensstärke verkleidete Angst"

Dr. h.c. Nikolaus Schneider, 2010-2014 Ratsvorsitzender der EKD, 2003-2013 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Schneider, N. (2010, November 16). Integration von Muslimen: Präses Schneider fordert mehr Engagement. Rheinische Post. Abgerufen am 11.09.2024, von rp-online.de/panorama/deutschland/praeses-schneider-fordert-mehr-engagement_aid-12467837

 


"Unübersichtlichkeit provoziert die Sehnsucht nach Verlässlichkeit, nach Klarheit, nach Verbindlichkeit, auch nach Abgrenzung. Das für alle protestantischen Kirchen charakteristische Schriftprinzip wird in zahlreichen neuen freikirchlichen Gemeinschaftsbildungen zum Verbalinspirationsdogma gesteigert und gewissermaßen in den Rang des Bekenntnisses erhoben, um anfechtungsfreie Gewissheit herzustellen."

Dr. Reinhard Hempelmann, seit 2003 Lehrbeauftragter Theologische Fakultät d. Uni Leipzig, 1999-2019 Leiter der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen EZW, Berlin.

Hempelmann, R. (2013). Stichwort: Neue freikirchliche Gemeinschaftsbildungen. EZW Materialdienst, Einzelheft 12/2013, S. 477.

 


"Manche glauben, die Bibel sei in allen ihren Teilen wortwörtlich vom Geist Gottes eingegeben (verbal inspiriert). Sie dürfe darum in allen ihren Aussagen – auch in den historischen oder naturwissenschaftlichen – nicht hinterfragt oder angezweifelt werden.

Solche Christen nennen sich gerne »bibeltreu« und werfen Andersdenkenden vor, dass sie sich mit ihrem historisch-kritischen oder liberalen Bibelverständnis zu Herren über die Schrift machen und die Bibel nicht wirklich ernst nehmen. 

Die so Kritisierten wiederum halten die bibeltreuen Christen für fundamentalistische Biblizisten, die zwischen der Welt der Bibel und der modernen Welt unnötige Barrieren aufrichten. 


Die einen wie die anderen aber lesen die Bibel mit ihrer je eigenen Hermeneutik. Das heißt: Sie bringen ein Vorverständnis mit, das den Rahmen für ihre Interpretation der Bibel bildet. Das ist auch gar nicht anders möglich. Es gibt keine voraussetzungslose Auslegung der Bibel. Wichtig ist nur, sich das eigene Vorverständnis bewusst zu machen und es kritisch zu reflektieren."


Volkmar Hamp, Studium: Evangelische Theologie in Bochum und Heidelberg, seit 2014 Referent für Redaktionelles: GJW Bundesgeschäftsstelle - Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland, Gemeindeleiter der Baptistenkirche Wedding (Willkommensgemeinde von Zwischenraum e.V.).

 

Hamp, V. (2021, Juli 13). In V. Hamp, J. Krupinski, A. Schlüter, & S. Werner (Hrsg.), Glauben | lieben | hoffen: Grundfragen des christlichen Glaubens verständlich erklärt (1. Ausgabe, S. 22). Witten: SCM R.Brockhaus.


"Glauben heißt nicht „für wahr halten“ einzelner Sätze und Geschichten, sondern Glauben heißt „Gott vertrauen“. Die Bibel ist Gotteswort und Menschenwort in einem. Sie wurde vom Geist Gottes „inspiriert“, aber nicht „diktiert“."

Dr. h.c. Nikolaus Schneider, 2010-2014 Ratsvorsitzender der EKD, 2003-2013 Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland.

 

Interview mit Nikolaus Schneider und Martin Urban zu Ihrem Buch: Was kann man heute noch glauben? Verlagsgruppe Random House, Abgerufen am 4. März 2014, von randomhouse.de |​

Schneider, N., & Urban, M. (2013, September 23). Was kann man heute noch glauben? Ein Disput (S. 105, 116). Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.

 


"Inspiration heißt nicht: möglichst viel Gott, möglichst wenig Mensch! Dann wäre der Koran oder das Buch Mormon doch das überlegene Buch."

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor, Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

Hempelmann, H. (2004, Juli 1). Nicht auf der Schrift, sondern unter ihr: Grundsätze und Grundzüge einer Hermeneutik der Demut (2. Aufl., S. 101). Bad Liebenzell: Verlag der Liebenzeller Mission.


"Einer der zentralen Sätze des christlichen Fundamentalismus ist der, dass die Bibel als Wort Gottes wörtlich zu nehmen sei."

Melanchthon-Akademie - Evangelischer Kirchenverband Köln u. Region. (2006, Februar 7). Christlicher Fundamentalismus heute. Vortrag in Overath. Abgerufen 2006, von theologie-koeln.de/PDFs/Fundamentalismus.pdf

 

"Das ist freilich die bequemste Weise, der kritischen Frage auszuweichen, indem man alles im wörtlichen Verstände bestehen lässt"

Prof. Dr. Rudolf Bultmann, 1921–1951 Professor für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.

​Bultmann, R. (1941). Neues Testament und Mythologie: Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung (3. Aufl., S. 24-25, 1988). München: Kaiser.

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Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann (2011)

File:Hempelmann Heinzpeter 2011-04-05.jpg“ Foto: Martin Boettinger

Nutzungsrechte: Liebenzeller Mission ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0.

 


"Die Bibel ist das Wort Gottes." Genau genommen und provokativ formuliert ist das ein bibelkritischer Satz. Denn hier fällt ja jemand ein (logisches) Urteil über die Bibel"

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor, Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

Hempelmann, H. (2004). Nicht auf der Schrift, sondern unter ihr: Grundsätze und Grundzüge einer Hermeneutik der Demut (2. Aufl., S. 74). Bad Liebenzell: Verlag der Liebenzeller Mission.


"Nicht wir Menschen können die Bibel zum Wort Gottes machen, sondern die Bibel selbst beansprucht, Gottes gültiges Wort zu sein."

Pfarrer Ulrich Parzany, Ev. Theologe u. Buchautor, seit 2016 Vorsitzender Netzwerk Bibel und Bekenntnis, 1991-2005 Leiter u. Redner ProChrist e.V., 1987-2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 1984-2005 Generalsekretär CVJM-Gesamtverband D.

​Parzany, U. (2009, März 25). Das Streitgespräch. IdeaSpektrum, 13/2009, S. 18.


"Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, auch Mark und Bein, und ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens."


Hebräer 4, 12.

 


"Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet."

2. Petrus 1, 20-21.

"Du aber bleibe bei dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut ist; du weißt ja, von wem du gelernt hast und dass du von Kind auf die heiligen Schriften kennst, die dich unterweisen können zur Seligkeit durch den Glauben an Christus Jesus. Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt."

2. Timotheus 3, 14-17.

 

 

"Der überwiegende Teil der Christenheit auf Erden liest die Bibel im wörtlichen Sinne als vom Heiligen Geist eingegebenes Wort Gottes, so wie es bis zur Aufklärung allgemein üblich war. Gleichwohl ist das dabei vorausgesetzte Schriftprinzip durch die Auflösung des Inspirationsdogmas für die wissenschaftliche Theologie ein für allemal ad acta gelegt worden. …

Die Kirche, die sich auf das Wort Gottes gründet, hat auf Sand gebaut. … ist dadurch, dass das Inspirationsdogma durch die historische Kritik aus den Angeln gehoben wurde, die Rede von der Bibel als Wort Gottes obsolet geworden. …


Wie in allen Bereichen des Lebens, so muss auch in der Religion das Wissen Konsequenzen nach sich ziehen und notfalls zu ihrer völligen Umgestaltung führen."

Prof. Dr. Gerd Lüdemann, Autor, 1983-1999 Professor für Neues Testament und 1999-2011 für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.

Lüdemann, G. (2001, September 1). Das Unheilige in der Heiligen Schrift: Die dunkle Seite der Bibel (3., Neuausg. Edition). Springe: zu Klampen Verlag.

 


zeitzeichen: "Herr Kirchenpräsident Steinacker, ist die Bibel das Wort Gottes?"


Peter Steinacker: "Nein."
zeitzeichen: "Wie bitte?"


Peter Steinacker:  "Die Bibel ist nicht mit dem Wort Gottes identisch. Das Wort Gottes ist kein Buch, sondern lebendiges Geschehen. Es ist überall in der Welt zu vernehmen, auch nonverbal, zum Beispiel in der liebevollen Zuwendung zu einem anderen Menschen, wie es in der Diakonie geschieht."

Dr. Dr. h.c. Peter Steinacker, 1993 - 2008 Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Steinacker, P. (2005, September 20). Die Bibel ist nicht Gottes Wort - Interview. Evangelische Diskussionen zu Religion und Gesellschaft. zeitzeichen, Abgerufen 2005, von zeitzeichen.net

 


"Löst sich das Christentum in Ethik auf? Die Antwort auf diese Frage muss heißen: Ja, das tut es heute wie vor 2000 Jahren."

​Prof. Dr. phil. Dorothee Sölle, evangelische Theologin u. Schriftstellerin, 1994 Ehrenprofessur an der Universität Hamburg.

​Sölle, D. (1968). Atheistisch an Gott glauben? Beiträge zur Theologie (3. Aufl., 1994, S. 86). München: dtv Verlagsgesellschaft.

Dorothee-Solle

Prof. Dr. Dorothee Sölle (1998)

DorotheeSolle1998“ von Fotoburo de Boer ist markiert mit CC0 1.0.


"Theologie braucht die Freiheit, bisherige Glaubensvorstellungen weiterzuentwickeln, zu korrigieren, ja zu destruieren. Theologie kann darum kritisch werden gegenüber überkommenen Auffassungen, vor allem dann, wenn sie bloß aus Denkfaulheit oder Ängstlichkeit festgehalten werden.


Daraus ergibt sich auch das bleibende Recht der historisch-kritischen Bibelexegese."

Dr. Hermann Barth, 1993-2006 Vizepräsident u. 2006-2010 Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD.

Barth, H. (2002, Dezember 13). Grußwort “25 Jahre Arbeitskreis für evangelikale Theologie”, Gießen. ekd.de, Abgerufen am 12.09.2024, von ekd.de/021213_barth_ak_evtheologie.html

 


"Ich bin pietistisch geprägt und habe erst im Theologiestudium durch die historisch-kritische Methode der Bibelauslegung gelernt, die Bibel neu zu lesen. Ich weiß, wie schwer es ist, sich von alten Glaubensüberzeugungen zu trennen."

Superintendent i.R. Burkhard Müller, Ev. Theologe, 1997-2013 Sprecher der ARD-Sendung "Das Wort zum Sonntag".

Müller, B. (2010, Juli). Sündenmanie und unterschlagene Liebe. Chrismon plus Rheinland, Ausgabe Juli 2010.


"Es ist in Ordnung und wünschenswert, wenn sich Glaube durch ein Theologiestudium verändert. Der Abbruch von Glaubensgebäuden, die der komplexen Wirklichkeit nicht standhalten, ist vonnöten, aber wenn auf den Trümmern nichts Neues entsteht, ist auch niemandem geholfen. …

Man kann der christlichen Sache eben nicht nur durch eine allzu rationalistische Auslegung schaden, man kann dies ebenso durch eine allzu wissenschaftsfeindliche Auslegung tun. Und deshalb gibt es nicht nur Trümmergeschichten aus dem Theologiestudium, sondern ebenso niederschmetternde Geschichten von Glaubensverlust aufgrund von Gesetzlichkeit und blindem Fanatismus."

Dr. Michael Diener, Ev. Theologe und Autor, Dekan, seit 2015 Mitglied im Rat der EKD, 2009-2020 Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes, 2012-2016 Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz.

Diener, M. (2021, September 3). Raus aus der Sackgasse! Wie die pietistische und evangelikale Bewegung neu an Glaubwürdigkeit gewinnt. Aßlar: adeo Verlag. S. 77 f.

 


"Vor allem die Evangelikalen ... opponierten heftig gegen das, was ihnen die Theologie-Professoren mit - wie mir schien - heimlicher Lust an der Provokation vorsetzten. Und etliche Studenten gefielen sich sehr in ihrer Rolle als Aufklärer, gerierten sich wie kleine Voltaires und zogen, ein Vierteljahr tausend nach Voltaire, viel Lustgewinn aus ihrem Bestreben, die Evangelikalen als bemitleidenswerte Hinterwäldler vorzuführen.

Ich selbst saß meistens eher still dabei, litt ein wenig mit den Evangelikalen, konnte sie gut verstehen, aber nicht verteidigen. Jahrelang hatten sie in ihren christlichen Jugendgruppen engagiert gearbeitet, waren sie in ihren Gemeinden meistens die Einzigen, die noch was auf die Beine gestellt kriegten, hatten sie für ihr Leben viel Kraft aus den wörtlich geglaubten Geschichten der Bibel gezogen. 

Ihnen, denen es wirklich ernst war mit ihrem Glauben, wurde nun dieser Glaube ausgerechnet von der geistigen Elite der Kirche zertrümmert. Das musste ihnen teuflisch vorkommen - der Theologieprofessor als Antichrist."

Christian Nürnberger, Publizist, Partiell absolviertes Studium der Ev. Theologie u. Philosophie.

Nürnberger, C. (2007). Jesus für Zweifler. Atheistisch an Gott glauben. Gütersloher Verlagshaus.



"Die Ergebnisse sog. historisch-kritischer Arbeit sind nicht schon deshalb falsch, will sie kritisch, oder zu kritisch, zu radikal, glaubensschädigend etc. wären. ...

Wir können eine Position nicht wegen ihrer negativen, unangenehmen oder ärgerlichen Ergebnisse ablehnen, - sondern nur aus einem Grund: weil sie falsch ist, weil ihre Voraussetzungen nicht tragen: theologisch nicht und wissenschaftlich nicht. ... Die Kritik an der „historisch-kritischen Methode" trägt nicht."


"Mir ist ganz wichtig, dass wir den Ehrentitel „Wissenschaft“ nichts lassen"

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor, Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

Hempelmann, H. (2004, Juli 1). Nicht auf der Schrift, sondern unter ihr: Grundsätze und Grundzüge einer Hermeneutik der Demut (2. Aufl.). Bad Liebenzell: Verlag der Liebenzeller Mission.

Historisch-kritische Theologie

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann (2015)

 

 

"Die christlichen Kirchen machen den Zugang zum Predigt- oder Priesteramt, zu vielfältigen anderen kirchlichen Diensten (z. B. der Pastoralassistenz) sowie in der Regel zum Lehramt für den Religionsunterricht bis heute von einem universitären Studium abhängig.

Damit bekunden sie ihr grundsätzliches Interesse an einem aufgeklärten Christentum. Beide großen Konfessionskirchen wollen durch die akademische Bildung die kritische Selbstreflexion ihrer Funktionsträger stärken, den rationalen Umgang mit den überlieferten christlichen Traditionen fördern und fundamentalistischen Lesarten der überkommenen Glaubensvorstellungen wehren."

WR Wissenschaftsrat. (2010, Januar 29). Empfehlungen zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen (S. 53). Abgerufen am 13. August 2024, von web.archive.org/web/20100216051249/wissenschaftsrat.de/texte/9678-10.pdf | Ursprünglich abgerufen 2010, von wissenschaftsrat.de/texte/9678-10.pdf


"Theologie an der Universität muss wie jede andere akademische Disziplin frei sein und darf nicht von wissenschaftsfremden Voraussetzungen ausgehen."

Prof. Dr. Gerd Lüdemann, Autor, 1983-1999 Professor für Neues Testament und 1999-2011 für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.

Lüdemann, G. (2009, Februar 19). Widersprüchlich: Papst-Kritiker verliert Streit um Religionslehrer-Ausbildung. Der Tagesspiegel, Abgerufen am 14.09.2024, von tagesspiegel.de/politik/papst-kritiker-verliert-streit-um-religionslehrer-ausbildung-1741138.html

 


"Wir haben das Ergebnis der philologischen Textanalyse ohne Rücksicht auf Gefühle und Wünsche festzustellen."

Prof. Dr. Hans Conzelmann, Ev. Theologe, 1960-1978 Professor für Neues Testament an der Universität Göttingen.

Conzelmann, H. (1959). Die Mitte der Zeit: Studien zur Theologie des Lukas. Zeitschrift für Theologie und Kirche, Jahrgang 56, Beiheft 1.

 


"Die evangelische Theologie verdankt ihr Ansehen und ihre Existenzberechtigung innerhalb der deutschen Universität der rücksichtslosen Anwendung der historisch-kritischen Methode. ...

Nur wenn zukünftige theologische Fakultäten in gleicher Weise sowohl mit kirchlich orientierten Forschern als auch mit solchen aus anderen Religionen und mit Religionskritikern (einschließlich Atheisten) besetzt sind, ist ein Erkenntnisfortschritt zu erwarten."

Prof. Dr. Gerd Lüdemann, Autor, 1983-1999 Professor für Neues Testament und 1999-2011 für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.

Lüdemann, G. (2001, September 1). Das Unheilige in der Heiligen Schrift: Die dunkle Seite der Bibel (3., Neuausg. Edition). zu Klampen Verlag.

 


"Voraussetzungslose Exegese kann es nicht geben. … Unabdingliche Voraussetzung aber ist die historische Methode in der Befragung der Texte. Exegese ist ja als Interpretation historischer Texte ein Stück Geschichtswissenschaft."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann, 1921–1951 Professor für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.

 

Bultmann, R. (1957). Ist voraussetzungslose Exegese möglich? Theologische Zeitschrift, 13(4), 409–417. Zürich: Zwingli Verlag. S. 410. | Bultmann, R. (1957). Ist voraussetzungslose Exegese möglich? In Neues Testament und christliche Existenz - Theologische Aufsätze, herausgegeben von Andreas Lindemann, 258-266. Tübingen: Mohr Siebeck, 2002.

 


"Ausgangspunkt der modernen, exegetischen Arbeit am Neuen Testament ist zunächst ganz allgemein der wissenschaftliche Zweifel."

Prof. Dr. Hans Conzelmann u. Prof. Dr. Andreas Lindemann (1975, Arbeitsbuch zum Neuen Testament, UTB Bd.52, Stuttgart; Aufl.: Mai 2004)

 

​Conzelmann, H., & Lindemann, A. (2004). Arbeitsbuch zum Neuen Testament (UTB Bd. 52, 10., überarbeitete und erweiterte Auflage). Stuttgart: UTB. [überarbeitete 15. Auflage, September 2024]

Zweifel

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"Im Grunde stellt das Vorgehen der wissenschaftlichen Theologen die Spitze der Heuchelei dar. Indem sie den Studierenden die Ergebnisse der historisch-kritischen Forschung vermitteln, nehmen sie ihnen den Glauben der Bekenntnisse, den sie in ihrem kirchlichen Dienst vertreten sollen."

Prof. Dr. Gerd Lüdemann (1999, Theologe, Georg-August-Universität Göttingen, "Kirche der Scheinheiligen" Evangelische Diskussione 3/1999)

Lüdemann, G. (1999, Januar 28). Kirche der Scheinheiligen. Gespräch mit dem Bibelforscher Gerd Lüdemann. Homepage von Prof. Dr. Gerd Lüdemann, Abgerufen am 14.09.2024, von wwwuser.gwdguser.de/~gluedem/eng/evkomm99.htm

 

 

"Liberale, progressive Theologie - wie ich es damals gemacht habe - ist tatsächlich ein Etikettenschwindel. Ich kann da nicht drumherum reden. Ich und wir, wir haben damals den Leuten etwas als Christentum verkauft, was den Kernaussagen vom Christentum widersprochen hat."

Dipl.-Theol. Markus Voss, evangelischer Theologe, Medienproduzent und Autor.

Voss, M. (2023, November 27). Irrlehren – Wie erkenne ich sie? [Video]. Mediathek offen.bar, herausgegeben vom Netzwerk Bibel und Bekenntnis. Abgerufen am 29. Oktober 2024 von offen.bar/irrlehren-wie-erkenne-ich-sie/
 


"Intellektuelle Gottesleugnung und Frömmigkeit ... die für die Aufklärung weithin charakteristisch ist und von der auch die liberale und die historisch-kritische Theologie geprägt sind. ...

Wie konnte es dazu kommen, dass weithin die Kirche die Kritik an der Bibel zur Grundlage ihrer Theologenausbildung gemacht hat? ...​

Indem die Theologie auch die Aufklärungsphilosophie zu ihrer Denkgrundlage machte, wurde sie zur bibelkritischen Theologie. Die Theologie hat also von der Philosophie nicht nur die antitheistische Denkvoraussetzungen übernommen, sondern auch die einzelnen Elemente der Bibelkritik. ...

Alle Waffen des Atheismus wurden in der Philosophie geschmiedet. In Gebrauch genommen hat man sie vor allem in der bibelkritischen Theologie und der Literatur. ... Eine Theologie, die sich leiten lässt durch die Philosophie anstatt durch Gottes Wort, verfehlt Gottes Offenbarung. ...

Der lebendige Gott wurde in den Gott der Philosophie verwandelt, der nichts sieht, nichts hört, nichts sagt und nichts tut, der nur noch Götze ist, von dem man nichts erwarten darf. ... Sie hält das, was sie von ihren Kathedern lehrt, für wissenschaftliche Ergebnisse und kultiviert es als angeblich wissenschaftliche Methoden. Dadurch sichert sie sich ihren Verbleib an der Universität. ...

Es ist nichts in der historisch-kritischen Theologie, was nicht zuvor in der Philosophie gewesen ist. …Wundern, Auferstehungsberichten und Ähnlichem wurde von vornherein die Historizität abgesprochen, weil die historisch-kritische Theologie im Gefolge der Aufklärungsphilosophie kein Handeln Gottes in der Geschichte gelten ließ.


Durch Vor-Urteil wurde das alles für mythisch erklärt. … Geschichte wurde auf das Menschliche begrenzt. Gott ließ man darin keinen Raum. Alles singuläre Handeln Gottes wurde ausgeschlossen. …

Lebendiger Glaube an Gottes Offenbarung in seinem Wort und eine „wissenschaftliche“ Theologie, die arbeitet „als ob es Gott nicht gäbe“ schließen sich aus. … Der Jesus der Bibel und der Jesus der Bibelkritik sind Gegensätze, die sich ausschließen. Jeder muss sich entscheiden, welchen Jesus er wählt. Er soll aber wissen, dass der Jesus der Bibelkritik nicht zu retten vermag." …

Eine Theologie, die auf antitheistische Voraussetzungen beruht, ist ein Widerspruch in sich selbst. Die Kirche kann nicht gedeihen, wenn sie sich mit solch einer Theologie die Ausbildung ihrer Pastoren betreibt, kann nicht gedeihen, wie man allerorten sehen kann."

Prof. Dr. theol. Eta Linnemann, Ev. Theologin u. Autorin, 1986-1991 Lehrauftrag an der Theologischen Hochschule der Indonesischen Missionsgemeinschaft in Batu, 1972-(1986) Professorin für Evangelische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, 1971-1972 Honorarprofessorin für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.

Linnemann, E. (2007, Oktober 1). Bibel oder Bibelkritik? Was ist glaubwürdig? (2. Edition). Nürnberg: VTR Verlag.

 


"Zimmerlings Behauptung, „die in den 70er und 80er Jahren vorherrschende Furcht, dass Theologie den Glauben zerstören könne, sei heute unbegründet", ist in sich selbst unstimmig.

Dass die historisch-kritische Theologie in vielen den Glauben zerstört, war nicht die Furcht vor einer Möglichkeit, sondern bittere Erfahrung und trifft heute nicht weniger zu, als in den 70er und 80er Jahren.

Die Furcht mag nachgelassen haben, doch die Gefahr ist geblieben. Heute sind andere Fragen aktuell als damals und einige Schulmeinungen haben sich geändert. Die historisch-kritische Theologie hat aber ihre Identität bewahrt."

​Prof. Dr. theol. Eta Linnemann, Ev. Theologin u. Autorin, 1986-1991 Lehrauftrag an der Theologischen Hochschule der Indonesischen Missionsgemeinschaft in Batu, 1972-(1986) Professorin für Evangelische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, 1971-1972 Honorarprofessorin für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.

Linnemann, E. (2007, Juli 4). ideaSpektrum Nr. 27/2007, S. 4.


"Dass der Glaube Theologie braucht, wird von vielen – besonders evangelikalen – Christen bestritten. Viele sind im Gegenteil der Auffassung, dass die Universitätstheologie dem Glauben schadet oder ihn gar zerstört. Glücklicherweise stimmt dieses Pauschalurteil nicht.“

Prof. Dr. Peter Zimmerling, Ev. Theologe, seit 2005 Professur der Praktischen Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig.

Zimmerling, P. (2007, November 15). Kommentar: Braucht der Glaube wirklich Theologie? IdeaSpektrum. Abgerufen 2007, von idea.de

"Evangelikale sollen Misstrauen gegenüber Uni-Theologie ablegen"

"Zimmerling empfahl dem Schriesheimer Zentrum und ähnlichen evangelikalen Einrichtungen in Tübingen, Marburg und Mainz, sich nicht länger als Gegenüber zu Theologischen Fakultäten profilieren zu wollen. Stattdessen sollten sie stärker ihren positiven Beitrag zur Ausbildung von Theologen und Religionspädagogen herausstellen. …

Zimmerling zufolge ist die in den 70er und 80er Jahren vorherrschende Furcht, dass Theologie den Glauben zerstören könne, heute unbegründet: „Nach biblisch-reformatorischem Verständnis ist Theologie nichts anderes als das Auslegen der Bibel.“ 

Die wissenschaftliche Theologie habe die Aufgabe, den christlichen Glauben vor dem Abgleiten in gesellschaftliche Belanglosigkeit oder individualistische Verengungen zu bewahren. 
Auch fromme Leute stünden in der Gefahr, sich von der Erlebnisorientierung ihrer Umgebung anstecken zu lassen. Sie suchten Glaubenserfahrungen und vernachlässigten das notwendige Gespräch mit Skeptikern und Kritikern des Christentums. Für den Glauben sei aber „das Denken wichtiger als die Befriedigung von Emotionen“, so der Professor."

IdeaSpektrum. (2007, Juni 24). Evangelikale sollen Misstrauen gegenüber Uni-Theologie ablegen. ​IdeaSpektrum, Abgerufen am 14.09.2024, von idea.de/Frei-/Kirchen/detail/evangelikale-sollen-misstrauen-gegenueber-uni-theologie-ablegen-67353

Unterschrift Immanuel Kant

de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kant

 

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.

 

Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.

Sapere aude! [Wage es verständig zu sein!] Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung." 

Prof. Dr. Immanuel Kant, Philosoph, 1770-1797 Professor für Logik und Metaphysik an der Albertus-Universität Königsberg.

Kant, I. (1784, Dezember). Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? Berlinische Monatsschrift, 1784(2), 481–494. Verlag: Haude und Spener.

 


"Die Aufklärung lässt sich auf Dauer nicht an die Ketten des Dogmas legen. Sie stürzt wie ein brausender Strom heran, gegen den alle Glaubensschleusen und -dämme machtlos sind."

Prof. Dr. Gerd Lüdemann, Autor, 1983-1999 Professor für Neues Testament und 1999-2011 für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.

Lüdemann, G. (2008, September 20). Vertrag von Staat und Kirche, Ketten des Dogmas. Frankfurter Rundschau.

 


"Das ist die offenkundige vor Augen liegende Wirkung der historischen Methode. Sie relativiert Alles und Jedes. ... 

Wer ihr den kleinen Finger gegeben hat, wird von ihr so energisch ergriffen, dass er ihr die ganze Hand geben muss. ... 
Jedenfalls können wir nun einmal nicht mehr ohne und gegen diese Methode denken und müssen wir alle unsere Forschungen über Wesen und Ziele des menschlichen Geistes auf sie aufbauen.

So hat die historische Methode auch die Theologie ergriffen, erst schüchtern und fragmentarisch mit allerhand Vorbehalten und Einschränkungen, dann immer energischer und umfassender, bis sie auch hier bewirken musste, was sie überall sonst bewirkt hat, eine prinzipielle Veränderung der gesamten Denkweise und der ganzen Stellung zum Gegenstande [Bibel]." 

Prof. Dr. Ernst Troeltsch, Ev. Theologe, 1894-1915 Professor für systematische Theologie an der Universität Heidelberg, 1915-1923 Universität Berlin.

Troeltsch, E. (1900). Über historische und dogmatische Methode in der Theologie. In F. Voigt (Hrsg.), Ernst Troeltsch Lesebuch. Ausgewählte Texte (S. 7 ff.). Verlag: Mohr Siebeck, Tübingen, 2003. UTB; Bd. 2452.

 


 

 Ernst-Troeltsch

Prof. Dr. Ernst Troeltsch

Bildnachweis: AKG12132, akg-images.de


"Man kann nicht elektrisches Licht und Radioapparat benutzen, in Krankheitsfällen moderne medizinische und klinische Mittel in Anspruch nehmen und gleichzeitig an die Geister- und Wunderwelt des Neuen Testaments glauben.

Und wer meint, es für seine Person tun zu können, muß sich klar machen, daß er, wenn er das für die Haltung christlichen Glaubens erklärt, damit die christliche Verkündigung in der Gegenwart unverständlich und unmöglich macht."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann, Ev. Theologe, 1921–1951 Professor für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.

​Bultmann, R. (1941, April 21). Neues Testament und Mythologie. Vortrag gehalten auf einer Tagung der Gesellschaft für evangelische Theologie in Frankfurt am Main. In H. W. Bartsch (Hrsg.), Kerygma und Mythos: Ein theologisches Gespräch (2. Aufl., S. 15-50). Hamburg: Herbert Reich Evangelischer Verlag, 1967.

"Beruf der Theologie ... in den Zweifel hineinzuführen, die naive Gläubigkeit zu erschüttern. Erziehung zur Kritik.

Prof. Dr. Rudolf Bultmann, Ev. Theologe, 1921–1951 Professor für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.

Bultmann, R. (1926). Zitiert nach: Augstein, R. (2003). Jesus Menschensohn (3. Aufl., S. 368). München: C. Bertelsmann Verlag. 

 


"Rudolf Bultmann entzauberte im 20. Jahrhundert radikal die Sprache der Bibel. ... Er gilt heute als einer der bedeutendsten Theologen des Protestantismus.

Bultmann ist ein Symbol für den Dialog des Christentums mit der Moderne. In seiner Person als Wissenschaftler und Christ verkörperte er zugleich den Spagat zwischen Glauben und Verstehen. ...

Seine Interpretation der Evangelien rüttelt bis heute an den Fundamenten der christlichen Bekenntnisse. ... Schließlich war die äußerste Konsequenz dieses Programms „die Verneinung der leiblichen Auferstehung Christi“, wie die Tagesschau einen Tag nach Bultmanns Tod meldete. ...

Lutherische Theologen warfen ihm vor, er betreibe die "Selbstauflösung der Theologie in eine atheistische Philosophie". ...
Die Kontroverse um Bultmanns Entmythologisierungsprogramm war für die Kirche ein notwendiger Streit, erinnert sich der 1915 geborene Theologe Heinz Zahrnt. Bultmann habe die Christen vom zwanghaften Buchstabenglauben befreien wollen"

Evangelischer Pressedienst epd. (2001, Oktober). Rudolf Bultmann - Spagat zwischen Glauben und Verstehen. Marburger UniJournal, Nr. 10, 10/2001. Philipps-Universität Marburg, Archiviert am 26. Juni 2008 unter: web.archive.org/web/20080626235044/ http://www.uni-marburg.de/profil/Geschichte/Viten/bultmann1

"Fundamentalistische Haltungen entstehen ... wenn folgende Merkmale anzutreffen sind ... Ein nicht-symbolisches, wortwörtliches Verstehen und konkret-politisches Umsetzen heiliger Schriften."

Dr. Fritz R. Huth (Februar 2002, Theologe, Beauftragte für Weltanschauungsfragen der EKHN Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Arbeitshilfe Fundamentalismus. Herausgegeben vom „Zentrum Ökumene“ der EKHN)

Huth, F. R. (2002). Arbeitshilfe Fundamentalismus. Zentrum Ökumene der EKHN (Hrsg.).

 


"«Alles, was ich euch gebiete, das sollt ihr halten und danach tun. Ihr sollt nichts dazutun und nichts davontun.» ... Dies ist für die «Mäßigung» in der Religion kein geringes Problem: Sie wird von nichts anderem gestützt als von einer uneingestandenen Missachtung der Buchstaben des göttlichen Gesetzes.


Der einzige Grund, weshalb heute jemand in Glaubensfragen «gemäßigt» ist, besteht darin, dass er einige Früchte des menschlichen Denkens der letzten zweitausend Jahre (demokratische Politik, wissenschaftlicher Fortschritt an jeder Front, Einhaltung der Menschenrechte, das Ende der kulturellen und geografischen Isolation und so weiter) verinnerlicht hat. 

Die Türen, die von einer wörtlichen Auslegung wegführen, lassen sich nicht von innen öffnen. 

Die «Mäßigung», die wir unter Gläubigen vorfinden, die keine Fundamentalisten sind, ist kein wie auch immer geartetes Zeichen dafür, dass der Glaube sich weiterentwickelt hat; sie ist vielmehr das Resultat zahlreicher Hammerschläge der Moderne, die gewisse Glaubensinhalte dem Zweifel ausgesetzt hat.

Nicht die unbedeutendste dieser Entwicklungen war das Hervortreten der Tendenz, den Wert von Beweisen zu erkennen und von einer Behauptung nur bis zu jenem Grad überzeugt zu sein, in dem diese Behauptung sich nachweisen lässt. ...

Eine Fortentwicklung in der Religion, wie auch auf anderen Gebieten, müsste sich den Fragen von heute stellen, anstatt hartnäckig die Lehrmeinungen der Vergangenheit nachzubeten."

Dr. Samuel Benjamin ["Sam"] Harris, Philosoph, Neurowissenschafter u. Schriftsteller.

 

​Harris, S. (2004). Das Ende des Glaubens: Religion, Terror und das Licht der Vernunft. (2. Aufl., 2007). Berlin: Ullstein Buchverlage.

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Dr. Sam Harris (2016)

Sam Harris 2016 (cropped)“ Cmichel67 (Christopher Michel) CC BY-SA 4.0.

"Versteht man die Postmoderne als Rückgängigmachen der Moderne, dann wird man den kurzen historisch-kritischen Ausflug der Bibelwissenschaft als traurige Verirrung möglichst schnell hinter sich lassen wollen. Sieht man aber die Postmoderne als Radikalisierung der Moderne, als eine Moderne, die sich auch noch über sich selbst aufklärt, dann wird es eher um eine Weiterentwicklung der Aufklärungsexegese gehen. …

Wenn  man  fragt,  ob  Bibelwissenschaft  dem  Glauben  schadet,  dann  ist  mit  einem klaren Nein zu antworten. Bibelwissenschaft schadet (wie jede andere Wissenschaft auch) dem religiösen Vorurteil. Das ist ihre Aufgabe. Dazu ist sie da. 

Der Verlustschmerz, der viele religiöse Menschen bei der Begegnung mit Wissenschaft quält, ist real und ernst zu nehmen. Er bezieht sich aber zunächst auf den Verlust von Vorurteilen. ... In der Religion verwechseln die meisten Menschen ihre Vorurteile mit dem Glauben. Vielen bedeutet der Verlust dieser Vorurteile zugleich den Verlust ihres Glaubens. ...

Natürlich bedeutet es für Menschen, die bisher diffus davon ausgegangen sind, dass die Bibel irgendwie „vom Himmel gefallen“ ist, einen Schock, wenn man ihnen sagt, dass Mose die fünf „Bücher Mose“ sicher nicht geschrieben hat, dass es Quellen, Überarbeitungen und Redaktionsprozesse gab, dass es Legenden in der Bibel gibt und sogar Verfasserschaftsfälschung, dass die meisten Texte nicht in der Zeit entstanden, von der sie erzählen, usw. Das macht die Bibel zu einem menschlichen Gebilde und das ist für viele so etwas wie Gotteslästerung. ...

Die Bibelwissenschaft ... wird nicht dadurch „untheologisch“, dass sie Methoden der Textauslegung verwendet, die im Kontext anderer, nichttheologischer Text- und Literaturwissenschaften entwickelt wurden. ... Selbstverständlich hat die Bibelwissenschaft bei ihrer Arbeit größtmögliche methodische Klarheit und Neutralität, ohne die jede Wissenschaft zur Ideologie verkommen müsste, zu wahren. ...

Das ist notwendig, denn wie kaum einem anderen Buch, wird der Bibel mit Vorurteilen und Fanatismus Gewalt angetan. In der Hand ihrer falschen Freunde wird sie als Waffe missbraucht, um die Botschaft von einem Gott, der Liebe ist, nach Kräften zu widerlegen. Man wird also die erste Aufgabe der Bibelwissenschaft weniger in der Feststellung des richtigen Textsinns sehen als in der Verteidigung der Bibel gegen falsche Festlegungen. ...

Deshalb darf die katholische Exegese mit den üblichen historischen Grundsätzen an die Bibel herangehen und auch die biblischen Texte mit den üblichen literaturwissenschaftlichen Methoden analysieren. Das ist keine Leugnung der göttlichen Offenbarung, sondern einfach der Versuch, sich um die menschliche Gestalt der Offenbarung zu bemühen, damit wir immer besser begreifen, was Gott uns durch Jesus sagen will.
Diese Art der Offenbarungstheologie, die mindestens bis zu Aurelius Augustinus zurückreicht, schließt jeden fundamentalistischen Umgang mit den biblischen Texten aus und zwingt geradezu dazu, bei der Auslegung der Bibel dieselben Auslegungsmethoden anzuwenden wie bei anderen menschlichen Texten auch."

Prof. Dr. Joachim Kügler, Kath. Theologe, seit 2007 Inhaber des Lehrstuhls für Neutestamentliche Wissenschaften an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Kügler, J. (2016, September 6). Vortrag: Die Rolle der Bibel und der historisch-kritischen Bibelwissenschaft. In S. Leder (Hrsg.), Schrift – Offenbarung – Dogma im christlich-muslimischen Dialog (S. 149-164). Regensburg: F. Pustet.

 


"Der historische Abstand zwischen dem frühchristlichen Zeitalter und der heutigen Kirche ist die Ursache eines krisenhaften Strudels geworden, der lieb gewonnene Gewohnheiten des Glaubens unbarmherzig mit sich in die Tiefe reißt.

Dies geschieht deswegen, weil die seit 250 Jahren betriebene historisch-kritische Erforschung der Bibel mit dem bis dahin vorhandenen Bild der Bibel restlos aufgeräumt und jeden einzelnen ihrer Verse als menschliches Wort verstehen gelehrt hat.

Doch sind ihre Ergebnisse - wenn überhaupt - der Öffentlichkeit nur geschönt vermittelt worden."

Prof. Dr. Gerd Lüdemann, Autor, 1983-1999 Professor für Neues Testament und 1999-2011 für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.

Lüdemann, G. (2001). Das Unheilige in der Heiligen Schrift: Die dunkle Seite der Bibel (3., Neuausg. Edition). zu Klampen Verlag.

 


"Die wissenschaftliche Erforschung der Bibel in den letzten 150 Jahren hat gezeigt, wie sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament Satz für Satz von Menschen gesprochen worden ist.

Es lässt sich nicht ein einziger Satz als von jenseits geoffenbartes Wort ausmachen. Diese Kritik spitzt sich zu auf eine zweite These. Sie lautet: Redet der Mensch von Gott, dann redet er von sich selbst"

Dr. theol. Paul Schulz, Ev. Theologe u. Publizist.

Schulz, P. (1979, Februar 2). Frankfurter Rundschau.

 

"Die Bibel ist von Menschen geschrieben, sie ist ein menschliches Buch, und darum kann sie nicht anders gelesen und verstanden und nicht nach anderen Methoden ausgelegt werden als andere menschliche Bücher auch."

Dr. theol. Heinz Zahrnt, Publizist, 1971-1973 Präsident des Evangelischen Kirchentags, 1957-1982 theologischer Chefredakteur des Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatts.

​Zahrnt, H. (1960). Es begann mit Jesus von Nazareth (3. Aufl., S. 30). Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus.

 


"Die Theologen haben doch längst die Bibel und den ganzen Volks- und Aberglauben entmythologisiert ...
Kein Theologe sagt es so platt, aber auf diese Plattheit laufen all ihre Erklärungen hinaus, wenn man sie von den theologieüblichen Verschleierungen und Wissenschaftlichkeit vortäuschenden Komplizierungen befreit und über die Rücksichten auf die Kirche und religiöse Gefühle hinweggeht."

Christian Nürnberger, Publizist, Partiell absolviertes Studium der Ev. Theologie u. Philosophie.

​Nürnberger, C. (2007, November 1). Jesus für Zweifler. Gütersloher Verlagshaus.

"Wenn Postevangelikale im Gegensatz zum bisherigen Fundamentalismus ihr freies Verhältnis zur Bibel betonen, die sie für gute Literatur halten, aber nicht als Autorität in irgendeinem Sinne, ist das keine liberale Theologie, sondern kaum noch christliche Theologie."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

​Dietz, T. (2022, April 7). Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (1. Aufl., S. 327). Witten: SCM R. Brockhaus.

Copyright Thomas Plaßmann

 


"Die wissenschaftliche Exegese hat die Aufgabe, den jüdischen und den christlichen Glauben vor dem religiösen Fundamentalismus zu bewahren, der sich auf die Bibel wie auf einen papierenen Fetisch beruft."

Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Levin, Ev. Theologe, bis 2016 Lehrstuhlinhaber Altes Testament I - Ludwig-Maximilians-Universität München.

​Levin, C. (2006). Das Alte Testament (S. 124). C.H. Beck (2006).

 


"Wer Gott von Seinem Wort trennt, schafft sich einen Götzen!"

Rolf-Jürgen Schmeißing 

​Schmeißing, R.-J. (2009, Februar 5). Diskussion zum Artikel: Pietisten-Präses gegen fundamentalistisches Bibelverständnis, IdeaSpektrum. Abgerufen 2009, von idea.de.

 


"Zunächst ist [Auslassung - Eigenname Gottes], Israels Gott, ein Stammesgott wie andere semitische Gottheiten [vgl. Baal]" 

​Prof. Dr. Rudolf Bultmann, Ev. Theologe, 1921–1951 Professor für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.​

Bultmann, R. (1949). Das Urchristentum im Rahmen der antiken Religionen (2005 ed.). Artemis & Winkler Verlag, Zürich u. Patmos Verlag, Düsseldorf. S. 11.


"[Auslassung - Eigenname Gottes] und Baal sind ebenso wie der aramäische Hadad unterschiedliche Manifestationen eines verbreiteten ursprünglichen Wettergotttypus" 

Prof. Dr. Sebastian Grätz, seit März 2008 Professor für Altes Testament an der Ev.-Theol. Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Grätz, S. (2006, Mai). Baal. 4.3. JHWH und Baal. Wissenschaftliches Bibellexikon WiBiLex. Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Abgerufen am 26. September 2024, von die-bibel.de/ressourcen/wibilex/altes-testament/baal-3.

"Der Name Baal lebt in Balthasar und Hannibal (phönizisch für „Baal ist gnädig“) fort. Auch das Wort Beelzebub oder Baal-Sebub („Herr der Fliegen“) geht auf Baal zurück und stellt im Neuen Testament eine Bezeichnung für den Teufel dar (vgl. später auch den Dämon Baal)."

Wikipedia. (2024). Baal (Gott) – Weiterleben. Abgerufen am 26. September 2024, von de.wikipedia.org/wiki/Baal_(Gott)#Weiterleben.


"Mit wem wollt ihr mich also vergleichen, wer ist mir gleich?", fragt der heilige Gott."

Jesaja 40, 25

 


"Lange finden wir in der Hebräischen Bibel die Rede von vielen unterschiedlichen Göttern (Polytheismus). [Auslassung - Eigenname Gottes] ist in der frühen Zeit nur ein Gott unter vielen (z.B. Ps 82). Über das Stadium der Monolatrie (es wird nur ein Gott verehrt) entwickelt sich erst in der späten Zeit Israels bzw. im babylonischen Exil die Vorstellung des Monotheismus (es gibt überhaupt nur einen Gott).   


Vgl. hierzu: Thomas Römer, Die Erfindung Gottes. Eine Reise zu den Quellen des Monotheismus. Darmstadt, 2018) … [S.262]

Der jüdische Glaube entwickelte sich von einer polytheistischen Ausprägung (es gibt neben dem Gott  [Auslassung - Eigenname Gottes] noch viele andere Götter, aber es sind nicht unsere Götter) hin zu einer monotheistischen Ausprägung (es gibt überhaupt nur diesen einen Gott [Auslassung - Eigenname Gottes]) (vgl. Dtn 6,4). … [S. 49]

Erst allmählich wandelte sich in Israel das Bewusstsein hin zu einem monotheistischen Gottesverständnis." [S. 139]

Pastor Simon Werner, Studium: Ev. Theologie an der Universität Rostock, am Theologischen Seminar Elstal und der Humboldt-Universität Berlin, Lehrbeauftragter der Theologischen Hochschule Elstal und Referent der Akademie Elstal (GJW) im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland. 2010-2016 Pastor Baptistenkirche Nordhorn.


Werner, S. (2021, Juli 13). In Hamp, Krupinski, Schlüter, & Werner (Hrsg.), glauben | lieben | hoffen: Grundfragen des christlichen Glaubens verständlich erklärt. Witten: SCM Brockhaus.

Wie wandelte sich der biblische Gott zu dem einen Gott? Ein Gespräch mit Prof. Dr. theol. Konrad Schmid. Moderatoren: Prof. Dr. theol. Thorsten Dietz und Dr. theol. Andreas Loos. 

​​

Prof. Dr. Konrad Schmid: "Religionen, aber auch Gottheiten tendieren dazu, ihre Ursprünge zu verschleiern. …

Aber sehen wir auch, dass dieser biblische Gott irgendwo da im Süden, im Bereich des Sinai, ursprünglicher Religionsgeschichte beheimatet ist. Und dass er offenbar so etwas war wie ein Wetter- oder Sturmgott. … Und dass dieser Gott nicht ursprünglich der Gott Israels war. Er heißt [Auslassung - Eigenname Gottes] …

Dass der nicht ursprünglich mit Israel zusammengehört, ergibt sich eben nur schon aus dem Namen Israel. Also, da ist das Element "El" drin und nicht [Auslassung - Eigenname Gottes]. Diese Verbindung ist zwar sehr eng, der biblische Gott [Auslassung - Eigenname Gottes] und das Volk Israel, aber es ist keine ursprüngliche Verbindung. … 
Dieser Gott kommt aus dem Süden und, modern gesprochen, ist er über Migration nach Israel gekommen. … vielleicht eben um die Zeit Davids herum.

 

Verschmolzen hat sich diese Gottesvorstellung mit der indigenen solaren Gottesvorstellung in Jerusalem. Und diese, wenn man so will, "Solarisierung" Gottes war eine ganz enorme intellektuelle Leistung.
Eben da, würde ich sagen, hat man angefangen, den Gottesgedanken wirklich ganz elementar neu zu denken und weiter zu durchdringen. Denn die Sonnengottheit ist im Alten Orient die, die für Recht und Ordnung da ist. … Und die Solarisation dieses Sturm- und Berggottes bedeutet eben gleichzeitig auch eine enorme Rationalisierung."

 

[Transkript Podcast-Episode: Es gilt das gesprochene Wort]

 

Prof. Dr. Konrad Schmid,  Schweizer reformierter Theologe, seit 2002 Professor für Alttestamentliche Wissenschaft und Frühjüdische Religionsgeschichte an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich, von 1999-2002 Professor für Alttestamentliche Theologie an der Theologischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, u.a. Mitglied in der Rudolf-Bultmann-Gesellschaft für Hermeneutische Theologie, Worthaus-Referent.


Schmid, K. (2024, November 24). Wie wandelte sich der biblische Gott zu dem einen Gott? [Podcast-Episode]. In T. Dietz & A. Loos (Moderatoren), GEIST.ZEIT. Fokus Theologie. Fachstelle für Erwachsenenbildung der Deutschschweizer Reformierten Kirchen. Abgerufen am 30. November 2024, von geistzeit.podigee.io/46-wie-wandelte-sich-der-biblische-gott


"Das Christentum versteht sich seit alters als eine Religion, die auf den Geschichtstaten Gottes ruht, von denen im Alten und im Neuen Testament die Rede ist. In den Satz "Gott hat Israel aus Ägypten geführt und Jesus Christus von den Toten erweckt" konnten bisher die meisten Theologen einstimmen. Nun war die Auferstehung Jesu schon immer Gegenstand der Kritik auch in der Öffentlichkeit, während der Auszug Israels aus Ägypten davon verschont blieb.

Doch gerade am Exodus und dem mit ihm verbundenen Thema des vorstaatlichen Israel hat sich, fast unbemerkt, eine wissenschaftliche Revolution vollzogen. … Das in der Bibel entworfene Bild des vorstaatlichen Israel (vor 1000 v. Chr.) entspringt theologischen Fiktionen aus der nachstaatlichen Zeit (ab dem 6. Jh. v. Chr.). ...

Die Kirche betrachtet - weil sie sich als neues Israel auffasst - von Beginn an das im Alten Testament berichtete Handeln [Auslassung - Eigenname Gottes] an Israel als festen Bestandteil der Heilsgeschichte, die zu Jesus Christus führt.


Wenn jedoch der historische Rahmen der Geschichtsbücher des Alten Testaments fiktiv ist und es sich beim biblischen Israel, ja selbst bei dem exklusiven Gott "[Auslassung - Eigenname Gottes]  um theologische Konstrukte des nachstaatlichen Judentums handelt, dann sind die biblische Frühgeschichte Israels und damit die Vorgeschichte Jesu Christi vollständig entleert. 

Sie lösen sich in Nebel auf und mit ihnen auch die Auferstehung Jesu, denn das Zentraldatum christlichen Glaubens gilt in der Theologie inzwischen auch als unhistorisch.


Diese Erkenntnisse besiegeln nicht nur den Tod des alttestamentlichen Geschichtsgottes, sondern auch das Ende des Vaters Jesu Christi."

Prof. Dr. Gerd Lüdemann, Autor, 1983-1999 Professor für Neues Testament und 1999-2011 für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.

Lüdemann, G. (2006, Oktober 1). Gott wurde spät erfunden: Gerd Lüdemann beschreibt neue Entwicklungen in der Wissenschaft vom Alten Testament. DIE WELT. Abgerufen am 13.08.2024, von welt.de/print-welt/article156761/Gott-wurde-spaet-erfunden.html

 

"Gott ist tot, er wurde auf der theologischen Werkbank zu Tode interpretiert."

Dr. Lutz Graf, Leiter der Radiologie am Klinikum Bremen-Nord

Graf, L. (2000, April 21). Leserbriefe zu dem Artikel: Grabesstimmung: Haben die Theologen die Kirche im Stich gelassen? Das Thema Ostern - eine einzige Konfusion. Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, DS, 21. April 2000, Nr. 16/2000.

"Es sind in Deutschland die Theologen, die ... Gott ein Ende machen."

Heinrich Heine, Dichter, Schriftsteller und Journalist.

Heine, H. (1834). Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland. In M. Windfuhr (Hrsg.), Heinrich Heine: Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke (Bd. 8). Hoffmann und Campe, 1978–1997.

Bild von Sarah Marti auf Pixabay

 

 


"Ein grausames Dilemma: entweder die Bibelkritik nach deutscher Art zu akzeptieren und die Bibel zu einem gewöhnlichen Studienobjekt zu erklären, das in den Rahmen der Religionsgeschichte fällt, auf die Gefahr hin, das übernatürliche Element zu töten, indem man es im Menschlichen auflöst, was zum Unglauben führt;


oder aber in aller Strenge am heiligen und inspirierten Charakter des biblischen Textes festzuhalten, ... und damit alle der Vernunft und der Intelligenz Hohn sprechenden Ungereimtheiten in Kauf zu nehmen, auf die Gefahr hin, die aufgeschlossensten und brilliantesten Köpfe zu entmutigen, die sich nicht dazu durchringen können, ihre Vernunft zu opfern, und damit auch diese in den Unglauben zu stoßen."

Georges Minois, französischer Historiker.

 

​Minois, G. (2000, Januar 1). Geschichte des Atheismus: Von den Anfängen bis zur Gegenwart (1. Auflage, S. 523). Weimar: Hermann Böhlaus Nachf. (französische Originalarbeit veröffentlicht 1998).


"Die Berufung von Fundamentalisten auf die absolute Geltung offenbarter Wahrheiten steht zweifellos in Widerspruch zu unseren Kriterien von Vernunft."

Prof. Dr. theol. Hans Gerhard Kippenberg (1996, Theologe, Fundamentalismus: es herrscht Klärungsbedarf. Nachwort zu M.E.Marty / R.S. Appleby, Herausforderung Fundamentalismus. Radikale Christen, Moslems und Juden im Kampf gegen die Moderne. Frankfurt: Campus 1996, S. 230)​


"Ich glaube wirklich an die Bibel und denke, dass ich dabei keinen intellektuellen Selbstmord begangen habe."

Prof. David W. Gooding (1992, Die Bibel – Mythos oder Wahrheit?, Vortrag Universität Belfast, Nordirland)​

 

"Wenn man einfach voraussetzt, Gott existiere nicht, dann ist jedem sofort klar, dass die religiösen Verhaltensweisen von Menschen unter dieser Voraussetzung ziemlich merkwürdig, wenn nicht gar verrückt erscheinen müssen. …

Das Gefühl der überlegenen Kenntnis des religionsgeschichtlichen Materials und des Eingeweihtseins in die Mythen der Völker machen es wahrscheinlich schwieriger, sich selbst höchstpersönlich der existenziellen und für das eigene Leben alles entscheidenden Frage zu stellen, ob es Gott wirklich gibt oder nicht. … Mit anderen Worten … die Religionswissenschaften helfen bei der Frage, ob Gott wirklich existiert, überhaupt nicht weiter. ... 

Das ganze großartige antireligiöse Gebäude … steht und fällt also mit einem tönernen Fundament, der völlig unbewiesenen Behauptung, Gott existiere nicht."

​​

Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz, Psychiater, Psychotherapeut, römisch-katholischer Theologe und Buchautor.


Lütz, M. (2007, September 21). Gott. Eine kleine Ge​​schichte des Größten. München: Pattloch. 6. Edition, S. 14 u. 16.

"Wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir; denn er hat von mir geschrieben. Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubt, wie werdet ihr meinen Worten glauben?"

Jesus Christus (Johannes 5, 46-47)

 


"Die sog. „Religionsgeschichtliche Schule“ … umfasste beispielsweise die Überzeugung, dass das nationale Israel wesentliche Elemente von seinen (heidnischen) Nachbarn entlehnt und sich teilweise aus den heidnischen Religionen Vorderasiens heraus evolutionär weiterentwickelt habe (vom Polytheismus zum Monotheismus etc.), indem diese entlehnten Elemente in eine monotheistische Struktur integriert worden seien. ...

Theologischer Liberalismus ist folglich kein anerkennenswerter Ausdruck des christlichen Glaubens, keine christliche Variante in Form eines konfessionell anerkennenswerten Bekenntnisses … Er verkörpert gewissermaßen den Ausdruck heidnischer Religiosität im christlichen Gewand."

Dr. theol. Berthold Schwarz (August 2005, Theologe, Dozent für Systematische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen, Die bleibende theologische Herausforderung des „Liberalismus“, Biblisch Glauben Denken Leben Nr. 69)

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"Dieses dem Namen nach christliche Europa ist seit rund vierhundert Jahren zur Geburtsstätte eines neuen Heidentums geworden, das im Herzen der Kirche selbst unaufhaltsam wächst und sie von innen her auszulöschen droht.

Das Erscheinungsbild der Kirche der Neuzeit ist wesentlich davon bestimmt, dass sie auf eine ganz neue Weise Kirche der Heiden geworden ist und noch immer mehr wird: nicht mehr wie einst Kirche aus den Heiden, die zu Christen geworden sind, sondern von Kirche von Heiden, die sich noch Christen nennen, aber in Wahrheit zu Heiden wurden."

Prof. Dr. Joseph Ratzinger, 2005-2013 Papst Benedikt XVI., Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte. 1969-1977: Universität Regensburg, 1966-1969: Eberhard Karls Universität Tübingen, 1963-1966: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 1959-1963: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1958-1959: Philosophisch-Theologische Hochschule Freising.

Ratzinger, J. (1958, Oktober). Die neuen Heiden und die Kirche. Hochland, 51(1958), 1-5. In J. Ratzinger, Gesammelte Schriften. Band 8/2, Kirche – Zeichen unter den Völkern (S. 1143). Freiburg im Breisgau: Herder, 2010.

"Die neuheidnisch-postchristliche Gesellschaft hat das Christentum ins Museum für ausgemusterte Ideen und Wahrheiten entsorgt. Das war voreilig. Wir sind mit dem Christentum noch lange nicht fertig, auch wenn wir vermeintlich oder tatsächlich nicht mehr glauben können. …

Auch Jesus war nicht der harmlos einladende, politisch korrekte Friedenssäusler und Innerlichkeits-Apostel, als der er heute gern hingestellt wird. Wenn er das gewesen wäre, hätte es für seine Feinde keinen Grund gegeben, ihn ans Kreuz zu nageln. …

Man wünscht sich, dass diese Anfänge heute wieder mehr Aufmerksamkeit in der Kirche finden. Das harmlose Eiapopeia- und Wir-sind-alle-lieb-Christentum, das dort gepflegt wird, hat mit seinen Ursprüngen nichts mehr zu tun."

Christian Nürnberger: 30.12.2007 Gottes Botschaft aus heutiger Sicht, deutschlandfunkkultur.de/gottes-botschaft-aus-heutiger-sicht-100.html, Stand 21-03-2024, Das Christentum, Was man wirklich wissen muss, Rowohlt-Berlin Verlag 2007)

Es "wird plötzlich erschreckend deutlich, was die protestantische Theologie in den vergangenen 200 Jahren ihrer historisch-kritischen Bibelkritik getan hat.

Wir schafften unsere eigenen Bilder von der Vergangenheit, wie sie nach unserer Meinung »wirklich« war. Wir schufen unsere Geschichtsbilder, füllten sie mit Leben und stellten sie wie Standbilder vor uns hin: so war es »wirklich«.


Auch die Gottesoffenbarung und die durch sie gegebene Beurteilung der in der Welt geschehenen und geschehenden Wirklichkeit musste vor diesen hohen Standbildern der historisch-kritischen Vernunft antreten und sich verantworten, ganz ähnlich wie einst Jesus vor Kaiphas und Pilatus stand und dabei »offensichtlich« den Kürzeren zog.

Aus Gottesdienst und Theologie, wie sie uns Gott in Jesus und durch IHN in der Bibel gegeben hat, wurde unbewusster Bilderdienst, die theologische Wissenschaft verwandelte sich ungewollt in Götzendienst. ...

Solange wir »Geschichte« sagen, während wir unsere eigenen Geschichtsbilder meinen, und uns an dieser »Wirklichkeit« orientieren, haben wir es mit dem Menschen, also nur mit uns selber zu tun.

Doch wir sollten und möchten in der Theologie von Gott reden bzw. IHN selber reden lassen von dem, was ER getan hat und tut, wie ER uns in seinem Wort die Wirklichkeit der Geschichte vollmächtig aufschließt."

Prof. Dr. theol. Armin Sierszyn (1978, Schweizer Theologe, Die Bibel im Griff? − Historisch-kritische Denkweise und biblische Theologie, Hänssler; Auflage: 2001)

 


"Klar ist, dass keine Forschung ohne Hypothesen auskommt. Sie gleichen den Windlichtern, mit deren Hilfe man einen Pfad sucht. Aber sie sind nicht der Pfad.

Das Einschwören auf Hypothesen hat theologisches Lagerdenken hervorgerufen. Es hat teilweise in die Freiheit von Dissertationen so stark eingegriffen, dass die Freiheit der Forschung auch von dieser Seite her in Gefahr geriet, und deutsche Professoren zum Teil in den Geruch kamen, eigene Thesen durch Dissertationen beweisen zu lassen, statt wie englische Professoren gerade den kritischen Test ihrer Thesen durch Dissertationen zu suchen.

Hypothesen sind ihrem Wesen nach etwas Vorläufiges. Sie kommen und gehen. Gerade deshalb sind sie niemals Ersatz für den biblischen Text."

Prof. Dr. Gerhard Maier (13.12.2002, Theologe, 2001 bis 2005 Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Gemeinsam glauben – Miteinander forschen)

 


"Gott – ich brauche diese Hypothese nicht mehr."

Pierre-Simon Laplace (Anfang 19. Jh., franz. Astronom u. Mathematiker)

Pierre-Simon Laplace (1749-1827)

File:Les merveilles de l'industrie, 1873 'Pierre-Simon Laplace'

(4840056407).jpg“ von Biblioteca de la Facultad de Derecho y Ciencias del

Trabajo Universidad de Sevilla ist lizenziert unter CC BY 2.0.

 

 

"Machen wir uns nichts vor - alle Gelehrten sind voreingenommen. ... Atheistische Forscher sind genauso befangen. Zum Beispiel werden die meisten atheistischen Forscher Ihnen sagen, dass übernatürliche Ereignisse in der Bibel – wie etwa Wunder – nicht wirklich stattgefunden haben.

Das sagen sie aber nicht, weil sie Belege für diese Schlussfolgerung haben - sie setzen einfach voraus, dass die biblischen Wunder nicht stattgefunden haben, weil sie auch ein Vorurteil haben: das sogenannte antisupernaturalistische Vorurteil."

Alisa Childers, US-amerikanische Autorin und Sängerin der christlichen Band ZOEgirl. 


Childers, A. (2021, Mai 20). Ankern: Eine Verteidigung der biblischen Fundamente in postmodernen Gewässern (3. Aufl., S. 144). Fontis.​

"Im ... eben beschriebenen leeren Raum, können die modernen Theologen sich überhaupt nicht mehr vorstellen, dass der Begriffsinhalt, der durch das Wort Gott angedeutet wird, sich auf irgendeine wirkliche und wahre Substanz beziehen könnte.


Alles, was sie haben, ist eine semantische Antwort auf Grund einer Assoziation … eben nichts als das philosophische Andere, das unendliche, unpersönliche Alles. ... Die modernen Theologen gebrauchen assoziationsreiche Wörter anstelle von definierten Wörtern - Wörter als Symbole …

Die Bibel sagt zunächst, dass am Anfang alle Dinge von einem persönlich-unendlichen Gott geschaffen wurden, einem Gott, der schon immer existiert hat. Alles, was ist, ist daher dem Wesen nach eher persönlich als unpersönlich. ...

Gott existiert - ein persönlicher Gott, der schon immer existiert hat. … Was er geschaffen hat, besitzt objektive Realität, somit besteht ein wirklicher, geschichtlicher Ablauf von Ursache und Wirkung. Es gibt eine wirkliche Zeit und es gibt ein wirkliches Ich.


In diesen geschichtlichen Rahmen hat Gott - nach dem Wort der Bibel - den Menschen in besonderer Weise, nämlich nach seinem eigenen Bilde geschaffen, hineingestellt. …

Wenn wir den wesensmäßig persönlichen Ursprung der Welt verwerfen, welche Alternative bietet sich uns dann an? An dieser Stelle muss ganz deutlich gesagt werden, dass es in diesem Fall keine andere, letzte Antwort gibt als die, dass der Mensch ein Produkt des Unpersönlichen, plus Zeit, plus Zufall ist. …

 

Die Aussage der Bibel aber, dass der Mensch nach dem Bilde eines persönlichen Gottes geschaffen ist, gibt uns einen Ausgangspunkt. … Dies steht im totalen Gegensatz zu anderen Systemen, in denen der Mensch von sich selbst ausgeht. ...

Die Tatsache, dass der Mensch gefallen ist, bedeutet nicht, dass er aufgehört hat, Gottes Bild zu tragen. Er hat nicht aufgehört, ein Mensch zu sein, weil er gefallen ist.

Trotz seines Falles kann er lieben. Es wäre ein großer Irrtum zu sagen, dass nur ein Christ lieben könne. Auch ein nichtchristlicher Maler kann immer noch Schönheit malen. Und weil sie diese Dinge immer noch tun können, offenbaren die Menschen, dass sie Träger des Bildes Gottes sind. Oder, um es anders auszudrücken, sie erweisen damit ihr einzigartiges Menschsein als Menschen.

So ist es wirklich eine wunderbare Tatsache, dass der Mensch, der durch den Sündenfall so verdreht, so verdorben und verloren ist, immer noch ein Mensch bleibt. Er ist weder eine Maschine noch ein Tier, noch eine Pflanze geworden. Die Zeichen des Menschseins sind noch an ihm zu erkennen - Liebe - Verstand - die Frage nach dem Sinn des Lebens - die Furcht vor der Nichtexistenz.

Dies ist selbst dann der Fall, wenn sein nicht-christliches System ihn lehrt, dass diese Dinge gar nicht existieren. Durch diese Züge unterscheidet er sich vom Tier, von der Pflanzenwelt und von der Maschine."

Dr. h.c. multi. Francis A. Schaeffer, US-amerikanischer presbyterianischer Theologe und Autor.

Schaeffer, F. A. (1970). Preisgabe der Vernunft. Wuppertal: R. Brockhaus Verlag / Genfer Bibelgesellschaft. (7. Aufl. 1985).

Wenn man Pfarrer der Landeskirche werden möchte, muss man an der Universität Theologie studieren und … das bedeutet … man studiert Theologie mit Methoden, die man auch ohne Gott gut durchführen kann … die sogenannte historisch-kritische Methode oder Exegese. Dafür brauche ich Gott nicht … das ist erst einmal okay, aber dann sollte ich halt nicht den Anspruch haben, dass ich eine christliche Herangehensweise an die Bibel habe … wenn ich nur eine Methode habe, bei der von vornherein Gott als Autor der Bibel infrage gestellt bis abgelehnt wird.

Ich zeichne hier nur die groben Linien, aber mal ehrlich: Was soll da am Ende rauskommen, wenn … ich, so wie ich die Bibel jetzt auslegen soll, erst einmal davon ausgehe, dass es Gott nicht war oder der Heilige Geist, der die Schreiber inspiriert hat? Dann ist es für mich … eine atheistische Auslegungsmethode, also eine Auslegungsmethode, für die ich Gott nicht brauche. …
Natürlich kann man nicht alle Professoren über einen Kamm scheren. Es gibt tolle Professoren, aber die große Linie ist einfach so, und die hat sich in den letzten Jahrzehnten auch nicht geändert … wenn ich eine Herangehensweise an die Bibel habe, die Gott nicht braucht, dann kommt am Ende auch etwas raus, wo Gott keine Rolle spielt – zumindest nicht der biblische Gott. Wie man das dann nennen mag, das ist jedem überlassen …

Menschen kommen noch in die Kirche, weil sie eine geistliche Sehnsucht haben. In der Bibel steht, dass Gott die Ewigkeit, die Sehnsucht nach dem Ewigen, in unser Herz gelegt hat. Und Menschen suchen nun in der Kirche nach Antworten … und wenn sie jetzt alles Mögliche hören, aber nicht dieses Evangelium, diese freimachende Botschaft, dass Jesus für mich gestorben ist und auferstanden ist … machen wir uns als Kirche schuldig … dass wir eben dieses Evangelium nicht mehr predigen in dem Maße, wie wir es müssen.

Weißt du, über alles andere können wir reden. Wir können über Orgelmusik reden, wir können über den Talar reden, wir können über Kirchengebäude reden. Das ist aber alles sekundär, das spielt in untergeordnetem Maße eine Rolle. Diese geistliche Dimension, die ist für mich das Zentrum, und ich glaube, da hat die Kirche wirklich, wirklich Fehler gemacht und macht sie immer noch, …

Die Menschen haben eine Sehnsucht nach einem inneren Heilwerden, und das werden sie nur bei Jesus finden, nirgendwo anders – nirgendwo. Und das müssen wir wieder neu entdecken. Da bin ich überzeugt: Wenn wir das tun würden, würden wir wieder kraftvoll werden als Kirche. Und dort, wo es schon geschieht, da merkt man das auch.

[Transkript: Es gilt das gesprochene Wort]

Pfarrer David Brunner, Autor, Blogger, Pfarrer in der evangelischen Kirchengemeinde Wutachtal, Evangelische Landeskirche in Baden.

Brunner, D. (2024, Dezember 13). Landeskirche: Not & Chance – mit Pfarrer David Brunner [Video]. YouTube. Markus Voss DE – Mach dich #bibelfit! Abgerufen am 14. Dezember 2024, von youtube.com/watch?v=rvWktj8fjHg
 

 

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Pfarrer Dr. theol. Gerrit Hohage, Evangelische Landeskirche in Baden​​

Dr. theol. Gerrit Hohage: "Wir müssen darüber nachdenken, auf welchen Denkvoraus-setzungen unsere Theologie beruht. In der Philosophie der Aufklärung geht man zum Beispiel davon aus, dass Gott nicht in den Lauf der Welt eingreift.

Dieses Vorgehen wird auch als „methodischer Atheismus“ bezeichnet: Alle Geschehnisse werden durch natürliche Prozesse, also ohne Gott, erklärt. … Seit dem 18. Jahrhundert hat ein Großteil der Theologen in Deutschland diese Denkvoraussetzung übernommen – nicht alle, aber die meisten.

 

Sie praktizieren theologische Forschung methodisch so „etsi deus non daretur“ – als ob es Gott nicht gäbe. Man kommt dann zwangsläufig zu anderen Forschungsergebnissen. … Man redet nicht mehr von Gott, sondern nur noch von menschlichen Vorstellungen und Gottesbildern. 

Mit dem methodischen Atheismus kann keine reale Beziehung zu Gott entstehen. …


Bei vielen meiner Pfarrkollegen gibt es eine Spannung: zwischen dem, was sie im Studium gelernt haben, und der Sehnsucht, mehr zu glauben, wenn sie es denn könnten. Ich denke, dass wir Gott viel mehr zutrauen können, als wir es tun. …

Die Bibel sagt … : Gott greift in die Welt ein, und er offenbart sich in seiner Schöpfung, in seinem Wort und in der Person Jesu Christi. …


Die Theologie möchte gerne ihren Platz an den Universitäten behaupten. Dabei hat sie sich seit der Aufklärung immer mehr in die Defensive drängen lassen, indem sie sich von deren Denkvoraussetzungen abhängig gemacht hat.. … Ich frage mich, ob diese Wissenschaft noch reformierbar ist."

Dr. theol. Gerrit Hohage, Autor, Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Gundelfingen, Evangelische Landeskirche in Baden.

​Hohage, G. (2024). Interview: Predigt die merkwürdigen Sachen! IdeaSpektrum, 22.2024, S.16

 


"Oben ohne" - Theologie"

"Der Atheismus hat auch da seinen Platz gefunden, wo man ihn eigentlich nicht vermutet: An den theologischen Fakultäten. …

Wenn man systematisch mythologische Rede vermeiden wollte, musste man auch Gott als Person entmythologisieren und zum Beispiel durch „Liebe“ ersetzen. So kam es, dass man bist heute regelmäßig mit der Formel konfrontiert wird „Gott ist die Liebe“; das steht zwar im ersten Johannesbrief, aber als isoliertes Zitat funktioniert diese Formel als verheerender Theologie-Ersatz.


Denn wenn Gott in Wahrheit nichts weiter als „die Liebe“ ist, hat man seine Personalität und seinen „Charakter“, seine Widerständigkeit und sein Geheimnis aufgelöst. Ein solcher Gott ist kein Gegenüber mehr, das man mit „Du“ anreden kann, sondern er ereignet sich nur noch in der Begegnung von Menschen. Das Gesicht Gottes wird dann, wie man gesagt hat, nur (!) noch erkennbar als das Gesicht des anderen neben mir. … Der Atheismus in der Theologie leugnet Gott als personales Gegenüber."

Prof. Dr. Klaus Berger, 1974-2006 Professor für Neutestamentliche Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg.​

​Berger, K. (2007, September 22). Wider die „oben ohne“-Theologie. Die Tagespost.

 

 

"​Dies ist der wahre Sieg des Atheismus. Eines Atheismus, der seinen Namen nicht nennt; eines unwissentlich erobernden, unbeabsichtigten und sogar sich seiner selbst gar nicht bewussten Atheismus. Die vergangenen Kämpfe zwischen Gläubigen und Ungläubigen scheinen in weite Ferne gerückt zu sein. ...

Dass man noch immer von Gott, Allah, Jehova oder anderen spricht, ändert daran nicht das Geringste. Denn der Inhalt der Rede ist nicht mehr religiös, sondern politisch, soziologisch, psychologisch. ...

Vielleicht liegt hierin die große Wende des Jahres 2000: im Konsens, der sich abzuzeichnen scheint, die Gottesfrage zu verdunkeln. Gewiss sind die Religionen nicht tot; einige scheinen sogar erneut aggressiv zu werden. Aber der Inhalt dieser Religionen hat sich weitgehend säkularisiert. In den Reden der Religiösen ist Gott immer weniger gegenwärtig; man spricht vor allem von der Erfüllung des Menschen, von innerem Gleichgewicht, von einer Suche nach heiterer Gelassenheit, oder aber vom Streben nach einem Ideal gegenseitiger Hilfe und Solidarität auf horizontaler Ebene. ... 

In alledem ist Gott immer abwesender. ... Auf diesen Schleichwegen ist der Unglaube in die heutige Gesellschaft eingedrungen. Nicht durch eine direkte Konfrontation wie im letzten Jahrhundert, einen Zusammenstoß, der die Positionen auf beiden Seiten nur verhärten kann, sondern durch ein Fortscheiten von innen her, das schließlich den transzendenten Inhalt des Glaubens zerfressen und eine leere Hülse zurückgelassen hat ... von einem Glauben an Gott, dessen Gestalt unerbittlich verblasst."

 

Georges Minois, französischer Historiker.

 

(Minois, G., 2000, Januar 1. Geschichte des Atheismus: Von den Anfängen bis zur Gegenwart, 1. Auflage, S. 657 f. Weimar: Hermann Böhlaus Nachf.)

Filmzitat - Woody Allen (2012)

 


"Leute, die an nichts mehr glauben, stellen die Behauptung auf, dass der christliche Glaube nichts ist.

Mit Hilfe dieser Kongruenzbehauptung wird von ihnen der Berechtigungsnachweis geführt, dass sie weiter ihre Gehälter den Christen aus der Tasche ziehen können - als Pastoren in einer evangelischen Kirche oder als Professoren theologischer Fakultäten, die ihre Existenz lediglich dem Gegebensein von Kirche verdanken."

Prof. Dr. theol. Eta Linnemann, Ev. Theologin u. Autorin, 1986-1991 Lehrauftrag an der Theologischen Hochschule der Indonesischen Missionsgemeinschaft in Batu, 1972-(1986) Professorin für Evangelische Theologie an der Pädagogischen Hochschule Braunschweig, 1971-1972 Honorarprofessorin für Neues Testament an der Philipps-Universität Marburg.

 


"Ich wäre schon dankbar, wenn ich auf Kirchenvertreter treffen würde, die glaubwürdig verkörpern, dass sie glauben."

Giovanni di Lorenzo, Autor, Chefredakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT, Mitherausgeber des Berliner Tagesspiegels.​

Lorenzo, G. (2008, April 15). „Zeit“-Chefredakteur vermisst kirchliche Vorbilder. Abgerufen 2008, von evlka.de, epd Niedersachsen-Bremen.

 


"Die Menschen haben sich ... von unseren Kirchen getrennt, weil sie das Zeugnis der Zeugen nicht überzeugend fanden"

Helge Klassohn, Ev. Theologe, 1994-2008 Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts.

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Klassohn, H. (2007, April 27). „Umkehr zu Gerechtigkeit und Menschenwürde“ - Synodenbericht des Kirchenpräsidenten. Landessynode Dessau, Evangelische Landeskirche Anhalts.

 


"Es ist verwunderlich, dass man sich bisher die Unvermeidbarkeit des Konflikts zwischen der herrschenden Theologie und der Gemeindefrömmigkeit kaum klargemacht hat."

Pfarrer Dr. Reinhold Lindner, Ev. Theologe.​

​Lindner, R. (1971, März 15). Streit in der Kirche: Über Gegensätze zwischen konservativen und progressiven Kräften in der evangelischen Kirche. Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Information Nr. 45, Stuttgart III/1971, S. 5.​

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"Verbindliche Glaubenssätze sind symbolisch-gleichnishaft und nicht wortwörtlich zu verstehen. Dann passen sie mit dem Wahrheitsbewusstsein zusammen."

Pfarrer Dr. Andreas Rössler, 2004-2012 Schriftleiter der Zeitschrift „Freies Christentum. Auf der Suche nach neuen Wegen“.

Rössler, A. (2001). Undogmatisches Christentum: ein Ideal im Konflikt mit der Wirklichkeit. Vortrag bei der IARF-Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll.

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"Der (spät)moderne Experte übt das Amt eines Priesters aus, der die Menschen mit symbolisch besetzten „Antworten“ auf das Rätsel ihres Daseins speist (vgl. hierzu: J. Hoff: Spiritualität und Sprachverlust, Paderborn u.a. 1999).

Das religiöse Zersetzungspotential derartiger „Expertenreligionen“ ist weniger offenkundig als im Falle des klassischen Atheismus.
Doch es erweist sich als umso wirkungsvoller, je mehr sich das Erscheinungsbild der alten Religion an dasjenige austauschbarer Expertenkulturen angleicht und die Kirche der Entwertung ihres „symbolischen Kapitals“ bereits aus eigenem Antrieb zuarbeitet."

Prof. Dr. Johannes Hoff, römisch-katholischer Theologe u. Philosoph, seit 2020 Professor für Dogmatik am Institut für Systematische Theologie der Universität Innsbruck.

​Hoff, J. (2004, Juli 15). Das Verschwinden des Körpers: Eine Kritik an der „Wut des Verstehens“ in der Liturgie. Mohr Siebeck.

 

"Wir brauchen keine Elitekirchen mit abgehobenem Führungspersonal, sondern echte Seelsorge-Kirche für die Menschen."


Hendrik Wüst, Rechtsanwalt, seit 2021 Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen.​

Wüst, H. (2023, Dezember 23). Wüst definiert Obergrenze für Migration neu. Brauchen auch die Kirchen eine Zeitenwende? Bild am Sonntag. Abgerufen am 26. September 2024, von bild.de/politik/inland/politik-inland/brauchen-asylgipfel-mit-dem-kanzler-wuest-definiert-obergrenze-fuer-migration-ne-86532484.bild.html


"Expertenreligionen sind typischerweise das Produkt von Eliten, die sich als Geistesaristokratie begreifen."

Prof. Dr. Jürgen Renn, Wissenschaftshistoriker, seit 2006 Honorarprofessor für Wissenschaftsgeschichte an der Freien Universität Berlin, Direktor am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie in Jena.

Renn, J. (2005, Mai 28). Albert Einstein – Wissenschaft als Lebensorientierung. Vortrag auf dem 30. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover.​

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"Es geht "um Religion, die nur durch das Nadelöhr der Wissenschaft zugänglich wird, freilich einer Wissenschaft, die sich nicht durch ihren jeweiligen Wissensstand, sondern durch methodische Wissenssuche definiert."

​​Frankfurter Allgemeine Zeitung. (1996, Januar 2). Vermutungen über das Rätsel: Charles S. Peirce versöhnt Pragmatismus und Religion. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 1, S. 26.

 

"Mein Großvater predigte das Evangelium Christi. Mein Vater predigte das Evangelium des Sozialismus. Ich predige das Evangelium der Wissenschaft."

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Prof. Sir Richard Arman Gregory, Professor für Astronomie am Royal College of Science in London, 1919-1939 Herausgeber der  wissenschaftlichen Zeitschrift Nature.

Gregory, R. (1952). Epitaph-Inschrift. Abgerufen 2010, von www2.hu-berlin.de/religion/dokumente/pr181.doc

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"Gott ... als »Sprachereignis«, als die in religiöser Rede geschehende Selbsttranszendenz des Menschen. ... Gott als offene Zukunft des Menschen, Gott als Sinn seines Daseins, das wird zur schönen, aber leeren Formel"

Prof. Dr. Robert Spaemann, Professor für Philosophie, 1972-1992: Ludwig-Maximilians-Universität München, 1968-1972: Technische Universität Hannover, 1962-1968: Universität Stuttgart.​

Spaemann, R. (1969). Was ist das eigentlich – Gott? Die Bücher der Neunzehn, Band 119.

 

"Das Reich Gottes besteht nicht durch die Worte, mit denen man davon erzählt, es lebt durch die Kraft Gottes."​ 

1. Korinther 4, 20

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​"Wir fühlen, dass selbst, wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind."

Prof. Ludwig Wittgenstein,  Philosoph, Professor für Philosophie an der University of Cambridge.​

​Wittgenstein, L. (1918). Tractatus logico-philosophicus. In C. K. Ogden & F. P. Ramsey (Hrsg.), Es gibt keine Ordnung der Dinge a priori, Satz 6.52. Kegan Paul, Trench, Trubner & Co. (1922). Digitalisat abgerufen 2023, von wittgensteinproject.org​

Ludwig Wittgenstein, Philosoph (1947)

„Ludwig Wittgenstein“ von Wittgensteinienne ist markiert mit Public Domain Mark 1.0.

 


"Jetzt aber, wo mit jedem Tage klarer wird, dass die Krisis der Religion … von innen, nicht von außen kommt … jetzt ist es wohl an der Zeit, die Hauptaufmerksamkeit von außen nach innen, auf den Krebsschaden im Innern unserer »Innerlichkeit«, auf die Pseudochristlichkeit und Ungeistigkeit unserer modernen Theologie und Religion zu werfen."

Prof. Dr. Emil Brunner, evangelisch-reformierter Schweizer Theologe, 1924-1953 Professor für Systematische und Praktische Theologie an der Universität Zürich.

Brunner, E. (1928). Die Mystik und das Wort. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1976.

"Die historische Methode beruht auf der Voraussetzung, dass die Erforschung geschichtlicher Phänomene sachgemäß nur unter Berücksichtigung ihres Kausalzusammenhangs, ihrer Wechselbeziehungen und ihrer Analogien erfolgen kann.

Ihre Arbeitsweise folgt dem methodischen Atheismus der neuzeitlichen Wissenschaft ... Die historische Methode verweigert eine Antwort auf die religiöse Wahrheitsfrage und kann nur verschiedene Wahrheitsansprüche registrieren und miteinander vergleichen."

Prof. Dr. Gerd Lüdemann, Autor, 1983-1999 Professor für Neues Testament und 1999-2011 für Geschichte und Literatur des frühen Christentums an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen.​

Lüdemann, G. (2008, September 20). Vertrag von Staat und Kirche, Ketten des Dogmas. Frankfurter Rundschau.

"Unglaube ist der erste Schritt zur Philosophie."

Denis Diderot, französischer Abbé (kirchlicher Titel), Schriftsteller, Übersetzer, Philosoph, Aufklärer, Literatur- und Kunsttheoretiker.

Diderot, D. (1784, Juli 31). Letzte Worte. Abgerufen am 12.08.2024, von de.wikiquote.org/wiki/Denis_Diderot

"Die atheistische Theologie und ihren … in die menschliche Subjektivität eingesperrten Religionsbegriff … dass die evangelischen Fakultäten der Wahrheitsfrage ausweichen, die Gottesfrage begraben und die Religion „aus der Welt erklären“. …

Die atheistische Methode sei die einzig wissenschaftliche: „Wir wollen die Welt (mit Einschluss der Religion …) aus der Welt erklären“; d.h. „wir wollen sie erklären aus den im Weltprozess liegenden Kräften ohne Zuhilfenahme eines Gottesgedankens“. Das sei heute in allen Arbeitszweigen der Wissenschaft einzig und allein das Leitmotiv, also auch in der Theologie. …

Wer alles Geschehen, Jesu Gottessohnschaft … „aus der Welt erklärt“, der ignoriert Gott nicht, sondern negiert ihn. Die Erinnerung an Gott wird hier nicht nur zeitweilig aus dem wissenschaftlichen Denken ausgeschaltete, etwa im Interesse der Erzeugung einer reinen, echten Beobachtung, sondern endgültig ausgeschlossen.

Es wird zum wesentlichen Merkmal der Theologie, dass sie für Gott blind sei. „Die wissenschaftliche Methode“ sagt Paul Jäger, „ignorant deum, weiß nichts von ihm.“
Diese Blindheit für Gott soll natürlich nur innerhalb der wissenschaftlichen Funktion das Merkmal des Theologen sein; er hat sie nicht auch als religiöser Mensch. Der letztere behält sich seine Frömmigkeit abseits von seiner Wissenschaft vor. …

Das ist der alte, scharfzackige Dualismus, den wir von Kant, Jakobi, Schleiermacher, Fries usw. her kennen: der heidnische Kopf und das fromme Herz, die atheistische Wissenschaft und die religiöse Stimmung usw. usw. …
Der Dualismus, den er uns empfiehlt, hat folgende Form: Als Theologen erklärt ihr die Religion aus der Welt; als religiöse Menschen betrachtet ihr sie als Beziehung zu Gott; ihr habt als Theologen zu beweisen, was ihr als Christen verneint, als fromme Leute zu bejahen, was ihr als Theologen bekämpft. …

Jäger gibt uns den freundlichen Rat, „die Entschlossenheit zu haben, aus der Universität auszutreten“, da wir uns mit der atheistischen Stimmung in derselben nicht im Einklang befinden. …

Wenn es einmal wirklich dazu kommt, dass unsere Studenten das Neue Testament nur so lesen wie Homer und unsere Exegeten es erklären wie Homer mit entschlossener Ausstoßung jedes aus Gott gerichteten Gedankens, dann ist es mit den theologischen Fakultäten vorbei.


Jäger fürchtet von seiner Methode keinen Verlust: Atheistisch sei ja … nur die Methode der wissenschaftlichen Arbeit, nicht die persönliche Stellung des Arbeiters. … Wie soll Zweiseeligkeit vermieden werden, wenn in einer und derselben Persönlichkeit der Theologe und der Christ in unversöhnlichem Hader gegeneinander stehen? …


Natürlich muss auch Kant als Tröster dienen: die Wissenschaft habe es ja nur mit der „Erscheinung“ zu tun, nicht mit dem „Wesen“ … „Alles nur Phänomen!“ … vom Theologen, der den religiösen Vorgang zuerst atheistisch erklärt und hernach sagt:
„Bitte nur die Erscheinung habe ich erklärt; über das Wesen könnt ihr denken was ihr wollt“ … wenn die evangelischen Fakultäten zwar noch „Religion“ kennen, aber von keinem Gott mehr wissen, und die katholischen Kollegen es allein sind, die die Gottesfrage stellen."

Prof. Dr. Adolf Schlatter, Schweizer evangelischer Theologe, Professor für Neues Testament und Systematik an den Universitäten Bern, Greifswald, Berlin und Tübingen. 

​Schlatter, A. (1905). Atheistische Methoden in der Theologie. Eine Auseinandersetzung über “Das atheistische Denken der neueren Theologie” von Paul Jäger. R. Brockhaus Verlag Wuppertal.

"Evangelisch die Bibel zu lesen bedeute, sie kritisch zu lesen."

Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh, 2014-2022 Landesbischof der Evangelischen Kirche in Baden, 2001-2009 Direktor des Predigerseminars der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.

Cornelius-Bundschuh, J. (2007, September 26). IdeaSpektrum, 39/2007, S. 7.

"Welche Bibel meinen wir denn überhaupt? Das von unserer Kritik gnädig übrig gelassene Gerippe theologischer Allgemeinplätze oder das ewig gültige Wort Gottes?"

Peter Hahne, Ev. Theologe, Fernsehmoderator und Autor. 1992-2009 Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), 1999-2010 Stv. Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios Berlin.

Hahne, P. (2008, März). Suchet der Stadt Bestes, Werte wagen – für Politik und Gesellschaft. Johannis, S. 17.


"Wir wären schon einen riesigen Schritt weiter, wenn wir uns darauf verständigen könnten, dass wir es in der Bibel nicht nur mit Menschen, sondern auch mit Gott zu tun haben"

Erzbischof Prof. Dr. mult. Thomas Paul Schirrmacher, reformierter Theologe, Ethiker, Religionssoziologe u. Menschenrechtsexperte, seit 2016 anglikanischer Bischof, 2021-2024 Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz, Präsident des Internationalen Rates der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte.​​

​Schirrmacher, T. (2007, Juni 8). Kirchentag: Podiumsdiskussion zwischen Schirrmacher und Kuhlmann zur "Bibeltreue". Deutscher Evangelischer Kirchentag in Köln.


 

​"Du bist Gott, und ich bins nicht"

 

Nelson, Sefora (2023). Wenn mein Leben ein Bild wär [Album]. Gerth Medien.


"Wenn aber die Heilige Schrift nicht als Wort Gottes erkannt wird, dann rückt unweigerlich die jeweilige Situation und - nicht zu vergessen - die Autorität der Ausleger an die Stelle des Wortes Gottes."

Prof. Dr. Reinhard Slenczka, evangelisch-lutherischer Theologe, Professor für Systematische Theologie an der Universität Bern, Heidelberg u. Erlangen-Nürnberg.​

Slenczka, R. (1994, April). Die Autorität der Heiligen Schrift - Grund und Grenze kirchlicher Vollmacht. Vortrag beim Theologischen Konvent der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in Erfurt.

​"Du bist Gott, und ich bins nicht."

Sefora Nelson, deutsch-italienische Liedermacherin und Sängerin, Studium in Musik und Theologie in Chicago und Straßburg.

Nelson, S. (2023, August 18). Wenn mein Leben ein Bild wär [Album]. Gerth Medien.

"Nicht der hat Religion, der an eine heilige Schrift glaubt, sondern der, welcher keiner bedarf und wohl selbst eine machen könnte."

Prof. Friedrich Schleiermacher, evangelischer Theologe, Altphilologe u. Philosoph, 1810-1834 Professor für Theologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin.

​Schleiermacher, F. (1799). Über die Religion. Reden an die Gebildeten unter ihren Verächtern. Philosophische Bibliothek Bd. 255 Meiner Hamburg | Nachdruck 1970.

"Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne."

Prof. Dr. Immanuel Kant, Philosoph, 1770-1797 Professor für Logik und Metaphysik an der Albertus-Universität Königsberg.

Kant, I. (1788). Kritik der praktischen Vernunft (§ 7 Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft, S. 54). In H. D. Brandt & H. F. Klemme (Hrsg.), 1. Edition. Meiner Verlag, 2003.

 

"Immer mehr zu werden, was ich bin, das ist mein einziger Wille."

​Schleiermacher, F. (1800). Monologen. Nebst den Vorarbeiten. Herausgegeben von Friedrich M. Schiele. Erweitert und durchgesehen von Hermann Mulert. Meiner, 1980.

 

"Ich glaube an die unendliche Menschheit, die da war, ehe sie die Hülle der Männlichkeit und der Weiblichkeit annahm."

Schleiermacher, F. (1800). Idee zu einem Katechismus der Vernunft für edle Frauen. In K.-V. Selge (Hrsg.), Internationaler Schleiermacher-Kongreß Berlin 1984. De Gruyter, 1985.

"Gott war mein erster Gedanke,

die Vernunft mein zweiter,
der Mensch mein dritter und letzter Gedanke."

Dr. Ludwig Feuerbach, Philosoph und Anthropologe.

Feuerbach, L. (1841). Das Wesen des Christentums. Stuttgart: Reclam, 1994.

 


"Und wünsche nur, dass ich die... Aufgabe nicht verfehlt habe, ...

Sie aus Gottesfreunden zu Menschenfreunden,
aus Gläubigen zu Denkern,
aus Betern zu Arbeitern,
aus Kandidaten des Jenseits zu Studenten des Diesseits,
aus Christen, welche ihrem eigenen Bekenntnis und Geständnis zufolge‚

halb Tier, halb Engel sind,
zu Menschen, zu ganzen Menschen zu machen."

Dr. Ludwig Feuerbach, Philosoph und Anthropologe.

​Feuerbach, L. (1848). Vorlesungen über das Wesen der Religion. Boer Verlag; »Ludwig Feuerbachs sämtliche Werke«, 1903–1911 Edition, 2020.

"Der Mensch ist der Anfang der Religion, der Mensch der Mittelpunkt der Religion, der Mensch das Ende der Religion."

​Feuerbach, L. (1841). Das Wesen des Christentums. Stuttgart: Reclam, 1994.

 

"Der Mensch soll das Christentum aufgeben, dann erst wird er Mensch."

Feuerbach, L. (1804–1872). In: Die philosophische Hintertreppe: 32 große Philosophen in Alltag und Denken (1. Edition). Langen-Müller, 2023.

"Denn nicht Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, wie es in der Bibel heißt, sondern der Mensch schuf, wie ich im »Wesen des Christentums« zeigte, Gott nach seinem Bilde."

[Kurzform: "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde."]

​Dr. Ludwig Feuerbach, Philosoph und Anthropologe.

​Feuerbach, L. (1851). Vorlesungen über das Wesen der Religion. In Ludwig Feuerbachs sämtliche Werke (Zwanzigste Vorlesung, S. 241). Leipzig: Boer Verlag, 1903–1911 Edition, 2020.

 

"Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, dass der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei"

Dr. Karl Marx, Philosoph u. Gesellschaftstheoretiker, entwickelte die Theorien des Marxismus.

​Marx, K. (1844). Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. In Marx-Engels-Werke (MEW, Bd. 1, S. 385). Dietz Verlag.

 

"Am Ende steht der Mensch, der Gott für tot und die Wahrheit für abgeschafft erklärt hat, am Abgrund der Absurdität, zur Maschine degeneriert, funktioniere diese nun mechanisch oder biologisch."

Dr. Hans-Jörg Naumer, Promovierter Volkswirt.

​Naumer, H.-J. (2002, Dezember 16). Die Kulturkritik der besonderen Art. Rezension: Wie können wir denn leben?, von F. A. Schaeffer. Abgerufen am 10. August 2024, von amazon.de

"Der letzte heilige Wert ist das Ich. Alles andere ist Instrument, Mittel, Werkzeug zur Verwirklichung meines inneren Gleichgewichts. Dieser faktische Sieg des Atheismus ist nicht das Resultat irgendeines machiavellistischen Plans. Er folgt aus der kulturellen Gesamtentwicklung, die am Ende alle Werte verschlissen hat, einschließlich des einstigen höchsten Werts, Gott, nach dessen Existenz man nicht einmal mehr fragt. ...

Es gibt weder Gott noch Mensch, es gibt nur Ich, und dieses Ich muss man befreien, indem man alle Transzendenzen und alle Idole verwirft, ebenso die Idee einer Kommunikation mit dem Anderen, der unwiderruflich außer Reichweite ist. Die Konsequenz ist ein verzweifelter Nihilismus, eine Sackgasse. … Das Ich kann lediglich dem Schauspiel seiner eigenen Zerstörung beiwohnen. …
Die logische Folge des individualistischen Atheismus finden wir bei Keller, Schopenhauer, Hartmann: es ist der Wille zur Vernichtung."


Georges Minois, französischer Historiker für Kultur- und Religionsgeschichte.

 

​​​Minois, G. (2000, Januar 1). Die Geschichte des Atheismus: Von den Anfängen bis zur Gegenwart (1. Aufl., 657 f. u. S. 561 f). Weimar: Verlag Hermann Böhlaus Nachf.

​Copyright Thomas Plaßmann

 

 

"Seit je hat Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Aber die vollends aufgeklärte Erde strahlt im Zeichen triumphalen Unheils.

Das Programm der Aufklärung war die Entzauberung der Welt. Sie wollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen stürzen. … Schon der Mythos ist Aufklärung, und: Aufklärung schlägt in Mythologie zurück."

Prof. Dr. Max Horkheimer, Professor für Sozialphilosophie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Vertreter der Frankfurter Schule.

Prof. Dr. Theodor W. Adorno, Professor für Philosophie und Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Vertreter der Frankfurter Schule.

Horkheimer, M. & Adorno, T. W. (1947). Dialektik der Aufklärung. In T. W. Adorno (Hrsg.), Gesammelte Schriften (Band 3, 2. Aufl., S. 16, 19). Frankfurt am Main: Suhrkamp (1997). 
 


"Warum stört kaum jemanden, wie gnadenlos algorithmisch unsere Welt geworden ist, seitdem wir uns die Wirklichkeit nur noch mit wissenschaftlichen Modellen zurechtlegen? ...

 

Je häufiger ich mich von Algorithmen bestätigt fühle, je gnadenloser die Erkenntnis, dass vieles, was auf den ersten Blick aufregend und individuell erscheint, in Wahrheit von Feedbackschleifen reproduzierter Konformismus ist …

Wir sind vernetzt und versichert, die Timeline ist unter Kontrolle, aber die Rechnung geht nicht auf – etwas fehlt. … Wir … wagen nichts mehr zu denken, was größer ist als wir, was nicht weiter schlimm wäre, wenn da nicht diese Lücke, dieser Schmerz, diese Angst vor dem Sterben wäre. …

Wie mutig muss man sein, ohne Hoffnung auf Erlösung durch die Welt zu gehen? Wie tapfer, wenn man die Angst, über die niemand spricht, die aber doch jeder kennt, nicht lindern kann, indem man einen Psalm vor sich hin murmelt – »Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir«? 

Ich könnte das nicht, so stark bin ich nicht. Und dann spüre ich eben, dass die anderen es auch nicht sind, ja dass es eigentlich niemand ist, dass unsere Fixierung auf Rationalität und Technologie eine schmerzliche Lücke aufweist. Dazu kommt aber noch etwas anderes: Denn auch der ungläubige Mensch wird von Zweifeln beschlichen. Es ist sein Unglaube, an dem er zweifelt: Was, wenn es Gott doch gibt?"

Tobias Haberl, Buchautor, seit 2005 Redakteur der Süddeutschen Zeitung, hat Literaturwissenschaften in Würzburg und Großbritannien studiert.

Haberl, T. (2024, Oktober 2). Unter Heiden: Warum ich trotzdem Christ bleibe (1. Aufl., S.155, 263 u. 265 f.). btb Verlag.

"Augustinus und Luther … sprechen vom „In-sich-selbst-gekrümmten-Menschen“. In sich selbst gekrümmt – das heißt, dass man sich selbst anbetet, nur um sich selbst kreist und sich selbst liebt. Das hat dramatische Konsequenzen: Der Mensch, der in sich selbst gekrümmt ist, bleibt mit sich allein und bleibt es in alle Ewigkeit. Das ist die Hölle. Die totale Einsamkeit. Ohne Beziehung, ohne Gespräch, ohne Kommunikation.

Es bleibt die ewige Leere, der ewige Tod (Dan 12,2; Röm 6,23). Das wird man niemandem wünschen und für niemanden hoffen wollen. Vielmehr ist es der Wunsch, dass der Mensch aus der Selbstverkrümmung befreit und aufgerichtet wird – und das geschieht, wenn er Gottes Liebe empfängt und so befähigt wird, Gott und die Mitmenschen zu lieben. So kommt die Bestimmung des Menschen zur Erfüllung. ...

Weil Gott die Menschen liebt und aus ihrer Selbstverkrümmung herausreißen will, sendet er seinen Sohn in die Welt. Das ist die große Mission Gottes zur Erlösung der Menschen. Denn Gott will, dass „alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1Tim 2,4). 
Deshalb sollen alle Menschen das Evangelium hören und erfahren, dass sie geliebte Geschöpfe Gottes sind. Jesus, der von Gott gesandte Sohn Gottes, sendet nun seine Nachfolger und damit die Kirche in diese Welt. Deshalb sagt Jesus: „Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich euch“ ( Joh 20,21). …
Und was könnte es Besseres geben, als dass sie den kennenlernen, der sie von Herzen liebt?"

 

Prof. Dr. Stefan Schweyer, Professor für Praktische Theologie an der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule (STH) Basel.

Prof. Dr. Philipp Bartholomä, Professor für Praktische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule (FTH) Gießen.

Schweyer, S., & Bartholomä, P. (2023, März 3). Gemeinde mit Mission: Damit Menschen von heute leidenschaftlich Christus nachfolgen. Brunnen Verlag Gießen.
 


 


"Der moderne Mensch und die moderne Theologie gelangten durch ihren Versuch, allein vom Menschen auszugehen, an denselben Punkt wie der brillante deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche. In den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts behauptete er als erster im »modernen« Sinne, dass Gott tot sei, und er hatte sehr wohl verstanden, wo es die Menschen hinbringt, wenn sie dies sagen.

Wenn Gott tot ist, dann ist alles tot, für das Gott eine Antwort bedeutet oder dem Gott einen Sinn gibt. … Ohne den unendlich-persönlichen Gott kann der Mensch - Nietzsche weist darauf hin - nur noch »Systeme« konstruieren. …

Der Mensch kann irgendein Gebäude errichten, irgendeinen Rahmen abstecken, in welchem er lebt, sich völlig abkapselt und nicht darüber hinausschaut. ... Oder ein Wissenschaftler mag sich auf irgendein kleines Problem konzentrieren, damit er nicht an eine der großen Fragen denken muss … Oder es kann ebenso gut ein theologisches Spiel mit Wörtern innerhalb des Rahmens der existentialistischen Methodologie sein.

Zu diesem Punkt also kam der auf sich selbst bauende Mensch, und an diesem Punkt befindet er sich immer noch. ...

Paul Tillich (1886-1965) ... war einer der herausragenden neo-orthodoxen Theologen. Ein Student berichtete mir, dass Tillich, als er in Santa Barbara, Kalifornien, kurz vor seinem Tod gefragt wurde, ob er bete, geantwortet hat: »Nein, aber ich meditiere.«

Ihm blieb lediglich die Vokabel Gott, ohne die Gewissheit, ob es mehr gibt als nur diese Vokabel, oder ob dieses Wort mehr beinhaltet als nur den pantheistischen Pan-all-ismus. Die »Gott-ist-tot-Theologie«, die auf Tillich folgte, schloss folgerichtig, dass, wenn uns lediglich die Vokabel Gott bleibt, es keinen Grund gibt, weshalb wir nicht dieses Wort selbst durchstreichen sollten.

Für viele liberale Theologen (selbst wenn sie nicht behaupten, Gott sei tot) sind gewisse andere Dinge tot. Da sie die Tatsache ablehnen, dass Gott in der Bibel und durch die Offenbarung in Jesus Christus dem Menschen Wahrheiten mitgeteilt hat, die in klaren Sätzen ausgedrückt werden können, ist der Inhalt des Begriffes »Gott« tot und jegliches Wissen um die Existenz eines persönlichen Gottes ebenfalls.

Man hat damit nur noch religiöse Begriffe ohne Inhalt und die Gefühle, die durch gewisse religiöse Wörter hervorgerufen werden. Das ist alles."

Dr. h.c. multi. Francis A. Schaeffer, US-amerikanischer presbyterianischer Theologe und Autor.

 

Schaeffer, F. A. (1983). Wie können wir denn leben? (3. Aufl., S. 176, 178-179). Hänssler 1991.

 


"Guido Kalberer: Die Wiederkehr der Religionen heute muss ein Schock für einen Religionskritiker wie Sie sein. 

Dr. Michael Schmidt-Salomon: Nicht unbedingt, ich habe diese Entwicklung schon Anfang der Neunzigerjahre prognostiziert. Es war ersichtlich, dass die Säkularisierung kein linearer, sondern ein ambivalenter Prozess ist. Es gibt also nicht nur einen Trend weg von der Religion, sondern auch eine Bewegung hin zur Religion. 

In Westeuropa ist der Säkularisierungstrend allerdings stärker: Eine Umfrage in Deutschland zum Beispiel ergab, dass nur noch 23 Prozent der evangelischen Kirchenmitglieder an einen personalen Gott glauben – was immerhin eine Grundvoraussetzung dafür ist, um sich redlicherweise als Christ bezeichnen zu können. …
Die meisten Kirchenmitglieder sind bei genauerer Betrachtung Schein-Mitglieder, genauer gesagt: Taufschein-Mitglieder. Man hat sie als Säuglinge getauft, weshalb man sie religiösen Institutionen zurechnet. …

Kalberer: Wie ordnen Sie die Gläubigen ein, die wieder selbstbewusster zu ihrer Religion stehen?

Schmidt-Salomon: Parallel zum Säkularisierungstrend gibt es einen Trend zur Verschärfung religiöser Bekenntnisse. Entweder werden die Menschen konsequenter religiös oder konsequenter areligiös. Das erklärt, warum der aufgeklärte Protestantismus an Bedeutung verliert, während die evangelikalen Kirchen zulegen. 

Die akademische Theologie hat ihre Pointen verloren. Die Erlösungstat Jesu ist ohne Voraussetzung von Hölle und Teufel so packend wie ein Elfmeterschiessen ohne gegnerische Mannschaft. Wenn der Teufel zum Spiel gar nicht mehr antritt, wird die biblische Erzählung belanglos. 
Übrig bleibt ein «religiöser Dialekt», der fromm klingt, es aber nicht mehr so meint. Menschen, die wirklich glauben wollen, befriedigt das nicht. …

Der aufgeklärte Glaube verliert seine Funktion als Vermittlungsinstanz zwischen konsequentem Säkularismus und religiösem Fundamentalismus. Das ist, wie es scheint, ein unaufhaltsamer Prozess, den man nicht ignorieren sollte. …
Wir haben eine lasche Toleranz entwickelt, ein Beliebigkeitsdenken, dem alles gleichermaßen gültig erscheint. Erst langsam beginnen wir zu erkennen: Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht! …

Kalberer: Sehen Sie sich eigentlich als Atheisten? 

Schmidt-Salomon: Kommt darauf an, was man unter dem Begriff versteht. Ich empfinde es zum Beispiel nicht als kritikwürdig, wenn jemand sagt, er glaube an einen «unvorstellbaren Gott». Unvorstellbares kann existieren oder nicht – wie sollte man darüber vernünftig urteilen können? …
Vielleicht kann man es so zusammenfassen: Ich bin Agnostiker, zurückhaltend gegenüber dem «unvorstellbaren Gott» der Mystiker – und Atheist gegenüber dem «vorgestellten Gott» der Religionen. … 

Die Evolutionstheorie führt zu der Erkenntnis, dass wir Menschen eine ungeplante, vorübergehende Randerscheinung in einem sinnleeren Universum sind. Die religiöse Vorstellung, dass das ganze Universum für uns mühsam aufrecht gehende Primaten erschaffen wurde, lässt sich nur als Ausdruck eines kolossalen Größenwahnes bezeichnen. 

Alles deutet doch darauf hin, dass es nicht so war, dass «Gott» den Menschen nach seinem Ebenbilde erschuf, sondern dass wir uns unsere Götter nach unseren Ebenbildern erschaffen haben. …

In Anlehnung an Schleiermacher verstehe ich Mystik als «Sinn und Geschmack für das Unendliche». Wenn wir nachts in den Sternenhimmel schauen, bekommen wir einen Eindruck davon, wie unermesslich klein dieses Staubkorn im Weltall ist, das sich Erde nennt, und wie kurzlebig die biologische Gattung, der wir angehören. …

Unser «Ich», das uns so ungemein bedeutsam erscheint, ist in Wahrheit nur ein virtuelles Theaterstück, das von einem blumenkohlförmigen Organ in unserem Schädel inszeniert wird. Diese wissenschaftliche Perspektive ist anschlussfähig an christliche Mystiker wie Meister Eckart, an Vertreter des ZenBuddhismus, des Sufismus im Islam oder des Advaita-Hinduismus. …

Wir … glauben nicht mehr an ein Selbst, das als «unbewegter Beweger» durch die Welt geistert. Daraus lässt sich eine entspanntere Weltsicht ableiten. 
Kurz gefasst: Wer von seinem Selbst lassen kann, entwickelt ein gelasseneres Selbst. Und wer sich nicht mehr schuldig fühlen muss, der zu sein, der er ist, kann leichter daran arbeiten, der zu werden, der er sein könnte. 
Das sind Kernsätze meiner «gottlosen», humanistischen Philosophie. Ähnliche Gedanken findet man schon bei religiösen Mystikern – eine Parallele, die mich immer wieder fasziniert."

Dr. Michael Schmidt-Salomon, Philosoph, Autor, Mitbegründer u. Vorstandssprecher Giordano-Bruno-Stiftung.

Schmidt-Salomon, M. (2010, Dezember 28). Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht. Tages-Anzeiger Zürich. Abgerufen am 13.08.2025, von tagesanzeiger.ch/wer-fuer-alles-offen-ist-ist-nicht-ganz-dicht-827844163989s

 


"Für mich gilt der alte Satz der Atheisten: Gott existiert nicht, aber ich vermisse ihn sehr."

Dr. Paul Verhoeven, Promotion in Mathematik und Physik, niederländischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Filmproduzent.

​Verhoeven, P. (2009). Ich protestiere gegen die Schöpfung. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Abgerufen 2009, von faz.net​

"Gott fehlt uns. Ich glaube, wir vermissen Gott. Und wir sind verletzt. ... Die meisten Menschen sind einfach nur traurig, dass er nicht da ist. Dass er schweigt. Und dass man darum selber irgendwann stumm wird.

Ich habe ... langsam wieder zu sprechen begonnen. ...

Ich will mich nicht mehr entfernen von Gott."


Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin u. Schriftstellerin.

Magnis, E. M. (2012). Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung (6. Aufl., 24. Oktober 2014, S. 200 f.). Rowohlt Verlag, Hamburg.

"Der Unterschied – wie C.S. Lewis es gut herausgestellt hat – zwischen diesen mythologischen Göttern und Christus ist der, dass er auch historisch existiert hat … Christus als Person, die wirklich lebte …
Das Problem ist, dass ich das wahrscheinlich glaube, und ich bin über meinen eigenen Glauben erstaunt, ich verstehe das nicht. [weint] Ich habe einige Male erlebt, wie sich die objektive Welt und die Welt des Unsichtbaren berühren, synchron sind. Ich habe das oft in meinem Leben beobachtet, also kann man es nicht leugnen."


[YouTube-Video: Es gilt das gesprochene englische Wort.]

Prof. Dr. Jordan B. Peterson, kanadischer klinischer Psychologe, Sachbuchautor, 1997-2022 Professor für Psychologie an der University of Toronto.

Peterson, J. B. (2021, März 1). Jonathan Pageau im Gespräch mit Jordan Peterson: The perfect mode of being | Jonathan Pageau | EP 156 [YouTube-Video]. Abgerufen am 25. November 2024 von youtube.com/watch?v=2rAqVmZwqZM

"Er wollte, dass sie nach ihm fragen, dass sie sich bemühen, ihn irgendwie zu finden, obwohl er keinem von uns wirklich fern ist. Denn 'durch ihn leben wir, bestehen wir und sind wir'."

Apostelgeschichte 17,27-28 (NeÜ).
 

"Der HERR ist nahe allen, die ihn anrufen, allen, die ihn mit Ernst anrufen."

Psalm 145,18 (LUT)

"Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben."

Psalm 34,19 (LUT)
 


"Und dann beginnt man auch bei Feuerbach zu zweifeln, ob er nicht in Wirklichkeit bloß ein von den Christen enttäuschter Christ ist. Der Urvater des Atheismus redet den Christen – zu Recht – ins christliche Gewissen: 

»Die wahren Atheisten sind die heutigen Christen, die behaupten, an Gott zu glauben, aber genau so leben, als ob er nicht existiere; diese Christen glauben nicht mehr an die Güte, die Gerechtigkeit, die Liebe, d.h. alles, was Gott definiert; diese Christen, die nicht mehr an das Wunder, sondern an die Technologie glauben, die mehr Vertrauen in die Lebensversicherungen setzen als ins Gebet; die angesichts des Elends nicht mehr im Gebet Zuflucht suchen, sondern beim Vorsorgestaat.« 

Nicht weniger als anonymen Atheismus wirft Feuerbach also den Christen vor. Er freut sich nicht darüber, wie er eigentlich müsste, er wirft es ihnen tatsächlich vor. Doch warum? War Ludwig Feuerbach, der ursprünglich Theologie studieren wollte, in Wirklichkeit ein an seinem Idealismus verzweifelter »anonymer Christ«?"

Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz, Psychiater, Psychotherapeut, römisch-katholischer Theologe und Buchautor.

Lütz, M. (2007, September 21). Gott. Eine kleine Geschichte des Größten. München: Pattloch. 6. Edition, S. 236.

 


 

Manfred_Lütz

Dr. med. Dipl. theol. Manfred Lütz (2015)

Manfred Lütz (16749546356)“ von Christliches Medienmagazin pro ist lizenziert unter CC BY-SA 2.0.

Psalm 139

1 Ein Lied von David. HERR, du durchschaust mich, du kennst mich durch und durch. 2 Ob ich sitze oder stehe – du weißt es, aus der Ferne erkennst du, was ich denke. 3 Ob ich gehe oder liege – du siehst mich, mein ganzes Leben ist dir vertraut. 4 Schon bevor ich anfange zu reden, weißt du, was ich sagen will. 

5 Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine schützende Hand über mir. 6 Dass du mich so genau kennst, übersteigt meinen Verstand; es ist mir zu hoch, ich kann es nicht begreifen! 

7 Wie könnte ich mich dir entziehen; wohin könnte ich fliehen, ohne dass du mich siehst? 8 Stiege ich in den Himmel hinauf – du bist da! Wollte ich mich im Totenreich verbergen – auch dort bist du! 9 Eilte ich dorthin, wo die Sonne aufgeht, oder versteckte ich mich im äußersten Westen, wo sie untergeht, 10 dann würdest du auch dort mich führen und nicht mehr loslassen. 

11 Wünschte ich mir: »Völlige Dunkelheit soll mich umhüllen, das Licht um mich her soll zur Nacht werden!« – 12 für dich ist auch das Dunkel nicht finster; die Nacht scheint so hell wie der Tag und die Finsternis so strahlend wie das Licht. 

 

13 Du hast mich mit meinem Innersten geschaffen, im Leib meiner Mutter hast du mich gebildet. 14 Herr, ich danke dir dafür, dass du mich so wunderbar und einzigartig gemacht hast! Großartig ist alles, was du geschaffen hast – das erkenne ich! 15 Schon als ich im Verborgenen Gestalt annahm, unsichtbar noch, kunstvoll gebildet im Leib meiner Mutter, da war ich dir dennoch nicht verborgen. 16 Als ich gerade erst entstand, hast du mich schon gesehen.

Alle Tage meines Lebens hast du in dein Buch geschrieben – noch bevor einer von ihnen begann! 17 Wie überwältigend sind deine Gedanken für mich, o Gott, es sind so unfassbar viele! 18 Sie sind zahlreicher als der Sand am Meer; wollte ich sie alle zählen, ich käme nie zum Ende!  

23 Durchforsche mich, o Gott, und sieh mir ins Herz, prüfe meine Gedanken und Gefühle! 24 Sieh, ob ich in Gefahr bin, dir untreu zu werden, und wenn ja: Hol mich zurück auf den Weg, den du uns für immer gewiesen hast!


Psalm 139 (HFA)

Bild: Antarktisches Trockental. Der unbewohnte Kontinent Antarktika, „am äußersten Meer“, ist der südlichste und einsamste Ort der Erde, größer als Europa, mit 4.800 m hohen Gebirgen. 

 

Winsor, K. (2015, December 8). Looking east across dolerite sills: Antarctic Dry Valleys 2015. UMass Lowell Blog. Abgerufen am 26. September 2024, von blogs.uml.edu/antarctica-2015/

"Das Problem des Fundamentalismus besteht vor allem darin, dass er seinem Wesen nach eine Theorie intellektueller Verstocktheit ist und dem Aberglauben näher steht als der Theologie.

Der Fundamentalismus ist, wenn es um die Bibel geht, unbelehrbar, dialogunfähig und scheidet schon deshalb als ernsthafter Gesprächspartner für den alle paar Jahre in unseren Kreisen aufbrechenden Streit um das Schriftverständnis aus. …

Wo immer man auch anfängt, konkreter und ernsthaft über das fundamentalistische Verständnis biblischer Inspiration nachzudenken, wird der ganze Unfug dieser Theorie nur umso deutlicher und absurder, die keinen anderen Zweck hat, als sich gegen kritische Anfragen von vornherein zu immunisieren und sich in ein ideologisches Nirwana zu verabschieden. Eine Art Wahabismus des Christentums. …

Denn den Vater Jesu Christi für alles Morden und jede Bosheit verantwortlich zu machen, die in seinem Namen in der Bibel geschahen, hieße einen [Auslassung Insultation] zu verehren … So sind etwa die im Zusammenhang der „Landnahme" durch die Israeliten vollzogenen Vernichtungsorgien an den Kanaanäern (Jos 1-11) - gottlob - gar nicht geschehen. …

Auch die Überlieferungen der Erzväter Abraham, Isaak und Jakob, die kaum wirklich miteinander „verwandt" waren oder auch nur denselben Gott verehrten, verweisen historisch nicht auf die Zeit vor der Staatsgründung. …

Es kann noch nicht einmal als gesichert gelten, dass der salomonische Tempel wirklich dem Gott [Auslassung Gottesnamen] geweiht war. Vieles spricht dagegen, etwa die durchgängig El- oder Baalhaltigen Namen in Israel während [Auslassung Gottesnamen], der ursprünglich wohl ein midianitischer Kriegs- und Wettergott war, wurden nun auch die Eigenschaften aller anderen und einst neben [Auslassung Gottesnamen] verehrten Götter, zugeschrieben. …

So hat die Religionsgeschichte eine die Gewissen entlastende Funktion, indem sie religiöse Vorstellungen der Bibel kontextualisiert und damit auch relativiert. Ohne solche notwendigen Relativierungen wird der Glaube Ideologien aller Art empfänglich sein.

Darum dürfen wir als Theologinnen und Theologen die Bibel nicht allein den theologischen Laien überlassen, deren manchmal schlichte Schrifterkenntnis einer Ideologisierung der Bibel Tür und Tor öffnen und in die Tyrannis der Unkundigen münden kann."

Prof. Dr. theol. Kim Strübind (Mai 2008, Lehrstuhlverwalter Altes Testament - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, 1999 – 2002 Mitglied der Kirchenleitung des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland BEFG, Warum die Bibel (nicht immer) Recht hat. Auf dem Weg zu einem „Schriftverständnis“ zwischen Fundamentalismus und Religionsgeschichte, Zeitschrift für Theologie und Gemeinde (ZThG) − 13. Jahrgang 2008, Verlag der GFTP e.V., Hamburg, S. 32–44)

 


zeitzeichen: "Die historisch-kritische Methode macht aber auch alles sehr kompliziert. ... Kann ein Laie überhaupt noch ohne Anleitung durch einen Theologen oder die Benutzung eines wissenschaftlichen Diskussions die Bibel lesen?"

Peter Steinacker: "Lesen und Verstehen ist immer ein komplexer Vorgang. Deshalb sollten sich Bibelleser nicht von uns Theologen abschrecken lassen, unbefangen mit der Bibel umzugehen. Der Heilige Geist kann ihnen die Wahrheit erschließen."

zeitzeichen: "Das heißt, es gibt auch heute noch ein unmittelbares Verstehen der Bibel?"

Peter Steinacker: "Verstehen ist immer vermittelt. Aber es gibt einen legitimen, nichtwissenschaftlichen Zugang zur Bibel."

Kirchenpräsident Prof. Dr. Peter Steinacker (November 2005, Prof. Dr. Peter Steinacker ist seit 1993 Kirchenpräsident der Evangelischen Kirchen in Hessen und Nassau. Interview: "zeitzeichen", Berlin, Abgerufen 2005, von zeitzeichen.net)


 

"Du kannst fünf Abschlüsse in Theologie haben, aber trotzdem den Geist Gottes nicht haben. Vielleicht bist du ein großer Theologe, aber kein Christ, denn du hast den Geist Gottes nicht. …

Oft finden wir uns unter Gläubigen, alten und einfachen Menschen, die vielleicht nicht einmal die Grundschule beendet haben, aber die darüber besser sprechen können als ein Theologe, weil sie den Geist Christi haben.

Das müssen auch wir uns erbitten. Herr, gib uns eine christliche Identität, die, die auch du gehabt hast. Schenke uns deinen Geist. Schenk uns deine Weise des Denkens, des Hörens, des Sprechens: Schenk uns die Salbung des Heiligen Geistes."

Franziskus (Papst), Dr. Jorge Mario Bergoglio, Chemietechniker und römisch-katholischer Theologe, seit 2013 Papst Franziskus.

Franziskus (Papst), Bergoglio, J. M. (2014, September 2). Papstmesse: Es zählt der Geist, nicht der Theologieabschluss. Radio Vatikan. Abgerufen am 13.08.2024, von archivioradiovaticana.va/storico/2014/09/02/papstmesse_es_z%C3%A4hlt_der_geist,_nicht_der_theologieabschluss/ted-822922

 


"Eine mündige Gemeinde sollte sich nicht amtskirchlich bevormunden lassen."

"Parzany wendet sich gegen die Entmündigung der Laien in der Kirche, denen von Hauptamtlichen vorgegeben werde, wie sie die Bibel bibelkritisch zu verstehen hätten."

Pfarrer Ulrich Parzany / idea (2005, Theologe, Reformationsfeier Pforzheim, Abgerufen 2005, von idea.de)

 

"In ihrem Bemühen, die ideale Ordnung der Urgemeinde wiederherzustellen, erweisen sich Fundamentalisten als Reformatoren religiöser Praktiken und Autoritätsstrukturen. Gestützt auf eine bemerkenswerte Mobilisierung religiöser Laien bildet sich eine neue Schicht von Predigern und Geistlichen heraus. ...

Max Weber hat einst den religiösen Laienrationalismus als ein zentrales Element in Prozessen ethischer Rationalisierung identifiziert. Wenn er Recht hat, dann könnte die Mobilisierung religiöser Laien den interessantesten und auf Dauer kulturell folgenschwersten Aspekt der fundamentalistischen Erneuerung der Religionen darstellen."

Prof. Dr. Martin Riesebrodt (1. Dezember 2003, Soziologe, Martin Riesebrodt: Die fundamentalistische Erneuerung der Moderne - Fundamentalismus als Mobilisierung religiöser Laien, in: Kilian Kindelberger (Hrsg.): Fundamentalismus. Politisierte Religionen. Brandenburgische Landeszentrale für Politische Bildung, Potsdam 2004, S. 22 f.)

 


"Das Urchristentum hat seine Lehre auch nicht „demokratisiert", sondern die Verantwortung dafür Aposteln, Propheten und Lehrern übertragen, was eine frühe Spezialisierung in den Gemeinden voraussetzt. …

Älteste gerieren sich gerne als „religiöse Experten" der Gemeinde, auch wenn sie es de facto nicht sind, und den Pastorinnen und Pastoren sowohl hinsichtlich ihrer theologischen Kompetenz als auch ihrer pastoralen Berufserfahrung in professioneller Hinsicht gar nicht ebenbürtig sein können - dies betrifft besonders Fragen der Lehre und der Auslegung der kirchlichen oder gemeindlichen Traditionen.

Hinter der hybriden Annahme, Älteste seien eine Art Pastorinnen und Pastoren „nur ohne theologische Ausbildung", verdeckt eher die Probleme, als sie zu lösen. Hinter einer solchen Annahme verbirgt sich der Stolz einer Laienkirche, die das theologische und seelsorgerliche Amt und die dafür erforderliche Professionalität traditionell unterschätzt. …

Für Fundamentalisten ist die Bibel nicht geschrieben, sondern für Menschen, die sich nach Immanuel Kant nicht scheuen, „sich ihres Verstandes ohne Hilfe (oder besser: Bevormundung) anderer zu bedienen"."

Prof. Dr. theol. Kim Strübind (Mai 2008, Lehrstuhlverwalter Altes Testament - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Warum die Bibel (nicht immer) Recht hat. Auf dem Weg zu einem „Schriftverständnis“ zwischen Fundamentalismus und Religionsgeschichte, Zeitschrift für Theologie und Gemeinde (ZThG) − 13. Jahrgang 2008, Verlag der GFTP e.V., Hamburg, S. 32–44)

 

"Wenn du jemanden als Fundamentalisten bezeichnest, brandmarkst du ihn. „Die sind nicht zurechnungsfähig. Die sind nicht integrierbar. Jedes Gespräch ist sinnlos." 

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2022). Menschen mit Mission: Eine Landkarte der evangelikalen Welt (1. Aufl., S. 239). Witten: SCM R. Brockhaus.

 


"Der Baptistenpastor Dr. Kim Strübind … bezeichnete manche angeblich bibeltreue Überzeugungen als »kollektive Verdummung«."

portal-oncken.de (7. Oktober 2005, Jahrestreffen der Gesellschaft für Freikirchliche Theologie und Publizistik (GFTP) in Berlin, Was heißt heute bibeltreu? Freikirchliche Theologen gegen »kollektive Verdummung«. www.portal-oncken.de/news/newsarchiv.php?lfdnr=1582, Stand 7. Oktober 2005)

 


"Fundamentalistische Christen ... Wir können über diese Menschen lachen, aber wir sollten sie nicht abweisen. Dass ihr Glaube schwachsinnig ist, bedeutet nicht, dass sie eine Randerscheinung sind."

Schulbuch Crossover 2 - Englischbuch 12./13. Schuljahr

Schulbuchverlag Cornelsen. (2009, Februar). Crossover 2 - The New Edition 12./13. Schuljahr (Band 2). Berlin: Schulbuchverlag Cornelsen, 1. Auflage.

 


"Ziehen Sie also mit mir in die letzte Schlacht zwischen Intelligenz und Dummheit." 

William „Bill“ Maher (März 2009, Schauspieler, Schriftsteller und Fernsehproduzent, Bill Maher über Religulous. Religulous – man wird doch wohl Fragen dürfen. Abgerufen 2009, von religulous.centralfilm.de)

 


"Vieles an der biblischen Überlieferung ist heute wunderlich und geradezu peinlich. Wir brauchen nur ... an die strikte Verurteilung homosexueller Praktiken, an die legendären Ausschmückungen der Weihnachts-, Oster- oder Himmelfahrtsgeschichten, an die vorwissenschaftlichen Schöpfungserzählungen, an Brutalitäten und Menschenrechtsverletzungen im Namen Gottes (z. B. bei der „Landnahme“) und die schier unüberwindliche Schwierigkeit, biblische Erzählungen und historische Ereignisse in Einklang zu bringen.

Eine Kirche die heute „aggiornamento“ sagt, muss deshalb Antwort geben können, ob und wie biblische Verankerung und moderne Wissenschaft in Übereinstimmung gedacht werden können.

Es ist doch kein Zufall, dass heute (!) besonders in bibelfesten und sogenannten „bibeltreuen“ Kreisen der Kampf gegen Evolutionstheorie, Frauenemanzipation und Bibelwissenschaft wieder so heftig entbrannt ist. … Der Weg des Fundamentalismus scheidet aus!"

Pastor Dr. theol. Dietmar Lütz (Mai 2008, Pastor Oncken-Gemeinde Hamburg, 1996 - 2006 Freikirchen-Referent und Geschäftsführer des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg, 2000 – 2007 Beauftragter der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) am Sitz der Bundesregierung, "Aggiornamento" − Aufbruch ins Heute. Kirche im 21. Jahrhundert, Zeitschrift für Theologie und Gemeinde (ZThG) − 13. Jahrgang 2008, Verlag der GFTP e.V., Hamburg)

 

"Wer heute noch Menschen für den christlichen Glauben gewinnen will, kommt nicht darum herum, scheinbar unzumutbare Glaubensinhalte über Bord zu werfen, um das Evangelium etwas „genießbarer“ zu machen. Doch gibt es dazu wirklich keine Alternative?

Das Neue Testament setzt hier deutlich andere Akzente: Christen sind dazu berufen, anders zu leben (und nicht angepasst), dabei aber sichtbar zu sein (und nicht weltabgewandt). Sie werden aufgefordert, sich „nicht der Welt gleichzustellen“ (Röm 12,2) und gleichzeitig „unter den Menschen, die Gott nicht kennen“, das Evangelium sichtbar und glaubwürdig zu verkörpern (1Petr 2,12). 

Schon Jesus war beides wichtig: Er beschreibt seine Nachfolger bildhaft als „wirksames“ Salz und als „sichtbare“ Lampen (Mt 5,13-16). Der natürliche Lebensraum christlicher Gemeinschaften befindet sich aus neutestamentlicher Perspektive ausdrücklich in diesem Spannungsfeld zwischen Kontrast und Kontakt, zwischen Andersartigkeit und Sichtbarkeit. 


Das heißt: Weder die unkritische Anpassung an kulturelle Denk- und Verhaltensmuster noch ein sektenhafter Rückzug hinter die eigenen Gemeindemauern werden dem gerecht, was die Kirche eigentlich sein soll. Aus der praktisch-theologischen Forschung können wir zeigen, dass die Infragestellung theologischer Kernwahrheiten der missionarischen Wirksamkeit mehr schadet als hilft, dass umgekehrt ein klarer theologischer Kompass die Außenwirkung verstärkt."

Prof. Dr. Stefan Schweyer  [Staatsunabhängige Theologische Hochschule STH Basel] u. Prof. Dr. Philipp Bartholomä [Freie Theologische Hochschule Gießen] (3. März 2023, Gemeinde mit Mission: Damit Menschen von heute leidenschaftlich Christus nachfolgen, Brunnen Verlag Gießen)

"Der „Kirche des Wortes“ ist die Bibel als Wort Gottes verloren gegangen. Genauer gesagt: Die Evangelische Kirche hat sich von der „Heiligen Schrift“ entfernt und betrachtet sie aus kritischer Distanz als ein altes Buch unter vielen anderen."

Pfarrer Wolfgang Sickinger (28.07.2005, Kirche ohne Bibel?)


"Die Evangelien sind … Nacherzählungen etwa 40 bis 70 Jahre nach den Ereignissen. … Historisch verbürgt ist im Detail aber nichts."

Vizepräsident Dr. Thies Gundlach (17.03.2004, Vizepräsidenten des Kirchenamtes der EKD, "Das sind die Hollywood-Bilder von Jesus", Interview mit der taz, Abgerufen am 7. August 2024, von taz.de/Das-sind-die-Hollywood-Bilder-von-Jesus-sagt-Thies-Gundlach/!774910/)

 


"Die Passion des biblischen Jesus entspricht nicht der wirklichen Geschichte, sondern wurde aus dem Alten Testament zusammenfabuliert. ...

Das wichtigste Ergebnis der dogmatisch ungebundenen Bibelkritik des 19. und 20.Jahrhunderts ist die Erkenntnis der Nichtidentität des Jesus von Nazareth mit dem biblischen und kirchlichen Christus."

Dr. Karlheinz Deschner (Historiker) 

"Deschner hat sich informiert. Er wird sich auf nichts einlassen als: Information"

Prof. Dr. Hans Conzelmann (1915 - 1989, Theologe, Neutestamentler)

 


"Den Theologen kann man nichts falsch machen."

Rudolf Augstein, Journalist, Verleger u. Publizist. 1947-2002 Gründer und Herausgeber: Der Spiegel.

Augstein, R. (1972). Jesus Menschensohn. 3. Aufl. 2003, S. 98, Rowohlt)

"Die Grundannahme des "Priesterbetruges", die bei uns seit dem Hamburger Philosophen Hermann Samuel Reimarus (1694-1768) herrscht und behauptet:
Jesus sei einfach ein guter Mensch gewesen, alles andere hätten Kirchenleute hinzugedichtet.

Seitdem kämpft die aufgeklärte Exegese gegen die Kirche. Ziel ist zu zeigen: Die Priester (bzw. Kirchenvertreter) sind Lügner und Betrüger.

 

Das gipfelt nun in neuesten amerikanischen Forschungsthesen, die besagen: Vielleicht gibt es überhaupt kein echtes Jesus-Wort. Solche Aussagen gelten als flott, sind aber völlig willkürlich."

Prof. Dr. Klaus Berger (Dezember 2004, Theologe, Idea-Interview mit dem Neutestamentler Klaus Berger in Heidelberg, Abgerufen 2004, von idea.de)

"Heftige Kritik übt Berger [Prof. Dr. Klaus Berger] an einem historisch-kritischen Schriftverständnis, bei dem Bibelkritik zum Instrument von Kirchenkritik gemacht werde. Es gebe keinen sichereren Weg, den Glauben zu verlieren, als das Studium dieser Methode. Diese Exegese finde immer heraus, „dass angeblich alles das nicht stimmt, was wir glauben“."

idea (19.10.08, Exegeten haben die Bibel „zum Steinbruch gemacht“, idea.de)

 


"Den Inhalt der Bibel bilden eben gar nicht die rechten Menschengedanken über Gott, sondern die rechten Gottesgedanken über den Menschen."

Prof. Dr. Karl Barth (1925, Ev. Theologe, Das Wort Gottes und die Theologie: gesammelte Vorträge, München, Chr. Kaiser, 1929)

 

"In dieser Debatte sei es erlaubt, an Aussagen Karl Barths zum Thema [Was ist gute Theologie?] zu erinnern, die manche als höchst unzeitgemäß empfinden mögen. Doch bisweilen ist gerade das Unzeitgemäße höchst an der Zeit."

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ulrich H.J. Körtner, Professor für Systematische Theologie an der Universität Wien.

Körtner, U. H. J. (2004). Was ist gute Theologie? In W. Huber (Hrsg.), Was ist gute Theologie? (S. 77). Stuttgart: Kreuz Verlag.

"Keiner glaubt uns, was wir selbst nicht glauben"

Prof. Dr. Dr. Otto. B. Roegele (März 1988, Kommunikationswissenschaftler, Keiner glaubt uns, was wir selbst nicht glauben, IKZ Internationale Katholische Zeitschrift Communio 2/1988 (17. Jg.), S. 144-153)

 

"Im Übrigen gilt für uns "Kirchenpersonal" der alte Spruch: Wer Opel verkaufen will, sollte möglichst auch Opel fahren."

Dr. Joachim Wanke (08. April 2007, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 8.4.07, Nr. 14, Seite 7)

Kirche

Jesus mary“ von @Doug88888 ist lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0.

 

 


Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: 
"Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei?" 

Matthäus 16, 13

 


"Galiläischer Wanderprediger und Wunderarzt"

Prof. Dr. Rudolf Otto, E. Theologe u. Religionswissenschaftler.

Otto, R. (1934). Reich Gottes und Menschensohn (3. Aufl., S. 5). Tübingen: Mohr Siebeck, 1954.


"Der Wanderprediger Jesus von Nazareth"

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber (Juli 2010, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO, Vernunft des Glaubens, Cicero 7/2010, Seite 62)

 


"Einzig unermesslich großen Menschen"

Prof. Dr. Albert Schweitzer (1906, Theologe, Philosoph u. Arzt, 1952 Friedensnobelpreis, Geschichte der Leben-Jesu-Forschung, UTB, Stuttgart; 9. Edition | 1984)


"Ich persönlich bin der Meinung, dass Jesus sich nicht für den Messias gehalten hat"

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1926, Ev. Theologe, "Jesus", UTB, Stuttgart | 1988)

 


"Wer sich ein Bild vom historischen Jesus machen will, findet alles, und auch das Gegenteil, und alles ist angeblich irgendwie wissenschaftlich abgesichert. ...

Dazwischen tummeln sich jene, die schwer verständlich drumherumreden und eine Art Prediger-Konsens produzieren, der sich auf den Nenner bringen lässt: Gott ist Liebe, und darum meint er es gut mit uns Menschen, aber er kann nicht viel für uns tun. ...

Es hat keinen Sinn, das Unglaubliche so lange umzudeuten, bis wir es wieder glauben können. Es ist dann einfacher zu sagen: Ich kann es nicht glauben, was da geschrieben steht."

Christian Nürnberger (November 2007, Publizist, Jesus für Zweifler. Atheistisch an Gott glauben, Gütersloher Verlagshaus)

 


"Der Christus, der verkündigt wird, ist nicht der historische Jesus, sondern der Christus des Glaubens und des Kultes. ... Das Christuskerygma ist also Kultuslegende, und die Evangelien sind erweiterte Kultuslegenden."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1921, Die Geschichte der synoptischen Tradition. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 8.Aufl. 1970 2. Aufl. 1931, S. 395) 

 


"Die urchristliche Gemeinde hat Jesus "Worte in den Mund gelegt, die er nicht gesprochen hat, und Taten von ihm berichtet, die er nicht getan hat"

Dr. theol. Heinz Zahrnt (1971 bis 1973 Präsident des Evangelischen Kirchentags, 25 Jahre theologischer Chefredakteur des "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatts",  Es begann mit Jesus von Nazareth, 3. Aufl. 1967, S.67, Gütersloher Verlagshaus)

 


"Die Formel 'Christus ist Gott' ist falsch in jedem Sinn, in dem Gott als eine objektivierbare Größe verstanden wird, mag sie nun arianisch oder nizäisch orthodox oder liberal verstanden sein."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1954, Ev. Theologe, Glauben und Verstehen (GuV). Gesammelte Aufsätze, Band 2, Tübingen 1958, S. 258)


"Kann die christliche Verkündigung dem Menschen heute zumuten, das mythische Weltbild als wahr anzuerkennen?

Das ist sinnlos und unmöglich. Sinnlos; denn das mythische Weltbild ist als solches gar nichts spezifisch Christliches, sondern es ist einfach das Weltbild einer vergangenen Zeit, das noch nicht durch wissenschaftliches Denken geformt ist."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1941, Ev. Theologe, Neues Testament und Mythologie. Das Problem der Entmythologisierung der neutestamentlichen Verkündigung, München: Kaiser 3. Aufl. 1988, Seite 14)


"Für den Menschen von heute sind das mythologische Weltbild, die Vorstellung vom Ende, vom Erlöser und der Erlösung vergangen und erledigt."

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1965, Glauben und Verstehen: gesammelte Aufsätze, Band 4. J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Verlag Tübingen, 4. Aufl. 1984, Seite 144-145)

 


"Die Schriftbeweise des Neuen Testamentes müssen fallen, nicht erst auf Grund rationaler historischer Kritik"

Prof. Dr. Rudolf Bultmann (1930, Ev. Theologe, Die Bedeutung des Alten Testaments für den christlichen Glauben, Glauben und Verstehen (GuV). Gesammelte Aufsätze, Band 1, 9. Aufl. Tübingen 1993, Seite 335, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1984)

 


"Die Kirche lebt praktisch davon, dass die Ergebnisse der wissenschaftlichen Leben-Jesu-Forschung in ihr nicht publik sind."

Prof. Dr. Hans Conzelmann (1959, Neutestamentler, "Zeitschrift für Theologie und Kirche", Jahrgang 56, 1959, Beiheft 1)

 


"Die Bibel gilt den christlichen Kirchen als die Heilige Schrift. Doch was heißt heilig? Welches Schriftverständnis entspricht dem Konzept „Heilige Schrift“? Achtet etwa so genannte „bibeltreue“ Auslegung per definitionem die Bibel als heilig? Missachtet liberale Auslegung die Heiligkeit? Oder kann gerade gut gemeinte „Bibeltreue“ die Schrift entheiligen? ...

Gegen die Angriffe des Rationalismus auf die Bibel versuchten Theologen die Bibel durch Bekenntnisse zu verteidigen. ... Die Bibel ist eben auch durch diese „fundamentalistischen“ Bekenntnisse entheiligt worden. Es kann hier leider nicht analysiert werden, welch großen Schaden dieser Zugang in der Kirche angerichtet hat."

 

Prof. Dr. Peter Wick (2002, Theologe, Evangelisch- Theologische Fakultät der Ruhr- Universität Bochum, Worthaus Referent, Die Bibel als Heilige Schrift auslegen und übersetzen, Abgerufen 2002, von bibeluebersetzungen.ch/fisch/pwick.pdf)

 

 


 

Christopher_Hitchens

Christopher Hitchens (2007)

File:Christopher Hitchens crop.jpg“ von ensceptico ist lizenziert unter CC BY 2.0.

 


Pastorin Dr. Marilyn Sewell zu Christopher Hitchens: "Die Religion, die sie in ihrem Buch [2007, Der Herr ist kein Hirte, Wie Religion die Welt vergiftet] zitieren, ist im Allgemeinen der fundamentalistische Glaube in seinen verschiedenen Formen. Ich bin ein liberaler Christ und ich glaube nicht wörtlich an die Geschichten der Schrift. Ich glaube nicht an die Lehre des Sühnopfers Christi (zum Beispiel, dass Jesus für unsere Sünden starb). Machen sie irgendeinen Unterschied zwischen fundamentalistischem Glauben und liberaler Religion?"

Christopher Hitchens: "Ich würde sagen, wenn sie nicht glauben, dass Jesus von Nazareth der Christus und Messias war und dass er von den Toten auferstand und dass durch sein Opfer unsere Sünden vergeben sind, sind sie in keiner sinnvollen Weise ein Christ."

Portland Monthly (Januar 2010, Monthly City Magazines,  Interview: Questions of Faith, Abgerufen 2010, von portlandmonthlymag.com)


"Erlauben Sie aber, Ihnen zu sagen, dass unsere jetzige Religionen der Religion Christi so wenig gleichen, wie der Irokeseschen. … ist einem Christen des ersten gar nicht mehr ähnlich."

Friedrich der Große (23. Oktober 1770, König von Preußen, Briefwechsel mit Jean le Rond d'Alembert, einem Universalgelehrten und Verfechter der Aufklärung, Paris, Œuvres de Frédéric le Grand - Werke Friedrichs d. Großen, Digitale Ausgabe Universitätsbibliothek Trier)

 


"Es ist jedermanns gutes Recht, sich eine Religion zusammenzubrauen, in der eigene Ideen, Wünsche und Meinungen sowie ein selbst komponiertes Gemisch verschiedenster religiöser Aussagen … eingebracht werden. Niemand kann diesen Menschen auch verwehren, sich passende Versatzstücke der Bibel einzuverleiben.

Nur mit Glauben an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs und Vertrauen in die einzig zu diesem Gott führende Erlösungstat durch den Sohn Gottes, Jesus Christus, hat das nicht mehr auch nur das Geringste zu tun. Hier sind ganz separate, neue Religionen erdacht worden. So „christlich“ sich das auch immer nennen … mag."

Martin C.R. Krüger (26. Mai 2005, Prüfet alles, das Gute haltet fest, BoD, S. 39)

"Das liberale Christentum hat nicht nur Kritik an der Religion geübt, es hat die Religion aufgelöst."

Prof. Dr. Paul Tillich, Ev. Theologe und Religionsphilosoph.

Tillich, P. (1942). Prinzipien des Protestantismus. Our Protestant Principles. In The Protestant, 4(7), 10–11. Auch erschienen in P. Tillich, Gesammelte Werke VII: Der Protestantismus als Kritik und Gestaltung. Schriften zur Theologie I (S. 133–140). Stuttgart: Evangelisches Verlagswerk, 1962.

 


"Gott existiert nicht."

Prof. Dr. Paul Tillich, Ev. Theologe und Religionsphilosoph.

Tillich, P. (1951). Systematische Theologie I (C. Danz, Hrsg., 9. Aufl., S. 239). De Gruyter, Berlin/Boston, 2017.



Ohne-Gott
Wahrheit und Religion

Handschrift Altgriechisch ἄθεος átheos, deutsch ‚ohne Gott‘

Handschrift des Briefes des Apostels Paulus an die Epheser (Papyrus 46) Epheser 2,12. de.wikipedia.org/wiki/Atheismus

 

 

"Meine Religion ist wichtiger als deine...“, „Meine ist die wahre, deine ist nicht wahr...“, wohin führt das? Wohin? Antwortet mir jemand, wohin? [Jemand antwortet: „Zerstörung“]. So ist es. 

Alle Religionen sind ein Weg, um zu Gott zu gelangen. Sie sind - ich mache einen Vergleich - wie verschiedene Sprachen, verschiedene Idiome, um dorthin zu gelangen. Aber Gott ist Gott für alle. Und weil Gott der Gott für alle ist, sind wir alle Kinder Gottes. 

„Aber mein Gott ist wichtiger als deiner!“ Ist das wahr? Es gibt nur einen Gott, und wir, unsere Religionen sind Sprachen, Wege zu Gott. Einige sind Sikhs, einige Muslime, einige Hindus, einige Christen, aber es sind verschiedene Wege. Understood?"

Franziskus (Papst), Dr. Jorge Mario Bergoglio, Chemietechniker und römisch-katholischer Theologe, seit 2013 Papst Franziskus.

Franziskus (Papst), Bergoglio, J. M. (2024, September 13). Ansprache von Papst Franziskus bei der interreligiösen Begegnung mit Jugendlichen, Catholic Junior College, Singapur. Abgerufen am 25. September 2024, von vatican.va/content/francesco/de/speeches/ 2024/september/documents/20240913-singapore-giovani.html 

 


"In Singapur äußerte Papst Franziskus kürzlich, dass alle Religionen zu Gott führen würden. Deshalb solle man friedlich und wertschätzend miteinander umgehen. Mit dieser Aussage scheinen sich Katholiken plötzlich in der Mitte des postmodernen Zeitgeistes zu befinden.


Etwas voreilig gehen zahlreiche Kommentatoren davon aus, dass der jahrhundertealte Exklusivitätsanspruch der katholischen Kirche nun überwunden sei. Aber bei der Aussage von Papst Franziskus handelt es sich um eine persönliche Meinungsäußerung und um keine verpflichtende Lehraussage. …

In mancher Begeisterung über die mutmaßliche religiöse Toleranz oder postmoderne Beliebigkeit des Papstes sollte nicht übersehen werden, was genau er sagt und was nicht. Franziskus spricht nämlich nicht davon, dass alle Religionen einander gleichgestellt wären oder den gleichen Grad an Wahrheit enthalten.

Mit seiner Aussage, dass alle Religionen zu Gott führen, interpretiert er lediglich eine Feststellung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1963–1965). Demnach enthalten alle Religionen einen Teil der in der Bibel genannten natürlichen Offenbarung (Nostra aetate).

Das heißt, in den Religionen können Menschen durch die Beobachtung der Natur die Existenz Gottes erkennen und sich durch eine spirituelle Suche ihm annähern. Gleichzeitig stellt das Konzil aber auch fest, dass es die volle Wahrheit nur in der katholischen Kirche gibt und dass gläubige Menschen außerhalb dieser Kirche nur durch deren Vollmacht gerettet werden können.

Nach der Bibel können Menschen in anderen Religionen die Existenz Gottes, der Seele, des ewigen Lebens und der Sünde erkennen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass die Fülle der Wahrheit und die Erlösung von Sünde nur durch Jesus Christus erfahren werden kann.

 

Petrus sagt über Jesus: „In keinem andern ist das Heil, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir sollen selig werden“ (Apostelgeschichte 4,12).

Jesus selbst stellt fest: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“ (Johannes 14,6)."

Michael Kotsch, Theologe, Autor, Vorsitzender des Bibelbundes, Dozent an der Bibelschule Brake und der Freien Theologischen Fachschule: Bibel Center Breckerfeld.

Kotsch, M. (2024, September 24). Kommentar: Führen alle Religionen zu Gott? idea.de, Abgerufen am 25. September 2024, von idea.de/artikel/fuehren-alle-religionen-zu-gott
 


 

 

"Wenn für mich das Christentum wahr ist, kann ich von diesem Standpunkt aus keine objektive Schlussfolgerung über die Wahrheit anderer Religionen für andere Menschen ziehen und diese dementsprechend bewerten. Ich kann nur aus der Perspektive der eigenen Religion – an dieser Stelle des Christentums – auf die anderen Religionen und Weltanschauungen blicken."

​​

Prof. Dr. Michael Schroth, Professor für Praktische Theologie und stellvertretender Studienleiter an der Theologischen Hochschule Ewersbach des Bundes Freier evangelischer Gemeinden (FeG) in Deutschland.

​​
Schroth, M. (2021, Juli 13). In Hamp, Krupinski, Schlüter, & Werner (Hrsg.), glauben | lieben | hoffen: Grundfragen des christlichen Glaubens verständlich erklärt (S. 215). Witten: SCM Brockhaus.​

 


"Christentum wie Islam sind Buchreligionen. … In unseren beiden Religionen gibt es Gruppen, die sich einem reflektierten und wissenschaftlich fundierten Umgang mit den grundlegenden Schriften entziehen und fundamentalistische Auslegungen vertreten. ...

Keine Religion kann mehr davon ausgehen, dass sie für sich allein existiert und eine absolute Wahrheit nur für sich beanspruchen kann."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2009, März 16). Herausforderungen des interreligiösen Dialogs. Hermeneutische Fragestellungen. Vorlesung in der Theologischen Fakultät in Ankara. ekd.de/vortraege, Abgerufen am 12.08.2024, von ekd.de/090316_huber_ankara.htm

​​

"Unser Zeitalter ist das eigentliche Zeitalter der Kritik, der sich alles unterwerfen muss. Religion, durch ihre Heiligkeit, und Gesetzgebung, durch ihre Majestät, wollen sich gemeiniglich derselben entziehen."

Prof. Dr. Immanuel Kant, Philosoph, 1770-1797 Professor für Logik und Metaphysik an der Albertus-Universität Königsberg.

Kant, I. (1781). Kritik der reinen Vernunft - Vorrede (W. Weischedel, Hrsg.). Suhrkamp, Frankfurt am Main, 1974.

 

"Kant ... nach meiner Überzeugung ... der Philosoph des Protestantismus."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2004, Februar 12). Unsterblichkeit und Würde. Kant zu Ehren. St. Michaelis zu Hamburg auf Einladung der Patriotischen Gesellschaft von 1765 und der ZEIT-Stiftung.

"So viel ist gewiss: wer einmal die Kritik gekostet hat, den ekelt auf immer alles dogmatische Gewäsche, womit er vorher aus Not vorlieb nahm, weil seine Vernunft etwas bedurfte, und nichts Besseres zu ihrer Unterhaltung finden konnte."

Prof. Dr. Immanuel Kant, Philosoph, 1770-1797 Professor für Logik und Metaphysik an der Albertus-Universität Königsberg.

 

Kant, I. (1783). Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können. , A 191, § 60, Meiner Verlag, 1998.

​​

"Schwärmer und Mucker sind beide schrifttoll … Herrnhuter und Pietist Böhm"

​​

Prof. Dr. Immanuel Kant, Philosoph, 1770-1797 Professor für Logik und Metaphysik an der Albertus-Universität Königsberg.

Kant, I. (1798). Kant: AA XV, Reflexionen zur Anthropologie (S. 219). Meiner Verlag, 1998.

 


"Früher galten Fundamentalisten als Schwärmer"

Das Erste (5. Dezember 2007, Dokumentation "Fanatisch, fundamentalistisch, fromm." "SWR, NDR und WDR begeben sich in den USA, in Israel und im Jemen auf Spurensuche, wie aus Frömmigkeit Fundamentalismus und Fanatismus werden kann.")​

 

"Wer Jesus über andere Religionen stellt, macht hier keinen Abschluss."

Prof. Dr. theol. Stefan Alkier, seit 2001 Professor für Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche am Fachbereich Evangelische Theologie der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. 2006 Dekan.

​​

Alkier, S. (2006, Sommersemester). Proseminar: Theologie(n) der Auferweckung [Mitschrift von Michael Schalter]. Fachbereich Evangelische Theologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Verfügbar unter werkstattgespräche-fundamentalismus.de/bibel

 


"Nur noch der Islam nimmt heute einen religiösen Absolutheitsanspruch für sich in Anspruch."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

 

Huber, W. (2011, Januar 22). Verschieden und doch gleich. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 18, S. 8.


"Ich zitiere den Publizisten Robert Leicht. Er hat kritisiert: „Wir sind nicht islamisch, wir sind nicht katholisch, aber was evangelisch sein heißt, sagen wir nicht“"

Deutschlandfunk (06.11.2007, Evangelischer Theologe: Wir müssen die Ausstrahlungskraft verstärken, Deutschlandfunk)

Gedächtnis-Kirche, Berlin (2008)

 

„egon eiermann, gedächtnis-kirche, berlin 1957-1963“ von seier+seier CC BY 2.0.

 

 


"Früher dachte ich: Es gibt nur Ja oder Nein, Schwarz oder Weiß, Richtig oder Falsch. Heute sehe ich, dass in den „Wahrheiten“, von denen wir am meisten überzeugt sind, oft viel Lüge eingemischt ist. Und das, was wir für Lüge halten, nicht selten eine wichtige Wahrheit für uns transportiert. ...

Je älter ich werde, desto mehr merke ich, dass „Wahrheit“ für uns Menschen ein höchst relativer Begriff ist. ... Es gibt zwei Arten von Wahrheiten: kleine Wahrheiten und große Wahrheiten. Eine kleine Wahrheit erkennt man daran, dass ihr Gegenteil falsch ist. Das Gegenteil einer großen Wahrheit ist oft eine andere große Wahrheit. (Wahrheit) ...

Als „Religion“ bezeichne ich die Suche des Menschen nach Gott und alles, was sich an Denk- Regelsystemen um diese Suche herum aufbaut. In aller Religion steckt Wahrheit, denn sie fragt über den Menschen hinaus. Teilweise sind die Antworten der Religion allerdings erschreckend primitiv und menschenverachtend. Wenn Jesus Christus wirklich der Sohn Gottes ist (was ich persönlich glaube), muss sich alle Religion an ihm messen lassen – auch die christliche.

Ich vertrete keinen Absolutheitsanspruch des Christentums, wohl aber den Absolutheitsanspruch Jesu Christi. Er ist der Weg zu Gott. Gleichzeitig hat er gesagt: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen“ (vgl. Johannes 14,2+6).

Ich vertraue darauf, dass solche Wohnungen auch für Vertreter anderer Religionen bereitstehen." 

Pfarrer Dr. Klaus Douglass (2006, Worthaus Referent, theologischer Referent Personalabteilung d. Kirchenverwaltung der EKHN [Evangelische Kirche in Hessen und Nassau], 1989-2009 Gemeindepfarrer in d. Ev. Andreasgemeinde Niederhöchstadt bei Frankfurt a. M. (EKHN), Partner im Willow-Creek-Netzwerk. www.willowcreek.de/partnerschaft/partner-gemeinden, https://www.douglass.de/person/philosophie)

"Wahrheit ist in der Bibel vor allem ein Beziehungsbegriff. ... Wahrheit ist hebräisch ämät, und ämät bedeutet: Wahrheit, Treue, Zuverlässigkeit, Bestehen in Bewährungen."

Prof. Dr. Heinzpeter Hempelmann, Autor, Professor für Systematische Theologie u. Religionsphilosophie an der Internationalen Hochschule Liebenzell u. Evangelischen Hochschule Tabor, 2014–2020 Oberkirchenrat württembergische Landeskirche.

​Hempelmann, H. (2004, Juli 1). Nicht auf der Schrift, sondern unter ihr: Grundsätze und Grundzüge einer Hermeneutik der Demut (2. Aufl., S. 108). Bad Liebenzell: Verlag der Liebenzeller Mission.

"Es gibt zwei Arten von Wahrheiten. Bei der flachen ist das Gegenteil von einer wahren Aussage falsch. In der tieferen ist das Gegenteil von einer wahren Aussage ebenso wahr."

zugeschrieben Prof. Dr. Niels Bohr (1885–1962, Physiker, Nobelpreis für Physik 1922).

 

"Eine Wahrheit zu verkündigen, die gleichzeitig Unwahrheit sein könnte, ist widersinnig. Darauf kann kein Mensch sein Leben bauen."

Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) (November 2006, Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Klarheit und gute Nachbarschaft - Christen und Muslime in Deutschland, Eine Handreichung des Rates der EKD, Seite 17, Abgerufen im Juli 2024, von ekd.de/download/ekd_texte_86.pdf)

»Was sagen die Leute, wer ich sei?«  Und sie antworteten:


»Du bist die Manifestation unseres eschatologischen Wesensgrundes, die Verkündigung, die sich kundtut im Konflikt und im Ablauf des Harmonisierungsprozesses.«

["Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach:
Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? (Matthäus 16, 13]

Arno Backhaus (1997, Lache, und die Welt lacht mit dir! Schnarche, und du schläfst allein!, Seite 13)

 


"Sagt ein Vater zu seinem Kind: ,Geh ins Bett!', so weiß das Kind wohl, woran es ist. Ein pseudotheologisch dressiertes Kind aber müsste nun folgendermaßen argumentieren: ,Der Vater sagt: Geh ins Bett. Er meint, du bist müde; er will nicht, dass ich müde bin. Ich kann über meine Müdigkeit auch hinwegkommen, indem ich spielen gehe. Also, der Vater sagt zwar: Geh' ins Bett!, er meint aber eigentlich: Geh spielen.' "

Pfarrer Dr. Dietrich Bonhoeffer, Evangelisch-lutherischer Theologe, Vertreter der Bekennenden Kirche und Beteiligung am Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

(Bonhoeffer, D., 1937. Nachfolge. Vandenhoeck & Ruprecht, 2013)


"Man kann nicht jede beliebige religiöse Meinung damit retten, sie sei zwar nicht wortwörtlich, aber doch noch symbolisch wahr. … Schließlich droht das Ideal des undogmatischen Christentums in die dürftige Wirklichkeit eines womöglich auf die Humanität eingeschränkten Christentums zurückzufallen. …

Damit gibt das undogmatische Christentum keinem postmodernen Zeitgeist nach, im Sinn des Slogans ,,Anything goes, man kann glauben, was man will, und die Wahrheit ist nur das, was die Einzelnen dafür halten“. Eine derartige Gleichgültigkeit gegenüber der Wahrheitsfrage löst das Christentum auf."

Pfarrer Dr. Andreas Rössler (26.7.2001, Undogmatisches Christentum: ein Ideal im Konflikt mit der Wirklichkeit, IARF-Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll)

 


Jesus Christus: "Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahrheit bezeugen soll. Wer aus der Wahrheit ist, der hört meine Stimme. Spricht Pilatus zu ihm: Was ist Wahrheit?"

JOHANNES / 18. Kapitel, 37+38

Jesus Christus zu seinem Vater: "Dein Wort ist die Wahrheit."

Johannes 17, 17

Jesus Christus: "Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen."

MATTHÄUS / 24. Kapitel, 35

 


"Wenn alles gleich gültig ist, ist auch schnell alles gleichgültig"
"Wenn alles Wahrheit ist, ist nichts mehr Wahrheit."

Peter Hahne (November 2004, Ev. Theologe, 1992 - 2009 Ratsmitglied der EKD, ZDF-Programmdirektion, Berlin, Schluss mit lustig! Das Ende der Spassgesellschaft, Johannis; 83., unveränd. Edition | 2009)

"Dem Christentum von morgen ist nichts heilig. Dem Christentum von morgen ist alles heilig." 

[Auszug 16 Thesen für ein Christentum von morgen]

Pfarrer Tilmann Haberer, Ev. Theologe u. Autor.

Haberer, T. (2024, Februar 19). #231 Ist die Kirche am Ende? m. Tilmann Haberer, 16 Thesen. hossa-talk.de. „Kirche am Ende – 16 Anfänge für das Christsein von morgen“. Abgerufen am 12.08.2024, von hossa-talk.de/231-ist-die-kirche-am-ende-m-tilmann-haberer/

Rosenstolz

Rosenstolz (2013)

Yay new Rosenstolz imports in the mail. I'm glad AnNa is carrying on, but I'll miss them together. #Rosenstolz #germanpop #europop #endofanera #christmasgifttomyself #AnNaRvon enigmaarts ist lizenziert unter CC BY-NC-ND 2.0.

 


"Wahrheit ist doch nur was für Idioten», hört man derzeit im Radio, wenn die deutschen Popmusiker von Rosenstolz ihren Song «Ich geh in Flammen auf» singen. Und Tocotronic, eine Hamburger Band, die den Zeitgeist ebenfalls klug zu predigen weiß, singt auf ihrer Platte «Pure Vernunft darf niemals siegen»: «Pure Vernunft darf niemals siegen. Wir brauchen dringend neue Lügen. Die unsere Schönheit uns erhalten. Uns aber tief im Innern spalten.»

Wer meint, diese zynischen Lobeshymnen auf die Lüge seien nicht zu überbieten, muss sich von dem Amerikaner Harry Frankfurt eines Besseren belehren lassen. Noch schlimmer als die Anstiftung zur Lüge oder das Lügen ist nämlich für ihn die Verbreitung von «Bullshit».


Das muss ich kurz erläutern. Der Philosoph Harry Frankfurt versteht unter «Bullshit» Aussagen, die vortäuschen, um Wahrheit und Aufrichtigkeit bemüht zu sein, für deren Absender jedoch letztlich ein Wahrheitsbezug mehr oder weniger belanglos ist. «Bullshiter» tun so, als betrieben sie Vermittlung von Informationen, tatsächlich manipulieren sie Meinungen und Einstellungen von Menschen in ihrem eigenen Interesse. ...

Dieser allgegenwärtige Bullshit ist nun nach Harry Frankfurt moralisch verwerflicher als die Lüge. Der Lügner hat nämlich noch einen gewissen Respekt vor der Wahrheit. Wer lügt, weiß, dass ihm die Wahrheit gefährlich werden kann. Der Bullshiter kümmert sich nicht um Wahrheiten, da sie ihm «gleich gültig» sind. Er sorgt vor allem für die Durchsetzung seiner Ambitionen.

Diese zunehmende Entfremdung von der Wahrheit führt unsere Gesellschaft in einen tiefen Vertrauensverlust. Wir sind inzwischen von so viel Meinungsmüll umgeben, dass eine Unterscheidung von Wahrheit und Lüge kaum mehr möglich ist. ...

Doch können wir ohne Wahrheit leben? In allen Dingen, die wir unternehmen, und daher im Leben überhaupt, hängt der Erfolg oder Misserfolg davon ab, ob wir uns von der Wahrheit leiten lassen oder ob wir in Unwissenheit oder auf der Grundlage von Unwahrheit vorgehen. So schlussfolgert Frankfurt: «Wir brauchen die Wahrheit nicht nur, um zu verstehen, wie wir gut leben sollen, sondern auch, um zu wissen, wie wir überhaupt überleben können.»"

Die Entfremdung von der Wahrheit ist kein neues Phänomen. Schon der Prophet Jesaja warnt im 59. Kapitel vor «Bullshit»: Die Menschen brüten Lügenworte aus und reden bedenkenlos daher (Vers 13). Das «Recht ist zurückgewichen, und die Gerechtigkeit hat sich entfernt; denn die Wahrheit ist auf der Gasse zu Fall gekommen, und die Aufrichtigkeit findet keinen Eingang» (Vers 14). Die «Wahrheit ist dahin» (Vers 15).

Im 1. Kapitel des Römerbriefes spricht der Apostel Paulus sogar davon, dass wir Menschen die Wahrheit Gottes niederdrücken und in Lüge verkehren. Gott missfällt das sehr und er sucht nach Menschen, die diesem Trend entgegentreten (also gegen den Strom schwimmen). «Aber niemand ist auf dem Plan» (Jesaja 59,15).

Nach dem Zeugnis der Bibel ist Gott selbst wahr (z. B. Jeremia 10,10; Johannes 14,6 und 1. Johannesbrief 5,6 und 20). Seine Wahrheit ist die Festigkeit und Verlässlichkeit, mit der er zu dem steht, was er tut und sagt.


In Jesus Christus brachte er den Menschen Gnade und Wahrheit (vgl. Johannes 1,14-17). Wer sein Leben auf Gottes Wahrheit aufbaut, baut nicht auf Sand, sondern auf Fels und kann deshalb die Stürme des Lebens überstehen (vgl. Matthäus 7,24-27).
Wer auf Jesus Christus hört und ihm folgt, der «ist aus der Wahrheit» (Johannes 18,37). Weil die Wahrheit «Jesus» ist (vgl. Johannes 14,6 und Epheser 4,21), gilt es, ihr zu gehorchen (Galater 5,7).

Das Annehmen und Bleiben in dieser Wahrheit führt in die Freiheit und zum Leben (Johannes 8,31-32). Deshalb legen Christen die Lüge ab und reden die Wahrheit (Epheser 4,25). Sind wir Menschen, die in und mit der Wahrheit leben?

Vor vielen Jahren fragte Gerhard Maier, damals Rektor des Albrecht-Bengel-Hauses in Tübingen, seine Studenten, worauf es beim missionarischen Zeugnis ankomme. Die klassischen Antworten kennen wir:

«Das Christentum muss attraktiv sein. Wir müssen das Evangelium verständlich kommunizieren. Es geht darum, Beziehungen aufzubauen, nicht Bibelstellen um die Ohren zu schmeißen.»

Gerhard Maier sagte damals lapidar: «Sagen Sie die Wahrheit.»

Gott sucht Menschen, die sich von Jesus Christus in die Wahrheit bringen lassen, diese Wahrheit lieben und sie «in die Gassen tragen». Sind Sie dabei?"

Ron Kubsch, Theologe, Autor und Blogger, Prodekan und Dozent für Apologetik und Neuere Theologiegeschichte am Martin Bucer Seminar in Bonn. 

Kubsch, R. (2008, Februar). Was ist Wahrheit? Abgerufen 2008, von factum-magazin.ch und theoblog.de

"Wenn es keine Wahrheit gibt, dann ist es auch nicht wahr, dass es keine Wahrheit gibt. ...

 

Ich bin! Das weiß ich … «Wer bist du?» «Esther.» «Ach ja?» «Ja.» «Was soll das heißen?» «Das soll heißen: Verpiss dich aus meiner Leitung.»"

Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin u. Schriftstellerin.

Magnis, E. M. (2012). Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung (6. Aufl., 24. Oktober 2014). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. S. 180 f.
 

Briefkopf und Unterschrift von Papst Benedikt XVI. emeritus (2015)

Lizenz: CC0 1.0 Universell | de.wikipedia.org/wiki/Benedikt_XVI. (28.02.2015)


"Am Beginn des dritten christlichen Jahrtausends befindet sich das Christentum gerade im Raum seiner ursprünglichen Ausdehnung, in Europa, in einer tief gehenden Krise, die auf der Krise seines Wahrheitsanspruches beruht. …

Die kritische Exegese relativiert die Gestalt Jesu und setzt Fragezeichen gegenüber seinem Sohnesbewusstsein; der Ursprung der Kirche in Jesus erscheint zweifelhaft und so fort … seine historischen Grundlagen stehen infolge der modernen historischen Methoden im Zwielicht.

So liegt es auch von daher nahe, die christlichen Inhalte ins Symbolische zurückzunehmen, ihnen keine höhere Wahrheit zuzusprechen als den Mythen der Religionsgeschichte - sie als Weise der religiösen Erfahrung anzusehen, die sich demütig neben andere zu stellen hätte.
In diesem Sinn kann man dann - wie es scheint - fortfahren, ein Christ zu bleiben; man bedient sich weiterhin der Ausdrucksformen des Christentums, deren Anspruch freilich von Grund auf verändert ist:

Was als Wahrheit verpflichtende Kraft und verlässliche Verheißung für den Menschen gewesen war, wird nun zu einer kulturellen Ausdrucksform des allgemeinen religiösen Empfindens, die uns durch die Zufälle unserer europäischen Herkunft nahe gelegt ist. …

Ist demnach der Anspruch des Christentums, religio vera zu sein, durch den Fortgang der Aufklärung überholt?
Muss es von seinem Anspruch heruntersteigen und sich in die neuplatonische oder buddhistische oder hinduistische Sicht von Wahrheit und Symbol einfügen, sich - wie Troeltsch es vorgeschlagen hatte - damit bescheiden, die den Europäern zugewandte Seite des Antlitzes Gottes zu zeigen?

Muss es vielleicht sogar einen Schritt weiter gehen als Troeltsch, der noch meinte, das Christentum sei die für Europa angemessene Religion, während doch heute gerade Europa an dieser Angemessenheit zweifelt? Dies ist die eigentliche Frage, der sich heute Kirche und Theologie zu stellen haben.

Alle Krisen im Inneren des Christentums, die wir gegenwärtig beobachten, beruhen nur ganz sekundär auf institutionellen Problemen. Die Probleme der Institutionen wie der Personen in der Kirche rühren letztlich von der gewaltigen Wucht dieser Frage her. Dies ist die grundsätzliche Herausforderung am Beginn des dritten christlichen Jahrtausends."

​Prof. Dr. Joseph Ratzinger, 2005-2013 Papst Benedikt XVI., Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte. 1969-1977: Universität Regensburg, 1966-1969: Eberhard Karls Universität Tübingen, 1963-1966: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, 1959-1963: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 1958-1959: Philosophisch-Theologische Hochschule Freising.

Ratzinger, J. (2000, Januar 8). Der angezweifelte Wahrheitsanspruch: Die Krise des Christentums am Beginn des dritten Jahrtausends. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 6, S. I.

 


"Lasst euch nicht um die Wahrheit betrügen!"

Kölner Erzbischof Kardinal Dr. Joachim Meisner (08.06.2007, Dialogbibelarbeit von Präses Nikolaus Schneider und Joachim Kardinal Meisner beim 31. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Köln, Manuskript der gemeinsamen Bibelarbeit: Pressemitteilung Nr. 119 / 2007)

 

"Fundamentalisten verfügen häufig über einen beeindruckend klaren Standpunkt. Sie können ihn maximal eindeutig formulieren, in Thesen entfalten, wie sich alles genau verhält. 
Nun, wenn wir uns recht verstehen, können wir das so nicht. Wir können keine maximal eindeutige Position behaupten, keinen Standpunkt verteidigen, es ist vielmehr ein Weg, den wir gehen wollen. Auch wir wollen die Wahrheit bezeugen, aber wir können diese dabei nicht besitzen. …
Wird es den Fundamentalisten irritieren, wenn man ihn für gefährlich oder böse erklärt? Nein, sein duales Weltbild wird darin vielmehr bestätigt."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.​

​Dietz, T. (2016). Sünde: Was Menschen heute von Gott trennt (5. Aufl., 2022). Witten: SCM R. Brockhaus.

Prof. Dr. Hubert Schleichert, Philosoph, Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren. Anleitung zum subversiven Denken. C.H.Beck (September 2001)

 

 

 

​​​"Subversive Toleranz"

"Bedenkt man, dass die Einwände der Toleranzgegner nicht durch eine für beide Seiten zwingende Argumentation zu widerlegen sind, so ist klar, dass nur eine subversive Argumentation möglich ist. Subversiv, weil sie das Grundprinzip der Intoleranz angreifen muss, nämlich dass es die eine, reine Wahrheit gibt, der ein Sonderstatus zukommt.

Mehr als eine Wahrheit kann es freilich auch nicht geben; die Sache läuft also darauf hinaus, dass auf dem strittigen Feld überhaupt keine Wahrheiten zu holen sind, d. h. alle miteinander streitenden Positionen falsch oder gar sinnlos sind. Dieser logisch einzig möglichen Einschätzung der Situation wird sich der Aufklärer oft nicht anschließen wollen, sie geht vielleicht weit über seine persönliche Überzeugung hinaus. Aber wie sich die einzelnen Aufklärer selbst interpretierten, ist nicht wesentlich.

Der noch gutwillige, aber sozusagen postklassische Toleranzverfechter wird ungefähr sagen: „Es gibt nur einen Weg zur Seligkeit, aber es ist noch zweifelhaft, welches dieser Weg ist."


Wir haben es bei Castellion deutlich sehen können. Es liegt nahe, dass das Publikum daraufhin sagt: „Wenn die Sache derart zweifelhaft ist, dann hat es wenig Sinn, sich mit ihr abzugeben."

Und so entschwindet allmählich das Interesse an den religiösen Streitfragen und damit womöglich an der Religion. Darin besteht die faktische Subversivität des Argumentierens für Toleranz. …

 

Eine altgediente Religion hat im Verlauf ihrer Geschichte so viel Kritik erfahren und ertragen, dass alle überhaupt denkbaren Argumentationsfiguren mit Sicherheit schon mehrfach benützt worden sind. Das gilt besonders für das Christentum; es gibt eine reichhaltige Palette antichristlicher Argumente - für den Kenner ist hier wahrlich nichts Neues mehr zu erwarten. Und doch hat scheinbar keines davon eine nachhaltige Erschütterung dieser Religion bewirkt, keines liefert die eine, endgültige, zwingende Widerlegung, von der Atheisten oder Anhänger einer anderen Religion geträumt haben mögen.

Wie kommt es, dass eine Religion, die sich durch Jahrhunderte mit einer Fülle schwerster Kritik konfrontiert sehen musste, nicht unter der Last der Angriffe zusammengebrochen ist? ...

Erwägt man das alles, so könnte man darüber erstaunen, dass die christlichen Religionen, die … mit Argumenten nicht niederzuzwingen sind, trotzdem seit dem Aufkommen einer freien Kritik langsam, aber sicher den Boden unter den Füßen verloren haben.

Man bekommt den Eindruck, dass die Mauern einer Festung, nachdem sie allen Angriffen widerstanden haben, schließlich doch einstürzen, dabei hat man nirgends die entscheidenden Posaunen erschallen gehört, wie seinerzeit beim Fall von Jericho.

Dies ist ein logisch zunächst unerklärbares Phänomen. Ideologien scheinen argumentativ unangreifbar, sie können jeden Einwand, jeden Vorwurf, jede Kritik abschmettern und sinken dann doch dahin.

Waren die Attacken, der riesige Aufwand an kritischem Geist, doch nicht so wirkungslos? Auch wenn es unmöglich ist, die Ursachen dafür im einzelnen zu benennen und zu gewichten, ist doch gewiss, dass die aufklärerische Arbeit ihre Wirkung gehabt hat, langsam, aber nachhaltig hat sie die Mauern der ideologischen Festungen untergraben.

Dies ist es, was wir mit dem Begriff Subversive Vernunft ausdrücken wollten.

Am Ende des Kampfes versteht man - zumindest in weiten Teilen der westlichen Welt - die Erbitterung nicht mehr, mit der man in den Streit zog; der große, mächtige ideologische Gegner ist - uninteressant geworden. Die Zeit der ernsthaften, bitteren Auseinandersetzung mit ihm ist passe, schon lange passe.

Zuletzt tritt ein Denker wie Nietzsche auf, der die Situation klarsichtig zusammenfasst – „Jetzt entscheidet unser Geschmack gegen das Christentum, nicht mehr unsere Gründe“ Der Gläubige wird das als schauriges Zeugnis der Arroganz deuten; für den Kritiker ist es Ausdruck der logischen Struktur ideologischer Kontroversen."

Prof. Dr. Hubert Schleichert (September 2001, Philosoph, Wie man mit Fundamentalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren. Anleitung zum subversiven Denken. C.H.Beck, Seite 143, 169+174)

KI-Cartoon

Copyright Thomas Plaßmann

 

 


"Gott ist tot! Gott bleibt tot! Wir haben ihn getötet, - ihr und ich. Wir alle sind seine Mörder. Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? ...


Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unsern Messern verblutet - wer wischt dies Blut von uns ab? Mit welchem Wasser könnten wir uns reinigen? ...


Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Es gab nie eine größere Tat - und wer nun immer nach uns geboren wird, gehört um dieser Tat willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war! … Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Gräber und die Grabmäler Gottes sind? ... 

Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden?​ Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht?"

Prof. Dr. Friedrich Nietzsche, klassischer Philologe und Philosoph, 1869-1879 Professor für Klassische Philologie an der Universität Basel in der Schweiz.

Nietzsche, F. (1887). Die fröhliche Wissenschaft (Drittes Buch, Aphorismus 125 „Der tolle Mensch“, 2. Ausgabe, S. 154). Leipzig: Verlag E. W. Fritzsch. Reprint, 1988.

 

"Ich bin kein Theologe mehr; ich treibe keine einzige Wissenschaft ex professo, und alle nur insofern als sie mich ergötzen oder in meine Schriftstellerei einschlagen; und selbst die Philosophie ist mir gleichgültig, seitdem ich an allem zweifle. ... Niemand ist im All so sehr allein als ein Gottesleugner"

"»Christus! ist kein Gott?« Er antwortete: »Es ist keiner.« ...  »Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott.

Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten wirft, und schauete in den Abgrund und rief: 'Vater, wo bist du?' aber ich hörte nur den ewigen Sturm, den niemand regiert, und der schimmernde Regenbogen aus Wesen stand ohne eine Sonne, die ihn schuf, über dem Abgrunde und tropfte hinunter.

 

Und als ich aufblickte zur unermesslichen Welt nach dem göttlichen Auge, starrte sie mich mit einer leeren bodenlosen Augenhöhle an; und die Ewigkeit lag auf dem Chaos und zernagte es und wiederkäuete sich. - Schreiet fort, Mißtöne, zerschreiet die Schatten; denn Er ist nicht!« ...

»Jesus! haben wir keinen Vater?« - Und er antwortete mit strömenden Tränen: »Wir sind alle Waisen, ich und ihr, wir sind ohne Vater.« ...

Starres, stummes Nichts! ... Wann zerschlagt ihr das Gebäude und mich?" 

Johann Paul Friedrich Richter, Schriftsteller und Dichter. Partiell absolviertes Studium der Theologie u. Philosophie

Richter, J. P. F. (1796). Siebenkäs: Erstes Blumenstück - Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei. In Jean Paul: Werke (Band 2). München: Hanser, 1987.

"Die Welt wird irgendwann nicht mehr sein. Dann gibt es kein Bewusstsein mehr. Dann wird im All Totenstille sein, und kein Auge wird suchen und kein Mensch mehr fragen nach einem Sinn. Dann kreisen Sterne still umeinander – kein Gedanke wird mehr gedacht, kein Staunen, keine Frage «Warum?» – Totenstille. Weil niemand da ist, der noch fragt. 


Dann heißt der Kosmos nicht mehr Kosmos, dann hat der Mond keinen Namen mehr. Dunkelheit ist nicht mehr Dunkelheit, wenn kein Auge auf das Licht wartet. …

Die Erde mit dem Menschen – aufgeblüht wie ein Kaktus, der nur einmal blüht – fällt in sich zusammen – niemand wird darum wissen. Kein Auge hat es gesehen. Kein Gedanke wird siegen, Gut und Böse sind mit uns verschwunden, und dann ist das Universum erlöst vom Stöhnen der Menschen, vom Atmen und Keuchen. Vom Wimmern und Lachen. Vom Lärm, der hier war. 


Es wird Stille sein."

​Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin u. Schriftstellerin.

Magnis, E. M. (2012). Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung (6. Aufl., 24. Oktober 2014). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag. S. 157 f.
 

 

"Die Krähen schrei’n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei’n —
Wohl dem‚ der jetzt noch — Heimat hat!

Nun stehst du starr‚
Schaust rückwärts ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt — entflohn?

Die Welt — ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor‚
Was du verlorst‚ macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich‚
Zur Winter-Wanderschaft verflucht‚
Dem Rauche gleich‚
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg’‚ Vogel‚ schnarr’
Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! —
Versteck’‚ du Narr‚
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrei’n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei’n‚
Weh dem‚ der keine Heimat hat!"

Friedrich Nietzsche (1884, Deutscher Philosoph, Fragment (Auszug), Die Fragmente von Juli 1882 bis Herbst 1885 bestehen aus 36 Handschriften aufgeteilt in 21 Heften, 12 Notizbücher, 3 Mappen mit losen Blättern. Friedrich Nietzsche: Sämtliche Werke in Einzelbänden. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Band 11: nachgelassene Fragmente 1884–1885, De Gruyter)

 

 


"Dass Gott tot ist, wird gern von denen ausgestreut, die sein Erbe anzutreten hoffen."

Prof. Dr. Erwin Chargaff (1905 - 2002, österreichisch-amerikanischer Biochemiker)

 

"Die Zeit ist reif für uns Brights [von engl. bright – hell, klar, heiter, aufgeweckt], uns zu bekennen. Was ist ein Bright? Ein Bright ist eine Person mit einem naturalistischen Weltbild, frei von Übernatürlichem. Wir Brights glauben nicht an Geister, Elfen oder den Osterhasen - oder an Gott."

Daniel C. Dennett (12. Juli 2003, The Bright Stuff, New York Times)

 

"Ich bin ein Bright. Sie sind (wahrscheinlich) ein Bright. Die meisten der Menschen, die ich kenne, sind Brights. Die Mehrzahl der Wissenschaftler sind Brights."

Prof. Dr. Richard Dawkins (11.10.2003, Evolutionsbiologe, Let There Be Brights, Wired Magazine)

 


"Gott ist an allem Schuld - Der Kreuzzug der Gottlosen" [Der Spiegel]

"In den letzten rund 20 Jahren, sagt Richard Dawkins, ist es der Religion sehr leicht gemacht worden. ... Manche Denkmuster wie "Es gibt ein Leben nach dem Tod" sind wie Viren. Sie verbreiten sich und man kann sie nicht ausrotten. Nur vorsehen kann man sich: Kein ungeschützter Verkehr mit Gläubigen!

 

Die friedliche Koexistenz mit den Gläubigen ist vorbei. ... Vorbei die Zeit der bequemen Toleranz gegenüber dem Glauben. ... Es ist das Coming-out all jener, die lange glaubten, die Gottesfrage würde sich von selbst erledigen. Und jetzt merken, wie ihre Gesellschaften den Glauben an die Gottlosigkeit zu verlieren beginnen. Und wie in der Politik und auf Cocktailpartys immer öfter über Religion und Glauben gesprochen wird. ...

Es ist, als würde nun auch die Aufklärung ihre Fundamentalisten hervorbringen. Mit Eifer und Zorn wird gegen alles zu Felde gezogen, was nur entfernt nach Unvernunft ... Weihrauch riecht. ... Ihre Waffen sind Wissenschaft und Vernunft und ... das Internet - Hort allen Wissens und allen Wahns.

Die Botschaft ... lässt sich in zehn Geboten zusammenfassen:

"Du sollst nicht Glauben." ... 
"Gott ist ein Produkt der Menschen und nicht umgekehrt." ... 
"Du sollst keine Götter neben Dir dulden." ... "
„Du sollst keinen Schöpfer haben" ... 
"Der Mensch ist Schöpfer und Herr der Norm" ... 
"Du sollst nicht knien als Schöpfer" ... 
"Du sollst keine anderen Götter neben der Wissenschaft haben." ...

"Zurück zu der Fackel der Aufklärung ... das letzte Gefecht gegen den theologischen Hokuspokus ... Wir brauchen  keinen Gott ...

Dr. Richard Dawkins: "Es ist wahr, dass es bis vor kurzem ein religiöses Revival gab. Aber das wird enden. Und wir helfen dabei." ... Dawkins genießt es, auf alles eine Antwort zu haben."


Zu den heftigsten Kritikern ... gehören kurioserweise jene, die es laut Dawkins gar nicht geben dürfte: Wissenschaftler, für die "Gott" keinen Angriff auf ihr Weltbild darstellt. Sie fühlen sich von der Unbedingtheit, dem missionarischen Habitus Dawkins abgestoßen"

Alexander Smoltczyk | DER SPIEGEL (26. Mai 2007, Journalist, Gott ist an allem Schuld. Der Kreuzzug der Gottlosen, DER SPIEGEL Nr.22, 26.05.2007, S. 56 f.)

 

"Der spätmoderne Rationalismus und Relativismus bläst zur Christenjagd. Dem, der die Bibel ernst nimmt, wird das Etikett „Fundamentalist" angeheftet ... Die intellektuelle Philosophie der Aufklärung lehnte Gott und alles, was mit Religion zu tun hat, ab und ersetzte Gott durch das "Licht" der menschlichen Vernunft."

Werner Graf (Oktober 2007, Die Gottesfrage in der Postmoderne. Eine Zeit- und Gesellschaftsanalyse, Bibel und Gemeinde 4-2007)

UNUM24

UNUM24 | Olympiahalle München (Copyright 2024 by Jordan Stiftung 23.06.2024)
Pressebereich UNUM24,  Download Konferenzfotos, unum24.de/pressebereich, abgerufen am 26.06.2024)

 

"Nicht nur der Christopher Street Day findet am Wochenende in München statt. In der Olympiahalle treffen sich bis Sonntag auch tausende Christen zur gemeinsamen Gebetskonferenz: der UNUM24-Konferenz. "UNUM" kommt aus dem Lateinischen und heißt "eins". Das Ziel der Konferenz ist das gemeinsame Beten und die Einheit verschiedener christlicher Konfessionen zu fördern.

Bereits seit Tagen gibt es Diskussionen: Ist es wirklich nur ein harmloser Gebetstreff frommer Christen verschiedener Konfessionen? Oder wird hier menschenfeindliches Gedankengut ausgetauscht und für einen christlichen Gottesstaat gebetet?

Vertreter der queeren Community schauen skeptisch auf die UNUM24: "Es gibt Akteure rund um diese Konferenz, die in den vergangenen Jahren massiv damit aufgefallen sind, dass sie beispielsweise rassistische Narrative verfolgen.

Es gibt immer wieder homosexuellenfeindliche, transfeindliche Narrative, die durch diese Glaubensgemeinschaften versucht werden, in die Köpfe zu bekommen", sagt Markus Apel, Sprecher des Protestbündnisses "NoUNUM24", eine Gruppe aus Vertretern linker Parteien, die sich spontan gegen die Veranstaltung gegründet hat und für Freitag eine Demo unweit des Veranstaltungsortes in der Olympiahalle angekündigt hat.

Mit dabei ist auch der Lesben- und Schwulenverband und der Veranstalter des Christopher Street Days in München. Kritisiert wird, dass manche Teilnehmer ein erzkonservatives bis radikal-fundamentalistisches Weltbild vertreten.

Münchens dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) bezeichnete den Kongress im Vorfeld als Treffen "verschiedener fundamental-christlicher LGBTIQ*-feindlicher Akteure" und bedauerte, dass es keine rechtlichen Möglichkeiten gegeben habe, den Kongress in München zu unterbinden.

Die evangelische Jugend München (EJM) distanzierte sich am Mittwoch von der UNUM-Konferenz: "Besonders mit Blick auf Teile der Speaker ist für uns klar, dass hier in Teilen ein Welt- und Gottesbild vertreten wird, welches mit unserem im absoluten Widerspruch steht", teilte die EJM mit. "Uns findet man auf der Parade, nicht auf UNUM."

Rund 5.000 Teilnehmer erwartet der Veranstalter in den kommenden vier Tagen in der Olympiahalle. Etwa 80 Organisationen unterschiedlichster Prägungen beteiligen sich an der Konferenz.

Die Redner- und Teilnehmerliste reicht dabei von erzkonservativen Vertretern der international rasant wachsenden Pfingstgemeinden bis hin zum katholischen Bischof von Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, und dem evangelischen Bischof der sächsischen Landeskirche, Tobias Bilz – beide ausdrückliche Befürworter sexueller Vielfalt. ...

Zuletzt hatte die Initiative "Out in Church", ein Bündnis queerer Menschen in der katholischen Kirche in Deutschland, Bischof Timmerevers dazu aufgefordert, die Teilnahme an der Konferenz abzusagen."

Bayerischer Rundfunk | Dr. Nadja Stempel (Redakteurin BR24) | Andrea Neumeier (Redaktionen "quer") (20.06.2024, UNUM-Gebetstreffen in München: Harmlos oder menschenfeindlich?, br.de/nachrichten/deutschland-welt/unum-gebetstreffen-in-muenchen-harmlos-oder-menschenfeindlich, Abgerufen am 21.06.2024)


"Unum 24 wird getragen von rund 80 überwiegend freikirchlich organisierten und zum Teil fundamental-christlich ausgerichteten Einrichtungen. …

Ab 17.30 Uhr formiert sich ein Protest gegen die „rechtsextremen und menschenfeindlichen“ Strömungen beim Gebetstreffen Unum 24, wie es im Aufruf der Demo-Initiatoren zugespitzt heißt. … An der Olympiahalle stehen sich also gegenüber: die Glaubenskonferenz „Unum24“ und das Bündnis „#NoUnum24“. …  der traditionell eher linksgerichteten queeren Szene … 

„Rechte christliche Fundamentalist*innen und Nationalist*innen“, die sich gegen eine offene, liberale Gesellschaft richten, wie es im Aufruf zur Demo heißt; darin fordern die Unum-Kritiker, „wachsam zu sein und menschenfeindliche Versammlungen zu enttarnen“.

Die Bedenken gegen Unum 24 werden weit geteilt. ... Die Pastoren der Freien evangelischen Gemeinde München-Mitte, Matthias Lohmann und Matthias Mockler, rieten ihren Gemeindemitgliedern von einem Besuch des Gebetstreffens ab – mit Verweis auf Bill Johnson. In deutschen Freikirchen, in denen seine Bethel Church Einfluss gewonnen habe, sei es zu Spaltungen gekommen.

Zuletzt meldeten sich auch Mitglieder der Amtskirchen zu Wort. „Angesichts der angekündigten Sprecher haben wir begründeten Zweifel, dass die Veranstaltung frei von spirituell missbräuchlichen und queerfeindlichen Äußerungen und Praktiken stattfinden wird“, schrieb der Vorstand des Vereins „Out in Church“, der aus einer Initiative queerer Menschen in der katholischen Kirche hervorgegangen ist.

Weltanschauungsexperten beider Konfessionen warnten bereits 2021 in einer Handreichung für Kirchenmitarbeiter, konkret bei Großveranstaltungen mit sogenannten neo-charismatischen Gruppen zusammenzuarbeiten, wie sie nun auch bei Unum 24 zu finden sind. Sie monierten deren häufig wörtliche Auslegung der Bibel. Bei einer Kooperation könne „der Eindruck entstehen, als legitimiere oder bestätige man seinerseits die theologischen Positionen des anderen“."

Süddeutsche Zeitung | Joachim Mölter | Andrea Schlaier (19. Juni 2024, Umstrittene Großveranstaltung. Eine Glaubenskonferenz, die spaltet, sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-unum-glaubenskonferenz-kritik-bill-johnson, Abgerufen am 21.06.2024)

"Der Hauptredner ... Prediger Bill Johnson aus Redding in Kalifornien, führender Kopf einer amerikanischen Megakirche, der „Bethel Church“ ... ist auch ein Mann ... der Homosexualität als Verletzung des göttlichen Plans geißelt.

Weshalb es im Vorfeld heftige Kritik gab – an Johnson, an Unum und vor allem daran, dass so etwas in der städtischen Olympiahalle stattfinden darf, ausgerechnet am CSD-Wochenende.

 

Eine Provokation, so empfinden es nicht nur Angehörige der queeren Münchner Community, die deshalb zu einer Demonstration aufgerufen haben. „Geradezu grotesk“ sei es, hatte Münchens Dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) im Vorfeld wissen lassen, wenn die Veranstalter behaupteten, sie wollten Trennendes überwinden. …

Zwischen Jesus-Hoodies und Wundern herrscht eine Atmosphäre, wie man sie auf Kirchentagen der großen Konfessionen erlebt. Man kennt sich, man herzt sich, es wird viel und freundlich gelächelt, man fasst sich an. Sehr viele junge Menschen sind da, Mädchen und junge Frauen sind die große Mehrheit. …  Schwäbisch ist der vorherrschende Dialekt.


Junge Menschen haben sich auch draußen auf dem Brundageplatz versammelt, Angehörige der queeren Szene. Sie wollen nicht unwidersprochen lassen, was sie drinnen in der Halle vermuten. Viele kommen aus christlicher Motivation. „Seit ich weiß, dass Gebete Mauern brechen können, kann ich nicht mehr sagen: Die beten ja nur“, sagt eine Rednerin. …


„Diese Gruppen wissen genau, was junge Menschen anzieht und was sie abstößt“, heißt es in einem Beitrag auf der Gegenkundgebung. „Ausgenutzt und instrumentalisiert“ würden die Gläubigen auf dem Glaubenskongress. Dann zieht der Protestmarsch mit rund 200 Teilnehmenden in Richtung Olympiahalle. Zahlreiche Sicherheitskräfte sorgen dafür, dass die Christinnen und Christen hüben und drüben getrennt bleiben. Als die einen an den anderen vorbeimarschieren, steht am Himmel ein Regenbogen.


Dann füllt sich die Halle wieder, diesmal wirklich bis auf den letzten Platz. Die Musiker von Bethel Music betreten die Bühne ... Der abendliche „Lobpreis“ kommt in Gestalt eines Rockkonzerts daher. Überwältigend wummernder Bombastrock, dazu Texte, die aus kaum mehr als ein paar Zeilen bestehen, die ständig wiederholt werden. Dass Gott gut sei und Jesu Name heilig. Aber auch von Asche und Tod, von Festungen und Feinden wird gesungen. Alles geistlich gemeint.

Fast alle kennen fast alles auswendig und singen mit. Die Arme sind zum Himmel ausgestreckt."

Süddeutsche Zeitung | Martin Bernstein (23. Juni  2024, Redakteur Süddeutsche Zeitung, „Offenbarungen und Seltsames“: Wie die umstrittene Glaubenskonferenz Unum ablief, sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-unum-2024-glaubenskonferenz-olympiahalle-demo-bill-johnson-bethel-church, abgerufen am 24.06.2024)

 

Regionalbischof-Thomas-Prieto

Regionalbischof Thomas Thomas Prieto Pera  |  Evangelisch-Lutherische Kirche Bayern (2024)

TPrietoPeral 02 2024“ von Salamantino ist lizenziert unter CC BY-SA 4.0.

 

 

"Die charismatische Glaubenskonferenz UNUM24 wird vor allem wegen ihres für Freitag (21. Juni) angekündigten ultrakonservativen Hauptredners Bill Johnson von einem Gegenbündnis kritisiert.

Der Münchner Regionalbischof Thomas Prieto Peral ist am Samstag mit einem Grußwort beim ökumenischen Gottesdienst in St. Paul anlässlich des Christopher Street Days (CSD) zu Gast. Im Gespräch erläutert er seine Position zu dem Treffen.

Susanne Schröder: Herr Regionalbischof, der Glaubenskongress UNUM24 zieht starke Kritik auf sich, unter anderem vom CSD. Welche Haltung haben Sie zu dem Treffen?

Thomas Prieto Peral: Zu der UNUM24-Konferenz ist ein breites Spektrum an christlichen Gruppen eingeladen. Es gehört für mich zur Ökumene, dass wir unterschiedliche Positionen vertreten und doch merken, dass wir zusammengehören und alle die Einheit wollen.

Aber nicht um jeden Preis. An UNUM24 nehmen christliche Gemeinschaften teil, mit denen wir über die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) schon lange in gutem Austausch sind. Aber es sind auch Gruppen dabei, die Positionen vertreten, die einem Dialog die Basis entziehen. Besonders der Hauptredner, Bill Johnson, ist ein Spalter. …


Ich habe unsere Fachabteilungen gefragt, wie sie die Situation einschätzen, sie befürchten keine Übergriffe. Aber ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die sich bedroht fühlen. ...

Es ist wichtig, dass wir queeren Menschen zeigen: Ihr habt einen Platz bei uns in der Kirche und seid herzlich willkommen. Viel zu lange haben wir das nicht getan."

Regionalbischof Thomas Prieto Peral | Susanne Schröder (21. Juni 2024,  Thomas Prieto Peral | Regionalbischof München u. Oberbayern,  evangelisch-lutherischer Theologe, Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern | Susanne Schröder, Redakteurin München & Oberbayern, epd, Sonntagsblatt, Neocharismatische Bewegung | Regionalbischof Prieto Peral zu umstrittenem UNUM24-Treffen: "Kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die sich bedroht fühlen", sonntagsblatt.de/artikel/kirche/regionalbischof-prieto-peral-zu-umstrittenem-unum24-treffen-kann-mir-vorstellen-dass, Abgerufen am 06.07.2024)

 

"Bei der UNUM24-Konferenz treten erneut Akteure der neo-charismatischen Bewegung in Erscheinung, denen geistlicher Missbrauch vorgeworfen wird. …

Zu den … „Top-Speakern“ der UNUM24 gehören Johannes Hartl vom Gebetshaus Augsburg, der bekannteste römisch-katholische Influencer in Deutschland … Wie auch bei den MEHR-Konferenzen Hartls in Augsburg wird der Versuch unternommen, durch die Einladung von Gästen aus der Ökumene in die weitere kirchliche Landschaft hineinzuwirken. Hartl und dem Gebetshaus kommt hierbei eine Scharnierfunktion zwischen der neo-charismatischen Bewegung und der katholischen Kirche zu ….
UNUM24 folgt dem bewährten Konzept einer Mischung aus emotionalisierter Konzertatmosphäre mit … Bands wie z.B. Bethel Music, Upperroom, O’Bros und Hillsong Deutschland …

Schwappt die fundamentalistische Hetze gegen LGBTQI+, für die insbesondere der Hauptredner Bill Johnson bekannt ist, auf die Teilnehmer:innen über? Besteht gar die Möglichkeit, dass es zu Übergriffen auf Besucher:innen des CSD kommt?"


Philipp Greifenstein (13. JUNI 2024, freier Journalist, Falsche Propheten an der Isar? Die Eule, eulemagazin.de/falsche-propheten-unum24-hartl-bilz-muenchen-csd, Abgerufen am 21.06.2024)

UNUM24 | Olympiahalle München (23.06.2024)
Copyright 2024 by Jordan Stiftung,  unum24.de/pressebereich, abgerufen am 26.06.2024

 

 

"War die UNUM-Konferenz menschenfeindlich? Enthielt Sie rechtes Gedankengut? Waren hier Nationalisten am Werk? Nach dem Besuch der Konferenz lässt sich sagen: Was für absurde Vorwürfe! Hier wurde weder dem Hass gefrönt noch ein politischer Umsturz vorbereitet. Die UNUM-Kritiker betrieben eine perfide Form des Rufmords.

Was war die UNUM? Am ehesten eine Phänomenta des charismatischen Glaubens. Man konnte hier die Stärken wie die Schwächen der Bewegung erleben.

Ihre Stärken: Leidenschaft, Feierfreude und Glaubenszuversicht, die Betonung von Gebet, der Wunsch nach Versöhnung und Einheit.

Ihre Schwächen: Die Neigung, durch vollmundige Proklamationen Erweckung herbeiführen zu wollen; die Sucht nach Superlativen sowie die Fixierung auf Wunder und Heilung bei weitgehendem Verzicht auf theologische Tiefe."


idea | Karsten Huhn (24.06.2024, IDEA-Hauptstadtkorrespondent, Theologe, Betriebswirt, Eine Phänomenta des charismatischen Glaubens,  Kommentar zur Glaubenskonferenz „UNUM24“, idea.de/artikel/eine-phaenomenta-des-charismatischen-glaubens, abgerufen am 25.06.2024)

„Das einzig Attraktive an der Kirche ist Jesus.” Doch in den Kirchen wird oft über „alles Mögliche, aber nicht über Gott” geredet. Die Kirchen müssen wieder dafür bekannt werden, dass es dort um Jesus geht.

„Es ist schon merkwürdig, dass es etwas Besonderes ist, wenn unterschiedliche Christen auf einer Konferenz [UNUM24] in Einheit zusammenkommen.“ Im Fußball hingegen ist es nicht verwunderlich, wenn alle Fans einer Mannschaft gemeinsam klatschen. Genau so sollten Christen „alle im Team Jesus” sein.

Einheit beginnt immer mit Versöhnung – mit Gott, mit sich selbst und auch mit anderen ... Der „Dienst zur Versöhnung”, zu dem Paulus in 2. Korinther 5,11 aufruft, ist eine der zentralen Aufgaben von Christen. Diese Versöhnung untereinander ermöglicht es erst, mit Hilfe des Heiligen Geistes in und trotz aller Verschiedenheit Einheit als Christen zu leben.

Dr. Johannes Hartl | Vgl.: IDEA (21.06.2024, Philosoph, kath. Theologe, Gründer Gebetshaus Augsburg, Auftaktveranstaltung UNUM24 München, UNUM ist gestartet: „Alle im Team Jesus“, Vgl.: idea.de/artikel/unum-ist-gestartet-alle-im-team-jesus, Abgerufen am 21.06.2024)

Johannes_Hartl

Dr. Johannes Hartl | UNUM24 | Olympiahalle München (2024)

Copyright 2024 by Jordan Stiftung,  unum24.de/pressebereich, abgerufen 26.06.2024

 

 

"Mitreißende Gottesdienste, die eher wie Pop-Konzerte oder Karaoke Veranstaltung sind. Volle Kirchen mit vielen jungen Menschen. Viele Emotionen beim Worship, also der Anbetung Gottes. Das ist das Erfolgsrezept vieler Freikirchen und insbesondere der charismatischen Bewegung.

Die großen Amtskirchen, die evangelische und die römisch-katholische schauen wohl mit etwas Neid auf diese Art der Gottesdienste. In Zeiten von massiven Kirchenaustritten. Sie ringen aber auch damit, wie sie mit den oft sehr konservativen, teils auch fundamentalistischen Ansichten umgehen sollen, die in einigen Freikirchen vertreten werden.

Diese Spannung zeigt sich jetzt auch beim charismatischen Glaubenskongress UNUM24, der gerade in München mit mehreren Tausendbesuchern stattfindet. Michael Watzke, Landeskorrespondent für Bayern, war gestern Abend für „Tag für Tag“ bei der Eröffnung. Herr Watzke, wie mitreißend war es denn? Ich tue mir schwer, mich einzulassen auf diese charismatische Stimmung, die dort herrscht, … wie ein großes Hip-Hop-Konzert … 

Es ist ein bisschen wie Kirchentag auf Speed, finde ich. …

Ich persönlich stand immer außerhalb und kann das nicht so richtig nachvollziehen. ... Die Kirchen schauen schon mit einem gewissen Neid auf diese Veranstaltungen, denn die sind cool. Die Bands, die dort auftreten, die machen tolle Musik, die erreichen viele junge Menschen. Das würden die großen Kirchen auch gerne tun. …

Der Kongress geht ja noch das ganze Wochenende und überschneidet sich damit auch mit dem Christopher Street Day in München. Die Initiative „Out in Church“ hat jetzt sogar vor möglichen Übergriffen gewarnt. Herr Watzke, wie schätzen Sie das ein, ist damit zu rechnen, dass da jetzt am Wochenende pöbelnde Evangelikale am Rand stehen werden?  


Nein, das glaube ich wirklich nicht. So habe ich die Atmosphäre gestern nicht eingeschätzt. Das würde mich sehr überraschen. Ich glaube, es war tatsächlich ein Zufall, dass diese beiden Veranstaltungen, der CSD in München und diese Unum Konferenz, gleichzeitig stattfinden. …

Ich habe schon den Eindruck, dass es Teilnehmer gibt, die einen Dialog wollen. Aber ob das ein Dialog auf Augenhöhe ist, weil man auch Schwule und Lesben als Menschen anerkennt, die genauso an Gott glauben können, wie es andere tun. Das ist eine schwere Frage. Die wird an diesem Wochenende in München vielleicht beantwortet oder auch nicht beantwortet werden."


Deutschlandfunk | Luisa Meyer (Redakteurin für Religion und Gesellschaft Deutschlandfunk) | Michael Watzke (Landeskorrespondent Bayern für den Deutschlandfunk) (21. Juni 2024, Tag für Tag. Aus Religion und Gesellschaft, Fundamentalisten-Kongress in München? Kritik an charismatischer Glaubenskonferenz, Deutschlandradio ab 09:35 Uhr, 21. Juni 2024)

 


"Was heißt das denn überhaupt, UNUM? UNUM steht für Einheit, für die Einheit der Kirche. … Die Veranstalter wollen, dass alle Kirchen, die evangelische, die katholische, auch Freikirchen, dort gemeinsam beten, also quasi eine große Ökumene. …


Was war da los? Das war so wie bei einem Popkonzert mit ganz vielen Scheinwerfern und mit einem riesigen leuchtenden Kreuz. Und dort sind im Wechsel Musikgruppen aufgetreten oder Redner, Prediger. … Das klingt doch alles so, als sollte man da eigentlich mal reingeschaut haben. Warum ist denn dieser Kongresse umstritten?


Also, wer da gestern war, der kann das gar nicht nachvollziehen, warum das umstritten ist. Denn ja, es hat ja so eine bisschen so eine Kirchentagsatmosphäre. Aber Bill Johnson, der nicht einer, sondern der Redner des heutigen und morgigen und überhaupt der gesamten Veranstaltung ist - der leitende Pastor, der Bethel Church in Reading, ist ein Prediger, der zum Beispiel in Amerika Donald Trump unterstützt. … 
Er ist jemand, der … umstritten ist. Homosexualität beispielsweise ist für Bill Johnson eine Sünde, etwas das Gott nicht will und das man verändern müsse. Und das ist eine Person, an der sich viele nicht nur reiben, sondern die viele ablehnen.

Übrigens war mein Eindruck, auch bei der Veranstaltung. Da sind nicht alle wirklich einverstanden oder glücklich damit, dass Bill Johnson der Hauptredner ist. Aber sie sind trotzdem hingegangen …

Zwei deutsche Bischöfe sind auch dabei. Zum einen Tobias Bilz von der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsen, der andere, Bischof Heinrich Timmerevers, vom Bistum Dresden-Meißen, das ist von der katholischen Kirche.
Wie finden die Kirchen das denn? Die beobachten das Ganze interessiert, glaube ich, denn sie merken, dass dann eine Stimmung entsteht, auch so eine ökumenische Stimmung, die sie in den anderen Kirchen oder den bisherigen Kirchen nicht mehr so haben. Das heißt, sie möchten das schon nicht verpassen, aber sie sind noch abwarten. Und da habe ich in Eindruck, sind diese beide Bischöfen so ein bisschen diejenigen, die den Kontakt halten sollen. Aber so richtig an Bord sind die großen Kirchen, die evangelische und katholische bisher nicht."


Deutschlandfunk Kultur | Michael Watzke (21. Juni 2024, Landeskorrespondent Bayern für den Deutschlandfunk, Studio 9, Unum 24 – eine umstrittene Glaubensveranstaltung, Deutschlandradio ab 07:10 Uhr, 21. Juni 2024)

UNUM24

UNUM24 | Olympiahalle München (23.06.2024)

Copyright 2024 by Jordan Stiftung,  unum24.de/pressebereich, abgerufen am 26.06.2024

"Nachdem ich im März 2009 acht Abende bei ProChrist in der Chemnitz-Arena gesprochen hatte, interviewte mich ein Journalist einer öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalt. Seine erste Frage: "Wie stehen Sie zur Homosexualität?"

Ich hatte acht Abende lang mit keiner Silbe darüber gesprochen. Es war einfach nicht mein Thema als Evangelist. Ich sagte das dem Journalisten und fragte, warum er mir diese fragestelle. "Weil damit die Veränderung der Gesellschaft zusammenhängt", antwortete er mir sinngemäß."

Pfarrer Ulrich Parzany (8. November 2017, Theologe, Leiter und Redner von ProChrist e.V., 1984 - 2005 Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland, 1987 - 2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz, 2002 - 2005 Leiter Lausanner Bewegung Deutschland, Was nun, Kirche?: Ein großes Schiff in Gefahr, SCM Hänssler; 3. Edition | 2017)

 

 

"Recherchen im Internet zeigen, dass es sich bei 'Pro Christ' um eine Veranstaltung mit eindeutig missionarischer Zielstellung und mit Bezug auf Homosexualität um grundgesetzwidrige Positionen handelt."

Fraktion DIE LINKE. Chemnitz (24. März 2009, Hubert Gintschel, Fraktionsvorsitzender der Ratsfraktion „Die Linke“ in Chemnitz, Anfrage an den Stadtrat der Stadt Chemnitz vom 24. März 2009, www.pro-medienmagazin.de, www.freiepresse.de)


"Wer gegen islamischen Fundamentalismus mit allen Mitteln des Rechtsstaates vorgehen will, muss das auch gegen christlichen Fundamentalismus tun."

Jennifer Becke (30.10.2006, Sprecherin der Jusos, Gießen. Jungsozialistinnen und Jungsozialisten in der SPD, Jusos protestieren gegen christliche Bekenntnisschule, www.idea.de)

 

 

"Niemand urteilt schärfer als der Ungebildete; er kennt weder Gründe noch Gegengründe und glaubt sich immer im Recht."

Anselm Friedrich Feuerbach (1878, deutscher Maler, Ein Vermächtnis von Anselm Feuerbach. Herausgegeben von Henriette Feuerbach, Deutsche Buch-Gemeinschaft, Berlin: 1878, S. 271)

 


"Zählt man etwa die Attentate und Gewaltakte, die in den USA aus christlich deklarierter Motivation in den letzten ein, zwei Jahrzehnten verübt worden sind (nicht nur gegen Abtreibungskliniken und -ärzte), so kann man durchaus zu dem Ergebnis kommen, dass dieser religiöse Terrorismus es in der Summe mit dem 9/11-Anschlag aufnehmen kann."

Prof. Dr. h.c. Robert Leicht (17.09.2007, 1997 bis 2003 Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin, Christlicher Fundamentalismus ist nicht besser als islamischer, Der Tagesspiegel)

 

"Der ehemalige Chefredakteur der ZEIT und Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin [Robert Leicht] schrieb für den Berliner Tagesspiegel einen Diskussion, in dem er den islamischen Fundamentalismus mit dem christlichen verglich. ... Leicht nennt keine Fälle (bis auf die Gewaltakte gegen Abtreibungsärzte) und keine Zahlen, und deswegen müssen wir uns auf sein Wort verlassen. Ein ehemaliges Ratsmitglied der EKD lügt nicht.

“In der Summe” kann es also der christlich-religiöse Terrorismus mit dem islamischen aufnehmen. Das entspricht auch unserer Alltagserfahrung. ...

Die Geiselnahmen unschuldiger Pilger und Touristen durch christliche Terroristen, die ihre Opfer erst mit Weihwasser foltern, bevor sie ihnen die Kehlen durchschneiden; die Selbstmordattentate vor Striptease-Lokalen, bei denen die Täter “Im Namen Jesu, des Allmächtigen!” rufen, bevor sie die Leine ziehen. “In der Summe” kommt da was zusammen."

Henryk M. Broder (18.09.2007, Journalist, Die Freiheit des Robert Leicht)

 


"Christlicher Fundamentalismus ist nicht besser als islamischer. ...

Das Problem ... ist, dass die Religion – obwohl ihre Freiheit im Grundgesetz geschützt ist – durchaus zum Problem für den freiheitlichen Staat werden kann. Schon für die Vergangenheit, gerade auch für die christliche, galt der Doppelsatz: Nie kann die Freiheit die Religion beschädigen, sehr wohl aber die Religion die Freiheit.
Nun sehen wir: Dieser Satz kann auch für die Zukunft gelten – auch hier nicht nur für islamischen, sondern durchaus auch für christlichen Fundamentalismus."

Prof. Dr. h.c. Robert Leicht (17. September 2007, 1997 bis 2003 Ratsmitglied der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präsident der Evangelischen Akademie zu Berlin, Christlicher Fundamentalismus ist nicht besser als islamischer, Der Tagesspiegel)

 

Dr. Margot Käßmann: "Fundamentalismus ist immer ein Problem." ...

Alice Schwarzer: "Sie sehen den christlichen Fundamentalismus also nicht minder kritisch wie den islamischen?"

Dr. Margot Käßmann: "Selbstverständlich! Aber in Europa sind die christlichen Fundamentalisten in einer absoluten Minderheit. ... In Europa gibt es die weltweit liberalsten Christinnen und Christen."

Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann (Mai 2005, Botschafterin des Rates der EKD für das Reformationsjubiläum 2017, 2009-2010 Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), 1999–2010 Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover, Interviewerin Alice Schwarzer, Margot Käßmann. Keine Lust, mich zu verstellen, EMMA 3/2005)

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Prof. Dr. Slavoj Zizek, Philosoph (2019)

Golden Drum Award 2019 Slavoj Zizek Photo Ziga Intihar (1)“ izenziert unter CC BY-ND 4.0.

 

 

"Das Verbot, sich leidenschaftlich zu seinem Glauben zu bekennen, erklärt, warum „Kultur“ zu einer zentralen lebensweltlichen Kategorie geworden ist. Religion ist erlaubt – aber nicht als eine substanzielle Lebensweise, sondern als „Kultur“ und Lifestyle-Phänomen.

Was sie legitimiert, ist nicht ihr innerer Wahrheitsanspruch, sondern die Art, wie sie uns den Ausdruck innerster Gefühle erlaubt. Wir müssen nicht mehr „wirklich gläubig sein“, solange wir bloß (einige) religiöse Rituale und Sitten befolgen. Sogar die Religionen selbst, von der New-Age-Spiritualität bis zum Hedonismus des Dalai Lama, bedienen inzwischen den postmodernen Vergnügungshunger,  die Religion als „Kultur“.

Vielleicht ist „Kultur“ der Name für all jene Dinge, die wir praktizieren, ohne wirklich an sie zu glauben, ohne sie „ernst zu nehmen“. Ist das nicht auch der Grund dafür, warum wir fundamentalistische Gläubige als kulturfeindliche „Barbaren“ abtun – nur deshalb, weil sie es wagen, ihre Überzeugungen ernst zu nehmen?" …

Wir kennen eine Reihe von Produkten, deren schädigende Eigenschaft neutralisiert wurde: Kaffee ohne Koffein, Sahne ohne Fett, Bier ohne Alkohol. Die Liste ließe sich fortsetzen … Auch die liberale und tolerante Einstellung gegenüber anderen Menschen gehört in dieses Bild, die Forderung nach Offenheit gegenüber seinem Anderssein bei gleichzeitig obsessiver Angst vor Belästigung: Der andere ist einem recht, solange er nicht wirklich anders ist."

Prof. Dr. Slavoj Zizek, Philosoph, Institut für Philosophie Universität Ljubljana, Direktor Birkbeck Institute for the Humanities der Universität London, Professor für Philosophie u. Psychoanalyse European Graduate School und Global Distinguished, Professor für Germanistik New York University.

Žižek, S. (2004, März 11). Gefährlicher Glaube: Die westliche Toleranz verfehlt das Wesen der Religion. DIE ZEIT, Nr. 12.

"Was geschieht in einer Kirche, zu der man automatisch gehört, in der die Religion geerbt, aber nicht gewählt wurde? …  

Aus einer radikalen Bewegung der Nachfolge Christi, wurde eine angepasste Staatskirche, aus dem Glauben, der in der totalen Hingabe an den Auferstandenen bestand, wurde eine opportunistische Staatsreligion. … Ein oberflächliches Minimalchristentum wurde zum Normalchristentum, der halbherzige Durchschnitt zum Standard. …

Die Volkskirche sieht sich unter Druck, den Glauben für alle akzeptabel zu machen und anzugleichen an einen allgemein gebilligten Standard. Dieser religiöse Populismus findet in der EKD seine Umsetzung darin, dass man alles das über Bord werfen möchte, was in einer säkularen Gesellschaft auf Ablehnung stoßen könnte. Was den Kuschelkurs mit der Gesellschaft stört, wird wegreformiert oder uminterpretiert, damit möglichst niemand mehr Anstoß nimmt.

 

Die Frage ist nur: Wird die Kirche dadurch ihrem Auftrag besser gerecht, Jüngergemeinde Jesu zu bauen und die Mission Gottes in dieser Welt voran zu bringen? Das Resultat der Anpassung ist ein weichgespültes Evangelium und eine profillose Kirche. Die Logik dahinter: Je geringer die Unterschiede zur Gesellschaft, um so eher werden uns die Leute die Treue halten. Dennoch verstärkt sich der Trend zum Kirchenaustritt. Die Logik geht nicht auf. Der Nivellierungskurs führt zu einer Banalisierung des Glaubens.

 

Kaum einer weiß noch, wofür die evangelische Kirche eigentlich steht - außer natürlich für das, wofür auch der gesellschaftliche Mainstream steht. Aber dafür braucht es keine Kirche. Wer in der Kirche auf Anpassung setzt, schafft sie ab. Die Kirche verliert ihr Alleinstellungsmerkmal als Sozialgestalt gewordene Einladung zum Heil in Christus, ihre Berufung als Gegenmodell zur Welt, ihr Profil als Familie Gottes, ihre Bestimmung, Licht und Salz der Welt zu sein. Eine an die Allgemeinheit angepasste Kirche produziert Langeweile und Gleichgültigkeit. …


Wie können sich auch die mit einem individualisierten »Glauben light« bei uns heimisch fühlen? Die Antwort liegt auf der Hand. Man senkt die Preise. Man formatiert den Glauben neu. Man passt ihn an das an, was die Leute bejahen können.

Genau diese Konsequenz zieht Klaus-Peter Jörns in seinem 2004 erschienen Buch »Notwendige Abschiede: Auf dem Weg zu einem glaubwürdigen Christentum«. Darin entwirft er ein Christentum der Zukunft und entsorgt alles, was für den volkskirchlichen Skeptiker fragwürdig ist: Offenbarung, Sünde, Sündenfall, Sühnetod Jesu, Heiligkeit der Bibel, Einzigartigkeit Jesu, Erlösungsglaube, Erwählung zum Volk Gottes.

Um die Glaubwürdigkeit des Christentums zu erhalten, will Jörns die Distanz überwinden zwischen dem, was die Leute wirklich glauben und dem, was die traditionellen Inhalte sind.

 

Das Problem ist nur: Der kühne Entwurf von Jörns ist gar kein Christentum mehr. Es ist die letzte Phase einer sterbenden Religion. …

Christsein in Deutschland heißt, dass man formal zu einer Kirche gehört, aber zumeist mit den Glaubensinhalten nichts anzufangen weiß und auch den Glauben kaum praktiziert. … Die Gemeinden können zwar rein statistisch auf viele Tausend Mitglieder verweisen, aber die meisten davon sind völlig inaktiv und betrachten Kirche vor allem als Dienstleister an bestimmten Eckpunkten des Lebens. …

Dr. Johannes Hartl, katholischer Theologe und Gründer des Gebetshauses Augsburg, schrieb in einem Facebook-post: »Es gibt genau eine Sache, die die Kirche attraktiv macht: die Gegenwart Gottes. In allem anderen sind politische Parteien, Rockkonzerte oder Erlebnisparks besser.«“ …

Ich sehe im Niedergang des Systems Volkskirche, der sicher ein schmerzhafter Prozess ist, die enorme Chance, dass Kirche wieder das werden kann, wozu sie berufen ist: eine Kontrastgesellschaft zur Bürgergesellschaft, ein göttlicher Gegenentwurf zur Welt, eine Einladung Christi, Gottes Alternative zu leben. ...

 

Eine neue Ära bricht für die Kirchen in Europa an. Die privilegierte Stellung der klassischen Großkirchen und überhaupt des Christentums auf diesem Kontinent wird Schritt für Schritt abnehmen. Das bedeutet, wir müssen opferbereiter, vollmächtiger, glaubwürdiger, geistinspirierter Gemeinde bauen.

Wir können uns nicht mehr verlassen auf Gelder, staatliche Subventionen, Privilegien. Aber der weltweite Aufbruch des Christentums zeigt, dass Gemeinden unter anderen Bedingungen – ohne Staatsleistungen, ohne die schönsten Gebäude in den besten Lagen der Stadt, ohne sichere Gehälter der Pastoren, ohne dicke Listen mit tausenden von inaktiven Gemeindemitgliedern – effektiver und dynamischer arbeiten als hierzulande."

Pfarrer Alexander Garth (9. September 2021, Berliner Stadtmission, Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig) 

Kirchenbesuch

Copyright Thomas Plaßmann

 

F.A.Z.: "Bischof Huber, mangelt es der Kirche hierzulande an einer gewissen Leidenschaft im Glauben, die anderswo, in China oder Südamerika, vorgelebt wird?"

Bischof Huber: "Der Protestantismus, den ich in China und Südamerika erlebt habe, ist zu einem guten Stück eine Religion ohne Aufklärung." 

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2007, Februar 23). Evangelische Kirche. Wir wollen, dass die Gottesdienste noch besser werden. Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 46, S. 42.

 


DS: "Während die Pfingstkirchen wachsen, stagnieren die klassischen Kirchen wie die Lutheraner oder nehmen sogar ab. Sie sind anders als die Pfingstler von der Aufklärung geprägt und nehmen die Bibel nicht wörtlich, sondern interpretieren sie historisch-kritisch. War es ein Irrweg, dass sich die evangelischen Kirchen für die Aufklärung geöffnet haben und die Bibel historisch-kritisch interpretieren und erklären?"

Bischöfin Käßmann: "Ich bin überzeugt, dass die Pfingstkirchen wie die anderen Kirchen Afrikas und die orthodoxen Kirchen die Aufklärung noch vor sich haben."  

Altbischöfin Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, 2009-2010 Ratsvorsitzende der EKD, 1999–2010 Bischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover.

Käßmann, M. (2000, April 21). DS - Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt (Nr. 16/2000).

 

"Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat sich kritisch über die gegenwärtige Annäherung zwischen Vatikan und orthodoxer Kirche geäußert.

Es gebe in beiden Kirchen eine unterschiedlich stark ausgeprägte Tendenz, eine Gestalt des christlichen Glaubens zu leben, "die mit der Aufklärung nichts zu tun hat", sagte der Berliner Bischof am Samstag im NDR-Hörfunk (Hamburg)."  

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2006, Dezember 30). Bischof Huber kritisch zur Annäherung zwischen Vatikan und Orthodoxie - Kardinal Lehmann weist Bedenken zurück. domradio.de. Abgerufen am 13.08.2024, von domradio.de/artikel/bischof-huber-kritisch-zur-annaeherung-zwischen-vatikan-und-orthodoxie-kardinal-lehmann

"Insgesamt ... bedeutet das päpstliche Jesusbuch [Ratzinger, J. (2007). Jesus von Nazareth. Herder.] eine Rückkehr zu einem Jesusverständnis, das hinter die Aufklärung zurückführt" 

Prof. Dr. theol. Werner Zager. Goethe-Universität Frankfurt am Main, Neues Testament am FB Evangelische Theologie. Präsident des Bundes für Freies Christentum.

Zager, W. (2007, Dezember). Wer war Jesus wirklich? Deutsches Pfarrerblatt, Heft 12, S. 650/651.

 


"Die Protestanten haben aber weithin seit der Aufklärung das verlassen, wofür sie einst bereit waren zu sterben: Die Bibel wird nicht mehr als Gottes Wort verstanden, sondern nur noch als religionsgeschichtliches Zeugnis der Antike."

Dr. theol. Friedhelm Jung (4. Januar 2007, Theologe, Was ist evangelikal?, CV Dillenburg, 2007, S. 9)


"Glaubt, was ihr für glaubwürdig und wahr haltet, aber bleibt kritisch."

Pfarrer Friedrich Schorlemmer (25.04.2004, Speyerer Protokolle: Der Protestantismus als Kritik und Gestaltung, Symposium und Gottesdienst zum 475-jährigen Protestationsjubiläum, 24./25. April 2004 Speyer, hg.v. Ev. Akademie der Pfalz)

 


"Es gehört zu den Kernbehauptungen zumindest aller christlichen Fundamentalisten, dass man die Wahrheit mit absoluter Geltung gefunden hat. Von da aus geschieht direkte, distanzlose Berufung auf biblische Sätze in konkreten Lebenssituationen."

Prof. Dr. Hans-Günter Heimbrock, 1990-2013 Professor für Praktische Theologie am Fachbereich Evangelische Theologie der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

Heimbrock, H. G. (2005, Juli 1). Wahrheit – Lebensform – Subjekt. Praktisch-theologische Anmerkungen zu christlichen Fundamentalismen - Wahrheit im Fundamentalismus? In S. Alkier, H. Deuser, & G. Linde (Hg.), Religiöser Fundamentalismus. Analysen und Kritiken. Tübingen: Francke.

 


"Fundamentalismus heißt nicht, einen Wahrheitsanspruch zu haben. Dann gäbe es auf dieser Welt fast nur Fundamentalisten ...

Ein Mensch, der irgendetwas für absolut richtig oder falsch hält, wird dadurch nicht gefährlich. Ein Problem wird er für die Gesellschaft erst, wenn er daraus ableitet, dass er andere zwingen darf, dasselbe zu glauben, dasselbe zu tun, und dass die ganze Gesellschaft so zu funktionieren hat, wie er es für richtig hält."  

Prof. Dr. theol. Dr. phil. Thomas Schirrmacher (29. August 2012, Vorsitzender der Theologischen Kommission der Weltweiten Evangelischen Allianz, Deutschland: CSU-Kongress: Christenverfolgung im 21. Jahrhundert, www.ead.de/nachrichten)

"Was an der Fundamentalismusdiskussion indes bedenklich stimmt, ist eine oft geradezu irrationale Angst vor jeder Art von unbedingten Wahrheitsansprüchen und Glaubensgewissheiten. Als Gefahr für die liberale Gesellschaft gilt vielfach nicht nur, wer dem anderen seine Überzeugungen aufzwingen will, sondern schon, wer überhaupt welche hat.

Der Papst ist offenbar ein besonders schwerer Fall."

Jan Ross (September 2001, Redakteur der ZEIT, Glaubenswahn. Was ist Fundamentalismus? DIE ZEIT - Nr. 40, 2001, Aktualisiert am 4. September 2006, in: zeit.de/2001/40/200140_fundamentalismus.xml, Abgerufen 2002)

Erzbischof Kardinal Georg Sterzinsky u. Bischof Dr. Wolfgang Huber (2007)

File: Rosenkranz-Basilika Sterzinsky Huber.jpg von Jörg-Johannes Heidrich, Berlin ist markiert mit CC0 1.0.

 


"Nicht der Anschluss an fundamentalistische Wahrheiten, sondern eine aufgeklärte religiöse Identität ist das Ziel." 

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2004, Juni 9). Religion und Politik in Deutschland und den USA - ein Vergleich. Vortrag gehalten bei der Atlantik-Brücke in Berlin. ekd.de/vortraege.htm, Abgerufen am 16.09.2024, von ekd.de/religionen-konfessionen/vortraege/040609_huber_religion_politik.html


"Man sollte sich angewöhnen, zwischen gläubig und religiös zu unterscheiden.

Wer gläubig ist, glaubt an ... Jesu... in der Grippen und am Kreuz, an die Auferstehung und die Unbefleckte Empfängnis Mariens. Das ist ein echter Märchenwald.

Ein religiöser Mensch hält es mit Kant, Goethe, Schiller: Er hält fest an Gott, der Unsterblichkeit und der Glückseligkeit."

Prof. Dr. Erwin Leibfried (04.06.2007, Institut für Neuere Deutsche Literatur, Justus-Liebig-Universität Giessen, DER SPIEGEL Nr.23/4.6.07, Seite 6)
 

"In der philosophischen Tradition wurde vorrangig die Vorstellung von der Unsterblichkeit der Seele verhandelt. Kant zählt deshalb die Unsterblichkeit – neben Gott und der Freiheit – zu den großen Themen der Metaphysik. ...

Wenn ein Theologe sich mit Kant beschäftigt, dann bejaht er das Ziel: die Frage nach Gott mit der Klarheit der Vernunft zu verbinden."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2004, Februar 12). Unsterblichkeit und Würde. Kant zu Ehren. St. Michaelis zu Hamburg auf Einladung der Patriotischen Gesellschaft von 1765 und der ZEIT-Stiftung. ekd.de/vortraege.htm, Abgerufen am 16.09.2024, von ekd.de/030216_huber_kant.html

 


"Das Argument des EKD-Ratsvorsitzenden [Wolfgang Huber], der Philosoph [Immanuel Kant] habe Vernunft und Glauben nicht auseinander gerissen, sondern einen Weg dazu gebahnt „dass der Gottesgedanke auch vor dem Forum der philosophischen Vernunft Bestand haben könne“ unterschlage, dass bei Kant nur noch ein schemenhafter Gottesgedanke übrig bleibe, „der gerade noch zur Unterscheidung von blankem Atheismus taugt“."

Die Tagespost (20.09.2007, Wider das kränkelnde abendländische Denken, Tagung in Schloss Spindlhof über Erwiderungen deutscher Gelehrter auf die Regensburger Vorlesung)


"Nicht darin, dass er [Immanuel Kant] die Gottesfrage zu Ende gebracht, sondern darin, dass er sie offen gehalten hat, liegt sein großes Verdienst."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2004, Februar 12). Unsterblichkeit und Würde. Kant zu Ehren. St. Michaelis zu Hamburg auf Einladung der Patriotischen Gesellschaft von 1765 und der ZEIT-Stiftung. ekd.de/vortraege.htm, Abgerufen am 16.09.2024, von ekd.de/030216_huber_kant.html

 

"Kant ist der Ehrentitel »Philosoph des Protestantismus« verliehen worden - wobei zu fragen wäre, ob das für den Protestantismus oder für Kant oder für beide ehrenhaft ist. Wie dem auch sei - kein philosophisches Denken der Neuzeit, genauer: der Moderne dürfte auf die Theologie des Neuprotestantismus im 19. und 20. Jahrhundert nachhaltiger gewirkt haben als das Kants."

Prof. Dr. Falk Wagner (Januar 1985, Aspekte der Rezeption Kantischer Metaphysik - Kritik in der evangelischen Theologie des 19. und 20. Jahrhunderts, Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie. Band 27, Heft 1, S. 25)

 

​​

"Kant ... nach meiner Überzeugung ... der Philosoph des Protestantismus."

Bischof Prof. Dr. Wolfgang Huber (12.02.2004, 2003 - 2009 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD, Unsterblichkeit und Würde. Kant zu Ehren, St. Michaelis zu Hamburg auf Einladung der Patriotischen Gesellschaft von 1765 und der ZEIT-Stiftung)

 


"Wir müssen so glauben, als wenn es Gott nicht gäbe."

Pfarrer Dr. Dietrich Bonhoeffer, evangelisch-lutherischer Theologe, Vertreter der Bekennenden Kirche und Beteiligter am Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Bonhoeffer, D. (1944). Gefängnis Berlin-Tegel. In Winklehner, H., Predigt zum Dreifaltigkeitssonntag – LJ A. Abgerufen am 12.08.2024, von franz-sales-verlag.de/fsvwiki/index.php/Lexikon/Dreifaltigkeitssonntag-LJA | Vgl.: Bonhoeffer, D., Widerstand und Ergebung: Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft. Chr. Kaiser Verlag 1951.


"Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht."

​Pfarrer Dr. Dietrich Bonhoeffer, evangelisch-lutherischer Theologe, Vertreter der Bekennenden Kirche und Beteiligter am Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

​Bonhoeffer, D. (1931). Akt und Sein. Transzendentalphilosophie und Ontologie in der systematischen Theologie (Habilitationsschrift). München: Christian Kaiser Verlag. (Neuausgabe 2006, S. 68).

​"Dieser Satz ["Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht."], der von dem Theologen Dietrich Bonhoeffer geschrieben wurde, drückt keinen grundsätzlichen Zweifel an der Existenz Gottes aus, sondern weist auf die Unverfügbarkeit Gottes hin. Gott ist immer noch mehr und anders, als wir ihn denken können. Er lässt sich nicht ganz genau beschreiben wie ein Gegenstand oder ein konkretes Wesen.
Dennoch ist es notwendig, immer wieder darüber nachzudenken und zu sprechen, wer Gott für uns ist."

Daniela Fellner-Beer, röm.-kath. Pädagogin.


Fellner-Beer, D. (2017). IBB – Institut für Bildung und Beratung, Verein „Kärntner Elementarbildung“ e.V. Klagenfurt, Österreich. Abgerufen am 12.08.2024, von moodle.ibb-bildung-beratung.at/moodle/course/view.php?id=851

 

"Doch wie ist Gott? Und wer könnte den Anspruch erheben, das zu wissen? Wäre, falls es Gott gäbe, »Wissen« um Gott überhaupt möglich? Und falls möglich: Wäre es aussagbar? Und gäbe es dann überhaupt so etwas wie eine »richtige« Beschreibung Gottes oder hätte nicht jeder seine eigene Version? …

 

Wem schenken wir Glauben? Wem trauen wir zu, uns Auskunft über Gott zu geben? … Oder hören wir auf die Stimme des Einzigen, dessen Anspruch, Gottes Wort zu sein, durch seine historische Auferstehung aus den Toten legitimierte? … Er ist der Gott der Bibel … er ist nach christlichem Verständnis der einzig wahre Gott. … In Jesus Christus ist Gott Mensch geworden. ...

Das Glas wird bersten. Der Sturm wird kommen. Kein Fenster hält mehr stand. Und jede Straße, die ich gehe, mündet unweigerlich in eine Küste. Jedes Land grenzt an den grenzenlosen Ozean. Wie lange noch davonlaufen? ...
 

Wofür lebst denn du? Um welchen Preis rennst du?"

Dr. Johannes Hartl, Philosoph, römisch-katholischer Theologe, Buchautor, Gründer des Gebetshauses Augsburg.

Hartl, J. (2021). Gott ungezähmt: Raus aus der spirituellen Komfortzone. Verlag Herder.

 


"An den theologischen Fakultäten deutscher Universitäten ist immer noch eine Methode Standard, die ein historistisches, reduktives Weltbild als Denkvoraussetzung für die Erforschung der Bibel setzt: die historisch kritische Methode. …
So kann man in einem Arbeitsbuch für Studenten von 2004 den Satz lesen: »Die biblischen Texte werden methodisch nicht anders behandelt als andere literarische Zeugnisse, insbesondere solche der Antike«.


Durch die Übernahme dieses Arbeitsgrundsatzes, der auf unangemessenen Vorentscheidungen beruht, scheidet alles aus, was den beobachtbaren Naturgesetzen widerspricht: die Wunder wie überhaupt die in der Bibel bezeugten heilsgeschichtlichen Ereignisse bis hin zur Auferstehung Christi. …

Alles, was nicht in ein materielles Weltbild passt, das man damals für wissenschaftlich hielt, wird wegrationalisiert, zum mythologischen Beiwerk deklariert oder eigenartig uminterpretiert als Seelenzustände religiös Begabter. …

Wir haben in den europäischen Kirchen, besonders im deutschen Protestantismus, eine beschädigte Christologie als Folge einer Jahrhunderte währenden Demontage der Christologie: Jesus nicht geboren von einer Jungfrau, keine Erlösung durch seinen Tod, keine Höllenfahrt, um auch den toten Seelen die Erlösung zu verkünden, keine leibliche Auferstehung, keine Präexistenz Jesu, keine Wunder, keine Totenauferweckungen durch den in der Autorität Gottes handelnden Jesus, keine Messianität Christi, keine Gottessohnschaft und damit auch keine Dreieinigkeit Gottes. 

Und Jesus? Wer war er nun in den Augen der Demonteure? Je nach Vorliebe: ein religiös begabter Wanderprediger, ein frommer Sozialarbeiter, ein Morallehrer, ein pazifistischer Revolutionär, ein Kritiker der etablierten Religion, ein Weisheitslehrer des richtigen Weges, auf jeden Fall ein toller Typ, aber nicht der gottgesandte Erlöser. Dieser klein gemachte, auf ein bürgerlich erträgliches Maß zurechtgestutzte Jesus ist weithin der Theologenschaft gelehrt worden und prägt als Grundrauschen die kirchliche Wirklichkeit. …

Dem Protestantismus, der als alleinige Grundlage die Bibel hat, wird das Fundament entzogen. Die Konsequenz dieser Theologie heißt Atheismus."

Pfarrer Alexander Garth (9. September 2021, Untergehen oder Umkehren: Warum der christliche Glaube seine beste Zeit noch vor sich hat, Evangelische Verlagsanstalt Leipzig)

"Wenn mein Christentum nur die zufällig historisch gewachsene Gestalt eines allgemeinen religiösen Empfindens ist, dann ist es nicht mehr besonders sinnvoll, an diesen Zufällen festzuhalten und sie weiter zu pflegen. ...
Mit anderen Worten: Dann kann man das Christentum auch bleiben lassen. Auch das Religiössein kann man dann bleiben lassen. … Man kann, wenn überhaupt, nur noch auf aufgeklärte Weise religiös sein."

Christian Nürnberger (21. September 2007, Das Christentum. Was man wirklich wissen muss. Rowohlt Berlin; 1. Edition | 2007)

"Selig ohne Gott … Wir erleben einen Übergang von der Religion zur Religiosität."

Prof. Dr. Ulrich Beck (26.11.2009, Soziologe, Selig ohne Gott, stern Nr. 49, S. 60)

"Eine Wissenschaft vom christlichen Glauben ist sowenig christlich, wie die Wissenschaft vom Verbrechen verbrecherisch."

Dr. Oskar Pfister (1923, Theologe, Schweiz)

 

Man kann "gelegentlich die Tendenz beobachten, die evangelische Theologie in eine Religionswissenschaft des Christentums zu verwandeln."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2005, Oktober 27). Gute Theologie – zum Verhältnis von Theologie und Kirche. Festvortrag zum 100jährigen Jubiläum der Kirchlichen Hochschule Bethel. Abgerufen am 13.08.2024, von ekd.de/vortraege/2005/051027_huber_bethel.html

"Die Theologie betreibt freilich ihre eigene Liquidation, wenn sie sich nur noch religions- bzw. kultur-wissenschaftlich zu legitimieren versucht.

Sie beschleunigt auf diese Weise ihre Eingliederung in kulturwissenschaftliche Fachbereiche und die Auflösung eigenständiger theologischer Fakultäten. Auf »religiöse Kulturhermeneutik« (Grab) verstehen sich, wie der Philosoph Norbert Bolz feststellt, andere Disziplinen zumindest ebenso gut wie die Theologie."

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ulrich H.J. Körtner, Professor für Systematische Theologie an der Universität Wien.

Körtner, U. H. J. (2004). Was ist gute Theologie? In W. Huber (Hrsg.), Was ist gute Theologie? (S. 81). Stuttgart: Kreuz Verlag.

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ulrich H.J. Körtner (2013)

Ulrich Körtner Reformationskongress 2013.jpg von sekfeps lizenziert CC BY 2.0.

 

 


"Wenn christliche Theologie nämlich als Theologie und nicht nur als eine Kulturwissenschaft unter anderen verstanden werden soll, dann ist sie eine Wissenschaft, welche den Glauben an das „Heilshandeln“ Gottes am Menschen in der Person Jesu Christi zum Gegenstand hat und somit Glaube und Kirche für die Entfaltung ihres wissenschaftlichen Denkens voraussetzt. …

Das ist kein geringer Anspruch, aber ich fürchte, er kann nicht unterschritten werden, weil im Begriff des den Menschen zugewandten (persönlichen) Gottes „der schöpferische Ursprung aller Wirklichkeit“ mitgedacht ist. ...

Bekanntlich gehört die christliche Theologie seit mehreren Jahrhunderten zum Kernbestand der europäischen Universität. Sie scheint mir heute, erstmals in ihrer Geschichte, substantiell bedroht, weil die seit Jahren zu beobachtende Entkoppelung von Religion und Theologie ein Symptom ist für die sich aufstauende Woge der Irrationalität einerseits und einer gefühllosen Rationalität andererseits. …

Die Zugehörigkeit der Theologischen Fakultäten zur staatlichen Universität der Moderne ist dabei nicht so sehr durch Sparmaßnahmen und den Rückgang der Studentenzahlen gefährdet, als vielmehr dadurch, dass das öffentliche Interesse an ihren Forschungsergebnissen und Lehrmeinungen erlahmt, dass das interfakultative Gespräch abzureißen droht und schon weithin abgerissen ist, das über die Zeitalter hin stets kontrovers und daher lebendig geführt wurde."

Prof. Dr. Wolfgang Frühwald (16. März 2011, Literaturwissenschaftler, 1992 bis 1997 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Die Pluralisierung der Theologie oder Theologie in Universität und Gesellschaft heute, In: Erich Garhammer (Hg.) Theologie, wohin? Blicke von außen und von innen, Würzburger Theologie, Band 6 Echter Verlag Würzburg, S. 15-17)

 

"Die Vorstellung, die Theologie könne sich dadurch unentbehrlich machen, dass sie genau tut, was andere ohnehin tun, erscheint mir als verwegen.

Im Dialog mit anderen Kulturwissenschaften zeigt sich die Unentbehrlichkeit der Theologie darin, dass sie Theologie ist - nicht darin, dass sie unausgesetzt betont, sie sei eine Kulturwissenschaft. Schon vor einer Generation sah Helmut Schelsky die Falle für die Theologie darin, dass sie verdoppelt, was in anderen wissenschaftlichen Disziplinen ohnehin geschieht.

Ihren wissenschaftlichen Charakter demonstriert die Theologie gegenüber den Historikern dadurch, dass sie historisch, gegenüber den Philosophen dadurch, dass sie philosophisch, gegenüber den Soziologen dadurch, dass sie soziologisch ist.

Und gegenüber den geistigen Trends der jeweiligen Zeit möchte sie gern beweisen, dass sie auch dazu gehört. Wenn Subjektivitätstheorie modern ist, rekonstruiert man den Glauben subjektivitätstheoretisch; wenn ein cultural turn angesagt ist, wird Kulturhermeneutik hochgehalten. Wenn ein Jahr der Lebenswissenschaften ausgerufen wird, möchte man auch dabei sein.

Zeichnet »gute« Theologie sich dadurch aus, dass sie sich den jeweils aktuellen wissenschaftlichen Strömungen anschmiegt?"

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2004). Was ist gute Theologie? Stuttgart: Kreuzverlag.

 

"Was die Kirche zu politischen und gesellschaftlichen Fragen sagt, unterscheidet sich oft kaum von dem, was andere Gremien aus Politik, Wirtschaft und Kultur auch schon zu Papier gebracht hatten.

Nach dem Motto: Es ist zwar schon alles gesagt - aber noch nicht von uns."

Wolfgang Polzer (2001, Journalist, ideaSpektrum, 46/2001, S.15)

 

 

"Zum Stichwort Beliebigkeit: Da habe ich das Gefühl, da machen es sich viele ein bisschen zu einfach. Ich höre manchmal: „In der Kirche ist ja alles beliebig“. Das ist so nicht. Viele Dinge werden dort sehr ernst genommen.

Es wird zum Beispiel sehr intensiv darüber diskutiert, ob man überhaupt noch Fleisch anbietet in kirchlichen Tagungshäusern. Es wird über Tempolimit und Tierschutz und Frauenrechte und die Rechte von Transmenschen geredet.

Ich kenne in den Landeskirchen keine Menschen, die sagen würden: „Ich finde Beliebigkeit super, soll doch jeder, wie er will.“ Da müsste man vielleicht nochmal nachschärfen. Da ist mir der Begriff „Beliebigkeit“ ein bisschen zu grob."

Prof. Dr. Thorsten Dietz, Theologe u. Autor, PD Systematische Theologie Philipps-Universität Marburg, seit 2022 Erwachsenenbildung: Fokus Theologie - Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, Zürich. Hauptreferent bei Worthaus, 2005-2022 Lehrauftrag Ev. Hochschule Tabor.

Dietz, T. (2023, Juni 16). Einheit unter Christen: Dem anderen den Glauben glauben. Aufatmen, 02/2023. SCM Bundes-Verlag. Abgerufen am 22. Juni 2024, von jesus.de/glauben-leben/einheit-unter-christen-dem-anderen-den-glauben-glauben

"Wenn ich bei der Predigt am Sonntag den Eindruck habe, dass der Pastor im Augenblick dabei ist, die Erkenntnisse zu vermitteln, die er in der vergangenen Woche im Feuilleton der ‚Frankfurter Rundschau’ gelesen hat, dann spüre ich, dass er vielleicht noch die Köpfe, aber nicht mehr die Herzen seiner Gemeindeglieder erreicht. …

Die entscheidende Frage ist: Habt Ihr eine Existenzberechtigung, die sich aus Eurer Botschaft ergibt? Sagt Ihr das den Menschen auch? ... Die Boten müssen Boten bleiben!"

Altbundespräsident Johannes Rau (1994, 1999 - 2004 achter Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, Interview Rheinisches Pfarrerblatt)

"Das nehme ich der Kirche übel. Dass sie mir das Gefühl gab, das Leben eines engagierten, durchschnittsgrünen Gymnasiallehrers führen zu müssen. … Ich hatte Gott nicht so spießig kennengelernt. Ich hatte zwar keine Ahnung, was er wollte, aber er interessierte mich einfach, irgendwas band mich an ihn. Sein Gottsein. Seine Wirklichkeit. Aber was ich von ihm hörte, machte ihn zum Spießer, zum Moralapostel …


Und weil alles, was in den Predigten gesagt wurde, genauso, wenn auch mit anderen Worten, in Talkshows und sonst wo propagiert wurde, schlich sich leise, leise der Gedanke bei mir ein, dass es wirklich vollkommen überflüssig ist, sonntags in die Messe zu gehen. …

Und wenn ich die Fürbitten in der Messe hörte, sofern man sie verstand – sie wurden ja oft von Kindern vorgelesen, die eigentlich noch gar nicht lesen konnten, stark lispelten, Worte wie «Tschetschenien» nicht zu entziffern vermochten oder einfach zu klein für das Mikro waren –, bemerkte ich immer mehr, dass auch die Kirche selbst Jesus nicht wahnsinnig viel zutraute. 

«Guter Gott, viele Menschen leiden an schweren Krankheiten, schicke ihnen Menschen ans Bett, die ein gutes Wort für sie haben.»

Ich war nicht ganz doof damals. Ich wusste, dass diese Fürbitte, wenn man sie ganz ausformulierte, so ging: «Guter Gott, viele Menschen leiden an schweren Krankheiten, wir bitten dich jetzt mal nicht um das Unmögliche. Da du ja meistens eh nichts tust und die Wundergeschichten von Jesus nicht überstrapaziert werden sollten, mach wenigstens, dass nette Menschen an das Bett der Kranken kommen – es ist quasi ein Angebot, das du nicht abschlagen kannst, und uns wird niemand vorwerfen, dass wir Hoffnung verbreiten, wo es keine Hoffnung gibt – wir halten den Laden hier zusammen. Du brauchst uns. Weil wir was tun können und du nicht.»

Ich erinnere mich sogar an eines dieser grotesken Lieder, die ich singen musste: Irgend so was wie «Gott braucht deine Arme, weil er hat keine» oder so. Gott braucht deine Hände, damit er was tun kann, trallala, schubeschubedu, uh yeah. Mir leuchtete das damals sogar ein. Ich fand es total sinnvoll, so zu denken. 


Gott wurde immer kleiner."

Esther Maria Magnis, Religionswissenschaftlerin, Historikerin u. Schriftstellerin.

Magnis, E. M. (2012). Gott braucht dich nicht: Eine Bekehrung (6. Aufl., 24. Oktober 2014, S. 26 ff.). Rowohlt Verlag, Hamburg.

Jan-Fleischhauer

Jan Fleischhauer,  SPIEGEL Redakteur (2021)

Munich Transition for Tomorrow“ von Hubert Burda Media ist lizenziert unter CC BY-NC-SA 2.0.

 


"Die Selbstsäkularisierung der Protestanten strebt einem neuen Höhepunkt zu. … Die Evangelische Kirche ist in der Selbstsäkularisierung schon weit vorangekommen, muss man sagen. … Man sollte im Gegenzug nur nicht mehr erwarten, dass man weiterhin auch zu den Fragen verlässlich Auskunft bekommt, für die sie bislang das Privileg besaß - also alle, die über das Diesseits hinaus weisen."

Jan Fleischhauer, Journalist, Kolumnist u. Autor. 1989-2019 SPIEGEL Redakteur, seit 2019 Focus Kolumnist.

Fleischhauer, J. (2013, 20. Juli). S.P.O.N. - Der Schwarze Kanal: Scheidung leichtgemacht. Abgerufen am 12.08.2024, von spiegel.de/politik/deutschland/jan-fleischhauer-ueber-den-leitfaden-der-ekd-zum-thema-familie-a-906895.html


"Gott lässt sich nicht säkularisieren … Deshalb ist es ein Trugschluss, wenn die Kirche selbst auf die Säkularisierung der ihr anvertrauten Glaubensgehalte mit einer Selbstsäkularisierung antwortet, statt unter der Asche der Säkularisierung die Glut der ursprünglichen Glaubensmotive freizulegen."

Altbischof Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Huber, Ev. Theologe u. Publizist, 2003-2009 Ratsvorsitzender der EKD, 1994-2009 Bischof der EKBO.

Huber, W. (2006, April 4). Kirche der Reformation am Beginn des 21. Jahrhunderts – Eine Ortsbestimmung. Vortrag zum 450jährigen Reformationsjubiläum in Baden. ekd.de/vortraege.htm, Abgerufen am 16.09.2024, von ekd.de/060404_huber_karlsruhe.htm

 

"Gerne würde ich dieses Gottvertrauen auch an meine Kinder weitergeben. Geht aber nicht mehr, mein Kinderglaube ist weg, zu einem Erwachsenenglauben habe ich nie gefunden, für den Atheismus hat's aber auch nicht gereicht."

Christian Nürnberger (3. November 2003, Journalist, 34. Rhein. Pfarrerinnen- und Pfarrertag Bonn)